Beiträge von auserlesenes

    Will und Rosie treffen sich zum ersten Mal in jungen Jahren im Teenageralter. Beide fühlen sich zum jeweils anderen hingezogen. Trotz eines Schicksalsschlags können sie einander auch im Laufe der Zeit nicht vergessen…


    „Vom Ende der Nacht“ ist der Debütroman von Claire Daverley.


    Meine Meinung:

    Der Roman beginnt mit einem kurzen Prolog, an den sich 18 Kapitel anschließen. Die Handlung zieht sich über etliche Jahre. Erzählt wird im Präsens und im Wechsel aus den Perspektiven von Will und Rosie.


    Sprachlich empfinde ich den Roman als sehr gelungen. Der Stil ist anschaulich, einfühlsam und eindringlich.


    Rosie und Will stehen im Vordergrund der Geschichte. Zwei durchaus sympathische, jedoch nicht klischeefreie Charaktere.


    Inhaltlich dreht sich der Roman vor allem um eine Liebesgeschichte. Zwar spielen weitere Themen eine Rolle. Zudem werden auch tiefergehende Aspekte aufgegriffen. Alles in allem hätte es aber gerne noch etwas facettenreicher sein dürfen.


    Von der Umsetzung her erinnert mich die Geschichte an andere Romane. Besonders kreativ oder ungewöhnlich ist der Inhalt daher nicht. Auf den mehr als 400 Seiten hat mich die Lektüre dennoch gut unterhalten.


    Das hübsche Cover ist zwar austauschbar, passt zum Titel jedoch sehr gut. Die deutsche Übersetzung des Titels weicht vom Original („Talking at Night“) ab.


    Mein Fazit:

    Bei „Vom Ende der Nacht“ von Claire Daverley handelt es sich um eine solide Liebesgeschichte. Ein Roman für schöne Lesestunden, der allerdings wohl nicht nachhaltig im Gedächtnis bleibt.


    Ich vergebe 4 von 5 Sternen.

    Berlin in den 1920er-Jahren: Im KaDeWe hat sich die Verkäuferin Rieke Krause zur Abteilungsleiterin hochgearbeitet. Judith Bergmann dagegen macht Karriere an der Universität. Die beiden Frauen haben noch viele Pläne. Aber es kommen Schwierigkeiten auf Rieke und Judith zu.


    „KaDeWe - Haus der Wünsche“ ist der zweite Band der Kaufhaus-Saga von Marie Lacrosse.


    Meine Meinung:

    Mit 31 Kapiteln, die sich über vier Teile erstrecken und von einem Prolog und einem Epilog eingerahmt werden, greift der Roman auf eine bewährte Struktur zurück. Die Haupthandlung spielt zwischen 1927 und 1934 in Berlin. Genauere Orts- und Zeitangaben erleichtern die Orientierung.


    Erzählt wird aus verschiedenen Perspektiven. Die Sprache ist anschaulich, der Zeit angemessen, einfühlsam und atmosphärisch. Das Glossar erläutert altmodische und weniger bekannte Begriffe. Zwar empfiehlt es sich, den ersten Band vorher zu lesen. Aber auch ohne Vorkenntnisse gibt es keine Verständnisprobleme.


    Erneut stehen Rieke und Judith im Zentrum der Geschichte. Darüber hinaus lernen wir bisher unbekannte Charaktere kennen. Die Figuren sind reizvoll ausgestaltet und wirken glaubwürdig. Ein sehr hilfreiches Extra ist dabei die Personenübersicht.


    Diesmal ist der beschriebene Zeitraum weniger umfassend. Inhaltlich ist der Roman jedoch mindestens genauso interessant. Obwohl die Jahre vor der Machtergreifung literarisch bereits häufig bearbeitet wurde, habe ich mich beim Lesen der mehr als 650 Seiten keineswegs gelangweilt. Die Weltwirtschaftskrise und der Aufstieg des Nationalsozialismus bilden den historischen Rahmen. Vor diesem Hintergrund wird die weitere Entwicklung des Kaufhauses geschildert.


    Dass die Autorin wieder einmal sehr routiniert und sorgfältig recherchiert hat, ist dem Roman an vielen Stellen anzumerken. Wer sich dafür interessiert, was auf echten Tatsachen und was auf Fantasie beruht, wird im ausführlichen und sehr lesenswerten Nachwort („Wahrheit und Fiktion“) fündig. Weiteren Aufschluss gibt das Quellenverzeichnis.


    Das Cover ist zwar etwas austauschbar, passt aber gut zum Genre und zur Reihe. Das gilt auch für den Titel.


    Mein Fazit:

    Auch mit dem zweiten Band der Kaufhaus-Saga hat mich Marie Lacrosse überzeugt. Der Roman „KaDeWe - Haus der Wünsche“ wurde meinen hohen Erwartungen gerecht, sodass ich ihn Fans historischer Literatur gerne ans Herz legen kann. Ich bin schon jetzt gespannt, mit was uns die Autorin zukünftig überraschen wird.


    Ich vergebe 4 von 5 Sternen.

    Als Karolin einen queeren Buchladen in Berlin eröffnet, kommt die Familie Schönwald zusammen: Ihre Eltern Hans-Harald und Ruth sowie ihre Brüder Chris und Benni sind dabei. Doch dann passiert Unvorhergesehenes…


    „Schönwald“ ist der Debütroman von Philipp Oehmke.


    Meine Meinung:

    Der Aufbau ist unspektakulär, aber funktioniert gut. Der Roman besteht aus 13 Kapiteln, die wiederum mehrere Abschnitte umfassen. Erzählt wird aus einer auktorialen Perspektive, wobei der Fokus immer wieder wechselt.


    In sprachlicher Hinsicht ist der Roman ebenfalls unauffällig. Der Schreibstil ist jedoch anschaulich und angenehm.


    Im Vordergrund der Geschichte stehen die Mitglieder der Familie Schönwald. Die Figuren sind lebensnah und mit psychologischer Tiefe ausgestaltet. Die Gedanken und Gefühle der Charaktere werden sehr gut deutlich. Leider konnte ich mich dabei mit keinem Protagonisten identifizieren.


    Thematisch ist die Geschichte sehr umfangreich. Es geht um viele politische und gesellschaftliche Bereiche, größtenteils mit starkem aktuellen Bezug. Unter anderem Homosexualität, Sexismus, Missbrauch und die Trump-Bewegung. Die Lektüre löst Denkimpulse aus. Stellenweise habe ich den roten Faden vermisst.


    Auf den mehr als 500 Seiten ist der Roman abwechslungsreich und unterhaltsam. Einige unerwartete Wendungen haben mich positiv überrascht. Negativ aufgefallen sind mir mehrere Längen.


    Das Cover wirkt etwas aus der Zeit gefallen und bieder. Der prägnante Titel ist naheliegend.


