„Admiral – Kampf um Europa“
Nach einigen Folgen des britischen „Hornblower“ (Ende des 18. Jahrhunderts), triefend vor Selbstgefälligkeit, Patriotismus und genüsslich ausgebreiteter Franzenabneigung (jener Zeit) „Kommt her, ihr Froschfresser“, stieß ich auf „Admiral – Kampf um Europa“, das in einer äußerst spannenden Epoche angesiedelt ist, die interessanterweise vorher kaum im Film thematisiert wurde: die holländisch-englischen Seekriege Mitte des 17. Jahrhunderts. In der Literatur hingegen oft. Sehr empfehlenswert zum Beispiel: „Der Admiral der 'Sieben Provinzen' ", Ullrich Komm.
Während Hornblower verkörpert wird von einem hübschen Milchgesicht, glatt wie ein Babypopo, das ein Cover eines Teenieblattes vortrefflich zieren würde, erwartet uns - realitätsnah - bei Admiral de Ruyter ein aufgeschwemmter, walrossbärtiger Koloss mit den Zügen eines mittelalterlichen Landsknechts, der jedoch – realitätsfern - schon mal in der Schlacht selbst seinen Leuten voran stürmt, als Erster das feindliche Schiff entert und kraft der Tonnage eines Sumokämpfers gleich ein paar Gegner mit sich reißt.
Vielleicht dachten sie an die berühmte Drake-Anekdote, als sie den englischen Admiral inmitten des Kampfgetümmels very british eine Tasse Tee ordern lassen, und es sei den holländischen Filmemachern verziehn, bleiben sie doch sonst relativ objektiv und auch einigermaßen dicht am historischen Geschehen, was umso achtenswerter ist, da es hier um die große Zeit der Holländer geht, als die kleine Republik sich erfolgreich gegen die Großmächte der Zeit behauptete, was eben auch Männern wie Admiral de Ruyter zu danken war.
Manch zartes Gemüt hätte sich vielleicht gewünscht, den bestialischen Mord an den Brüdern de Witt im Jahre 1672 nicht in allen Einzelheiten dargestellt zu sehen, doch genauso hat es sich zugetragen, und ich fühlte mich an einen Satz Ortega y Gassets erinnert: „Wenn die Masse aus eigenem Antrieb handelt, so tut es nur auf eine Art: Sie lyncht.“
Die Computeranimationen waren so schlecht nicht.
Die Autoren rasten durch diese wilden Jahre der holländischen Geschichte, als wären sie von einem ausgehungerten Löwenrudel gejagt worden – schade, denn wer nichts über holländische Geschichte weiß, für den dürfte es schwierig werden, dem Geschehen zu folgen. Der Stoff hätte mindestens einen Zweiunddreißigteiler à 2h verdient, aber Spielfilmlänge war halt die gegebene Rahmenbedingung.
Sehenswert!
8,5-9/10