Beiträge von auserlesenes

    Bayern im Jahr 1963: Marlene Landmann, genannt Leni, hat einen Praktikumsplatz in einem Starsalon in London ergattert. Für die junge Friseurin wird damit ein Traum Wirklichkeit. Doch ein Versprechen, das sie ihrer Mutter gegeben hat, bedroht ihre gewonnene Freiheit. Aber sie ist nicht die einzige, deren Vergangenheit zu Problemen führt…


    „Der Salon - Ein hoffnungsvoller Aufbruch“ ist der zweite Band einer Dilogie von Julia Fischer.


    Meine Meinung:

    Der Roman beginnt mit einem Prolog, der im März 1963 zeitlich verortet ist. Daran schließen sich 38 Kapitel und der Epilog an. Erzählt wird die Geschichte aus sich abwechselnden Perspektiven, beispielsweise aus der Sicht von Leni und der von Schorsch. Der Aufbau ist schlüssig und funktioniert gut.


    Der Schreibstil ist - wie im ersten Band - sehr anschaulich, atmosphärisch und bildhaft. Authentische Dialoge und gelungene Beschreibungen lassen das Geschehen vor dem inneren Auge lebendig werden. Wer den Auftakt verpasst hat, kann auch dem zweiten Teil sehr gut folgen. Dennoch empfiehlt es sich, die Geschichte von Anfang an zu lesen.


    Protagonistin Leni ist ein sympathischer und interessanter Charakter geblieben. Sie durchläuft nun eine realitätsnahe Entwicklung. Auch die übrigen Figuren wirken lebensnah und verfügen über ausreichend psychologische Details. Ihre Gedanken und Gefühle lassen sich nachvollziehen.


    Die Autorin beweist zum wiederholten Mal, dass sie nicht nur mit ihren Liebesromanen, sondern auch mit einer historischen Familiensaga überzeugen kann. Mit seinen vielfältigen Themen bietet auch der zweite Band der „Salon“-Reihe interessante Fakten zu unterschiedlichen Facetten des Lebens im historischen München und darüber hinaus. So werden Unterhaltung und Wissenswertes auf angenehme Weise verknüpft. Politische, gesellschaftliche und kulturellen Ereignisse fügen sich wunderbar ein. Dabei tritt die gründliche und umfassende Recherche der Autorin zutage. Auch diesmal lässt uns Julia Fischer an ihren Quellen teilhaben und stellt Hinweise zu weiterer Literatur zur Verfügung. Ein schönes Extra ist das Rezept für Bayrisch Creme.


    Auf den rund 500 Seiten ist der Roman abwechslungsreich und kurzweilig. Die Handlung ist durchweg schlüssig und kohärent, aber dank mehrerer überraschender Wendungen nicht zu durchsichtig. Zudem konnte mich die Geschichte immer wieder berühren.


    Das stimmungsvolle, nostalgisch anmutende Cover gefällt mir sehr und passt hervorragend zum ersten Band. Auch der Titel fügt sich gut ein.


    Mein Fazit:

    Mit „Der Salon - Ein hoffnungsvoller Aufbruch“ ist Julia Fischer eine lesenswerte Fortsetzung gelungen, die meine Erwartungen in vollem Umfang erfüllt hat. Ein Roman, den ich sehr gerne weiterempfehle, und ein Lesehighlight in diesem Jahr.


    Ich vergebe 5 von 5 Sternen.

    Das Schlematal im Erzgebirge: Luisa arbeitet in einem Besucherbergwerk. So weit sie zurückdenken kann, waren ihre Vorfahren im Bergbau tätig. Als Luisa Nachforschungen über ihre Familie anstellt, drängt Verborgenes an die Oberfläche…


    „Die Sehnsucht nach Licht“ ist ein Roman von Kati Naumann.


    Meine Meinung:

    Der Roman umfasst 35 Kapitel mit einer angenehmen Länge. Erzählt wird auf zwei Zeitebenen: einmal im Jahr 2019, einmal in den Jahrzehnten zuvor, angefangen im Jahr 1908. Zeitangaben zu Beginn der Kapitel erleichtern die Orientierung.


    Der Schreibstil ist unspektakulär, aber anschaulich und lebhaft. Dialektale Einschübe und ein zeitgenössisches Vokabular machen die Geschichte authentisch.


    Die Familie Steiner steht im Mittelpunkt des Romans. Vor allem auf Luisa liegt der Fokus. Die Figuren sind grundsätzlich interessant, lassen jedoch etwas Tiefe vermissen.


    Inhaltlich beschäftigt sich auch der neue Roman der Autorin mit deutsch-deutscher Geschichte. Erneut hat es Kati Naumann geschafft, auf unterhaltsame Weise die Historie erlebbar zu machen und Verknüpfungen in die Gegenwart sichtbar werden zu lassen. Zugleich wird die Geschichte einer Familie dargestellt.


    Die Zeittafel zum Bergbau im Erzgebirge ist ein ebenso hilfreiches Extra wie die Landkarte und der abgedruckte Stammbaum der Familie Steiner. Einen Blick wert ist zudem das Interview mit der Autorin, das mehr zu den Hintergründen der Geschichte erläutert und die fundierte Recherche belegt.


    Auf den rund 400 Seiten gibt es nur wenige Längen. Größere Überraschungen hält die Handlung allerdings nicht bereit.


    Das stimmungsvolle Cover gefällt mir sehr. Der poetisch anmutende Titel mag ein wenig kitschig klingen, passt thematisch aber tatsächlich.


    Mein Fazit:

    Mit „Die Sehnsucht nach Licht“ ist Kati Naumann erneut ein unterhaltsamer und interessanter Roman gelungen. Eine empfehlenswerte Lektüre für schöne Lesestunden.


    Ich vergebe 4 von 5 Sternen.

    Roland Baines, Sohn eines schottischen Majors, aufgewachsen in Libyen und auf ein englisches Internat bei Ipswich geschickt: Als Barpianist fristet er sein Dasein in London. Als alleinerziehender Vater kümmert er sich um seinen kleinen Sohn Lawrence. Was erwartet ihn noch in seinem Leben?


    „Lektionen“ ist ein Roman von Ian McEwan.


