Beiträge von Humpenflug

    Hardcover, 195 Seiten zahlreiche, meist farbige Abbildungen und Reproduktionen.


    Autoren:
    Dirk Held ist Dipl.-Psych., Unternehmensberater
    Dr. Christian Scheier, Neuropsychologe, Unternehmensberater


    Buch:
    80 Mrd. Euronen jährlich werden in Deutschland für Werbung/Kommunikationsmaßnahmen ausgegeben.
    Aber man weiß eigentlich nicht so recht, ob und wie sie wirkt.


    Die Neuromarketingleute (die meisten mit einem tollen Wochendkurs zur Weißheit gelangt) meinen zu wissen, wie das Hirn tickt
    Mit zahlreichen paradigmatischen Untersuchungen belegen die Autoren sehr anschaulich, wie das Hirn funzt und manipulierbar ist (oder auch nicht).
    Als in den 70ern die Syntologen und Neurolinguisten das Paradigma entfachten, mit möglichst verschachteltem und kompliziertem Geschwätz könne man die Welt aus den Angeln heben (Generationen von Marketingleuten wurden durch "Kommunikationsseminare" gejagt), war die Neuro-Welle zunächst mal losgetreten - obwohl uns das meiste aus der Verhaltensbiologie von Konrad Lorenz irgendwie vage bekannt vorkommen mag (Biounterricht in der Unterstufe).


    Wie dem auch sei.
    Mittlerweile wurden HIRNSCANNER erfunden, also die Möglichkeit dem Kerl durch die Hirnschale zu lugen, während er so vor sich hin denkelt. (Oberflächentemperaturunterschiede am Hirn zeigen Aktivität auf)


    Forschungsparadigma:
    Kerln inne Röhre schieben, 35° einstellen, langsam wenden, während man zugleich die Hirnströme per Wärmebild nachverfolgt.


    Und das ist durchaus spannend! Tolle Sache. Wirklich.


    Natürlich wird auch getestet: Wie reagiert das Hirn auf ein Rabattschild (z.B.)?
    Und freilich: Wumm, alle Schalter auf "off" (im Hirn gehen die Lampen auf Sparflamme, es wiegt sich in Sicherheit, Kritik wird abgeschaltet) und ZACK kaufst du jeden Plunder, obwohl bei einfachstem Nachrechnen klar sein müsste: Hier wirste anjeschissen! Aber so sind sie halt, unsere Versuchsstudenten ...
    Ebenso bei bekannten Marken: Das Hirn schaltet einen Gang zurück, vermutet es sich doch im sicheren Gewässer, im Bereich von geprüften und heiligen Gewissheiten ....


    Werbung ist eine wirklich spannende Geschichte und ihre Wirkung noch lange nicht endgültig erforscht, DENN: Das würde ja Geld kosten .... (bitte mal oben den ersten Satz anschauen!).
    Ein tolles Buch. Doch.

    Wikipedia-Information
    Der SPIEGEL nimmt Partei.
    Die ZEIT gibt auch den Grünen das Wort.


    Mich dünkt die Diskussion über einen neuen Bahnhof am Rande des Universums ein wenig überdreht: Tatsächlich demonstrieren Woche für Woche zigtausende in der beschaulichen Schwabenmetropole (nennen das "Montagsdemonstrationen"!) und die 286 Bäume am Biergarten nebenan werden behockt von angeketteten Weltrettern (jetzt geräumt).


    Atomares Endlager? Die Stimmung schlägt danach aus! Ohne Witz. :fetch


    Fakt ist: Mit mehreren Milliarden (Planung: 2,9) Investitionsvolumen aus verschiedenen Töpfen soll ein unterirdischer, moderner Bahnhof und einige hundert km Gleiskörper entstehen. An sich müsste das ja leiser, sauberer, besser, neuer sein.


    Satt ein Quadratkilometer Gleise würde verschwinden, bebaut und begrünt werden (mit etwas mehr Bäumen, als man jetzt fällen würde).


    Allerdings, sagen fiese, bösartige, missmutige Zeitgenossen (z.B. ich), würden dann neue Grundstücke auf die Immo-Preise im Zentrum und auf den Nobellagen drücken (denn wo kein Bahnkrach, da Baugrund interessanter).
    Da heult der am Rande der Armut vegetierende Hausbesitzer in der 1a-Lage: Statt 100.000 Miete gibts dann nur noch 90.000 oder weniger. Euro. Pro Monat. Okay, 100m², den Telefonshop, kannst auch schon für 8.000 im Monat mieten - aber auch hier droht dem Inhaber eventuell ein Tausender Verlust ...
    (Okay, vielleicht zu hoch gegriffen, aber nicht viel: die Kaufhäuser latzten 1990 in Pforzheim für 400m² - größere Boutique- in 1a-Lage 22.000 DM, und Pforzheim (Wohnort von Mappus) ist wirklich ein kleineres Großstädtchen - )


    Dafür gehen die Werte der Arbeiterwohnungen direkt an der alten Bahnlinie hoch: "Scheißele, Herr Eisele!"(Spruch aus der "Pferdle und Äffle-Serie" SWR) - vor ein paar Jahren für peanuts verjodelt, werden das Superwohnlagen.