    Mein Fazit:

    Mit „Schönwald“ hat mich Philipp Oehmke gut unterhalten. Zwar konnte mich die Geschichte nicht in allen Punkten überzeugen, aber insgesamt empfinde ich den Roman als lesenswert.


    Ich vergebe 4 von 5 Sternen.


    ASIN/ISBN: 3492071902

    Geboren in eine bekannte Familie in Olinda (Brasilien), wächst Catarina im Schatten ihrer verstorbenen Tante Laura auf. Melissa dagegen kommt gebürtig aus dem Süden Londons und wurde von ihrer Mutter und Großmüttern aufgezogen. Im Januar 2016 treffen Melissa und Catarina erstmals aufeinander…


    „Zwischen Himmel und Erde“ ist ein Roman von Yara Rodrigues Fowler.


    Meine Meinung:

    Der Roman beginnt mit einem Prolog und endet mit einem Epilog. Dazwischen gibt es acht Teile, die wiederum in mehrere Abschnitte untergliedert sind. Die Handlung umfasst die Jahre 1969 bis 2017. Erzählt wird nicht chronologisch, sondern mit Zeitsprüngen nach vorne und zurück.


    Vor allem in sprachlicher Hinsicht ist der Roman auffällig und unverkennbar. Der Schreibstil ist sehr reduziert und wirkt daher recht modern. Die Beschreibungen sind überwiegend kurz, Dialoge dominieren. Darüber hinaus sind unterschiedliche Stilformen eingeflochten.


    Catarina und Melissa, zwei interessante Protagonistinnen, stehen im Vordergrund der Geschichte. Eine Identifikation mit den beiden Frauen fiel mir nicht leicht. Dennoch werden die Figuren lebensnah dargestellt.


    Inhaltlich ist der Roman eine Wundertüte mit vielen Themen, von denen ich manche gut nachvollziehen konnte, andere weniger. Die „Anmerkungen der Autorin“ habe ich leider erst zum Schluss hin entdeckt. Sie sind zum Verständnis sehr hilfreich. Alles in allem hat mir der rote Faden gefehlt.


    Der Roman mit etwas mehr als 500 Seiten konnte mich leider nicht durchgängig fesseln. An mehreren Stellen konnte mich die Geschichte nicht abholen. Positiv anzumerken ist jedoch, dass sie abwechslungsreich und tiefgründig ist.


    Der deutsche Titel weicht erheblich vom Original („There a more Things“) ab, wobei beide durchaus mehr miteinander zu tun haben, als es zunächst scheint. Dennoch finde ich die sehr freie Übersetzung nicht so gut gelungen. Hübsch, aber wenig aufschlussreich ist die Gestaltung des Covers.


    Mein Fazit:

    Mit „Zwischen Himmel und Erde“ hat Yara Rodrigues Fowler meine hohen Erwartungen bedauerlicherweise nicht in Gänze erfüllt. Wer Lust auf eine unkonventionelle und besondere Lektüre hat, für den wäre der Roman allerdings durchaus einen genaueren Blick wert.


    Ich vergebe 4 von 5 Sternen.


    ASIN/ISBN: 3455016065

    Die kleine Gemeinde Iola am Gunnison River am Fuße der Berge Colorados Ende der 1940er-Jahre: Auf einer alten, abgeschiedenen Pfirsichfarm lebt die 17-jährige Victoria Nash mit ihrem Vater und ihrem Bruder. Das Schicksal hat es nicht immer gut mit ihr gemeint. Dann kommt der Tag, an dem sie Wilson Moon begegnet und der alles für sie verändert. Victoria ist gezwungen, ihr bisheriges Leben aufzugeben und in die Wildnis zu fliehen.

    „So weit der Fluss uns trägt“ ist der Debütroman von Shelley Read.

    Meine Meinung:

    Nach einem Prolog gliedert sich der Roman in mehrere Teile. Diese wiederum bestehen aus diversen Kapiteln. Die Handlung beginnt 1948 und umspannt einige Jahre. Erzählt wird aus der Ich-Perspektive aus der Sicht von Victoria. Der Aufbau ist unkompliziert und funktioniert prima.

    Die Sprache des Romans hat mich auf Anhieb überzeugt. Der Stil ist bildstark, anschaulich und atmosphärisch. Vor allem die Naturbeschreibungen empfinde ich als sehr gelungen.

    Die Protagonistin ist ein interessanter und realitätsnaher Charakter. Ich konnte mich gut in ihre Gedanken und Gefühle hineinversetzen. Trotz ihrer anfänglich naiven Art ist sie eine Sympathieträgerin. Auch die übrigen Figuren wirken weitestgehend plausibel.

    Inhaltlich handelt es sich vordergründig um eine Liebesgeschichte. Auf den zweiten Blick ist das Themenspektrum weitaus breiter. Die Geschichte beleuchtet Rassismus, Vorurteile, Intoleranz und ähnliche Aspekte. Damit trifft sie den Zeitgeist und macht auf wichtige Probleme aufmerksam. Darüber hinaus spielen Verluste, Zugehörigkeit und andere existenzielle Themen eine Rolle.

    Auf den rund 350 Seiten entfaltet sich die Handlung in ruhigem Tempo. Dennoch hat mich die Geschichte bei der Stange halten können.

    Das deutsche Cover spricht mich nicht so sehr an wie das der amerikanischen Originalausgabe. Der deutsche Titel ist sinngemäß nah am Original („Go as a River“). Beide Formulierungen passen gut zum Inhalt.

    Mein Fazit:

    Mit „So weit der Fluss uns trägt“ ist Shelley Read ein empfehlenswerter Roman gelungen. Ein emotional bewegendes, psychologisch ausgefeiltes Debüt.


    Ich vergebe 4 von 5 Sternen.


    ASIN/ISBN: 357010513X

    Großmutter Kotoko, die Matriarchin der Familie Mikuriya, ist sich sicher: Wie man die kleine Summe von 3000 Yen, also etwa 23 Euro, ausgibt, sagt viel über die eigene Persönlichkeit aus. Enkelin Miho muss erkennen, dass an dieser Theorie etwas dran sein muss. Auch ihre Schwester Maho und Tomoko, die Mutter der beiden jungen Frauen, geraten in Lebenssituationen, die sie dazu bringen, ihre Finanzen zu überdenken.


    „3000 Yen fürs Glück - Ein Familienroman über die Kunst des Sparens“ ist ein Roman von Hika Harada.


    Meine Meinung:

    Der Roman beinhaltet sechs Kapitel, die in mehrere Abschnitte unterteilt sind. Erzählt wird aus wechselnden Perspektiven. Die Handlung spielt in Japan.


