Beiträge von Sonnenschein12

    ASIN/ISBN: 3948100373


    Von Amazon übernommen:

    »... eine bemerkenswerte Lektüre, die die Ebenen des Guten und Bösen im Menschen auslotet.« Historical Novel Society

    »... gut geschrieben mit komplexen Charakteren. Die historische Genauigkeit ist eines der Dinge, die in diesem Buch hervorstechen.« InD'Tale Magazine

    Eine zufällige Begegnung zwischen einer mittellosen, jungen Frau auf der Suche nach ihrem verschwundenen Bruder und einem Hobo, der ein schmerzhaftes Geheimnis mit sich herumträgt, führt beide auf eine Reise in das glamouröse, aber kriminelle Chicago der 1920er-Jahre, wo Prostitution, Alkoholschmuggel und Korruption vorherrschen. Durch das Schicksal getrennt und dank des Zufalls wieder zusammengeführt, ist ENDLOS IST DIE NACHT eine unvergessliche Geschichte über Mut und Durchhaltevermögen, eine Hommage an den Triumph der Hoffnung und der Liebe trotz aller Widrigkeiten.

    Cincinnati, USA, 1924: Als die achtzehnjährige Samantha Bruno ihre Mutter bei einem tragischen Unfall verliert, beschließt sie, nach ihrem Bruder Angelo zu suchen, der sieben Monate zuvor auf einer Reise nach Chicago verschwunden ist. Auf der Flucht vor Straßenräubern trifft sie auf Paul, einen mysteriösen Hobo. Gemeinsam begeben sie sich auf den beschwerlichen Weg nach Chicago, wo Al Capone ein Imperium aufbaut.

    Gerade als sich ihre Freundschaft zu mehr entwickelt, werden Sam und Paul bei einer Razzia getrennt. Sam landet in einem Bordell, während Paul vor den Richter kommt. Ohne Geld, gefangen und entschlossen, ihrem ekligen Dasein zu entkommen, erkennt Sam, dass sie auf sich allein gestellt ist. Nicht nur, um sich zu befreien und unter den drei Millionen Einwohnern Chicagos nach ihrem Bruder zu suchen, sondern auch, um das Unmögliche zu schaffen – Paul zu finden.

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    Reise in eine dunkle Zeit der USA...


    Nach „Erzwungene Wege“ und „Ewig währt der Sturm“ (zwei historische Romane aus der Zeit des Nationalsozialismus, bzw. Flucht aus Ostpreußen) hat mich Annette Oppenlander in die USA mitgenommen, in die Zeit der Prohibition. Sehr von Vorteil war bei der fundierten Recherche sicherlich, dass die Autorin selbst über 30 Jahre in den USA gelebt hat.

    Klar, ich wusste, dass es die Prohibition gab (aber mehr oder weniger nur mit der „Erfindung“ von Cocktails in Verbindung gebracht), aber dass sie tatsächlich über so einen langen Zeitraum (1920 – 1933) bestand, war mir neu. Und mir war auch nicht der wirtschaftliche Aspekt dieses Gesetzes deutlich, z.B. die Verelendung ganzer Stadtteile – denn damit beginnt das Buch:

    Cincinnati, 1924: „Vor siebzig Jahren hatten hauptsächlich deutsche Einwanderer (…) die Gegend überschwemmt und das Geheimnis der Herstellung von erstklassigem Bier mitgebracht. (…) Zu Beginn des 20. Jahrhunderts hatten sich mehr als 40.000 Menschen in die Stadt gedrängt, die auf die eine oder andere Weise in den Dutzenden von Brauereien, in der Herstellung von Fässern und anderen Anlagen sowie in den Bars, Restaurants und Läden beschäftigt gewesen waren, um alle zu versorgen.“ (S.4) „(…) später war die Prohibition gefolgt. Und Over-the-Rhine war zu einer Geisterstadt geworden.“ (S.5)

