Beiträge von Gabi


    OK, es wird eindrücklich darauf hingewiesen, dass die Gemeinde das Geld braucht .................. aber es ist KEIN ZWANG, jeder gibt das was er kann oder auch nichts ........... zumindest habe ich das so erlebt in den Kirchen.


    Außerdem ist die jeweilige persönliche Situation ausschlaggebend und da wurde halt auch schon mal unter die Arme gegriffen, auch bei Wohnungs- oder Arbeitssuche. Das war z.B. ausschlaggebend für die 'Treue' meines Mannes zu seiner Gemeinde und genau mit solchen Aktionen vereinnahmt man auch die, die nicht ganz so 'gläubig' sind.


    Gabi


    Das mit der Bettelei kann ich so nicht bestätigen ............... ich habe es eher erlebt, dass mit dem Geld, das in die Kollekte kam, bedürftigen Gemeindegliedern geholfen wurde.


    Da diese Kirchen nicht mit Kirchensteuern und öffentlichen Mitteln finanziert werden, bleibt ja wohl nur der Weg über erbettelte Gelder. Ich kenne einige Freikirchen, die außerdem Kindergärten und eigene Schulen anbieten können, die natürlich auch über die Gemeinde finanziert werden müssen.


    Ob ich das gut finde oder nicht ist dabei ziemlich unerheblich. Es ist rechtlich kaum anfechtbar solange der Lehrplan eingehalten wird und nichts auffälliges passiert.


    Gabi

    Zitat

    Original von die_kleene_
    er steigert sich gerne in etwas rein...
    _



    Dann lass uns hoffen, dass er bald ein anderes Feld für sein Engagement findet ................ so ganz sicher scheint er sich ja nie gewesen zu sein.


    Gabi

    Die Zungenrede kenne ich nur aus der Pentecoast-Church die ich mal in Oberhausen besucht habe. Ist schon beeindruckend wenn 100 Leute 'in Zungen reden' und jeder für sich etwas anderes. Das geht lautstärkemäßig wie in Wellen auf und ab und steigert sich irgendwann bis die ersten Frauen aus den Latschen kippen ............... es stehen dann auch immer gleich ein paar starke Männer dabei, die die Frauen auffangen damit sie sich nicht verletzen ............ danach findet so etwas wie Exorzismus statt und irgendwie werden christlicher Glaube und Juju (Voodoo) miteinander vermischt. Darin sind Afrikaner wirklich Weltmeister. Bei aller Missionierung haben sie nie ihren eigenen Glauben (Naturreligion?) aufgegeben und der Glaube an Hexerei und Zauber ist sehr stark vertreten.


    Also was die Katholen mir zu langweilig und konservativ sind, das sind diese Religionsgemeinschaften mir zu lebhaft und undurchschaubar.


    Faszinierend finde ich nur, dass man sich so in etwas hinein steigern kann, dass man die Kontrolle über sich verliert. Solche Zustände mag man kennen aber sicherlich nicht aus der Kirche :lache


    Gabi


    Hi Kleene,


    für tolerant und weltoffen hielt mein Mann diese Leute auch mal. Wahrscheinlich schon deshalb weil sie ihn und eine Handvoll anderer Afrikaner in der Gemeinde tolerierten aber eben nur tolerierten, nicht akzeptierten oder respektierten. Als er sich dann irgendwann einmal kritisch äußerte (unter anderem zu diesem ständigen Halleluja und Amen) hat man erst mit ihm diskutiert, wollte mit ihm Bibelstunden abhalten und schließlich hat man ihn fallen lassen wie eine heiße Kartoffel. Er war nicht mehr 'willig' und ich war schuld .............. denn ICH hatte ihn verändert, er hatte durch mich seinen Glauben verloren. :lache


    Na ja, irgend jemand musste ja Schuld sein ........... warum nicht ich.


    Ich hatte eh schon schlechte Karten, ich war zu kritisch. Wir hatten in dieser Gemeinde ein Frühstück, nur mit Frauen .......... es war eine 'Schwester im Glauben' eingeladen, die auch einen Vortrag halten sollte. Ich hatte partout keine Lust aber ich war neugierig. In dem Vortrag ging es um den Teufel und den Islam, seltsam miteinander verquickt und ziemlich an den Haaren herbei gezogen. Jedenfalls hatte diese Frau Ahnung vom Islam wie die Kuh vom Tanzen und obwohl ich sonst eher in der Defensive bleibe platzte mir irgendwann der Kragen und ich habe vor versammelter Mannschaft, äääääääääh, Frauenschaft meinem Ärger Luft gemacht :fetch und ich habe dann auch die Frage gestellt, warum gehetzt wird gegen andere Religionen anstatt es miteinander zu versuchen oder Gemeinsamkeiten zu sehen. Schließlich würden die Gläubigen aller 3 großen Weltreligionen an den selben Gott glauben.


