Beiträge von Uta

    Geschichte hat mich immer interessiert, ich halte mich auch nicht für "unwissend", aber man kann ja immer noch was dazu lernen, daher habe einige Titel zur Weltgeschichte auf der Merkliste ...


    Alexander Demandt - Kleine Weltgeschichte


    Kurzbeschreibung
    Die Devise, die Goethe in seinem West-östlichen Divan formuliert, hat bis heute nichts an Gültigkeit eingebüßt, und ganz in diesem Sinne vermittelt Alexander Demandt klar, anschaulich und mit Blick auf das Wesentliche die Geschichte unserer Welt. Freilich reicht er dabei weiter zurück als nur 3000 Jahre. Er beginnt mit der Entstehung des Kosmos und zeichnet knapp die Entwicklung des Menschen von seinen Uranfängen bis zum Homo sapiens nach. Jede der darauffolgenden Epochen und Kulturen läßt der Autor zu ihrem Recht kommen - gleichgültig, ob es sich um den Alten Orient und Ägypten, um die klassische Antike, die Kulturen Asiens und Südamerikas, das europäische Mittelalter oder das Zeitalter des Imperialismus handelt.


    Die ganze Weltgeschichte vom Urknall bis heute in einem einzigen Buch von gerade einmal knapp 350 Seiten darstellen zu wollen, dazu gehört -- außer dem nötigen Überblick -- schon einiges an Selbstvertrauen. Und schließlich hat Alexander Demandt einen Ruf zu verlieren. Das gibt er selbst in seinem "Vor- und Nachwort" zu bedenken. Dem Ansinnen des Beck Verlages zuzustimmen, eine einbändige Weltgeschichte vorzulegen, dürfte ihm deshalb alles andere als leicht gefallen sein. Doch zu unserem Glück hat er sich der Herausforderung nicht verweigert. Herausgekommen ist Kleine Weltgeschichte, die mit Demandts großen Arbeiten vor allem eines teilt: die souveräne Erzählkunst des Autors, der zudem sehr genau weiß, wo und wie er die Akzente setzen muss, damit seine (hoffentlich sehr zahlreichen) Leser Gewinn und Genuss aus der Lektüre ziehen.
    Dass an neueren universalgeschichtlichen Darstellungen ein unübersehbarer Mangel herrscht, ist angesichts der enormen Spezialisierung der historischen Zunft kein Wunder. "Infolge der Ausdifferenzierung der Geschichtswissenschaft", zitiert der Autor den Eintrag "Weltgeschichte" aus der Brockhaus Enzyklopädie, " hat die Darstellung der Weltgeschichte ihre Bedeutung verloren." Aber, fragt Demandt völlig zu Recht: "Müssen wir über den Teilen das Ganze vergessen?" Das vorliegende Buch ist die richtige Antwort auf diese Frage! Und so wollen wir an dieser Stelle nicht darüber lamentieren, dass zwar "Geographiestudenten nach wie vor alle Kontinente, Mediziner alle Organe kennen müssen", in der Geschichtswissenschaft aber "die Forderung nach Grundwissen aus den universitären Prüfungsordnungen verschwunden" ist. Seien wir froh, dass wir noch einmal eine derart gelungene, konzise Gesamtdarstellung präsentiert bekommen haben. In ihrem Genre jedenfalls, so viel darf man jetzt schon sagen, wird diese Kleine Weltgeschichte auf absehbare Zeit nicht so leicht ihresgleichen finden.



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    Dies hier habe ich im SUB, ist aber vielleicht eher was für Fortgeschrittene ...


    William McNeill / Robert McNeill - The Human Web


    Kurzbeschreibung
    The spread of agriculture, the growth of world religions and the rise of European civilization to world dominance are some of the themes explored in this engrossing addition to the distinctive McNeill brand of broad-brush macro-history. The motor of history this time is the growing "web" of interactions-weaving together hunter-gatherer bands, then civilizations and finally the whole world-by which people, goods, diseases and ideas spread. As it binds ever more people ever more tightly, the web both brings them into conflict and lets them share and build on each other's achievements; thus Columbus's extension of the web to the Americas led to conquest but also to the exchange of New World potatoes and maize for Old World horses and smallpox. The father-son historian duo also revisit ideas from William's previous books, discussing the co-evolution of humans and microbes, the uneasy symbiosis between warrior elites and the farmers they protect and exploit, and the social solidarity imparted by group singing and dancing. More ecological than humanistic, the McNeill outlook sees conflict and cooperation as twin outcomes of the struggle for survival that drives developments in technology, political organization, social habits and even religious beliefs. This approach can be reductionist (Europe's vibrant civil society is said to spring from its use of mold-board plows); and as impersonal historical meta-agents go, the trendy "web" conceit is less substantive and fertile than other McNeill brainstorms. Still, this concise and beautifully written synthesis brims with revealing insights that make history comprehensible and enthralling.


    Autoren
    J.R. and father William, both history professors, unravel the various webs that have connected humans through time.



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    Dann versuche ich doch mal den Schnitt nach oben zu treiben ;-), dass jemand zumindest von den Büchern gehört hat, wenn auch noch nicht gelesen, ich schaue mir die Monatsliste regelmäßig an.


    Von der Jahresliste habe ich im SUB: Manotti, Meyer, de Cataldo, Sallis und Horst, teilweise sind das ja auch schon Folgebände und die Vorgänger subben auch noch. Ich bräuchte viel mehr Zeit zum Lesen ... :cry



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    Zitat

    Original von Grisel
    Ich bin jetzt durch mit dem zweiten Abschnitt. Liest sich echt gut und über einen Mangel an "persönlicher Note" kann ich jetzt auch nicht mehr klagen. Wenn man mal eine Weile am Stück liest, dann kommt man da schon gut rein und erlebt die Männer so wie Junger das getan hat..


