Zur Positionierung vorweg: Ich bin ein Hobbyautor. Ich habe keinen großen Verlag, ich bin unbekannt und meine Bücher sind etwas für einen speziellen Interessentenkreis. Dementsprechend waren meine Lesungen immer recht klein (die 20-Leute-Liga) und oft auch mit anderen Autorinnen oder Autoren zusammen. Zudem waren es nicht viele, etwa 10, je nachdem, was man so zählt. Ich lese für gewöhnlich im Rahmenprogramm einer größeren Veranstaltung oder als "Main Act" bei kleineren (winzigen) Events.
Möglicher Weise ist meine bescheidene Erfahrung dennoch für Dich interessant, weil Du vielleicht auch auf diesem Niveau einsteigst.
Wie kommt man ran?
Hier in Köln und vermutlich auch in anderen Städten gibt es Cafés, die Lesungen für Amateurautoren anbieten. Man bekommt kein Geld dafür, braucht aber auch nichts bezahlen und bekommt meistens ein oder zwei Freigetränke raus. In der Regel muss man sich nicht anmelden, sondern geht einfach mit seinem Text hin und der Moderator weist einem einen Zeitabschnitt von etwa 10 Minuten Länge zu. Jetzt kann man (= ich) Glück haben und jemand sitzt im Publikum, der Lesungen organisiert. Er hat vielleicht einen Rollenspieleladen und macht da eine Lesungsreihe, er sucht noch einen Autoren für einen unbesetzten Termin und ihm gefällt, was Du vorträgst. Dann spricht er Dich an und Ihr macht einen Termin.
Umgekehrt ist es allerdings erfolgversprechender: Du gehst zu einer Veranstaltung einer Lesereihe, hörst Dir an, was dort geboten wird, und wenn Du Dir denkst: "Das kann ich auch", gehst Du zum Veranstalter und fragst, ob er Interesse hat. Oder Du erfährst von einem größeren Event, bei dem Du ins Rahmenprogramm passt, schreibst dort die Veranstalter an (per eMail natürlich) und bekommst dann eine Zu- oder Absage.
Wenn Du erstmal ein paar Lesungen gemacht hast, hast Du dann wieder den Effekt, dass jemand im Publikum gesessen haben könnte, der ...
Manchmal ruft mich der Verlag auch an und hat eine Lesung "aufgerissen", das war bei mir zweimal der Fall. Bei größeren Verlagen ist die Gewichtung vermutlich deutlich anders.
Vorbereitung:
Ich spreche mit den Veranstaltern ab, was sie sich vorstellen. Dabei ist für mich vor allem der zeitliche Rahmen wichtig. Ist eine Diskussion mit dem Publikum üblich? Gibt es Pausen? Gibt es eine Moderation? Falls es eine Moderation gibt, schicke ich vorher auf jeden Fall ein paar kurze (lange liest man nämlich nicht!) Infotexte über mein Buch und über mich, damit in der Anmoderation kein Quatsch erzählt wird.
Falls räumlich möglich, schaue ich mir den Ort an, an dem die Lesung stattfindet. Wenn angebracht, mache ich Vorschläge dazu, wie man die Bestuhlung vornehmen kann. Im Zweifelsfall helfe ich dort auch gern selbst mit, komme also etwas früher und helfe beim Aufbauen - "Wenn Du willst, dass etwas klappt, mach es selbst."
Als ich im Radio gelesen habe, habe ich mich völlig in die Hände der Redakteurin gegeben, die schon x Lesungen mit Interview gemacht hatte. Die hat mir vorher erklärt, wie die Sendung ablaufen sollte. Das war vollkommen stressfrei, weil es eine Aufzeichnung war, wenn ich etwas verhaspelt hatte, konnte ich also neu ansetzen und es wurde hinterher passend zusammengeschnitten.
Basierend auf dem zeitlichen Rahmen und dem Vorgespräch suche ich die Textstelle aus, die ich lesen möchte. Der wichtigste Teil der Vorbereitung ist dann für mich, den Text mehrmals (!) laut (!) zu lesen und dabei die Zeit zu stoppen. Dabei markiere ich mir im Text die Betonungen und die Pausen, die ich setzen möchte.
Dann überlege ich mir noch, was ich das Publikum fragen möchte. Da scheine ich allerdings speziell zu sein, normalerweise ist das eine Einbahnstraße, Publikum fragt, Autor antwortet. Ich drehe den Spieß gern mal um.
Am Abend der Lesung kann es sein, dass ich Bücher zum Verkaufen mitbringe. Das hängt davon ab, wo die Lesung stattfindet. Wenn es bei einem Händler ist, hat derjenige meine Bücher ja schon, dann brauche ich also auch nichts mitbringen - logisch. Bei einem Kulturevent ist das anders.
Falls angebracht, bringe ich auch noch etwas Deko mit.
Ein Glas Wasser ohne Kohlensäure brauche ich dann noch - und fertig.
Lampenfieber habe ich nicht. Wenn man dazu neigt, sollte man wohl auch dagegen noch etwas tun, denke ich.
Zum Abschluss sei nochmal betont: Ich bin Hobbyautor. Bei den Profis mag das alles ganz anders aussehen.