    Meine Meinung:

    Der Roman gliedert sich in zwölf Kapitel und besteht aus drei Teilen. Die Handlung erstreckt sich über sieben Jahrzehnte. Erzählt wird dabei nicht streng chronologisch und mit mehreren Zeitsprüngen.


    Der Schreibstil ist recht ausschweifend, sprachlich aber sehr ausgereift: schnörkellos und doch anschaulich, nüchtern und gleichzeitig atmosphärisch.


    Der Fokus liegt auf Roland. Er und die übrigen Charaktere sind authentisch und weitgehend klischeefrei ausgestaltet. Leider fiel es mir schwer, einen Zugang zu ihnen zu finden.


    Inhaltlich ist der Roman vielleicht als alternative Biografie des Autors zu werten. Wie könnte das Leben verlaufen, wenn ein paar Komponenten anders gewesen wäre? Tatsächlich streift die Geschichte immer wieder die existenziellen Fragen: Was beeinflusst uns? Was lenkt uns? Was macht ein gelungenes Leben aus? Es geht dabei um die großen Themen: Liebe, Verlust, Schmerz und einiges mehr.


    Neben den persönlichen Erlebnissen der Protagonisten werden die politischen und gesellschaftlichen Ereignisse der vergangenen Jahrzehnte wie Kriege, Katastrophen und Krisen immer wieder eingeflochten. Auffallend ist, dass vor allem Deutschland und seine Entwicklung, beispielsweise der Fall der Mauer, breiten Raum einnehmen.


    Auf den mehr als 700 Seiten gibt es ein paar ausufernde Passagen. Allerdings ist der Roman weniger langatmig, als es der Umfang vermuten lassen könnte.


    Lobenswert ist, dass der Verlag den englischen Originaltitel („Lessons“), der hervorragend zum Inhalt passt, wortgetreu übersetzt und zudem das Cover übernommen hat.


    Mein Fazit:

    Mit „Lektionen“ ist Ian McEwan ein durchaus lesenswerter Roman gelungen, der mich besonders in sprachlicher Hinsicht überzeugt hat. Leider ist der Funke nicht komplett übergesprungen.


    Ich vergebe 4 von 5 Sternen.

    Karriere, Ehe, Kinder, Haus: Mit Ende 30 hat Hélène ihre Träume erreicht. Doch richtig glücklich ist sie nicht. Christophe Marchal ist hingegen nicht erfolgsverwöhnt. Er hat die kleine Stadt im Osten Frankreichs, in dem er und Hélène aufgewachsen sind, nie verlassen. Dann treffen die beiden wieder aufeinander…


    „Connemara“ ist ein Roman von Nicolas Mathieu.


    Meine Meinung:

    Der Roman umfasst 21 Kapitel und endet mit einem Epilog. Erzählt wird aus der Perspektive von Hélène und Christophe. Die Geschichte springt zwischen gegenwärtigen Ereignissen und Vergangenem hin und her. Dennoch lässt sich der Handlung sehr gut folgen.


    Die Sprache ist schnörkellos. Anschauliche Beschreibungen und plastische Dialoge wechseln sich ab.


    Vor allem Hélène und Christophe stehen im Mittelpunkt der Geschichte. Die Protagonisten weisen menschliche Schwächen auf und sind mit psychologischer Tiefe gezeichnet. Sie sind keine typischen Sympathieträger, wirken aber realitätsnah und klischeefrei.


    Inhaltlich bietet der Roman nicht nur ein breites Themenspektrum, sondern auch viele Anknüpfungspunkte. Alltägliche Probleme, viel Zwischenmenschliches, Zeitgenössisches und gesellschaftskritische Aspekte ergeben einen unterhaltsamen Mix, der gedankliche Impulse liefert.


    Auf den etwas mehr als 400 Seiten ist das Erzähltempo nicht immer hoch. Dennoch konnte mich die Geschichte schnell für sich einnehmen und fast durchgängig fesseln.


    Der französische Originaltitel, der gut zum Inhalt passt, wurde glücklicherweise übernommen. Das Cover ist ansprechend und aus thematischer Sicht sehr geeignet.


    Mein Fazit:

    Mit „Connemara“ hat mich Nicolas Mathieu überzeugt. Ein lesenswerter Roman, der einzelne Lebensgeschichten und das große Ganze in trefflicher Weise verbindet.


    Ich vergebe 5 von 5 Sternen.


    ASIN/ISBN: 3446273778

    Winter 2008 am nördlichen Polarkreis: Hier liegt Sápmi, das Land der Samen, der Ureinwohner Skandinaviens. Die neunjährige Elsa, die Tochter eines Rentierbesitzers, wächst auf mit dem Gefühl ständiger Bedrohung. Eines Tages wird sie Zeugin einer brutalen Tat: Ein Mann tötet ihr geliebtes Rentierkalb. Er droht ihr. Sie darf ihn nicht verraten…


    „Das Leuchten der Rentiere“ ist der Debütroman von Ann-Helén Laestadius.


    Meine Meinung:

    Der Roman besteht aus mehreren Teilen, die wiederum in Kapitel untergliedert sind.

    Die Handlung umfasst einige Jahre, beginnend im Jahr 2008, wobei Orts- und Zeitangaben für Orientierung sorgen. Erzählt wird aus der Perspektive von Elsa.


    In sprachlicher Hinsicht hat mich der Roman nicht enttäuscht. Der Schreibstil ist sehr eindrücklich und anschaulich.


    Im Mittelpunkt des Romans steht Elsa, eine sympathische und mutige Protagonistin, deren Gefühle sehr gut deutlich werden. Der Charakter wirkt ebenso wie die anderen Figuren authentisch.


    Inhaltlich finde ich das Buch sehr wichtig. Es lenkt den Blick auf ein indigenes Volk, das diskriminiert und missachtet wird. Gerne habe ich über die Geschichte, Kultur und Strukturen der Sámi gelesen und so meinen Horizont erweitert. Mich persönlich hat der Roman immer wieder zum Nachdenken angeregt. Das Setting ist zudem sehr reizvoll.


    Auf den mehr als 400 Seiten ist die Geschichte trotz des Kriminalfalls nicht durch und durch spannungsgeladen, aber dennoch fesselnd und nicht langatmig.


    Den deutschen Titel empfinde ich für den Roman als zu romantisierend und weniger passend als das Original. Ähnliches gilt für das sehr hübsche Cover, das auf einen anderen Inhalt schließen lässt.


