Beiträge von Rita

    Diesen Monat hat mich der "blaue Klops" einiges an Zeit gekostet. Sprachlich war das Buch zweifellos ein einzigartiges Erlebnis - aber ich persönlich mag leider grundsätzlich keine Biographien.


    Charlotte Lyne; Die zwölfte Nacht; 2,5


    Brigitte Aubert; Im Dunkel der Wälder; 4 (Note 1 bis Seite 222, dann Note 5,5)


    Tommy Jaud; Resturlaub; 2

    Ich habe die ersten drei Viertel des Buches ehrfurchtsvoll atemlos verschlungen. Eine klasse Idee, mitreißend umgesetzt. Mit unglaublichem Feingefühl schildert die Autorin uns, wie es sein könnte, bei wachem Geist in einer blinden, bewegungslosen körperlichen Hülle vegetieren zu müssen und niemandem mitteilen zu können, dass man hört, fühlt, denkt, Schmerz empfindet. Dies gepaart mit leiser Selbstironie ist absolut bewundernswert und preiswürdig. Mich hat es geschüttelt und umgetrieben, als sich plötzlich jemand, den sie nicht sieht, anschleicht und sie quält. Man weiß nie, wann das weitergehen könnte, und es geht weiter und wird immer schlimmer... Dazu noch der Fortgang des Kriminalfalles (auch wenn ich Bücher eigentlich sofort weglege, wenn kleine Kinder darin zu Tode kommen und verstümmelt werden - das empfinde ich als billiges und widerliches Spielen mit dem Entsetzen des Lesers) ließ mich atemlos Seite und Seite umschlagen.


    Aber dann... zu sagen, dass die 60-seitige Auflösung "umfangreich" ist, ist ja wohl eine leichte Untertreibung. Showdown und Begründung, wer denn nun der Mörder war

    und warum wer an welchem Ort gaaaanz zufällig zur Stelle war, wer mit wem geschlafen hatte und dann noch alles gemixt mit Inzest - puh! - Das war starker Tobak und hat mir den ganzen bis dahin großartigen Lesetag vergällt. Ich habe das Buch gerade wütend in die Ecke geschmissen.

    Ich kann ja mit Büchern in Ich-Form nur sehr wenig anfangen, und auch den Anfang fand ich etwas überzogen und gewollt bammbercherisch. Aber das machte die flotte Story wett, und schon bald häuften sich die skurrilen, überdrehten Szenen, und man konnte sich in "Pitschis" Sorgen und Nöte hineinversetzen. Seine Flucht nach Argentinien war ein witziger Einfall, auch wenn jedem klar sein musste, wie das Ganze enden wird. Ich habe ein paar Mal richtig kichern müssen und sehe Kleinstadtleben jetzt mit etwas wohlwollenderen Augen. Perfekte, nette Unterhaltungslektüre für einen leichten Urlaubstag.
    P.S Ich glaube, das Schwäbisch sollte einem ganz bewusst gehörig auf die Nerven gehen! Liegt in der Natur des Dialekts. :lache Kölsch wäre zu sympathisch gewesen.

    Ich war ja so begeistert von dem Buch, dass ich es mir unbedingt noch einmal als Hardcover kaufen musste, damit es besser in meine Besten-Reihe passt. :-) Das Taschenbuch habe ich meiner Schwägerin geschenkt, und die war nun ihrerseits so fasziniert, dass sie extra in die Kölner Innenstadt gefahren ist, ein besonderes Lebensmittelgeschäft aufgesucht und einen ganz besonderen Darjeeling Tee aus einem ganz bestimmten Tal gekauft hat. 100 g haben 6.99 Euro gekostet, richtig Geld für meine Schwägerin. Jetzt hat sie ihre Freundinnen zu einer besinnlichen Tee-Stunde eingeladen, mit vorgewärmter Kanne und allem, was dazu gehört. Das Buch wird dort natürlich auch besprochen. :-] Mit anderen Worten, Nicole: Du hast einen neuen Fan-Club. Die Dame ist über 70, sollte ich noch dazu sagen. :wave

    Da mir die Zeit bis zur Leserunde zu lang war, habe ich mich - dank der hier bereits veröffentlichten Durchhalteparolen - ans Werk gemacht.


