Beiträge von Bernard

    Grundsätzlich empfehle ich, mehrere Ratgeber zu lesen, sich ernsthaft darum zu bemühen, zu verstehen, was dort empfohlen wird - und nicht alles zu glauben, was drinsteht.


    Dieses Buch geht auf einige der von Dir gestellten Fragen recht gut ein:

    Demokratie, "Herrschaft des Volkes". Das Volk ist souverän. Es entscheidet. Es herrscht.


    Um entscheiden zu können, muss es informiert sein. Information kann erfolgen durch Beiträge in Medien oder auch durch plakative Meinungsäußerungen. Dazu gehören Demonstrationen. Hier haben engagierte Gruppen, die sich mit dem Thema auseinandergesetzt haben, die Möglichkeit, die uninformierte Masse auf einen Missstand aufmerksam zu machen.
    Da ich ein Teil des Volkes, also Teil des "Souveräns" in diesem Land bin, verlange ich einen guten Grund dafür, wenn man mein Recht, mich in diesem Land zu bewegen und mich mit Gleichgesinnten zu treffen, bspw. für eine Demonstration, einschränkt. Privatbesitz ist so ein Grund. Sicherheitsbedenken ein anderer. Den Zaun um Heiligendamm finde ich vor dem Hintergrund der Erfahrungen früherer Gipfel gerechtfertigt. Eine 6 km Sperrzone um den Zaun herum nicht.


    Ein Demonstrant übt eine wichtige gesellschaftliche Funktion aus, weil er zur Meinungsbildung in einer Demokratie beiträgt. Nebenbei ist das noch sein Recht.
    Wenn er sich selbst ins Unrecht setzt, weil er Gesetze bricht, gehört er bestraft. Jemand, der sich vor einem Castor-Transport einbetoniert, um die Kosten des Transports zu erhöhen, ist schlicht und einfach ein Verbrecher. Er bestiehlt jeden Einzelnen von uns, denn wir alle müssen das über unsere Steuergelder zahlen. Ich erwarte, dass der Staat mich (als Bürger) vor den negativen Folgen dieses Verbrechens weitestgehend schützt, sprich: der Einbetonierte soll gefälligst selbst die Kosten zahlen. Die sind enorm hoch, vielleicht zahlt er bis an sein Lebensende. Recht so, denn er hat unsere (!) Gesetze gebrochen und muss mit dieser Folge rechnen.


    Ich habe selbst Erfahrung mit persönlichen Treffen auf höchster Ebene, nicht in der Politik, aber in der Wirtschaft, das dürfte vergleichbar sein. Richtig ist, dass alle Sachthemen vorher von Heerscharen von Untergebenen vorbereitet werden. Alles ist vorher ausgearbeitet. Falsch ist, dass deswegen die persönlichen Treffen rein symbolisch wären. Die wesentlichen Richtungsentscheidungen fallen in aller Regel tatsächlich erst hinter den verschlossenen Türen. Und auch im Zeitalter der Kommunikationstechnologie ist ein persönlicher Kontakt nicht vollständig zu ersetzen. Nicht, solange Menschen die Entscheidungen fällen. Denn die entscheiden nur mittelbar nach Faktenlage, unmittelbar aber nach den Meinungen, die sie sich gebildet haben. Zur Meinungsbildung tragen Fakten bei, aber es ist keine 1:1 - Beziehung. Ich finde sogar, das ist gut so. Ich vertraue eher einem Menschen, dem ich in die Augen sehen und dem ich die Hand schütteln kann, als einem Stück Papier, auch wenn es von eben diesem Menschen geschrieben wurde.


    Die UNO als legitimiertes Gremium anzusehen ruft bei mir ein müdes Lächeln hervor. 2/3 der dort vertretenen Staaten sind Diktaturen.


    Die G8 dagegen ist legitimiert, die wesentlichen Fragestellungen der Weltpolitik zu entscheiden. Nicht moralisch, weil sie irgendwer gewählt hat. Sondern faktisch. Weil sie es können. Und das ist im Zweifel wichtiger.