    Da war die Hölle los und der Teufel baute sich langsam am Rednerpult auf :wow............ der Schwester im Glauben fehlten nur noch Pferdefuß und Hörner und ich hab dann vorsichtshalber den Saal verlassen. Einige ganz eifrige kamen hinter mir her und versuchten selbst auf der Straße noch, mich von den Thesen zu überzeugen. Na ja, ich hab mich dann etwas verbal vergaloppiert und fragte ob denn in der Gemeinde alle bescheuert sind ................. beantwortet hat mir diese Frage niemand aber man hat mich wohl nicht ungern mit meinem Mann aus der Gemeinde entlassen.


    Soviel zur Toleranz. Diese Menschen fühlen sich besser, stärker und von Gott geleitet ................ da kannste fast nix machen, nur warten bis der gesunde Menschenverstand durchbricht.


    Wie alt ist dein Bruder?


    An deiner Stelle würde ich mich erstmal nicht einmischen .......... er ist vielleicht auf der Suche nach etwas, was in seinem Leben wichtig sein könnte. Junge Menschen tun so etwas. Hab Vertrauen, dass er das von sich aus packt. :knuddel1


    Gabi

    Was es speziell mit den Pfingsgemeinden auf sich hat kann ich dir leider auch nicht beantworten aber ich habe selbst eine Erfahrung mit einer der vielen Freikirchen gemacht, die ja alle irgendwie gleich zu funktionieren scheinen.


    Mein Mann gehörte einer solchen Freikirche an als wir uns kennen lernten. Obwohl er streng katholisch erzogen war hat er hier in Deutschland nie Kontakte gefunden in kath. Gemeinden, afrikanische Gemeinden gab es nur wenige und so hat er sich durch alle möglichen Freikirchen bewegt, immer auf der Suche nach der am besten passenden Gemeinschaft.


    Ca. 1 Jahr lang haben wir gemeinsam die Gottesdienste besucht. Ich bin damals mehr oder weniger seinetwegen mitgegangen und das erste was mir auffiel war diese umwerfende Herzlichkeit, die jeder, wirklich jeder uns entgegen brachte. Waren wir mal nicht dort wurden wir vermißt, es wurde hinter uns her telefoniert. Meinem Mann gefiel das, mir nicht. Ich hasse Kontrolle und Einvernahme, ganz egal durch wen oder durch welche Institution.


    Um Geld ging es eigentlich nie. Wer Geld hatte gab etwas, wer nichts hatte war trotzdem gern gesehen. Für die Kinder gab es während der Gottesdienste eine Art Sonntagsschule. Die kleinen durften spielen, die größeren lernten aus der Bibel. Es gab gemeinsame Unternehmungen oder Spielenachmittage auf dem Kirchengrundstück.


    Eigentlich eine ganz gute Sache wenn da nicht diese Penetranz gewesen wäre und auch dieser ständige Druck zu missionieren, Angehörige mitzubringen oder Kollegen oder einfach irgendwelche Leute, die vielleicht in ihrem Leben große Probleme haben.


    Aus der eigenen Gemeinde waren damals mehrere Familien als Missionare im Ausland. Asien, Afrika, Lateinamerika ................. sie haben kaum ein Krisengebiet ausgelassen. An erster Stelle stand Hilfe/Entwicklungshilfe und natürlich Mission. Sie bieten Hilfe und wollen als Gegenleistung deine Seele.


    Dass ihre Arbeit auf fruchtbaren Boden fällt habe ich selbst in Afrika gesehen. Dort machen sich alle, wirklich alle christlichen Glaubensgemeinschaften breit und missionieren auf Deibel komm raus. So kann es dann gut passieren, dass die 'Gläubigen' jeden Abend in einer anderen Kirche anzutreffen sind und Sonntags dann 2, 3 oder 4 Kirchen hintereinander besucht werden, man will ja niemandem vor den Kopf stoßen. Mein Eindruck war, dass die ärmsten der Armen ihre ganze Energie ins Gebet stecken anstatt den Ar*** hochzubekommen und selbst Initiative zu ergreifen.


    Man kann sich diese Welt nicht schöner und besser beten ......... um das zu erreichen, muss man etwas TUN.


    Das finde ich das fatale an diesen Kirchen. Sie machen abhängig dadurch, dass sie Hilfen geben und anbieten und und Selbständigkeit fast unmöglich machen.:fetch.


    Vielleicht tut es deinem Bruder im Moment gut, dass er diese Anteilnahme bekommt, vielleicht ist er in keiner guten Situation. Weiß du da etwas?


    Wenn er seinen gesunden Menschenverstand behalten hat, dann wird er bald erkennen, dass auch die Gemeindeglieder um ihn herum nicht besser oder schlechter sind als andere. Ich hab mir damals jede Kritik verkniffen, ich habe mich aufs gucken und zuhören beschränkt ........... mein Mann kam dann eines Tages von selbst dahinter, dass es auch dort manches Mal ziemlich 'link' zuging. ER hat dann jeden Kontakt abgebrochen und hatte auch endgültig die Nase voll von der Suche nach einer 'passenden' Gemeinde.