    Mein Fazit:

    „Das Leuchten der Rentiere“ von Ann-Helén Laestadius gehört zu meinen Lesehighlights in diesem Jahr. Eine durchweg empfehlenswerte Lektüre mit einer wichtigen Botschaft.


    Ich vergebe 5 von 5 Sternen.

    Auf der Fähre MS Rjúkandi auf dem Weg nach Island: Zwei Frauen sind aufgebrochen, um nach drei angeblich vermissten Männern zu suchen. Was sie dort erwartet, übersteigt ihre Vorstellungen…


    „Unsterblich sind nur die anderen“ ist ein Roman von Simone Buchholz.


    Meine Meinung:

    Der Aufbau des Romans ist anspruchsvoll und gut durchdacht. Das Buch besteht aus vielen kurzen Kapiteln. Erzählt wird auf unterschiedlichen Zeitebenen. Somit umfasst die Geschichte eine breite Zeitspanne.


    Der Schreibstil ist sehr dialoglastig. Darüber hinaus überrascht der Roman mit Theatereinschüben, Notizen im Originallaut und sonstigen Ergänzungen, die sich nicht (sofort) erschließen. In sprachlicher Hinsicht hat mich der Roman dennoch wegen seiner starken, teils ungewöhnlichen Bilder beeindruckt.


    Die Protagonistinnen und Protagonisten blieben mit allesamt fremd. Ihr Verhalten ist nur bedingt nachvollziehbar.


    Inhaltlich ist die Geschichte ein wilder Mix aus Mystery, Fantasy, Thriller und erotischer Literatur. Eine interessante und kreative Mischung, die mir letztlich aber etwas zu abgedreht war. Alkohol, Medikamentenmissbrauch und amouröse Eskapaden nehmen in der Geschichte überhand. Obwohl ich die zugrundeliegende Botschaft durchaus würdigen kann, hat mich die Umsetzung insgesamt leider nicht überzeugt.


    Auf den rund 260 Seiten bleibt die Geschichte lange undurchsichtig, bisweilen verwirrend. Sie bietet viel Raum für eigene Interpretationen. Auch zum Schluss sind noch einige Fragen offen.


    Das düstere, geheimnisvolle Cover passt meiner Ansicht nach sehr gut. Der Titel ist ebenfalls stimmig.


    Mein Fazit:

    Freunde ungewöhnlicher Literatur dürften bei „Unsterblich sind nur die anderen“ von Simone Buchholz durchaus auf ihre Kosten kommen. Mir ist der durchaus originelle und experimentelle Roman leider eine Spur zu schräg.


    Ich vergebe 3 von 5 Sternen.

    Berlin im ersten Viertel des 20 Jahrhunderts: Das Kaufhaus des Westens bietet eine Welt des Luxus. Für Rieke Krause, die dort einen Job ergattern kann, ist sie sehr fremd. Anders ist es für Judith Bergmann, der Tochter des KaDeWe-Justiziars. Die Wirren des Ersten Weltkriegs wirbeln die Pläne beider Frauen kräftig durcheinander…


    „KaDeWe - Haus der Träume“ ist der Auftaktband einer neuen Saga von Marie Lacrosse.


    Meine Meinung:

    Der Roman beginnt mit einem Prolog, an den sich fünf Teile mit 24 Kapiteln und ein Epilog anschließen. Die Handlung startet 1907 und endet 1926, wobei der Fokus auf den 1910er- und 1920er-Jahren liegt. Orts- und Zeitangaben zu Beginn von Kapiteln und Abschnitten erleichtern die Orientierung.


    Der anschauliche und einfühlsame Schreibstil ist dialoglastig. Die vielen eindrücklichen Beschreibungen lassen lebhafte Bilder vor dem inneren Auge entstehen.


    Rieke und Judith sind zwei reizvolle Protagonistinnen. Ihr Innenleben lässt sich prima nachvollziehen.


    Das KaDeWe vor 100 Jahren ist ein ansprechendes Setting, das schnell meine Neugier geweckt hat. Wer die früheren Romane von Marie Lacrosse kennt, weiß, dass ihre Stärke darin liegt, Zeitgeschichtliches und historische Ereignisse auf gleichsam lehrreiche wie interessante Weise in die Handlung einzuflechten. Dies gelingt ihr auch in diesem Fall sehr gut.


    Mit seinen rund 700 Seiten ist der Roman ein dicker Schmöker. Trotz des verhältnismäßig großen Umfangs bleibt die Geschichte unterhaltsam und abwechslungsreich.


    Hilfreich ist die Personenübersicht, die historische Persönlichkeiten als solche ausweist. Auch das Glossar und das Quellenverzeichnis sind nützliche Extras, die das Lesevergnügen fördern.


    Sehr gefreut hat mich, dass es wieder ein ausführliches Nachwort gibt („Wahrheit und Fiktion“), das die Geschehnisse und die Figuren des Romans einordnet. Wer bis hierhin noch nicht selbst gemerkt hat, wie intensiv sich die Autorin in das Thema eingearbeitet hat, erfährt darin außerdem viel über die fundierte Recherche.


    Das Cover wirkt austauschbar und reißt mich dieses Mal nicht vom Hocker. Es geht aber in Ordnung. Letzteres gilt auch für den Romantitel.


    Mein Fazit:

    Auch mit diesem Auftaktband hat mich Marie Lacrosse nicht enttäuscht. „KaDeWe - Haus der Träume“ ist ein lesenswertes Roman, der Lust auf den zweiten Teil der Saga macht.


    Ich vergebe 5 von 5 Sternen.

    Lisbeth und Florentine kennen sich seit der Ausbildung bei der Bundeswehr. Beide eint ein Wunsch: Sie wollen unverwundbar sein. Dabei ist Lisbeth durchaus sehr empfindsam: Ihre Haut reagiert auf Gefühle und Träume anderer. Distanz ist ihr Schutz. Doch dann passiert etwas, das ihr diese Sicherheit nimmt…


    „Die Kriegerin“ ist ein Roman von Helene Bukowski.


    Meine Meinung:

    Der Roman besteht aus drei Teilen, die wiederum in verschiedene Abschnitte untergliedert sind. Erzählt wird in chronologischer Reihenfolge, allerdings mit mehreren Rückblicken, aus der Sicht von Lisbeth. Der Aufbau ist unkompliziert und funktioniert gut.


