Keinkomma, nun, der Zuschauerbereich war bereits erfüllt von ihm, bevor er zu sehen war. Es war wie ein Sturm, den man herannahen spürt, bevor er auftrifft. Als er von hinten an uns vorbeischritt, raunten die Zuschauer, reckten den Hals, und da kam der erstaunlich kleine, zornige alte Mann und stellte sich ans Rednerpult und blickte uns wortlos an. Seine intensiv blauen Augen nahmen uns gefangen, und wir setzten uns automatisch aufrecht. Ich erfuhr erst hinterher von seinem wilden Privatleben, aber ich glaube, das war es, was vielen um mich herum durch den Kopf schoss, als er vor uns stand. Er stellte damals "A gospel according to the Son" ("Das Jesus-Evangelium") vor, das zwar provokant war, aber nicht gerade für den Sturm der Entrüstung oder Begeisterung sorgte, den er sich vielleicht erhofft hatte. Immerhin machten ihn die Unterhaltszahlungen an seine Ex-Frauen arm, und deshalb war er, so ging das Gerücht, regelrecht dazu gezwungen zu schreiben. Damals lebte er in einem sehr bescheidenen kleinen Brownstone in Brooklyn. Diskussion duldete er während oder nach der Lesung nicht, und ich hatte das Gefühl, er missbilligte auch jeden Gedanken über ihn und sein Privatleben, und er schien froh zu sein, als er wieder gehen konnte.
Ganz ehrlich - das Buch hat mich damals nicht groß vom Hocker gerissen. Ich werde nun auch keine Rezension dazu verfassen, weil ich es dafür noch einmal lesen müsste. Das wäre einmal zuviel. Gleichwohl hat mich "Die Nackten und die Toten" schon als Heranwachsende tief beeindruckt.