    Wegen unserer Leserunde habe ich nochmal von vorn angefangen, das Buch ist ja ziemlich detailreich in Bezug auf die Exkurse, Abläufe im Gehirn, chemische Vorgänge im Körper, diverse Forschungen, die durchgeführt wurden ...


    Zitat

    Das ist mir auch aufgefallen, dass die Reporter geradezu gierig sind, auf die gefährlichsten Posten zu kommen. Gibt es da eigentlich irgendeine Art der Qualifizierung? Um nicht eine Gefahr darzustellen müssen die Reporter doch zweifellos einiges erfüllen können, von der Gefahr für sie selbst mal abgesehen.
    Das mit dem Reiz, "excitement" erwähnt er ja auch, dass es fast schon zwangsläufig aufregend ist, vor allem, wenn man ein sehr junger Mann ist.


    Wahrscheinlich gibt es zumindest in dem Sinn eine Art der Qualifizierung, dass ein bekannter/erfahrener Journalist mehr Möglichkeiten hat, sich auszusuchen, wohin er möchte, um eine Reportage zu machen.


    Du hast ja mehrere interessante Punkte herausgestellt, die ich auch wichtig fand und habe noch Zitate dazu:


    Zitat

    Sehr interessant fand ich auch die Beobachtungen über "combat", dass es nur funktioniert, wenn sie als Einheit agieren und dass Sekunden entscheiden können zwischen scheinbarer Feigheit und scheinbarem Mut.


    The choreography always requires that each man make decisions based not on what’s best for HIM, but on what’s best for the group. If everyone does that, most of the group survives. If no one does, most of the group dies. That, in essence, is combat.


    Zitat

    Das mit der Kontrolle, die einen gefährlicheren Posten mit weniger Angst verbindet, wenn man die Kontrolle hat, quasi, klingt eigentlich logisch. Ich dachte mir das auch, als Junger davon spricht, dass Leute hinter der Front oft mehr darunter leiden als die, die vorne stehen.


    The primary factor determining breakdown in combat does not appear to be the objective level of danger so much as the feeling – even the illusion – of control. Highly trained men in extraordinarily dangerous circumstances are less likely to break down than untrained men in little danger.


    Zitat

    Auch sehr interessant war die Beobachtung, dass der "ehrenhafte" Krieg u.a. wegen dem Maschinengewehr bzw. "entmenschlichten" Arten zu töten weichen musste, auch wenn schon der Begriff eines ehrenhaften Krieges wie ein Widerspruch in sich klingt. Aber es macht schon einen Unterschied, ob man seinem Feind Auge in Auge gegenübersteht oder aus der Ferne oder gar aus dem Himmel agiert.


    Mit der technischen Entwicklung des frühen 20. Jahrhunderts wurden die Waffen wirklich "Massenvernichtungswaffen".
    Und da die Taliban in Feuergefechten oft hohe Verluste hinnehmen mussten, durch die Luftunterstützung auf amerikanischer Seite, ist die Verwendung von IEDs (improvised explosive devices), in den Straßen vergrabene Bomben, eine logische Entwicklung, was das Verhältnis von eigenen Verlusten zum dem Feind zugefügten Schaden betrifft.


    Zitat

    Was er da schreibt über die jungen Männer, die ausgeschickt werden, um Dinge zu tun, die die "alten" nicht mehr tun können, das hat mich an Wrights Schlussbemerkung erinnert, "we misuse them at our own peril" (S. 462 "Generation Kill").
    Irgendwo sprach Junger dann auch noch davon, dass die Unterschiede zwischen den jungen Männern auf beiden Seiten vielleicht gar nicht so groß sind. Die auf der Gegenseite werden wohl ebenso "misused".


    Während des Lesens ist mir bewusst aufgefallen, dass Junger sich eigentlich mit allen Aussagen konkret auf die amerikanischen Soldaten bezieht, später im dritten Teil gibt es noch einen Exkurs, dass wahrscheinlich die Verteidigung des eigenen Stammes/Clans aus der frühen Menschheitsgeschichte in den Genen verankert ist, die Funktion des Familienclans erfüllt für die amerikanischen (westlichen) Soldaten ihr Platoon / Squad / Team. Ich hatte beim Lesen gedacht, dass Junger in dem Zusammenhang auch auf die Afghanen hätte eingehen können, wo man ja durchaus sagen kann, dass sie ihre Lebensweise ("Heimat") verteidigen, auch wenn die Taliban ja nicht für Freiheit und Frieden für sich und alle ihre Landsleute kämpfen, sondern für ihren eigenen Machtanspruch.


    Zu Beginn des ersten Teils schreibt Junger, dass er seit 1996 mehrfach in Afghanistan war, und ihm das Land sehr am Herzen liegt, ich habe jetzt bewusster gelesen, dass er sich "diesmal aber nur auf die Sichtweise dieses amerikanischen Platoons konzentrieren wollte", also ist das eine bewusste Entscheidung, die Sichtweise der Afghanen in diesem Buch auszuklammern.


    Zitat

    Tolles Buch. Jetzt weiß ich aber auch wieder, warum ich es nicht lesen wollte, weil ich es als sicheren Tipp aufsparen wollte. Tja. Aber ich bereue nichts.


    Jetzt hast Du einen sicheren Tipp für die Wiederholungstat. ;-)



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    Original von Grisel


    Genau das hatte ich mir auch markiert, ich war nur zu faul, es abzutippen. Den Gedanken fand ich höchst interessant, weil sich das ja wirklich durch die gesamte Weltgeschichte zieht und gerade Afghanistan ein Paradebeispiel dafür zu sein scheint.


    Parallel lese ich "In the Graveyard of Empires" von Seth G. Jones.