    Zwar ist der Schreibstil schnörkellos und auf den ersten Blick unauffällig. Dennoch ist er gleichzeitig atmosphärisch, bildstark und intensiv.


    Lisbeth und Florentine, die beiden Frauen, stehen im Vordergrund. Zwei Protagonistinnen, die durchaus das Potenzial haben, zu polarisieren, aber zugleich mit psychologischer Tiefe und frei von Klischees ausgestaltet sind.


    Inhaltlich ist der Roman harte Kost und dabei sehr gehaltvoll. Es geht um Gewalt und Traumata. Über allem schwebt die Frage, wie man unverletzlich bleibt. Besonders gefallen hat mir, dass die Autorin die Rolle von Frauen beim Militär literarisch verarbeitet. Auch an andere Themen, die zum Teil tabuisiert werden, traut sie sich heran.


    Auf knapp 250 Seiten hat mich die Geschichte fast durchgängig gefesselt. Nur ein paar wenige inhaltliche Punkte, die ich hier nicht vorwegnehmen möchte, haben mich gestört.


    Das Cover mit seinen Effekten ist sehr ansprechend geworden und passt wider Erwarten auch thematisch prima. Der prägnante Titel ist ebenfalls eine gute Wahl.


    Mein Fazit:

    Mit „Die Kriegerin“ ist Helene Bukowski erneut ein eigenwilliger, aber wieder sehr lesenswerter Roman gelungen. Eine besondere Lektüre mit nur wenigen Schwächen.


    Ich vergebe 4 von 5 Sternen.


    ASIN/ISBN: 3351051077

    Ihr Deckname ist Hornclaw. Sie ist Mitte 60 und gehört noch lange nicht zum alten Eisen. Die Auftragskillerin denkt nicht daran, ihren Job an den Nagel zu hängen. Doch das Alter lässt sie milde werden, was sie in Schwierigkeiten bringt…


    „Frau mit Messer“ ist ein Roman von Gu Byeong-Mo.


    Meine Meinung:

    Der Roman umfasst elf Kapitel, die sich in mehrere Abschnitte gliedern. Erzählt wird chronologisch im Präsens aus der Perspektive von Hornclaw, jedoch unterbrochen von Rückblicken.


    In sprachlicher Hinsicht hat mich der Roman überzeugt. Der Schreibstil ist unaufgeregt, aber fesselnd, schnörkellos und gradlinig, aber auch intensiv und atmosphärisch.


    Was den Inhalt angeht, ist vor allem die Protagonistin an sich ein reizvolles Element. Eine interessante Figur, die sowohl speziell als auch authentisch wirkt.


    Die Geschichte ist eine Mischung aus Porträt, Spannungsroman und Gesellschaftspanorama. Gut gefallen hat mir, dass hier viele tiefgreifende Fragen aufgeworfen werden. Zum Beispiel: Wer verdient es zu sterben, wer zu leben? Was ist moralisch verwerflich? Woran krankt die Welt? Somit ist der Roman facettenreicher und tiefgründiger als vermutet und regt zum Nachdenken an.


    Auf den knapp 300 Seiten bleibt auch der Nervenkitzel nicht außen vor, tritt allerdings stellenweise in den Hintergrund. Nur wenige Passagen jedoch sind für meinen Geschmack zu langatmig geworden.


    Das knallige, moderne Cover sticht hervor und ist durchaus passend. Der prägnante Titel ist ebenfalls nicht die schlechteste Wahl.


    Mein Fazit:

    Wer eine ungewöhnliche Geschichte zum Thema Auftragsmord lesen möchte, ist mit „Frau mit Messer“ von Gu Byeong-Mo sehr gut bedient. Eine empfehlenswerte Lektüre für alle, für die es nicht immer der 08/15-Krimi sein muss.


    Ich vergebe 4 von 5 Sternen.

    Das Dorf Obach im Hunsrück der 1980er-Jahre: Ländlich und familiär, so erscheinen die persönlichen Verhältnisse der Grundschülerin Ela auf den ersten Blick. Doch hinter den Mauern des elterlichen Hauses herrscht Psychoterror. Ihre Mutter ist zu dick. Das behauptet zumindest ihr Vater - und lässt keine Gelegenheit aus, um seine Frau wegen ihres Gewichts zu beleidigen, zu erpressen und auf andere Weise zu beschämen.


    „Lügen über meine Mutter“ ist ein Roman von Daniela Dröscher.


    Meine Meinung:

    In vier Teile ist der Roman aufgebaut, die jeweils ein Jahr umfassen und in verschiedene Kapitel untergliedert sind. Die Haupthandlung spielt in den Jahren 1983 bis 1986. Darüber hinaus gibt es zwischen einzelnen Kapiteln Einschübe aus der Gegenwart, die die erzählten Episoden aus erwachsener Sicht einordnen und analysieren.


    Der Schreibstil ist insgesamt unauffällig und unspektakulär. Die dialektalen Einstreuungen und phrasenhaften Formulierungen im Vergangenheitsstrang passen jedoch gut zur Geschichte. Erzählt wird in der Ich-Perspektive aus der Sicht von Ela.


    Die Charaktere habe ich als vielschichtig und menschlich empfunden. Der Autorin gelingt es sehr gut, Widersprüchlichkeiten und Schwächen herauszuarbeiten, sodass ihre Figuren ambivalent und mit vielen Grautönen daherkommen, obwohl die Sympathien dennoch klar verteilt sind.


    Auch inhaltlich ist der Roman durchaus facettenreich. Zwar steht das Bodyshaming beziehungsweise Fatshaming im Vordergrund. Die Geschichte zeigt auf, wie das Gewicht der Mutter ständig im Fokus der Kritik steht und welche psychischen Folgen erzwungene Diäten und verbale Attacken auf Dauer haben. Außerdem hat der Roman einen feministischen Ansatz. Er beleuchtet patriarchale Strukturen und deren Konsequenzen wie finanzielle Abhängigkeiten. Zudem werden weitere Aspekte wie Rassismus, Krankheit und einiges mehr thematisiert, was die Geschichte ein wenig überfrachtet. Nach eigenen Angaben der Autorin ist der Roman autobiografisch motiviert. Deshalb ist es schwierig, die Authentizität zu bewerten und den Wahrheitsgehalt abzuschätzen.


