Beiträge von Sonnenschein12

    Ich habe übrigens am 13. April die Prüfung problemlos bestanden und bin gerade aus meinem Osterurlaub zurück.

    Ganz herzlichen Glückwunsch (aber - ehrlich gesagt: ich habe nichts anderes erwartet *grins* !), vielleicht hat Dir ja auch unser Daumendrücken geholfen? Und hoffentlich konntest Du Dich im Osterurlaub gut erholen und neue Ideen und Inspirationen sammeln - Du weißt ja: wir lechzen immer nach neuen Romanen von Dir!

    1923 - ein „normales“ Jahr in Deutschland? Und was denkt man in 99 Jahren über 2022?


    Christian Bommarius hat sein Buch „Im Rausch des Aufruhrs – Deutschland 1923“ genannt, der Titel gefällt mir (genau wie das Cover!) und ist gut gewählt: Deutschland war in (fast) allen Bereichen im Aufruhr: die Hyperinflation, Besetzung des Ruhrgebiets, vollkommen gegensätzliche politische Ansätze, unterschiedliche militärische Ziele, mittendrin eine schwach agierende Regierung – um hier nur eine kleine Auswahl der Missstände zu nennen...Auch kulturell war häufig einiges „im Rausch des Aufruhrs“ (wobei Rausch hier manchmal wörtlich zu nehmen ist) und alles prallt mit der deutschen Gründlichkeit immer wieder aufeinander...

    Ganz einfach ist aber der Einstieg in das Buch nicht: der Autor verlangt uns Leser*innen jede Menge an Konzentration ab, aber erst mal „eingelesen“ wird es etwas einfacher - aber vielleicht wären einige Namen / Ereignisse weniger im wahrsten Sinne des Wortes „mehr“ gewesen, aber das ist Jammern auf hohem Niveau...

    Denn mir hat das Buch gut gefallen, ich fand es ausgesprochen interessant und faszinierend, wobei ich den Vorteil hatte, dass ich sehr gern historische Romane und Kriminalromane aus dieser Zeit lese / gelesen habe, deren Autor*innen anscheinend auch sehr gründlich recherchiert haben (z.B. Melanie Metzenthin, Susanne Goga, Thomas Ziebula, Alex Beer, Gregor Müller und ganz viele mehr...), denn vieles, was sie „nebenbei“ beschrieben haben, wird bei Christian Bommarius als knallharte Fakten genannt!

    Der Autor bietet uns ein wahres Kaleidoskop der Ereignisse: den jeweiligen Monaten stellt er zwei Fotos voran (sozusagen die „Fotos des Monats“) und fasst auf einer Seite die allerwichtigsten Ereignisse zusammen, dabei macht er keinen Unterschied, ob politischer oder kultureller Natur, auch die Rubrik „Klatsch und Tratsch“ und Mode findet durchaus Erwähnung. Diese Zusammenfassung endet immer mit dem aktuellen Brotpreis: (Januar: 250 Mark, Juli; 3.465 Mark, Dezember:399 000 000 000 Mark).

    Hyperinflation und Besetzung des Ruhrgebiets und „Rangeleien“ in der Regierung ziehen sich wie ein roter Faden durch das Jahr, aber mir war z.B. nicht bekannt, wie stark der Antisemitismus bereits 1923 in „deutschen Köpfen“ verankert war und dem Rechtsextremismus (und damit nicht nur Adolf Hitler) schon „Tür und Tor“ geöffnet waren... Einige Menschen habe es erkannt, andere (wollten oder konnten es) nicht: z.B. erklärt Egon Erwin Kisch seinen ratlosen Leser*innen: „Die schwarze Reichswehr gibt es nicht, aber es gibt sie eigentlich doch, nämlich illegal, aber doch wiederum legal, denn Reichskanzler Cuno hat sie zur Organisation des Ruhrwiderstandes gegründet, und weil man sie jetzt abbauen will, sind sie national und antirepublikanisch und haben sich mit jungen Zivilisten verstärkt, um die Reichswehr zu entwaffnen und der Republik zu zeigen, dass die monarchistischen Zivilisten die besseren Soldaten sind, weshalb die Republik den antirepublikanischen Soldaten weiter den Sold bezahlen soll.“ (S. 218) Verstanden? Ich nicht – aber so ging es wahrscheinlich vielen Bürgern der damaligen Zeit... Hitler ist da - wie Bommarius schreibt: „gedanklich übersichtlicher“: „Juden können wir nur dulden, wenn sie uns als Gäste nicht schaden würden. Sie schaden aber, und deshalb können wir sie nicht dulden.“ (S. 101) Aber Christian Bommarius vergisst auch uns Frauen (und unsere Bedürfnisse) nicht. „In Wien und Berlin trägt die Dame in diesem Frühjahr Altägyptisch.“ (S. 87)

    Für mich hat dieses Buch eine Art Grundlagencharakter, denn es folgt noch ein ausführliches Kapitel „Was weiter geschah“ (auch sehr lesenswert) und ein Anhang mit Anmerkungen. Bei zukünftigen Büchern werde ich erst mal bei Christian Bommarius nachschlagen...