    Ich habe mich anfangs auch gequält, muss ich gestehen. Vor allem habe ich mich über die Überheblichkeit der allzu offensichtlich überintelligenten Autorin geärgert, mit der sie von uns Lesern eine gewisse elitäre Bildung in Sachen Philosophie vorausgesetzt hat und zumindest mir Durchschnittsleserin immer wieder episch breit klar gemacht hat, welche Lücken ich auf dem Gebiet habe. Ich zitiere einige Sätze auf den Seiten 61/62, um zu verdeutlichen, worüber ich stolperte: "Der Idealismus ist die Position, die vertritt, daß wir nur das kennen können, was sich unserem Bewußtsein zeigt, dieser halb-göttlichen Wesenheit, die uns vor der tierischen Natur errettet. Wir kennen von der Welt das, was unser Bewußtsein über sie sagen kann, weil es sich ihm zeigt - und nicht mehr..." ... Als Beispiel wird dann die Katze Leo genannt... "... Vielleicht ist meine Katze, die ich gegenwärtig als fettleibigen Vierfüßer mit bebenden Schnurrhaaren erfasse und die ich in meinem Geist in eine mit dem Schild "Katze" versehene Schublade einordne, in Wirklichkeit und in ihrem eigentlichen Wesen eine Kugel aus grünem Leim, die nicht miau macht."


    Also, sorry ... da habe ich ein paar Fragezeichen an den Rand gemalt.


    Die zwölfjährige Paloma erschien mir unerträglich altklug, witziger fand ich schon die Figur der Concierge, die ihre Hochbegabung versucht zu verstecken.


    Im Laufe des inhaltlichen Fortschreitens begann ich das Buch dann aber doch zu lieben. Es gab wirklich entzückende und skurrile, herzerwärmende Begebenheiten, und alles fügte sich zum großen Ganzen.


    Warum das Buch es in die mainstream-Bestsellerlisten geschafft hat, weiß ich nicht. Meiner Meinung nach ist dies wohl eher ein Leckerbissen für eine Nische.


    Ich habe das Buch übrigens schon zweimal verschenkt, an Freundinnen, mit deren Lesegeschmack ich ansonsten nie übereinstimme. Sie waren begeistert.

    Das einzige, was mir nicht so gut gefallen hatte, war sein Spätwerk "Dresden, Pennsylvania". Das hat er nach meinem Empfinden liederlich und zu routiniert heruntergespult.
    Ansonsten, und da wiederhole ich mich gern, waren seine Romane wirklich großes Kopf-Kino.
    Keyko, mein erste Gedanke war, dir die Colorado-Saga anzubieten, aber obwohl ich sie nicht mehr richtig entziffern kann, kann ich mich doch nicht von ihr trennen... Das sagt doch alles. :grin Ich erinnere mich noch, wie die Farmersfrau jeden Tag aufs neue über die eintönigen, wogenden Felder sieht, und nie etwas anderes zu Gesicht bekommt als diese ewigen wogenden Felder, die bis zum Horizont reichen. Das hat sich richtig in mein Hirn eingebrannt.
    Ganz viel Freude beim Entdecken dieses großartigen Erzählers.

    "Hawaii" nicht zu vergessen! Eine pralle, spannende, leicht zu verschlingende Familien- und Landesgeschichte, die viele Jahre auf meiner persönlichen Hitliste ganz oben stand. Ich wollte das Buch gerade holen und kurz reinlesen, um mehr darüber zu schreiben, aber ich kann nicht - für die Schrift in Taschenbüchern von annodazumal brauche ich heutzutage eine Lupe, besser zwei :help Hoffentlich ist der Stil noch zeitgemäß.