    Dort lebt die 18-jährige Samantha (Sam), ihr Vater ist im 1. Weltkrieg gefallen, der Bruder Angelo ist aus der finanziellen Not heraus in den Alkoholschmuggel eingestiegen und bei einer „Dienstreise“ nach Chicago verschollen. Die Mutter und Sam verdienen als Wäscherinnen einen Hungerlohn, deren Auszahlung von ihren reichen Auftraggebern (allesamt Profiteure der Prohibition) immer wieder verzögert wird... Dann kommt Sams Mutter bei einem Unfall ums Leben, Sam hat keinen Penny, der Vermieter möchte, dass sie „nett“ zu ihm ist... so kommt Sam auf die äußerst naive Idee, ihren Bruder in Chicago zu suchen... Eigentlich hätte die Reise schon am Bahnhof von Cincinnati enden können, wenn Sam nicht von Paul gerettet worden wäre. Paul reist seit sieben Jahren als Hobo durch die USA (auch von Hobos hatte ich bisher nur am Rand gehört, ich habe viel über ihr schwieriges Leben erfahren). Sam und Paul fahren einige Zeit gemeinsam als Hobos, wobei sich Sam als Mann verkleiden muss - und ja, sie verlieben sich... letztendlich kommen sie nach Chicago, werden aber bald getrennt: Paul landet im Gefängnis, Sam in einem Bordell. Und weiter wird die Geschichte an dieser Stelle nicht erzählt...

    Die Autorin lässt uns aus den jeweiligen unterschiedlichen Perspektiven von Sam und Paul an deren Leben teilhaben, sie haben beide getrennte Stränge (diese Erzählform kannte ich bereits von Frau Oppenlander), ich finde es sehr geschickt, dadurch war mein Blick sehr fokussiert auf den jeweiligen Protagonisten. Wir nehmen Anteil, haben Mitgefühl, erleben Sams Wut und Pauls Hilflosigkeit, Hoffen und Bangen mit Sam – durch den lebhaften Schreibstil der Autorin meinte ich manchmal sogar, (unangenehme) Gerüche wahrzunehmen...

    Die Geschichte hat mich in ihren Bann gezogen, an manchen Stellen war es richtig schwer, das Buch aus der Hand zu legen. Ich schätze Bücher, in denen die Autoren geschichtliche Ereignisse mit ihren Personen verknüpfen / verbinden, es wird mir dadurch präsenter als beim Lesen „nackter Fakten“ - und dies Buch gehört zu denen, bei dem es sehr gut gelungen ist.

    Alles in allem: mal wieder ein hervorragendes Buch von Annette Oppenlander, dass ich sehr gern weiterempfehle!



    Ganz herzlichen Glückwunsch zur "Profi-Karriere" als Autor! Ich finde Deinen Mut bewundernswert auf dem heftig umkämpften Terrain als Autor einen Fuß auf den Boden zu bekommen, aber offensichtlich ist es Dir mit Bravour gelungen! Chapeau!

    Ich kenne von Dir nur die Kira-Lund- Krimis, aber sie haben mir so gut gefallen, dass ich für Deine Lesung im Oktober (?) in Hamburg schon zwei weitere Teilnehmer*innen gefunden habe...

    Also eine kleine Feier im Hause Neumann ist dem Ereignis durchaus angemessen - viel Spaß!

    Guilhem ist William der Eroberer.

    Das war für mich ein wichtiger Hinweis, denn ich dachte so vor mich hin: Guilhem wer?

    Eigentlich sollte ich in Gedenken an meine Tante Inge das Buch mitlesen, sie hat Ahnenforschung betrieben und gesagt, unsere Vorfahren könnte man auf einer bestimmten Linie bis zur Schlacht bei Hastings zurückverfolgen... Na, ich denke mal darüber nach...