    In sprachlicher Hinsicht ist der Text anschaulich, aber schnörkellos. Dialoge und kurze Beschreibungen schließen aneinander an. Blogbeiträge und Artikel lockern den Roman stilistisch auf.


    Die Anmerkungen der Übersetzerin Cheyenne Dreißigacker zu kulturellen und kommunikativen Gepflogenheiten erleichtern das Textverständnis, obwohl einige Namen übernommen wurden. Hilfreich ist diesbezüglich außerdem das Glossar.


    Im Fokus der Geschichte stehen vor allem vier Frauenfiguren aus drei Generationen, allen voran Miho. Sie wirken authentisch. Obwohl ich nicht alle Denkweisen teile, konnte ich mich gut in Miho hineinversetzen. Insgesamt ist die Anzahl an Charakteren nicht klein. Eine Übersicht vereinfacht jedoch die Orientierung.


    Inhaltlich hat mich der Roman sofort gereizt. Finanzielle Bildung ist nur selten ein Thema in der Literatur. In Verbindung mit einer völlig anderen Kultur war meine Neugier daher sofort geweckt. Einen Finanzratgeber kann dieses Buch sicherlich nicht ersetzen. Einige Denkimpulse zum Sparen, Investieren, Vorsorgen und Ausgeben liefert die Geschichte jedoch allemal. Die Botschaft, dass sich Frauen um das Thema Finanzen kümmern sollten, finde ich sehr wichtig und richtig. Insofern kann sich der Roman auch als feministischer Beitrag lesen lassen.


    Auf den knapp 300 Seiten konnten mich nicht alle Passagen mitreißen. Dennoch habe ich die Lektüre alles in allem als unterhaltsam und kurzweilig empfunden.


    Das deutsche Marketing finde ich eher unpassend. Der Titel klingt etwas kitschig. Das Cover der deutschen Ausgabe spricht mich nicht an. Es wirkt ein wenig verspielt und klischeehaft. Beides schreckt mich ab. Nur durch Zufall habe ich einen genaueren Blick auf das Buch geworfen.


    Mein Fazit:

    Mit „3000 Yen fürs Glück - Ein Familienroman über die Kunst des Sparens“ gelingt es Hika Harada ein an sich trockenes Thema auf erfrischende Weise literarisch zu verarbeiten. Trotz kleinerer Schwächen ein lesenswerter Roman.


    Ich vergebe 4 von 5 Sternen.

    Frida Liu hat es nicht leicht. Die Tochter chinesischer Einwanderer hat beruflich nicht den erhofften Erfolg. Auch die Ehe mit Gust bleibt hinter ihren Erwartungen. Nur mit Harriet, ihrem Baby, erfüllt sich ein Traum. Doch dann hat die alleinerziehende Frida einen sehr schlechten Tag…


    „Institut für gute Mütter“ ist der Debütroman von Jessamine Chan.


    Meine Meinung:

    Der Roman umfasst 18 Kapitel. Die Handlung spielt in der Zukunft. Erzählt wird weitestgehend in chronologischer Reihenfolge, allerdings mit Rückblenden.


    Der Schreibstil ist atmosphärisch stark und anschaulich. Die Darstellungen sind meist detailliert.


    Frida steht im Vordergrund der Geschichte. Ihre Gedanken und Gefühle werden deutlich. Sie und die anderen Charaktere erscheinen jedoch manchmal etwas schablonenhaft.


    Inhaltlich geht es um ein totalitäres Regime, das sich stark unter anderem in die Kindererziehung einmischt und seine Bürger kontrolliert. Das dystopische Szenario ist interessant ausgestaltet. Mir gefällt, dass der Roman aktuelle Tendenzen aufgreift und gesellschaftlichskritische Elemente enthält. Darüber hinaus ist er als feministisch zu betrachten, weil er das Bild der perfekten Mutter nicht nur infrage stellt, sondern sogar demontiert. Zwar haben mich nicht alle Details überzeugt, weil die Darstellung zum Teil sehr überspitzt ist. Dennoch schafft es die Autorin, mit ihrer Geschichte zu fesseln und zum Nachdenken anzuregen.


    Die mehr als 400 eng bedruckten Seiten sind durchaus umfangreich. Dennoch gibt es nur wenige Längen und lediglich im Mittelteil Wiederholungen.


    Das Cover wirkt mysteriös und ein wenig düster, weshalb es gut zur Geschichte passt. Der deutsche Titel orientiert sich stark am englischsprachigen Original („The School for Good Mothers“).


    Mein Fazit:

    Mit „Institut für gute Mütter“ hat Jessamine Chan einen unterhaltsamen Roman verfasst, der Denkimpulse liefert. Trotz kleinerer Schwächen eine empfehlenswerte Lektüre.


    Ich vergebe 4 von 5 Sternen.

    Port Angeles in Trinidad und Tobago: Yejide wächst in einem Dorf in den Bergen auf. Ihre Familie stammt von Rabengeiern ab und kann den Toten den Weg in die andere Welt erleichtern. Als ihre Mutter stirbt, ist Yejide an der Reihe, dieses Erbe anzutreten. Das behagt ihr jedoch nicht. Emmanuel Darwins Religion verbietet ihm die Nähe zu Toten. Doch er ist gezwungen, als Totengräber auf dem Friedhof zu arbeiten.


    „Als wir Vögel waren“ ist der Debütroman von Ayanna Lloyd Banwo.


    Meine Meinung:

    Der Roman beinhaltet 36 Kapitel, die aus verschiedenen Perspektiven erzählt werden. Die Überschriften weisen die jeweilige Perspektive aus. Die Kapitel sind sieben Teilen zugeordnet. Erzählt wird im Präsens, wobei unklar bleibt, wann genau die Handlung spielt („gestern“, „heute“).


    Der Sprache ist atmosphärisch und bildstark, aber nicht zu schnörkelhaft. Sie stellt für mich die größte Stärke des Romans dar.


    Im Vordergrund stehen Darwin und Yejide. Beide Figuren werden realitätsnah und mit psychologischer Tiefe beschrieben. Dennoch blieben sie mir etwas fremd.


    Inhaltlich ist die Geschichte ebenfalls besonders, hat mich allerdings nicht komplett überzeugt. Es geht um Liebe in ihren verschiedenen Formen, um Leben und Tod. Anders als erwartet, spielen jedoch Mythen, Märchen, Magisches und Schöpfungsgeschichten eine große Rolle und nehmen breiten Raum ein. Durch dieses Ausmaß hat mich die Geschichte leider etwas verloren.


    Die Handlung nimmt nur sehr langsam Fahrt auf. Auf den rund 340 Seiten stellte sich bei mir bedauerlicherweise kein Lesesog ein. Erst gegen Ende konnte mich die Geschichte wieder abholen.


    Das Cover ist nicht nur ansprechend gestaltet, sondern passt auch thematisch gut. Der englischsprachige Originaltitel („When we were Birds“) wurde erfreulicherweise wortgetreu übersetzt.


