Beiträge von Furbaby_Mom

    Verlag: MIRA Taschenbuch

    Erscheinungstermin: 23.08.2022

    Umfang: 368 Seiten


    Über die Autorin:

    Besuch Rose Bloom hier:

    http://www.rose-bloom.de

    http://www.facebook.com/rosebloomautorin

    http://www.instagram.com/rosebloom_autorin

    Wir schreiben das Jahr 1993. Ein braunhaariges achtjähriges Mädchen, wir nennen sie der Einfachheit halber Rose Bloom, sitzt stundenlang in ihrem Zimmer und kritzelt mit Buntstiften und viel Fantasie eine Geschichte nach der anderen in ihre Schulhefte. Sehr zum Bedauern ihres Mathelehrers, der außer seinen Zahlen und Formeln nichts anderes als Hausaufgabe gelten lässt.

    In Rose Blooms Familie hatten Bücher schon immer einen hohen Stellenwert. Im Grundschulalter entdeckte sie selbst das Schreiben und konnte es nach einer längeren Pause niemals wirklich sein lassen.

    Dann entdeckte Rose die weiten Möglichkeiten des Selfpublishings und im Januar 2016 entstand die erste Szene zu ihrem allerersten Liebesroman, den sie im Mai 2016 veröffentlichte.

    Danach war sie nicht mehr zu stoppen. Es folgten zahlreiche Liebesromane, unter anderem Veröffentlichungen in den Verlagen Forever by Ullstein, Obo e-Books und im Sommer 2021 bei Mira Taschenbuch/ Harper Collins Germany.

    Rose Blooms Bücher zeichnen sich vor allem aus durch viel Gefühl, Liebe und Leidenschaft in einem bildlichen Schreibstil. Sie möchte den Leser vollständig in die Geschichte saugen, genauso wie sie beim Schreiben völlig darin aufgeht.

    Die besten Ideen kommen ihr bei einem langen Spaziergang mit ihrem Hund Ecki. Oder mitten im Schlaf, sehr zum Leidwesen ihres Mannes. Mit ihm und ihrer gemeinsamen Tochter lebt sie in der Nähe von Frankfurt in einem Häuschen im Grünen.



    Meine Meinung:


    *** Netter Read ***



    Der vierte Band der New-Hope-Reihe war für mich der erste Roman aus der Feder von Rose Bloom, deren idyllisches Kleinstadt-Setting von vielen Leser:innen bereits als das neue Green Valley oder zumindest als würdige Konkurrenz zu den Büchern von Lilly Lucas & Co. angesehen wird.


    Der vielversprechend klingende Klappentext suggerierte eine romantische Second-Chances-Romance, und die habe ich auch bekommen. Erzählt wird abwechselnd aus der Perspektive der beiden Hauptfiguren, die einander auch nach vielen Jahren der Trennung nie vergessen konnten. Gekonnt wechselt die Autorin zwischen Gegenwart und Rückblicken, wodurch wir die Charaktere noch besser kennenlernen und erfahren, wie sehr der damals stark stotternde Jackson (der zudem gerade seine Eltern verloren hatte) unter Mobbingattacken seiner Mitschüler leiden musste.


    Einerseits finde ich es enorm wichtig, dass diese Thematik (- Mobbing und welche Auswirkungen es auf die Opfer hat -) in Büchern zur Sprache kommt.


    "Was veränderte es in einem Menschen? Was richtete es an, wenn er jeden Tag hörte, dass er nichts wert war? Wenn er ständig Angst haben musste, bei jedem Schritt erwischt und verprügelt, mit Worten bespuckt zu werden?"


    Andererseits wird es in vielen Romanen oftmals so heftig übertrieben dargestellt und emotional ausgeschlachtet, dass mir vor Mitleid mit den betroffenen Figuren ganz schlecht wird beim Lesen. Im vorliegenden Werk jedoch trifft die Autorin genau den richtigen Ton, verharmlost nichts, aber lässt nicht zu, dass eine deprimierende Grundstimmung entsteht.


    Ich konnte mich prima in Cas und Jackson hineinversetzen, wobei ER mir insgesamt sympathischer und greifbarer erschien; besonders gut gefiel mir die Dynamik zwischen ihm und seiner Tante Mildred. Mein heimlicher Favorit war Braxton, der Jackson bereits zu Jugendzeiten als treuer Freund zur Seite gestanden hatte; seine Geschichte ("New Hope - Das Schimmern des Glücks") möchte ich nun auf jeden Fall nachträglich lesen!


    Die Autorin schreibt frisch, bildreich und lebendig, an manchen Stellen erschien mir die Wortwahl jedoch einen Hauch zu theatralisch bzw. unrealistisch. "Lass dich fallen" würde ich z.B. im realen Leben nie so zu jemandem sagen, romantische Szene hin oder her; es klingt in meinen Augen einfach irgendwie geschwollen-poetisch. Auch einige der Figuren waren mir einen Touch zu stereotypisch angelegt, speziell Cassie (die klassische 'Gute' - superhübsch, supernett zu jedermann, keine Ecken und Kanten ) und ihr Vater (= typischer Bösewicht).


    Für meinen Geschmack dauerte es zu lange bis zur Auflösung der Vergangenheitsproblematik, dafür fand ich die Idee dahinter gelungen und kreativ, es war mal was anderes.


    Sowohl die glitzernde Covergestaltung als auch der Buchtitel passen perfekt zum winterlichen Flair, welches genau up my alley war (und gerne sogar intensiver hätte ausfallen können, ich liebe ja Winter-/Weihnachtsromane und lese sie bewusst all year long).


    Fazit:

    Trotz ernster Themen (Mobbing; Affären) war es insgesamt ein netter, leichter Read für Zwischendurch, der sich gut zum Reinschnuppern in die Buchreihe eignet.


    ASIN/ISBN: 3745702956

    Verlag: Piper

    Erscheinungstermin: 24.02.2022

    Umfang: 320


    Über die Autorin:

    K. Elly de Wulf ist das Pseudonym einer 1977 in Thüringen geboren Autorin. Sie lebt mit ihrem Partner im Rhein-Main-Gebiet, wo sie den Kontrast zwischen turbulenter Großstadt und idyllischem Landleben genießt.

    Nach vielen Veröffentlichungen über Onlineplattformen erschien 2016 ihr Debütroman „Blickwinkel - Point of View“.

    Der erzielte Erfolg bestärkte sie, weitere sinnlich-prickelnde und tiefgründige Liebesromane zu schreiben, mit denen sie ihre Leser*innen seither begeistert. Ein Happy End ist garantiert, doch der Weg dorthin oft steinig, denn keinem ihrer Liebespaare macht sie es leicht glücklich zu werden.

    Ihre Leser*innen begeben sich auf eine emotionale Reise, auf der sie gemeinsam mit den Protagonisten die wahre Liebe finden.



    Meine Meinung:


    Zu einer süßen Feel-Good-Story mit tierischen Protagonisten kann ich einfach nicht Nein sagen, erst recht nicht, wenn sie an einem meiner Sehnsuchtsorte - Schottland, Charlotte McGregor und ihrer Kirkby-Reihe sei Dank - spielt und es sich bei den Vierbeinern um drollige Hunde oder flauschige Alpakas handelt! Folglich zog mich dieses Buch, bei dem es sich um den 2. Band einer Reihe aus der Feder von K. Elly de Wulf handelt, einfach magisch an - nicht zuletzt aufgrund des entzückenden, in frühlingshaften Farben gehalten Covers.

    Die wildromantische Isle of Skye ist ein traumhaftes Setting, und tatsächlich war das einladend beschriebene Schottland-Flair, das sich auch in der Wortwahl widerspiegelte ("Aye!") eines meiner Highlights. Lokalkolorit pur!

    Erzählt wird die insgesamt eher ruhige, aber nicht langweilige Story abwechselnd aus der Ich-Perspektive der zwei Hauptfiguren, Rosalind (quirlig und direkt) und Niall (sanftmütig-charismatischer Tierarzt).

    Für meinen Geschmack hätte der Einstieg in die Handlung ruhig etwas zackiger verlaufen können, so zog es sich jedoch, ehe etwas Schwung aufkam. Gerade der Beginn einer Geschichte sollte so mitreißend sein, dass man unbedingt weiterlesen möchte, hier war dies anfangs lediglich meiner Neugier auf die Alpakas geschuldet. Bereut habe ich es nicht, denn schon bald gibt es neben den ersten amourösen Verwicklungen einige unterhaltsame Missverständnisse, schrullige Dorfbewohner, eine nette Freundesgruppe und jede Menge Tiere.

    Niall muss man einfach ins Herz schließen. Seit 3 Jahren ist er hoffnungslos in Rosalind verknallt. Er ist ein loyaler, hilfsbereiter Typ, der ganz und gar in seinem Beruf aufgeht, Tieren zu helfen. Wann immer es einen seiner Patienten schlechtgeht, leidet er regelrecht mit. Solch einen passionierten Tierarzt kann man sich nur wünschen! Bei der toughen Rosalind hingegen fiel es mir aufgrund ihres teilweise aufbrausenden Temperaments (und ihres in meinen Augen oftmals übertriebenen Verhaltens gegenüber Lachlan) deutlich schwerer, mich für sie zu erwärmen. Sie bildet sich ein Urteil, ohne Fakten zu kennen und ihr ganzes Benehmen gegenüber dem Sohn des Clan-Chiefs erschien mir wie das einer unreifen, sich unnötig aufplusternden Teenie-Göre, was ich total schade fand. Es passt nicht zu ihrem restlichen, freundlich-lebenslustigsten Charakter.

    Generell muss ich zugeben, dass mich die Hintergründe zu den Nebenfiguren Lachlan und Cait, von denen hoffentlich der nächste Band handeln wird, beinahe noch mehr interessiert haben als Rosalind und Niall, obwohl mir diese nicht per SE unsympathisch waren.

    Der Schreibstil ist recht locker, leicht verständlich, umgangssprachlich, humorvoll und beinhaltet zahlreiche schottische Begriffe. Was den Inhalt betrifft, dachte ich mir hin und wieder, dass ich wohl besser erst Band 1 hätte lesen sollen (in welchem es um Melina und Rory geht); so gibt es ein paar Anspielungen bzw. Erwähnungen, die sich mit Kenntnis des Vorgängerwerkes sicher besser in das vorliegende Buch einordnen ließen.

    Fazit: 4 Sterne

    Ein angenehmer, tierischer Wohlfühlroman vor malerischer Kulisse, mit (- bis auf die gelegentlichen verhaltenstechnischen Aussetzer der weiblichen Hauptfigur -) netten Charakteren. Ideal für alle Alpaka-Liebhaber, Schottland-Fans und Leser:innen von gemütlichen Unterhaltungsromanen.


    ASIN/ISBN: 3492505481

    Verlag: Rowohlt Taschenbuch

    Erscheinungstermin: 19.07.2022

    Umfang: 432 Seiten


    Über die Autorin:

    Anya Omah, geboren in Nordrhein-Westfalen, hat als medizinisch-technische Laborassistentin und Wirtschaftspsychologin gearbeitet, bevor sie sich als Autorin selbstständig machte. Über diese Entscheidung sagt sie Folgendes: «Ich war verrückt genug, meine Leidenschaft zum Beruf zu machen und kehrte dem sicheren Bürojob den Rücken. Aber mal ehrlich … wie verrückt kann es sein, einen Traum zu leben, wenn man die Chance dazu bekommt?» Im März 2014 veröffentlichte sie ihren Debütroman, es folgten zahlreiche weitere New-Adult-Romane. Mit der Sturm-Trilogie erscheint sie nun erstmals bei KYSS.



    Meine Meinung:


    Zunächst mal ein großes Lob für die Aufmachung der gesamten Reihe - sowohl die klangvollen Buchtitel als auch die traumhaft schönen Buchcover der einzelnen Sturm-Bände sind einfach nur WOW, absolute Coverliebe!! Wer schnell ist, kann sich noch schnell ein Exemplar der Erstauflage von "Nebelschimmer" sichern - mit rotem Buchschnitt!


    Hinsichtlich der Handlung verweise ich auf den Klappentext, möchte euch nun aber gerne - natürlich spoilerfrei - erzählen, wie mir die einzelnen Elemente der Story gefallen haben.


    Pluspunkte:


    Der lockere, unverkrampfte Schreibstil der Autorin las sich sehr angenehm.


    Ich fand schnell in die Handlung hinein und hatte, obwohl ich den Vorgängerband noch nicht gelesen habe, nie das Gefühl, dass mir zum Verständnis von Band 2 wichtige Informationen fehlen würden. Selbstverständlich macht es immer Sinn, eine Reihe chronologisch zu lesen, aber manchmal ergibt es sich eben anders. "Nebelschimmer" eignet sich für Quereinsteiger:innen jedenfalls prima zum Kennenlernen der Reihe.


    Leser:innen, die Second-Chance-Geschichten und tolle Mädelsfreundschaften feiern, werden hier voll auf ihre Kosten kommen.

    Die Wahl des Settings fand ich sehr cool! Lübeck wirkte schon bei Callas Ankunft dort total einladend auf mich; diese Stadt wandert auf meine Liste von Orten, die ich in Zukunft gern mal besuchen möchte.


    Die Botschaft dieser gefühlvollen New-Adult-Romance ist unheimlich wichtig. Zum einen fand ich es sehr berührend, auf welch feinfühlige Weise die sympathische Autorin gleich mehrere für sie persönlich schwierige, emotional herausfordernde Themen anspricht und uns dazu bringt, uns mit unbequemen Gedankengängen auseinanderzusetzen. Zum anderen war ich traurig, dass sie solche Erfahrungen überhaupt erleben musste. Wir zeigen im Hinblick auf gewisse gesellschaftliche Probleme mit dem Finger immer gerne auf die USA, nach dem Motto 'schlimm, was dort alles passiert - aber HIER, also nein, bei UNS gibt es so etwas ja nicht'. Weit gefehlt. Ich bin immer wieder fassungslos und beschämt, dass man heutzutage überhaupt noch Aufklärungsarbeit dieser Art leisten muss. Sollte es nicht in unser ALLER Interesse sein, respektvoll miteinander umzugehen?


    Kleine Kritikpunkte:


    Die Auflösung um Callas Geheimnis kam für mich einen Tick zu spät und erschien mir (angesichts der Tiefe der Thematik) etwas kurz abgehandelt. Ich fand es inhaltlich schrecklich tragisch, emotional erreichte es mich allerdings nicht so richtig.


    Manche Passagen, speziell in der Mitte, zogen sich unnötig in die Länge; hier hätte wiederum eine kurze, knackig Szenen-Abhandlung super gepasst.