    Off Topic:
    Die Studiengebühren halte ich für eine der besten Neuerungen der letzten Jahre. Freier Hochschulzugang ist eben nichts, was jedem nützt. Es ist eine Eliteförderung. Gefördert wird die Elite der intelligenten Leute. Wer das Pech hat, dumm zu sein, eben kein Abitur machen zu können, hat davon nichts.
    Die Elite der klugen Leute dagegen kann fünf Jahre mit dem größten Blödsinn vertrödeln. Warum soll ich (als Bürger und Steuerzahler) jemandem ein Studium finanzieren, von dem niemand etwas hat als er selbst? Da fühle ich mich ausgenutzt. Vor allem, wenn ich mich an die eigene Studienzeit erinnere und an die Kommilitonen, die einfach nur "mir-doch-egal-ich-weiß-auch-nicht-ich-studier-erstmal-BWL" gemacht haben. Wenn damals das Studium etwas gekostet hätte, hätten die sicherlich eine informiertere Entscheidung getroffen.
    Außerdem wird mit dem freien Hochschulzugang eine bestimmte Bildungsform gesponsort. Mir leuchtet nicht ein, wieso ein Studium der Anthropologie kostenfrei sein sollte, man aber eine Weltreise (bei der man sicher eine Menge über die Völker der Welt und Gegenwartskulturen lernt) selbst bezahlen muss.

    Ich finde, der eigene Körper ist das ureigenste Eigentum eines Menschen. Damit kann er machen, was er will. Er kann Organe spenden oder sich dagegen entscheiden. Wenn er spenden möchte, kann er das zu Lebzeiten tun oder für nach seinem Tod verfügen. Er kann es anonym machen oder für jemanden, den er kennt. Meines Erachtens ist das alles in Ordnung. Daher finde ich auch die Sendung nicht verwerflich, wenngleich der Gedanke ... ungewohnt ist.


    Bedenklich fände ich, wenn man jemandes Notlage ausnutzen würde, um ihn zur Abgabe von Körperteilen zu zwingen, wie das ja anscheinend in armen Ländern manchmal passiert. Aber das hat nur noch am Rande mit dem Thema zu tun.


    Ich habe auch einen Organspendeausweis.

    Inhalt:
    in Dokufilm, bei dem nachteilhafte Auswirkungen der Privatisierung von Staatsbetrieben und der Widerstand gegen diese Privatisierungen thematisiert werden.
    Folgende Beispiele werden aufgegriffen:
    - Krankensystem auf den Philippinen - eine Mutter muss Kongressabgeordnete anbetteln, um Geld für die wöchentlich notwendige Dialyse ihres Sohnes zu bekommen. Ihren sämtlichen Besitz hat sie bereits verkauft.
    - Stromversorgung in Südafrika - Der einzige Stromkonzern Südafrikas, nun ein Privatunternehmen, hat die Stromtarife radikal erhöht und klemmt insbesondere in ärmeren Vierteln in erheblichem Umfang Häuser von der Stromversorgung ab, weil die Rechnungen nicht gezahlt werden. Eine Initiative in Soweto schließt diese Häuser illegal wieder an.
    - Wasserversorgung in Kolumbien (oder Bolivien?) - die kompletten Wassernutzungsrechte des Dorfes, inklusive Regenwasser, wurden an einen Privatkonzern vekauft. Die Bürger schlossen sich gegen diese Privatisierung zusammen (angekündigte Preiserhöhung 30 - 300 %). Es gab bürgerkriegsähnliche Unruhen mit Toten und Verletzten, der Konzern wurde vertrieben. Heute verwaltet das Dorf seine Wasservorräte selbst. Alle Überschüsse werden in das Legen neuer Wasserleitungen investiert.
    - Eisenbahn in England - aufgezeigt wird der Abfall der Servicequalität seit der Privatisierung der Eisenbahn.


    Zwischendurch kommt ein Wirtschaftsnobelpreisträger zu Wort, der seine Meinung darstellt, dass die Weltbank etc. ideologisch fehlgeleitet handele und Maßnahmen ergreife, die zur Armutsbekämpfung nicht nur ungeeignet, sondern sogar kontaproduktiv seien. Auch Vertreter dieser Organisationen werden interviewt.

    Meine Meinung
    :
    Ein interessanter Film, sicherlich seriöser als Michael Moores Dokufilme. Man darf sicher nicht vergessen, dass die dargestellten Beispiele welche sind, die für Privatisierung ausgesprochen ungeeignet sind (natürliche Monopole oder Infrastrukturbetriebe, bei denen ökonomische Gewinne nicht Betriebsziel sein können), von daher sind die impliziten Aussagen des Filmes zu relativieren. Dennoch interessant und geeignet, zur informierten Meinungsbildung beizutragen.
    Leider wird der Film wohl nur in Programmkinos laufen ...

