Wie hat Dir denn der Film gefallen? Ich überlege, ob ich ihn mir anschauen möchte ...
Beiträge von Bernard
-
-
Zu "Frauen und Kirche" bin ich der Meinung, dass es sich bei meinen Beispielen nicht um Ausnahmefälle handelt. Dass die Außensicht eine andere ist, ist mir bekannt, ändert aber an meiner von der Innensicht geprägten Wahrnehmung nichts.
Deine Ausführungen zur Adoption habe ich gelesen, sie leuchten mir aber nicht ein. Warum sollte die Adoption für das betroffene Kind ein schlimmeres Schicksal sein als seine Ermordung?
Mit Deinem "Naturrechtsbegriff" (ich ordne Deine Haltung einmal vereinfachend dort ein) dazu, dass eine Mutter auf Grund ihrer natürlichen Stellung berechtigt sei, über Leben und Tod ihres Kindes zu befinden, weht uns eine Auffassung aus dem dunkelsten Brodem der Urgeschichte vor Beginn dessen, was wir "Zivilisation" nennen, entgegen. Zu dieser Zeit gab es nur ein Recht, nämlich das des Stärkeren. Wer die Möglichkeit hatte, eine Tat auszuführen, hatte durch diese Möglichkeit auch gleichzeitig das Recht dazu. Dieses "Stärker sein" kann durch Körperkraft begründet sein, durch höhere Gerissenheit - oder eben dadurch, dass sich im eigenen Körper ein anderer Mensch befindet, der einem völlig wehrlos ausgeliefert ist ...
Demgegenüber vertritt selbst der Protagonist in dem verlinkten Werk eine humanere Moralvorstellung - für Joan:
-
... "Zitat" statt "Edit" getroffen ...
-
Nachtrag zu Maria Magdalena: Sie hat sogar den Ehrentitel "Apostelin der Apostel" und gilt als eine Lehrmeisterin der Kirche, die grundlegende Glaubenswahrheiten zuerst erkannte ...
Wir erinnern uns: Es waren Frauen, darunter auch Maria Magdalena, nicht Männer, denen die Auferstehung zuerst offenbart wurde. Und es waren Männer, nämlich die Apostel, die zweifelten, als die Frauen ihnen diese Botschaft offenbarten.ZitatOriginal von carina2100
Und schön das es dann auch mittlerweile Frauen in gewissen Positionen bei der Kirsche gibt. Scheinbar kommt die Kirche dann wohl auch im heuten Zeitaltern an
Ich nehme den augenzwinkernden Smiley wahr, aber da ich fürchte, dass diverse Mit-Leser es nicht tun noch einmal der Hinweis, dass Frauen zu allen Zeiten bedeutende Positionen in der Kirche eingenommen haben. Exemplarisch sei Hildegard von Bingen angeführt, die sich zu ihrer Zeit sehr wortmächtig an den aktuellen Diskussionen beteiligte und dabei auch hochstehenden männlichen Persönlichkeiten wie dem König von England gehörig die Leviten gelesen hat.ZitatOriginal von carina2100
Aber das ändert nichts daran, das Frauen die Kinder kriegen auch selber entscheiden dürfen, ob sie das Kind haben wollen.
Das bestreitet kaum jemand. Sie dürfen es zur Adoption freigeben, aber ermorden dürfen sie es nicht.
Ferner weise ich auf den bislang nicht kommentierten Umstand hin, dass die Frauen keineswegs immer autonom und selbstbestimmt den Mord an ihrem Kind befürworten, sondern durchaus auch zuweilen von ihrem (männlichen oder weiblichen) Umfeld zu dieser Tat gedrängt werden - was relativ risikolos möglich ist, da straffrei. Dieser Gruppe von Frauen wäre durch eine Gesetzgebung geholfen, die das Leben besser schützen würde. -
carina2100 :
Es ist schon zutreffend, dass die Weiheämter, damit auch das des Bischofs und des Papstes, Männern vorbehalten sind und dass diese Ämter eine bestimmende Position haben. Trotzdem sind auch in der katholischen Kirche wesentliche Ämter von Frauen besetzt, sogar im Vatikan. Ich habe leider vergessen, wie das Amt heißt, aber unter Johannes Paul 2. wurden die Delegationen des Vatikan bei internationalen, völkerrechtlichen Verhandlungen häufig von einer Frau angeführt. Die vertritt dann zwar nicht die katholische Kirche, aber immerhin den Vatikanstaat, was damit ja zumindest recht eng verbandelt ist.ZitatOriginal von carina2100
Und wenn ich es ganz hart betrachte, hat Maria in der katholischen Kirche nur den besonderen Stellenwert weil sie die Mutter von Jesus war. Eine x-beliebige Frau hätte diese Chance nie gehabt.
