Beiträge von Bernard

    Okay, dann stelle ich klar, was ich mit "andere Seite" meine:


    Seite 1: Besucher.
    Seite 2: Patient.


    In der Regel hat man nur Aussagen vom Besucher, der darüber spekuliert, ob der Patient die Umwelt wahrnehmen könne oder nicht.
    In diesem Fall hat man auch Aussagen vom Patienten: "Ich habe meine Umwelt wahrgenommen."

    Das fand ich auch interessant. Meistens hört man das ja nur aus der anderen Perspektive, á la "Ich habe unseren schwerkranken Nachbarn besucht, und obwohl er im Koma liegt, hatte ich das Gefühl, er reagiert, wenn ich mit ihm spreche."
    Hier hat man nun eine "Zeugenaussage" von der anderen Seite: Er lag im Koma und er hat tatsächlich viel von dem mitbekommen, was um ihn herum geschah.

    Es ist ein kurzer Artikel, 3 Absätze.
    Ich wurde aufmerksam durch eine Fernsehreportage. Der Mann wirkt alt, aber nicht schwerkrank. Er kann sprechen, schaut (verständlicher Weise) gern aktuelle Dokumentationen, kann aber keine weiteren Strecken gehen - dazu schiebt ihn seine Frau im Rolli. Er macht allerdings so gute Fortschritte, dass man davon ausgeht, dass er bald ohne Rolli wird auskommen können.
    "Fideler Senior", würde ich sagen.

    Ich schließe mich Kaleun an: ausgesprochen unterhaltsam, klare Empfehlung. Außerdem ein positives Beispiel, wie unterschiedliche Mentalitäten koexistieren können.

    Zitat

    Original von blaustrumpf
    Interessant, dass Dir das Vorgehen der NPD in dieser Sache kein Wort wert ist.


    Und wer fragt nach den Grauen, der Partei Bibeltreuer Christen, der Bayernpartei oder der ÖDP?
    Ich denke, Voltaire hat sich bei seiner beängstigenden Analyse auf die im Bundestag vertretenen Parteien beschränkt ...

    Zitat

    Original von bogart
    alles mundgerecht in nette info-appetithäppchen verpackt - hier:


    [URL=http://www.spiegel.de/wirtschaft/0,1518,486143,00.html]Wie die G-8-Kritiker die Welt umbauen wollen[/URL]


    Das ist durchaus interessant, vor allem Weed (von denen ich vorher noch nie gehört habe) scheinen recht kluge Köpfe zu sein.
    Es beantwortet aber meine Frage nicht, die ich offenbar unklar gestellt habe:
    Mich interessiert nicht so sehr, welche Ziele die verschiedenen dort vertretenen Organisationen haben. Da könnte ich mir in der Tat ein paar Programmhefte kommen lassen.
    Mich interessiert eher, warum konkrete Personen zu dieser konkreten Veranstaltung gehen. Sind das alles "gehorsame Schafe", die ihren Hirten folgen - dem Attac-Chef, dem Weed-Chef, ..., ihre Programmheftchen auswendig gelernt haben und über dem Herzen tragen? Kommen die nur da hin, weil ihnen jemand gesagt hat, sie sollen da hin kommen?
    Oder haben die auch eigene, individuelle Motivationen? Sind sie persönlich davon überzeugt, dass diese Demo etwas bringt? Wenn ja, was und für wen? "Spaß für mich"? "2% weniger Hungertote in Afrika innerhalb von einem Jahr"?

    Zitat

    Original von magali
    Du könntest es Dir natürlich auch ganz einfach machen und schlicht RowenaRs postings lesen.


    Keine Sorge.
    Ich kenne gängige linke Positionen (ich habe mir mal Attac-Vorträge angehört und bin mit einigen Anarchisten und einigen Kommunisten befreundet, habe auch Bakunin und Marx zumindest auszugsweise gelesen etc. pp.) und habe auch RowenaRs Posting mit Interesse gelesen.
    Die generelle Kenntnis linker Positionen befriedigt aber nicht meine Neugier, warum konkrete Personen auf diese konkrete Demo gehen. Und auch wenn RowenaRs Postings interessant sind, nehme ich an, dass sie nicht für alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer spricht. Mich interessiert das Spektrum - oder ein Auszug daraus.