    Ich wollte dann mit ihm zusammen eine afrikanische Gemeinde suchen ......... dort geht es aber noch heftiger zu. Die Gottesdienste dauern bis zu 4 oder 5 Stunden. Es wird getanzt, gesungen und regelmäßig fallen Frauen in Trance ............. mir ist das ganze unheimlich und auch zu anstrengend, mein Mann hat sich aufgeregt, dass permanent von den Priestern aggressiv und laut gepredigt wurde :bruell und alle 2 Min. ein lautes Halleluja oder Amen geschrien wurde.


    Es geht das Gerücht um, dass einige afrikanische Gemeinden in Deutschland remissionieren wollen weil sie uns, die ihnen den Glauben gebracht haben, mittlerweile für Ungläubige halten.


    Gabi

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    Original von Tom
    Ich find das gut, wenn es endlich wieder die Dreizehnjährigen sind, die Kinder kriegen, und nicht mehr nur die arrvierten Enddreißiger-Karrierefrauen. Früher, vor ein paar hundert Jahren, war 12 bis 13 das Standardalter fürs erste Kind. :grin


    Die Erfahrung würde ich meiner Tochter trotzdem gerne ersparen ............ aber wir sind ja gebildet und haben einen sozial ganz guten Status ........ dann kann das ja gar nicht passieren :lache


    Gabi

    Den ersten Heiratsantrag habe ich vor ca. 29 Jahren bekommen, meinem Partner standen die Tränen in den Augen und seine Stimme versagte fast ......... aber die Rosen und die Ringe machten ziemlich deutlich worum es ging. Allerdings fand eine Hochzeit nie statt, die äußeren Umstände haben uns damals schwer zu schaffen gemacht.


    Den zweiten Heiratsantrag habe ich mehr oder weniger zwischen Tür und Angel bekommen, sehr unromantisch aber mit diesem Mann war ich dann 16 Jahre verheiratet.


    Von meinem zweiten Mann habe ich eigentlich gar keinen Heiratsantrag bekommen. Er hat mir nur gesagt, dass er sich ein Leben ohne mich nicht mehr vorstellen kann und dass er mit mir alt werden möchte. Ich hab dann leise nachgefragt, was das für uns beide bedeutet, ob wir heiraten oder nicht. Er sagte, dass das ganz von meinen Eltern abhängt, ob sie damit einverstanden sind oder nicht. Zu dem Zeitpunkt war ich 43 und mein Mann 48 Jahre alt ................. und ich hätte meinen Eltern die Hölle heiß gemacht, hätten sie ihre Zustimmung verweigert. Aber mein Mann hat so beeindruckend mit ihnen gesprochen, dass sie nix verweigern konnten. Ich war übrigens nicht dabei, das hat er ganz allein gemacht.


    Gabi

    Zitat

    Original von Alexx61


    Habt ihr von dem jungen Ding gehört (13) die gerade ein Kind bekommen hat, sie weiß nicht genau wer die..ähh der Vater ist.
    Stellt euch vor, ihr wärt Eltern und euer Kind würde Mutter oder Vater


    Hm, in dem Moment wo ich Kinder zur Welt bringe, muss ich mit allem lernen zurecht zu kommen was so im Laufe des gemeinsamen Lebens passiert.


    Jedenfalls möchte ich meine Tochter nicht in eine Situation bringen, wie meine Mutter mich vor vielen Jahren.


    Sie hat mich vor mehr als 28 Jahren aufgefordert nach Holland zu fahren und abtreiben zu lassen während sie mit meinem Vater und meinem Bruder in den Urlaub gefahren ist. Ich hab es nicht gemacht, sie kam zurück und verlor kein Wort mehr über meine Schwangerschaft ................... bis sie merkte, dass mein Bauch runder und runder wurde. Da war ein Riesendonnerwetter fällig. SIE hat sich geschämt für mich, SIE hatte ihr Gesicht verloren vor den Nachbarn und den Verwandten ............... ich war das personifizierte schwarze Schaf der Familie. Mein Gott, ich habe nie begriffen, worüber sie lange Zeit lamentiert hat.


    So möchte ich niemals mit meiner Tochter umgehen ............ bei uns wird offen über alles gesprochen aber wenn trotzdem etwas 'passiert' ........... dann muss auch dann offen geredet werden und ich würde keine Entscheidungen von ihr fordern, die sie nicht wirklich mitträgt.


    Mit meinen Söhnen gehe ich genauso um. Ich glaube nicht, dass sie sich aus der Verantwortung schleichen würden, wobei sich das bei meinem Großen eigentlich schon erledigt hat. Er ist verheiratet und hat mit seiner Frau einen Sohn.


    Und Schwätzereien hinter meinem Rücken haben mich noch nie interessiert. Wer nicht offen mit mir reden kann der hat schon verloren.


    Gabi


    Hm, dann befinde ich mich also in einem Zustand und nicht in einer Emotion??? Ich kann das trotzdem nicht wirklich trennen.


    Gabi

    Liegt ja vielleicht auch daran, dass jeder Trauer und Verlust sehr individuell erlebt und verarbeitet ................ und wie eng man mit dem Verstorbenen verbunden war.


    Früher hätte ich das ganze Thema auch anders behandelt als heute.