    Gut, kann aber auch sein, die Bäume sind unersetzlich und es hausen zwischen den Gleisen irgendwelche heiligen Kühe, Kakteen von einzigartiger Einzigartigkeit, Plattitüden und Pleonasmen wie man sie sonst in freier Natur ... :rofl


    Tut mir leid, die Diskussion ist sehr einseitig anti und man wagt kaum noch zu fragen, wogegen denn auf und unter den Bäumen so heftig demonstriert wird.

    Bücher sind meist wert, was sie kosten. Qualität hat seinen Preis. Dieser Preis wird durch ein besonderes Gesetz auf einem Level gehalten, das Wettbewerb ausschließt: Die Bücher kosten überall gleich viel.


    Quantität: Wenn Lesen ein Hobby ist, kann das in der Menge allerdings doch etwas mehr kosten als -sagen wir mal- geklaute podcasts, Musik und Hörbücher aus dem Internet (Hoch lebe die Piratenpartei! Alles für lau!).


    Insofern frage ich mal vorsichtig an:


    Wo nehmt ihr die Bücher her, die ihr als Hirnfutter so dringend braucht?

    Zitat

    Original von beowulf
    Man muß gar nicht weit gehen, um den Jakobsweg zu laufen. Ich tue das einmal die Woche auf dem Weg durch die Jakobsstrasse in Leipzig, einTeil der alten Pilgerstraße Görlitz- Fulda mit Weiterung nach Santiago, das Zeichen der Muschel findet ihr auch in Deutschland häufig- wenn ihr die Augen offen haltet.


    Nicht schlecht. Die Jakobuswege gibts ja überall. Auch in Fußgängerzonen mitten in Städten. :lache Praktisch. Den Pilgerausweis wollte ich mir mal holen und tatsächlich mal ein orrrntliches Stück machen. Respekt.


    Ansonsten: Ich suche immer nach Orten mit Geschichte. Habe mit meinem Sohn in London nach dem Bahngleis 9 1/2 gesucht (mit Ryan Air rüber, 4 Tage, war richtig günstig), natürlich die Spuren von Sherlock Holmes gefunden usw.
    Ich mache mir auch den Spaß, Filme wie Illuminati (ein Bullshit von einer Story) als DVD zu kaufen, um mir das ganze als Reiseführer Rom zu genehmigen.
    Oder in Tunesien die Drehorte von MontyPython (Brian) anschauen. Gehört irgendwie dazu.
    Die Wanderhure funzt erst richtig in Konstanz, wo die Schwarte ja spielt kurz vor dem Konzil, als die ganze Stadt ein einziger Puff wurde von 1414-18.

    Zitat

    Original von Nachtelfe


    Ich fand es da einfach nur stinkig, dreckig und überall Bettler. Wird nur getoppt von Rom.


    Pardon. Bin immer mindestens einmal pro Jahr für ein paar Tage in Paris. Und ich finds immer noch liebenswert.
    Die Touristenecken: Unbedingt aufsuchen! Nie, nie, nie zu McDonalds.
    Pferderennbahn besuchen.
    Bücherflohmarkt in 15. besuchen.
    Morgens einen Ballon Rouge im Bistro bestellen und in lausigstem Französisch parlieren und versacken bis zum Abend.

    Tut mir leid Freunde des harmonischen Einheitsschunkelns: Ich bin rückhaltloser Bewunderer Götz Georges!


    In monty python, the holy grail, besingt ein Herol die Heldentaten von Sir
    "Brave Sir Robin ran away


    Bravely ran away away


    When danger reared its ugly head, He bravely turned his tail and fled


    Yes Brave Sir Robin turned about


    And gallantly he chickened out Bravely taking to his feet


    He beat a very brave retreat


    Bravest of the brave Sir Robin "


    So scheint mir diese Biographie beschaffen. Na und?

    Je nun, ihr zwei Turteltäubchen.


    Das Buch ist definitiv belanglos. Leider auch nicht umwerfend unterhaltsam. Öde.