Das stimmt, trifft aber auf alle Heiligen zu: Sie alle sind wegen ihrer besonderen Beziehung zu Gott Heilige. Zudem ist die katholische Lesart anders: Gott hat Jahrtausende gewartet, bis es endlich einen Menschen wie Maria gab, der würdig war, seinen Sohn zur Welt zu bringen.ZitatOriginal von carina2100
Schauen wir uns Maria Magdalena an. War sie die Geliebte, die Freundin, die Frau von Jesus? Lt. Kirche nur eine Hure. Diese Frau passte der Kirche nicht also wird sie unterdrückt.
Wenn wir uns Maria Magdalena genauer anschauen, werden wir feststellen, dass die katholische Kirche sie als Heilige verehrt - wohl kaum ein Indiz für Unterdrückung. -
Oryx :
Ich habe tatsächlich nie den Suizid mit Sklaverei verglichen und habe das auch sonst in diesem Thread nicht gelesen. Ich vergleiche die Mentalität, die hinter der Abtreibung steht, mit der rassistischen Sklaverei, weil sie, wie Nudelsuppe sagen würde, faschistisch ist. In beiden Denkmodellen werden Menschen erst entmenschlicht, um ihnen dann die entsprechenden Rechte abzusprechen. Mit der moralischen Bewertung des Suizids hat das rein gar nichts zu tun.
Laut Wikipedia werden bei der Präimplantationsdiagnostik Embryonen untersucht, aber das ist für meine Argumentation auch egal: Zygote, Embryo, Fötus, Baby, Grundschulkind, Teenager, Erwachsener, Greis - alles das sind Entwicklungsstadien eines Menschen, und Mensch ist man vom ersten bis zum letzten Stadium.carina2100 :
In der katholischen Kirche ist das Weiheamt Männern vorbehalten. Bei den Laien dürfte das Verhältnis von Männern und Frauen dem in der Gesamtbevölkerung entsprechen. Zudem gibt es viele weibliche Heilige, die die Theologie entscheidend mit geprägt haben - Hildegard von Bingen und Mutter Theresa, zum Beispiel. Von der herausragenden Stellung der Marienverehrung ganz zu schweigen. Da Jesus ein Gott ist, kann man sogar argumentieren, dass mit Maria der am höchsten durch die katholische Kirche verehrte Mensch eine Frau ist - und das mit weitem Abstand. Im Mittelalter kam Reliquien eine erhebliche theologische und auch wirtschaftliche Bedeutung zu. Die Kreuzritter haben im Heiligen Land Reliquien gesucht wie Gold. Manche Heilige könnte man aus den Knochen, die angeblich zu ihren Körpern gehören, gleich mehrfach zusammensetzen.