    Mein Fazit:

    Mit „Als wir Vögel waren“ hat Ayanna Lloyd Banwo meine persönlichen Erwartungen nicht gänzlich erfüllt. Der ungewöhnliche Roman dürfte aber genügend Fans finden.


    Ich vergebe 3 von 5 Sternen.

    Die australische Kleinstadt Durton im Jahr 2001: Erst ist die zwölfjährige Esther Bianchi plötzlich verschwunden, dann wird ihre Leiche gefunden. Was ist passiert? Und wer hat etwas mit dem Tod des Mädchens zu tun? Schnell werden Verdächtigungen angestellt.


    „Dinge, die wir brennen sahen“ ist der Debütroman von Hayley Scrivenor.


    Meine Meinung:

    Der Roman besteht aus 38 Kapiteln. Fünf verschiedene Erzählperspektiven wechseln sich ab. Die Handlung spielt vorwiegend im November und Dezember 2001, wobei nicht streng chronologisch erzählt wird. Dennoch lässt sich das Ganze auch dank der Angaben zu Beginn der Kapitel gut nachverfolgen.


    Der Schreibstil ist schnörkellos und unauffällig, aber anschaulich und atmosphärisch. Stellenweise dominieren Dialoge. Die Übersetzung von Andrea O‘Brien wirkt rund.


    Die Figuren sind interessant gestaltet und machen größtenteils einen realitätsnahen Eindruck. Die Charaktere sind nicht komplett durchschaubar. Dennoch kommt man ihnen nahe.


    Inhaltlich geht es einerseits um die Hintergründe von Esthers Tod und andererseits um Dynamiken in einer Kleinstadt. Der Roman enthält nicht nur Krimi- beziehungsweise Thrillerelemente, sondern ist auch eine Gesellschaftsstudie. Zugleich ist die Geschichte emotional bewegend und regt zum Nachdenken an.


    Auf den rund 350 Seiten bleibt die Story lange undurchsichtig, unterhaltsam und fesselnd. Die Auflösung ist schlüssig und hat mich überzeugt.


    Der englischsprachige Originaltitel („Dirt Town“) geht in eine andere Richtung, ist aber nicht mehr oder weniger passend als der deutsche Titel. Das stimmungsvolle, modern anmutende Cover ist ebenfalls stimmig.


    Mein Fazit:

    Mit „Dinge, die wir brennen sahen“ ist Hayley Scrivenor ein spannender Roman gelungen, der sich positiv von 08/15-Krimis abhebt. Eine ungewöhnliche und eindrückliche Lektüre.


    Ich vergebe 5 von 5 Sternen.

    Oxford in den 1990er-Jahren: Ellis Judd hat es als Jugendlicher schwer. Er würde gerne Künstler werden. Doch sein Vater besteht darauf, dass sein Sohn in der Fabrik arbeitet. Kraft gibt ihm die besondere Freundschaft mit Michael Wright, die die Jahre übersteht…


    „Lichte Tage“ ist ein Roman von Sarah Winman.


    Meine Meinung:

    Der Roman beginnt mit einer Art Prolog, dessen Handlung im Jahr 1950 spielt. Daran schließen sich drei Teile an, die die Zeit von 1990 an behandeln. Erzählt wird aus wechselnden Perspektiven. Die Geschichte ist in Oxford, London und Südfrankreich verortet.


    Sprachlich wirkt der Text auf mich recht bemüht. Der Stil ist atmosphärisch, die Metaphern sind jedoch oft seltsam. Auch die Wortwahl empfinde ich nicht immer als passend. Stilistisch auffällig ist, dass manche Zeilen aus Walt Whitmans bekanntem Gedicht „Grashalme“ unnötig häufig zitiert werden.


    Die deutsche Übersetzung von Elina Baumbach wirkt an einigen Stellen etwas unrund, vor allem in idiomatischer Hinsicht. Besonders ärgerlich ist zudem ein vertauschter Name auf der ersten Seite der deutschen Erstauflage, der mir den Einstieg in die Geschichte erheblich erschwert hat.


    Als Protagonisten stehen Ellis und Michael im Vordergrund der Geschichte. Beide blieben mir merkwürdig fremd. Das gilt erst recht für eine weitere Hauptfigur, die im weiteren Verlauf hinzukommt. Die Gefühle der Charaktere zueinander sind für mich nicht nachvollziehbar. Es gibt zu viele Leerstellen. Deshalb konnte mich der Roman emotional nicht abholen.


    Inhaltlich finde ich die Geschichte sowohl interessant als auch bedeutsam. Anders als die Vermarktung vermuten lässt, nimmt die Kunst nicht eine sehr zentrale Rolle ein. Vielmehr geht es um menschliche Beziehungen, insbesondere um homosexuelle und bisexuelle. Dabei wird deutlich, welche gesellschaftlichen Zwänge vor nicht allzu langer Zeit in England vorhanden waren und es zum Teil noch immer sind. Auch eine weitere Problematik, die ich nicht vorwegnehmen möchte, wird aufgegriffen. Der Roman bietet somit Stoff zum Nachdenken.


    Auf den nur wenig mehr als 200 Seiten konnte mich der Roman erst gegen Ende fesseln, obwohl die Geschichte einige Überraschungen bereithält. Alles in allem ist der Funke nicht richtig übergesprungen.


    Der englischsprachige Originaltitel („Tin Man“) passt für mich inhaltlich besser, wobei der deutsche Titel natürlich stimmungsvoller klingt und inhaltlich nicht total abwegig ist. Das auf dem Cover abgebildete Gemälde van Goghs taucht im Text auf, weshalb es sich als Motiv eignet.


    Mein Fazit:

    Mit „Lichte Tage“ hat mich Sarah Winman zwar nicht auf allen Ebenen erreicht. Dennoch ist der Roman durchaus lesenswert, da er die Probleme homo- und bisexueller Menschen in den 1980er- und 1990er-Jahren dokumentiert und in Erinnerung ruft.


    Ich vergebe 4 von 5 Sternen.

    Ihre Mitbewohnerin Mariam hat es sich zur Aufgabe gemacht, Lio zu verkuppeln. Tatsächlich lernt die junge Biologin über eine Dating-App den Radiomoderator Max kennen. Sie gehen eine Beziehung ein, ziehen sogar zusammen. Doch beide haben psychische Probleme, die nicht behandelt werden. Und dann wird Lio ungewollt schwanger…


    „Liebewesen“ ist der Debütroman von Caroline Schmitt.


