Beiträge von Bernard

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    Original von Tom
    Bitte was ist "Glauben" anderes als ein monokausaler Erklärungsansatz?


    Es ist so ziemlich alles andere ...
    Du scheinst zu unterstellen: "Jemand glaubt etwas - damit hat er eine Erklärung für alles, was in der Welt geschieht."
    Das ist selten.
    Meist ist es umgekehrt: "Jemand beobachtet die Welt - aus der Summe seiner Erkenntnisse wächst sein Glauben."


    Ich bezweifle nicht, dass Glauben naiv sein kann. Unglauben allerdings ist zwangsläufig naiv, denn er setzt eine umfassende Ignoranz wissenschaftlich erwiesener Tatsachen voraus.

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    Original von Tom
    Damit hast Du sehr schön die Ursache für Religionen und Religiösität in einem Satz zusammengefaßt.


    Monokausale Erklärungsansätze sind stets vom Hauch der Naivität umweht. Mit gleicher Berechtigung könnte man behaupten, die Ursache, warum Menschen in einem Internetforum Beiträge posten, sei die Tatsache, dass sie im echten Leben auf Grund asozialer Disposition keine Freunde hätten, mit denen sie sich austauschen könnten.
    Das mag auf eine Minderheit zutreffen. Es ist eine Ursache, aber sicher nicht die Ursache.

    Gestern kam auf RTL eine Doku, adaptiert von der BBC, "Der Klimaschwindel". Dort haben einige Professoren behauptet, dass der Mensch für den Wandel im Klima nicht verantwortlich sei. CO2 in der Atmosphäre habe keinen nachweisbaren Einfluss darauf, vielmehr sei veränderte Sonnenaktivität dafür verantwortlich, und die schwanke seit jeher. Es wurden Messreihen präsentiert, aus denen keinerlei Korrelation zwischen CO2 und Erwärmung zu erkennen war, dafür aber eine hohe Korrelation zwischen Sonnenflecken und Erderwärmung. Zudem seien vergangene Erwärmungsschübe keineswegs mit zunehmender Industialisierung synchron verlaufen, sondern in Teilen sogar gegenläufig. In Zeiten ohne jedliche Industrialisierung, beispielsweise in Perioden im Mittelalter, sei die Erde deutlich wärmer gewesen als heute. Auch das Tempo des Anstieges sei keineswegs außergewöhnlich.
    Es wurde behauptet, dass die Schlussfolgerung, der Mensch könne das Klima gar nicht beeinflussen, in Wissenschaftskreisen allgemein bekannt sei. Grund für gegenteilige Behauptungen sei der Wunsch, Fördergelder zu erlangen - jemand der sagt: "Ich forsche an einem wichtigen Problem, das die Zukunft der Menschheit beeinflusst" könne leichter finanzielle Mittel erhalten als jemand, der sagt: "Es gibt kein Problem und auf Grund des Sonnenzyklus' wird die gegenwärtig beobachtete Erwärmung auch wieder zurückgehen - ganz von allein."


    Hier das Buch eines Skeptikers, der an der anschließenden Diskussionsrunde teilnahm:

    Hach, ich muss jetzt eine Lanze für meine wilden Jugendjahre brechen:


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    Original von blaustrumpf
    Keine Schutzgelderpresser?
    Wie kommst Du denn auf die Idee? Würden die Menschen automatisch und allesamt edel, bloß weil es keinen Staat gäbe, der ihnen eins auf die Finger haute?


    Nein, aber wo kein Geld, da kein Schutzgeld. Im wörtlichen wie im erweiterten Sinne: "Geld" ist eine allgemein akzeptierte Verrechnungseinheit zum Austausch knapper Güter. Gibt es diese Verrechnungseinheit nicht, gibt es keine "transportablen Werte" - um was willst Du Dein Gegenüber dann erpressen?


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    Original von blaustrumpf
    Sklaverei hätte vielleicht einen anderen Namen, aber das Prinzip, dass Dich der Stärkere zu seinem Willen zwingt, da ihn niemand daran hindert, das bliebe ja nun wohl.