    Kurzbeschreibung
    Afghanistan expert Seth G. Jones watched as American optimism evaporated after the Taliban defeat in 2001; by 2005, a new "war of a thousand cuts" had brought Afghanistan to its knees. With new research on insurgencies and declassified US government documents, Jones shows how the siphoning of resources to Iraq left NATO forces in Afghanistan ineffectual and without support. Through interviews with prominent figures, including ambassador Zalmay Khalilzad and commander Karl Eikenberry, Jones explains how a growing sanctuary for insurgents in Pakistan and a collapsing government in Kabul were a catalyst for the Taliban resurgence. Examining what has and has not worked so far, Jones argues that the US must take a radically new approach to the war if it is to avoid the disastrous fate that has befallen every world power to enter the region.



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    Original von Grisel
    Kommt mir das nur so vor, oder war/ist der Irakkrieg in den Medien und der öffentlichen Wahrnehmung weit präsenter als der in Afghanistan?


    Der Irakkrieg war ja von Beginn an ein "Krieg", und auch noch der Amerikaner (bzw. Coalition of the Willing), über Afghanistan wurde in den deutschen Medien fast ein Jahrzehnt das Märchen vom "THW in Uniform", Brunnen bohren und Brücken bauen, verbreitet, "es fand ja kein Krieg statt".



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    Original von Grisel


    Das ist mir auch aufgefallen, dass der direkte menschliche Faktor mit Name und Gesicht vorerst etwas außen vor bleibt. Aber vielleicht liegt das an der Struktur und das kommt später. Durch die drei Abschnitte sind seine Eindrücke vielleicht eher dem zugeordnet. Ansonsten könnte ich Dir Evan Wrights "Generation Kill" wärmstens ans Herz legen, der hat mehr den Fokus darauf. Also, wenn das nicht eben doch noch später kommt. Identifizierbar ist bis jetzt eigentlich nur O'Byrne, den er ja selber anfangs als Art Bezugsperson herausstellt.


    "Generation Kill" kann ich Euch auch sehr empfehlen, der Reporter Evan Wright ist mehrere Wochen mit vier Soldaten 2003 im Humvee im Irak unterwegs gewesen, dadurch war der Kontakt mit einigen ja besonders eng, die Darstellung von einigen Männern sehr intensiv. Und da sind wir bei dem Punkt, wieviel Distanz zu den Männern muss sein, um die Objektivität der Berichterstattung nicht zu verlieren, das thematisiert er auch.



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    Original von Grisel


    Wobei ich hier fürs Protokoll festhalten möchte, dass es mir nie um die Schlachten oder das Kämpfen an sich geht, sondern immer um die Menschen. Wer sind sie, warum tun sie was sie tun, wie gehen sie miteinander und ihrer Umwelt um und was macht das alles aus ihnen, im Krieg und in der Kaserne. Von daher ist Jungers Buch für mich genau richtig. Und dieser andere Ansatz, den Uta erwähnt hat, macht es gleich noch mal so reizvoll.


    Grisels Antwort kann ich so unterschreiben!


    Mir ist aber noch nicht mal bewusst, dass die Darstellung in "War" sehr schlachtenlastig wäre. :wow Wie von Junger selbst eingangs erwähnt, gehört das Korengal Tal zum Gebiet mit den meisten Feuergefechten und er hat sich seine Anwesenheit dort selbst ausgesucht. Und die Beschreibungen des Alltags inklusive Patrouillen und häufigen Beschuss auf ihren "Outpost" gehören zum Überblick über das Gesamtbild nun mal dazu.


    Später wird mal erwähnt, dass ein Soldat, der Koch im Basiscamp ist, für ein paar Tage nach Restrepo kommt, um seine "Combat Badge" zu verdienen, ein Abzeichen, dass er auch im Kampf gewesen ist, und Junger erzählt, dass andere Reporter ihn darum beneiden, dass er dort vor Ort ist "wo was los ist", also irgendeinen Reiz hat "Krieg" für die Männer ja schon.



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    Original von Salonlöwin
    Kurze Frage zu dieser Minileserunde:


    Grob hat Junger die Chronologie der Zeitfolge zwar eingehalten und auch die Schwerpunkte der benannten Teile: Fear, Killing, Love, sind erkennbar, aber es gibt immer wieder Exkurse und Abschweifungen. Mich hat das nicht wirklich "gestört", aber der Aufbau hätte straffer koordiniert sein können, da gebe ich uert Recht.


    Zitat

    Ich möchte zwar nicht zu viel verraten bekommen, aber inwieweit kommt Deiner Meinung nach das Innenleben Deiner Personen zu kurz?


    Zu uerts Bemerkungen wollte ich sowieso noch kommen.


    Ich sehe den Ansatz von Junger eigentlich nicht im Nahebringen von einzelnen Personen - am ehesten ist das O'Byrne, den Junger beschreibt, dass er in Worte fassen kann, wofür vielen die Worte fehlen, was ihm als Journalist natürlich entgegenkommt, und er sich häufig mit ihm unterhält und auch während seiner Anwesenheit in Restrepo mit ihm relativ engen Kontakt hat. Der Ansatz von Junger ist eher das Aufzeigen von Strukturen, allgemeine Wesenshaltungen und Veränderungen von Soldaten im Kampfeinsatz.


    Zitat

    Eine letzte Frage: Lest Ihr das deutsche HC oder die englische TB-Ausgabe?
    Im kommenden April erscheint das TB in Deutschland und ich überlege, ob ich mit einer Anschaffung warten soll.


    Ich habe das amerikanische HC, wir haben gar nicht darüber gesprochen, aber uert und Grisel gehören ja auch zu den "grundsätzlich-Englisch-OV-Leserinnen", daher gehe ich davon aus, dass sie nicht die Übersetzung lesen. P.S. Hat Grisel ja inzwischen auch schon beantwortet.



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    Original von Grisel
    Zum ersten Abschnitt, "Fear".


    Ich habe das Buch gestern gleich angefangen und war relativ schnell drinnen. Interessant finde ich es schon mal, dass wir hier mal bei der Army sind, denn natürlich habe ich im Hinterkopf ständig "Generation Kill" und Wright's Marines. Die Bücher aus Sicht der Offiziere (Fick und Hennessey) sind ja wiederum ein anderes Thema.