    Meine Meinung:

    Der Aufbau ist schlüssig und funktioniert prima. Der Roman umfasst 30 kurze Kapitel, wobei sich diese auf zwei Teile erstrecken. Die Handlung bezieht sich auf einen Zeitraum von etwa drei Jahren. Es gibt zwischendurch jedoch einen großen Zeitsprung. Vor allem in der ersten Hälfte sind einige Rückblenden zu finden. Erzählt wird in der Ich-Perspektive aus der Sicht von Lio.


    Die Sprache des Romans hat mich komplett überzeugt. Sie ist bildstark, eindringlich und sehr direkt, aber weder vulgär noch blumig. Der Schreibstil ist modern, ein wenig lakonisch und kreativ, jedoch nicht zu experimentell oder gar gewöhnungsbedürftig. Vor allem in den Dialogen und in Lios Gedanken blitzt immer wieder Wortwitz hervor. Die Beschreibungen sind auf den Punkt, manchmal schonungslos. Die Autorin versteht es, in ihrer teils verdichteten Erzählweise mit wenigen Sätzen viel Inhalt und Stimmung zu vermitteln.


    Die Figuren wirken außerordentlich authentisch und sind psychologisch sorgfältig ausgestaltet. Obwohl Protagonistin Lio keine klassische Sympathieträgerin ist, lassen sich ihre Gedanken und Emotionen wunderbar nachvollziehen. Man kommt ihr sehr nahe und entwickelt Verständnis für ihr Verhalten. Auch Max ist kein ganz einfacher Charakter, wird aber lebensnah und glaubhaft dargestellt.


    Inhaltlich ist die Geschichte erschütternd und aufwühlend. Es geht um weit mehr als eine ungewollte Schwangerschaft. Das Thema Liebe spielt durchaus eine Rolle, allerdings keine zentrale. Die Beziehung zwischen Lio und Max fördert mehrere Traumata zutage, die ich an dieser Stelle nicht vorwegnehmen möchte. Eindrücklich wird geschildert, wie sich Erfahrungen aus der Kindheit und Jugend bis ins Erwachsenenalter auswirken, welche Folgen das Aufwachsen in dysfunktionalen Familien hat und wie sich erlebte Strukturen fortsetzen können. Mich hat die Geschichte sehr bewegt.


    Einen klassischen Spannungsbogen gibt es nicht. Dennoch hat der Roman auf mich einen großen Lesesog ausgeübt. Die Geschichte ist keineswegs durchsichtig, sondern bietet immer wieder überraschende Enthüllungen und Entwicklungen.


    Das Cover, das ein Kunstwerk abbildet, erregt Aufmerksamkeit. Es gefällt mir optisch, passt thematisch aber höchstens im übertragenen Sinn. Ganz glücklich bin ich damit daher nicht. Auch der Titel und das Marketing sind meiner Ansicht nach etwas irreführend und damit nicht optimal. Darüber kann ich jedoch hinwegsehen.


    Mein Fazit:

    Mit „Liebewesen“ ist Caroline Schmitt ein beeindruckendes und ergreifendes Debüt gelungen, das ich wärmstens empfehlen kann. Ein inhaltlich wie sprachlich starker Roman, der auf weitere Werke hoffen lässt und schon jetzt zu meinen Lesehighlights 2023 zählt.


    Ich vergebe 5 von 5 Sternen.

    Baden-Baden im Jahr 1924: Zwei Jahre ist es her, dass Telefonistin Alma Täuber in einem Mordfall ermittelt hat. Nun wird wieder ein Toter in der Kurstadt gefunden, der nicht auf natürliche Art aus dem Leben geschieden ist. Wieder kann es das Fräulein vom Amt nicht lassen, nach dem Täter zu suchen…


    „Fräulein vom Amt - Der Tote im Kurhaus“ ist der zweite Band um Protagonistin Alma Täuber aus der Feder des Autorinnenduos Charlotte Blum.


    Meine Meinung:

    Der Roman umfasst 19 Kapitel mit einer angenehmen Länge. Die Handlung beginnt im Jahr 1924. Sie spielt erneut in der Kurstadt Baden-Baden. Der Aufbau ist wenig raffiniert, aber schlüssig und funktioniert prima.


    Lebhafte Dialoge und anschauliche Beschreibungen kennzeichnen den Schreibstil. Obgleich hier zwei Autorinnen am Werk waren, wirkt der Text wie aus einem Guss. Sprachlich ist es den beiden gelungen, das Vokabular der 1920er-Jahre einfließen zu lassen, was dem Roman besondere Authentizität verleiht.


    Zwar ist es sicherlich empfehlenswert, zuerst den Auftaktband der Reihe zu lesen. Doch das Geschehen lässt sich auch ohne Vorkenntnisse problemlos verfolgen.


    Im Vordergrund der Geschichte stehen die sympathische Alma Täuber und Kommissar Ludwig Schiller. Sie und die übrigen Figuren machen einen realitätsnahen Eindruck.


    Der Mix aus historischem Roman und Cozy Crime ist nicht gänzlich innovativ und zählt insgesamt eher nicht zu meinem bevorzugtem Genre. Dennoch habe ich es diesem Fall keineswegs bereut, einer persönlichen Empfehlung gefolgt zu sein.


    In erster Linie geht es - wie schon im ersten Band - um einen Kriminalfall: einen Mord, der für Spannung und Lesespaß sorgt. Positiv hervorzuheben ist jedoch auch, dass der Roman sehr viel Wissenswertes aus jener Zeit mitliefert, und das auf scheinbar mühelose und unterhaltsame Weise. Der Hype um Ägypten wird hier ebenso deutlich wie die sonstigen gesellschaftlichen und politischen Entwicklungen.


    Die Handlung ist größtenteils stimmig, enthält allerdings auch ein paar nicht so realistische Passagen. Die rund 350 Seiten sind abwechslungsreich und haben nur wenige Längen.


    Hilfreich sind die Extras. Das Glossar erläutert vor allem Personen und Werke aus der damaligen Zeit. Im Nachwort klären die Autorinnen darüber auf, was sie hinzugedichtet haben und was auf wahren Tatsachen beruht. Dabei wird die fundierte Recherche der beiden deutlich. Die Stadtkarte in den Innenklappen ist ebenfalls sehr nützlich.


    Das nostalgisch anmutende Cover passt gut zum Auftaktband. Auch der Titel fügt sich prima ein und erschließt sich.


    Mein Fazit:

    Mit „Fräulein vom Amt - Der Tote im Kurhaus“ ist Charlotte Blum ein solider historischer Roman mit Krimielementen gelungen, der mich gut unterhalten konnte.


    Ich vergebe 4 von 5 Sternen.

    Großmutter ist tot. Aus Anlass des Trauerfalls kommt die Familie zusammen. Das Ereignis ruft viele Erinnerungen wach. Auch Enkelin Luise (30), die das Anwesen am See erben soll, macht sich Gedanken: Wieso sind die Männer der Familie abhanden gekommen? Was ist mit ihrer Schwester Leni?