Nur von Maria gibt es keine einzige Reliquie. Warum nicht? Weil es seit jeher eine Glaubenswahrheit ist, dass diese Frau (!) als einziger Mensch (!) noch vor dem Jüngsten Tag mit Leib und Seele in das Paradies eingegangen ist. Jahrhunderte später wurde diese Glaubenswahrheit formal bestätigt - eine der beiden einzigen Anwendungen des Unfehlbarkeitsdogmas in zweitausend Jahren. Auch die zweite beschäftigt sich mit dieser Frau und besagt, dass die Frau (!) Maria als einziger Mensch (!) frei von der Erbsünde gewesen sei. Johannes Paul 2. hat sein gesamtes Pontifikat unter den Segen Mariens gestellt, mit dem Wahlspruch "Totus tuus", "Ganz und gar dein". Auf der Weltausstellung in Hannover widmete sich der größte Teil des Vatikan-Pavillons mit der Herausragenden Bedeutung der Frau für die menschliche Gesellschaft. Und so weiter, und so fort. Ich kann Deine Wahrnehmung daher nicht teilen.Nudelsuppe :
Richtig, hier findet geistige Brandstiftung statt - allerdings durch diejenigen, die den verharmlosenden Begriff "Abtreibung" verwenden. Dass solche Verniedlichungen nicht der Intention entsprechen, die das Bundesverfassungsgericht in dieser Angelegenheit hat, wurde bereits mehrfach angeführt. Dazu braucht man noch nicht einmal bis zu Kirchenkreisen gehen. Auch die weltlichen Stellen in Deutschland haben das eigenständige Recht auf Leben postuliert, das die Rechte der Schwangeren soweit einschränkt, dass sie zum Austragen der Schwangerschaft verpflichtet ist. Diese Ehrfurcht vor dem ungeborenen Leben lassen viele Beiträge in diesem Thread vermissen.
Wenn ich auch den Zusammenhang mit dem Zölibat und der Erlösung der Welt durch die Liebe Christi bis in den Tod mit der Haltung zum Lebensschutz nicht nachvollziehen kann, so freut mich zumindest Deine Einschätzung, dass die katholische Kirche nicht "lieb und nett" ist - wenn es etwas gibt, das mir zum Hals heraushängt, ist es dieses Heiti-Teiti-Image. Man kann ja in einer Metal-Kneipe kaum noch erzählen, dass man ein Katholik ist, ohne für ein Weichei gehalten zu werden ... -
Joan,
jetzt beziehst Du Dich auf eine (angebliche) historische Situation.
Dein voriges Posting erweckte bei mir den Eindruck, Du wolltest einem der aktuell Diskutierenden unterstellen, er oder sie träte dafür ein, im hier und jetzt Mörderinnen zu verbrennen oder mit dem Kopf nach unten zu kreuzigen, und Du wolltest mit dieser Begründung ein Einschreiten der Moderation fordern. Da dies nicht der Fall zu sein scheint, verstehe ich Deine Motivation nicht.Wenn ich nicht so ein sanftmütiger Mensch wäre, würde ich jetzt fragen, ob es die Aussagekraft eines Satzes erhöht, wenn man mehrere Ausrufezeichen dahinter setzt. Da ich aber lieb und nett bin, tue ich das natürlich nicht.
-
Hallo Joan.
Wenn Du einen solchen Antrag zur Geschäftsordnung stellst, würde ich es begrüßen, wenn Du Ross und Reiter nennen würdest.
Wer hat gefordert, Mörderinnen mit dem Kopf nach unten zu kreuzigen und/ oder zu verbrennen?
Wer hat "gebrüllt"? Nach meiner Kenntnis der Gepflogenheiten im Internet "brüllt" man, indem man Wörter komplett in Großbuchstaben schreibt.Ferner verweise ich zum wiederholten Male darauf, dass sich niemand unter denjenigen, die die Abtreibung (ggf. abgestuft) befürworten, meinen im Beitrag vom 13.03., 18:39 nochmals zusammengefassten Fragen gestellt hat, insbesondere auch jene nicht, die eine bessere Diskussionskultur angemahnt haben. Nicht die Abtreibungskritiker sind diejenigen, die sich einer argumentenbasierten Diskussion entziehen. Die lobenswerte Ausnahme, die ich hier explizit noch einmal herausstellen möchte, ist redator.
Abschließend hielte ich es für mehr als fragwürdig, wenn in einem Thread mit dem Titel "Die Abtreibung und die Kirche" die Position der Kirche zur Abtreibung nicht deutlich dargestellt werden dürfte. Und in dieser Position ist und bleibt Abtreibung Mord, wer sie begeht, ist ein Mörder. Da beißt die Maus keinen Faden ab.
-
Zitat
Original von Oryx
Ich weiss wirklich nicht, wie man Versklavung mit Suizid vergleichen kann.
Ich auch nicht. Ich habe mich lediglich als leidenschaftlicher Verfechter der Meinungsfreiheit positioniert.ZitatOriginal von Oryx
Und wie kann man z.B. Präimplantationsdiagnostik mit Mord gleichstellen?