    Zwar mochte ich die einzelnen Figuren (- wobei Jasper mir sympathischer war als Calla -), doch der Funke in puncto Romantik wollte partout nicht überspringen. Vielleicht lag es am ewigen Hin und Her zwischen ihnen…? Ich kann es wirklich schwer benennen, irgendetwas fehlte mir einfach.


    Fazit: solide 3.5 Sterne

    Trotz ein, zwei Kritikpünktchen hat das Werk mich insgesamt überzeugt und mich definitiv neugierig gemacht auf "Regenglanz" und "Gewitterleuchten"!


    ASIN/ISBN: 3499006553

    Verlag: LYX

    Erscheinungstermin: 24.06.2022

    Umfang: 368 Seiten


    Über die Autorin:

    Avery Flynn ist eine USA-TODAY-Bestseller-Autorin und schreibt über Männer, denen die Welt gehört, und Frauen, die sie in die Knie zwingen.


    Meine Meinung:


    *** Die Zitronenlady und der Erfinder ***


    Soooo lange hatte ich auf den Auftakt der Instantly-Royal-Reihe aus der Feder von Bestsellerautorin Avery Flynn gewartet! … denn hallo, Royal Love Story! - Genau mein Ding! Hinzu kam, dass mein Leseexemplar von der Post verbummelt worden war (- an dieser Stelle vielen lieben Dank an die Bloggerjury für den prompten Ersatz -), sodass meine Neugier schon ihren Zenit erreicht hatte, als ich das langersehnte Werk endlich in den Händen halten durfte.


    Brooke hat sich nach einer demütigenden Trennung in ihr Heimatdorf Bowhaven geflüchtet, wo sie als Sekretärin für einen Earl arbeitet. Dieser hält sich selbst für äußerst wichtig und ist der Meinung, dass Adel verpflichtet - in seinem Falle zu snobistisch-herablassendem Verhalten. Gesundheitliche Gründe zwingen ihn, über seine Nachfolge nachzudenken, deshalb soll sein in Amerika lebender Enkel Nick (dessen Eltern er kurz nach Nicks Geburt bewusst entzweit hatte) nun das Familienerbe antreten. Der Erfinder ignoriert zunächst die flehentlichen Nachrichten von Brooke, bitte zeitnah nach England zu kommen; sein Hass auf die Familie seines Vaters sitzt zu tief. Doch Brookes Beharrlichkeit weckt seine Neugier, und bald sitzt er tatsächlich im Flieger, um die "Zitronenlady" mit dem britischen Akzent in Augenschein nehmen zu können und bei der Gelegenheit gleich mal seinem Großvater die Meinung zu sagen, ehe er direkt den Rückflug antritt. Ein guter Plan - in der Theorie. Denn natürlich läuft im Leben nichts nach Plan. Nicht nur, dass das Dörfchen wirklich charmant und Brooke verboten sexy ist, auch der alte Earl hütet ein Geheimnis.


    Seufz, die Story hätte echt Potential gehabt. Mir fehlte leider der Tiefgang. Die Figuren waren flach ausgearbeitet, sie blieben mir durchgehend fremd. Dabei fing alles so vielversprechend an - insbesondere die Beschreibung von Brookes Wesen fand ich sympathisch: Sie ist jemand, "für den das Glas immer halb voll ist - nicht auf diese fröhliche, unerträglich dämliche Art, sondern eher nach dem Motto: Lieber Gott, lass das noch nicht alles gewesen sein." Tatsächlich würde ich mich sogar selbst so einschätzen, auch ich bin "eine Realistin mit Hoffnung". Warum ich also im Fortgang der Handlung nicht so recht eine Beziehung zu ihr und Nick aufbauen konnte, lag mehr am insgesamt oberflächlichen Schreibstil, nicht an den Charaktereigenschaften der Figuren. Ich konnte nicht nachvollziehen, warum genau sie sich ineinander verlieben - ja, man fand sich gegenseitig attraktiv, aber ansonsten … Ich fühlte das Prickeln einfach nicht.


    Witzigerweise gefielen mir die heißen Szenen zwischen Brooke und Nick noch am besten - diese Intensität hätte ich mir auch für ihre Gespräche gewünscht. Wenn die Charaktere mich allerdings nicht erreichen, fällt es mir schwer, mit ihnen mitzufiebern.

    Deutlich besser gefallen hat mir die Ausarbeitung von Brookes quirlig-frecher Schwester Daisy, die vor einiger Zeit ihr Gehör verloren hat, sich aber dennoch nicht in Selbstmitleid suhlt, sondern aktiv und fröhlich durchs Leben geht. Nicht umsonst werden die unterschiedlichen Schwestern von den Dorfbewohnern 'Yin und Yang' genannt. Ich hätte es begrüßt, wenn die Geschwisterliebe zwischen ihnen deutlicher, spürbarer gewesen wäre.


    Die Perspektivwechsel innerhalb der Kapitel (erzählt wird in der dritten Person - aus Sicht von Brooke und Nick, aber es ist auch mal die Perspektive des Earls dabei) waren in meinen Augen nicht optimal. Man wusste immer, um wessen Sichtweise es sich gerade handelt, doch ich bevorzuge generell die Einteilung von einer einzelnen Perspektive pro Kapitel, das ist einfach Geschmacksache.


    Das Setting war wirklich nett und würde sich prima als Urlaubsort eignen. Der Zusammenhalt der Gemeinde ist rührend. Abgesehen davon plätschert die Story gemächlich vor sich hin, nur gelegentlich unterbrochen durch stimmungsvolle Erotikszenen und ein, zwei humorvolle Momente (Stichwort: Zahnbürste).


    Fazit: solide 3 Sterne.

    Es war ganz okay - nicht sonderlich deep, aber für einen kurzweiligen Read zwischendurch absolut passabel. Ich könnte mir vorstellen, dass der Folgeband mich mehr überzeugen wird - den Auftritt der liebenswerten Buchhändlerin Megan (- ihr Hund heißt Mr. Darcy! -) mochte ich nämlich bereits im vorliegenden Werk unheimlich gerne!


    ASIN/ISBN: 3736315481

    Verlag: LYX

    Umfang: 384 Seiten

    Erscheinungsdatum: 24.06.2022


    Meine Meinung:


    Dieses Buch - ich liebe es so sehr! "Was niemand von uns weiß" gehört zu den wenigen Werken, die man - sofern man nicht mit ein paar Stunden Lesezeit am Stück gesegnet ist - den ganzen Tag überall mit sich herumschleppt, um so schnell wie möglich wieder in die Geschichte eintauchen zu können. Bei jeder Lese-Unterbrechung wollte ich verzweifelt "Nicht ausgerechnet jetzt!" ausrufen, weil es einfach durchgehend gut geschrieben ist. Ach, 'gut' ist noch viel zu neutral ausgedrückt. Sarina Bowens Schreibstil ist eine Wucht! - Mitreißend! Sexy! Tiefgründig! Und einfach nur wunderwunderschön! Urig-gemütliche Café-Atmosphäre und Vermont-Flair inklusive.


    Band 3 der Reihe "Burlington University" lässt sich unabhängig von den Vorgängerwerken lesen (und das ist keine leere Phrase, wie man sie so oft bei späteren Bänden von Buchreihen sieht, nur um dann festzustellen, dass man während der Lektüre sehr wohl auf Insiderfakten bezüglich der Vorgänger stößt, Charaktere nicht richtig einordnen/einschätzen kann, etc.). Ich hatte hier tatsächlich nie das Gefühl, dass mir Infos fehlen würden oder dass es überhaupt vorherige Bände gibt, denn surprise, surprise - I did it again, ich habe mal wieder eine Reihe mittendrin angefangen, statt brav mit Band 1 zu starten. Dabei stehen "Was wir in uns sehen" und "Was ich dir bedeute" bereits in meinem Regal und subben geduldig vor sich hin. Ihr könnt euch sicherlich vorstellen, wie riesengroß nun meine Vorfreude darauf ist, da mich Kierans und Roddys Story dermaßen begeistert hat!


    Handlungstechnisch passiert gar nicht mal enorm viel und dennoch war ich komplett verzaubert von dieser authentischen Gay Romance! Alle Protagonisten sind wirklich herausragend ausgearbeitet worden und tragen die an sich ruhige Handlung mühelos.


    Kieran, dessen grenzenlose Gutmütigkeit, Loyalität und Zuverlässigkeit auf der Shipley'schen Familienfarm als selbstverständlich angesehen (und leider ausgenutzt) werden, steht auf Männer, hat diese Leidenschaft allerdings noch nie ausgelebt. Roderick hingegen ist openly gay und deshalb bei seinen religiösen Eltern in Ungnade gefallen. … auf dem Level, dass sie keinerlei Kontakt miteinander haben. Ich kann euch gar nicht sagen, wie traurig und wütend zugleich mich die Reaktion seiner Eltern machte! Schlimmer war nur noch das Verhalten von Kierans Vater, Stichwort: 'Rexie' - da gab es eine Szene, die mir absolut das Herz gebrochen hat. Am liebsten hätte ich Kieran an den Schultern gepackt, ihm fest in die Augen gesehen und ihm gesagt: "Ich weiß, dass du Streit und Drama vermeiden willst, aber du darfst jetzt auf keinen Fall nachgeben!"


    Was den Romance-Aspekt betrifft: Innige Momente wechseln sich mit humorvollen Dialogen ab, ich hätte wahrscheinlich sogar noch weitere steamy scenes gefeiert, aber auch so war die Annäherung der beiden gegensätzlichen Hauptfiguren vollkommen perfekt! Kieran und Roderick waren sich bereits zu Schulzeiten - in einer außergewöhnlichen Situation - begegnet. (Puh, ich kann nur sagen: Hot, hot, hot!) Und nun sollen sie gemeinsam unter einem Dach leben, während die gegenseitige Anziehungskraft immer stärker wird …


    In meinen Augen ist diese sowohl heiße als auch slowburn Love Story das bisher beste Werk der talentierten Bestsellerautorin Sarina Bowen. Es gab mir all the feels und vor allem: Figuren, in die ich mich 1:1 hineinversetzen konnte, mit denen ich mitgelitten und mitgefiebert habe. Kieran und Roddy haben mein Herz erobert!


    𝐅𝐚𝐳𝐢𝐭: 5 ✰ ✰ ✰ ✰ ✰

    Unbedingte Leseempfehlung für alle NA-Fans!


    ASIN/ISBN: 3736317697

    Verlag: Knaur TB


    Erscheinungsdatum: 01.08.2022


    Umfang: 432 Seiten


    Meine Meinung:



    Bei diesem in knalligem Rot leuchtenden Cover und solch einem verlockenden Klappentext konnte ich einfach nicht widerstehen! Ich sage nur:


    - Südkorea (- selbst wenn ich noch nicht gänzlich von der K-Pop-Welle erfasst worden war, reizte mich diese Thematik ungemein und ich war voller Neugier -),

    - eine Castingshow (- Wie cool ist das denn!! -),

    - Tanzen!


    … das klang nach einer verheißungsvollen Kombination und viel Lesespaß!


    Das außergewöhnliche Setting bzw. der kreative Handlungsrahmen war dann letztlich auch mein persönliches Highlight dieser New-Adult-Romance. Schon zu Beginn haben mich die atmosphärischen Beschreibungen absolut begeistert, mit denen die Autorin uns zur letzten Etappe von Ethans und Tysons Weltreise entführt. Ich war noch nie in Südkorea, aber genau so stelle ich es mir vor. (Sollte ich jemals dorthin reisen, hoffe ich allerdings, dass nie jemand eine Katze nach mir werfen wird.) Leider mussten wir uns von dieser trendigen Location schon nach wenigen Kapiteln verabschieden, da die Handlung in Las Vegas fortgesetzt wurde - diese Stadt wiederum kenne ich dank einiger Besuche recht gut und war ein klein wenig enttäuscht, dass vom Vegas-Flair nichts spürbar war. To be fair, der Fokus lag auf dem Trainingszentrum, welches Ethan ohnehin kaum verlassen durfte.


    Erzählt wird (jeweils in der Ich-Form) aus der Perspektive der beiden Hauptfiguren. Ich mochte sowohl Payton als auch Ethan gerne, wobei ER mein klarer Favorit war. Ethan ist einer von den Guten, der nette Junge von Nebenan, dem man vertrauen und sein Herz ausschütten kann; ein attraktiver, hilfsbereiter, vernünftiger Mann, quasi der Traum einer jeden Schwiegermutter. Aufgrund eines gebrochenen Herzens (- klassischer Fall von Friendzone -) leidet er unter Selbstzweifeln, möchte nicht als Langweiler gelten. Ich hätte ihn so gerne des Öfteren mal getröstet, ihm ist überhaupt nicht bewusst, was für ein Catch er ist! Über seine Engelsgeduld gegenüber seinem liebenswert-chaotischen besten Freund Tyson, der sich als Nebenfigur zwar ziemlich amüsant las, mich im realen Leben mit seiner über-extrovertierten Art allerdings gewiss in den Wahnsinn treiben würde, konnte ich nur staunen.


    Payton hat viele tolle Eigenschaften, ist energiegeladen, schlagfertig, flirty und verdammt gut in ihrem Job als Choreografin; vor allem bewunderte ich die Tatsache, dass sie nicht in Selbstmitleid versunken ist, nachdem bei einem Unfall in der Vergangenheit ihr Bein zertrümmert und ihre eigene Tanzkarriere beendet worden war. Ich weiß nicht, ob es daran lag, dass ich im Hinblick auf ihr Verhalten Ethan gegenüber mit einigen Szenen nicht so happy war, oder an der Tatsache, dass ihre Figur mir (im Vergleich zu den anderen Charakteren) blass bzw. oberflächlicher ausgearbeitet erschien, aber mit fortschreitender Handlung interessierten mich eigentlich nur noch Ethan, die Jungs aus seinem Team und die Tanzshow. Payton - ja, sie war da, und ich wünschte ihr nichts Schlechtes, aber sie war mir egal. Überhaupt erreichten mich die Emotionen zwischen ihr und Ethan nur direkt am Anfang der Handlung, statt einer Vertiefung blieb ihre Annäherung anschließend jedoch eher flach.


    Ich wusste im Vorfeld, dass es sich bei "Love it up" um den 3. Band einer Reihe handelt, deren Bücher 1 und 2 ich noch nicht kannte, hatte diesbezüglich jedoch keine Bedenken, schließlich war es nicht das erste Mal, dass ich quer in eine Buchreihe einsteige (darin bin ich sozusagen ein alter Hase) und die Geschichte verfügt über eine in sich geschlossene Handlung. Nun kommt das ABER: Die Figuren der Vorgängerwerke waren dermaßen dauer-präsent, dass ich hier irgendwie das Gefühl bekam, außen vor zu sein - auf eine Clique zu stoßen, bei der es offensichtlich ist, dass man nicht dazugehört. Ich verstehe den Gedanken dahinter, dass es für Fans der Reihe sicher einen runden Abschluss bildet, all ihre Lieblingscharaktere nochmal zu erleben (- ich selbst freue mich auch immer über wiederkehrende Figuren bei anderen Buchreihen -), doch hier kamen mir die ganzen Verflechtungen mit jeder Enthüllung mehr und mehr wie ein exklusives Protagonistengrüppchen vor und ich fühlte mich nicht so richtig wohl.