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    Original von magali
    Gruß in den romantischen Rosengarten


    Tja, in dem sitzen wir dann wohl Seite an Seite. :knuddel1 Aber ich gönne Dir Deine Träumereien.


    Ansonsten scheint es in Rostock gerade wieder Krawalle zu geben. Ich hoffe für die friedlichen Demonstranten, dass ihr Anliegen dadurch nicht in das falsche Licht gerückt wird. Und für uns alle, dass die Gewalttätigen ein paar Jährchen Bedenkzeit bekommen - hinter Gittern.

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    Original von magali
    Unsere Erfahrungen sind so unterschiedlich, daß eine Kommunkation nicht möglich ist.


    Hat man vom Elfenbeiturm aus eigentlich eine schöne Aussicht? :chen

    Was mich noch interessiert: Welches Ziel genau verfolgen die Demonstranten beim G-8-Gipfel?
    Wollen sie die Position der EU in den Verhandlungen stärken? Haben sie also die Erwartung, ein George Bush überdächte durch den Anblick der Transparente seine Position?
    Oder ist die Zielrichtung eher, die Öffentlichkeit langfristig zu sensibilisieren?
    Oder hat man die Hoffnung, tatsächlich den Armen in der Welt zu helfen - mehr, als wenn man das Geld, das man für Anreise und Aktionen dort ausgibt, direkt spendete?


    Eine Freundin hat einmal gegen den Irakkrieg auf der Domplatte demonstriert, das war eine Mahnwache. Allerdings hat sie der Irakkrieg nicht sonderlich interessiert, es ging ihr um das gesellige Beisammensein, das Event, sie wollte dazugehören. Ist dieser "Event-Charakter" bei den Demonstranten ein wesentlicher Faktor?


    Ich weiß, es gibt da vermutlich alle Schattierungen unter den Teilnehmern, aber wenn hier jemand mitliest der selbst dabei ist - erzählt doch mal, wie das bei Euch ist ...

    Jedenfalls wird von dem Zaun kein Afrikaner satt. Auch nicht von den Bahntickets der Demonstranten.
    Andererseits sichert das Arbeitsplätze in Deutschland - für Zaun-Auf- und -Abbauer und Bahnangestellte, sicher auch für ein paar Verkäuferinnen in einer mobilen Demo-Würstchenbude.
    :grin


    Was mich wirklich fasziniert, ist die Vorstellung viele linker Kreise, Geld sei im Grunde unbegrenzt verfügbar und es würde nicht weniger, wenn man es für irgendetwas ausgäbe - sei das nun ein Sicherheitszaun oder ein kostenfreies Hobbystudium.

    Zitat

    Original von Voltaire
    Das ganze theoretische Gesülze macht keinen einzigen hungernden Menschen satt und ihm hilft ihm auch nicht, bei der Versorgung seiner unterernährten Kinder.


    :write
    Und wenn es die Chaoten auf den früheren Gipfeln nicht gegeben hätte, hätten wir jetzt ein paar Millionen Euro für den Sicherheitszaun gespart, von denen einige vielleicht in die Entwicklungshilfe geflossen wären ...

    Zitat

    Original von magali
    Bernard
    Du bist also der Ansicht, daß Du über Deinen Teller bestimmst?


    Bedauerlicherweise nicht. Wie könnte ich das? Meine Gehaltsabrechnung belehrt mich ja jeden Monat eines Besseren. Da gibt es ein paar Zeilen mit "Steuer" davor, und die sind geeignet, mir die Tränen in die Augen zu treiben. Solange es noch genug Leute in diesem Land gibt, die der Meinung sind, sie können mein von mir ehrlich erarbeitetes Geld besser ausgeben als ich selbst (zum Beispiel, indem sie den Castor-Transport teuer machen und ich das mitbezahlen muss, oder indem sie vor dem G8-Gipfel Gewalttaten ankündigen und eine unheimlich teure Polizeischutzaktion provozieren), wird das wohl auch so bleiben. :cry

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    Original von RowenaR
    Warum liest mir hier eigentlich keiner richtig zu? Ich hab doch gesagt, dass ich kein Fan bin von dem, was in Lateinamerika passiert. Mit keinem Wort hab ich erwähnt, dass ich gut finde, was da abläuft. Im Gegenteil, ich hab dem schon immer kritisch gegenüber gestanden.