    „Männer sterben bei uns nicht“ ist ein Roman von Annika Reich.


    Meine Meinung:

    Der Roman beinhaltet 44 kurze Kapitel. Erzählt wird in der Ich-Perspektive aus der Sicht von Luise. Dabei gibt es zwei Erzählstränge, die sich abwechseln: einerseits die Vergangenheit, vorwiegend Luises Kindheit, und andererseits die Gegenwart mit den Ereignissen rund um den Tod der Großmutter. Dieser Aufbau funktioniert sehr gut.


    In sprachlicher Hinsicht hat mich der Roman begeistert. Der Schreibstil ist sehr atmosphärisch und bildstark.


    Weibliche Figuren dominieren die Geschichte, und zwar die Frauen unterschiedlicher Generationen einer Familie. Die Charaktere wirken realitätsnah. Besonders nahe kommt man Luise, die im Zentrum des Romans steht.


    Inhaltlich geht es, wie der Titel bereits andeutet, vordergründig um mehr oder minder mysteriöse Todesfälle. Hintergründig spielen weitreichende Themen wie patriarchale Strukturen, feministische Bemühungen und der Umgang zwischen den Geschlechtern eine große Rolle.


    Vor allem die erste Hälfte des rund 200 Seiten umfassenden Romans hat mich überzeugt. Zum Schluss hin fällt die Geschichte hingegen ab. Das sehr offene Ende lässt viele Fragen unbeantwortet.


    Das Titelmotiv, das auf einem Gemälde von Paulette Tavormina basiert, passt inhaltlich gut und greift die Atmosphäre des Romans prima auf. Der ungewöhnliche Titel ist ebenfalls eine gelungene Wahl.


    Mein Fazit:

    „Männer sterben bei uns nicht“ von Annika Reich ist ein Roman, der mich sprachlich beeindruckt, aber inhaltlich ein wenig enttäuscht hat. Eine Lektüre, die ich mit Einschränkungen empfehlen kann.


    Ich vergebe 4 von 5 Sternen.


    ASIN/ISBN: 3446275878

    Die Stadt Glasgow in den 1990er-Jahren: Der protestantische Mungo Hamilton und der katholische James werden in zwei unterschiedlichen Welten geboren. Beide eint jedoch ein soziales Umfeld, das ihnen übertriebene Männlichkeit abverlangt. Eigentlich sollten sie sich als Feinde fühlen. Doch sie werden Freunde…


    „Young Mungo“ ist ein Roman von Douglas Stuart.


    Meine Meinung:

    Der Roman besteht aus 28 Kapiteln und zwei Teilen, wobei der erste davon recht kurz ist. Erzählt wird auf zwei Ebenen.


    Der Schreibstil ist atmosphärisch, eindringlich und bildstark. In sprachlicher Hinsicht fällt auf, dass es immer wieder dialektale Einschübe aus dem Schottischen gibt. Das trägt nicht zur besseren Lesbarkeit bei, macht die Geschichte aber authentisch.


    Die Figuren sind mit psychologischer Tiefe ausgestattet. Sie wirken realitätsnah. Im Mittelpunkt steht Mungo, ein vielschichtiger und sympathischer Charakter.


    Mit seinem Debüt „Shuggie Bain“ hat der neue Roman von Douglas Stuart eine Gemeinsamkeit: Er liefert eine umfassende und anschauliche Sozialstudie und schafft es, über einzelne Schicksale hinweg, gesellschaftliche und politische Umstände aufzuzeigen. Die Probleme, die in der Geschichte auftauchen, wiederholen sich zum Teil: beispielsweise Armut und Alkoholismus. Die wiederkehrenden Motive haben mich jedoch keineswegs gelangweilt. Sie werden durch weitere Themen ergänzt, allen voran der Schwerpunkt Homophobie.


    Trotz der knapp 400 Seiten bleibt die Lektüre kurzweilig und fesselnd. Dramatische Sequenzen werden gut dosiert eingefügt. Anders als bei Stuarts Debüt hat mich die Geschichte um Mungo zwar ebenfalls bewegt, allerdings emotional weniger stark mitgenommen.


    Die Ästhetik des deutschen Covers, insbesondere die Farbwahl, sagt mir leider nicht zu. Das Motiv ist dennoch sehr passend. Der Titel wurde wörtlich aus dem englischsprachigen Original übernommen. Er könnte allerdings falsche Assoziationen wecken.


    Mein Fazit:

    Auch mit „Young Mungo“ ist Douglas Stuart ein lesenswerter und beeindruckender Roman gelungen.


    Ich vergebe 5 von 5 Sternen.


    ASIN/ISBN: 3446275827

    Eine entlegene Gegend in Deutschland Anfang der 1960er-Jahre: Hans Roleder zieht mit seinen Eltern auf eine ansonsten unbewohnte Insel. Dort findet der Junge mehr als nur ein neues Zuhause…


    „Der Inselmann“ ist der Debütroman von Dirk Gieselmann.


    Meine Meinung:

    Der Roman besteht aus fünf Kapiteln, die in ihrer Länge sehr variieren. Erzählt wird aus einer auktorialen Perspektive. Die Geschichte umspannt mehrere Jahre.


    Bildstark, atmosphärisch und sprachgewaltig, so lässt sich der Schreibstil zusammenfassen. Die Naturbeschreibungen sind eindrücklich, aber nicht weitschweifig, die Dialoge knackig und auf den Punkt. In sprachlicher Hinsicht hat mich der Roman so beeindruckt, dass ich gerne darüber hinwegsehe, dass auch einige weniger gebräuchliche Worte im Text auftauchen.


    Hans steht im Vordergrund des Romans. Ein authentisch dargestellter Außenseiter, dessen Seelenleben sehr gut nachzuvollziehen ist.


    Zum Inhalt möchte ich mich nur ansatzweise äußern, um nicht zu viel vorwegzunehmen. Allerdings lässt sich sagen, dass es vorwiegend um Hans‘ Geschichte geht, die von Einsamkeit und Traurigkeit geprägt ist. Keine unbeschwerte Lektüre.


    Schon ab den ersten Seiten hat mich die Geschichte gefesselt. Sie entfaltet einen Lesesog, dem ich mich nur schwer entziehen konnte.


    Zwar trifft das Cover nicht ganz meinen persönlichen Geschmack. Es passt inhaltlich jedoch ebenso hervorragend wie der prägnante Titel.


    Mein Fazit:

    Mit seinem Romandebüt hat mich Dirk Gieselmann überzeugt. „Der Inselmann“ ist eine beklemmende, aber empfehlenswerte Lektüre.


    Ich vergebe 4 von 5 Sternen.

    Wegen ihrer kleinen Flügel wird die Hummel Bommel ausgelacht. Wie soll sie damit bloß fliegen? Das kleine Insekt hat Angst davor, es einmal zu probieren.