    Anfangs war ich sooo hin und weg vom humorvollen und mit realistischen Dialogen gespickten Schreibstil der sympathischen Autorin. (Insbesondere die Schilderungen in den Südkorea-Szenen waren echt WOW, ebenso die ersten gemeinsamen Szenen von Ethan, Tyson, Aaron, Payton. Die Behind-the-Scenes-Einblicke ins knallharte Entertainment-Business waren on point; es machte richtig Spaß, die Show zu verfolgen.) Mit zunehmendem Drama verlor sich diese Authentizität jedoch leider immer weiter, und im letzten Drittel erschien mir das Ganze beinahe schon leicht klamaukig-überspitzt, was ich mega schade fand.


    Fazit: 4 Sterne

    Es war nicht mein bisheriges Stella-Tack-Highlight, aber trotz kleiner Schwächen ein gutes Buch, das mich insgesamt prima unterhalten hat.


    ASIN/ISBN: 3426528460

    Verlag: Rowohlt Taschenbuch

    Erscheinungsdatum: 19.07.2022

    Umfang: 336 Seiten



    Meine Meinung:


    Ich war wild entschlossen, diesen Roman zu lieben. Eine Feel-Good-Story mit tierischen Protagonisten … vor der traumhaft schönen Kulisse Key Wests. Das klingt doch automatisch nach einem herrlichen 5-Sterne-Read, oder?


    𝗦𝗲𝘁𝘁𝗶𝗻𝗴:

    Es gibt viel zu wenige Romane, die hier spielen! Key West, Florida - man muss es einfach selbst mal erlebt haben. Pastellfarbene Holzhäuschen, majestätische Kolonialbauten, Palmen, türkisfarbenes Wasser, malerische Sunsets, fruchtige Cocktails … dafür muss man aber auch Touristenhorden in Kauf nehmen, eine unerträgliche Luftfeuchtigkeit und Hühner, jede Menge Hühner. Ich kann persönlich bezeugen: In fast jedem (Vor-)Garten, am Straßenrand, auf öffentlichen Plätzen - überall gackert oder kräht ein Federvieh. Auf den ersten Seiten dieser Geschichte begegnet uns ebenfalls direkt ein Hahn, der mit seinem selbstbewussten Kikeriki die Morgensonne begrüßt, daher: volle Punktzahl in Sachen Authentizität.

    "Wer braucht da einen Wecker? […] Wenn dieser Hahn kräht, folgt jeder seinem Ruf. Am Ende sogar die Sonne."


    𝗛𝗮𝘂𝗽𝘁𝗳𝗶𝗴𝘂𝗿:

    Laura war mir sympathisch, blieb insgesamt jedoch (verglichen mit anderen Romanfiguren) ein etwas blasser Charakter - das lag in meinen Augen nicht an ihrer reizenden Person, sondern an der Vielzahl der Nebenfiguren (und deren eigenen Plots) sowie an der Tatsache, dass der spezielle Schreibstil für eine gewisse Distanz sorgte. Vielleicht bin ich mittlerweile lediglich zu sehr an Romane gewöhnt, die in der Ich-Perspektive geschrieben sind, wer weiß.


    𝗛𝗮𝗻𝗱𝗹𝘂𝗻𝗴:

    Die kreative Grundidee zur Rahmenhandlung dieses Werks ist definitiv mal was anderes. Sie ist übrigens von wahren Begebenheiten inspiriert (Stichwort: Hurrikan "Irma"), wurde zu Unterhaltungszwecken aber angereichert mit fiktiven Elementen. Der Trubel im Hemingway-Haus bzw. die Katzenperspektiven hätten mir handlungstechnisch völlig ausgereicht. Doch hinzu kamen diverse Subplots - z.B. um die entzückende Taxifahrerin "Mama Marley" (= meine Lieblingsfigur), die um Laura balzenden Männer, Lauras Chefin Margarita … Für mich waren es unterm Strich zu viele Baustellen, hier wäre weniger mehr gewesen. So herrschte eine gewisse Unruhe, was nicht recht zum eigentlich chillig-entspannten Insel-Vibe passten wollte.


    𝗦𝗰𝗵𝗿𝗲𝗶𝗯𝘀𝘁𝗶𝗹:

    "Auf der südlichsten Amsel der Florida Keys passiert jeden Morgen etwas wirklich Lustiges. Die Sonne weigert sich aufzugehen. Wie ein schläfriger Tourist, der am Vorabend ein paar Margaritas zu viel hatte, versteckt sie ihr Gesicht hinter einer Wolkendecke und versucht, den Lärm der Frühaufsteher da unten auszublenden."

    Den Einstieg, welcher aus der Sicht eines allwissenden Erzählers einen gemütlichen Morgen auf Key West beschreibt, fand ich großartig. Wenn im Anschluss ein Cut und ein Wechsel zur Ich-Perspektive Lauras erfolgt wäre (- worauf ich gehofft hatte bzw. wovon ich eigentlich ausgegangen war -), hätte es perfekt gepasst. Doch irgendwie erschienen mir die diversen Perspektivwechsel in dieser Story nicht rund, man flipperte hin und her. Dafür fand ich die Dialoge gleichermaßen realistisch wie humorvoll.


    𝗪𝗮𝘀 𝗶𝗰𝗵 𝘀𝗼𝗻𝘀𝘁 𝗻𝗼𝗰𝗵 𝗴𝗲𝗿𝗻𝗲 𝗺𝗼𝗰𝗵𝘁𝗲:

    Die Covergestaltung passt perfekt zur Handlung und zum Genre, ebenso die witzigen Kapitelüberschriften à la "«Sie sind hoffentlich nicht allergisch gegen Katzen?!»".

    Die Namen der polydaktylen Fellnasen (sie haben 6 statt den üblichen 5 Zehen an den Pfoten) orientieren sich an ihren jeweiligen Wesenszügen - Chew-Chew, Whiskey, Spinderella … super süß!


    𝐅𝐚𝐳𝐢𝐭: Starke 3 ½ ✰ ✰ ✰

    Hier kommen Katzen-Fans voll auf ihre Kosten; auch als angenehm unterhaltsame, sommerleichte Urlaubslektüre für Zwischendurch eignet sich die Geschichte hervorragend.


    ASIN/ISBN: 349900741X

    Verlag: ONE

    Erscheinungsdatum: 24.06.2022

    Umfang: 432 Seiten


    Über die Autorin:

    Emma Lord lebt in NYC, wo sie ihre Freizeit mit Laufen oder dem Schmettern von Songs im örtlichen Theater verbringt. Sie hat einen Abschluss in Psychologie und hat während des Studiums perfektioniert, wie man den Bildschirm neigt, sodass niemand bemerkt, das sie ihre Fanfiction updated. Sie wuchs mit Glitzer, gegrilltem Käsetoast und ganz viel Liebe auf. Ihr Sternzeichen ist Hufflepuff, ihr Aszendent Gryffindor. Tweet Cute ist ihr Debüt bei ONE.


    Meine Meinung:


    *** Süße Young-Adult-Romance ***


    Eigentlich hätte diese süße Young-Adult-Romance, deren Story-Grundlage (Haters-to-Lovers + Online-Flirt mit einer anonymen Person) mich entfernt an den Film "e-m@il für Dich" erinnert hat, durchaus das Zeug zum 5-Sterne-Read gehabt; insbesondere der Einstieg in die Handlung war mehr als vielversprechend - ein flotter, humorvoller Schreibstil, der nicht zu übertrieben mit vermeintlichem Jugend-Slang zu punkten versucht, sympathische Hauptfiguren und eine kreative Hintergrundgeschichte. Kurzum: Zunächst war ich sehr happy mit dem Buch.

    Mit voranschreitender Handlung offenbarten sich jedoch ein, zwei kleine Schwächen.

    Die Glaubwürdigkeit hat etwas gelitten. Natürlich kommen bei Unterhaltungsliteratur Fiktion und Fantasie ins Spiel, das ist mir bewusst und auch völlig okay (mehr als das sogar, ansonsten würde ich statt Romanen schlichtweg die Tageszeitung lesen und das Fantasy-Genre hätte gar keine Daseinsberechtigung). Es geht mir nicht darum, dass die Handlung eines Werkes 1:1 realistisch sein soll. Aber das Verhalten der Figuren sollte - im Hinblick auf die Welt, in der sie leben, und die Umstände, mit denen sie dort konfrontiert werden - Sinn ergeben. Dass Peppers nicht unfreundliche, doch toughe, gewinnorientierte Mutter (Typ ehrgeizige Boss-Lady) all about Business und Unternehmenserfolg ist, aber gleichzeitig Angestellte (wie z.B. Taffy) beschäftigt, die nicht fähig sind, eigenständig die mit ihrem Job einhergehenden Aufgaben zu erfüllen, und dass sie deren kontinuierliche, offensichtliche Überforderung lieber als gegeben hinnimmt, anstatt sie durch qualifiziertere Mitarbeiter:innen zu ersetzen oder ihnen zumindest professionelle Unterstützung ins Team zu holen, war in meinen Augen enorm unglaubwürdig. Stattdessen überträgt sie elementare Marketing-Aufgaben des Großunternehmens an ihre Teenager-Tochter - ist klar. (Jene Tochter, die eigentlich rund um die Uhr in Prüfungsvorbereitungen und Hausaufgaben vertieft sein sollte, weil sie auf eine knallharte Eliteschule geht, wo Bestleistungen vorausgesetzt werden.) Pepper wird im Minutentakt mit Nachrichten und Anrufen bombardiert, denn die PR-Abteilung von Big League Burger ist scheinbar komplett aufgeschmissen ohne die Ideen des jungen Mädchens. … - I don’t think so. Da es sich um einen Jugendroman handelt, sehe ich darüber hinweg, die Heldin braucht immerhin eine wichtige Rolle. ABER: Es wäre nicht nötig gewesen, dermaßen dick aufzutragen. Pepper schläft angeblich seit Monaten maximal 5 Stunden am Tag, ist allerdings fit genug für regelmäßigen Hochleistungssport und brilliert im Unterricht. - Als frischgebackene Mama, die selbst höchstens 5 Stunden Schlaf am Stück bekommt, habe ich mich bei dieser putzig-weltfremden Behauptung vor Lachen fast am Kaffee verschluckt.

    Ich mag es nicht, wenn Figuren nicht mit den Folgen ihres Handelns konfrontiert werden. Jacks allseits beliebter Zwillingsbruder Ethan macht ständig Versprechungen, deren Einhaltung er Jack überlässt, drückt sich konsequent vor der Arbeit im Familienunternehmen und kommt permanent ohne Konsequenzen davon. Über das elterliche Verhalten konnte ich nur den Kopf schütteln; wenn ich mehrere Kinder habe, behandele ich sie alle gleich, Punkt. Auch Jack hätte ich gerne mal ins Gewissen geredet, damit er seinem Bruder nicht andauernd zur Rettung eilt, sondern auch mal an sich selbst denkt. So was ärgert mich einfach.

    Gut gefallen hingegen haben mir der Aspekt des modernen Romeo-und-Julia-Hintergrundes (die Familien der beiden Hauptfiguren sind zwar verfeindet, allerdings nur auf geschäftlicher Ebene, nicht auf tragische "Westwell"-Weise), die Weazel-App, das NYC-Setting sowie die eingestreuten Tweets und Chatverläufe. Peppers legendären Monster-Cake hätte ich außerdem zu gerne mal probiert.

    𝐅𝐚𝐳𝐢𝐭: 4 ✰ ✰ ✰ ✰

    Von wegen 'alles Käse' - spannungstechnisch wartet das Werk mit einigen Überraschungsmomenten auf. Da ich 5 Sterne ausschließlich für Herzensbücher/absolute Highlights vergebe (= Bücher, bei denen inhaltlich alles für mich passt und die mich zudem auf emotionaler Ebene besonders intensiv ansprechen), sind es hier nur 4 Sterne geworden - aufgerundet aufgrund des nett gestalteten Covers und des zur Zielgruppe passenden, leicht verständlichen Schreibstils. Gerne spreche ich eine Empfehlung für alle Fans von lockeren Jugendromanen aus (Altersempfehlung des Verlags: ab 14 Jahren).


    ASIN/ISBN: 3846601454

    Ich werde in dieser Rezension bewusst kein Zitat aus dem bezaubernden Auftakt zu Lena Kiefers Westwell-Trilogie verwenden, da ich mich aufgrund der zahlreichen wunderschönen Formulierungen schlichtweg nicht entscheiden konnte. Bei einem dermaßen emotional fesselnden, rundum überzeugenden Schreibstil ist es unmöglich, sich lediglich auf ein paar wenige Sätze zu beschränken.


    Ich persönlich tendiere dazu, immer ein wenig skeptisch zu sein, wenn ich eine Rezi lese, in der es heißt, dass beim vorliegenden Werk einfach alles, vom Cover bis hin zur Danksagung, absolut supi-dupi-toll sei. Kennt ihr das? Versteht mich bitte nicht falsch, selbstverständlich gibt es solche Bücher (- ich sage nur: Yvy Kazi -), doch sie sind leider weitaus seltener, als mich die vielen Rezensionen dieser Art glauben machen wollen. Folglich gebe ich mir bei meinen eigenen Bewertungen immer besonders viel Mühe, all die positiven Elemente einer Story ausführlich darzulegen, wenn es denn tatsächlich mal wieder einen Roman gibt, der mich vollkommen überzeugen konnte. … so wie "WESTWELL - HEAVY & LIGHT".


    Eine Liebe, die nicht sein darf … zwei Menschen, die einander (aus gutem Grund) hassen, ehe sie von der gegenseitigen Anziehungskraft überwältigt werden … Der romantisch-tragische Kern der Enemies-to-Lovers-Geschichte ist as old as time. Und funktioniert, wenn er denn so gut ausgearbeitet wird wie hier, immer wieder prima. Neu ist allerdings das Spannungselement um den mysteriösen Tod eines jungen Liebespaares, den es inmitten der High Society von New York City aufzuklären gilt. So Reich und schön die Elite Außenstehenden, die vielleicht selbst von einem Leben im Luxus träumen, erscheinen mag, so fake und shallow, rücksichtslos und gefährlich ist die ganze versnobte Partie, der es einzig um die Erlangung und Wahrung von Status geht. Kein Wunder, dass warmherzige, aufrichtige Menschen wie die beiden Hauptfiguren, Helena Weston und Jessiah Coldwell, mit ihren Ansichten anecken und wie Rebellen wirken. Beide leiden unter dem Verlust ihrer Geschwister, beide haben eine Familie zum Davonrennen, für beide ist die Zeit in Big Apple ein einziger Kampf - Helena, die New York einst geliebt hatte, muss sich dem kontrollsüchtigen Verhalten ihrer Eltern beugen, um nicht wieder nach England geschickt zu werden (sie war quasi direkt nach dem Tod ihrer Schwester Valerie nach Cambridge 'verbannt' worden), Jess hingegen hasst diese Stadt sowieso und ist nur deshalb zurückgekehrt, um seinen jüngeren Bruder (der ein schlimmes Trauma erlitten hat) zu unterstützen.