    Ich fand das Buch auch sofort flüssig zu lesen und war schnell drin. Voriges Jahr habe ich die britische Dokumentation "Ross Kemp in Afghanistan" gesehen, und hatte daher auch die geographische Situation in Afghanistan bildlich vor mir, auch wenn dort ein britisches Regiment portraitiert wird. Hier wurde auf Interviews mit deutschen Bundeswehrsoldaten vor und nach ihrem Einsatz in Afghanistan in der aktuellen ZEIT hingewiesen, die ich gestern auch gelesen habe, sehr interessant, daraus ergeben sich nämlich viele Parallelen, was die Soldaten betrifft, sowohl Amerikaner als auch Briten als auch Bundeswehr ...


    Zitat

    Den Teil, der an "Sympathy for the devil" erinnert, hatte ich auch schon. Klar, das Special Forces Camp in Vietnam, das nur darauf wartet, überrannt zu werden. Ob das Kent Andersons Vorbild war?


    Der Ansatz von Sebastian Junger ist es ja, ein bisschen tiefgründiger zu blicken, daher habe ich auch viele Parallelen zu der Darstellung von Hanson und einigen anderen Soldaten in "Sympathy for the Devil" gesehen. Damit meine ich eigentlich noch nicht mal die physische Situation in einem abgelegenen Camp, ob in Vietnam oder Afghanistan, sondern die psychische Veränderung von Soldaten, die Kampfhandlungen an der Front erleben.


    Zitat

    Sehr interessant finde ich die Beobachtung auf S. 83, über Empires und mobile Widerstandsgruppen. Man sieht, wie schon davor, dass Jungers Zugang auch ein wissenschaftlicher ist.


    Ich habe mir einige interessante Zitate rausgeschrieben:


    The fact that networks of highly mobile amateurs can confound – even defeat – a professional army is the only thing that has prevented empires from completely determining the course of history. Whether that is a good thing or not depends on what amateurs you’re talking about – or what empires – but it does mean that you can’t predict the outcome of a war simply by looking at the numbers.


    Zitat

    Aber, auch wenn man das wohl nicht laut vor ihnen sagen sollte, die Unterschiede scheinen nicht so groß zu sein. Ich fand es höchst interessant, dass die Soldaten offenbar genauso einen Aberglauben gegen "charms" haben, wie die Marines.


    Den gemeinsamen Aberglauben gegen die Charms Süßigkeiten in den Essenspaketen fand ich fast lustig, einer der Soldaten hat extra eine Packung Charms gegessen, weil ihm langweilig war und sie seit Wochen kein Feuergefecht mehr hatten? :wow Hat aber nix genützt, es gab keinen Angriff der Taliban.


    Zitat

    Interessant ist Jungers Beobachtung über den Unterschied zwischen Garnisonssoldaten und Einsatzsoldaten und dass gute zweitere schlechte erstere sind. Ergibt sich fast logisch, erinnert aber doch auch ein bisschen an gute, alte Klischees, mit den tollen Kriegern, die zu unangepasst sind, um sich um saubere Stiefel zu kümmern. Aber gut, irgendwo her muss das ja kommen.


    Klischee vielleicht, aber da ist wohl auch viel Wahrheitsgehalt drin, da kann ich auch nochmal auf die Interviews in der ZEIT verweisen.


    Zitat

    "Blood in, blood out". Das muss wohl der gleichnamige Film von Taylor Hackford sein? Ich weiß gar nicht mehr so genau, worauf sich das im Film bezogen hat.


    So wortwörtlich scheinen die Soldaten das glücklicherweise nicht zu nehmen, wirkt aber auch so wie ein reichlich eigenartiger Brauch.


    Ich kenne den Film auch, wusste aber auch nicht mehr, worauf sich das bezog. Und dass die Prügeleien untereinander eine Form von Zuneigung sind, ist ja für Zivilisten mehr als seltsam, in dem Kontext aber doch irgendwie nachvollziehbar.


    Zitat

    Höchst interessant sind Jungers Beobachtungen über die Reaktionszeit. Ich wusste nicht, dass Männer eine schnellere haben als Frauen, grundsätzlich.


    Das wusste ich vorher auch nicht, aber als ausgleichende Gerechtigkeit haben Frauen weniger "Dopamin-Probleme" (was das bedeutet, kommt später im Text).



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    Original von uert


    Ich passe mich der Mehrheit an :lache.


    Da ich entscheiden darf, bin ich für die Unterhaltung ohne feste Einteilung, ich bin ja schon durch. Ich hatte nur noch ein paar Seiten zu lesen, als wir die spontane Leserunde beschlossen hatten, bzw. Grisel und uert, dass sie das Buch auch jetzt lesen.


    Zitat

    Mit dem Tod von Tim Hetherington hab ich's mal wieder hochgeholt, aber dann doch nie gelesen. Jetzt freue ich mich aber drauf.


    Mal kurz zur Erläuterung: Sebastian Junger ist schreibender Journalist, der aber in Afghanistan auch ständig seine Filmkamera dabei hatte, Tim Hetherington war ein relativ bekannter Fotograf, der im April in Libyen ums Leben gekommen ist. Beide waren 2007/2008 insgesamt fünfmal in Afghanistan im Korengal Tal bei diesem Platoon auf dem "Outpost" Restrepo, woraus das Buch "War" und aus dem Filmmaterial der Dokumentarfilm "Restrepo" entstanden sind. Im Korengal Tal fanden ca. 70 Prozent der gesamten Kampfhandlungen der US-Streitkräfte in Afghanistan statt.