    Richtig, aber der Stärkere würde ein erheblich höheres Risiko fahren als heutzutage.
    Anekdote: In welchem Jahr der Weltgeschichte gab es die meisten Sklaven auf der Erde?
    Antwort: 2007. Die Sklaverei nimmt kontinuierlich zu, nicht ab. Das sind nicht nur Sklaven in afrikanischen Diamantenminen, nicht nur Haushatshilfen in Südamerika, die mit Eisenketten in der Küche festgebunden werden (kein Scherz!), sondern auch Osteuropäerinnen in deutschen Bordellen.
    Also: Klar gäbe es in der Anarchie so etwas wie unterdrückte Menschen - aber nicht institutionalisiert.


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    Original von blaustrumpf
    Und wie erklärst Du den anmutigen Sprung auf die Theorie, dass es keine Monopole geben würde?


    Du hast insofern Recht, als es immer natürliche Monopole geben wird. Die machen aber nur einen Bruchteil der heute existenten Monopole aus, wohingegen sich die Mehrzahl auf dem Patentrecht abstützen. Das dann nicht mehr existent wäre.
    Nebenbemerkung: Ich bin ein Freund des Patentrechtes - wie oben erwähnt, ich finde Anarchie nicht wünschenswert, aber ich glaube, sie könnte funktionieren.


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    Original von blaustrumpf
    Wie sich das mit dem Krieg als solchem verhält, siehst Du auf der Welt sehr unschön: Dort, wo das staatliche Gewaltmonopol zusammengebrochen ist (oder sich wie im Sudan recht eindeutig aus der Kontrolle verabschiedet hat), schweigen doch nicht automatisch die Waffen?


    Richtig, hier musst Du aber berücksichtigen, dass insbesondere bei den afrkanischen Konflikten in aller Regel Institutionen unmittelbar oder mittelbar beteiligt sind, die es in einer anarchischen Gesellschaft nicht geben würde.


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    Original von blaustrumpf
    Dann heißt die Veranstaltung vielleicht nicht mehr Krieg, sondern Bürgerkrieg, bewaffnete Auseinandersetzung, lokales Scharmützel oder vereinzelte Auseinandersetzungen mit Todesfolge, aber das Spiel bleibt das, was es ist – tödlich. Besonders für die Schwächeren.


    Auch das ist richtig, aber ich glaube, es hat auch niemand behauptet, in einer Anarchie gäbe es keine gewaltsam herbeigeführten Todesfälle. Im Moment haben wir keine Anarchien nennenswerter Größe auf dem Erdball, aber eine Menge Staaten, die sich auch nicht eben zurückhalten, wenn es um das Töten von Menschen geht. Ob ein "anarchisches Chaos" mehr oder weniger Tote "produzieren" würde als wohlorganisierte Feldzüge heutiger Staaten zuzüglich des Terrors, den viele Unrechtsstaaten im Inneren veranstalten (Todesschwadrone etc), ist eine Frage des persönlichen Menschenbildes, vermute ich.

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    Original von blaustrumpf
    Bei einer solch kategorischen Aussage genügt meiner Meinung nach ein einziges Gegenbeispiel, um sie zu entkräften. In diesem Fall: Liechtenstein.


    Das Beispiel ist richtig und es gibt auch weitere, zum Beispiel einige Inselstaaten. Auch der Vatikan hat eine eher symbolische Armee.
    Wie Du aber schon schreibst, es sind alles recht kleine Länder, zudem noch so gelegen, dass sie militärisch kaum bedroht sind (wenn Iran den Vatikan würde erobern wollen, müsste es erstmal durch Italien durch, und das hat eine Armee). Und auch Liechtenstein wird von Armeen geschützt - der von Österreich, der der Schweiz und der der NATO. Die Armee ist sozusagen "outgesourcet", so wie Teile der Polizeiaufgaben in Deutschland an private Sicherheitsfirmen übertragen werden (Münchener U-Bahn zum Beispiel).
    Deswegen ist meines Erachtens die generelle Aussage mit der eigenen und fremden Armee richtig - das ist das "große Bild" - zu dem es dann Ausnahmen gibt.

    Voltaire :
    Als ich bei der Bundeswehr war, hat man mir dort im theoretischen Unterricht erklärt, dass der Auftrag der Bundeswehr sei, die Handlungsfähigkeit der Bundesregierung jederzeit zu gewährleisten. Mit dieser Formel ist vermutlich das gleiche gemeint, das Du schreibst - jedes Volk hat eine Armee in seinem Land stehen, entweder die eigene oder eine fremde ...