    Aus diesem Grund kann ich dieses Buch mit guten Gewissen (und meinen kleinen Einschränkungen) unbedingt weiterempfehlen und danke dem Autor für seine wahrhaft mühevollen, intensiven und sicher zeitraubenden Recherchen!

    Die Inflation erreicht Gut Mohlenberg....


    Ich bekenne es von vornherein: ich bin ein großer Fan von Melanie Metzenthin, mich hat bisher keines ihrer Bücher enttäuscht! Natürlich habe ich meine „Lieblinge“ („Hafenschwester 3“ und „Im Lautlosen“) aber auch die vorliegende Mohlenberg-Reihe gefällt mir ausgesprochen gut.

    „Mehr als die Finsternis“ ist nach „Mehr als die Erinnerung“ der 2. Band der Reihe, es sind weitere Fortsetzungen „in Arbeit“ - aber man kann sie auch gut getrennt voneinander lesen. Gut Mohlenberg ist eine kleine private Einrichtung für psychisch kranke Menschen in der Lüneburger Heide. Es ist das Jahr 1923, die Hyperinflation treibt auf ihren Höhepunkt zu. Obwohl sich das Gut zum größten Teil selbst versorgen kann, spüren Friederike von Aaalen, ihr Vater und die anderen Mitarbeiter den Verfall des Geldes („Allein ein Pfund Butter schlug mit fünfzigtausend Mark zu Buche, doppelt so viel wie noch vor einer Woche.“ S. 8/9). Dr. Meinhard (Friederikes Vater) hat sich als Psychoanalytiker auf die „Behandlung junger Damen aus besseren Kreisen spezialisiert, denen fernab von ihrem Wohnort geholfen werden sollte, um Gerede zu vermeiden ." (S. 9) – und dafür sind die Familien nur zu gern bereit, Geld zu zahlen...

    Als Friederike vom Polizeiarzt Dr. Schröder gebeten wird, sich um eine traumatisierte, junge Schwangere zu kümmern, muss sie (berechtigterweise) erst die Kostenübernahme klären, Dr. Schröder sagt zu, dass sich die Staatskasse darum kümmern würde, da sie eine wichtige Zeugin in einem ungeklärten Todesfall sei. Die zweite Patientin ist die 17-jährige Luise aus Hannover, sie reist mit ihrer Gouvernante, Fräulein Wermut, an...

    Da sich die weitere Handlung als eine gelungene Mischung zwischen einem Sittengemälde der damaligen Zeit mit kriminalistischen Aspekten / Einschüben entwickelt, werde ich hier nichts über den weiteren Verlauf verraten!

    Man merkt, dass die Autorin Fachärztin für Psychiatrie und Psychotherapie ist, psychiatrische Begriffe werden locker im Text verwendet und uns Leser*innen quasi „nebenbei“ erklärt. Aber viel interessanter und faszinierender ist für mich immer, wie bildhaft die Autorin die Zeit, die Umgebung, die handelnden Menschen, die politischen Verhältnisse usw. beschreibt, gewissermaßen „zeichnet“, deshalb trifft das oben genutzte Wort vom „Gemälde“ eigentlich perfekt, man fühlt sich schnell als Teil davon.

    Die Protagonisten sind sehr sympathisch, hier in diesem Buch entpuppte sich allerdings Fräulein Wermut als eine ganz große Überraschung, anfangs empfand ich sie sehr mit Vorurteilen belastet, sie entwickelte sich aber schnell zu einer bemerkens- und liebenswerten Person, über die ich gern noch mehr erfahren würde.

    Zum Nachdenken hat mich ein Dialog zwischen Friederike und Fräulein Wermut gebracht: „...Das hat aber nichts mit Verachtung zu tun. Eher mit Mitleid.“ „Ist Mitleid nicht die kleine Schwester von Verachtung?“ fragt Friederike und führt weiter aus: „Man hat Mitleid mit Menschen oder Tieren, die unter einem stehen. Gleichrangigen zeigt man Mitgefühl.“ (S. 137) Ich hatte bisher noch nicht über diesen Unterschied nachgedacht, aber die Definition der Worte „Mitleid“ und „Mitgefühl“ fand ich nachvollziehbar und habe dadurch auch meine eigene Einstellung geändert.