    Seit dem Frühjahr wollte ich das Buch eigentlich längst lesen, aber durch den Tod von Tim Hetherington habe ich es dann eine Weile doch noch aufgeschoben. Warum hat mir das was ausgemacht? Ich kannte ihn vor diesem Buch auch nicht, und im Buch wird auch von Soldaten berichtet, die gefallen sind, das sollte eigentlich ja kein Unterschied in der Wahrnehmung sein. Oder ist es doch der subtile Unterschied, bei den Soldaten ist der Tod Berufsrisiko? Aber wer sich als Reporter auf Kriegsberichterstattung spezialisiert, geht natürlich auch ein Berufsrisiko ein und ist wahrscheinlich auch ein "Adrenalin-Junkie", wie viele Soldaten es von sich selbst sagen. Im letzten Teil berichtet Junger auch aus seiner persönlichen Sicht, dass er den Aufenthalt dort ja auch als "spannend" und "aufregend" empfunden hat. Ihm und Hetherington wurde auch angeboten, Waffen zu tragen, wenn sie die Soldaten auf Patrouillen begleitet haben, aber er schreibt, dass sie das strikt abgelehnt haben, da dies die journalistische Distanz gefährdet hätte, wenn sie also nicht mehr nur noch Beobachter sondern Teilnehmer gewesen wären.



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    Der Autor
    Gregor Weber, geboren 1968 in Saarbrücken, ist Schauspieler und vor allem als Hauptkommissar Stefan Deininger im "Tatort" bekannt. Außerdem ist er Stabsunteroffizier der Reserve. Nach dem Bestseller über das Geschehen in deutschen Profiküchen ("Kochen ist Krieg") legt er mit "Feindberührung" seinen ersten Kriminalroman vor. Er lebt mit seiner Frau Tanja Weber und zwei Kindern in einem Doppelautorenhaushalt in der Nähe von München.



    Kurzbeschreibung
    Er war ein harter Hund, vor dem alle Respekt hatten. Doch dann liegt »Bomber« Rems, der ehemalige Afghanistan-Kämpfer, ermordet in seiner Wohnung. Alles sieht nach einer Tat im "Milieu" aus, aber Hauptkommissar Grewe hat Zweifel. Und schon bald geht es um viel mehr als einen Mord. Sogar für Grewe.


    Die Fallschirmjäger sind immer die ersten, die in Auslandseinsätze geschickt werden, die ersten, auf die geschossen wird, die ersten, die zurückschießen, töten, getötet werden. Es sind mutige Männer, harte Schweine. Lars »Bomber« Rems, 31 Jahre, knappe 1,90 groß, 96 Kilo schwer, war einer von ihnen. Mit Leib und Seele. Bis zu seinem letzten Afghanistaneinsatz, wo eine Explosion ihm beide Beine abriss. Obwohl ihn die Kameraden auch in der Heimat nicht fallenlassen, kriegen sie ihn nicht mehr zurück in die Spur. Mit seinem Rollstuhl rast er auf die Hölle zu und wird, als er endlich tot ist, erst recht zum unkontrollierbaren Sprengsatz für ein Gemeinwesen, das Krieg und Gewalt nur aus dem Fernsehen kennt. Auf einmal geht es für Hauptkommissar Grewe um viel mehr als nur um einen Mord. Der erste Spannungsroman von »Tatort«-Ermittler Gregor Weber spielt in einer neuen deutschen Wirklichkeit: Die Soldaten der einstigen Verteidigungsarmee Bundeswehr müssen töten, mit allen Konsequenzen.



    Meine Meinung
    Lars Rems hatte sich nach seiner Rückkehr aus Afghanistan von seiner Frau getrennt und in seiner kleinen Mietwohnung abgeschottet. Als er ermordet aufgefunden wird, führt die Spur ins Milieu einer ortsansässigen kriminellen Motorradgang. Die für den Fall zuständigen Ermittler der Mordkommission sind die Kommissare Kurt Grewe und Therese Svoboda.


    "Feindberührung" wird abwechselnd auf zwei Ebenen erzählt: die Aufklärung des Mordes an Lars Rems - und in Einschüben wird dem Leser aus der Sicht eines aus Afghanistan zurückgekehrten Soldaten nach und nach enthüllt, wie sich die Situation an einer Landstraße in Afghanistan entwickelte, die zu der Explosion führte, die Lars Rems die Beine abgerissen hat.


    Vor "Feindberührung" hatte ich u.a. mit "Die reden - wir sterben. Wie unsere Soldaten zu Opfern der deutschen Politik werden" von Andreas Timmermann-Levanas Sachbücher zum Thema der Situation deutscher Soldaten in und nach der Rückkehr aus Afghanistan und den Umgang mit Posttraumatischer Belastungsstörung (PTBS) aus der Sicht eines Betroffenen des Bundeswehr gelesen, und war gespannt, wie das Thema in einem Roman, einem Krimi, eine Rolle spielt, und die Umsetzung hier fand ich sehr realistisch und gelungen. Den Teil aus der Sicht des Soldaten in Afghanistan und nach seiner Rückkehr fand ich sogar noch besser als den Handlungsstrang der Aufklärung des Mordfalls.


    Kurt Grewe und Therese Svoboda waren mir sympathisch, ebenso passt die Darstellung mit dem erweiterten Kreis der Polizeigruppe und des Staatsanwalts, aber für meinen persönlichen Geschmack war mir das Privat-, Familien- und Liebesleben zu ausführlich behandelt, und der Autor hat sich an der Struktur einer Tatort-Folge vielleicht ein bisschen zu sehr orientiert, da wäre weniger bedeutend mehr gewesen, dafür gibt es von mir Punktabzug.


    Die regionale Tatort-Reihe, in der Gregor Weber mitspielt, kenne ich gar nicht, sein Name sagte mir bisher nichts. Der Titel "Kochen ist Krieg! Am Herd mit deutschen Profiköchen" hätte mich thematisch normalerweise auch nicht unbedingt angesprochen, aber da ich den Schreibstil von Gregor Weber mochte, werde ich bis zur Veröffentlichung eines neuen Kriminalromans diesem Sachbuch auch eine Chance geben, ich gehe nämlich davon aus, dass "Feindberührung" der Beginn einer Reihe ist und wir Kurt Grewe und Therese Svoboda in einem weiteren Fall wieder begegnen werden.