    Die Schwierigkeit bei diesen Diskussionen ist meist, dass man nicht weiß, wofür der Gesprächspartner steht. Du erweckst den Eindruck, dass Du Sympathien für das "linke Lager" hast. Dadurch landest Du zunächst in einer Schublade und man bringt alles mit Dir in Verbindung, was man an Positionen von anderen gehört hat, die sich selbst ebenfalls als "links" bezeichnen - das reicht von Stalin über Castro bis zu Gysi, Lafontaine und dem "Schwarzen Block" auf Demonstrationen. Wahrscheinlich ist "ich bin links" einfach zu nichtssagend, denn es kann alles und nichts bedeuten.


    Zitat

    Original von RowenaR
    Was ich damit sagen wollte war lediglich, dass die Einladungspraxis der G8 ja offenbar sehr selektiv ist, was Länder der Dritten Welt angeht. Spricht jetzt auch nicht grade für das hehre Ansinnen, das sie uns verkaufen wollen.


    "G8" und "Caritas" ist nicht das gleiche. Heißt anders, ist auch was anderes. :lache


    Zitat

    Original von RowenaR
    Und dass China nicht mit dabei ist... kann passieren. Aber schön, wenn man sich auf sowas stürzt, wenn man schon keine anderen Gegenargumente hat.


    Es ist eben so, dass eine schlampige Argumentation dazu verleitet, anzunehmen, dass der, der so argumentiert, allgemein wenig Tiefgang in seinen Überlegungen hat ...



    Zitat

    Original von RowenaR
    Im Übrigen sind die G8 trotzdem nicht legitimiert, die Entscheidungen zu treffen, die sie treffen. Sie gelten weder als internationale Organisation noch als formelles Entscheidungsgremium, sondern lediglich als informelles Treffen (i.e. Kaffeekränzchen), das in "entspannter Runde" globale Themen bespricht und nebenbei Entscheidungen für Milliarden trifft.


    Die G8 sind zwar vielleicht weniger demokrtisch legitimiert als "die Freunde des Sozialismus Paderborn Mitte e.V.", aber dafür haben sie bessere Möglichkeiten, ihre Beschlüsse in die Tat umzusetzen. Insofern erhoffe ich mir vom G8 Gipfel mehr für die Betroffenen spürbare Verbesserungen als von den Freunden des Sozialismus Paderborn Mitte, auch wenn diese persönlich noch so integer sein mögen.

    Zitat

    Original von magali
    Dabei geht es nicht um Erlebnis versus Konsum, sondern um das Recht auf Teilhabe an sozialen und kulturellen Errungenschaften innerhalb einer Gesellschaft für die Angehörigen der jeweiligen Gesellschaft.
    ...
    Du schreibst, der freie Zugang sei nicht notwendig.
    Wer entscheidet über die Notwendigkeit?


    magali :
    Die Crux bei den meisten Subventionen ist doch, dass sie eben nicht von jedem genutzt werden.


    Nehmen wir mal als Illustration ein kleines Land mit 100 Einwohnern. Die wollen eine Bibliothek bauen, das kostet 100 Taler.


    Jetzt können sie Steuern erheben - 1 Taler pro Einwohner.


    Vielleicht nutzen aber nur 2 Einwohner die Bibliothek, weil alle anderen keine Lust auf Lesen haben. Ohne Subvention würden sie 50 Taler zahlen müssen, so zahlen sie nur 1 (über die Steuer). Allerdings zu Lasten der anderen 98.


    Jetzt kann man viel diskutieren:
    - Die 98 anderen könnten ein Interesse daran haben, dass die 2 in der Bibliothek lesen, weil die 2 dann mit ihrem angelesenen Wissen irgendwas anstellen, was den 98 nutzt, oder
    - die 2 Zahlen auch Steuern für Sachen, die sie nicht nutzen, dafür aber die anderen 98, oder
    - ...