    Zitat

    Original von magali
    es ging nicht um den Gegensatz zwischen Denken und Leben, sondern um die Frage, warum Überzeugungen mitunter wichtiger sein können als Leben.


    Ich fürchte, Du befindest Dich in einem Zirkelschluss, denn die Wertung, das Leben sei das wertvollste Gut überhaupt, ist ihrerseits wieder eine Überzeugung.

    Zitat

    Original von Tom
    Ich werde den Teufel tun und mich in diese hochgeistige Diskussion einmischen, aber Deine Intelligenzdefinition, lieber Bernard, ist unzutreffend.


    Oh, mal wieder eine Nachricht von meinem lieben Tom! :kiss
    Soweit ich weiß, gibt es gar keine allgemeingültige Definition für "Intelligenz". Im Bild der Wissenschaften wurde mal ausgeführt, es gäbe viele Arten, "mathematisch/logisch", "sozial" etc. "Emotionale Intelligenz" flattert öfter mal durch die Regenbogenpresse.
    "Intelligenz ist das, was der Intelligenztest misst" wird pragmatisch von einigen vertreten.
    Ich glaube aber, das meine obige Präzisierung hinreichend genau das trifft, was die meisten Leute unter "Intelligenz" verstehen. Für die aktuelle Diskussion sollte das reichen.

    Zitat

    Original von magali
    Hier kommen wir in das spannende Feld desen, was 'dumm' und was 'intelligent' ist.


    "Intelligenz" habe ich hier in der Dimension "mathematisch/logische Intelligenz" gemeint. Das ist die Fähigkeit, aus Bekanntem richtige = logische = widerspruchsfreie Schlüsse zu ziehen. Das ist von der moralischen Wertung unabhängig. Je komplizierter die korrekten Schlüsse, je mehr Fakten einbezogen werden können, ohne den Überblick zu verlieren, desto intelligenter.
    "Intelligenz" ist notwendig, um einen Pilotenschein zu machen, also waren die Atombomberpiloten wohl intelligent. Ebenso Chemiker, die entsprechende Kampfstoffe entwickeln etc.


    Zitat

    Original von magali
    Die Antwort, daß Gott entscheidet,,was wahr ist, war zu erwarten, führt denkerisch aber nicht weiter. Damit ist der Schlußpunkt errreicht.
    Bite nicht als Vorwurf verstehen, nur als Feststellung.


    Das ist ja die Crux: den endgültigen, öffentlichen und für jeden sofort einsichtigen Schiedsspruch haben wir alle noch nicht mitbekommen. Ich stimme Dir da zu.


    Zitat

    Original von magali
    mir geht es um die Frage, warum Menschen nicht nur für andere Menschen, also für etwas lebendiges Leben einsetzen, sondern für Konstrukte.


    Wenn wir jetzt mal ganz ehrlich sind: Die Annahme, es wäre erstrebenswert, sich für andere Menschen einzusetzen, ist als solche ebenfalls ein Konstrukt. Wie jede moralische Wertung. Das hat waldläufer ja schon gekonnt ausgeführt.

    Zitat

    Original von magali
    1. Zu der Frage der Physiker:
    sieh das nicht zu idealistsich, WisenschaftlerInnen greifen sicher nicht zum Beil, wenn sie sich gegenüberstehen, aber sie giften sich kräftig an.


    Richtig, und auch das passiert in Religionen (wie auch alles folgende, was Du ausführst). Deswegen finde ich den Vergleich auch passend. Und ich bin sicher nicht der Meinung, dass intelligente Menschen weniger gewalttätig wären als dumme. Es waren sicher auch keine Dummköpfe, die die Atombombe entwickelt haben, oder die das Flugzeug gesteuert haben, aus dem eine A-Bombe über Hiroshima abgeworfen wurde.


    Zitat

    Original von magali
    2. Deine 'Enttäuschung' darüber, daß eventuell jemand nicht versucht, Dich zu einer anderen religiösen Ansicht zu bekehren, zeigt in meinen Augen ein gewisses Gefangensein im eigenen System.


    Du hast Recht, ich hätte präzisieren müssen: "Ich bin enttäuscht, wenn jemand, der überzeugt ist, dass ich in mein Unglück renne, nichts dafür tut, dass mir eben dies nicht passiert."
    Oba man dann missioniert oder nicht, hat aber nichts mit mehr oder weniger Respekt zu tun, sondern ist lediglich eine Folge der Inhalte der jeweiligen Religion. Und der Frage, ob und wie man dieser Religion überhaupt beitreten kann (in manche muss man ja hineingeboren werden).