    Trotz der mehr als 400 Seiten und mehrerer inhaltlicher Wiederholungen habe ich den Roman lediglich an sehr wenigen Stellen als langatmig empfunden. Nur das zwar überraschende, aber etwas märchenhafte Ende hat mich nicht ganz überzeugt. Auch nach den letzten Kapiteln bleiben ein paar Fragen bewusst offen.


    Der Titel ist mehrdeutiger als gedacht und lässt auch nach dem Ende der Lektüre Raum für eigene Interpretationen. Das abstrakte Cover sagt mir dagegen weniger zu, zumal ich die Farbwahl thematisch unpassend finde.


    Mein Fazit:

    Preisverdächtig ist der für den Deutschen Buchpreis nominierte Roman „Lügen über meine Mutter“ von Daniela Dröscher für mich zwar nicht. Dennoch konnte mich die autobiografisch inspirierte Geschichte gut unterhalten.


    Ich vergebe 4 von 5 Sternen.

    Die Nachricht von einem Skelettfund in Kanada holt sie ein: Vor 15 Jahren wollte die damals 20-jährige Laura mit einer Wandergruppe den bekannten West Coast Trail bezwingen. Doch diese Unternehmung wird zum Albtraum, als eine der jungen Frauen brutal ermordet wird…


    „Der finstere Pfad“ ist ein Psychothriller von Jenny Blackhurst.


    Meine Meinung:

    Der Aufbau des Thrillers ist weder simpel noch zu kompliziert. Er teilt sich in 74 Kapitel mit einer angenehmen Länge auf. Er endet mit einem Epilog. Zudem gibt zwei Erzählebenen: einen gegenwärtigen Strang, der sich über mehrere Tage erstreckt, sowie einen Handlungsstrang, der im Jahr 1999 spielt. Erzählt wird einerseits aus der Ich-Perspektive und andererseits aus der Sicht von Maisie. Diese Struktur funktioniert sehr gut.


    Der Schreibstil ist anschaulich und - dank vieler Dialoge - sehr lebhaft. Als gelungene Stilmittel werden Zeitungsberichte sowie Mitschriften eingefügt.


    Die Protagonisten sind reizvolle Charaktere, die undurchsichtig bleiben.


    Inhaltlich schafft es die Autorin, einige falsche Fährten zu legen. Der Thriller regt zum Miträtseln an. Die Geschichte bietet mehrere Überraschungen und Wendungen.


    Zwar ist der Thriller fesselnd und sehr kurzweilig. Dieses Mal hat mich die Auflösung jedoch leider nicht so richtig überzeugt.


    Das Cover finde ich nicht nur optisch ansprechend, sondern auch für das Genre passend. Der Titel ist nach meiner Ansicht ebenfalls gut abgestimmt.


    Mein Fazit:

    „Der finstere Pfad“ ist für mich nicht der beste Psychothriller von Jenny Blackhurst, aber dennoch ein unterhaltsames Stück Spannungsliteratur. Eine Lektüre für fesselnde Lesestunden.


    Ich vergebe 4 von 5 Sternen.

    ASIN/ISBN: 3404185838

    Vogelwartin Grete Hansen ist gerne draußen in der Natur. Ihr ganzes Leben hat die 49-Jährige im kleinen Dorf hinter dem Deich verbracht. Hier zog sie ihre Tochter Anne groß und half ihrer Mutter Wilhelmine mit Haus und Hof. Als Wilhelmine stürzt und ihr Zustand kritisch ist, reist Gretes jüngere Schwester Freya an und Gretes Pläne geraten ins Wanken. Auch Anne findet zurück ins Dorf. Mehrere Geheimnisse stehen allerdings zwischen den Frauen…


    „Die Rückkehr der Kraniche“ ist ein Roman von Romy Fölck.


    Meine Meinung:

    Der Roman besteht aus 31 angenehm kurzen Kapiteln. Erzählt wird abwechselnd aus der Sicht von Grete, Freya, Anne und Wilhelmine. Die Handlung ist nahe der Elbe verortet. Die Zeitangaben sind eher vage, aber die Chronologie wird eingehalten.


    Der Schreibstil ist atmosphärisch, sehr anschaulich und eindringlich. Schon nach wenigen Seiten haben mich die tollen Naturbeschreibungen für die Geschichte gewinnen können.


    Die vier Protagonistinnen sind interessant und lebensnah gestaltet. Ihre Gedanken und Gefühle lassen sich gut nachvollziehen.


    Inhaltlich ist der Roman nicht besonders kreativ. Familiengeschichten mit Geheimnissen gibt es zuhauf. Dennoch hat mich die Umsetzung überzeugt. Die Handlung driftet nicht in Banalitäten ab und verharrt nicht an der Oberfläche. Thematisch ist der Roman zudem durchaus facettenreich.


    Auf wenig mehr als 300 Seiten ist die Geschichte nicht immer turbulent, aber trotzdem nicht langatmig.


    Das stimmungsvolle Cover ist nicht nur hübsch, sondern passt meiner Ansicht nach recht gut. Auch der Titel gefällt mir.


    Mein Fazit:

    Mit „Die Rückkehr der Kraniche“ hat Romy Fölck meine Erwartungen voll erfüllt. Ein lesenswerter Roman für schöne Lesestunden.


    Ich vergebe 5 von 5 Sternen.

    Buchhändler Grimm muss nicht mehr alleine in seinem Haus im Dorf leben. Der kleine Zesel Möhrchen ist zu einem Freund und Mitbewohner geworden. Zusammen entdecken sie die Bräuche der Menschen...


    „Grimm und Möhrchen - Frühling, Sommer, Herbst … und Zesel“ von Stephanie Schneider ist der zweite Band um den Buchhändler und seinen ungewöhnlichen Mitbewohner, geeignet für Kinder ab fünf Jahren.


    Meine Meinung:

    Wieder ist das Kinderbuch in Kapitel mit einer angemessenen Länge eingeteilt. Dieses Mal sind es 14. Die Überschriften sind einfach, aber passend.


    Die Beschreibungen sind anschaulich, alle Texte für die Altersgruppe entsprechend formuliert. Zum Vorlesen eignet sich das Buch sehr gut. Wegen der großen Schrift können Grundschüler aber auch alleine darin stöbern. Besonders gefallen hat mir der immer wieder aufblitzende Wortwitz.


