Zitat
Original von Voltaire: Ein wirklich sehr lesenswertes Buch.
Das finde ich auch.
Es sind drei Freunde: Der Ich-Erzähler Daniel Price, ein empfindsamer Junge, der sich merkt, wann er ein besonderes Wort zum ersten Mal benutzt, Billy Freund, genannt Freud, der laut, schwer und langsam ist, und Larry Misiora, der sich hässlich macht und sich gerne fies gibt. Sie sind 17, 18 Jahre alt und schließen in jenem Sommer die Highschool ab. Alle drei hatten noch kein Mädchen und wissen nicht, wie es in ihrem Leben weiter gehen soll. Die Kleinstadt bietet nicht viele Möglichkeiten: Maloche im Stahlwerk oder in der Ölraffinerie wie die Väter von Daniel und Misiora. Der Job, den sie nach den Ferien annehmen, wird voraussichtlich für den Rest ihres Lebens ihr Beruf bleiben. Eine so große Entscheidung macht sie unentschlossen.
Dann lernt Daniel Rachel kennen: das schönste Mädchen der Welt. Sie fasziniert ihn und gibt ihm Rätsel auf. Er kann sie nicht verstehen, so sehr er sich auch bemüht. Manchmal wirkt sie erwachsen und abgeklärt, dann wieder kindlich und verletzbar. Ihre Launen machen ihm zu schaffen. Er liebt sie und möchte um alles in der Welt erfahren, ob sie ihn genauso liebt. Nach ihren Treffen analysiert er Rede und Gegenrede, träumt sich die Begegnungen neu und findet tausend Gründe für Rachels Verhalten. Die Wirklichkeit reicht jedoch nie an seine Träume heran.
Daniels Vater erkrankt an Krebs. Die Ehe der Eltern ist lieblos und kalt. Der Junge kann sich nicht vorstellen, warum eine so schöne und stolze Frau wie seine Mutter einen Mann wie seinen Vater geheiratet hat, der einen Kopf kleiner ist als sie, ein geborener Verlierer, der mit seiner negativen Lebenseinstellung sich und seiner Umwelt das Leben schwer macht. Die Mutter nimmt ihre neue Rolle als pflegende Ehefrau sehr ernst, macht sich wieder schön für ihren Mann und tut alles, was nötig ist. Daniel schämt sich dafür, aber er muss sich eingestehen, dass ihm die Krankheit des Vaters sehr ungelegen kommt. Ausgerechnet jetzt! Er ist zum ersten Mal verliebt und will seine Zeit nicht im Krankenhaus verschwenden. Daniel besucht seinen Vater nie und ruft ihn auch nicht an. Er sieht ihn erst wieder, als er zum Sterben nach Hause kommt.
Seine Liebe zu Rachel und später auch der kranke Vater nehmen Daniel so in Anspruch, dass er keine Zeit mehr für seine Freunde hat. Sie leben sich auseinander, obwohl sie doch eigentlich für immer zusammen bleiben wollten. Misiora verschwindet aus der Stadt. Daniel beneidet ihn darum, aber er selbst kann nicht aus seinem Leben ausbrechen. Freud nimmt nun doch die dicke Patty zur Freundin und fühlt sich ganz wohl damit. Endlich kann er seine Bodenständigkeit ausleben.
Und David?
In diesem letzten Sommer lernt er viel über das Leben. Liebe ist nicht immer die ganz große, besondere, niemals endende Liebe, sondern es gibt Zwischentöne. Die Menschen sind nicht unbedingt so wie das Bild, das man sich von ihnen gemacht hat. Jemand wie Misiora kann mit einem gefühlvollen selbst geschriebenen Gedicht überraschen. Und Rachel hat ein Geheimnis, das Daniel vielleicht schon viel früher hätte entschlüsseln können.
Es ist ein leises, gefühlvolles Buch über die Suche nach dem richtigen Weg ins Leben und nach sich selbst. Ein Buch, das den Leser an die eigene Suche erinnert – mit vielen schönen und schrecklichen Momenten. Die Figuren sind so charakterisiert, dass man glaubt, sie zu kennen. Jede von ihnen hat eine Geschichte, und Daniel versucht, die Geschichten zu erfahren und zu verstehen. Da ist Rachels Erinnerung daran, wie sie in eines Nachts mit ihren Freundinnen auf die erste, die allererste Schneeflocke des Winters gewartet und sie auch gesehen hat. Da ist Daniels Mutter, die von ihrem Mann so sehr geliebt wurde, dass sie irgendwann aus diesem Gefängnis ausbrechen musste. Und da ist Daniels Vater, der sich mehr als alles auf der Welt gewünscht hat, ein einziges Mal jenes Lächeln ins Gesicht seiner Frau zu zaubern, das sie damals nach dem Besuch bei ihrem Liebhaber gelächelt hat.
Ich denke, dass es in diesem Buch auch beim zweiten Lesen kleine Kostbarkeiten zu entdecken gibt.