    Zitat

    Original von magali
    Dabei gibt es unzählige Auffassungen innerhalb eines jeden Systems, das sich Religion nennt.


    Falls ich den Eindruck erweckt haben sollte, ich stimmte mit dieser Aussage nicht überein, wäre dieser Eindruck falsch.
    Ich bin davon überzeugt, dass jede Weltreligion eine ganz erhebliche innere Weite hat, sonst wäre sie auch nie eine geworden.
    Dennoch hat so ziemlich jede Religion irgendwo eine Grenze, und wenn man die überschreitet, gehört man nicht mehr dazu. Wenn man nicht davon überzeugt ist, dass Jesus Christus von den Toten auferstanden ist, ist man kein Christ. Man kann die historische Figur Jesus immer noch für sympathisch erachten, sogar seine moralischen Lehren für sich selbst annehmen, aber zur christlichen Religionsgemeinschaft gehört man nicht.


    Zitat

    Original von magali
    Wie entscheidet man, welche davon 'wahr' ist?


    Nach katholischer Lehrmeinung ist das ganz eindeutig: Gott entscheidet das, niemand sonst.

    Zitat

    Original von MagnaMater
    Und ja, Bernhard, grün und weiss-gelb stehen nunmal gültig nebeneinander.


    Grün und weiß-gelb stehen zwar gültig nebeneinander, aber der Vergleich passt nicht auf die Frage der Religion, denn bei der Religion schließt die Wahrheit der einen die Wahrheit aller anderen aus. Sie ist eben keine Geschmacksfrage.
    Entweder es gibt ein jüngstes Gericht oder nicht.
    Wenn es eines gibt, werden wir danach gerichtet, ob wir Christus angenommen haben oder wir werden es nicht. Wenn nicht, werden wir wohl nach anderen Kriterien gerichtet.
    In dieser Form kann man Religion durchaus auf den Selbsterhaltungstrieb zurückführen ...


    Zitat

    Original von MagnaMater
    Weil es der einzige weg ist, in dem es funktioniert. Der andere weg heisst bürgerkrieg und pogrom.


    Und den Weg "interreligiöser Dialog" gibt es nicht?
    Es gibt schließlich auch Physikerkongresse, auf denen über unterschiedliche Thesen trefflich gestritten wird, manchmal mit unangebrachter Emotionalität. Gerade dieser Streit ist aber notwendig und der Weg zur Wahrheit (okay, präziser ausgedrückt geht es dort um Wirklichkeit, nicht um Wahrheit, aber ich denke, wir können hier verallgemeinern). Und auch diese Wahrheit wird nicht im Konsens gefunden, nicht durch Abstimmungen, sondern durch Beweisführungen hoher Komplexität.
    Dennoch schlägt kein Physiker dem anderen den Kopf ein, weil dieser der Meinung ist, es gäbe keine Schwarzen Löcher. Nicht, weil er denkt: "Der Kollege könnte Recht haben und ich habe dann Unrecht", sondern weil er denkt: "So ein Trottel - selbst schuld!"

    Zitat

    Original von Joan
    ....wenn ich nun aber von jemandem hören müsste, 2 + 2 ergäbe 7, dann denke ich mir einfach, der kann nicht rechnen...und würde bestimmt versuchen, ihn zu korrigieren.... :lache
    ...schon rein aus der Ueberlegung heraus, wenn der nun Ingenieur im Brückenbau wird, und dann seine Berechnungen nicht stimmen, dann wird diese Brücke unweigerlich einstürzen... :gruebel


    Joan, hier hast Du gerade die Begründung für Missionsarbeit geliefert.
    Aus Sicht des Missionars ist der Ungläubige ganz eindeutig auf dem falschen Dampfer. Zudem tut er - ja nachdem, welcher Religion der Missionar angehört - auch etwas extrem Selbstgefährdendes: Er steuert auf eine Ewigkeit voller Qualen für seine unsterbliche Seele hin. Mission ist daher aus Sicht des Missionars nichts, was er für sich selbst tut, sondern Hilfe am Nächsten. Ähnlich, wie wenn man einem Kettenraucher das Rauchen abgewöhnen wollte.


