Beiträge von ClaireW

    Es imponiert mir, dass sich Anna Liefenstein trotz ihrer Krankheit, noch um Fredo kümmert, ich hoffe sehr er flieht noch rechtzeitig.

    Ja, Anna Liefenstein ist das ganze Gegenteil von ihrem Mann - und es bricht ihr das Herz, als Fredo geht ...

    Man kann sich gar nicht vorstellen, wie schrecklich diese zunehmende Ausgrenzung und Diskriminierung in diesen Jahren auch in der Realität gewesen sein muss.

    Dass es bei der Anwaltskanzlei merkwürdige Vorkommnisse gab nach dem Tod von Weber macht ja auch neugierig, genauso wer Marktgrafs Wohnung durchwühlt hat.

    Also dazwischen scheint es auf jeden Fall einen Zusammenhang zu geben ...

    Fällt es dir denn dann auch schwer, dich auf ein neues Projekt zu konzentrieren, wenn so ein Herzensbuch abgeschlossen ist?

    Ja, schon ein bisschen, ich muss ja auch als Autorin von allem Abschied nehmen - den Figuren und ganzen inneren Universum, in dem ich mich so lange innerlich bewegt habe - aber dadurch, dass ich dann meistens zur Veröffentlichung noch etwas mit dem Roman beschäftigt bin - durch Leserunden wie diese ;), meine Lesungen, Pressearbeit etc. ist es immer ein sanfter Abschied!

    LeseBär - ja, dieser fehlende Zusammenhalt ist wirklich ein Problem. Ich frage mich immer, ob das daran liegt, weil wir einerseits in einer Welt leben, in der man noch nie so leicht und schnell miteinander kommunizieren und miteinander in Verbindung treten konnte, aber die Menschen andererseits oft sehr viel einsamer sind, auch junge Menschen, wie aktuelle Umfragen zeigen.

    Hatte heute eine Diskussion mit Sohn und Schwiegertochter und wir sind zu dem Schluss gekommen, dass man auf jeden Fall nicht weggucken und nicht schweigen soll, wenn einem im Alltag Leute begegnen - auch Familienmitglieder die das Thema abtun, die "eine Partei" harmlos nennen oder anderen "Unsinn" von sich geben.

    Ich kann dir da nur zustimmen! Man muss seine Stimme erheben und Haltung zeigen, auch um zu verhindern, dass bestimmte Dinge noch gesellschaftsfähiger werden und, um deutlich zu machen, dass das nicht ok ist. Das können wir vielleicht auch aus der Geschichte lernen, dass die aufrechten Menschen damals zu lange geschwiegen haben, und dann war es auf einmal zu spät ...

    Wobei sich diese fehlende Empathie oder Verrohung ja nicht nur auf wahlpolitischer Ebene zeigt, sondern auch in einem zunehmenden Egoismus, der die eigene Person stets an erster Stelle sieht, bevor man sich um den oder die Mitmenschen kümmert.

    Ja, irgendwie geht das auf erschreckende Weise miteinander einher ...

    Der liebt bestimmt nicht sie, sondern die Idee die Familienvermögen zu vereinen.

    Ich fürchte, damit könntest du recht haben. Auf jeden Fall ist es für Alexander ganz entscheidend, dass Cosima aus genau diesem Elternhaus kommt ...

    Dass sie sich so für Lisbeth und die anderen Frauen in dieser schwierigen Situation engagiert finde ich großartig.

    Ich habe das beim Schreiben auch so gesehen, dass das ein ganz wichtiger Schritt für Cosima ist, weil sie damit zum ersten Mal ihren eigenen Weg beschreitet und sich in dem, was sie tut, deutlich von ihrer Familie absetzt.

    Der Schreibstil gefällt mir übrigens sehr, man kann sehr flüssig lesen und auch die eher kurzen Kapitel finde ich sehr angenehm.

    Vielen lieben Dank! Das freut mich wirklich sehr!!:)

    Die hat weder 1933 noch 1957 was mit dem zu tun, was in der realen Welt der Menschen passierte.

    Absolut nicht und ich wage sogar zu behaupten, dass das auch heute ein bisschen so ist, auch wenn wir in einer Zeit leben, in der die gesellschaftlichen Unterschiede fließender geworden sind.

    Der Unternehmer als Fürst. Standesunterschiede zwischen Personal und Familie der Arbeitgeber.

    Das war schon extrem und das Personal hat sich sogar oft noch ausgezeichnet gefühlt, dass es für diese Leute arbeiten durfte.

    Geldadel merkt nicht, dass er missbraucht wird, weil er denkt mit und aus denen mache ich Gewinne, das nütze ich aus.