    Fazit
    "Feindberührung" von Gregor Weber ist spannend, gut geschrieben, mit sympathischen Ermittlern und nachvollziehbarem und auch sehr realistischem Hintergrund, dafür gibt es von mir


    8,5 Punkte



    Leseprobe



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    Zitat

    Original von nofret78
    Was mich allerdings ein bisschen störte, waren diese ständigen Fußnoten...Und der Klinikalltag wurde doch etwas sehr überspitzt und zu verzerrt dargestellt. da nutzen auch sämtliche Fachausdrücke nichts, so respektlos geht es in keiner Klinik auch unter Stress nicht zu. Aber das gehört wohl zum Humor des Buches ;-).


    Ja, und ich mag es so abgedreht. ;-)


    Zitat

    Immer hin hat mir das Buch doch so gut gefallen, das ich gerade am lesen des zweiten Teils bin.


    Ich hatte noch gar nicht mitbekommen, dass es schon einen zweiteren Teil gibt - danke für die Info :wave - und habe sofort nachgeschaut, aber die amerikanische OV gibt es erst ab Februar 2012? Wieso das? :gruebel


    Ist natürlich auf der Merkliste!



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    Original von Odin68
    Tja, Don Johnson ist in die Jahre gekommen.


    Don Johnson kenne ich aber sonst auch nur in pastellfarben gewandet mit Vokuhila-Frisur, das muss ich entschuldigend erwähnen, und nicht von Kopf bis Fuß in Schwarz mit Stetson und Spiegelbrille. :grin



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    Kurzbeschreibung bei Amazon
    Machete, ein knallharter Actionthriller mit Starbesetzung von Robert Rodriguez (Death Proof - Todsicher, Planet Terror), ist eine überzogene Hommage an die Exploitationfilme der 70er Jahre. Hauptdarsteller sind Danny Trejo als mexikanischer Bundespolizist, der an einem kaltblütigen Drogenbaron (Steven Seagal), einem skrupellosen Mitglied der Bürgerwehr (Don Johnson) und einem machtversessenen Politiker (Robert De Niro) Rache üben will. Unterstützung erfährt er dabei durch eine ausgebuffte Agentin der Einwanderungsbehörde (Jessica Alba), die rebellische She (Michelle Rodriguez) sowie seinen Bruder, einen Priester (Cheech Marin). Trost dagegen spendet ihm eine Drogenabhängige (Lindsay Lohan). Viva Machete!



    "Machete simst nicht!" - Dafür ist er mit Messern sehr versiert. Eigentlich kann er alles handhaben, was scharf ist. Messer ebenso wie Frauen. Zum Ende des Jahres präsentiert uns Robert Rodriguez noch mal einen echten Knaller. Denn was MACHETE an Story vermissen lässt - und dieses Rachegarn ist sehr, sehr dünn! -, das macht dieser Film-Bolide mit Action, Gore, nackter Haut und coolen Sprüchen mehr als wett. Sicher, wenn man den Fake-Trailer aus GRINDHOUSE kennt, dann weiß man auch, was in diesem Film passiert. Aber: Es gibt einfach noch viel mehr. "Mehr" scheint überhaupt das Motto des Films zu sein. Die Action ist so überzogen, dass man gar nicht mehr den Anschein erwecken will, hier ginge es realistisch zu. Wenn Köpfe rollen, wenn Eingeweide als Seil dienen, wenn Machete wie die Axt im Walde wütet, dann geht dieser Film immer weiter, als es die Realität je erlauben würde. MACHETE ist Non-Stop-Action, ein Exploitation-Geschoss, das direkt auf den Zuschauer abgefeuert wird und den cerebralen Cortex durchschlägt. Nicht nachdenken, nicht überlegen, zurücklehnen, Spaß haben - das ist die Devise des Films. Manchmal knallhart an der Parodie vobeischrammend (und hin und wieder diese Grenze überschreitend) ist MACHETE ein Kultflim von morgen. Abgehalfterte Mimen wie Steven Seagal oder Don Johnson stehen hier Seite an Seite mit Schönheiten wie Michelle Rodriguez und Jessica Alba, und sie alle gehen voll und ganz in ihren Rollen auf. Über allem steht aber Danny Trejo, 66 Jahre alt, kein bisschen weise, aber knallhart und in seiner ersten Hauptrolle. Das Ende verspricht uns MACHETE KILLS und MACHETE KILLS AGAIN! Rodriguez, liefern Sie! Die wollen wir so schnell wie möglich sehen! Fazit: Ein Exploitation-Meisterwerk: etwas dümmlich, aber mit kernigen Figuren, coolen Sprüchen, nackten Tatsachen und ganz viel Action!



    Mein Fazit
    Dem ist nicht mehr viel hinzuzufügen. :grin


    "Machete" habe ich kürzlich eher zufällig gesehen, bei Kinostart hatte ich eine kurze Radiokritik über den Film gehört, wusste aber außer den Stichworten "Film von Regisseur Robert Rodriguez mit Danny Trejo, dem Narbengesicht bekannt aus Nebenrollen in Actionfilmen" nichts mehr darüber.


    "Machete" ist eher nichts für feingeistige Cineasten, aber wenn man mit dieser Art von Trash-Filmen der Tarantino-Schule was anfangen kann, macht "Machete" einfach Spaß. :lache



    P.S. Don Johnson habe ich zuerst überhaupt nicht erkannt. :wow



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    Original von Salonlöwin
    Durch einen Artikel in der NZZ bin ich auf die Serie "Mad Men" gestoßen, in deren Mittelpunkt Don Draper mit seiner Werbeagentur Sterling Cooper steht. Zentrale Themen der Serie, die bislang nur im deutschen Pay-TV und bei ZDF Neo gezeigt wird, sind Mode, Stil und Etikette.


    Kennt eine Eule die Serie und mag berichten?


