Hier sind ja schon einige „krumme“ Werdegänge gezeigt worden, da möchte ich mich auch anschließen:
Eigentlich ist auch mein Werdegang ein verschlungener, aber von heute zurückgeblickt war alles richtig: Ich wollte schon als Schulanfängerin später mal Romane schreiben. Okay, gegen Ende der Schulzeit sah ich ein, dass man Geld braucht, um leben zu können. Also vielleicht Journalistin? Die Zeitung schickte mich weg, erst mal Abitur machen und etwas studieren. Aber was? Egal. Also Jura. Stinklangweilige Haarspalterei. Nach sieben Semestern bettelte ich bei derselben Zeitung wieder um ein Volontariat. Diesmal klappte es mit Handkuss, Donnerstag vorgestellt, Montag fing ich an.
Und als ich das erste Mal auf der Pressebank des Gerichts saß, wusste ich, dass ich meinen Traumjob gefunden hatte, der auch noch super bezahlt wurde. Immer wieder allerdings bohrte es in mir, etwas Dauerhafteres zu schreiben als diese Artikel, in denen man am nächsten Tag die Kartoffeln einpackte. Aber nach 14-16 Stunden zuhören, recherchieren und schreiben hatte ich einfach keine Lust mehr, mich daheim wieder an die Schreibmaschine zu setzen. Außerdem hielten die Zweifel vom kreativen Schreiben ab, ich könnte überhaupt noch nicht genug erlebt haben, um damit ein Buch zu füllen.
Also dauerte es weitere zwanzig, nein fast dreißig Jahre, bis der Zufall nachhalf und ich, im Alter von fünfzig Jahren, endlich meine zweite Karriere starten konnte. Seit drei Jahren werden meine Krimis veröffentlicht, ich verdiene zwar immer noch weniger als meine Krankenkassenbeiträge kosten, aber wenn ich am Schreibtisch sitze und wie ein Bildhauer aus einem wilden Wust von Ahnungen eine mörderische Geschichte schnitze und wenn ich diese Geschichte später auf Lesungen einem gespannt zuhörenden Publikum vortragen kann, dann bin ich der glücklichste Mensch auf der Welt.
Heute muss ich rückblickend sagen, dass ich vielleicht eines anders machen würde: Ich würde gleich nach dem Abi für mindestens ein Jahr ins Ausland gehen und ich würde lebendige Sprachen lernen. Das öffnet Türen und vor allem Horizonte.
Aber im Grunde kommt doch jeder irgendwie zum Ziel, wenn er es nur wirklich will, oder?