    Was dann bekannterweise ziemlich schrecklich nach hinten losgegangen ist ... Ich habe für diesen Roman ja sehr intensiv recherchiert und ich war dabei ehrlich gesagt immer wieder entsetzt, wie weit Unternehmer gegangen sind, um am Ende nur ihren Profit zu erhöhen.

    Der Prolog ist schon heftig. Der Anwalt wusste wohl zu viel, was ihn belastete und dann das Leben kostet.

    Ja, das ist auch kein schönes Ende für ihn - und es gibt natürlich, wie du schon ahnst, einen triftigen Grund, warum er auf diese gewaltvolle Weise ums Leben gekommen ist .

    Die Liefensteins sind vermögend und die Männer scheinen fast alle nach dem Geld zu streben.

    Das Unternehmen und der wirtschaftliche Erfolg stehen in dieser Familie immer an erster Stelle und es herrscht natürlich, wie es damals in der BRD üblich war, ein klassisch-konservatives Rollenbild vor. Mich macht das übrigens bei meinen Recherchen immer wieder sprachlos, wie viel es gab, was Frauen in den 50er Jahren in der Bundesrepublik nicht ohne Erlaubnis ihres Vaters oder Mannes machen durften.

    Eigentlich wundert es mich, dass ihr Onkel sie unterstützt hat.

    Sehr aufmerksam. Dafür gibt es tatsächlich einen Grund. Dazu später mehr ...

    Theodor ist scheinbar genauso dominant wie sein Vater. Es ist schon ziemlich übergriffig, dass er die Sekretärin angewiesen hat, die Spende abzulehnen.

    Womit wir wieder bei der konservativen Rollenverteilung von damals sind, die übrigens auch noch so war, dass das älteste männliche Familienmitglied immer das Sagen hatte.

    Ich auch. Die Geschichte entwickelt einen regelrechten Lesesog - das mag ich. Man kann wunderbar eintauchen, auch wenn das grundsätzliche Thema kein schönes ist. Aber die Figuren haben Tiefe und jede/r einen ganz eigenen Charakter.

    Vielen Dank! Was für ein wunderschönes Kompliment. :) Ich freue mich sehr darüber, denn es ist ein Buch, das mir am Herzen liegt. Es war beim Schreiben oft eine sehr emotionale Reise ...

    Theodor ist seinem Vater wohl sehr ähnlich. Und er lernt von seinem Vater, wie dieser das Unternehmen führt. Da ist es nur folgerichtig, dass er dieselben Methoden anwendet.

    Ja, und Theodor wird als Ältester natürlich auch sehr von seinem Vater und dessen Vorstellung geprägt, sodass er auch stets bemüht ist, dessen Anforderungen zu erfüllen. Die Anerkennung seines Vaters ist ihm ja, gerade als er jünger ist, sehr wichtig!

    Und Edmund lehnt sich zwar ansatzweise dagegen auf, profitiert aber ja auch von den Geschäften des Vaters. Sein Verhalten ist doch eigentlich auch falsch, wenn er zwar gegen das Geschäftsgebaren protestiert (ohne gehört zu werden), aber andererseits seine Stellung in der Familie beibehält und mit seiner Familie unbeschwert und unbehelligt vom Familienimperium lebt.

    Da gebe ich dir recht! Edmund erkennt das auch an einem bestimmten Punkt und fühlt sich dafür schuldig.

    Ich fand es logisch, dass er am nächsten Morgen erst richtig realisiert, was da gerade zwischen ihnen beiden passiert und dass er erst da reinen Tisch machen will (was letztlich scheitert).

    Ich finde es irgendwie schön, dass du hier Leo ein bisschen in Schutz nimmst. ... :)

    Die Enttäuschung von Cosima, als ihr das klar wird, kann ich nur teilen. Er hätte es ihr definitiv vor der gemeinsamen Nacht sagen müssen.

    Da bin ich ganz deiner Meinung! Das hätte er absolut tun müssen ... und weiß er im Grunde auch!



    Die ein oder andere hat sich einfach anders entwickelt wie ich und nur weil man als Kinder gut miteinander konnte, muss das nicht heißen, dass man als Erwachsener auch so gut zusammenpasst. Die Jugendliebe kann, muss aber nicht, die richtige sein.

    Ja, und manchmal bekommt man leider auch zu spät mit, dass sich jemand längst schon ganz anders entwickelt hat und ein anderer Mensch geworden ist - oder will es vielleicht auch nicht wahrhaben.


    Und Rita würde viel besser zu ihm passen.

    Das stimmt leider!

    Also ich bin total begeistert von der Geschichte. Gerade die Wechsel zwischen den Zeiten sind sehr gut gelungen. Das ist total harmonisch - auch wenn ich mir immer wieder auf die Finger klopfen muss, wenn die Zeit wechselt und ich gerne wissen würde, wie es gerade weitergeht.