    Sagen wir mal so, alles ist möglich, aber wenn ein Autor sich im Presserecht überhaupt nicht auskennt, kommt er schnell in Teufels Küche. Deshalb würde ich die Nennung wahrer Namen in einem Vampirroman, der in meiner Stadt spielt, nur bedingt verwenden oder erst recht nicht Stadtrat Meyer des Mordes bezichtigen. Britt, ich habe unser Cafe König, meinen Internisten, unsere Stadtführerin - alle ungefragt und mit echtem Namen benannt, und jeder in der Stadt ist begierig, das nächste Mal in einem meiner Bücher aufzutauchen. Aber sie sind eben nur Randfiguren, Staffage, werden in einem Halbsatz erwähnt. Bei den "mörderischen Schwestern" hat Caren Löwner letztes Jahr geschrieben, dass die Rechtsabteilung der Fährgesellschaft zwischen Fehmarn und Dänemark ihr bei Androhung eines Bußgeldes untersagt hat, den Namen ihrer Schifffahrtslinie, ja, noch nicht mal den Namen der Häfen zu nennen, die sie anlaufen. Mir persönlich wäre das wurscht gewesen, aber für einen Beginner ist das heftig. Davor wollte ich Lesetante warnen, denn es gibt immer mehr durchgeknallte Juristen heutzutage. (Beo, ältere Semester selbstverständlich ausgeschlossen.) Denkt doch nur an die ganzen irren Abmahnsachen im Internet heutzutage. Eigentlich müsste man streng genommen jeden fragen, ob man ihn erwähnen darf. Nur öffentlich Plätze sind davon ausgeschlossen. Ich möchte ja auch nicht unbedingt in einem Horrorroman auftauchen. Und Tom, wenn der gelangweilte C&A-Verkäufer tatsächlich existiert und als tragende Figur auftaucht, na die Reaktion möchte ich Lesetante wirklich ersparen
    Ich habe mir deshalb übrigens bisher auch einen wunderbaren schwulen Käseverkäufer verkniffen,obwohl es sensationell ist, wie er Camembert oder Gorgonzola Dolce Latte behandelt. :lache

    Hallo Lesetante,
    meine Krimis spielen in meiner Stadt, und ich bin stets aufs Neue dankbar für die großartige Kulisse, die sich mir hier tagtäglich bietet. Allerdings ist es angesichts des immer strenger werdenden Persönlichkeitsrechts ein extrem schwieriger Balanceakt, wenn man Personen oder Örtlichkeiten konkret benennt. Dazu braucht man fast schon einen Juristen an seiner Seite.
    Was genau willst du wissen?

    Hi, ganz unten im Bücherschrank gekramt, aus zwei laufenden Metern "einschlägiger" Literatur zwei Exemplare ausgewählt, die mich damals besonders geprägt haben:


    Marilyn French - Frauen


    Colette Dowling - Der Cinderella Komplex


    Bei Bedarf kommt gerne mehr. :wave

    Das hört sich eigentlich spannend an. Aber Horror? Wie blutig ist das Buch? Werden da Menschen, womöglich noch im Kindesalter, grausam und in allen Einzelheiten zerstückelt oder sonstwie misshandelt? Dann wäre das auf keinen Fall etwas für mich.

    Seitenwender, du meinst jetzt wohl die großen Erfolgsautoren.


    Die meisten der kleinen Emporkömmlinge baden nicht so sehr im Geld. Ich bekam bislang einen satten Vorschuss pro Buch von 2000 Euro, damit muss ich weit mehr als ein Jahr auskommen, bis mir die Honorarabrechnung sagt, ob ich überhaupt soviel Geld "eingespielen" konnte. Nach Erscheinen des ersten Buchs im Herbst 2005 bekam ich also im zweiten Jahr (Abrechnungszeitraum die letzten zweieinhalb Monate 2005) gar nichts - außer dem Vorschuss für mein zweites Buch und so weiter. Dieses Jahr veröffentliche ich kein Buch, also gibt es auch keinen Vorschuss sondern nur Tantieme für drei bislang erschienene Bücher: Immerhin stolze 1400 Euro, an denen die Eulen nicht unmaßgeblich beteiligt sind. :kiss (Edit: Wobei ich hinzufügen möchte, dass meine Verkaufszahlen für das Genre "Regionalkrimi" sehr hoch sind.)


    Pro Lesung (die wir wie klinkenputzende Bittsteller selbst organiseren müssen, was ich persönlich nicht mehr mache) berechnen wir tarifrechtlich 250 Euro. Macht bei hoffentlich vier oder fünf Solo-Lesungen im Jahr... ??


    Aber dafür bekommen wir immer wieder zu hören, dass wir ja nicht für schnödes Geld schreiben, sondern weil es uns Spaß macht und es unsere Leidenschaft ist, von der wir einfach nicht lassen können.


    Manchmal frage ich mich wirklich, warum ich mir all die Mühe antue. Und dann, genau in solchen Momenten, erscheint irgendwo eine lobende Kritik oder trudelt eine begeisterte Mail von einer unbekannten Leserin ein... Das ist wie Magie und spornt an, allen Frustrationen zum Trotz weiterzumachen und zu hoffen, dass beim nächsten Buch (finanziell) alles anders wird.


    Sorry, das sprengt jetzt das eigentliche Thema, aber es musste raus. :wave