    Ich bin ein großer Fan des Looks der 1960s, auch der Musik, daher habe ich "Mad Men" auf DVD, ich habe aber noch nichts davon gesehen, außer mal kurz beim Durchzappen. Und "Mad Men" ist nicht die einzige Serie noch ungesehene Serie auf DVD ...


    Ich werde berichten, wenn ich schaue. :wave



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    Sony PRS 600 mit Touchscreen vs. Kindle DX und Kindle 3 Keyboard


    Voriges Jahr - im Juni 2010 - habe ich mir einen Sony PRS 600 mit Touchscreen gekauft, um bereits vorhandene englische eBooks auf dem eReader statt wie bisher am PC zu lesen (in einem von mir gelesenen Nischensegment sind die eBook-Ausgaben um mehr als die Hälfte günstiger als die Printausgaben), aber das Lesen auf dem Sony war für mich (noch) nicht das Aha-Erlebnis, das kam erst mit dem Kindle.


    Ich hatte ja auch eine Weile darüber nachgedacht, welches Gerät ich mir kaufen sollte, außer Sony und Kindle kam für mich aber kein anderer eReader infrage.


    Die ersten Kindle Modelle fand ich optisch nicht sehr ansprechend, auf den Fotos wirkten sie klobig und sahen nach Plastik aus, und auf dem Kindle war es zunächst wohl auch noch nicht selbstverständlich, dass man PDFs lesen konnte, ohne sie in das Kindle Format zu konvertieren. Den Sony fand ich optisch einfach schöner, also hatte ich mich für den Sony entschieden. Aber schon beim Papierbuch gilt: "Don’t judge a book by the cover".



    Sony PRS 600 mit Touchscreen


    Der Sony PRS 600 in Silber sieht sehr schick aus und liegt super und leicht in der Hand, der Touchscreen ist auch OK, aber was mich ziemlich gestört hat, war, dass der eInk Hintergrund gefühlt dunkler ist als der silberfarbene Rand, und der Kontrast zwischen eInk-Hintergrund und den mittelgrauen Buchstaben ist für mein persönliches Empfinden nicht gut. Ich habe gelesen, dass es durch den Touchscreen noch eine weitere Schicht auf dem Display gibt, die den Kontrast wohl auch etwas schlechter macht. Zum Sony hatte ich auch noch keine anklemmbare LED-Leseleuchte wie jetzt für den Kindle, damit wäre das ursprüngliche Leseempfinden vielleicht besser gewesen. Für mich ein entscheidender Negativ-Punkt an dem PRS 600 sind die Größeneinstellungen der Schrift, es gibt fünf Einstellungen und irgendwie waren die für mich auf dem 6 Zoll Display immer falsch. Das Gerät kann EPUB und PDF und noch weitere Formate wiedergeben, die aber je nach Herausgeber des Inhalts in den Größen immer wieder unterschiedlich dargestellt sind, teilweise auch noch mit einem recht großen seitlichen Rand, der die Menge der Wörter je Seite noch weiter einschränkt, und der zum Lesen auch nicht zu ändern ist. Man kann zwar die Displayanzeige zoomen, das ist grundsätzlich wieder ein positiver Aspekt für die Funktionen des Sony, aber zum Lesen eines Buches ist dies keine zufriedenstellende Lösung.


    Bei der etwas zu kleinen Schrift war es mir aufgrund des schlechten Kontrasts zu anstrengend zu lesen, und bei der nächstgrößeren Schrift sind es dann nur noch etwa fünf Wörter in einer Zeile und nach unten auch entsprechend wenige Zeilen, also entsprechend oft Umblättern notwendig. Ein kurzes Negativflackern ist durch die eInk Technik wohl (noch) nicht zu vermeiden, aber bei meinem Sony hat das Negativflackern noch ein leichtes Nachflackern, als ob die Schrift noch mal scharfgestellt wird (vielleicht durch die Touchscreen-Schicht?) - und das bei meinen vorhandenen pdf-Dateien noch stärker ist als bei den Büchern als EPUB-Dateien - das hat mich zu Beginn völlig verrückt gemacht - also den Wunsch, möglichst wenig umzublättern verstärkt - aber dann bin ich wieder bei der kleineren und anstrengenderen Schriftgröße. Mit dem Sony bin ich gar nicht soweit gekommen, dass er für mich eine echte Alternative zu einem Buch geworden ist, vorhandene kurze eBooks habe ich sogar teilweise weiterhin am PC gelesen.


    Bis vor wenigen Monaten - gefühlt seit der Marktoffensive von Amazon mit dem Kindle im April 2011 - war das eBook-Angebot in Deutschland außerhalb der Mainstream- Bestsellerliste auch noch sehr übersichtlich gering, ich habe mich ja auch bei libri.de und bol.de nach eBooks umgesehen. Im letzten Jahr hatte ich über Waterstones in UK ein paar EPUB Bücher gekauft, aber nachdem der Verkauf an Kunden außerhalb von Großbritannien gesperrt wurde, war für mich echt die Frage - und nu' ...?



    Kindle DX und Kindle 3 Keyboard


    Nachdem ich mich durchgerungen hatte, zusätzlich einen Kindle zu kaufen, habe ich mich für den größeren (aber auch teureren) 9 Zoll Kindle DX mit anthrazitfarbenem Gehäuse entschieden, den ich mir im März über Amazon.com bestellt habe. Dass ich mit dem Kindle an Amazon gebunden bin, stört mich nicht, da ich hauptsächlich auf Englisch lese und daher sowie die meisten Bücher über Amazon bestelle - und die Auswahl an eBooks ist mit aktuell über 800.000 eBooks im Kindle-Format bei Amazon am größten. Zeitlich passte es auch ganz gut, dass kurz darauf Amazon den Kindle offiziell in Deutschland herausgebracht hat, da so das Angebot auch an deutschen eBooks jetzt stetig steigt.