    Gabi


    Hallo Tom,


    was du da zu trennen versuchst, Schmerz und Trauer, kann ICH nicht ............ wie soll ich meine Gefühle einordnen??? Trauer IST Schmerz ....... für mich. Und auch wenn ich nicht ständig mit Leichenbittermine durch die Gegend gelaufen bin, in mir drin war und ist es immer präsent. Nach außen mache ich das, was von mir erwartet wird.


    'Man' darf nicht zu traurig sein aber bitteschön auch nicht zu lustig ........... dann wird einem gleich eine gewisse Leichtfertigkeit unterstellt.


    Ich bin zum ersten Mal in meinem Leben in einer Situation, in der ich mich zumindest zum Teil von außen manipuliert fühle und ich kann nur mit wenigen Menschen darüber reden bzw. sie bitten, sich mir gegenüber anders oder normal zu verhalten.


    Es gibt Menschen die mich gerne wieder zurück ins pralle Leben führen wollen und es gibt eben auch die, die mich darauf vorbereiten wollen, dass jetzt mindestens 2 Jahrzehnte Einsamkeit vor mir liegen werden.


    Ich habe gar nicht die Absicht, mich aufs Altenteil zurück zu ziehen und zu warten bis es bei mir so weit ist ............. ich will leben, ich muss leben und ich möchte mich wieder auf morgen freuen können ohne wenn und aber.


    Dass einem die eigenen Gefühle, wie immer du sie auch interpretieren möchtest, dabei im Weg stehen das ist eine ganz andere Sache. Da vertraue ich einfach auf die Zeit, die ja angeblich alle Wunden heilt.


    Aber niemand kann und wird mich zwingen, dass ich meinen Mann vergesse oder dass ich die Zeit mit ihm aus meinem Gedächtnis streiche. Ich bin immer noch sehr glücklich darüber, die Jahre mit ihm gehabt zu haben.


    Gabi

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    Original von Branka
    Als er dann im Krankenhaus war, dauerte es nur noch wenige Tage bis er starb. Es hat so weh getan.... er war so abgemagert plötzlich und trotzdem hat er mich angelächelt. Er wusste, dass er sterben würde und hat es akzeptiert.


    Das erinnert mich ein bisschen an meinen Vater. Er war schon lange sehr krank, er verweigerte Arztbesuche und eine OP wollte er sowieso nicht mehr, wahrscheinlich weil er ahnte, dass es nichts mehr bringen würde.


    14 Tage lag er im Krankenhaus, von Tag zu Tag konnte man sehen, dass es ihm immer schlechter ging. Er konnte nichts mehr essen, nicht trinken und man hatte das Gefühl, dass seine Augen von Tag zu Tag größer wurden.


    Eigentlich waren es seine Augen, die mich immer unendlich traurig machten. Er sprach ja kaum noch. Eine Woche vor seinem Tod war ich an einem Sonntagmorgen bei ihm um ihm die Fingernägel zu schneiden und ihn zu rasieren. Meine Mutter hat sich nicht gekümmert und ich wollte ihn so nicht sehen.


    Nachdem ich alles erledigt hatte (es war das erste Mal, dass ich so etwas bei meinem Vater gemacht habe) sah er mich an und sagte:
    'Nimmst du mich jetzt mit nach Hause? Komm, laß uns gehen.'


    Er konnte gar nicht mehr gehen ........... und zu diesem Zeitpunkt hatten wir geplant ihn nach Hause zu holen. Pflegebett und alles was wir für ihn brauchten hatten wir bereits bestellt, ich hatte meinen kompletten Jahresurlaub angemeldet ............... wir wollten, dass er zu Hause sterben kann.


    Das haben wir alles nicht mehr geschafft aber zumindest konnten wir bei ihm sein. Er war zum ersten Mal in seinem Leben in diesem Kreis die Hauptperson und ich denke, er hatte sich das lange verdient.


    Gabi

    Zitat

    Original von Iris


    Im Superduperselbständigenparadies Amiland ist es Gesetz, daß die Managergehälter auf den Tisch gelegt werden.


    ...........da würde ich aber zu gerne mal den Tisch abräumen ........... :-]


    Gabi

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    Original von Charlotte
    Mich würde sehr interessieren, ob ihr den Tod einer nahestehenden Person schon einmal im Vorhinein "gefühlt" habt.


    Mich hat es damals ziemlich fertig gemacht, daß ich ein ganz normales Wochenende verbracht habe, während mein Bruder starb bzw. tot in seiner Wohnung lag.


    Am Abend bevor mein Mann starb starb sein Großvater in Ghana, genau 20 Stunden vor ihm. Der 'alte Mann' oder Nana, wie wir ihn nannten ist 104 Jahre alt geworden und eigentlich war abzusehen, dass er bald sterben würde. Er war das Oberhaupt der (sehr großen) Familie und er wollte, dass mein Mann nach seinem Tod seinen Platz einnimmt. Oft hat mein Mann vor dem Bild des alten Mannes gestanden und gebetet, dass der liebe Gott ihn, den alten Mann, noch lange leben läßt ............. würde er jetzt bald sterben, hätte er ein großes Problem. Mein Mann hätte viel Geld aufbringen müssen für Bestattung, Flug usw. und das hätte er zu keinem Zeitpunkt 'übrig' gehabt.