    „Pack' die Badehose ein...“


    …nein, an den Wannsee fahren wir mit Julie Heiland in ihrem Roman „Die Freundinnen vom Strandbad – Wellen des Schicksals“ nicht, sondern an den Müggelsee. Der Titel des ersten Bandes der Müggelsee-Saga ist gut gewählt, denn das Strandbad ist der Dreh- und Angelpunkt der drei Freundinnen Clara, Martha und Betty.

    Wir lernen sie 1956 als 13-jährige kennen, sie leben in Ostberlin. Wir begleiten sie bis 1961, bis kurz nach dem Mauerbau. Die drei Mädchen kommen aus vollkommen unterschiedlichen Elternhäusern und dementsprechend verschieden sind ihre Hoffnungen, Ziele, Träume und auch ihre Lebensauffassungen. Martha stammt aus einem streng regimetreuen Elternhaus, Claras Vater ist eigentlich Pastor, darf aber den Beruf nicht mehr ausüben und verdient nun seinen Lebensunterhalt als Straßenbahnfahrer in Nachtschicht und Bettys Vater betreibt eben das Strandbad, Bettys größter Wunsch ist es, Schauspielerin zu werden.... Und trotzdem (oder gerade deshalb) werden sie „ziemlich beste Freundinnen“ und gehen gemeinsam durch die nächsten Jahre.

    Wir erleben den Alltag mit allen Höhen und Tiefen, sorgen uns um Schulprobleme, zittern bei Wissenswettbewerben mit, regen uns über Ungerechtigkeiten auf, nehmen teil am ersten Kuss, der ersten Liebe – bis hin zu einer wirklich sehr gelungenen Beschreibung der Ereignisse um dem 13. August 1961 (Tag des Mauerbaus).

    Der Schreibstil der Autorin ist durchgängig flüssig und angenehm, mit gewissen Spannungselementen (ich war manchmal so vertieft, dass ich die Zeit vergessen habe), sie hüpft gewissermaßen mit leichter Feder zwischen den drei Protagonistinnen hin und her, da wir deren Gedanken, Ängste, Freuden immer in einzelnen Kapiteln aus deren jeweiliger Perspektive erfahren. Die unterschiedlichen Charaktere der einzelnen Personen sind gut herausgearbeitet.

    Aber die Autorin kann sich steigern: die Beschreibung der Szenen auf dem Berliner Ostbahnhof am Morgen des 13. August 1961 sind eindrucksvoll und berührend beschrieben, so dass ich zwischendurch das Gefühl hatte, selbst auf dem Bahnsteig zu stehen – und keinen Zug fahren zu sehen... Natürlich kennen wir die historischen Ereignisse, aber es ist schon etwas anderes, die Sorgen und Nöte (aber teilweise auch Genugtuung) zu „spüren“...

    Es wurde auch durchgängig deutlich, dass die Autorin über diese frühen Jahre der DDR intensiv recherchiert hat – ich bin zwar nicht in der DDR aufgewachsen, aber die Geschwister meiner Eltern lebten dort, so dass ich vieles entweder in frühen Kindertagen selbst erlebt oder aus Berichten kannte.

    Aber bei allem Lob für die Autorin muss ich leider bemerken, dass anscheinend das Lektorat nicht sorgfältig gearbeitet hat: es waren einige „Patzer“ enthalten, z.B. dass einmal eine Biografie mit den beschriebenen Daten absolut nicht übereinstimmen konnte, dies nur als „Spitze des Eisberges“... So etwas stört den Lesefluss leider erheblich, da ich als Leserin lange gegrübelt habe, wie die Daten doch evtl. in Einklang zu bringen wären... wirklich schade für dieses Buch!

    Es ist ein leichter, locker-flockiger Sommerroman, der die Stimmung sehr gut einfängt – aber wir erfahren quasi „nebenbei“ sehr viel über den damaligen Zeitgeist, über eine Zeit, über die es m: E. noch nicht so sehr viele Bücher gibt.

    Also klar eine Leseempfehlung, aber versehen mit einem kleinen Warnhinweis über einige Ungenauigkeiten, die hoffentlich in der zweiten Auflage verbessert werden!