Dazu bedarf es eines Zwischenschritts.
Wir erinnern uns: Der Mensch ist Mensch ab der Befruchtung der Eizelle.
Bei der Präimplantationsdiagnostik werden Embryonen untersucht. Dagegen ist nichts zu sagen.
Allerdings wird das Ergebnis dieser Untersuchung in der Regel dazu verwendet, zu entscheiden, welche Embryonen sich weiterentwickeln dürfen. Die anderen werden getötet. Wenn dies unterbleibt, also der Embryo unabhängig vom Untersuchungsergebnis eingepflanzt und ausgetragen wird, ist die Untersuchung unbedenklich.
Die Tötung der Embryonen aber ist in den Augen der katholischen Kirche (und in meinen auch) grundsätzlich mit einer Abtreibung gleichzusetzen und daher Mord.Mann muss diese Ansicht nicht teilen, aber die Argumentationskette hat keinen für mich erkennbaren Bruch.
ZitatOriginal von OryxIst es nicht sinnvoller nicht implantierte Zellen zu untersuchen als nach einer Fertilisation eingenistete nach späterer Untersuchung (Amniozentese beispielsweise) zu entfernen?
Das macht keinen großen Unterschied - es sind eben andere Mordmethoden. Ist es sinnvoller, ein zweijähriges Kind zu erschießen als ein dreijähriges? Ist es sinnvoller, einen Mord mit Gift zu begehen als mit einer Pistole? -
Nun ja, der Text beschäftigt sich unter Anderem mit der Frage, unter welchen Umständen ein Mensch ein Menschenleben absichtsvoll beenden darf.
Darf eine Mutter ihr Kind umbringen?
Darf man Menschen zu Forschungszwecken töten?
Darf ein Mensch sein eigenes Leben beenden?
Und so weiter.
In allen diesen Fällen vertritt der Text die Position, dass dies nicht statthaft sei.
Es steht nun jedem frei, anderer Meinung zu sein, so wie grundsätzlich ja auch jeder der Meinung sein darf, dunkelhäutige Menschen seien minderwertig und man täte ihnen durch Versklavung einen Gefallen.
Wenn ich mir vorstelle, dass ich die obigen Fragen alle mit "ja" beantworten würde, so würde mich an den gegenwärtig gültigen Regeln dennoch ein Punkt erheblich stören, der in dem Text ebenfalls ausführlich thematisiert wird: Warum stellt man sich als Politiker dann nicht hin und sagt: "Die betroffenen Menschen haben kein Recht auf Leben, man kann mit ihnen nach Belieben verfahren"? Das empfände ich zumindest als ehrlich. Demgegenüber finde ich die Argumentation des Politik, mit einem besseren Lebensschutz zu argumentieren, der durch die Beratungsregelung entstünde, unehrlich.
Der Kindermord ist illegal, dennoch müssen die Bundesländer per Gesetz flächendeckend Einrichtungen vorhalten, die dem Vollzug dieser illegalen Tat dienen ... Der Staat verbietet etwas und bezahlt es zugleich ...
Mir erscheint das absurd. -
Andreas Eschbach: Die Haarteppichknüpfer
Das dürfte etwas für Dich sein. Der Roman ist als Folge zusammenhängender Episoden aufgebaut, von denen man viele auch als eigenständige Kurzgeschichten lesen könnte. Sowohl die Auflösungen der einzelnen Episoden als auch die Auflösung der übergeordneten Handlung fand ich überraschend und schwierig vorherzusehen. -
Sollte ich unseren Prediger Tom tatsächlich so ausmanövriert haben, dass er nicht in der Lage ist, sich zu dieser Fragestellung zu äußern?
ZitatOriginal von Bernard
Ich habe diesen Teil aus den vergangenen Beiträgen kopiert, weil er einen wesentlichen Grund beleuchtet, warum wir die Gesetzeslage haben, die derzeit aktuell ist. Wissenschaftler haben nach einem Kriterium gesucht und sind bei der zwölften Woche gelandet, man kann ihnen unterstellen, dass sie sich bei den Kriterien etwas gedacht haben und nicht beliebig gewählt haben.