    Vorkenntnisse des ersten Bandes sind nicht vonnöten. Das Buch erschließt sich auch so. Ich empfehle dennoch, zunächst den Auftaktband zu lesen.


    Wie schon im ersten Buch stehen der liebenswerte Buchhändler und der Zesel im Vordergrund der Geschichte. Ein wunderbares Gespann. Vor allem der freche, sympathische Zesel konnte mich erneut begeistern.


    Inhaltlich begleitet der Leser die beiden chronologisch durch ein ganzes Jahr. Die Kapitel lassen sich auch einzeln lesen. Thematisch bietet es sich an, das Buch immer wieder zu den jeweiligen Anlässen hervorzuholen, zum Beispiel zu Karneval, im Herbst und an Weihnachten. Die Geschichte überzeugt mit fantasievollen Einfällen und pädagogisch einwandfreien Botschaften.


    Praktisch sind die zwei Lesebändchen, farblich passend in Schwarz und Weiß, denn das Buch mit mehr als 130 Seiten lässt sich nicht in einem Rutsch lesen.


    Die bunten Illustrationen von Stefanie Scharnberg sind rundum gelungen. Sie wirken zeitgemäß und sind mit viel Liebe zum Detail gestaltet. Manche Zeichnungen erstrecken sich über eine Doppelseite, manche sind etwas kleiner. Allen gemeinsam ist, dass sie die Geschichte auf hübsche Weise bereichern und das Textverständnis erleichtern.


    Das Cover ist ebenfalls wieder sehr ansprechend geworden. Der Titel ist treffend gewählt.


    Mein Fazit:

    Mit „Grimm und Möhrchen - Frühling, Sommer, Herbst … und Zesel“ ist Stephanie Schneider eine schöne Fortsetzung ihres kreativen Kinderbuches gelungen. Wir hoffen auf weitere Geschichten über dieses Duo.


    Ich vergebe 5 von 5 Sternen.

    Europa im Jahr 1158: Vom royalen Hof von Eleanore von Aquitanien verstoßen, wird Marie von Frankreich, die Halbschwester der Königin, nach England geschickt. Die 17-Jährige soll die neue Priorin eines verarmten Klosters werden. Marie ist über diese Entscheidung entsetzt. Aber sie muss sich fügen…


    „Matrix“ ist ein Roman von Lauren Groff.


    Meine Meinung:

    Der Roman besteht aus drei Teilen, wovon zwei wiederum in Kapitel untergliedert sind. Die Geschichte umspannt etliche Jahre. Erzählt wird im Präsens aus der Sicht von Marie.


    Die Sprache ist ungekünstelt, manchmal sogar etwas grob, gleichzeitig aber eindringlich und mit poetischer Note. Der Schreibstil sticht definitiv heraus.


    Zwar ist die Handlung im Mittelalter angesiedelt. Bei der Geschichte geht es aber nicht um einen typischen historischen Roman. In mehrfacher Hinsicht ist das Buch ungewöhnlich. Das trifft auch auf den Inhalt zu.


    Mit Marie steht eine interessante Protagonistin im Vordergrund, die mir zwar ein wenig fremd blieb, aber authentisch wirkt.


    Besonders angesprochen haben mich - neben der reizvollen Figur - die feministische Komponente und andere provokante Themen, die ich hier nicht vorwegnehmen möchte. Leider fehlt eine Einordnung oder ein Nachwort, um den Wahrheitsgehalt und die historischen Fakten ohne eigene Recherche von der Dichtung trennen zu können.


    Auf nur etwa 300 Seiten ist das Erzähltempo mal gemächlich, mal gestrafft. Langeweile kam für mich, auch dank mehrerer Überraschungen, nicht auf.


    Das Cover ist unkonventionell für diese Art von Roman, gefällt mir unter optischen Gesichtspunkten aber sehr gut. Der Titel ist wortgetreu aus dem englischsprachigen Original übernommen.


    Mein Fazit:

    „Matrix“ von Lauren Groff ist ein ungewöhnlicher Roman, der mich zwar nicht in allen, aber in vielen Aspekten überzeugen konnte.


    Ich vergebe 4 von 5 Sternen.

    Der kleine Drache hat es nicht leicht. Er will keine Prinzessinnen rauben, weil das eine undankbare Aufgabe ist. Aber er hat keine Wahl und daher schlechte Laune. Und dann läuft auch noch alles schief…


    „Der kleine Raubdrache - Das vorschriftsmäßige Rauben von Prinzessinnen“ ist ein Kinderbuch von Dagmar H. Mueller, geeignet für Jungen und Mädchen ab fünf Jahren.


    Meine Meinung:

    Die Geschichte besteht aus 18 Kapiteln mit einer angenehmen Länge. Zeit und Ort bleiben unklar, sind aber fürs Verständnis irrelevant.


    Die Sprache ist auf die Altersgruppe abgestimmt. Die Beschreibungen sind anschaulich und gut verständlich. Der Text eignet sich gut zum Vorlesen. Einzelne Wörter wie „mucksch“ sind allerdings schon recht speziell.


    Der kleine Drache ist ein sympathischer Protagonist. Auch die frechen Prinzessinnen sind interessante Charaktere.


    Auch in inhaltlicher Hinsicht hat uns das Buch überzeugt. Die Geschichte um Drachen und Prinzessinnen, die sich gegen Rollenerwartungen, Klischees und Zwänge auflehnen, ist nicht nur ein amüsantes Lesevergnügen. Sie liefert auch Gesprächsstoff und vermittelt begrüßenswerte Botschaften.


    Die Illustrationen von Sabine Rothmund gefallen uns ebenfalls sehr gut: zeitgemäß, mit Liebe zum Detail und lustigen Elementen. Sie ergänzen die Geschichte perfekt.


    Die Covergestaltung spricht uns ebenso sehr an. Der Titel ist recht lang und etwas redundant, aber passt zum Inhalt.


    Mein Fazit:

    Mit „Der kleine Raubdrache - Das vorschriftsmäßige Rauben von Prinzessinnen“ ist Dagmar H. Mueller ein witziges Vorlesebuch gelungen, das auf liebevolle Weise mit Geschlechter- und Rollenklischees spielt. Pädagogisch sinnvoll und zugleich unterhaltsam. Wir freuen uns schon jetzt auf die angekündigte Fortsetzung.


