Philip K. Dick - Das Orakel vom Berge (The Man in the High Castle)
Inhalt:
Es ist 1962 in San Francisco. Deutschland und Japan haben den zweiten Weltkrieg gewonnen. Die USA sind zweigeteilt, der Osten wird von Berlin, der Westen von Tokio aus regiert. Nur in den Rocky Mountains findet man noch einen schmalen Streifen neutrale Zone. Ein verbotenes Buch "Die Plage der Heuschrecke" zeigt die Möglichkeit einer anderen, freien Welt, doch welche Wirklichkeit ist nur im Buch abgebildet und welche ist real?
Meine Meinung:
Ich habe mich am Anfang etwas schwer getan mit dem Buch, denn es gibt keine eindeutige Hauptperson oder eine Haupthandlung. Die Erlebnisse mehrerer Personen werden parallel und gleichberechtigt über das ganze Buch hinweg erzählt, und erst als ich das für mich akzeptiert hatte, konnte ich mich wirklich auf die Geschichte einlassen.
Die Welt, in der die Nazis eine Großmacht bilden, ist natürlich schwer zu ertragen. Der Autor ist sehr im Rahmen des Möglichen geblieben, die Beschreibungen der Weltpolitik unter diesen Voraussetzungen sind keinesfalls abwegig. Es hätte zu so einer Welt kommen können. Das Buch wurde 1962 geschrieben und manche Dinge (insbesondere technische Gegebenheiten) muten heute etwas anachronistisch an, aber das störte mich nie.
Gott sei Dank war ich mit dem "Buch der Wandlungen" bzw. dem "I Ging", das hier eine große Rolle spielt, gut vertraut. Ich habe in den 90er-Jahren selbst damit orakelt, es allerdings auch schnell wieder aufgegeben. Hier wird es sehr oft zu Rate gezogen und ich habe mich teilweise wieder amüsiert über die nebulösen Vorhersagen, die sich daraus ergeben haben. Wenn man gar nicht weiß, was das "I Ging" ist, könnte man mit dem Buch Schwierigkeiten haben, aber Google kann hier schnell helfen.
Spannend ist das Buch wenig. Es gibt viele und lange innere Monologe und philosophische Gedankengänge, die ich aber sehr gerne gelesen habe. Ich habe dabei viel über das Innenleben, die Zweifel und die Motive der Personen erfahren und das hat mich an dem Buch festhalten lassen.
Über das Ende hätte ich gerne mit jemandem diskutiert - schade, dass niemand dafür greifbar war.
Das ist kein einfaches Buch, aber es lohnt sich zu lesen.
P. S.: Ich glaube nicht, dass das Buch und die Serie "The Man in the High Castle" außer dem Setting viel miteinander zu tun haben.