    Na ja, nach deutscher Zeit ist der Großvater in Ghana um 18:11 Uhr gestorben, in Ghana war es 19:11 Uhr. Meinem Mann hat an diesem Abend das Essen nicht geschmeckt, er war müde und, was man bei ihm eigentlich überhaupt nicht kannte, gereizt und nervös. Er sprach davon, dass er am Wochenende unbedingt im Dorf anrufen müsse ............... er fühlte, dass es dem Großvater nicht gut geht. Diese Gefühle hatte er ab und zu und jedesmal war auch irgendwas in Ghana passiert.


    Ich hab an dem Abend wie immer alles vorbereitet für den nächsten Arbeitstag meines Mannes. Den ganzen Abend habe ich das Telefon mit mir herum geschleppt damit ich keinen Anruf verpasse. Worauf ich genau wartete war mir allerdings auch nicht klar. Es kam aber kein Anruf. Wäre uns an diesem Abend mitgeteilt worden, dass der alte Mann tot ist, mein Mann wäre nicht zur Arbeit gegangen.


    In dieser Nacht bin ich nicht, wie so oft in den ganzen Jahren, wach geworden und hab mich von meinem Mann verabschiedet. Am nächsten Morgen habe ich kontrolliert ob er alles mitgenommen hat, sein Handy hatte er vergessen. Alles andere hatte er bei sich. Beim Kaffee kochen habe ich an diesem Morgen sein Glas zerdeppert. Mein erster Gedanke war, haben wir noch solch ein Glas und was wird mein Mann sagen wenn SEIN Glas kaputt ist. Es war kein besonderes Glas und wir hatten einen ganzen Schrank voller Gläser. Ich weiß bis heute nicht, warum ich stundenlang über dieses blöde Glas nachgedacht habe.


    Im Büro ging es mir dann auch nicht so richtig gut, ich hatte den ganzen Morgen über das Bedürfnis, ihn anzurufen. Eigentlich habe ich das nur in Notfällen gemacht aber an diesem Morgen wollte ich wissen, ob er ok ist. Na ja, sein Handy lag zu Hause und ich konnte nicht mit ihm sprechen. Je später es wurde desto unruhiger wurde ich. Gegen 11 musste ich für meine Kollegen Kaffee kochen, einer der Kollegen wollte gegen Mittag seinen Geburtstag feiern. Zu diesem Zeitpunkt war ich total konfus und ich bekam langsam Bauchschmerzen. Den Geburtstag habe ich nicht mitgefeiert, meine Kollegen waren verdutzt über meine 'schlechte Laune', so kannte mich hier niemand.


    Der Unfall passierte um kurz nach 11, gestorben ist mein Mann fast genau 3 Stunden später, auf der Autobahn im Krankenwagen.


    Um diese Zeit war ich im Büro fast kein Mensch mehr, ich hätte heulen können und wußte nicht warum. Vom Büro aus bin ich mit Bauchschmerzen nach Hause und als erstes habe ich in der Küche nachgeschaut, ob seine Arbeitstasche dort ist. War sie nicht und ich wurde langsam konfus. Dabei war es normal, dass er später kam, es gab keine festen Arbeitszeiten und er hat mich immer angebettelt, dass ich mir nicht so viele Sorgen machen soll.


    Als die Polizei um 18:30 zu mir kam war mir klar, dass etwas passiert sein muss ............. und ich habe gebetet, lieber Gott, lass es nur einen ganz normalen Unfall sein ........... Hauptsache er lebt. Na ja, was danach bei uns zu Hause ablief, das habe ich mehr wie einen Film in Erinnerung, Details krieg ich nicht mehr zusammen. Ich weiß nur, dass ich unbedingt zum Krankenhaus wollte, nach Köln, und keiner wollte mit mir fahren. Alle um mich herum haben wie verrückt telefoniert und irgendwann kamen dann etliche Anrufe aus Ghana. Ich habe nichts verstanden, nur etwas von Tod und Sterben und ich habe mich die ganze Zeit gefragt, woher sie etwas wissen können. Niemand hatte bis dahin in Ghana angerufen. Aber sie wollten uns allen nur mitteilen, dass der alte Mann gestorben ist.


    Bis heute werde ich das Gefühl nicht los, dass die Tode der beiden Männer zusammen hängen. Beide wären nicht mit dem Tod des anderen zurecht gekommen ................... so hatten beide kein Problem damit, beide wußten nichts voneinander.


    Ich bin mir ganz sicher, dass ich etwas gespürt habe und das schon einige Stunden bevor mein Mann starb.


    Nach seinem Tod habe ich viele Träume gehabt in denen er mir 'geholfen' hat Entscheidungen zu treffen. Die Träume wurden immer seltener und mittlerweile träume ich gar nicht mehr. In den ersten Monaten waren sie für mich eine große Hilfe, ganz egal wie andere das sehen.