    Ich bin jedenfalls immer kritisch, wenn "von oben umverteilt" wird. Der Markt regelt nicht alles, aber vieles. Und ich entscheide über meinen Taler lieber selbst, als dass ich diese Verantwortung an den Fiskus deligiere.


    Um auf Deine Frage einzugehen:
    Über die Notwendigkeit entscheidet die Gesellschaft, maßgeblich beeinflusst von Lobbygruppen. In diesem Fall sind die beiden Bibliotheksnutzer und der Bibliothekar die Lobbygruppe.

    Zitat

    Original von Waldlaeufer


    Punkt 1: Was hat eine Geldhürde mit Dummheit zu tun?


    Schrieb ich von einer Geldhürde?
    Die Hürde ist hier nicht Geld, sondern Intelligenz. Wer intelligent genug ist, ein Abitur ablegen zu können, kann studieren und somit die Institution Universität in Anspruch nehmen. Er gehört zu den Privilegierten.
    Wer nicht intelligent genug ist, ein Abitur ablegen zu können, kann dieses Privileg nicht in Anspruch nehmen.
    Bezahlt wird die Institution aber von allen, auch von denen, die nicht das Privileg haben, dort studieren zu dürfen. Zu Lasten der Allgemeinheit (alle Steuerzahler) wird also eine ausgewählte Gruppe (nämlich Leute mit Hochschulzugang) gefördert. Dies ist zudem noch eine "sozial starke" Gruppe, die sich gut genug selbst helfen könnte. Wenn die nun wenigstens in Teilen verpflichtet wird, als Gegenleistung für ihr Privileg etwas an die Allgemeinheit zurückzugeben, erscheint mir das gerecht.


    Zitat

    Original von Waldlaeufer
    Denk auch mal dran, dass Einstein eine Absage für seine Physikausbildung erhalten hat...


    Das spricht für die Verbesserung der Auswahlkriterien, nicht für ein staatlich subventioniertes Abhängen an der Uni. Untersuchungen zeigen, dass in den USA jeder, der eine Hochbegabung für ein Studienfach hat, dieses auch kostenfrei studieren kann - über private Stiftungen, die Stipendien vergeben. Der Rest muss zahlen, und das ist gut so, denn primär studiert jeder zu seinem eigenen Wohle und nicht zu dem der Allgemeinheit.


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    Original von Waldlaeufer
    Punkt 2: Gut ausgebildete Fachkräfte wie Lehrer, Ärzte, Ingenieure, etc. sind durchaus von Nutzen für eine Gemeinschaft.


    Darum sollte es zielgerichtete Förderungen für begabte Leute geben, und zwar nach Maßgabe des Bedarfes.
    Hand auf's Herz: Wie viele Literaturgeschichtler braucht Deutschland wirklich? Haben wir als Gesellschaft wirklich ein Interesse an Kunsthistorikern in der Anzahl, wie sie an unseren Hochschulen ausgebildet werden?
    Es gibt nun einmal eine Vielzahl von Studierenden, die ganz genau wissen, dass sie später nicht in einem Beruf werden arbeiten können, der ihrem Studium entspricht. Das können sie von mir aus gern tun - aber bitte nicht mit meinem Geld.
    Diese "bedient Euch - wir haben's ja"-Förderung ist meines Erachtens antiquiert. Sinnvoll war sie noch nie und inzwischen können und wollen wir sie uns auch nicht mehr leisten. Wenn wir das in Hobbystudien verprasste Geld in den öffentlichen Nahverkehr gesteckt hätten, wäre mir das wesentlich lieber gewesen. Oder, wenn man im Bildungsbereich bleiben möchte: meinetwegen für Schulen in Entwicklungsländern. Lesen, Schreiben, Rechnen. Das sollte jeder Mensch auf diesem Planeten kostenfrei erlernen können. Dass nicht jeder auf Kosten anderer lernen kann, was den Pinselstrich Picassos von dem Monets unterscheidet - damit kann ich leben.