    Aber immerhin ein Bestseller :yikes


    Besser fand ich den 70er-Jahre-Hit von diesem Komiker Karl Dall:
    "Diese Scheibe ist ein Hit.
    Wann kriegt ihr das endlich mit.
    Diese Scheibe müsst ihr koofen.
    Es ist ne Scheibe für die Doofen."


    Der Song wurde wirklich ein Durchbruch für Karl Dall (die unter 80jährigen werden ihn nicht mehr kennen).

    Zitat

    Original von dyke


    Gibt es da noch andere?


    fragt sich Dyke und setzt das Buch mal auf die aktuelle Leselsite


    27 Kurzgeschichten sind drin, die meisten, so Eschbach, erstmals in Buchform publiziert. Manche wurden schon in französischen und deutschen SF-Blättern publiziert.


    Sie sind alle gut. Manchmal nimmt sein Vorwort etwas vorweg - vielleicht sollte man die Vorgeschichten erst hinterher lesen - so als Tip.

    DVA 2008, Hardcover, Schutzumschlag (monochrome graublau ohne Umschl.), 256 Seiten, zahlreiche s/w-Abbildungen, Begleitbuch zur ARD-Serie


    Autor:
    Der 1970 geborene Historiker war mitverantwortlich für die gleichnamige Dokumentation im ARD, studierte in Deutschland, Polen und Schottland, Geschichte , Slawistik und Politik


    Buch:
    Der Historiker fängt allemal bei der ersten Erwähnung der Pruzzen und ihrer Zivilisierung an und man merkt, tatsächlich war da früher einmal mehr als nur das unselige Nazireich, das die deutsche Geschichte prägte.
    "Deutsche Geschichte" ist nicht ganz richtig, ist das Gebiet Ostpreußens (wie auch immer umbenannt und verschoben) doch von der Lage und dem kulturellen Umfeld her auch baltisch und slawisch geprägt.
    So sind schon die Ortsnamen je nach Oberherrschaft (die meiste Zeit unterstand dieses Gebiet des Deutschherrenordens dem polnischen Großherzog - später König- als Lehen) mal mehr deutsch (sprachliche Germanisierung im Nazireich) mal mehr polnisch (sehr viele Orte in Masuren haben jetzt wieder, unter den Polen, ihren alten Namen erhalten).
    Interessant ist der vollständige kulturelle und historische Untergang als deutsche Provinz durch die Vertreibung von rund zweieinhalb Millionen Menschen. Sicherlich vor allem eine Leidensgeschichte, die aber nicht einseitig als Märtyrerschicksal erfasst wird. 700 Jahre deutsche Geschite vollständig gecancelt.
    Geschichte der Vertriebenen: 14 Millionen Deutsche wurden am Ende des Krieges hin und her geschoben, ihrer Heimat beraubt und das nicht mit Blümchen in der Hand und freundlichen Worten - auch diese Geschichte interessierte im "Altreich" niemanden und ist bis heute ein eher randständiges und unangenehmes Tabuthema.
    Mittlerweile (seit gut 15 Jahren) hat sich auch der polnische Historikerstreit auf historische Fakten konzentriert, denn nach dem Ende der kommunistischen Zwangsherrschaft konnte endlich der Propagandaschrott aus den Geschichtsbüchern radiert werden - obwohl viele auch heute noch nicht damit klar kommen.


    Meinung:
    Fakten, Fakten, Fakten. So soll es auch sein. Kossert schreibt gut und spannend.

    Solche Verallgemeinerungen sind doch furchtbar!
    Man muss ein wenig differenzieren.
    Vor allem muss man unterscheiden zwischen "Lesen an sich" und "Lesen als solchem".
    Es ist doch nicht so, dass "Männer im Allgemeinen" und "Männer als solche" nicht lesen würden.
    Wir, ich spreche mal für mehrere Milliaden, lesen nur immer das gleiche (was ja nicht dasselbe ist).
    Und wir erkennen, dass sämtliche Mittelalter-Liebesschwarten und sämtliche Romantik-Vampir-Ewige-Liebe-Romane nur aus einer einzigen schwachen Idee bestehen.
    Wie auch sämtliche Techno-Fans seit 10 Jahren ein einziges "Lied" anhören ("Wummer-wummer-wumm-wumm").
    Man kann die Lektüre dieser Serien-Klische-Romane auch vollständig abkürzen, wenn man den Klappentext liest.

    BoD Norderstedt 2009, 132 Seiten, 10 €


    Autorin:
    Jahrgang 1954, promovierte Literaturwissenschaftlerin, Autorin, Romane, freie Coachingschule, freie Lektorin.


