Absolut kein Märchen
Rotkäppchen lügt, Thriller von Elias Haller, 389 Seiten, Edition M
Auftaktband der Grimm-Thriller-Reihe
Sonderermittlerin Nora Rothmann ist beim LKA in Berlin zuständig für Korruptionsfälle in den eigenen Reihen. Dass sie sich damit nicht gerade beliebt macht bei den Kollegen, ist klar. Ihre laufenden Ermittlungen richten sich gegen den Ex-Polizeichef Tuchfeldt. Doch bei seiner Vernehmung stirbt er. Das ist der Auslöser für eine ganze Reihe von grausigen Gewaltverbrechen.
Zu Anfang hatte ich etwas Mühe in Lesefluss zu kommen, denn viele Schauplätze, Chat-Verläufe aus dem Darknet, Szenenwechsel aus Vergangenheit und Gegenwart dazu eine Menge verschiedener Charaktere, stiften Verwirrung. Doch es hat mich erfasst und in einen Strudel hineingerissen, dem schwer zu entkommen war. Kurze gut überschaubare Kapitel, lebhafte Dialoge und ein flüssiger Schreibstil machten das Lesen leicht. Jedes Kapitel endet an einem äußerst spannenden Punkt, an dem das direkt folgende, nicht ansetzt. Das hat mein Lesetempo enorm gesteigert.
Der Leser dieses Buches sollte nicht allzu zart besaitet sein, denn der blutrünstige „Wolf“ mordet sich bestialisch durch Berlin. Haller schont seine Leser nicht denn die Phantasie wird mit detaillierten Schilderungen befeuert. Die Spannungskurve setzt hoch ein und steigert sich bis zum Ende. Irgendwann jedoch hoffte ich auf einen Schimmer einer Erkenntnis, ich rätsle mich gerne durch Krimis und freue mich über ungeahnte Wendungen, doch je weiter ich im Thriller vorwärtskam desto weniger hatte ich irgendeinen Verdacht oder Durchblick. Viele offene Enden und diverse Erzählstränge haben mich letztendlich verwirrt. Am Ende blieben genügend unbeantwortete Fragen und Erzählstränge mit losen Enden, das ist wohl der Tatsache geschuldet, dass dieses Buch der Auftaktband einer Trilogie ist. Ich werde die Reihe wohl weiterverfolgen, denn gerne wüsste ich, wie sich das Ganze zu einer plausiblen und nachvollziehbaren Story vervollständigt.
Eine Lieblingsperson konnte ich nicht ausmachen, Nora Rothmann ist mir noch ein wenig fremd, sie ist eine schwierige Person, das ist sicher dem Tod ihrer Familie zuzuschreiben, den sie im Kindesalter erdulden musste. KK – Konrad König ist aktuell der beste Anwärter für eine „Lieblingsfigur“ kompetent und gerecht. Dafür gab es genügend Anwärter für unsympathische Charaktere. Die Figur „Manja“ z.B. ist mir gehörig auf die Nerven gegangen.
Eine gute Unterhaltung, ein gelungener Einstieg in die Trilogie, eine Leseempfehlung und acht Punkte