Aus dem eingangs verlinkten Artikel: „indem
sie einander überschreien und wild gestikulieren. Da wollten sie ein
bisschen eigene Bedeutsamkeit herbeifuchteln“ (Löffler über
Klagenfurt)
Löfflers Kritik an Klagenfurt ist unberechtigt, denn exakt genau so verhielt sich das
schon, als sie höchstpersönlich im „Literarischen Quartett“ saß
und MRR die anderen überschrie und wild gestikulierte und ein
bisschen Drama en miniature schuf – während sie selbst da wurzelte
und eine blasse Gouvernante gab.
MRR's Leidenschaft war ein Glücksfall für die Literatur, im
Fernsehen freilich mehr für Werbung denn für Rezeption, für Letzteres muss
man schon seine Bücher lesen.
Die
allgemeinen Tendenzen, die sich nicht erst aus dem digitalen
Zeitalter ergeben, sondern schon deutlich wurden, als die Bilder
laufen lernten, treffen die Literaturkritik (ein unbeliebter Beruf, bei Autoren geradezu verhasst, mir fällt da gerade ein Statement von Nietzsche ein, da sträubt sich die Feder
)
wohl härter
noch als andere Bereiche im Umfeld des geschriebenen Wortes. Wer will
sich heutzutage noch eine ellenlange, dröge Kritik eines
professionellen Kritikers über ein literarisches Werk antun, zumal
er ja oft davon ausgehen kann, dass er das exakte Gegenteil in einer
anderen ellenlängen, drögen Kritik eines professionellen Kritikers
lesen kann? Da vertraut er lieber oft gleich der visuellen Kraft von
5 goldenen Sternen. Und wenn sie dann eine ganze Galaxie bilden, ist es für manche schon fast ein Muss ...
Die
Marktmechanismen des digitalen Zeitalters, Social Media (nicht zwingend schlecht, denn gleiche Interessen und das Vertrauen in ein Gegenüber, das man oft schon kennt, erleichtern die gute persönliche Wahl), sinkende Aufmerksamkeitsspannen, zunehmende Oberflächlichkeit uswusf. kommen
hinzu …
"Alles gackert, aber wer will noch still auf dem Neste sitzen und Eier brüten?" (Nietzsche) - und das muss man manchmal bei einem guten Buch.
Übrigens, zuweilen stolpert man auch hier über den Bullshit, Kriminalromane seien grundsätzlich keine „richtige Literatur“. Nur weil der
Leser hier oft nicht durch tödliche Langeweile gemordet wird, offenbar ein wichtiges Güte-Kriterium deutscher Feuilleton-Ideologie,
wenigstens noch vor Jahren, heißt das nicht, dass es in dem Genre
nicht auch glänzende Stilisten gibt, und da muss man nicht zu großen
Autoren wie Chandler, Hammett oder Ross Macdonald zurückgehen, die
die Brüche unseres Zeitalters schon beschrieben, als es den Begriff
noch gar nicht gab, wie weiland Fauser mal meinte.