    Ich sehe das wirklich so allgemein, nicht nur auf meine Religion bezogen. Wenn ich von jemand anderem weiß, dass er von einer anderen Religion als meiner überzeugt ist, dann bin ich tatsächlich enttäuscht, wenn er nicht versucht, mich zu missionieren, denn ich muss davon ausgehen, dass ich es ihm nicht wert bin, gerettet zu werden. Deswegen kriegen Jehovas Zeugen bei mir auch immer Kekse, wenn sie klingeln. :-)

    Joan,


    dann sehe ich aber nicht, wo Du den Unterschied ziehst.


    Mein "Glaube", 2 + 2 sei 4, ist auch Resultat meines eigenen Denkens, meiner eigenen Erfahrungen, meiner eigenen Erkenntnisse - allerdings inspiriert durch das Vorbild eines anderen Mitmenschen, in diesem Falle des Lehrers, der mir in der Grundschule Mathematik beigebracht hat. Seitdem hat sich dieser "Glaube" vielfach bewährt, sowohl in der praktischen Anwendung als auch als theoretisches Konstrukt. Auch, wenn ich ihn mit anderen Glaubensvorstellungen vergleiche (2+2=5, 2+2=17, ...), erscheint er mir plausibler als diese.


    Identisches könnte ich zu meinen religiösen Überzeugungen sagen. Und wenn man sieht, dass die Mehrheit der Weltbevölkerung in Religionsgemeinschaften organisiert ist, stehe ich damit wohl nicht allein ...

    Joan


    wenn ich Dich recht verstehe, ist Deine Aussage:
    "In Bezug auf grundlegende Überzeugungen kann kein Mensch von einem anderen etwas lernen - jeder ist auf sich allein gestellt"?

    Es scheint mir zwar eine Premiere zu sein, aber heute gebe ich licht einmal Recht, auch wenn ich seine Beispiele falsch finde.
    Was soll eine "ganz persönliche Wahrheit" sein?
    Wenn ich nach reiflicher Überlegung als richtig annehme, dass 2 + 2 gleich 4 sei, was bedeutet dann, dies sei meine "ganz persönliche Wahrheit"?
    Wenn ich nun jemandem begegne, der der Meinung ist, 2 + 2 sei 5, dann halte ich das für falsch. Wenn jemand drittes meint, das Ergebnis sei 17, halte ich es für "noch falscher".


    Glaube ist keine Geschmacksfrage, wo alles gültig nebeneinander steht - "meine Lieblingsfarbe ist blau" - "okay, meine ist rot".


    Nein, so funktioniert das nicht.

    Zitat

    Original von Joan
    Denn keiner von uns allen hier, die wir auf dieser Erde kreuchen und fleuchen kann sich meiner Meinung nach auch nur ansatzweise anmassen, die Wahrheit gefunden zu haben.....


    Es gibt aber eine ganze Menge Leute, die sich das anmaßen. Eigentlich alle religiösen Führer ebenso auch wie eine Menge überzeugter Gläubiger und ebenso eine Menge überzeugter Ungläubiger.


    Ich finde das auch gar nicht so unwahrscheinlich (wahrscheinlich gehöre ich deswegen selbst zu den Leuten, die es sich anmaßen).


    Warum soll niemand die Wahrheit gefunden haben? Nur weil ich sie vielleicht nicht gefunden habe?
    Das wäre so, als wüde ich behaupten: "Niemand auf dieser Welt kann wissen, wie ein Teilchenbeschleuniger funktioniert, denn schließlich weiß ich selbst es ja auch nicht."


    Jetzt gibt es viele widersprüchliche Religionen. Die meisten sind also wohl falsch. Das ist so, als wenn es viele unterschiedliche Erklärungen für die Funktionsweise eines Teilchenbeschleunigers gäbe. Auf Grund der Widersprüche kann man diagnostizieren: "Die meisten sind mehr oder weniger falsch."
    Zu behaupten: "Unter allen Erklärungen ist die richtige nicht dabei", ist jedoch äußerst gewagt. Zumal, wenn man sich nicht alle Erklärungen angehört und sie nicht durchdrungen hat.

    Zitat

    Original von Joan
    ....das Problem ist einfach immer wieder dasselbe, dass es immer und überall und somit auch hier Menschen gibt, denen einfach die nötige Toleranz und auch der Respekt fehlt um mit den andersartigen Ansichten und Erfahrungen ihrer Mitmenschen umzugehen...