    Die staatliche Gewaltausübung halte ich im grundsätzlichen Sinne schon für willkürlich, nämlich dann, wenn wir den Staat als Subjekt sehen. Natürlich gibt es Normen, nach denen die Gewaltausübung vollzogen wird, aber diese werden wiederum vom Staat gesetzt (und dann von der Exekutive, in letzter Konsequenz mit Gewalt, durchgesetzt).
    Fukuyama, ein Staatstheoretiker, hat in einem Radioninterview gesagt, das greifbare Kriterium dafür, was einen Staat ausmache, sei seine Möglichkeit, sein Regelwerk mit Zwang durchzusetzen.
    Das ist eine "de facto"-Argumentation - nach Fukuyama wären beispielsweise bestimmte Gebiete in Afghanistan nicht dem afghanischen Staat zuzuordnen, sondern dem "Staat" eines War Lords, weil dieser dort die Regeln macht und sie durchsetzt, egal, was in Kabul beschlossen wird, und zwar nicht im Einzelfall, sondern im Regelfall.

    Ich habe ein wenig das Problem, dass ich hier eine Gesellschaftsform erläutere, die ich zwar für möglich halte, aber nicht für wünschenswert. Bitte beachten: wenn ich schreibe: "es wäre soundso", meine ich damit definitiv nicht: "ich hielte es für erstrebenswert, wenn wir soundso leben würden".


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    Original von Waldlaeufer
    ..., der sehr wohl einzelnen Gruppen(mitgliedern) Herrschaftsrechte ermöglicht.
    Und auf die verzichten sie aus... reiner Menschenliebe?


    Nein, aus reinem Selbsterhaltungstrieb. Am Ende des Tages kommt Macht aus Gewehrläufen. Deswegen ist das staatliche Gewaltmonopol ja auch so wichtig. Ein Militär hat als Aufgabe, die Handlungsfähigkeit der Regierung jederzeit zu gewährleisten, eine Polizei, den Beschlüssen der Regierung Geltung zu verschaffen. Das können diese Institutionen, weil sie stärkere Gewalt ausüben können als ihre Opponenten. Anders ausgedrückt: Wenn der Schwarze Block regelmäßig die Straßenschlachten gegen die Polizei gewinnen könnte, hätten wir ein Problem, ebenso, wenn die Bundeswehr weniger Schlagkraft hätte als die Straßenpolizei von Teheran.
    Im Gegensatz zu früheren Zeiten wäre es in einer modernen Anarchie so, dass ein kleines Kind vermittels allgemein verfügbarer moderner Feuerwaffen die gleiche Macht ausüben könnte wie jeder andere auch. Man braucht nicht groß und stark sein und jahrelang Schwertkampf üben, um jemanden töten zu können.
    Entsprechend riskant lebt jemand als Diktator, zumal es ihm kaum gelingen wird, große Gefolgschaften zu sammeln, die ihn unterstützen (mangels der Existenz von Geld zum Beispiel).
    Dazu kommt die relative Problemlosigkeit des Gruppenwechsels, die ein bedeutender Faktor ist: "Mir gefällt eure Art des Zusammenlebens nicht - ich ziehe drei Straßen weiter." Abstimmung zwischen Gesellschaften/ Gruppen mit den Füßen. Ich habe mal ein Buch über die Geschichte Afrikas gelesen, wo diese aus geografischen Gegebenheiten resultierende Möglichkeit als einer der Gründe angeführt wurde dafür, dass südlich der Sahara keine größeren Staatswesen entstanden sind.


    Eine Analogie für diese Gesellschaftsform ist der Wilde Westen, allerdings mit Abstrichen (keine Währung, keine englische/ französische Kolonialmacht, ...). Eine raue Zeit, in die sich aber einige gern zurückträumen.


    Wenn man sich also den umfassenden Staat "wegdenkt", gäbe es eine unüberschaubare Vielzahl von Kleingruppen. Einige von diesen hätten vermutlich durchaus etablierte Herrschaftssysteme, insbesondere, weil es in ihrem Gebiet, wie von waldlaeufer richtig angemerkt, eine knappe Ressource gäbe, die alle bräuchten. Oder weil es irgendwo einen besonders charismatischen Menschen gäbe, den die anderen als Anführer akzeptierten.