    Was ich besonders geliebt habe:


    - die authentische Entwicklung der Handlung (absolut realistisch, hier wird tempomäßig nichts übereilt, inhaltlich nichts übers Knie gebrochen)


    - die facettenreichen, herrlich ausgearbeiteten Figuren - egal, ob liebenswerte (Haupt-)Charaktere oder z.T. fiese Nebenfiguren, die ich am liebsten an die Wand klatschen wollte (aber nicht in dem Sinne, dass sie mir das Leseerlebnis vermiest oder mich runtergezogen hätten)


    - das Setting - endlich mal wieder ein Buch, bei dem ich nicht nur im Klappentext lese, dass es in New York spielt, anschließend aber null Flair verspüre, sondern ein starker, atmosphärischer Roman, der mich direkt in diese einzigartige Stadt zurückversetzt und meine NYC-Sehnsucht weckt


    - die Wortwahl in den Dialogen - dass der Schreibstil umwerfend ist, erwähnte ich ja bereits (feinfühlig, lebendig, einladend, mitreißend), ich möchte jedoch zusätzlich betonen, wie angenehm ich die Dialoge empfand: die Jugend wirft nicht mit Slangausdrücken um sich, die feinen Herrschaften wirken nicht komplett überzeichnet, kurzum: alles kommt sehr glaubwürdig rüber


    - die Hintergrundstory um Eli, den jüngsten Coldwell-Spross - bin ich gespannt, was wir noch hinsichtlich seines Traumas erfahren werden!


    - die Tatsache, dass der Cliffhanger nicht over the top ist


    - das in zarten Farben gehaltene Cover: zeitlos schön und elegant, filigran und doch klar strukturiert - ein echter Eyecatcher!


    Fazit: 5 Sterne

    Eines meiner Jahreshighlights im New-Adult-Genre! Band 2 ("Bright & Dark") soll bereits im Oktober 2022 erscheinen und ich freue mich schon jetzt riesig darauf!!

    Verlag: LYX

    ET: 27.05.2022

    Umfang: 480 Seiten


    Über die Autorin:

    Yvy Kazi wurde 1986 in Norddeutschland geboren und studierte Grafikdesign und Illustration. Yvy liebt Spaziergänge durch grüne Wälder und an stürmischer See. Die dabei gesammelten Eindrücke bestäubt sie mit einer Prise Augenzwinkern und einer Portion Kreativität, um ihre Leser:innen für einen Moment aus dem Alltag zu entführen.

    Instagram: yvy.kazi

    Webseite: http://www.yvykazi.de



    Wundervoller Reihenabschluss!


    Hat Yvy Kazi aka die unumstrittene New-Adult-Queen es mit ihrem aktuellen Werk, dem 3. Band ihrer St.-Clair-Campus-Reihe, mal wieder geschafft, mich zu begeistern? Um es in den Worten meiner zweiten Lieblingsautorin - Jane Austen - zu sagen: "Yes. A thousand times yes". Die eigentliche Preisfrage müsste allerdings lauten: Bin ich mental schon bereit, all die lieb gewonnenen Figuren für immer zu verlassen (schließlich handelt es sich bei "The Feeling of Forever" um den Abschlussband der Trilogie)? Absolutely not.



    Falls Penny in "The Dream of Us" noch für viele Leser:innen eine polarisierende Figur - oder wie ihre beste Freundin July es ausdrücken würde "ein zielloser, zickiger Zombie" - war, wird die leider in toxischen Familienverhältnissen aufgewachsene junge Frau spätestens jetzt alle Skeptiker für sich einnehmen. Sie ist intelligent, aufrichtig, herzensgut, loyal, humorvoll, talentiert… und dennoch voller Selbstzweifel. Lob, liebevolles Verhalten und Verständnis sind nämlich Fremdworte in der Casa Perez, dort hat man lediglich zu 'funktionieren'. Mit tough love hat dieser von Oberflächlichkeiten geprägte Erziehungsstil nichts zu tun, emotionale Erpressung und Unterdrückung treffen es schon eher.



    "[… was soll ich denn tun? Weitere Jahre die Kleider tragen, die ihnen gefallen? Männer daten, die sie aussuchen? Auf Partys gehen, die sie organisieren? Bin ich ihnen das schuldig? Muss ich mein Leben ihren Wünschen unterordnen […]? Ist es das, was sie als Gegenleistung für ihre Liebe erwarten?"



    Wie gerne hätte ich Penelopes Eltern mal gehörig die Meinung gegeigt! Obwohl sie sich abrackert ohne Ende, in einem Studienfach Erfolg hat, das sie in Wirklichkeit nicht die Bohne interessiert, und ihnen gegenüber jedes Wort auf die Goldwaage legt, geben sie ihr das Gefühl, eine wandelnde Enttäuschung zu sein. My humble opinion: Eltern, denen das Familienimage in der Öffentlichkeit und die Meinung anderer Leute wichtiger sind als das Lebensglück des eigenen Kindes (Westwell-Vibes! - Die LYX-Fans unter euch wissen, was ich meine.), verdienen es nicht, sich überhaupt so nennen zu dürfen, sondern sollten lieber auf die Bezeichnung 'Erzeuger:in' und/oder 'Versorger:in' zurückgreifen, denn sie erfüllen gerade mal die Mindestvoraussetzung, dickes Bankkonto hin oder her. Das Wichtigste für ein Kind ist Liebe, Punkt. … wie der männliche Hauptprotagonist (Cameron) hier eindeutig beweist.



    Pennys Eltern geben nichts, verlangen im Gegenzug aber viel von ihr: Die Anforderungen, die sie an ihre Tochter stellen - ihr einziges Kind, wie sie immer bedeutungsschwer betonen -, sind unrealistisch hoch. Von Penny wird Perfektion erwartet, eine Perez macht keine Fehler.



    "Klug und hübsch. Strebsam und belesen. Weltoffen und technisch interessiert. Ich kann nicht all das sein, was meine Eltern sich gewünscht haben. Ich bin nur eine Person. Und das ist nicht genug. Ich bin nicht genug."



    Dies ist jedoch keine 08/15-Geschichte vom 'armen reichen Mädchen', das ein paar Alltagsprobleme hat. Vielmehr brilliert die Autorin wie gewohnt darin, lebensnahe Themen auf unheimlich packende, tiefgründige Weise aufzugreifen und so gekonnt zu einer stimmungsvollen Handlung zu verflechten, dass man am Ende der Lektüre davon überzeugt ist, die Charaktere persönlich zu kennen und sie nur ungern ziehen lässt.



    So sehr ich mich gefreut habe, den aus ärmlicheren Verhältnissen stammenden "Muffin Man" Cameron (aufopferungsvoller Vater, aufmerksamer Zuhörer, eher Realist statt Tagträumer) und seine kleine Tochter Lucy kennenzulernen - die mich mit ihrer Storch-Erklärung über 'petzende Vögel' herrlich zum Lachen gebracht hat, so wundervoll war auch das Wiedersehen mit July, Drew, Haley, Mateo, Bo und Joshua.



    Yvy Kazi ist eine meisterhafte Erzählerin - niemand zeichnet so glaubwürdige Figuren wie sie, mit jedem Buch von ihr wird mein Herz weiter, mein Leben bereicherter, meine Inspiration, die ich aus ihren Geschichten und ihrer Schreibkunst ziehe, größer. Noch ehe der erste Satz gelesen war, hatte sie mich schon wieder vollkommen gecatched, nämlich mit ihrer besonderen Widmung, die so berührend und vollkommen passend war für die Story über "ein Einzelkind […], das nie eins hätte sein sollen".



    Es gibt so viele Passagen voller bedeutsamer, wunderschön formulierter Aussagen - Worte, die schlicht daherkommen und uns dennoch verzaubern, z.B.:



    "Sollte Liebe nicht bedingungslos sein?" - (Amen to that!)

    oder


    "»Jemandem etwas zu verdanken ist nicht dasselbe, wie ihm etwas zu schulden.«"
    (So wahr.)



    Ich hasse es, das zugeben zu müssen - da ich sowohl Autorin als auch Verlag mit meinem Flehen um ein, zwei zusätzliche Bände in Ohren liege und eine Fortsetzung so feiern würde -, aber es ist ein runder, würdiger Abschluss meiner Herzensreihe.



    𝐅𝐚𝐳𝐢𝐭: 5 ✰ ✰ ✰ ✰ ✰
    Kurz und knackig: Ich lieb's.

    ASIN/ISBN: 3736316763

    Band 1 der Lost Moments Reihe

    Verlag: Ravensburger Verlag GmbH

    Bindung: Taschenbuch

    Seitenzahl: 448


    Gefühlvoller NA-Roman


    Normalerweise mache ich reflexartig einen großen Bogen um Bücher, deren Klappentext eine Andeutung (bzw. einen klaren Hinweis) enthält, dass in der betreffenden Geschichte die Themen Trauer(-bewältigung) und Verlust eine Rolle spielen. Damit meine ich keinesfalls, dass diese Themen es nicht wert wären, dass man über die schreibt; im Gegenteil. Nur ich persönlich lese solche Stories einfach nicht gerne, völlig unabhängig vom Genre - wie gesagt, normalerweise. Hier habe ich jedoch eine Ausnahme gemacht, da ich aus Neugier in die Leseprobe hineingeschnuppert hatte und diese mich aufgrund des ansprechenden, nicht over-the-top-auf-die-Tränendrüse-drückenden Schreibstils so positiv überrascht hat, dass ich unbedingt weiterlesen wollte.


    Erzählt wird zu 99% aus Mias Perspektive, ganz am Ende der Handlung erhalten wir jedoch auch einen Einblick in Nathans Gedanken (jeweils in der Ich-Form). Diese Struktur erinnerte mich an Tami Fischers NA-Roman "Burning Bridges", den ich sehr geliebt habe, und passt auch hier perfekt zur Geschichte. Ich fand es großartig, dass ich beim Lesen quasi gemeinsam mit Mia nach und nach den wahren Nathan kennenlernen durfte und erst mit ihr zusammen erfuhr, wie sich Brants Tod tatsächlich ereignet hat. (Diesbezüglich hätte ich mir übrigens einen anderen, kreativeren Hintergrund gewünscht.) Dadurch, dass man ihr (durch das anfängliche Ausbleiben von Nathans Sichtweise) wissenstechnisch nicht voraus ist, wird man viel intensiver an ihre Figur und allgemein an die Story gebunden, erlebt Mias Gefühlschaos, ihre Neugier, ihre Unsicherheit darüber, was und wem sie glauben soll, in allen Einzelheiten. Überhaupt ist ihr Innenleben schlüssig ausgearbeitet worden - glaubwürdig, kitschfrei, absolut nachvollziehbar.


    Ich spürte Mias tiefe Trauer um Brant, ihre Abneigung gegenüber Nathan, ihre Fassungslosigkeit und hilflose Wut darüber, dass er frühzeitig aus dem Gefängnis entlassen worden ist, ihre innere Zerrissenheit zwischen gänzlich unerwarteten Gefühlen und den Schuldgefühlen, die diese auslösen, ihren Frust über die allgemeine Erwartungshaltung ihres Umfelds, wie und was sie fühlen sollte …


    Die Authentizität setzt sich fort in der Dynamik zwischen Mia und ihrem Bruder, zwischen ihr und ihren Freunden, ihr und ihrer Chefin. Besonders erfrischend fand ich die Tatsache, dass die Autorin letztlich auf gewisse Entwicklungen nach Schema F verzichtet hat (Stichwort: bester Freund).


    Neben der emotionalen, sich langsam entfaltenden Romanze zwischen Mia und Nathan werden zahlreiche ernste Themen angesprochen - Trauer, Panikattacken, psychologische Betreuung, Familienzerwürfnisse, Neuanfänge, Schuld, Vergebung, aber auch Hoffnung sowie der Mut, den es braucht, eine nicht populäre Meinung zu vertreten und konsequent dafür einzustehen. Mias Stärke und Selbstreflexion waren beeindruckend. Was Nathan betrifft: Ich mochte ihn, ABER … Unabhängig davon, dass wir ihn hauptsächlich aus Mias Sicht erleben, blieb mir seine Figur insgesamt zu passiv. Er ist als tiefgründig und mysteriös angelegt worden, wirkte jedoch trotz all der ihn umgebenden Tragik etwas blass und nicht wie eine Hauptfigur, sondern eher wie ein Nebencharakter. Zudem wurde sein Suizidversuch in meinen Augen zu oberflächlich abgehandelt.


    Der Roman regt definitiv zum Nachdenken an. Mehrfach fragte ich mich, wie ich selbst wohl an Mias Stelle empfinden und handeln würde. Bis auf die Tatsache, dass mir ihr Umschwenken einen Hauch zu früh kam (was der Handlung im Mittelteil etwas an Spannung rausnahm, da Reibungspunkte wegfielen bzw. zu früh abgeschwächt wurden), ging ich meist d'accord mit ihr.


    Der angenehm einfühlsame Schreibstil war ein Genuss. Mein Herz brach mehrfach - für Brants Eltern, Mia, aber auch und vor allem für Nathan. Apropos Herz: Ich spürte in jeder Zeile, wie viel Herzblut die Autorin in dieses Buch gesteckt hat.


    𝐅𝐚𝐳𝐢𝐭: 4 ✰ ✰ ✰ ✰

    Ein ruhiger New-Adult-Roman mit tragischen Elementen, der in Sachen Tiefgründigkeit noch etwas Luft nach oben hat. Der Auftakt der Lost-Moments-Reihe besticht durch glaubwürdige Dialoge, die gelungene Balance zwischen ernsten Themen und Romantik sowie einen gefühlvollen Schreibstil. Von mir gibt es eine solide Empfehlung für alle NA-Fans.

    ASIN/ISBN: 3473586234

    Anders als erwartet...