Ich stelle aber die Frage, warum diese Kriterien dann vor dem Eingriff nicht überprüft werden. Im Gesetz steht: "12. Woche", nicht "wenn noch keine Hirnzellen vernetzt sind". Nun ist ja bekannt, dass manche Kinder sich schneller entwickeln als andere. Manche werden genau nach neun Monaten geboren, andere einige Wochen früher oder später. Es ist doch plausibel, anzunehmen, dass sich bei einigen auch die Hirnzellen oder die Organe früher entwickeln als bei anderen. Demnach wären sie auch für diejenigen, die diesen Gesetzestext inspiriert haben, Menschen mit einem schützenswerten Recht auf Leben. Durch die fehlende Überprüfung muss man also davon ausgehen, dass jedes Jahr eine gewisse Anzahl von Menschen (nach dieser Definition) getötet werden.
Das ist aus meiner Sicht überhaupt nur möglich, weil unsere Gesellschaft sich als unfähig erweist, sich dem Thema zu stellen und nach einer möglichst einfachen, unauffälligen, unsichtbaren, klinisch sauberen Lösung giert. Auch wenn die Festlegung ursprünglich sinnvollen Kriterien folgte (was ich zwar bestreiten würde, aber als Annahme kann man das ja einmal durchspielen) hat man sich im Gesetzgebungsverfahren von diesem Anspruch an ein sinnvolles/ "objektives" Kriterium gelöst und nimmt die Tötung von Menschen billigend in Kauf. -
Danke für den interessanten Link, SiCollier.
Besonders bedenkenswert finde ich folgende Überlegung daraus:Zitat
Kommt die Schwangere, wie in rund einem Drittel der Fälle, nicht aus eigenem Entschluss, sondern auf Grund des Druckes ihres Mannes, Freundes, Arbeitgebers oder ihrer Eltern, dann ist die Ausstellung des Beratungsscheins auch noch Beihilfe zur Nötigung.
Wie das "eine Drittel" ermittelt wird, kann ich zwar nicht nachvollziehen, aber dass es Fälle gibt, in denen die Frau zur Ermordung ihres Kindes genötigt wird, halte ich für eine plausible Annahme, und dass diese Fälle durch die laxe Praxis des Beratungsverfahrens erleichtert werden, für offensichtlich. -
MissKazumi :
Das führt zu der Frage, worin staatliche Autorität wurzelt.
Es gibt Staatsphilosophen, die vertreten: "Autorität hat derjenige, der sie durchsetzen kann." Also das Recht des Stärksten. Diese Staatsphilosophen verstehen dann auch die Mafia in manchen Regionen als "Staat".
Häufiger spricht man dem Staat aber eine moralische Legitimation zu. Das bedeutet dann allerdings auch, dass die Gesetze, die er erlässt, sich nach dieser Moral richten müssen. (Einschub: Deswegen darf und muss ein deutscher Soldat zum Beispiel Befehle verweigern, deren Befolgung eine Menschenrechtsverletzung darstellen würde.)
Wenn die Gesetzgebung moralischen Kriterien unterworfen ist, ist aber ein Verstoß gegen Gesetze zugleich notwendigerweise eine moralische Verfehlung. Eine Verurteilung ist dann immer auch die Aussage, dass "der Mensch selbst" moralisch verwerflich gehandelt hat.Wo das auseinanderklafft, wird oft auch von einem "Unrechtsstaat" gesprochen - auch dieser Staat hat Gesetze und setzt sie durch, aber im Auge des Betrachters erscheinen diese Gesetze unmoralisch.
Auch hier ist wieder der Kommentar des Bundesverfassungsgerichts interessant:
Zitat
...
10. Der Schutzauftrag verpflichtet den Staat ferner, den rechtlichen Schutzanspruch des ungeborenen Lebens im allgemeinen Bewußtsein zu erhalten und zu beleben.
...
Hier erteilt das Bundesverfassungsgericht einen moralischen Auftrag.
Nach meiner persönlichen Einschätzung, bestärkt auch, aber nicht nur durch die in diesem Forum stattfindende Diskussion, hat der Staat dabei allerdings versagt. -
Zitat
Original von Leia
Echt? Wundert mich. Ich hätte dann Angst das der Autor denkt ich gehe mit seinen Büchern nicht gerade sorgfältig um...