    „Die kleine Hummel Bommel“ ist ein Bilderbuch von Britta Sabbag und Maite Kelly. Es ist Teil der Ravensburger-Reihe „Sami - Dein Lesebär“.


    Meine Meinung:

    Das Geschichte umfasst elf Doppelseiten. Im Anschluss ist das Sami-Lied abgedruckt.


    Die hübschen und liebevollen Illustrationen stammen aus der Feder von Joëlle Tourlonias. Sie erstrecken sich auf jeweils eine Doppelseite.


    Das Bilderbuch ist für junge Zuhörer ab drei Jahren ausgewiesen. Die Sprache ist entsprechend altersgemäß und eignet sich prima zum Vorlesen. Auf Reime und wenig gebräuchliche Wörter wird erfreulicherweise komplett verzichtet.


    Integriert in die Geschichte ist ein Lied. „Du bist du“ ergänzt die Handlung auf schöne Weise.


    Die Botschaft des Bilderbuchs gefällt mir außerordentlich gut: Es geht um Anderssein, den Mut, Neues zu wagen, und die Kunst, sich selbst etwas zuzutrauen. Verpackt wird diese Message durch die Übertragung ins Tierreich. Das macht sie nicht nur für die Kleinen verständlich, sondern führt auch dazu, dass die Kinder beim Zuhören etwas über Insekten lernen. Ein weiterer Pluspunkt ist, dass die Geschichte so angelegt ist, dass sie Kinder mit den unterschiedlichsten Interessen ansprechen kann.


    Auch der Lesebär als solcher hat mich überzeugt. Die Technik funktioniert reibungslos. Das Einrichten des Geräts gelingt mühelos. Das Aufladen des eingebauten Akkus passiert in weniger als zwei Stunden. Die Melodien und Geräusche runden das Vorleseerlebnis hervorragend ab. Die Bedienung ist so einfach, durchdacht und intuitiv, dass sie auch für kleine Kinder kein Problem ist. Schon allein das niedliche Aussehen hat bei unserem Nachwuchs für ein Lächeln gesorgt. Als Sami plötzlich auch noch gesprochen hat, war das Interesse sofort groß. Etwas verwirrend mag anfangs sein, dass Samis Stimme nicht mit der Vorlesestimme identisch. Das tut dem Vergnügen jedoch keinen Abbruch.


    Mein Fazit:

    Sowohl das Bilderbuch „Die kleine Hummel Bommel“ als auch Sami, den Lesebären von Ravensburger, kann ich guten Gewissens und uneingeschränkt empfehlen. Für uns wird es mit Sicherheit nicht der letzte Band aus der Reihe bleiben.


    Ich vergebe 5 von 5 Sternen.

    Kate Ekberg betreibt in Stockholm einen Nachtclub, den sie selbst gegründet hat. In der Geschäftswelt hat es die 27-Jährige weit gebracht. Doch jetzt wird sie erpresst. Um das Geld aufzutreiben, besucht sie eine Bank und lernt dort Jakob Grim kennen, der mit seiner introvertierten Art kaum gegensätzlicher sein könnte…


    „The Things we left unsaid - Unsere Herzen auf dem Spiel“ ist ein Liebesroman von Simona Ahrnstedt.


    Meine Meinung:

    Der Roman besteht aus 50 Kapiteln. Erzählt wird im Wechsel aus der Perspektive von Kate und Jacob. Der Aufbau ist einfach, aber sinnvoll.


    Sprachlich bietet der Roman, was das Genre erwarten lässt: anschauliche und unkomplizierte Beschreibungen sowie viele Dialoge. Die Wortwahl ist weder unangemessen noch vulgär. Über die ein oder andere Floskel sehe ich bei Liebesromanen gerne hinweg.


    An den früheren Romanen der Autorin habe ich geschätzt, dass die Protagonisten klischeefrei und realitätsnah gezeichnet sind. In diesem Fall wurde ich leider enttäuscht. Sowohl bei Kate als auch bei Jacob greift die Geschichte auf Stereotype zurück. Zwar ließen sich die Gedanken und Gefühle der Hauptfiguren nachvollziehen. Die psychologische Ausgestaltung weist jedoch Schwächen auf.


    Auch inhaltlich hebt sich der Roman nicht sonderlich ab. Zwar werden vielerlei Themen angesprochen, sodass die rund 400 Seiten an nur wenigen Stellen langatmig geraten sind. Allerdings wirkt die Geschichte in mehreren Punkten abgedroschen und mich hat das Gefühl begleitet, eine solche Story schon x-fach gelesen zu haben.


    Der schwedische Originaltitel („Nattens Drottning“) gefällt mir besser als die unnötige Übertragung ins Englische. Das Cover ist nichtssagend und unauffällig, aber hübsch.


    Mein Fazit:

    Mit ihrem neuen Roman hat mich Simona Ahrnstedt eher enttäuscht. „The Things we left unsaid - Unsere Herzen auf dem Spiel“ ist wohl nur für ihre treuesten Fans ein Muss. Allen anderen empfehle ich jedoch die Vorgängerromane gerne.


    Ich vergebe 3 von 5 Sternen.


    ASIN/ISBN: 3958186556

    Die Stadt Cambridge in den Vereinigten Staaten von Amerika in der Zukunft: Noah Gardner, genannt Bird, führt mit seinem Vater Ethan ein einfaches Leben. Der Zwölfjährige und der ehemalige Linguistik-Professor müssen in einem Studentenwohnheim unterkommen. Seit Noahs Mutter, die Dichterin Margaret Miu, verschwunden ist, versuchen sie, unter dem Radar zu bleiben, denn besonders durch die asiatischen Wurzeln der Mutter und ihre aufrührerischen Aktivitäten stehen auch sie unter Beobachtung. Schuld daran sind Gesetze, die dafür sorgen sollen, dass die amerikanische Kultur geschützt wird…


    „Unsre verschwundenen Herzen“ ist ein Roman von Celeste Ng.


    Meine Meinung:

    Der Roman besteht aus drei Teilen, die in verschiedene Kapitel untergliedert sind. Erzählt wird im Präsens: einerseits aus der kindlichen Perspektive von Bird, andererseits aus einer weiteren Perspektive. Der Aufbau ist durchaus schlüssig.


    In sprachlicher Hinsicht kommt der Roman nicht an frühere Werke der Autorin heran und schwankt in seiner Qualität. Allerdings gibt es einige sehr gelungene Passagen, die ich als poetisch und besonders ansprechend empfunden habe. Leider stören mehrere Übersetzungsfehler den Lesefluss.


    Die Figur Bird steht im Mittelpunkt der Geschichte. Durch seine kindlich-naiven Augen lernt die Leserschaft die dystopische Welt kennen.