    Vielen Dank! Das freut mich unheimlich!!! :) Und diese Art des Wechsels ist natürlich ein bisschen Absicht ...

    Meine Vermutung traf zumindest zu, Leo hat den Zusammenstoss der PKW's, das Kennenlernen, provoziert. Gefährliche Aktion, es erklärt, dass er nicht überreagiert hat, als Cosimas Leibwächter angelaufen kamen, Waffen zogen und ihn durchsuchten.

    Ja, da ist Leo ein hohes Risiko eingegangen, aber er hat auch nicht damit gerechnet, dass Cosima so schnell fährt ...

    Cosima ist eine sympathische Protagonistin, die in diesem Abschnitt viel Täuschung erlebt und daraus Konsequenzen zieht.

    Ich freue mich, dass du Cosima so empfindest. Für mich beginnt sie hier auch, so enttäuschend und verletzend diese Ereignisse sind, ihre eigene Stärke zu entwickeln.

    Da hat sie ihn 15 Jahre angehimmelt, sein Leben verfolgt und dachte, er wäre der richtige Prinz (auf den sie nicht angewiesen ist) für sie.

    Ja, das was das Bild eines anderes Mannes, in den sie sich verliebt hat, wie sie nun auch erkennt!

    Ich war mit 17 in Theresienstadt, Ausflug von Prag. Ich wusste aber damals viel zu wenig darüber und habe an den Besuch keine Erinnerungen. Meine Auseinandersetzung hat erst später damit eingesetzt.

    Vielleicht ist das auch wirklich ein Problem oder Fehler, dass man in dem Alter noch zu jung dafür ist und das Thema auf andere Weise nahgebracht werden müsste.

    Und was man ganz persönlich dagegen tun kann, dass die Gesellschaft wieder so verroht und "blind" wird.

    Das frage ich mich auch, weil ich auch glaube, dass diese "Verrohung" und mangelnde "Empathie" eines der größten Probleme in unserer Gesellschaft geworden ist.

    Meine Frage bleibt dennoch die gleiche - wurden seine Brüder aufgrund ihrer Parteizugehörigkeit und dem Einfluss des Vaters womöglich von einem Kriegseinsatz verschont?

    Ich muss ja immer aufpassen, dass ich nicht zu viel verrate ... Aber zumindest so viel, dass das später noch thematisiert wird!

    Mir geht es da so wie dir und mich nimmt das total mit, an solche Orten zu sein und diese Empfindungen wirken bei mir auch noch lange nach! Ich denke, wenn jemand das gar nicht "beeindruckt", dann fehlt da jeder Bezug, was dort geschehen ist. Und ich frage mich, warum das wohl so ist? Eine Bildungslücke? Fehlende Empathie? Andererseits weiß ich von einem Zeitzeugen, dass die Schüler und Schülerinnen, mit denen er spricht, immer sehr berührt sind und sogar manchmal in Tränen ausbrechen ...

    Das Gefühl beschleicht mich auch immer wieder, wenn ich die Nachrichten höre und dann so ein Buch lese. Erschreckend finde ich, dass vor allem junge Leute das oft nicht zuordnen und die Ähnlichkeiten nicht sehen, weil sie zu wenig über unsere Vergangenheit wissen.

    Ja, es gibt leider eine echte Bildungslücke, was das angeht und die jüngere Generation hat natürlich auch einen viel größeren Abstand zu dem, was damals passiert ist,

    Wobei Leo ein ganzes Stück älter ist als Cosima. Er sagte, er habe die NS-Zeit als Jugendlicher erlebt, also schätze ich mal, dass er gut 15 Jahre älter als Cosima sein dürfte. Oder täusche ich mich da?

    Naja, Cosima dürfte ja wohl in etwa Jahrgang 34 oder 35 sein. Sprich auch sie hat die NS-Zeit als Kind erlebt. Mein Vater ist ja auch so alt, der kann sich durchaus an die Vorkriegszeit erinnern.


    Cosima ist im April 1935 geboren. Sie hat also tatsächlich noch Kindheitserinnerung an den Krieg und Leo ist sieben Jahre älter, bei Kriegsende also 16 höchstens 17 Jahre alt.

    Ich habe dann den zweiten Teil auch schon gelesen. Die Zeit nach 1933 ist schon hart zu lesen, auch weil man ja weiß was noch kommt.

    Das kann ich verstehen. Es war ja auch wirklich eine düstere Zeit ...

    Solche Leute haben leider die Angewohnheit immer wieder aufzutauchen und Zeit ist ja noch genug dafür.