    Zusammenfassend: es war mal wieder ein schönes Leseerlebnis, auf das Gut Mohlenberg zu reisen, für das ich gern eine Leseempfehlung ausspreche – und ich freue mich auf sehr auf die weiteren Bände!

    Insgesamt hat mir das Buch gut gefallen, der 1. Teil vielleicht ein wenig besser.

    Ehrlich gesagt, an dieser Frage "knabbere" ich noch immer herum (auch einer der Gründe, warum ich noch keine Rezi geschrieben habe, ich möchte mein Gefühl dafür klar haben...), mich haben beide Bücher auf unterschiedlicher Art und unterschiedlichen Ebenen angesprochen, mein Gefühl schwankt fast täglich

    Aber das in einer Rezi herausarbeiten? Puh, ich glaube, da fehlen mir die Worte...

    Ich kenne noch keins von diesen Büchern und werde sie mir später in Ruhe anschauen.

    Ich hoffe, Du findest mindestens eines, was Dich interessieren könnte... Ich habe auch schon gemerkt, dass sie so überhaupt nicht Deinen üblichen Bücher-Lesegewohnheiten entsprechen...

    "Unorthodox" und "Was man von hier aus sehen kann" findest Du bestimmt in jeder Bücherei, dort hatte ich sie mir auch zuerst ausgeliehen und mir erst später gekauft, als ich merkte, dass ich sie selbst haben musste.... "Im Lautlosen" gab es letztens gerade bei Thalia (?) als E-book im Angebot, sonst kann ich es Dir auch leihen...

    Sonnenschein12 Viel Spaß beim Lesen! Berlin Monster ist nicht nur Fantasy, sondern auch Krimi/Thriller. Vielleicht macht es das ja einfacher. Und Sholomance ist alles andere als ein klebrig-süßes romantisches Jugendbuch

    Ich werde einfach mal mein Glück versuchen...

    Aber vielleicht verrätst Du mir anschließend (wenn ich sie gelesen habe - oder zumindest mein Glück versucht habe...), warum Du diese Bücher ausgewählt hast - ich habe länger überlegt, ob ich Dich gleich danach fragen sollte, aber ich glaube inzwischen, dass es hinterher klüger ist...

    Breumel :

    "Berlin Monster" habe ich mir eben in der Onleihe vorbestellt, kommt irgendwie um den 20.4., "Scholomance" hatten sie ebenfalls, ist allerdings erst am 13.6. verfügbar (aber manchmal geht es ja auch früher, wenn jemand es nicht abruft), "Harvestine" hatten sie nicht.... aber ich bin ja erstmal mit den beiden Bücher schon mal ganz gut versorgt...

    Hati : Vielen herzlichen Dank für Deine Mühe - und sogar heute schon mit der Auslosung... Sooo schnell hatte ich noch gar nicht damit gerechnet!!!


    Das Konzept: "Mal über den Tellerrand" schauen und "andere Genre" kennenlernen ist bei mir vollkommen aufgegangen: ich glaube, meine Fantasy-Bücher kann ich gut an einer Hand abzählen (zählen "Die Nebel von Avalon" , bzw. die Darkover- Reihe von Marion Zimmer Bradley auch dazu? Dann sind es doch etwas mehr) und "Romance/ Jugendbücher" (Die Silber-Reihe von Kerstin Gier gehört dazu?) habe ich auch nur selten gelesen... Na, ich werde mal sehen, was meine Bücherhalle so zu bieten hat - auf jeden Fall bin ich sehr neugierig....

    Ich muss meine beiden laufenden Bücher beenden, dann werde ich mich mal um meine neuen "Schätzchen" kümmern...

    Vielen Dank an Breumel für ihre Auswahl - wir lesen uns!

    Daher würde ich - zwar sehr spät - die Threads nachlesen und meine Gedanken dazu schreiben.

    Ja, mach' das - ich schaue bestimmt ab und zu noch mal rein... Obwohl ich aus Erfahrung weiß, dass es immer ganz schwer ist ist, darauf zu antworten, einfach aus Sorge, dass man doch versehentlich spoilert, weil man nicht so parat hat, was in welchem Abschnitt passiert!

    Weiterhin gute Besserung und ich wünsche Dir, dass es nun "aufwärts" geht!!!