    Wie schon frühere Romane Ngs ist die Geschichte gesellschaftskritisch angelegt, dieses Mal jedoch in der Zukunft verortet. Ausgangspunkt der Handlung sind anti-asiatische Hetze und Diskriminierung in den USA, nicht nur, aber vor allem als Folge der Pandemie. Auch weitere politisch rechte beziehungsweise faschistische Strömungen spielen eine Rolle, die ich an dieser Stelle nicht vorwegnehmen möchte.


    Ein weiterer Schwerpunkt sind Bücher, Märchen und die Kunst im Allgemeinen. Konkret werden die Fragen aufgeworfen, wie sich diese Ausdrucksformen für den Protest nutzen lassen, welche Kraft in ihnen steckt und wie sie sich unterdrücken lassen.


    Im Zentrum des Romans steht zudem ein Mutter-Sohn-Konflikt, der aufgrund der sonstigen Themenvielfalt allerdings bisweilen etwas in den Hintergrund tritt. Insgesamt wirkt der Roman auf mich recht überladen, denn das breite inhaltliche Spektrum sorgt dafür, dass sich die Geschichte nicht so intensiv und tiefschürfend entfaltet, wie ich es von der Autorin gewohnt bin.


    Das deutsche Cover ist geheimnisvoll und ein wenig düster, weshalb es gut passt. Der englischsprachige Originaltitel („Our missing hearts“) wurde erfreulicherweise wortgetreu übersetzt.


    Mein Fazit:

    Mit „Unsre verschwundenen Herzen“ hat Celeste Ng meine sehr hohen Erwartungen nicht in Gänze erfüllt. Dennoch ist auch ihr neues Buch ein lesenswerter Roman.


    Ich vergebe 4 von 5 Sternen.

    Im Jahr 1974 ist ihre Schwester aus ungeklärter Ursache ertrunken. Jetzt ist die unheilbare kranke Annie im Hospiz und weicht Fragen über ihre Vergangenheit aus. Die 32-jährige Henrietta Lockwood, die selbst von früheren Geschehnissen verfolgt wird, trifft auf die 66-jährige Krebskranke, um deren Geschichte für die Nachwelt festzuhalten. Wird sie das Rätsel lösen?


    „Café Leben“ ist der Debütroman von Jo Leevers.


    Meine Meinung:

    Der Roman beginnt mit einem Prolog, dem 45 Kapitel folgen. Erzählt wird im Wechsel aus der Perspektive von Henrietta und Annie. Der Aufbau ist einfach, aber sinnvoll.


    In sprachlicher Hinsicht ist der Roman unauffällig, gleichzeitig jedoch angemessen. Der anschauliche und bildhafte Schreibstil erzeugt einen angenehmen Lesefluss.


    Annie und Henrietta stehen im Fokus der Geschichte. Die Ausgestaltung der Charaktere ist für mich nicht komplett gelungen, denn es fiel mir anfangs schwer, mit den Protagonistinnen warm zu werden. Ihre Gedanken und Gefühle werden allerdings sehr gut deutlich.


    Thematisch werden die existenziellen Herausforderungen behandelt: Leben und Tod, Krankheit und Verlust, Schicksalsschläge und Traumata. Inhaltlich ist die Geschichte nicht besonders originell. Sie schafft aber viele Anknüpfungspunkte und bietet viel Stoff zum Nachdenken.


    Gut gefallen hat mir, dass der Roman mich emotional berühren konnte und dabei auf kitschige Passagen verzichtet hat. Auf den rund 300 Seiten hält er Überraschungen bereit. Die Auflösung konnte mich ebenfalls überzeugen.


    Der englischsprachige Originaltitel („Tell me how this ends“) ist aus meiner Sicht passender zum Inhalt. Auch das hübsche Cover ist ein wenig irreführend.


    Mein Fazit:

    Mit „Café Leben“ ist Jo Leevers ein unterhaltsamer und bewegender Roman gelungen. Ein empfehlenswertes Debüt.


    Ich vergebe 4 von 5 Sternen.

    Wo hat sich der Hase versteckt? Wo ist die Wasserwaage? In der Stadt und auf dem Land gibt es viel zu entdecken!


    „Mein Sachen suchen Riesenbilderbuch“ ist ein Bilderbuch für Kleinkinder ab zwei Jahren.


    Meine Meinung:

    Das Buch besteht aus sieben Doppelseiten. Jede von ihnen ist einem Thema gewidmet. Das Wimmelbild erstreckt sich über eineinhalb Seiten. Jeweils links steht ein kleiner Text. Immer darunter sind Gegenstände, Tiere und Personen abgebildet, die man suchen soll. Dieser Aufbau ist übersichtlich und schlüssig.


    Die Texte von Susanne Gernhäuser sind altersgerecht formuliert - mit einer einfacher Syntax und frei von Fremdwörtern. Sie eignen gut sich zum Vorlesen. Das Bilderbuch ist zudem hilfreich beim Ergänzen des Wortschatzes. Die Suchgriffe sind größtenteils der Alltagssprache zuzuordnen und daher absolut tauglich für die Altersgruppe. Lediglich die Vogelnamen und das Hermelin sind nach meiner Meinung zu speziell für Kleinkinder.


    Die bunten Illustrationen von Anne Ebert, Stefan Seidel und Ursula Weller sind im typischen Wimmelbuchstil gehalten. Sie wirken weder zu modern noch zu altbacken. Auch bei den Details wurde das richtige Maß erwischt. Ebenfalls erfreulich: Die Abbildungen sind weitestgehend klischeefrei und verfestigen keine Rollenstereotype, unter anderem arbeiten auch Frauen auf der Baustelle.


    Thematisch deckt das Bilderbuch viele Bereiche ab: das Leben in der Stadt, den Bauernhof, eine Baustelle auf dem Spielplatz, einen Waldlehrpfad, den Bahnhof, den Zoo und den Wald im Winter. Somit dürfte für unterschiedliche Interessen etwas dabei sein. Besonders kreative Einfälle sollte man jedoch nicht erwarten.


    Das Cover gefällt mir gut. Das Bilderbuch ist aus stabiler Pappe gefertigt und dementsprechend ausreichend robust für Kleinkinder. Allerdings gilt es zu bedenken, dass das große Format recht schwer ist und sich daher von kleinen Kindern nicht einfach tragen lässt.


    Mein Fazit:

    Mit dem „Mein Sachen suchen Riesenbilderbuch“ machen Eltern nichts falsch. Wer ein solides Wimmelbuch sucht, das Kleinkindern Freude bereitet, wird nicht enttäuscht. Mir hat lediglich das gewisse Extra gefehlt, um mich vollends zu begeistern.


    Ich vergebe 4 von 5 Sternen


    ASIN/ISBN: 3473417513