Da ich aus der gleichen Ecke komme wie
er, habe ich u.a. „Das Kind das ich war“ von ihm gelesen.
Er beschreibt darin seine Kindheit in
einem mecklenburgischen Ostseebad. Er ist ein Sprachkünstler,
jongliert gekonnt mit Sprache. Schreibt übrigens oft unter Alkohol.
(vermute mal, Wiglaf Droste, der an einer Leberzirrhose mit nur 57
starb, tat das auch. Mit ihm würde ich ihn ohnehin in mancherlei
Hinsicht vergleichen, obwohl Wawerzineks Werk in erster Linie rein autobiographisch geprägt ist. Alkohol als Treibstoff für Poeten wird oft genutzt. Faulkner hielt seine Rede zum Nobelpreis im Vollrausch
Passt aber nicht für plotbetonte, logische Genres wie Krimis z.B.).
Wawerzinek gelangen in dem schmalen
Band "Das Kind das ich war" phantastische Metaphern über das Meer, die Möwen und all die
wichtigen Dinge in einem kleinen Ostseebad in der ehemaligen DDR. Kam
oben aber nicht so gut an. Auch in einer Amazon-Kundenrezension
schrieb einer, dass „der Mecklenburger dabei "schlecht weg“ kommt.
Das stimmt so nicht. Im Grunde ist es eine Liebeserklärung an das
kleine Ostseebad, obwohl er einmal von Enge und Kleingeist sprach,
aber er ging nach Berlin, weil er wusste, dass er keiner von ihnen war, wie er schrieb in einem Schlüsselsatz. Das habe
ich damals manchmal ähnlich empfunden, obwohl ich unbedingt wieder zurück wollte.
Leider hatte ich nach gutem Physikum aus privaten Gründen zu lange
ausgesetzt, und nach damaliger, frisch in Kraft getretener
Approbationsordnung war man, wenn man bereits in den klinischen Semestern war, dann draußen bzw. hätte noch einmal von
vorne anfangen können.
Sonst wäre ich wohl zurückgekehrt. So, als Studienabbrecher ohne Beruf nicht.
Immer wieder stieß ich im Laufe der Jahre auf
Zeitungsartikel von ihm, auch im „Spiegel“. Zu herrlich, als er
über die Stadt Schwedt schrieb, damals ein Hotspot der rechten
Szene. Der Bürgermeister daraufhin „Die Stadt Schwedt erwartet
eine Entschuldigung!“ 
Er ist auch sehr selbstbewusst. Auf die
Frage, ob er damit gerechnet hätte, den Bachmannpreis zu
bekommen, erwiderte er kurz: „Ja“.
Ich werde doch mal Kontakt zu ihm
aufnehmen. Vielleicht mal ein Bier trinken gehen. Er hatte schon mal
vor 20 Jahren gemeint „Vielleicht mal treffen.“, nachdem ich ihn
angemailt hatte. Aber irgendwie war ich noch nicht reif für ihn 
Ich kenne ja die Umstände seiner Krankheit nicht, aber Krebs ist leider oft nur vorläufig besiegt ...
Das obige Buch werde ich lesen.