    Gabi

    Das ist es wahrscheinlich was man will:
    festhalten!


    Und ein Ton, ein Wort oder ein ganzes Gespräch das ist was anderes als ein Bild.


    Wenn sich irgendwo in meiner Nähe Leute in Twi unterhalten dann zucke ich unwillkürlich zusammen ................ diese Sprache beherrsche ich nicht aber sie ist mir so vertraut ............ auch die Art der Sprache, das ist anders als in Deutsch ........... oder es fällt einem nicht so auf ............. da sind immer wieder Laute dazwischen, die ich im Leben nicht gelernt hätte, sie geben Stimmungen wieder oder betonen etwas besonders ......... und manchmal sind es einfach nur Klicklaute in der Kehle, das kann man gar nicht nachmachen.


    Aber ich gehe dann nicht weg, ich höre zu und erinnere mich.


    Gabi

    Zitat

    Original von Charlotte


    Fotos von ihm ansehen zu können, hat ein paar Tage gedauert. Ich habe mich anfangs nicht getraut. Warum das so war, kann ich heute auch nicht mehr beschreiben. Ich hatte richtige Angst davor, das Fotoalbum zu öffnen.
    Meinen Anrufbeanworter habe ich weggestellt. Ich bin mir sicher, daß dort noch irgendeine alte Nachricht von ihm drauf ist, aber es wäre unheimlich, sein Stimme jetzt zu hören.


    Alles was du für richtig hältst, ist nicht verrückt
    :knuddel1


    Ich habe zu Hause etliche Videos und hunderte von Fotos wo mein Mann drin und drauf zu sehen ist und auch zu hören auf den Videos. Die DVDs, die zuletzt dazu kamen sind von seiner Beerdigung und vom Totenfest.


    An einem Freitagabend oder schon mitten in der Nacht habe ich mir diese DVDs angetan. Von vieren habe ich zwei geguckt, mein Samstag danach war unbeschreiblich .............. ich war am Boden zerstört und bis heute habe ich die beiden letzten DVDs nicht geguckt. Ich kann es nicht, ich will es nicht ............. und auch die Akten über die Umstände des Unfalls und die Zeit zwischen Unfall und seinem Tod ........... ich kann es nicht lesen und ich will kein Foto sehen von dem Führerhaus seines 40to-LKW ............. aber ich habe alles zu Hause, ich könnte jederzeit gucken und lesen wenn ich wollte. Ich hab alles verstaut in seinem Lieblingslederaktenkoffer und da bleibt es bis ich bereit bin.


    Die 'normalen' Fotos von ihm habe ich zu Hause überall herum stehen und die Totenbriefe vor seiner Beerdigung habe ich alle selbst geschrieben, gedruckt und verschickt, da hab ich mir nicht helfen lassen und auch nichts vorgefertigtes machen lassen. Das war allein meine Sache.


    In mancher Hinsicht habe ich sehr zwiegespalten reagiert aber das ist dann wohl so.


    Gabi

    Stimmt, ich hätte in meiner alten Wohnung auch nicht mehr bleiben können.


    Ich habe NIE mehr an 'unserem' Eßtisch gesessen (das war unser Treffpunkt zum Essen, quatschen, Probleme wälzen), ich habe NIE mehr die Gerichte gekocht die er gerne aß, ich habe NIE mehr in unserem Bett geschlafen und ich habe NIE mehr in seinem Sessel gesessen aber seinen letzten getragenen Pullover habe ich ungewaschen wochenlang mit mir herum geschleppt bis der Geruch von ihm verschwunden war. Das hat mich damals tierisch geärgert, der Pullover hängt immer noch in meinem Schrank und jetzt glaube ich, dass er doch noch ein bisschen nach ihm riecht.


    Man macht 1000 verrückte Sachen und kann nicht wirklich darüber reden .............. das einzige was ich zu dem Pullover gesagt habe:
    'wer den wäscht wird von mir getötet' :fetch


    Lesen kann ich seitdem überhaupt nicht mehr konzentriert, zur Zeit bin ich hier also so ziemlich am verkehrtesten Platz .................. früher habe ich Bücher 'gefressen'.


    Bei mir ist es die Musik über die ich mich abreagieren kann. Seitdem ich 'Rammstein' entdeckt habe wird bei größerem Frust gerammsteint oder ich versuche mich über Heavy Metal abzureagieren. Aber langsam läßt es nach und ich kann auch wieder leise Töne hören und genießen.


    Da muss wohl jeder den für sich besten Weg wählen und gehen ............ es gibt für Trauer kein allgemein gültiges Rezept.


    Gabi

    Zitat

    Original von Charlotte


    Was mich erschreckt hat war auch, daß viele in den ersten Tagen sehr verständnisvoll auf die Trauer reagieren. Aber gerade in den ersten Tagen trauern nahe Angehörige noch nicht wirklich. Da ist es eher mit lähmender Fassungslosigkeit gleichzusetzen.
    Wenn dann wirklich die Trauer nach einigen Wochen beginnt, haben nur noch wenige dafür Verständnis. Sie sind der Ansicht, daß man sich nach einiger Zeit damit abgefunden haben sollte. Und das finde ich sehr schade.