    Ich fürchte, damit könntest du recht haben ...;)

    Der Riss durch die Familien ist doch heute auch wieder da... Sei es die Migrationspolitik, oder aber die ganzen Verschwörungstheorien, die durch Corona ja auch viele Familien kaputt gemacht haben. Immerhin stehen mittlerweile ein viertel der Deutschen wieder hinter einer Partei, die zwar blau zu sein scheint, aber eindeutig braunes Gedankengut hegt und pflegt. Mir macht das echt Angst.

    Ja, absolut, das meinte ich auch ein bisschen damit, als ich weiter oben geschrieben habe, dass die Historie für mich noch nie so nah war und so viel mit der Gegenwart zu tun hatte, wie jetzt. Ich erinnere mich, dass ich, als ich damals "Die verbotenen Zeit" geschrieben habe - ein Roman der zum Teil auch während des "Dritten Reichs" spielt - ich immer den Gedanken hatte, wie weit weg das glücklicherweise alles ist, aber bei diesem Roman habe ich das genau entgegengesetzt empfunden.

    Neben Anna Liefenstein und der Köchin Bertha die einzigen, die mir so richtig sympathisch sind.

    Bertha war von den Nebenfiguren auch einer meiner Lieblingsfiguren. Sie hat sich beim Schreiben so ein bisschen in die Geschichte geschummelt ...

    Mir gefällt, dass Anna Liefenstein ihr Mädchen Elisa zum früheren Portier Fredo schickt, mit Geld und der dringlichen Aufforderung, das Land zu verlassen.

    Ja, hier zeigt sich, wie anders Anna Liefenstein im Gegensatz zu ihrem Mann ist - und auch, wie sehr der politisch Riss (.s. oben) mehr und mehr auch selbst durch die Familien geht.

    Ob wir erfahren, wie Anna Liefenstein an Bargeld kommt? Denn als Frau mit Personal wird sie eigentlich kein Geld zum Bezahlen benötigen.

    Anna Liefenstein stammt selbst aus reichen Verhältnissen und hat immer Geld gehabt. Zu dieser Zeit wurde ja fast alles mit Bargeld oder per Scheck und auf Rechnung bezahlt - und wann immer sie rausgeht (z.B. ins Theater, Café etc.), sie Trinkgeld gibt oder sich etwas Persönliches besorgen lässt, bezahlt sie das bar.

    Hoffentlich verlässt Fredo das Reich. Wichtig ist sein Einwand, wegen Grab seiner Frau und der mangelnden Fremdsprachenkenntnisse. Sprache erleichtert Integration und seine Einwände sind verständlich.

    Ja, und zumal es damals auch wirklich nicht so einfach war, mal einfach so in ein anderes Land auszuwandern. Man brauchte immer ein Visum.

    Ich komme darauf, da Verena Bahlsen, Nachfahrin in der Keksfabrik, vor einigen Jahren unbedachte dumme Bemerkungen gemacht hat, die dazu führten, das dass Unternehmen dann das Thema vergeben hat zur professionellen Recherche.

    Unglaublich! Ich habe das damals auch verfolgt und kenne den Artikel auch. Das hat mich ehrlich gesagt auch bei meinen Recherchen besonders nachdenklich und betroffen gemacht, dass auch die nachfolgenden Generationen dieser großen Industriellenfamilie zum großen Teil keinerlei Verantwortungsgefühl für das haben, was damals geschehen ist.

    Ich hab den restlichen Tag auch mit dem zweiten Abschnitt verbracht und bin regelrecht versunken in die Geschehnisse rund um die Liefensteins.

    Wie schön! Das freut mich unheimlich ...😊

    Die Szene, in der Theodor nach Hause kommt und von seiner Mutter in den Arm genommen wird, fand ich sehr berührend.

    Das ist auch einer der wenigen Momente, in dem Theodor seine Gefühle so offen zeigt und nicht versucht, dem harten Männerbild seines Vaters zu entsprechen.

    Die Szene mit den SS-Männern im Scheunenviertel war widerwärtig - und mittendrin plötzlich Elisas Bruder.

    Ich denke, das Schreckliche war damals auch, dass die Politik - die wie ein Riss durch die Gesellschaft ging - auch im Freundes- und Familienkreis Einzug gehalten hat. Für Elisa ist es nicht nur furchtbar, ihren Bruder in der SS-Uniform zu sehen, sondern sie muss auf einmal auch vorsichtig sein, was sie ihm gegenüber sagt.

    Da steckt mehr dahinter und sein Artikel über die Stiftung ist nur ein Vorwand, einen Fuß in die Tür der Liefensteins zu bekommen.

    Kein ganz falscher Gedanke ... Mehr dazu später!


    Es ist auf jeden Fall äußerst spannend, den Geschehnissen zu folgen (auf allen Zeitebenen ).

    Danke dir! Das freut mich!! 😊 Für mich waren diese beiden Ebenen übrigens beim Schreiben auch immer sehr eng verbunden.