    Seit ich das erste Mal ihren experimentellen Roman "Mrs Dalloway" gelesen habe, bewundere ich die feministische Autorin Virginia Woolf; ihr für die damalige Zeit revolutionärer Schreibstil ist einzigartig, und ob man sich nun für die von häufigen Perspektivwechseln geprägte Komposition begeistern kann oder nicht, der Roman ist und bleibt ein Klassiker der Weltliteratur. Im Rahmen meines Studiums bin ich immer mal wieder über Details aus Virginias Woolfs Lebenslauf gestolpert, wusste daher bereits von dem ihr widerfahrenen familiären Missbrauch sowie ihrer Bipolaren Störung, die sich in manischen Episoden und Depressionen bemerkbar machte, von ihrer Ehe mit Leonard Woolf und ihrem Freitod. Viele dieser Themen begegnen uns auch im vorliegenden Roman bzw. werfen ihre Schatten voraus.


    Vom Auftakt der Bloomsbury-Saga, einer historischen Trilogie aus der Feder von Stefanie H. Martin, hatte ich mir eine fesselnde, emotionale Romanbiografie über das Leben und Schaffen von Woolf, gebürtige Stephen, erhofft, die mir die große Erzählerin auf menschlicher Ebene näherbringen würde - ein liebevoll gezeichnetes Porträt. Leider ließ mich das in ein wunderschönes, passend zum Genre gestaltetes Cover gehüllte Werk diesbezüglich jedoch enttäuscht zurück.


    Mindestens die Hälfte der Story handelt nicht von Virginia, sondern von ihrer für die Malerei schwärmenden Schwester Vanessa – deren Eheschließung, bzw. deren Eheproblemen mit Clive, deren Mutterschaft, deren Kunst etc.


    Erzählt wird aus mehreren Perspektiven. Wir lesen von der Gründung der Bloomsbury Group, einem Grüppchen junger Intellektueller, deren Zusammenschluss von Virginias und Vanessas Bruder Thoby (der bald an Typhus verstirbt) initiiert wird. Die beiden fortschrittlich denkenden, freiheitsliebenden Schwestern trotzen den gesellschaftlichen Konventionen; normalerweise war es keinesfalls üblich, als Frau (obendrein als unverheiratete), an solchen von 'undamenhafter' Wortwahl und 'unweiblichen' Themen geprägten Diskussionen teilzunehmen, wie sie in der ungewöhnlichen Wohngemeinschaft gang und gäbe sind. So gehört beispielsweise die homophobe Bezeichnung A****f***er "[…] in ihrem Kreis zum guten Ton".


    Obgleich sie einander lieben, herrscht zwischen Virginia und Vanessa in gewisser Hinsicht eine unschöne, von Missgunst geprägte Rivalität. Überhaupt ist die Dynamik in der Familie recht komplex. Leider wirkte Virginia - ihr Verhalten, ihre Gedanken - in diesem Roman, der doch eigentlich hauptsächlich von ihr handeln sollte, recht unsympathisch auf mich.


    "Vanessa presste die Lippen zusammen und blickte zur Seite. Dann hob sie das Kinn und sah Virginia wieder an. »Für dich gibt es nur Schwarz und Weiß. Tinte und Papier. Ich aber bin Malerin, und ich werde alle Farben nutzen. In der Kunst die im Leben.«"


    Mit Vanessa konnte ich mich noch eher anfreunden, auch wenn ich bis zum Schluss zu keiner der Figuren, die durchaus authentisch wirken und über Ecken und Kanten verfügen, eine Bindung aufbauen konnte.


    Der Fokus lag für mich zu sehr auf dem Privatleben der Stephen'schen Familie, Virginias literarisches Schaffen wurde in meinen Augen zu nebensächlich behandelt. Erzähltechnisch überwiegt trotz umgangssprachlicher Dialoge ein nüchterner, emotional entrückter Ton; der gesamte Roman hatte irgendwie eine schwermütige, deprimierende Aura - was sicherlich zum melodramatischen Verhalten Virginias passt, aber nicht meine Art von bevorzugter Lektüre ist. Tiefgründig darf (und soll) es gerne sein, langatmig-zäh aufgrund unsympathischer Figuren und unterschwellig düsterer Grundstimmung (wie es hier in einigen Passagen der Fall war) bitte nicht. Für etwas Abwechslung sorgen allerdings diverse eingeflochtene Briefe.


    Fazit: 3 Sterne.

    Es wird deutlich, dass dem Werk eine gründliche Recherche zugrunde liegt, insbesondere die damals vorherrschende, noch von veralteten Moralvorstellungen geprägte Gesellschaftsordnung ist glaubwürdig dargestellt worden; doch insgesamt war das Buch nicht so mitreißend wie erhofft und inhaltlich anders als erwartet: Ich war davon ausgegangen, dass jeder Band der Reihe von einer anderen Bloomsbury-Dame handeln würde, beginnend mit Virginias Geschichte in Band 1, welche sich jedoch stattdessen über die gesamte Trilogie zu erstrecken scheint. Von mir gibt es eine bedingte Leseempfehlung für eingefleischte Woolf-Fans.

    *** Herrliche Regency-Romance! ***


    "»Nur wer reich ist, kann sich den Luxus der Ehre leisten […]. Und nur Männer haben das Privileg, ihr eigenes Vermögen zu machen. Ich habe vier Schwestern, die auf mich angewiesen sind, und die Berufe, die Frauen wir mir offenstehen - Gouvernante, Schneiderin vielleicht - würden nicht einmal ausreichen, um die Hälfte von ihnen zu kleiden und zu ernähren. Was soll ich also tun, außer mir einen reichen Ehemann zu suchen?«"


    Kitty ist eine hinreißende weibliche Hauptfigur! - Schlau wie ein Fuchs, schlagfertig, selbstbewusst … aber auch bewundernswert selbstreflektiert und selbstlos. Für das Glück ihrer geliebten Schwestern ist sie ohne mit der Wimpern zu zucken bereit, ihr eigenes zu opfern. Kitty weiß genau, was sie will - und setzt alles daran, ihr Ziel zu erreichen. Nach dem Tod ihrer Eltern hatte sie keine andere Wahl: Sie musste stark sein für ihre jüngeren Geschwister, die sich ganz auf sie verließen, musste pragmatisch denken, Optimismus ausstrahlen, auch wenn ihr selbst zum Weinen war, und schlichtweg die Person sein, die stets für jedes Problem eine Lösung findet. Auf ihren Schultern lastet eine enorme Verantwortung, und ihre Stärke hat mich unheimlich beeindruckt.


    "Verzweifelt wünschte sie sich, es gäbe jemanden, mit dem sie diese Bürde teilen könnte, aber sie war ganz allein. Die Gesichter ihrer Schwestern blickten schweigend zu ihr auf, selbst jetzt noch so voller Überzeugung, dass sie es schaffen würde, sie alle zu retten. So, wie sie es immer getan hatte. Wie sie es immer tun würde."


    Wie viele Menschen hätten an ihrer Stelle längst aufgegeben und sich stattdessen in Selbstmitleid gesuhlt - oder egoistisch gehandelt und sich nicht um familiäre Verpflichtungen geschert. Den Traum von einer Liebesheirat hat Kitty längst begraben, für sie zählt einzig das Wohlergehen ihrer Familie. Mit jedem Rückschlag, den sie erleidet, jedem Fettnäpfchen, in das sie aufgrund ihrer Unkenntnis der ungeschriebenen Gesetze des ton tappt, jeder Ungerechtigkeit, die ihr widerfährt, scheint sie noch kämpferischer und fokussierter zu werden, und ich kam nicht umhin, ihre Resilienz und Determination zu bewundern.


    "Die Zeit der Verzweiflung war vorbei. Sie würde sich - durfte sich - nicht so einfach besiegen lassen. Entschlossen schluckte sie ihre Tränen herunter und straffte die Schultern."


    Kittys stark ausgeprägter Beschützerinstinkt lässt sie manchmal sogar den großen Plan vergessen, z.B. als sie ihre jüngere Schwester Cecily vehement verteidigt und vor einem für seine wandernden Hände bekannten Tanzpartner bewahrt. "Weniger charakterstarke Menschen mochten die Aufmerksamkeit dieses abscheulichen Mannes als notwendiges Übel betrachten, aber Kitty tat das nicht." Sie handelt in meinen Augen vollkommen richtig, bekommt aber sogleich die Empörung der Gesellschaft zu spüren: einen 'Gentleman' öffentlich derart zu brüskieren, welch Skandal! Jahrhunderte vor MeToo-Kampagnen setzt Kitty dem schmierigen Herrn klare Grenzen, bravo!


    Die passionierten Dialoge zwischen den Hauptfiguren sind ein absoluter Traum! Enemies-to-Lovers-Romances gehören nicht ohne Grund zu meinen liebsten Tropes, bieten sie doch reichlich Gelegenheit für erhitzte, vor unterschwelliger Leidenschaft brodelnde Wortgefechte zwischen den Charakteren, ehe nach allerlei heftigem Schlagabtausch eine vorsichtige Annäherung erfolgt … und die gegenseitige Abneigung tieferen Emotionen gänzlich anderer Art weicht.


    "»Pragmatismus?«, wiederholte er. »So nennt Ihr es also? Nicht vielleicht lieber Berechnung - Gier - Manipulation? Denn leider sind es diese weitaus weniger ehrbaren Worte, die ich Euch zuschreiben würde, Miss Talbot.«"


    Wie oft rang ich mit Kitty um Beherrschung oder beglückwünschte sie zu ihren treffsicher platzierten Spitzen, die deutlich machten, dass sie dem sprachlichen Duell mit Lord Radcliffe mehr als gewachsen ist! Der Humor kommt hierbei nicht zu kurz; insbesondere über ihre spontanen morgendlichen Besuche bei Radcliffe habe ich mich köstlich amüsiert! Auch die Nebenfiguren sind vielschichtig ausgearbeitet worden; die Dynamik zwischen Kitty und ihrer Schwester Cecily sowie zwischen den Mädchen und ihrer 'Tante' Dorothy wurde überaus glaubwürdig und nachvollziehbar dargestellt.


    Natürlich war mir bewusst gewesen, dass gerade Frauen, obendrein jene mit sehr begrenzten finanziellen Mitteln, es damals besonders schwer hatten, doch wie streng die Regeln für Erfolg auf dem sozialen Parkett waren, wurde mir erst hier vor Augen geführt. Es reicht nämlich bei Weitem nicht, diversen reichen Junggesellen vorgestellt zu werden - wobei schon allein dies zu bewerkstelligen einen Heidenaufwand bedeutet -, anschließend in hübschen Kleidern elegant über die Tanzfläche zu schweben, kokett die Augen niederzuschlagen, im richtigen Moment zu lächeln - aber ja nie undamenhaft laut zu lachen … Nein, um nicht auf den ersten Blick als nutzlose Bekanntschaft abgestempelt zu werden, muss man nachweislich aus guten Hause stammen: die richtigen Leute kennen (und vice versa), selbstverständlich vermögend sein, tadellos-sittsames Verhalten an den Tag legen, und, das ist ganz besonders wichtig, auf gar keinen Fall darf einem auch nur der Hauch eines Skandals anhaften.


    Kittys Debüt in London gleicht einem Tanz auf dem Vulkan, wer nicht wagt, der nicht gewinnt. Bei all meiner Liebe für das Regency-Zeitalter bin ich dennoch dankbar, nicht mit ihr tauschen zu müssen und stattdessen im Hier und Jetzt leben zu dürfen, wo ich mittels solch brillanter Romane in diese für Frauen so herausfordernde Ära eintauchen kann. Dass viele Menschen damals ihr Glück lediglich in einer gewissen Außenwirkung sahen, deren Oberflächlichkeit schwerer wog als die wahre Liebe, scheint uns heutzutage unbegreiflich. Allerdings darf man nicht vergessen: einige der hier aufgeführten Strukturen, über die wir vielleicht instinktiv den Kopf schütteln, sind im Grunde weiterhin gang und gäbe. Ob es uns passt oder nicht, aber Geld regiert die Welt und 'Vitamin B' öffnet noch immer sämtliche Türen am schnellsten, beruflich wie auch privat. (Um beim Thema Londoner Adel zu bleiben: Selbst Everybody’s Darling Meghan Markle soll einst eine Freundin gefragt haben, ob diese nicht 'irgendeinen berühmten Engländer' kenne, den sie ihr vorstellen könnte; er solle aber bitte keinen miesen Ruf haben …)


    Ein spezielles Lob verdient die hochwertige Aufmachung des Werkes. Die Innenseiten des Umschlags sind hinreißend gestaltet und mit ausgewählten Zitaten und Bildern verziert worden, das ungewöhnlichste Extra bildet allerdings das erweiterte, umklappbare hintere Cover, welches die Buchseiten umschließen und wie ein Lesezeichen verwendet werden kann.


    Fazit: 5 Sterne!

    Was für ein umwerfender Debütroman! Ich bin hin und weg. Wann erscheint Band 2? Bitte bald!! Von mir gibt es eine unbedingte Leseempfehlung für alle Janeites, Bridgerton-Liebhaber und Regency-Fans!

    Herausgeber: ‎ Rowohlt Taschenbuch

    ET: 14. Juni 2022

    Umfang: 432 Seiten

    Originaltitel ‏ : ‎ The Cosy Cottage in Ireland



    *** Wunderbarer Feel-Good-Roman für Irland-Fans ***


    Seit ihrem Roman "Der kleine Teeladen in Tokio", einem meiner Jahreshighlights von 2021, bin ich ein Fan der Autorin - und habe mir fest vorgenommen, nach und nach all ihre Werke (wenn auch nicht in chronologischer Reihenfolge) zu lesen! Das kleine Cottage in Irland ist bereits der 7. Band ihrer international gefeierten Romantic-Escapes-Reihe, und erneut gelingt es Julie Caplin, so selbstverständlich und kenntnisreich über den Handlungsort zu schreiben, als würde sie selbst dort leben. Beeindruckend!


    Neben leckeren Gerichten (- gutes Essen spielt in Julies Romanen immer eine Rolle -) könnt ihr euch auf eine interessante Familiendynamik freuen (- Conor entstammt einer Koch-Dynastie -), angereichert mit humorvollen Dialogen und einer Prise Drama, die für die richtige Würze nicht fehlen darf!


    Der Klappentext erschien mir im Nachhinein etwas unglücklich gewählt. Hannah reist nicht aufgrund ihrer Unzufriedenheit im Hinblick auf ihr (Single-)Leben in Manchester nach Irland, sondern wegen ihrer Selbstzweifel (und einem angekratzten Ego) - weil "es ihr einfach nicht behagte, etwas so Grundlegendes wie Kochen nicht zu können". Eine neue Kollegin hatte ihr vor Augen geführt, dass sie zwar eine begnadete Anwältin sein mag, in der Küche jedoch jämmerlich versagt. Gepaart mit der Tatsache, dass Hannah sich neben ihrer im Zaubern kulinarischer Köstlichkeiten begnadeten Schwester Mina irgendwie in der Rolle der 'Nicht-Köchin' eingefunden hat, ergibt dies den Wunsch, endlich selbst kochen und backen zu können.