    Ja, so habe ich das auch erlebt, am Arbeitsplatz. Meine direkten Kollegen und MEIN Chef haben eigentlich super reagiert. Ich bin gleich an dem Montag nach der Beerdigung wieder am Arbeitsplatz erschienen. Zu Hause habe ich es einfach nicht ausgehalten. Trotzdem ging es mir im Büro auch nicht wirklich gut und immer wenn es mal gar nicht mehr ging hat man mich in Ruhe gelassen. Ich wurde von 9 Kollegen 'begluckt' (bitte nicht falsch verstehen, das sollte kein Ü werden). Andere Kollegen im Haus gingen mir aus dem Weg oder hatten nach einiger Zeit so lockere Sprüche drauf, dass mir jedesmal die Worte fehlten.


    Nach ca. 6 Wochen kam ich unserem Big-Boss über den Weg. Er fragte, wie es mir geht .............. und er hatte mich an genau einem dieser unsäglichen Tage erwischt an denen es mir nicht gut ging. Mir fehlten einfach die Worte aber die fand er dann. Es wäre doch jetzt schon eine Zeit her und müsste doch langsam besser gehen. Bis heute habe ich nicht verstanden, warum er das sagte. Hilflosigkeit, Gedankenlosigkeit???


    Das einzige was mir wirklich 'geholfen' hat war meine Wohnungssuche, mein Umzug (mit 3 Männern und mir), die Planung für alle Räume, Neuanschaffungen, Entrümpelung ............... es war über 3 Monate lang wirklich so, dass ich versucht habe vor mir selbst davon zu laufen. Das hat auch bis zu einem gewisssen Punkt funktioniert. Im September fand das Totenfest für meinen Mann statt. Bei den Vorbereitungen dafür merkte ich schon, dass mir langsam die Luft ausging und ich fühlte mich krank, nicht traurig, nur krank.


    Im Oktober, nachdem endlich Ruhe einkehrte, hatte ich einen totalen Zusammenbruch und das war wohl der erste Moment wo ich wirklich Trauer empfand und mir bewußt wurde, dass es nie mehr so sein würde wie früher. Ich glaub ich habe 14 Tage am Stück geheult und ich bin kaum noch vor die Tür gegangen weil ich Augen hatte wie ein Säufer. Irgendwann war ich dann wohl leergeheult und körperlich und seelisch fix und fertig. Aber dann ging es mir genau so schnell besser wie es mir vorher schlecht ging.


    Seit Ende Oktober habe ich wieder Energie und ich wünsch mir nichts mehr als dass ich solch eine Zeit nie mehr erleben muss. Da nützen Verstand und Stärke nichts mehr, das zieht einen einfach nur runter. Zu diesem Zeitpunkt allerdings waren alle um mich herum längst davon überzeugt, dass ich es gepackt habe und ich konnte erst nachher mit meinem großen Sohn und mit wenigen Freunden darüber sprechen.


    Na ja, jetzt geht es mir wieder ganz gut, ich habe meine Trauerzeiten und ich habe wieder meine fröhlichen Zeiten. Zur Zeit komme ich gut damit zurecht und ich glaube ganz sicher, dass ich das schlimmste hinter mir habe.


    Aber ich werde nie mehr so gleichgültig Trauernden gegenüber sein wie ich es vielleicht vorher war.


    Gabi


    Ganz sicher haben wir es verlernt mit dem Tod als etwas natürlichem umzugehen. Bis mein Vater starb habe ich selbst Sterben und Tod nicht wirklich realisiert. Außer meinem Opa sind alle meine Angehörigen allein gestorben, in Krankenhäusern oder Altenheimen. Alle diese Menschen waren alt, hatten ihr Leben gelebt und waren ziemlich alt.


    Mein Vater war der erste, den wir über viele Tage beim Sterben begleitet haben .............. mit der ganzen Familie. Wir 'wohnten' mehr oder weniger in seinem Sterbezimmer. Wir aßen, wir lachten, wir unterhielten uns und wir waren traurig. Es war ein seltsam fremder Zustand, den man nicht wirklich beschreiben kann. Trotzdem, als er starb waren wir traurig, wir haben geweint und ich zumindest war ziemlich konfus. Der Tod ist etwas endgültiges. Alles, was vielleicht noch hätte gesagt werden müssen ist zu spät.


    Die Vorbereitungen für seine Beerdigung haben wir allerdings mit einer unvermuteten Ruhe getroffen. Wir waren alle sicher, dass wir ihm geholfen haben dadurch, dass wir alle bei ihm waren. Er hatte sich auch bei jedem einzelnen verabschiedet bevor er bewußtlos wurde und selbst in diesem Zustand hat er noch auf Händedruck reagiert. Das sind Dinge, die man nie vergessen wird und heute bin ich froh, dass es so und nicht anders abgelaufen ist.


    Ca. 2 Jahre später hatten wir ein ähnliches 'Sterbeerlebnis' mit meinem Onkel, auch er war nicht allein.