    Dennoch vermute ich, dass das im Großen und Ganzen funktionieren würde. "Im Großen und Ganzen" meine ich dabei so, wie auch unsere parlamentarische Demokratie "im Großen und Ganzen" funktioniert. Auch hier gibt es Sachentscheidungen, die das Parlament recht eindeutig gegen den Willen der großen Bevölkerungsmehrheit trifft. Auch hier gibt es Bedürftige, die die Leistungen, die ihnen eigentlich zugedacht sind, nicht erhalten, und Schmarotzer, die sie stattdessen bekommen. Zudem ist spieltheoretisch erwiesen, dass Abstimmungsprozeduren eben nicht, wie man intuitiv annimmt, garantieren, dass im Ergebnis derjenige Beschluss gefasst wird, der den größten Bedürfnisbefriedigungsgrad für die Abstimmenden darstellt. Auch Pressefreiheit ist zwar schön, wird aber bei unfähigen Redakteuren zum Theoretikum. Wie oben ausgeführt: Der Mangel, dass ich selbst noch nicht einmal zu den fundamentalsten Festlegungen, wie etwa dem Grundgesetz, befragt wurde, sondern für meine Großeltern in Sippenhaft genommen wurde, ist kaum als demokratisch zu verkaufen. Polemisch gesagt ist das eine Herrschaft der (inzwischen) Toten über die (jetzt) Lebenden.
    Die Liste der Mängel ist also auch bei unserem gegenwärtigen System lang. Dennoch sage ich, es funktioniert. Und ebenso vermute ich, dass ein extrem-liberaler Anarchismus funktionieren würde. Unter anderem deswegen, weil er im Gegensatz zum Sozialismus keine Gutmenschen-Population voraussetzt.


    Er wäre allerdings keineswegs das Paradies. Aus meiner Sicht wäre er schlechter als das, was wir im Moment haben.

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    Original von Waldlaeufer
    Welche skizzierte Form?
    Und wo findet da kein Herrschaftsprinzip statt?


    Ich will Behrnie nicht vereinnahmen, aber, so wie ich es verstanden habe:
    Eine solche Gesellschaft funktioniert ohne Gesetze und ausschließlich über soziale Anerkennung oder Nicht-Anerkennung innerhalb von Kleingruppen. Regulativ sind ökonomische Sachzwänge, und zwar vermutlich in einer Tauschwirtschaft. Man muss nichts zur Gemeinschaft beitragen (kein Steuersystem, das in letzter Konsequenz von einer Exekutive durchgedrückt würde), bekommt dann aber von der Gemeinschaft auch nichts zurück.
    Da Gruppenzugehörigkeiten beliebig aufgekündigt werden können, ist eine Herrschaft von Menschen über Menschen praktisch nicht vorhanden, weil nicht etablierbar.


    Das ist Liberalismus in extremster Form.
    Ich vermute, das könnte funktionieren. Aber nur bei einem komplett alternativen Gesellschaftsentwurf.

    Ich stimme Behrnie im Grundsatz zu. Anarchie in der von ihm skizzierten Form wäre meines Erachtens möglich, hätte allerdings einen radikalen Umbruch des gesellschaftlichen Zusammenspiels zur Folge. Unter anderem eine maximale Eigenverantwortung. Alles, was momentan der Staat für einen regelt, müsste man selbst organisieren. Ich bin mir auch gar nicht so sicher, ob es dann mehr Kapitaldelikte geben würde. In einer solchen Gesellschaft hätte jedes potenzielle Vergewaltigungsopfer eine Automatikpistole dabei, was vermutlich abschreckender wirken würde als die theoretische Möglichkeit, dass ein Polizist hinter der nächsten Ecke stehen könnte.


    Aber, und da sind wir wieder bei den G-8: Es funktioniert meines Erachtens tatsächlich nur und ausschließlich in Gesellschaften, die so klein sind, dass man sich persönlich kennt und ein echtes Zusammengehörigkeitsgefühl hat. Die Familie, der Stamm. In unserer modernen Welt vielleicht das Haus, der Straßenzug, maximal das Dorf.
    Eine so fragmentierte Gesellschaft wird keine globalen Probleme lösen, weil das ihre Koordinationsfähigkeit überforderte. Weder den Hunger in Afrika noch den Klimawandel noch weitere Themen, die die G-8 diskutieren.

    Ich fühle mich ja schon Unwohl, weil ich schon wieder einer Meinung mit Licht bin, aber ...