Meine Überlegung ist da anders: Derjenige fand mein Buch so spannend, dass er es überallhin mitnehmen musste, vielleicht seinen Freunden aufgedrängt hat, die es dann auch ganz begesitert gelesen haben und überallhin mitschleppten, vielleicht wurde es auch vom Besitzer mehrfach gelesen, ...ZitatOriginal von Lesehunger
Von dir habe ich Sanguis B hier liegen, fand ich übrigens richtig toll damals!
Wo könnte ich das denn signieren lassen?
Wenn Du es an die Adresse im Impressum meiner Homepage schickst, schicke ich es Dir signiert zurück. Alternativ kannst Du auf meiner Homepage unter "Termine" gucken, wo ich anzutreffen bin. -
Wenn jemand eines meiner Bücher signiert haben möchte, freue ich mich immer besonders, wenn es so richtig zerlesen aussieht ...
-
Zitat
Original von MissKazumi
Aber im Grunde darf man eh nicht über andere urteilen, da: wer ohne Sünde ist werfe den ersten Stein.
Auch das ist eine konsequente Position, und die mag ich ja grundsätzlich.
Allerdings kenne ich kaum jemanden, der sie wirklich vertritt, daher meine Nachfrage: Du bist also der Meinung, man sollte das Strafgesetzbuch und die Polizei abschaffen und jedes beliebige Verbrechen, auch jedes Kapitalverbrechen unverurteilt und ungestraft lassen? -
Netter Versuch, Tom.
Dass "besonders schwere Todsünde" ein Fachterminus wäre, habe ich nie behauptet. Es ist ein von mir verwendeter erklärender Terminus. Und selbst wenn es "fünfmal Lebenslänglich" in Deutschland nicht geben sollte, bleibt die Sicherungsverwahrung - auch wenn es die nicht gäbe, wird das Prinzip deutlich: Ja, Todsünde ist einerseits maximal, dennoch gibt es besonders schwere Todsünden (beinahe nur die Abtreibung). Falls dem nicht so ist - dann zeige mir, wie andere Todsünden "äquivalent" im KKK gewürdigt werden. Das wird Dir nicht gelingen.
Wertvoller verwendet wäre die Zeit, wenn Du zu Folgendem Stellung nähmest:
ZitatOriginal von Bernard
Ich habe diesen Teil aus den vergangenen Beiträgen kopiert, weil er einen wesentlichen Grund beleuchtet, warum wir die Gesetzeslage haben, die derzeit aktuell ist. Wissenschaftler haben nach einem Kriterium gesucht und sind bei der zwölften Woche gelandet, man kann ihnen unterstellen, dass sie sich bei den Kriterien etwas gedacht haben und nicht beliebig gewählt haben.
Ich stelle aber die Frage, warum diese Kriterien dann vor dem Eingriff nicht überprüft werden. Im Gesetz steht: "12. Woche", nicht "wenn noch keine Hirnzellen vernetzt sind". Nun ist ja bekannt, dass manche Kinder sich schneller entwickeln als andere. Manche werden genau nach neun Monaten geboren, andere einige Wochen früher oder später. Es ist doch plausibel, anzunehmen, dass sich bei einigen auch die Hirnzellen oder die Organe früher entwickeln als bei anderen. Demnach wären sie auch für diejenigen, die diesen Gesetzestext inspiriert haben, Menschen mit einem schützenswerten Recht auf Leben. Durch die fehlende Überprüfung muss man also davon ausgehen, dass jedes Jahr eine gewisse Anzahl von Menschen (nach dieser Definition) getötet werden.
Das ist aus meiner Sicht überhaupt nur möglich, weil unsere Gesellschaft sich als unfähig erweist, sich dem Thema zu stellen und nach einer möglichst einfachen, unauffälligen, unsichtbaren, klinisch sauberen Lösung giert. Auch wenn die Festlegung ursprünglich sinnvollen Kriterien folgte (was ich zwar bestreiten würde, aber als Annahme kann man das ja einmal durchspielen) hat man sich im Gesetzgebungsverfahren von diesem Anspruch an ein sinnvolles/ "objektives" Kriterium gelöst und nimmt die Tötung von Menschen billigend in Kauf. -
Zitat
Original von Bernard
Hallo, Tom.