    "»Ich bin hergekommen, weil ich richtig kochen lernen wollte. […] Du weißt schon, wenn die in diesen Kochsendungen Ausdrücke benutzen wie schmoren, braten, sautieren, Wasserbad … oder sie reden von einer Fleischschulter oder einer Haxe, und ich will einfach wissen, was das alles ist.«"


    Mit der weiblichen Hauptfigur wurde ich nicht direkt warm; an Mitte der Handlung wurde es besser, doch zwischen ihr und mir blieb immer eine gewisse Distanz bestehen. Vielleicht lag es daran, dass mir Hannahs Beweggründe, den exklusiven und sündhaft teuren Kochkurs zu besuchen, nicht überzeugend erschienen. Als würdet ihr euch von Celine Dion die Tonleiter erklären lassen, bei Serena Williams die erste Tennisstunde eures Lebens buchen, … you get the picture. Prinzipiell bin ich voll dafür, wenn man eine neue Fertigkeit direkt vom Profi lernen möchte, aber bei Hannah wirkte es eher wie ein seichter Grund, um sie nach Irland schicken zu können. Zudem fand ich ihr Verhalten bei der ersten Begegnung mit Conor etwas sonderbar. Kess, schlagfertig und definitiv unterhaltsam, aber eben einen Hauch zu unrealistisch sowie - im Hinblick auf den 'Morgen danach' - unreif und respektlos … was, das muss man ihr zugutehalten, ihr auch selbst schnell bewusst wird. Ich weiß ehrlich nicht, warum ich mich mit ihr so schwergetan habe, denn im Grunde ist Hannah echt eine Nette (und ihre Unbeholfenheit in der Küche konnte ich so gut nachvollziehen - story of my life, wie mein kochbegabter Ehemann euch bestätigen würde).


    Conor hingegen kaufte ich die ihm zugeschriebene Rolle als charismatischer Hottie sofort ab und fand sein Verhalten manchmal zwar etwas vorschnell, aber durchaus glaubwürdig.


    Die atmosphärischen, bildreichen Beschreibungen der traumhaft schönen Landschaft befeuerten meinen Wunsch, endlich selbst einmal die Grüne Insel, die seit jeher mein Sehnsuchtsort ist, zu bereisen. Über die niedliche Karte im Innencover habe ich mich total gefreut, ich liebe solche Details!


    Ein weiteres Highlight für mich waren die sympathischen, facettenreich ausgearbeiteten Nebenfiguren, die herrlich viel Unterhaltungswert hatten und einen Großteil des Charmes der Geschichte ausmachten. Ob die knuddelige Merry, die vermeintlich arrogante Fliss (deren Kabbeleien mit dem nie um einen frechen Spruch verlegenen Jason zum Piepen waren), die liebenswerte Izzy oder die berühmte Starköchin Adrienne, die bei jedem in ihrer Küche ausgestoßenen Fluchwort streng einen Euro Schimpfgebühr einfordert - sie alle bereicherten die Story ungemein.


    Clever verknüpft die Autorin die Figuren ihrer Reihe untereinander; im vorliegenden Werk erfährt man z.B. viel über die Handlung des Vorgängerbandes, in welchem Hannahs Schwester Mina die Hauptrolle spielt. Wer also "Das kleine Chalet in der Schweiz" noch nicht kennt und nicht gespoilert werden möchte, dem empfehle ich, zunächst Band 6 zu lesen.


    Fazit: 4 Sterne.

    Ein wunderbarer Feel-Good-Roman, den ich allen Irland-Fans wärmstens empfehlen kann!


    ASIN/ISBN: 3499008718

    Verlag: Ullstein Taschenbuch

    Bindung: Taschenbuch

    Seitenzahl: 624 Seiten

    ET: Mai 2022



    Meine Meinung:


    *** Gelebter DDR-Alltag aus Sicht dreier junger Frauen ***


    "»Es ist die Liebe, egal ob romantisch, familiär, freundschaftlich oder auch religiös, die dem Leben einen Sinn gibt.«"


    Da es noch gar nicht lange her ist, dass ich ein anderes, ebenfalls bei Ullstein erschienenes Werk der Autorin begeistert verschlungen habe (ihre mitreißende Romanbiografie "Diana - Königin der Herzen"), freute ich mich riesig, als ich den Auftakt der Müggelsee-Saga entdeckte - zumal die Geschichte in meiner alten Heimat spielt und daher ohnehin ein Must-Read für mich gewesen wäre. Dass nun solch eine wunderbare Erzählerin wie Julie Heiland mit ihrem feinsinnig-emotionalen, fesselnden Schreibstil die Story um die drei Freundinnen Martha, Betty und Clara zum Leben erweckt, war sozusagen die Kirsche auf dem Sahnehäubchen.


    Meine Oma pflegte immer zu sagen "Drei sind einer zu viel", allerdings könnte dieser Spruch im Hinblick auf die sympathischen Hauptfiguren kaum weiter von der Wahrheit entfernt sein: So unterschiedlich die Mädchen in puncto Charaktereigenschaften und Gesellschaftsschichten sind, so sehr brauchen sie einander und geben einander Halt.


    "Eine Blonde, eine Rothaarige, eine Brünette - ihre Leben waren in unterschiedlichen Bahnen verlaufen, doch von einer Sekunde auf die andere hatte das Schicksal sie zusammengeworfen."

    Ob Schulalltag, erste Liebe, Familienprobleme und -geheimnisse, Verlust geliebter Menschen oder Karriereträume, alles erleben sie zusammen. Ihre aufrichtige Freundschaft und Loyalität - in einem Land, das linientreue Ergebenheit einfordert, Andersdenkende ausgrenzt und seine Bürger:innen gegeneinander aufstachelt - empfand ich als sehr rührend.


    Es sind die letzten Jahre vor dem Mauerbau. Die hübsche Betty träumt von einer Zukunft als berühmte Hollywood-Schauspielerin; die hochbegabte Clara greift ebenfalls nach den Sternen: sie möchte ins Weltall fliegen. Allerdings werden ihr bewusst Steine in den Weg gelegt, da ihre Familie nicht Mitglied in der Partei ist und es wagt, eine eigene Meinung zu vertreten. Und FDJ-Anhängerin Martha weiß exakt, was von ihr erwartet wird, würde jedoch am liebsten einen gänzlich anderen Weg einschlagen.


    Viele Entwicklungen und Verstrickungen habe ich recht früh erahnen können, dennoch verblüffte mich auch der ein oder andere Twist (Stichwort: Marthas Bruder Ronny - ein übrigens tatsächlich weit verbreiteter Name im Osten) und ich konnte das Buch nicht aus der Hand legen.


    Obwohl ich selbst in der DDR aufgewachsen bin, befällt mich die sogenannte Ostalgie eher selten, maximal wenn es um Figuren aus der Ost-Version der TV-Kindersendung "Das Sandmännchen" geht. Wenn im Zusammenhang mit der DDR in den Medien oder in Gesprächen mit Bekannten dann der Satz "Es war nicht alles schlecht." fällt, schüttelt es mich. - Familien wurden grausam auseinandergerissen, Träume zerstört. Menschen mussten Angst haben, dass jedes in den eigenen vier Wänden gesprochene Wort vom Staat belauscht und gegen einen verwendet werden könnte. Niemand traute niemandem mehr, nicht mal Familienmitgliedern oder dem (Ehe-)Partner. Personen 'verschwanden', einfach so - flüchteten, wurden weggesperrt oder ermordet. Müsste ich die DDR in einem Wort beschreiben, wäre es 'unmenschlich'. In ihrem Roman zeichnet die Autorin mehrere Extremfälle. Natürlich ereigneten sich solche Dinge nicht in jeder Familie - aber es gab zahlreiche solcher Fälle. Viel zu viele. Insbesondere Marthas Backgroundstory bewegte mich enorm … und machte mich furchtbar wütend auf das gnadenlose DDR-Regime, ebenso die Ungerechtigkeit, die Clara wieder und wieder erdulden muss.


    Die Hauptfiguren, aus deren Perspektive abwechselnd erzählt wird, sind facettenreich gestaltet worden. Dank zeitgemäßer Wortwahl und nachvollziehbarem Verhalten wirken sie vollkommen glaubwürdig, und obgleich ich alle drei Freundinnen gerne mochte, war es die zielstrebige Clara, mit der ich besonders mitfieberte. Die Dialoge zwischen ihr und ihren Eltern bewiesen stets, dass in der ärmlichen kleinen Wohnung der Vogels viel mehr Liebe herrschte als z.B. in der noblen Villa von Bettys Familie, deren vermeintliches Glück nur Fassade ist.


    "»Weißte, det Leben ist ein Chaos und furchtbar schnell vorbei. […] Det, was uns den Kopf oben halten lässt, det is nich unsere Arbeit oder Erfolg, det is unser Glaube und die Liebe.«"


    Zu Beginn der Handlung herrscht Sommer-Feeling pur, genau wie es auf dem passend gestalteten Cover suggeriert wird. Ich wähnte mich aufgrund der bildreichen, atmosphärischen Beschreibung des Settings selbst im Strandbad, lauschte dem ausgelassen Kreischen der im Wasser tobenden Kinder, dem herrlichen Berliner Dialekt, dem Radio, das irgendwo leise dudelt … roch die Sonnencreme auf meiner Haut und spürte die heiße Sonne im Gesicht. Mit gleicher Intensität widmete sich die Autorin den Lebensumständen der Protagonisten und ließ mich mühelos in die damalige Zeit eintauchen. Die unzähligen feinen Details, die in die Geschichte eingeflochten worden sind - von gängigen Modetrends, Musikhits und beliebten Gerichten der ostdeutschen Küche bis hin zur Inneneinrichtung der Wohnung - machen deutlich, dass hier gründliche Recherchearbeit geleistet worden ist.


    Sehr erfreulich fand ich, dass die Autorin bewusst darauf verzichtet hat, Intrigen zwischen den Mädchen zu spannen, (wie es leider oft in Romanen über Freundesgrüppchen der Fall ist). Dieses Fehlen von Konkurrenzdenken und Missgunst war erfrischend, zumal es durchaus Situationen gab, in denen es naheliegend gewesen wäre.


    Nach und nach wurde der Ton ernster, die Ereignisse dramatischer, ohne dass es in Hektik ausartete. Es ist ein insgesamt ruhiger, aber dennoch spannender Roman, der mich von Anfang bis Ende überzeugt hat. Apropos Ende: Die Autorin ließ die Story zum Teil offen enden, sodass man gespannt sein darf, was das Schicksal für Martha, Betty und Clara noch bereithalten wird.


    Abschließend noch ein paar Worte zur Aufmachung. Die drei DDR-Rezepte im Anhang waren eine tolle Überraschung; Soljanka gab es tatsächlich hin und wieder in meiner Familie. Dass bereits eine Leseprobe aus dem Folgeband inkludiert war, gefiel mir sehr, ebenso die geriffelte Oberflächenstruktur des Einbandes.


    Fazit: 5 Sterne!

    Mich hat das Werk prächtig unterhalten und ich freue mich schon auf die Fortsetzung, die im Juli 2022 erscheinen soll.


    ASIN/ISBN: 3548065597

    Freunde! Ich habe ein neues Jahreshighlight - und krieg mich gerade kaum ein vor Begeisterung. (Auf dem Level von Schnappatmung und Kreisch-Alarm, weil … es ist einfach so, sooooooo gut!!)


    Hatte der Auftakt der Golden-Hill-Reihe mir schon super gefallen, war ich von Band 2 nun dermaßen überwältigt-geflasht-hingerissen, dass ich am liebsten nach Boulder Creek ziehen möchte. Heute noch. Jetzt denkt ihr vielleicht 'okay, wow, dann muss das Setting in diesem Roman ja wirklich toll gewesen sein'. (For the record: Ja! War es. Untertreibung des Jahrtausends! Es ist das mit Abstand schönste, einladendste Setting, das mir je unter die Augen gekommen ist!) Aber lasst euch gesagt sein: Das war keine nette Rezi-Ausschmückung meinerseits, ich meine das ernst - ich will da hin. Die Autorin wird hoffentlich nachvollziehen können, dass ich nach solch einem mitreißendem Werk nun von ihr erwarte, dass sie uns mitteilt, der Handlungsort sei durchaus real und würde im wahren Leben XY heißen. Damit ich unsere Koffer packen kann. (Könnte es sich z.B. um Boulder, Montana handeln?)


    Arizona und Ajden, aus deren Perspektiven abwechselnd erzählt wird, sind wundervolle, mega liebenswerte, durch und durch nachvollziehbare Charaktere, die nicht nur unheimlich echt und greifbar wirken, sondern auch eine bemerkenswerte Entwicklung durchleben. Ich konnte mich zu 100% in sie hineinversetzen, ging in ihren Gefühlen und Gedanken auf, und war hin und weg davon, mit wie viel Feingefühl die Autorin ihre Annäherung gestaltet hat.


    Beide Hauptfiguren müssen traumatische Erlebnisse verarbeiten. Wer mich kennt, weiß: Bei solch einem Plot besteht bei mir immer die Gefahr, dass mich das Gelesene arg mitnimmt, beim Lesen runterzieht und über die Lektüre hinaus deprimiert, sodass ich das Werk im Anschluss hauptsächlich mit dem tragischen Element in Verbindung bringe - alles schon erlebt. Hier ist dies NICHT der Fall, denn Nicole Böhm ist eine grandiose Erzählerin! Ich spürte keine graue Wolke über mir, keinerlei drückende Schwere, sondern vielmehr ein stetig wachsendes Gefühl der Leichtigkeit und Befreiung. Dieser Prozess des langsamen Loslassens ist meisterhaft auf Arizona und Ajden übertragen worden, entfaltet sich nach und nach im Laufe der Handlung - inklusive aller Fortschritte und emotionaler Hindernisse. Nix da mit zwei, drei Sätzchen à la 'Er/Sie fährt zur Ranch, streichelt ein Pferd, und schon geht es ihm/ihr besser'! Und das bringt mich gleich zu meinem nächsten Punkt: die Arbeit mit den Pferden.