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    Original von Heaven
    Aber gerade WEIL es NUR Greenpeace war, fand ich das ziemlich daneben. Wie die die Boote gerammt, drübergefahren oder sie zum kentern gebracht haben. schon heftig. Find ich überhauptnicht gerechtfertigt.


    Auch Greenpeace steht nicht über dem Gesetz.
    Sie sind in vollem Bewusstsein in eine Sperrzone eingedrungen.
    Die Polizei musste sie stoppen.
    Wie hättest Du das gemacht?
    Ich als Laie stelle mir das so vor:
    - Stufe 1: Klar sichtbare Hinweise - "Sie fahren in einen gesperrten Bereich ein" - z.B. Bojen
    - Stufe 2: Nach Eindringen Anrufen des Eindringlings: "Drehen Sie um oder tragen Sie die Konsequenzen"
    - Stufe 3: Abfangen der Boote - das ist nicht einfach - Schlauchboote sind schnell, auf dem Wasser hat man besondere Bedingungen bezüglich Wendekreis und Bremsweg
    - Stufe 4: Warnschüsse
    - Stufe 5: Löcher in die Boote schießen - so weit ist es nicht gekommen.


    Aber was wäre die Alternative?
    "Ach ja, da ist ein Greenpeace-Zeichen auf dem Boot, dann gucken wir zu, wie die unsere Gesetze mit Füßen treten, denn Greenpeace hat hier mehr zu sagen als die Bürgerinnen dieses Landes"?


    In einem Polizeistaat würden übrigens Stufe 2, 3 und 4 übersprungen ...


    PS: Vor jemandem, der gewaltfrei agiert und die Folgen seiner Taten trägt, habe ich auch Respekt. Außerdem - "wo Recht zu Unrecht wird, wird Widerstand zur Pflicht" - da ist schon was dran.
    Das ändert nichts daran, dass es diese Folgen geben muss. Denn sonst heben wir die Gleichheit vor dem Gesetz auf, und die ist ebenfalls ein hohes Gut.
    PPS: Auch in einem anderen Punkt muss ich Licht zustimmen. In meinem ganzen Leben bin ich von niemandem so schamlos belogen worden wie von den Vertretern von Greenpeace. Die sind bei mir wirklich durch.

    Zitat

    Original von magali
    Es gibt Gerechte, denen geht es, als hätten sie die Werke der Gottlosen getan und es gibt Gottlose, denen geht es, als hätten sie die Werke der Gerechten getan.


    Wer von Euch ohne Schuld ist, der werfe den ersten Stein.
    Den Spruch kennen die Steinewerferinnen in Rostock wohl nicht.

    Zitat

    Original von Voltaire
    Aber auch den friedlichen Demonstranten gehört meine Solidarität


    :write
    Sowohl kurz- als auch langfristig werden die Steinewerferinnen den friedlichen Demonstrantinnen wohl geschadet haben. Ansonsten haben sie nichts erreicht, außer ein paar Polizistinnen ins Krankenhaus gebracht, woraus sie eine gewisse Befriedigung ziehen mögen.
    Wenn die Anliegen der friedlichen Mehrheit dadurch untergehen sollten, wäre das bedauerlich.
    Andererseits findet gerade in diesen Tagen der Evangelische Kirchentag in Köln statt, mit deutlich mehr Teilnehmerinnen als die G8-Demos, aber einem gleichen inhaltlichen Schwerpunkt. Abseits des Demonstrationsgeschehens scheint es Bewegung in der Gesellschaft zu geben ...

    (Ich halte das große "I" für albern, man möge mir verzeihen, dass ich in diesem Posting durchgehend die weibliche Form verwende.)


    Zitat

    Original von magali
    Gar nicht zu reden von Euren Vorstellungen in puncto 'Rechtsstaat'.