    ... und, dass es einige gibt, für die eher relevant ist, was sie schreiben wollen, als ob es auch jemanden gibt, der den Beitrag dann lesen möchte, geschweige denn, ob sie überhaupt etwas zum Thema des Threads beitragen. Ich finde, man sollte sich viel häufiger die Frage stellen: "Wenn jemand auf den Titel dieses Threads klickt, was erwartet er dann zu lesen? Erfüllt mein Posting diese Erwartung?"
    Ähnlich wie beim Bücherkauf: wenn "Thriller" draufsteht und ein "Märchen" drin ist, ist das eine Unverschämtheit gegenüber dem Leser.


    Zitat

    Original von Joan
    ...und ich frage mich halt einmal mehr, warum dieses doch manchmal recht unfaire Verhalten gerade in Glaubensfragen so in Erscheinung tritt.


    Weil sie den Kern unserer Lebensführung betreffen.
    Wenn ich jemandem zugestehe: "Du hast eine fundamental andere Glaubensüberzeugung als ich, die aber dennoch richtig sein könnte", sage ich im Umkehrschluss: "Es wäre möglich, dass ich mein bisheriges Lebent total verpfuscht habe, weil ich die wesentlichen Komponenten nicht erkannt habe."
    Zu einer solchen impliziten Selbstkritik sind viele Menschen nicht fähig.

    Zitat

    Original von Waldlaeufer
    Klar, wenn ich davon nicht viel gehört und verstanden hätte, würd ich mich auch fragen, was ich da eigentlich tue.


    :write
    Wenn ich das gleiche Bild von der Kirche hätte, wie einige meiner Gesprächpartner, wäre ich schon vor langer Zeit ausgetreten.

    Wir sind in der Experimentierphase und loten die Möglichkeiten aus. 2nd Life hat diverse Kinderkrankheiten, aber allgemein ist das Feedback der Kollegen ausgesprochen positiv.
    Der Vorteil gegenüber anderen Konferenzsystemen ist halt, dass jeder rein kommt, ohne dafür zahlen zu müssen - die Hemmschwelle ist niedrig. Wenn die Voice-Übertragung erst klappt, wird man wohl alles dort haben, was man braucht.
    "Laufkundschaft" ist auch ein großes Plus in 2nd Life.
    Und "Job-Börsen" scheinen ein Renner zu sein.


    Ich sage nicht, dass 2nd Life für all das besonders gut geeignet wäre - ich weiß nur, dass meine Firma das bereits macht und einige andere auch, internationale Konzerne mehr als deutsche (derzeit). Und weil das so ist, ist für mich persönlich 2nd Life eher wie WWW (mit Business-Komponente) als "nur" ein Spiel.

    Ich habe mich gestern bei Second Life registriert. Mich erinnert es stark an "Otherland" von Tad Williams.
    Dadurch, dass die Welt von den Usern "mitprogrammiert" wird, hat es den gleichen Effekt wie das WWW . Es gibt viele langweilige Seiten, aber dennoch verbringen wir alle eine Menge Zeit darin, weil es mit der Zeit immer mehr Content gibt, den wir interessant finden. Bei Second Life kommt noch die Interaktion mit echten Menschen dazu.
    Mein Arbeitgeber, ein internationaler Konzern, nutzt Second Life bereits massiv, zum Beispiel für virtuelle Konferenzen zwischen unseren Entwicklungslabors oder für Vorträge für Kunden. Das ist eine ganz andere Nutzungsebene als ein paar Werbeschilder für die Produkte aufzustellen.
    Deswegen nehme ich Second Life auch gar nicht als "Spiel" wahr. Natürlich kann man darin auch spielen, aber das greift m.E. zu kurz. Es ist so viel oder so wenig ein Spiel wie das WWW .
    Und vielleicht haben wir demnächst dort "Büchereule Island" statt so etwas "umständliches" wie ein Internetforum ...

    Zitat

    Original von bogart
    eine bessere beschreibung wäre nicht schlecht.


    Geheimtipp: Frag' doch den Poster und bitte ihn, seine Ausführungen zu präzisieren. Fragen führen zu Antworten - das soll vorkommen - habe ich gehört. :-)
    Im Übrigen kann ich auch Gott in mir spüren. Mindestens jeden Sonntag. Heißt bei uns "Kommunion". Ist auch der Grund, warum man da überhaupt hingeht, sonntags.


    Zitat

    Original von bogart
    im gegensatz zu magali habe ich ja noch den durst!


    :bier Bitte sehr. :grin