    Prinzipiell bin ich davon überzeugt, dass Tiere uns Menschen immer guttun; für mich gehören sie zum Lebensglück dazu. Ich muss jedoch gestehen, dass ich vor diesem Werk nur eine vage Vorstellung davon hatte, wie eine Pferdetherapie eventuell aussehen könnte. Es war wahnsinnig interessant, mehr über diese besondere Gabe der Pferde und ihr Verhalten zu erfahren, über ihr Training und ihre Wirkung auf die betreffende Person. Für Sadie, Parkers Schwester, ist die Ausbildung zur Pferdetherapeutin eine Herzensangelegenheit. Sie hat nach einem schweren Autounfall einst selbst von solch einer Therapie profitiert und möchte nun anderen Menschen helfen. Ich habe ihre muntere, lebensfrohe Art, ihren Enthusiasmus, ihre quirlige Energie geliebt! Wie ein Wirbelwind fegt sie über die Ranch und letztlich ist es ihr zu verdanken, dass … ach, lest selbst! Ihr werdet es nicht bereuen.


    Das Wiedersehen mit den mir aus Band 1 vertrauten Figuren habe ich soooo genossen, mochte vor allem die geschwisterliche Dynamik zwischen Parker und Sadie, vergöttere Granny, und musste so schmunzeln darüber, wie süß Clay und Parker miteinander sind! An alle Golden-Hill-Neulinge: Keine Sorge, die Bände lassen sich unabhängig voneinander lesen, ihr werdet hier von Anfang an den vollen Durchblick haben. Apropos Buchreihe(n) und vertraute Figuren: Aus dem Nachwort der Autorin habe ich herausgelesen, dass es gewisse Charaktere aus ihrer One-Last-Serie sind, die hier einen Gastauftritt feiern (im wahrsten Sinne des Wortes, hehe). Diese Reihe steht schon seit Längerem auf meiner Wunschliste und nun freue ich mich umso mehr darauf!


    Der Schreibstil der Autorin hat mich umgehauen! An diesem Roman hat einfach ALLES gepasst, bis hin zur Widmung ("Für alle, die Seesterne zurück ins Meer werfen."), hinter der eine bezaubernde Geschichte steckt.


    Unbedingt lobend erwähnen möchte ich noch, wie angenehm das Thema Nachhaltigkeit in die Geschichte eingeflochten worden ist, nämlich ohne Moralpredigten, sondern vielmehr als selbstverständlicher Way of Life; Ajden isst kein Fleisch (urteilt aber nicht über Leute, die es tun), vermeidet unnötige Flugreisen, und hat sein Leben jenen Menschen gewidmet, die ohne fremde Hilfe nicht überleben würden. Seinen selbstlosen Einsatz in Krisengebieten fand ich unsagbar inspirierend und einfach nur bewundernswert. Davor habe ich den allergrößten Respekt. Kein Wunder, dass Arizona fasziniert von ihm ist. Von ihm geht eine unheimlich beruhigende Alles-wird-gut-Aura aus, die sich auf andere überträgt. Obendrein kann der Mann gut kochen und hat eine Engelsgeduld (Stichwort: Fotomodell)!


    Nicht nur für Ajden und Arizona (deren Leidenschaft für Fotografie ich teile), sondern auch für mich war der Aufenthalt auf der Golden Hill Ranch eine Offenbarung. Die (leider nur literarische) Zeit dort ließ mich durchatmen, zur Ruhe kommen, erdete mich. Es war Balsam für meine Seele. Ein Zufluchtsort. Paradiesisch schön. Das mag jetzt alles sehr hochtrabend klingen, doch glaubt mir, in einer Zeit, in der die Welt verrückt geworden zu sein scheint (- Kriege, Pandemien und tragische Ereignisse, die die Schlagzeilen dominieren und mir das Herz zerreißen -) braucht jeder von uns einen solchen Ort und solch himmlische Bücher.


    𝐅𝐚𝐳𝐢𝐭: 5 ✰ ✰ ✰ ✰ ✰

    Jede Zeile dieses Romans habe ich geliebt. Ich musste mich zwingen, gaaaanz langsam zu lesen, weil ich so lange wie möglich auf der Golden Hill Ranch bleiben wollte. Riesengroße Liebe für dieses Buch und eine uneingeschränkte Leseempfehlung!!

    Und nun entschuldigt mich bitte, ich muss meinen Mann über unseren Umzug nach Montana informieren.

    Starker Anfang, aber dann ...

    Es gibt für alles ein erstes Mal. …und damit beziehe ich mich nicht nur auf den amourösen Ausrutscher der weiblichen Hauptfigur Isabella, die im Auftakt von Emma Hunters Somerset-Trilogie voller Verzweiflung nach Bath reist, um dort möglichst schnell einen vermögenden Ehemann zu finden (- gilt es doch, rechtzeitig unter die Haube zu kommen, ehe sich herumspricht, dass sie keine Jungfrau mehr ist, andernfalls wäre der Ruf ihrer gesamten Familie ruiniert). Mein Erstaunen gilt vielmehr der Tatsache, dass ich selten zu Beginn eines Regencyromans begeisterter bin (von der Handlung, dem Schreibstil, den Figuren) als nach Beendigung der Lektüre. Hier allerdings wich meine anfängliche Euphorie nach und nach einem eher verhaltenen Eindruck.

    Die Leseprobe des mit einem bezaubernd schönen Cover versehenen Werkes hatte mir unheimlich gut gefallen: ein interessanter Einstieg in die Handlung mit sympathischer Figurenvorstellung (- insbesondere Isabellas Dienstmädchen Betty alias ihre angebliche Anstandsdame sowie die smarte, geheimnisvoll wirkende Witwe Rebecca mochte ich gerne -), tolle atmosphärische Beschreibungen von der Kleidung und den Locations, die sogleich Bilder der historischen Kulisse im Kopf entstehen lassen, und ein attraktiver Fremder, den Isabella eigentlich keines Blickes würdigen sollte. Ideale Voraussetzungen also. Ich war voller Vorfreude, lehnte mich mit einem Tässchen Kaffee - passend zu Isabellas Koffein-Liebe in der Story - im Lesesessel zurück und … nun ja, alles verlief anders als erhofft.

    Zunächst das Positive: Man merkt, dass die Autorin selbst ein Fan der Regency-Ära ist; sie hat eindeutig gründlich recherchiert und sich mit dieser Epoche auseinandergesetzt. Die von Ungerechtigkeit und Abhängigkeit geprägte Rolle der Frau und die ungeschriebenen Gesetze der Gesellschaft hinsichtlich allgemeiner Moralvorstellungen, z.B. dem 'angemessenen' Umgang mit Personen anderen Standes, all das wurde sehr authentisch ausgearbeitet.

    Mit fortschreitender Handlung gab es jedoch leider immer mehr Punkte, die mich störten - beispielsweise die Hauptcharaktere, deren Verhalten mich zunächst irritierte, später ärgerte und insgesamt einen unguten Beigeschmack hinterließ. Isabella, die sich zu Beginn der Story durch ihre heimliche Rebellion gegen die gängigen Sitten und durch ihre Unangepasstheit auszeichnet - sie interessiert sich für Medizin, würde gerne studieren und liebt das verpönte Getränk namens Kaffee -, hat im Grunde nur eine einzige Mission: nach ihrem Fauxpas schnellstmöglich zu heiraten. Tadelloses Benehmen ist hierfür Voraussetzung, immerhin ist die High Society bei Skandalen gerade in der Flanier-Stadt Bath gnadenlos. Ihr eigenes UND das Wohl ihrer gesamten Familie hängt von Isabellas Erfolg am Heiratsmarkt ab, da sollte man doch meinen, sie würde sich voll und ganz dieser Aufgabe verschreiben. Augen zu und durch! Was tut sie stattdessen? Sie zögert stets kurz und weiß exakt, was sie n i c h t tun sollte, nur um es letztlich dennoch zu tun. Sobald die Hormone verrücktspielen, wirft sie alle Logik über Bord und sich selbst direkt dem nächsten Mann in die Arme. Solch ein leichtsinniges, nicht nachvollziehbares und, es tut mir leid, dümmliches Verhalten hätte ich nicht von der an sich intelligenten jungen Frau erwartet. Oft wirkte sie stur und uneinsichtig, lernt nicht aus ihren Fehlern, und ich dachte mir: 'Mädchen, dann ist dir echt nicht zu helfen'. Auch Alexander war nicht mein Favorit, anfangs charismatisch und verwegen, benahm er sich ca. ab Mitte der Handlung zunehmend unsympathisch und grenzwertig in puncto Dominanz. Schade um die tollen, liebenswerten Nebenfiguren (Betty, Rebecca, Tom), welche die Handlung deutlich aufgewertet haben. Die Freundschaft zwischen den drei Frauen ist auch noch etwas, das ich positiv erwähnen kann - die Dynamik zwischen ihnen gefiel mir super!

    Der Schreibstil war auf 3½-Sterne-Niveau, häufig bildreich, allgemein flüssig und angenehm; allerdings kamen Begriffe vor, die absolut unpassend für den Ton eines Regencyromans waren. Im Hinblick auf die damalige Zeit wirkten Aussagen wie "»Es lief beschissen.«" oder das eher 'moderne' Schimpfwort A…loch schlichtweg unauthentisch und bescherten mir Cringe-Momente. Weiterhin störte mich die permanente Verwendung von Vornamen in den Dialogen. Wenn ich mich mit jemandem unterhalte, fange ich nicht gefühlt jeden zweiten Satz mit dessen Vornamen an; irgendwann nervte es nur noch, "Isabella" zu lesen. Folglich erschien mir das Werk mit der Zeit langatmig - spätestens, als die Hauptfiguren ihre Sympathien bei mir verspielt hatten, ich nicht mehr mit ihnen mitfieberte und der in meinen Augen nicht ganz ausgereifte Plot um einen Schmugglerring die Love Story (und meinen Lesefluss) noch mehr ausbremste. Die zahlreichen unnötigen Missverständnisse waren zu viel des Guten; 'unnötig' deshalb, weil sowohl Isabella als auch Alexander als (vermeintlich) kluge, belesene Charaktere präsentiert werden und somit in der Lage gewesen wären, zumindest hin und wieder ein vernünftiges, klärendes Gespräch führen zu können. Wahre Romantik kam trotz einiger ansprechend gestalteter Erotikszenen keine auf. Für mich fühlte es sich einfach so an, als wären ER und SIE (wie gesagt, von den Namen habe ich vorerst genug) hauptsächlich von Lust und teilweise toxisch anmutenden Besitzansprüchen, nicht von Liebe angetrieben. Die tiefen Emotionen fehlten mir, alles zwischen ihnen wirkte irgendwie oberflächlich.

    Nicht einmal über das von Romanen dieses Genres zu erwartende Happy End konnte ich mich noch freuen. Die 'Auflösung' des Nebenplots erschien mir unlogisch, das Ende wirkte (nach über 550 Seiten) recht überstürzt und zu schnell abgehandelt.

    Fazit: 3 Sterne.

    Ich habe mich mit dieser Rezension enorm schwergetan, möchte weder die sympathische Autorin, die durchaus Schreibtalent besitzt, kränken noch dazu beitragen, dass andere Regency-Fans womöglich falsche Erwartungen an das Buch hegen und letztlich enttäuscht werden. Die Story hat stark angefangen und (- es tut mir im Herzen weh, denn ich wollte den Roman so gerne lieben -) leider stark nachgelassen: eine thematisch überladene Handlung mit zu wenig Gefühl, Logik und Tiefgründigkeit, dafür zu viel Drama, Unglaubwürdigkeit und Figuren, die es einen nicht leicht machen, sie zu mögen. Von Julia Quinn's Bridgerton-Reihe oder gar legendären Klassikern wie Jane Austen fange ich gar nicht erst an, doch auch im Vergleich mit den vielen jüngst erschienenen Regencywerken (wie Julie Marshs wundervollem Roman "Die Ladys von Somerset") konnte diese Geschichte mich nicht überzeugen. Vielleicht treffen Band 2 und 3 eher meinen Geschmack, ich würde es mir sehr wünschen.

    Der Buchtitel ist Programm!

    Nach dem Wahnsinns-Erfolg ihrer Green-Valley-Love-Romane, die mir größtenteils super gefallen hatten, war ich enorm gespannt auf Lilly Lucas' neue, ebenfalls im U.S. Bundesstaat Colorado spielende New-Adult-Buchreihe mit dem klangvollen Namen "Cherry Hill", deren Auftaktband "A Place to Love" im Mai 2022 bei Knaur Taschenbuch erschienen ist.


    Man nehme:

    … drei Schwestern, die unterschiedlicher kaum sein könnten, in harten Zeiten aber letztlich doch zusammenhalten,

    … ein Familienunternehmen, das in den roten Zahlen steckt und dringend ein kleines Wunder gebrauchen könnte,

    … eine große Liebe, die trotz abruptem Beziehungsende vor einigen Jahren auch in der Zwischenzeit nie ganz erloschen ist –

    und schon hat man die idealen Voraussetzungen für eine interessante, bestenfalls romantische Feel-Good-Story vor familiärem Hintergrund. Ebenfalls nicht fehlen darf natürlich das malerische Setting!


    Was Palisade, die idyllische, typisch amerikanische Kleinstadt samt heimeligem Flair und Community Events wie dem Peach Festival, betrifft: Yes, ich komme den McCarthy-Mädels liebend gerne bei der Pfirsichernte helfen, solange ich hin und wieder durch die traumhafte Umgebung streifen und von Lilacs gebackenen Köstlichkeiten naschen darf! Ehe ich nun zum Flughafen düse und mein Ticket nach Colorado löse, hier noch schnell ein paar Gedanken zum vorliegenden Roman.


    Juniper, Poppy, Lilac – welch wunderschöne Namen! Findet ihr nicht auch, dass sie wie Musik in den Ohren klingen? Wow! Ich entdecke oft ausgefallene Namen in Büchern; meistens wirken diese irgendwie unauthentisch, nicht in ihr Umfeld passend oder zu bemüht (im Sinne von 'Huhu, schaut mal, was für einen besonderen Namen Figur XY hat!') – doch die Autorin beweist bei der Namensgebung, dass es auch anders geht: einzigartig, hübsch UND glaubwürdig.


    Apropos hübsch: Bei der Aufmachung des Werkes ist nicht gegeizt worden mit liebevollen Details – Glanzprägung auf dem Cover, eine bezaubernde Illustration auf dem Innencover und bebilderte Kapitelanfänge! Volle Punktzahl für die Optik.