    Was ist mit "Demokratie" und "staatliches Gewaltmonopol"?
    Thema Demokratie: "Jede Bürgerin darf an der Meinungsbildung mitwirken, dazu gehört freie Meinungsäußerung und gleiches Stimmrecht. Die dann verabschiedeten Gesetze und Regelungen gelten für jede Bürgerin, egal, ob sie dafür oder dagegen gestimmt hat." Mit dem zweiten Satz hat man in Deutschland Probleme - das ist unser Demokratiedefizit. Es gibt eine weit verbreitete Mentalität, es sei in Ordnung, ein Gesetz zu brechen, solange man sich nicht erwischen ließe, und man sei zudem ohnehin legitimiert, jedes Gesetz zu übrtreten auf Basis der Tatsache, dass man eine andere Meinung hat.
    Thema "staatliches Gewaltmonopol": Es ist völlig in Ordnung, wenn eine Demokratie ihre Gesetze mit angemessener Gewalt durchsetzt. Was angemessen ist, regelt die Demokratie (siehe oben). Bei uns sind Gummiknüppel angemessen. Hohlmantelgeschosse sind es nicht.


    Zitat

    Original von magali
    Leute, die Steine werfen, verstoßen gegen Gesetze. Für den Verstoß werden sie bestraft. Nach den geltenden Gesetzen.
    Was hättet Ihr denn gern? Wiedereinführung der Steinigung?


    Ich hätte gern, dass sie wirklich bestraft werden, anstatt dass man auf eine Verhaftung verzichtet, um deeskalierend zu wirken. Wie viele von den Steinewerfern landen denn wirklich hinter Gittern? 2%? 5%? Was machen die verbliebenen 95% bei der nächsten Demo? Manchmal muss man wirklich kein Prophet sein ...


    Zitat

    Original von magali
    Ihr hier redet de fcato einem Polizeistaat das Wort. Unter dem Deckmantel des BürgerInnenschutzes.


    Dann müssten wir hier ganz andere Sachen fordern: Präventive Verhaftungswellen in allen Kontra-G8-Gruppierungen, Einsatz von Sturmgewehren gegen Menschenmengen, in denen sich Gewalttäterinnen befinden, ... Das will hier keiner.
    Wie schon bei dem Pressethema angedeutet: wenn sich links von jemandem nur noch die Wand befindet, muss diesem Jemand wohl zwangsläufig jede Position als "rechts" erscheinen ...


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    Original von magali
    Darüberhinaus wird mir immer noch unterstellt, ich hätte Steinewerfer befürwortet.


    Zumindest zeugen Deine Postings von einem gewissen Verständnis für Steinewerferinnen und lassen eine klare Distanzierung von Gewalttaten vermissen, insbesondere, indem sie die Gewalt selbstherrlicher Gewalttäterinnen gleichsetzen mit Polizistinnen in Ausübung des staatlich übertragenen Gewaltmonopols innerhalb demokratisch gezogener Grenzen.


    Die Hauptaufgabe der Polizei ist nicht, mit irgendwem zu kuscheln. Ihre originäre Funktion in einem Staatswesen ist die Durchsetzung der Gesetze. Dabei hat sie sich selbst selbstverständlich an eben diese zu halten - eine Polizistin, die willkürlich Gewalt ausübt, ist ebenso zu bestrafen wie eine Steinewerferin.

    Was mich tatsächlich interessieren würde:
    Ab welchem Punkt wäre ich berechtigt, einen Pflasterstein nach einem anderen Menschen zu werfen? Ist es dazu ausreichend, dass er eine Polizeiuniform trägt und in Reichweite ist?
    Ich werde auch manchmal provoziert. Deswegen werfe ich immer noch keine Pflastersteine.
    Selbst in einer emotional aufgeladenen Atmosphäre könnte ich mir eher vorstellen, dass man mit der flachen Hand jemanden schlägt - das ist eine emotionale Aktion, im Affekt. Mit einem Stein oder einer anderen Waffe zu agieren, bedingt oft einen Vorsatz (ich bewaffne mich schon, bevor die Provokation überhaupt beginnt) oder zumindest eine gewisse kriminelle Energie. Ich bin bereit, zur Durchsetzung meiner Ideen einen anderen Menschen schwer zu verletzen. Wenn jemand diese Konsequenz nicht erkennt, ist er unzurechnungsfähig und gehört erst recht unter Aufsicht.
    Ich wäre jedenfalls froh, wenn Leute, die, weil sie sich provoziert fühlen, mit Pflastersteinen nach anderen Menschen werfen (im Zweifel vielleicht auch mal nach mir), nicht mehr frei rumliefen. Aber ich habe ja gelernt, dass die von der "Roten Hilfe" in Schutz genommen werden.
    Wer schützt eigentlich mich?