    Buch:
    Ist seinen Preis wert. Alles wird exakt auf den Punkt geschrieben und das allgemeine breitspurige Gelabere der Branche, die dem angehenden Autoren das Offenbarungswissen einpügeln möchte, schenkt sie sich.
    Die Tipps sind allesamt nicht Grundregeln, die es zu beachten gilt, sondern nützliche Hinweise.
    Wat is mit "Adjektiv", wie finde ich Namen für meine Helden, wie sieht eine Normseite aus, was hat "WORD" feines für den Autoren zu bieten (Einstellungen, die eigentlich kaum einer kennt), hat Rechtschreibung auch Vorteile für einen Autor?
    Wie kommt man an einen Verlag .... (sie selbst publiziert hier mit BoD, was sicherlich schon mal irgendetwas aussagt) ...


    Ich denke, die 10 Euronen sind keine Fehlinvestition. Substantiell überragend Neues wird sich kaum finden. Der Hinweis auf ihre eigenen Dienstleistungen für Autoren sei ihr gestattet.

    Bastei Lübbe, Taschenbuch, 2008, 319 Seiten


    Autor:
    Andreas Eschbach, 1959 in Ulm geboren, Erfolgsautor, allgemein anerkannt. Hat eine informative Webseite und lebt -meines Wissens- in Nordfrankreich.


    Buch:
    27 herrliche Kurzgeschichten mit jeweils einer vorweggestellten persönlichen anekdotischen Anmerkung zur Entstehung und Vermarktung (man lerne!).


    Sie sind allesamt blitzsauber und vom obersten Niveau. Für mich ist Eschbach, von dem ich auch schon einige Romane las, DER SCIENCE-FICTION-Autor Deutschlands. Die Kurzgeschichten sind so brilliant, dass - äh - also einfach mal reinlesen.
    Kreativ ist der Mann! Boah, ey.
    Okay. Ein Zehnerkandidat - zumindest diese Anthologie.
    Nehmen wir mal ein paar Geschichten:
    "Quantenmüll": Eschbach schreibt, es gäbe das physikalische Phänomen der "verschränkten Quanten": Zwei Teilchen sind auf beliebige Entfernung miteinander verbunden, das eine hat Einfluss auf das andere - man weiß nicht wieso. Daraus zwirbelt er eine Geschichte um schnellen Reichtum und eine geheime Erfindung.
    "Well done": Eschbach erwähnt die unendlich vielen Geschichten von Außerirdischen, die mit ihrer Supertechnologie und Aggressivität den Menschen ungute Dinge antun. Er frug sich, ob das nicht auch anders laufen könnte und schrieb eine 5 Seitengeschichte mit wunderbarem Abgang.


    Gimmick auf seiner Heimatseite:
    Die Geschichte "Garten Eden" aus der besprochenen Anthologie gibts als mp3-Dichterlesung zum kostenlosen Daunlad! Is dat wat?!
    Leider hört man irgendso ein Hintergrundgedudel (eine Party ist erwähnt, hat aber nichts damit zu tun) und der ulmer Zungenschlag kommt smpathisch durch.

    Von mir auch 10 Punkte. Nicht, weil ich seinen Hass auf Bush teilte oder seine Ökoambitionen gut hieße, sondern weil er recht pfiffig und offen schreibt und seine ganz persönliche Meinung zum amerikanischen Alltag abgibt.
    Die Energieverschwendung, die primitive Billigbauweise der Häuser, das abgedrehte Preis-Leisungsverhältnis bei den Immobilien und Hausmieten, die fehlende Mülltrennung und Einsicht in den Umweltschutz: Das alles nervt ihn so ungemein, dass er der Verkäuferin, die seinen Kleineinkauf in zehn Tüten packt einen Vortrag halten muss.
    Es geht ihm auf den Senkel, dass immer und überall, vom Kindergarten bis zum Stadion, die national antheme abdudeln muss.
    Trotzdem macht er nach seinen Jahren in den USA einen Strich unter die Bilanz und sieht sie im Großen und Ganzen -vielleicht auch aus der Distanz- recht positiv.
    Relativ ungut finde ich die Neutralisierung seiner Frau: Er hätte ihr einen Namen geben sollen (nicht "die Frau"). Da ist die Katze lebendiger geschildert.


    Aber: Es ist definitiv kein Roman, sondern ein Tagebuch, ein Sachbuch über die USA. Insofern: Ganz wunderbar und amüsant zu lesen. Ganz besonders, wenn man ein wenig grün angehaucht ist (er lässt die "German Green Party") im Buch mehrfach hoch leben und trägt auch die Schröder-Fischer-Hochstimmung der Wahlkämpfe 1998 (Kohl weg) und 2002 (Irakfrieden) historisch mit sich rum. Insofern auch romantisierende Zeitgeschichte.