    Ich vergebe 5 von 5 Sternen.

    Bei einem Urlaub in der Normandie findet Anne-Lise Briard in einem Hotel ein ungewöhnliches Manuskript. Was hat es damit auf sich? Wer hat es verfasst? Und wie ist es in das Hotel gelangt? Eine abenteuerliche Suche beginnt…


    „Das Glück auf der letzten Seite“ ist ein Briefroman von Cathy Bonidan.


    Meine Meinung:

    In stilistischer Hinsicht ist der Roman besonders. Er besteht nicht aus klassischen Kapiteln, sondern einzelnen Briefen. Bedingt durch die unterschiedlichen Absender wechselt die Perspektive immer wieder. Die Handlung spielt im Jahr 2016. Sie zieht sich aufgrund des langsamen Schriftverkehrs über mehr als ein halbes Jahr. Dieser Aufbau ist schlüssig. Die Orientierung fällt nicht schwer.


    Eine Herausforderung liegt bei solchen Romanen darin, dass sich die einzelnen Stimmen sprachlich ausreichend unterscheiden. Das ist hier gelungen. Eine weitere Gefahr besteht darin, dass ein reiner Briefwechsel oft etwas gekünstelt und lebensfremd wirkt. Dies ist im vorliegenden Werk zwar durchaus der Fall, aber nicht in auffälligem und störendem Ausmaß.


    Das Personal des Romans ist umfangreicher als vermutet. Anne-Lise steht im Fokus der Geschichte. Zunächst erschien sie mir etwas zu übergriffig. Sie ist mir jedoch nicht unsympathisch. Auch der Autor Sylvestre spielt eine hervorgehobene Rolle. Die übrigen Charaktere lassen zum Teil psychologische Tiefe vermissen, bilden allerdings ein breites Spektrum ab.


    Inhaltlich ist der Roman vor allem für Bibliophile interessant. Es geht um den Einfluss von Literatur, aber auch um die grundlegenden Fragen des Lebens. Das Setting hat mich auf Anhieb angesprochen.


    Auf den knapp 270 Seiten gestaltet sich die Suche nach dem Autor durchaus unterhaltsam und fesselnd. Leider bleiben am Ende für mich zu viele Fragen offen.


    Das deutsche Cover ist sehr hübsch. Der französische Originaltitel („Chambre 128“) ist kreativer und weniger kitschig formuliert als die stark abweichende Übersetzung.


    Mein Fazit:

    Obwohl der Roman nicht sein gesamtes Potenzial ausschöpft, hat Cathy Bonidan mit „Das Glück auf der letzten Seite“ eine Geschichte geschrieben, die Literaturfans auf charmante Weise unterhalten kann.


    Ich vergebe 4 von 5 Sternen.

    London im 18. Jahrhundert: Eine geheime Apotheke bietet einen ungewöhnlichen Service an. Der Name von Nella Clavinger wird hinter vorgehaltener Hand geflüstert. Sie verkauft Gift an ihre Kundinnen. In der britischen Hauptstadt der Gegenwart stößt

    Caroline Parcewell auf einen Hinweis auf die Giftapotheke…


    „Die versteckte Apotheke“ ist der Debütroman von Sarah Penner.


    Meine Meinung:

    Der Roman besteht aus 36 Kapiteln mit einer angenehmen Länge. Die Geschichte spielt auf zwei Zeitebenen. Einmal geht es um die Gegenwart, in der in der Ich-Perspektive aus der Sicht von Caroline erzählt wird. Ein anderes Mal befinden wir uns im Jahr 1791, wobei im Wechsel aus der Sicht von Nella und Eliza erzählt wird. Die Orientierung ist dank Zeitangaben und den Namen als Kapitelüberschriften sehr leicht. Ein hilfreiches Extra ist die Londoner Stadtkarte.


    In sprachlicher Hinsicht ist der Roman weder kunstvoll noch besonders. Zwischen den einzelnen Perspektiven enthält der Stil zu wenig Variation. Zudem ist der Wortgebrauch auf der historischen Ebene auffällig anachronistisch. Der Schreibstil ist jedoch anschaulich und angenehm zu lesen.


    Die Protagonistinnen sind reizvolle Charaktere, wobei mich die Figur Eliza am wenigsten überzeugt hat.


    Inhaltlich hat mich die feministische Komponente direkt angesprochen. Auch die kreative Geschichte an sich ist ein Pluspunkt. In der Umsetzung hat mir allerdings ein wenig Tiefgang gefehlt.


    Auf rund 370 Seiten bietet die Geschichte mehrere Überraschungen. Die Handlung ist unterhaltsam und durchaus fesselnd.


    Angehängt sind Auszüge aus der Giftapotheke Nellas sowie kleine Rezepte. Ich persönlich konnte damit zwar wenig anfangen. Dennoch eine schöne Idee.


    Die Gestaltung des deutschen Hardcovers ist gleichzeitig etwas düster, was gut zum Inhalt passt, und hübsch. Es wurde von der Erstausgabe übernommen. Auch der deutsche Titel ist nahe dran am englischen Original („The Lost Apothecary“).


    Mein Fazit:

    „Die versteckte Apotheke“ von Sarah Penner ist ein gelungenes Romandebüt. Aufgrund kleinerer Schwächen konnte mich die Geschichte leider nicht komplett begeistern.


    Ich vergebe 4 von 5 Sternen.

    Funmi, Enitan und Zainab kennen sich seit Studienzeiten in Nigeria. Sie wurden trotz ihrer Verschiedenartigkeit Freundinnen. Nach der Universität verliefen sich ihre Lebenswege. Doch jetzt, 30 Jahre später, treffen die drei Frauen erstmals in Lagos wieder aufeinander. Der Anlass: Funmis Tochter Destiny heiratet… 


    „Freundin bleibst du immer“ ist der Debütroman von Tomi Obaro.

    Meine Meinung:
    Der Roman beginnt mit einem kurzen Epilog. Danach gliedert sich die Geschichte in drei Teile und 31 Kapitel. Der erste und der letzte Teil spielen im Dezember 2015, der Mittelteil in den 1980er-Jahren. Die Orientierung innerhalb der Geschichte fällt leicht. Dieser Aufbau gefällt mir gut.