    Seitdem diese beiden Menschen gestorben sind habe ich eine andere Einstellung zu Sterbenden und zum Tod und mir macht es keine Angst mehr.


    Vor fast genau einem Jahr bekam ich von der Polizei die Nachricht, dass mein Mann mit seinem LKW tödlich verunglückt ist. Die Polizisten erzählten etwas von Reanimation und verstorben und ich hatte nur dieses eine Wort 'Reanimation' im Kopf, das hieß Leben und nicht Tod und ich habe überhaupt nicht realisieren können/wollen, dass er wirklich tot ist.


    Diesen Tod habe ich nicht mit klarem Verstand verarbeiten können und auch die Tatsache, dass wir alle sterben .......... irgendwann, hat mich nicht trösten können. Ich habe nichts, wirklich gar nichts mehr mit ihm besprechen können, ich habe keine Möglichkeit gehabt Abschied zu nehmen und selbst ins Krankenhaus, in die Pathologie hätte man mich nicht gelassen. Ich musste 4 Tage warten bis mein Mann überführt war und selbst dann war nicht sicher ob ich ihn sehen konnte. Die Entscheidung darüber wollte der Bestatter treffen. Ich durfte ihn sehen und ich habe ihn jeden Tag 'besucht' auf dem Friedhof.


    Am Tag der Beerdigung habe ich dann erlebt, dass 'wir' relativ gefaßt mit dem Tod umgehen bzw. wir versuchen unsere Gefühle zu unterdrücken, was die Freunde und Angehörigen meines Mannes eben nicht taten. In der Heimat meines Mannes werden Tote gefilmt, beweint, angeschrien, es wird gebetet, gezetert und ich stand dabei, habe kein Wort verstanden und kam mir ziemlich hilflos vor und fühlte mich auch von dem ganzen Drum und Dran überfordert. Ich war kurz davor meine Fassung zu verlieren. Hätte ich nicht gewußt wie Beerdigungen in Ghana ablaufen, ich wäre schreiend vom Friedhof gerannt. Aber so war ich mir sicher, dass mein Mann genau DAS so gewollt hätte, es war seine Kultur, es gehörte zu den Traditionen seines Volkes.


    Was mich bestürzt hat war der Wechsel von lautstarker Trauer mit Tränen ohne Ende zum Lachen und Quatschen ................ schon auf dem Weg zum Grab. Aber ich war letztendlich auch die einzige, die sich nicht anschließend darüber ausgelassen hat, für mich gehörte es dazu auch wenn es mir nicht angenehm war.


    In den Monaten nach seinem Tod wurde ich mehr oder weniger 'fernbetreut', d.h., Angehörige meines Mannes aus aller Herren Länder riefen immer wieder an. Ich sollte nicht so traurig sein, ich sollte nicht so viel weinen ............. und jedesmal hatte ich weinende Gesprächspartner/innen am Telefon. Auch die Anteilnahme von Landsleuten/Nichtlandsleuten (aus anderen afrikanischen Ländern) hat mich ziemlich berührt. Menschen, die weder mich noch meinen Mann kannten haben in einer Art mit mir gesprochen, die ich von Deutschen nicht kenne. Viele Deutsche sind mir eher aus dem Weg gegangen, was hier an meinem Arbeitsplatz so weit ging, dass manche über Monate weder grüßten noch sprachen ............ sie machten einfach einen großen Bogen um mich als hätte ich die Pest.


    Mir hat eigentlich in der ganzen Zeit am meisten geholfen, was mein Mann mir selbst über Sterben und Tod erzählt hat, wie er darüber denkt und wie in seiner Heimat damit umgegangen wird. Dort sind plötzliche oder frühe Tode sehr viel häufiger als bei uns. Kein Wochenende in Ghana wo nicht überall Totenfeste gefeiert wurden.


    Das Totenfest für meinen Mann war dann auch so etwas wie der Abschluß all dessen was ich noch tun konnte für meinen Mann. Welche Bedeutung dieses Fest für die Angehörigen hat konnte ich daran sehen, wer alles aus welchen Ländern angereist kam. Eine Schwägerin kam nur für dieses Fest aus den USA.


    Am letzten Freitag war der erste Todestag und es kamen einige ghanaische Freunde und Angehörige zu mir, anschließend fuhren wir zum Friedhof und ab jetzt wird das Grab nur noch alle 5 Jahre besucht (von den Freunden und der Familie). Für mich muss/soll jetzt ein neues Leben anfangen und ich fürchte, dass schon einige meiner unzähligen husbands mit den Hufen scharren ....................... aber ab da werde ich mich auf meine eigenen Traditionen und meine Kultur besinnen. Meine Männer habe ich mir immer noch selbst ausgesucht. Außerdem würde ich zur Zeit keine Gefühle investieren können. Für mich ist das ganze immer noch relativ frisch obwohl es mir besser geht.


    Aber vermissen tu ich ihn, täglich. Wer mir das nicht zugesteht der kann mir gestohlen bleiben.


    Gabi