Für mich ist Gott der Schöpfer der Welt und dass es in der Schöpfungsgeschichte darum ging, das zu erzählen (und zwar so, dass es die Menschen damals auch verstehen können) und nicht, eine wissenschaftliche fundierte "Wahrheit" zu beschreiben, liegt für mich auf der Hand. Schon allein deshalb, weil es nicht nur eine, sondern zwei Schöpfungsgeschichten gibt, die sich unterscheiden.
In der Bibel erzählen Menschen von ihren Erfahrungen mit Gott. Die Bibel ist kein in sich geschlossenen Buch, sondern eher eine Bibliothek.
Es ist immer schwierig und missverständlich, die Bibel zeitgemäß zu deuten und zu interpretieren. Ich halte mich da eher daran, was im Sinne von Jesus war, der ja ein Kind seiner Zeit und in einer patriacharlischen Gesellschaft lebte. Aber Jesus sprengte mit seinem Handeln und Denken die damalig Tradition und an dieser Jesustradition kann man sich m.M. nach auch heute noch gut orientieren. Dass er z.B. für das Leben eintrat und gegen das anging, was das Leben behinderte oder verhinderte.
Dass er den Frauen beispielsweise einen hohen Stellenwert beigemessen hat ist unbestritten, doch bis auf die Purpurhändlerin Lygia werden sie nicht namentlich erwähnt (das ist für die schreibenden Männer schlichtweg unwichtig) Aber für Jesus und Gott waren und sind sie nicht unwichtig.
Nun gibt es die einen, die die Bibel wortwörtlich nehmen und daran scheitern müssen, eben weil es "die Bibel" in unverfälschter und "objektiver" Form nicht gibt. "Das Weib schweige in der Gemeinde", das hindert die Pfarrerinnen sicher nicht am Predigen.
Um noch mal auf Docs Frage zu kommen: Ich glaube an Gottes Schöpfungskraft, Henne oder Ei, was war zuerst, letztlich kommen auch Wissenschaftler an einen Punkt, wo sie keine Erklärung für das Wunder des Lebens haben. Ich habe zum Beispiel alle Bücher von Hoimar von Ditfurth und auch er kommt zu dem Schluss, dass so viele Bedingungen nötig waren, damit das Leben erst mal eine Chance bekam, die mit Zufall oder Glück eigentlich nicht zu erklären sind. Ich kann diese Erklärungslücke für mich gut mit dem Schöpfer Gott schließen.
Der Fehler der Theologen in der Vergangenheit (und wohl leider auch noch in der Gegenwart) war, dass sie Gott beweisen wollten (was schlichtweg nicht möglich ist) und Wunder in der Natur bzw. deren Nichterklärbarkeit als Gottesbeweis anführten. Je mehr die Wissenschaft nun in der Lage war, diese Wunder zu erklären, geriet die Kirche in die Defensive (bzw. Offensive, indem sie die Wissenschaflter mundtot machte) und verlor an Boden und Glaubwürdigkeit. Die Grenzen wurden von der Wissenschaft abgesteckt und sie nahm dem "Unerklärlichen" und "Zu Glaubenden" immer mehr Terrain ab.
Aber je fortgeschrittener die Wissenschaft heutzutage ist, desto mehr wird für mich deutlich, dass es noch unendlich viele Rätsel gibt und unsere Vorstellungskraft und unser Denken vieles, was auch in der Wissenschaft belegt ist, nicht fassen und begreifen kann (z.B. Einsteins Relativitätstheorie) Wir sind einfach dreidimensionale Geschöpfe und können keine weiteren Dimensionen begreifen.
Und daher ist für mich Wissenschaft und Glaube beileibe kein Widerspruch. Es gibt viele Fragen, auf die es keine Antwort gibt, sowohl in der Wissenschaft als auch in der Religion.
Ich halte mich da an Gilbert Keith Chesterton, der gesagt hat: "Die Rätsel Gottes sind befriedigender als die Lösungen der Menschen."
Die Existenz Gottes kann man nicht beweisen, man kann sie aber glücklicherweise spüren und erfahren. Aber man kann genausowenig wissenschaftlich seine Nicht-Existenz beweisen.
grüße von missmarple