    Erzählt wird aus wechselnden Perspektiven, aus der Sicht von Funmi, Enitan und Zainab. Der Schreibstil ist schnörkellos, aber anschaulich und eindringlich. Authentisch wirkt der Roman in sprachlicher Hinsicht durch die nigerianischen Einstreuungen. Beim Verständnis hilft das angefügte Glossar.

    Die drei Protagonistinnen sind interessante Charaktere. Ich mochte ihre unterschiedlichen Eigenschaften und habe ihre Schicksale gerne verfolgt.

    Erhofft hatte ich mir Einblicke in das kulturelle und gesellschaftliche Leben Nigerias. Dieser Erwartung wird der Roman mehr als gerecht. Auch politische, historische und religiöse Aspekte machen die Lektüre facettenreich und sorgen für Tiefgang. Leider wird das Thema Freundschaft nicht ausreichend herausgearbeitet.

    Auf den rund 300 Seiten entfaltet sich eine gleichsam bewegende wie überraschende Geschichte. Der Roman hat nur wenig Längen und bietet einen hohen Unterhaltungswert.

    Der amerikanische Originaltitel („Dele Weds Destiny“) ist durchaus kreativer und konkreter als die sehr freie, beliebig klingende deutsche Übersetzung. Das hübsche Cover der Erstausgabe wurde erfreulicherweise übernommen.

    Mein Fazit:
    Mit „Freundin bleibst du immer“ ist Tomi Obaro ein lesenswertes Debüt gelungen. Ein Roman mit vielen Stärken und nur kleineren Schwächen.


    Ich vergebe 4 von 5 Sternen.


    ASIN/ISBN: 3446273905

    Norwegen im Jahr 2019: Emer Murphy, Kommissarin bei der Polizei Oslo, soll sich eigentlich erholen und an ihre Psychopharmaka gewöhnen. Doch als sie von einer Entführung erfährt, ist sie emotional betroffen. Die zweijährige Poppy, die Tochter von Lotte Wiig, ist verschwunden, nachdem ihre Mutter, eine Influencerin, ein Foto des Mädchens gepostet hat…


    „Poppy“ ist der Debütroman von Kristine Getz und der erste Band einer Thriller-Reihe um Kommissarin Emer Murphy.


    Meine Meinung:

    Der Roman beginnt mit einem Prolog. Die Handlung erstreckt sich vom 16. bis zum 26. Juni 2019. Fünf Tage werden besonders intensiv beleuchtet. Sie gliedern den Roman in fünf Teile. Erzählt wird aus wechselnden Perspektiven, zum Beispiel aus der der Kommissarin. Einheitliche Angaben zu Orten, Zeiten und Personen machen die Orientierung leicht.


    Der Schreibstil ist unauffällig, aber anschaulich und dem Genre angemessen. Enthalten ist viel wörtliche Rede. Immer wieder eingefügt sind Nachrichten und kurze Chatverläufe.


    Gereizt hat mich an der Lektüre, dass es um eine Polizistin geht, die nachweislich psychische Probleme hat. Zwar sind solche Charaktere nicht grundsätzlich neu. Die Ausprägung hat jedoch meine Neugier geweckt. Die Umsetzung finde ich größtenteils gelungen. Auch die übrigen Charaktere sind nicht uninteressant.


    Besonders gut gefallen hat mir die sozialkritische Komponente. Indem die Autorin die Schattenseiten des Internets aufzeigt, macht sie auf ein wichtiges Problem aufmerksam. Dadurch wird der Thriller mehrdimensional.


    Auf den rund 400 Seiten hat die Geschichte ein paar Überraschungen parat. Die Spannung ist nicht immer nervenzermürbend hoch, aber doch gegeben.


    Das Cover sticht aus der Masse hervor. Der Originaltitel wurde erfreulicherweise wortgetreu übernommen.


    Mein Fazit:

    Mit „Poppy“ hat mich Kristine Getz gut unterhalten. Ich hoffe, dass es tatsächlich eine Fortsetzung geben wird.


    Ich vergebe 4 von 5 Sternen.


    ASIN/ISBN: 3548065783

    Warum gibt es Tag und Nacht? Was ist ein Planet? Und wie kommen Astronauten ins Weltall? Der Himmel und das Universum üben bereits auf Kinder eine Faszination aus. Sie wollen es gerne verstehen.


    „Sonne, Mond und Sterne“ ist der 72. Band aus der Reihe „Wieso? Weshalb? Warum? junior“ von Ravensburger.


    Meine Meinung:

    Das Buch besteht aus acht Doppelseiten, die sich je einer Frage widmen. Die ausformulierten Fragen werden jeweils mit einem kurzen Text beantwortet.


    Der Text von Patricia Mennen ist kindgerecht. Eine einfache Satzstruktur und wenige spezifische Wörter zeichnen den Stil aus. Der Text eignet sich gut zum Vorlesen.


    Die Illustrationen von Peter Nieländer sind gelungen. Sie sind detailliert genug, um viel zum Entdecken zu bieten, jedoch nicht überfrachtet.


    Auf fast jeder Doppelseite sind Klappen untergebracht. Sie animieren auch die Kleinsten, sich das Buch genauer anzusehen. Zudem ist ein Suchspiel enthalten.


    Inhaltlich deckt das Sachbuch die wichtigsten, aber nicht alle Aspekte ab, wobei ich das Thema Sternbilder unnötig finde. Als Einstieg in die Raumfahrt, die Astronomie und die Astrophysik eignet es sich aber definitiv.


    Die Sachbuchreihe wird für Kinder von zwei bis vier Jahren ausgewiesen. Diese Altersangabe kann ich nur zum Teil nachvollziehen. Für Zweijährige ist der Inhalt zu kompliziert und in Gänze nicht erfassbar.


    Das Cover gefällt mir sehr gut.


    Mein Fazit:

    „Sonne, Mond und Sterne“ aus der Reihe „Wieso? Weshalb? Warum? junior“ von Ravensburger ist ein ansprechend gestaltetes Sachbuch zum Thema Himmelskörper. Leider kommt es nicht ohne zusätzliche Erklärungen aus und ist nur für den älteren Teil der Zielgruppe verständlich.


    Ich vergebe 4 von 5 Sternen.


    ASIN/ISBN: 3473600180