    RowenaR :
    Deine Postings lesen sich so, als wolltest Du auf jeden Fall die Verurteilung eines gewalttätigen Demonstranten missbilligen.
    Mal angenommen, dieser Mensch hätte tatsächlich mit einem schweren Stein auf einen Polizisten geworfen - würdest Du es dann nicht befürworten, dass er die dafür vorgesehene Strafe bekäme?

    Zitat

    Original von bogart
    bernard, hast du nun schon einen echten teilnehmer persönlich fragen können?


    Keinen Teilnehmer an dieser Demo, nein.
    In meinem persönlichen Bekanntenkreis finden sich Leute aller Coleur, auch aus dem rechts- und linksradikalen Spektrum, daher sind die grundsätzlichen Positionen mir bekannt.
    Ich wäre aber tatsächlich, wie weiter oben geschrieben, interessiert zu erfahren, warum konkrete Teilnehmerinnen/Teilnehmer an dieser konkreten Veranstaltung teilnehmen. Vielleicht kommen da ja Postings, wenn der Gipfel vorbei ist und die Reisenden heimgekehrt sind.

    Zitat

    Original von RowenaR
    Aber es ist doch schon ziemlich auffällig, dass zwar überall immer über die Ausschreitungen geschrieben wird, das ganze friedliche Drumherum aber größtenteils totgeschwiegen wird. Trommelnde Dreadlocksträger und der Alternativgipfel sind ja auch langweiliger als vermummte Steineschmeißer.


    Ich weiß ja nicht, welche Sender Du so anschaust, aber im ZDF kommen recht viele Beiträge zum Alternativgipfel und zum "J-8"-Gipfel, jeweils mit Interviews der Veranstalter. Wenn ich so darüber nachdenke, eigentlich sogar mehr Beiträge als solche, in denen die Teilnehmer am G-8-Gipfel oder ihre Minister interviewt werden.

    Zitat

    Original von Voltaire


    Die deutsche Presse ist weder links- noch rechtslastig! Sie kann sich allenfalls in der Rubrik "Wischiwaschi-Ich-hab-keine-Meinung-oder-Richtung" wiederfinden.


    Ich erlaube mir ein Urteil, weil ich bereits in vielen Ländern der Welt gewesen bin, und nicht nur im Urlaub.
    In der arabischen Welt ist eine "patriotische Grundhaltung" üblich, die für unsere Begriffe durchaus mit "rechtsradikal" umschrieben werden könnte.
    In Indien, der "größten Demokratie der Welt" und nebenbei in ein paar Jahren auch der bevölkerungsreichste Staat der Welt, gibt es eine ganz klare Abgrenzung zu allem, was "nicht-indisch" ist, insbesondere in Richtung Pakistan. "Mein Kampf" ist dort problemlos im Buchhandel erhältlich und liegt in der Regel zwischen Osho, Gandhi und dem Dalai Lama in der Philosophieabteilung.
    In den USA ist das Spektrum extrem weit, von einer Linken, die bei uns locker verfassungswidrig wäre, dort aber eigene Radiosender betreibt, bis zu einer Rechten, für die gleiches gilt.
    Ich könnte noch weitere Beispiele anführen, zur Illustration mögen diese genügen. Unsere Presse ist im Ganzen nach links verschoben. Deswegen erscheint uns das, was in anderen Ländern "bürgerlich" wäre, als "rechts". Zumindest in Münster, wo ich studiert habe, hatten die Fachschaften der entsprechenden Studiengänge zu meiner Zeit auch regelmäßig einen ganz klaren Einschlag.


    Ich sage nicht, dass die Presselandschaft in Deutschland besser oder schlechter wäre als anderswo, aber dass sie im internationalen Vergleich einen heftigen Schlag nach links hat, ist ein Faktum.

    Zitat

    Original von RowenaR
    ... mir widersprochen hat, dass China zu den G8 gehört. Tun sie zwar tatsächlich nicht, ...


    Deine Aussage war also falsch.


    Zitat

    Original von RowenaR
    ... ich will nicht sagen, hetzerischen bürgerlichen Presse....


    Schlau, das nicht zu sagen, denn im internationalen Vergleich hat das deutsche Pressespektrum einen deutlichen Schlag nach links, was auch nicht verwundert, wenn man sich die Zusammensetzung der Studiengänge Journalistik, Politik etc. anschaut. Hierzulande gilt deswegen ja auch "bürgerlich" schon als "rechts".