Bei meinen Kommentaren hab ich diesmal meinen boshaften Zwilling mitschreiben lassen. Nehmt ihn bitte nicht so ernst, ich bin mir nicht einmal sicher, ob er wirklich lesen kann.
Dachte mir, es macht die Sache ein wenig amüsanter.
Anleitung für Haus & Herz 2.0
Boshaft
Ein typischer Fall von »clever sein wollen«. Metaphern, die sich selbst gefallen, und Fußnoten, die kichern, weil ihnen befohlen worden ist, witzig zu sein. Das Stück wirkt wie ein Paartherapie-Podcast, der beschlossen hat, sich als Literatur zu tarnen. Erkenntnis? Ja. Seele? Nur in Tabellenform.
Ernsthaft
Formal außergewöhnlich: eine Gebrauchsanweisung als erzählerische Form. Die Fußnoten sind charmant, aber irritieren am Ende doch sehr.
Originell, aber ganz offensichtlich der verzweifelte Beitrag eines Großmauls. Das hier kommt dabei raus, wenn man ankündigt, als nächstes die Betriebsanleitung seines Staubsaugers einreichen zu wollen.
Balthazar
Boshaft
Reimzwang mit Staubsauger. Da hat jemand den Kinderreim-Generator auf »Grusel light« gestellt. Die Metrik stolpert, die Pointe verpufft. Spinnen sind toll, aber nicht, wenn sie Limericks diktieren.
Ernsthaft
Reim und Rhythmus funktionieren über weite Strecken, einige Verse brechen den Takt. Inhaltlich einfach, aber stimmig; eher Unterhaltung als Tiefgang.
Außerdem: jemand, der zeigt, dass man auch mit weit weniger als 600 Worten etwas Brauchbares einreichen kann.
Das Geschenk der Ehe
Boshaft
Hausfrauentragödie mit Küchenmesser: »Tatort Wanne-Eickel«. Ein Text, der glaubt, Ironie sei schon Stil. Zu viele Klischees, zu wenig Überraschung. Ehe als Staubsaugerwitz, garniert mit Mordlust – das hatten wir schon bei Hitchcock, nur pointierter.
Ernsthaft
Der Ton schwankt zwischen Satire und Psychostudie. Wirklich schön beschrieben, aber nicht immer ganz stimmig. Das Ende öffnet ganz viel Raum für Interpretation.
Trotzdem möchte ich dem Autor / der Autorin dringend ans Herz legen, mich und meine Frau nicht länger heimlich zu beobachten.
Erste Tage und andere Hürden
Boshaft
Coming-of-Age-Comedy trifft Schulhof-Slang: nett, aber beliebig. Der Staubsauger wirkt wie ein nachträglicher Gastauftritt, um das Wettbewerbsthema noch zu erfüllen. Literarisch? Eher Fanfiction-Feeling mit Cheesecake-Krümeln.
Ernsthaft
Bei der Anwesenheitskontrolle einen Begriff nennen zu müssen, weil dein Name fällt, das war etwas … neu. Was zu erwarten war: Der Staubsauger wird das Detail sein, das so gar nicht passt.
Die letzten zwei, drei Sätze waren herrlich zynisch.
Häuslich
Boshaft
Elend als Selbstzweck. Gewalt, Blut, Tränen. Alles minutiös beschrieben, damit man »betroffen« ist. Der Staubsauger ist nur Requisite, das Drama ist purer Voyeurismus. Sozialrealismus im Fetisch-Look.
Ernsthaft
Mini-Bonus von mir für diesen Text: Der Rollentausch der Geschlechter bei häuslicher Gewalt lässt sie noch perverser erscheinen.
Aber manche Themen funktionieren bei mir nicht. Zumindest nicht auf diese Weise. Warum genau, geht keinen von Euch etwas an.
In Sachen Manfred
Boshaft
Einmal Pixar bitte, aber als Selbsthilfegruppe. Ironisch, aber zu stolz auf die eigene Idee. Nach fünf Pointen weiß man, dass der Autor klug ist. Nach zehn hofft man, er hört auf. Satire in Endlosschleife.
Ernsthaft
Humoristisch und klar konzipiert. Funktioniert als Parabel über Burnout und Selbstwert. Wenn man ganz pingelig liest, merkt man, dass manche Pointen sich wiederholen.
Schöne Bescherung
Boshaft
Weihnachts-TV-Drama im Kleinformat. So brav, dass man dringend Glühwein braucht, um die Sache bis zum Ende durchzustehen. Der Staubsauger als Eheberater? Schon der Titel verrät die Pointe. Kein Krümel bleibt unerwartet.
Ernsthaft
Von der Grundidee her ein bisschen verwandt mit »Das Geschenk der Ehe«. Allerdings von der Stimmung her dann doch freundlicher und gefälliger. Und keiner sollte sich erdreisten, das Thema »Ehemann schenkt Staubsauger« als zu plump in den Dreck zu ziehen. Vielleicht war es kein Staubsauger, aber wir alle haben schon etwas geschenkt, das fehl am Platz war.
Top Gun – Remastered
Boshaft
Was zum …? Ein Fiebertraum zwischen Insekten, Alkohol und schlechten Wortspielen. Der Text ist so hektisch, dass er beim Lesen Herzrasen verursacht. Wer braucht LSD, wenn man das hat?
Ernsthaft
Formal chaotisch. Satire trifft Slapstick. Vielleicht wäre es klüger gewesen, sich fix für eines von beiden zu entscheiden. Trotzdem sehr lesenswert. Vor allem originell.
Vom Regen in die Traufe
Boshaft
Klaub, der Killerstaubsauger. Thriller light mit vorhersehbarer Pointe. Stilistisch solide, aber steril. Der Versuch, Spannung und Humor zu mischen, endet in Staub.
Ernsthaft
Gut komponierte Kurzgeschichte, sauber geschrieben. Der Erzähler als Mörder. Der Twist funktioniert, wenn auch nicht spektakulär. Sprachlich zurückhaltend, inhaltlich stimmig.
Zyklonbeutel des Schicksals
Boshaft
Schaut mal, da war jemand am Friedhof und hat Terry Pratchett ausgegraben!
Wer Hogwarts mag, wird sich hier fragen: Warum tut ihr das? Der Humor bemüht sich um Oxford-Witz, bleibt aber Staubfänger.
Wer Hogwarts nicht kennt, erinnert sich maximal daran, dass Dumbo im Register war und dabei vermutlich auf Droge war.
Reine Spielerei.
Ernsthaft
Ich kann mich meinem boshaften Zwilling eigentlich nur anschließen: Der Text klaut die Story von Harry Potter und den Stil von Terry Pratchett.
Aber er ist trotzdem unterhaltsam.