(...)
Deine Ausführungen zur Todsünde sind vermutlich wieder als Frage ohne Fragezeichen zu verstehen? - Dann will ich sie gern beantworten. Eine gute Analogie ist das Strafmaß "Lebenslänglich". Das ist eigentlich nicht mehr steigerbar. Dennoch kann man zu "fünfmal lebenslänglich plus anschließender Sicherungsverwahrung" verurteilt werden. Ebenso ist die Auswirkung einer Todsünde für das betroffene Individuum bereits maximal. Dennoch wird sie für die spezielle Todsünde "Abtreibung" gesteigert und zudem die Tat als solche als ausreichend konstituierend für die Todsünde angesehen, während in praktisch allen anderen Fällen weitere Faktoren hinzugezogen werden (insbesondere die Motivation/ "Gesinnung" des Täters). Das kann ich bei Gelegenheit gern auch noch einmal im KKK nachschlagen.Das hatte ich ja noch angekündigt nachzuliefern.
Der entsprechende Absatz ist KKK 2272:Zitat
Die formelle Mitwirkung an einer Abtreibung ist ein schweres Vergehen. Die Kirche ahndet dieses Vergehen gegen das menschliche Leben mit der Kirchenstrafe der Exkommunikation. "Wer eine Abtreibung vornimmt, zieht sich mit erfolgter Ausführung die Tatstrafe der Exkommunikation zu" (CIC, can. 1398), "so dass sie von selbst durch Begehen der Straftat eintritt" (CIC, can. 1314) unter den im Recht vorgesehenen Bedingungen. Die Kirche will dadurch die Barmherzigkeit nicht einengen; sie zeigt aber mit Nachdruck die Schwere des begangenen Verbrechens und den nicht wieder gutzumachenden Schaden auf, der dem unschuldig getöteten Kind, seinen Eltern und der ganzen Gesellschaft angetan wird.Bei den mit "CIC" gekennzeichneten Zitaten verweist der Katechismus auf den "Codex Iuri Canonici", den Codex des kanonischen Rechts.
Dieser Absatz ist in mehrfacher Hinsicht innerhalb des KKK ungewöhnlich. Einmal, weil eine doch recht spezielle Tat überhaupt thematisiert wird, während man sich im Allgemeinen auf einem höheren Abstraktionsniveau bewegt. Dann aber auch wegen der besonderen Strafandrohung, zu deren Realisierung die Ausführung der Tat ausreicht (ohne Gesinnungsprüfung etc.). Dies ist auch bei Todsünden sonst nicht der Fall. Wir haben es hier also mit einer Steigerung zu tun, die ich mit "besonders schwere Todsünde" für adäquat beschrieben halte.
Ich hatte ferner auf die "himmelschreiende Sünde" als weitere Kategorie hingewiesen, diese findet sich in KKK 1867. Ich belasse es hier ohne weitere Erläuterung bei diesem Verweis, da diese Kategorie für das Thema "Die Abtreibung und die Kirche" nicht relevant ist.
-
Hallo Tom,
Du möchtest also in Semantik flüchten ...
"Null" ist durchaus ein zulässiger Wert auf einer Skala von Null bis x.
Wenn man Menschen in "Erwachsene" und "Kinder" einteilt, dann sind Ungeboren kaum "Erwachsene".
Deine Ausführungen zu meinem Punkt 3 habe ich nicht verstanden.
Apelle daran, ich solle "in mich gehen" oder der Ratschlag, ich solle Angstgefühle gegenüber Mitbürgern entwickeln, denen meine Meinung nicht passt, kannst Du gern bringen, sie werden allerdings nicht auf fruchtbaren Boden fallen, da ich Dich mir gegenüber nicht als erziehungsberechtigt ansehe.Tereza :
Ich kenne Dich nicht, das ist richtig. Ich lese aber Deine Beiträge und reagiere darauf - wenn Du Dich dagegen verwehren willst, darfst Du nicht in einem öffentlichen Forum posten.