    Juniper lebt nicht den klassischen Alltag einer Mittzwanzigerin. Nach der MS-Diagnose ihrer Mutter und dem Tod ihres Vaters trägt sie die alleinige Verantwortung für die Familienfarm. Für die Liebe wäre ohnehin keine Zeit geblieben, sagt sie sich wahrscheinlich in den wenigen stillen Momenten – vielleicht schmerzt es dann etwas weniger, dass sie und Henry kein Paar mehr sind. Vor allem aber hatte sie ihn vor drei Jahren verlassen, um seinem Lebenstraum, seiner erfolgreichen Zukunft in der Destillerie seiner Familie nicht im Wege zu stehen. Nie hätte sie damit gerechnet, ihn ausgerechnet in ihrer Heimat, auf der anderen Seite des Atlantischen Ozeans, wiederzusehen - aber hier ist er: attraktiver denn je platzt er unerwartet in einen ohnehin schon eng getakteten Erntetag auf der Obstfarm und verlangt die Scheidung. Scheidung?? Ach ja, da war ja was …


    So sympathisch ich Junipers bodenständige Art fand und so sehr ich ihren Tatendrang bewunderte, ihren selbstlosen Einsatz für Cherry Hill, wo sie sich aufopferungsvoll um ihre Familie kümmert, so wenig angetan war ich von ihrer Einstellung in Sachen Beziehung bzw. von der Art und Weise, wie sie ihre Beziehung zu Henry beendet hat. Ich mag es generell nicht, wenn Menschen sich anmaßen, für andere Personen, geschweige denn für den eigenen (Ehe-)Partner, mal eben so und völlig ungefragt lebensverändernde Entscheidungen zu treffen. Im Schwabenland würde man sagen: Das hat für mich einfach ein Geschmäckle. Kein Wunder, dass es dann im Anschluss – wenn hier auch mit mehreren Jahren Verspätung – ein gewaltiges Hin und Her, unnötig gebrochene Herzen und die späte Einsicht, dass man verpasste Zeit nie zurückbekommt, gibt. Über Henrys grenzenloses Verständnis konnte ich nur staunen.


    Diese Second-Chances-Romance, die durchgehend aus Junipers Perspektive (in der Ich-Form) erzählt wird und hin und wieder Rückblicke in die Vergangenheit bietet, besticht vor allem durch den Gesamtrahmen, in welchen die an sich eher ruhige, unspektakuläre Handlung eingebettet worden ist. Für den Reihenauftakt mag das praktisch sein (- wir lernen den Ort, die Farm, die Familie McCarthy und weitere Nebenfiguren kennen -), stellt er doch die Basis für die Folgebände dar. Für die eigentliche Liebesgeschichte hingegen ist es eher suboptimal, wenn alles drum herum (Farmalltag/Location, Familiendynamik) mehr zum Träumen einlädt als die Hauptstory.


    Unabhängig davon hat der Schreibstil mir prima gefallen - atmosphärische Beschreibungen, überzeugend ausgearbeitete Figuren und lebensnahe Dialoge. Für mich war es nicht das beste Buch, das ich bisher von der Autorin gelesen habe, aber der Grundstein für die neue Erfolgsreihe ist hiermit mal gelegt. Jetzt freue ich mich auf die Geschichte von Lilac, die Anfang August erscheinen soll und bestimmt ereignisreicher verlaufen wird.


    Fazit: 3 Sterne

    Ideal für alle Fans von entspannten Liebesromanen und Small-Town-Romances, die ohne allzu viel Drama auskommen. Der Buchtitel ist Programm, Cherry Hill ist wahrlich a place to love!

    Absolutes Wohlfühlwerk!

    "Uns hat nie ein Mann das Haushaltsbüdschee zugeteilt, sondern immer wir den Kerlen das Taschengeld, so sieht das aus! Und wir haben nie geheiratet, weil wir mussten, sondern immer nur, weil wir wollten. Nicht wie diese ganzen operierten Nackedeis heutzutage, die sich einen reichen Fußballspieler angeln, weil es mit der Schule nicht so geklappt hat."


    Ich liebe, liebe, liebe die Buchreihe um die kultige Online-Omi Renate Bergmann! Bestsellerautor Torsten Rohde hat es mal wieder geschafft, mir zauberhaft humorvolle und entspannte Lesestunden zu bescheren. Ich kann nur sagen: Der Buchtitel "Man muss sich nur trauen" (erschienen bei Ullstein Taschenbuch Verlag, März 2022) ist Programm. – Genau diesen Satz möchte ich nämlich jedem zurufen, der bisher noch nicht das Vergnügen gehabt hat, einen Plausch mit Renate erleben zu dürfen.


    Ich muss gestehen, als ich damals zum ersten Mal die kunterbunten Buchcover gesehen habe, war ich zunächst SEHR skeptisch gewesen und vermutete irgendeinen seichten Klamauk dahinter. Nie im Leben hätte ich gedacht, dass sich ausgerechnet diese Bücher zu einer meiner Lieblingsreihen entpuppen würden! Ich schwanke noch hinsichtlich der Frage, was mich mehr fasziniert – meine Bewunderung dafür, dass ein Autor des Jahrgangs 1974 erzählerisch völlig selbstverständlich und absolut glaubwürdig in die Rolle einer 82-jährigen Berlinerin schlüpfen kann oder die Tatsache, dass ich mich mit Mitte 30 in vielen 'ihrer' Aussagen tatsächlich wiedererkenne. So oder so, es war mal wieder ein Genuss sondergleichen! Ich habe dauergeschmunzelt und mich königlich amüsiert, und gewisse Wortkreationen wie "Knödelmädchen"/"Knödelkinder" oder "lebensdoof" werde ich definitiv in mein alltägliches Vokabular übernehmen. Hihihi, würde die Renate jetzt kichern.


    Dieses Mal begleiten wir die vierfache Witwe (Jetzt gucken Se doch nich so! – Wollen Sie etwa andeuten… Oma Bergmann ist jedenfalls keine, die ihre Männer um die Ecke bringt, da hört sich doch alles auf! -) während sie die Hochzeit ihrer besten Freundin Getrud vorbereitet. Das Trudchen ist ebenfalls 82 Jahre alt, seit 10 Jahren verwitwet, seit Kindertagen mit Renate befreundet und, man glaubt es kaum, seit über 2 Jahren fest verbandelt mit dem Gunter Herbst. Doch irgendwie "klemmt", da noch was, die beiden bewegen sich keinen Meter in Richtung Altar und kommen nicht zu Potte. Der Spruch passt besonders gut, weil Gertrud mit Nachnamen ja - noch - Potter heißt, verstehen Se? Aber da schau her, jetzt fange ich auch schon in bester Bergmann-Manier an, Sie in ein Gespräch zu verwickeln. Herrje. Wo war ich? Genau. – Es geht nichts voran in Sachen Eheschließung.


    "Da ist was durcheinandergekommen! Es heißt: »Drum prüfe, wer sich ewig bindet« und nicht »Drum prüfe ewig, wer sich bindet«!" Zum Glück nimmt sich Oma Bergmann nun persönlich dieser zwischenmenschlichen Angelegenheit an, es gibt schließlich so viel zu beachten im Hinblick auf das organisatorische Drumherum, Sie machen sich ja kein Bild! Angefangen beim Hochzeitstermin: "Berlin kann manche Dinge eben nicht so gut. Als in der Verwaltungsschule Flughafen, Radwege und neue Personalausweise auf dem Stundenplan standen, waren wohl alle krank. Und auch im Standesamt gibt es nur Probleme. Heiraten geht nur von Montag bis Freitag, sonst müsste am Samstag je jemand arbeiten, und wo kämen wir denn da hin!"

    Besonders interessant fand ich die Erinnerungen an frühere Hochzeitsbräuche und Traditionen auf dem Land. Wir lesen zudem von Brieftauben und Pferdekutschen, dem Mammutthema Kleiderwahl, Blumenarrangements, Einladungen und Sitzordnung, Menüwahl, Fotografen und dem wohl leider unvermeidlichen Auftritt des Kinderchores von Frau Schlode (- "Die Schlode würde sich nicht abhalten lassen. Es hätte […] keinen Sinn gehabt, den Termin zu verschweigen – die Frau kriegt alles raus! Die hat ihre Spitzel in allen Behörden sitzen und kommt dann doch." -). Auch der Besuch der Hochzeitsmesse, inklusive Gertruds spontaner Tanzeinlage, ist ein Brüller!


    Jetzt könnte man meinen, bei so viel Planung könne nichts schiefgehen. Hihi, sage ich da wieder nur. "Im Grunde hatten wir nichts falsch geplant. Nur: Welcher Plan geht schon auf im richtigen Leben? Es kommt immer anders, als man denkt. Da können Se vorher grübeln und überlegen, so viel Sie wollen, wenn das Schicksal einmal falsch abbiegt, stehen Se da mit Ihrem Plan und können nur noch zugucken, wie der Schlamassel seinen Lauf nimmt."


    Am liebsten hätte ich noch ewig weitergelesen; Renate ist mit ihrer selbstreflektierten, erfrischend ehrlichen, direkten, aber niemals unhöflichen Art, ihren klugen Lebensweisheiten und ihrem Humor ein echtes Unikat und unheimlich herzlich! Sie spricht, wie ihr der Schnabel gewachsen ist, nennt die Dinge beim Namen und schreckt auch nicht vor moderner Technik wie Händi, Fäßbock und Finstergram zurück. Ich möchte mich nie von ihr verabschieden, jedes Bergmann-Buch ist für mich wahrer Balsam für die Seele – nachdem ich die letzte Seite umgeblättert habe, fühle ich mich stets, als hätte ich gerade einen netten Nachmittag mit Kaffee und Kuchen bei meiner Lieblingsnachbarin hinter mir, und hoffe gleichzeitig, dass es nicht allzu lange dauern wird, bis der nächste Band erscheint.


    Fazit: 5 begeisterte Sterne. Na los, trauen Se sich und schnappen sich dieses herrliche Büchlein!

    Verlag: Ravensburger Verlag

    Erscheinungsdatum: März 2022

    Seitenanzahl: 480 Seiten



    Über die Autorin:

    Anna Savas wurde 1993 geboren und kann sich ein Leben ohne Bücher nicht vorstellen. Seit ihrer Kindheit ist Schreiben für sie wie Atmen, und, weil Ideen oftmals aus dem Nichts kommen, hat sie immer ein Notizbuch dabei. Die Autorin freut sich immer, von ihren Leser*innen auf Instagram zu hören (@annasavass).


    Meine Meinung:

    *** Spannend, aber nicht so catchy wie erhofft ***


    Puh, ich muss sagen…ich bin ernüchtert. Der Klappentext klang so vielversprechend. Das Cover gefiel mir so gut. Das gesamte Konzept erinnerte mich enorm an Stefanie Hasses Matching-Night-Dilogie, die zu meinen absoluten Highlights zählt. Wahrscheinlich hatte ich unterbewusst gehofft, dass ich mit Anna Savas' Dark-Academia-Romantasy-Reihe ein ähnlich berauschend positives Leseerlebnis haben würde – und gemäß dem Motto 'be careful what you wish for' bekam ich genau das: eine Geschichte, die sich wie eine Kopie von "Matching Night" anfühlte, mich jedoch unterm Strich weniger packen konnte. Damit meine ich nicht, dass bei jeder Romantasy-Story, überhaupt bei jeder Story, das Rad neu erfunden werden müsste. Aber wenn schon eine ähnliche Geschichte, dann bitte in 100%ig überzeugender Ausarbeitung, sodass sie zumindest ein wenig eigene Substanz, einen eigenen Charakter hat. Nun könnte man sagen: "Moment, im vorliegenden Werk gibt es schließlich Magie und in Matching Night nicht, ha!" Das ist natürlich richtig und ein bedeutender Unterschied. Dennoch ging dieser Punkt für mich im Gesamtkonzept einfach ziemlich unter. Hauptsächlich geht es um ein "Spiel" der Studentenvereinigungen Diamonds, Hearts, Cross und Spades – und das Wort setze ich in Anführungszeichen, weil besagtes Spiel ziemlich sadistisch, um nicht zu sagen gestört ist. Klar sollen die Figuren einen persönlichen Einsatz bringen, klar sollen sie an ihr Limit gehen, allerdings sollte das Ganze insgesamt im Bereich fun to read bleiben, und in meinen Augen war es das nicht immer. Viele Aktionen und Verhaltensweisen wirkten erzwungen und teilweise undurchdacht bzw. widersprüchlich auf mich.


    Vom Setting war ich leider enttäuscht. Das war meines Erachtens das größte Minus des Buches. Was mir fehlte? Das Uni-Flair. Offiziell befinden wir uns auf dem Campus der Oxford University. Gespürt habe ich davon nichts. Weder an kulturellen Eigenheiten (Bräuche, Musik, Sprache, Essen, etc.) noch an landschaftlichen Beschreibungen der Umgebung. Anfangs gab es einen Vermerk zum Wetter, aber das war es auch schon. Wird nebenbei auch ein wenig studiert? Eventuell, allerdings dreht sich alles nur um die von den Novizen zu bewältigenden Aufgaben und um die unerklärliche Magie – von der man am Ende des Bandes noch immer nicht weiß, wie sie überhaupt zustande kommt. Zumindest ein paar Antworten auf die vielen offenen Fragen wären schön gewesen. Vielleicht wird dies im 2. Band näher erklärt, ansonsten bliebe dieses Story-Element nur oberflächlich angekratzt.


    Mit Finley und Harper, aus deren beider Perspektive erzählt wird (wobei der Schwerpunkt auf Harpers Sichtweise liegt), sowie mit der Nebenfigur Lexie hat die Autorin sympathische Charaktere geschaffen, mit denen man mitfiebert und denen man die Daumen drückt, dass sie heil aus der ganzen Misere rauskommen, die sie sich mit dem Beitritt zu den mysteriösen Vier Farben eingebrockt haben. Der Romance-Aspekt blieb eher im Hintergrund. So richtig wollte sich bei mir kein Herzklopfen für die Hauptprotagonisten einstellen, die sich einst in einer Pflegefamilie kennen- und lieben gelernt hatten, ehe Finley aus Harpers Leben verschwunden war und ihr das Herz gebrochen hatte. Hier interessierten mich eher ihre Einzelschicksale. Was ist mit Finleys bestem Freund Dorian geschehen, warum hatte er sterben müssen? Wer sind Harpers leibliche Eltern?


    Am sonstigen Schreibstil von Anna Savas gibt es nichts zu rütteln, sie erzählt emotionsgeladen, flott und modern, und setzt gekonnt Kapitelübergänge, sodass die Spannung immer weiter gesteigert wird und man das Buch nicht aus der Hand legen kann. Hier und da ein paar Informations-Bröckchen, dort ein paar Überraschungsmomente, super! Vom fiesen Cliffhanger, der mir ein böses Kopfkino beschert hat, fange ich gar nicht erst an. Dieses Ende kam echt abrupt – unabhängig von den Punkten, die mir weniger gefallen haben, muss ich Band 2 lesen, weil ich ansonsten wohl vor lauter Neugier platzen würde.


    Fazit: Minimal (durch Hinzufügen von Magie) abgewandelte Version von einer anderen College-Dilogie, nur deutlich weniger atmosphärisch, aber trotzdem spannend und mit sympathischen Hauptfiguren.


    ASIN/ISBN: 3473586188