    Der Kindle DX hat acht Schriftgrößen (ebenso der Kindle 3), der Lesebildschirm hat die komfortable Größe eines gebundenen Buchs, die eInk Schrift ist dunkler als beim Sony und der Kindle hat für mein persönliches Empfinden einen viel besseren Kontrast als der Sony PRS 600 Touch und kein subjektiv negativ empfundenes Nachflackern beim Blättern. Der Kindle DX und auch der Kindle 3 sind aus allen vier Richtungen lesbar, also Hoch- und Querformat, beim DX kann man ein- oder ausstellen ob er die Displayanzeige automatisch beim Drehen des Kindle mitdreht, z.B. für Grafiken ist das praktisch.


    Im ersten Moment fand ich den DX im Vergleich zum Sony natürlich relativ schwer, er hat das Format und mit ca. 550 g auch etwa das Gewicht eines iPad oder eines gebundenen Buches, aber eben ganz flach. Trotz der Größe liegt der DX sehr gut in der Hand und fühlt sich beim Halten auch gut an, die Rückseite besteht aus einem glatten Kunststoff, der sich kühl, fast metallisch anfühlt. Für die Display-Größe eines gebundenen Buches nehme ich dann auch das Gewicht eines gebundenen Buches in Kauf. Die Rückseite des Kindle 3 fühlt sich ein wenig wie Gummi an, aber auch nicht unangenehm.


    Zeitungen, wie DIE ZEIT, auf dem DX zu lesen finde ich inzwischen viel angenehmer als die Papierberge zu wälzen (und horten oder entsorgen zu müssen), allerdings gibt es momentan noch keine Fotos - und Farbe ja sowieso nicht - in der eAusgabe.


    Durch die Möglichkeit, die Schriftgröße meinen Bedürfnissen für die Augen und die Konzentrationsfähigkeit entsprechend nach oben anpassen zu können, habe ich sogar wieder damit begonnen, regelmäßig innerhalb der Woche abends zu lesen statt so gut wie nur am Wochenende und habe inzwischen sogar meine lang anhaltende Lesekrise überwunden, das zeigt sich in der Anzahl der von mir auf dem Kindle DX gelesenen Bücher innerhalb des letzten halben Jahres.


    Die WiFi/3G Funktion für den Kindle finde ich großartig, nix mehr mit erstmal umständlich über USB-Kabel auf das Gerät laden - Buch im Online-Shop gesehen und in dreißig Sekunden kann man anfangen zu lesen.


    Für unterwegs wäre mir der DX zum Mitnehmen zu groß (bisher bin ich damit aber auch noch nicht auf Reisen gewesen), ich lese auch gerne im Bett und dazu ist mir der 9 Zoll DX auch zu groß und im Liegen zum Halten zu unhandlich, daher habe ich mir vor einigen Wochen zusätzlich einen Kindle 3 (mit Keyboard) gekauft - ich habe mich auch bewusst für dieses Modell entschieden. Der neu herausgekommene "deutsche" Kindle ist ja ein bisschen abgespeckt, was Kapazität und Leistung betrifft, und da ich keinen Wert darauf lege, das Menü auf Deutsch zu haben, habe ich lieber bei beiden Kindle Readern die gleiche Menüführung auf Englisch. Die Tasten sind minimal unterschiedlich, aber daran habe ich mich beim Lesen schnell gewöhnt. Das Lesedisplay habe ich mit Schriftgröße 4 (von klein aus gesehen) und mittlerem Zeilenabstand beim Kindle 3 so eingestellt, dass ich damit ca. 6 Wörter und 20 Zeilen habe, aber das Verhältnis Rand zu Display macht beim Lesen bewusster, dass ich auf einem Gerät lese, auf dem DX habe ich auch Schriftgröße 4 eingestellt, damit habe ich bei ca. 11 Wörtern und 30 Zeilen das Wort/Zeilen Verhältnis einer Seite wie in einem Papierbuch, aber in mir angenehmer, etwas vergrößerter Schrift. Durch das Verhältnis größeres Display zu subjektiv weniger Rand und weniger Blättern empfinde ich den DX sogar weniger als Lese"gerät". Das Lesen auf dem DX ist auf jeden Fall sehr angenehm.


    Man kann mehrere Kindle-Reader synchronisieren, ich kann also im Wohnzimmer auf dem DX lesen und das gleiche Buch dann vor dem Schlafen im Bett auf dem Kindle 3 weiterlesen, der Kindle weiß bis wo auf dem synchronisierten Gerät geblättert ist, dazu muss aber Wireless eingeschaltet sein.


    Auf Zusatzfunktionen des Sony Touch bin ich nicht eingegangen, da ich für diese bisher gar keinen Bedarf hatte und sie nicht wirklich genutzt habe. Anmerkungen im Text mit dem Schreibstick auf dem Touchscreen machen zu können ist natürlich praktischer als alles durch Anklicken über Zeilen / Wörter und Keyboard-Buchstaben zu machen, auch das Nutzen von integrierter Wörterbuch- und Übersetzungsfunktion durch Anklicken per Tasten und per Zeilen ist nicht so komfortabel wie das Wort nur über den Touchscreen anzuklicken, aber da bei letzterem bei mir sowieso kein großer Bedarf besteht, kann ich damit leben, gelegentlich mal mit der Taste durch die Zeilen zu klicken.


    Mit dem Kindle habe ich keinen Anspruch an ein Multifunktionsgerät, das zuätzlich auch noch Kaffee kocht, meinen eReader möchte ich komfortabel zum Lesen nutzen!


    Mit meinem Kindle - jetzt mit meinen zwei Kindle-Readern - bin ich vollauf zufrieden, ein Kindle Touch der jetzigen Generation wäre so bald noch keine Alternative.



    Optimierungswünsche für die Zukunft


    - das 9 Zoll Display-Format des DX ist sehr angenehm, aber er könnte natürlich noch leichter sein
    - ein Modell das größenmäßig zwischen 6 und 9 Zoll liegt
    - schmalerer Rahmen im Verhältnis zum Display
    - Der eInk Hintergrund ist grau, vielleicht ist die Technik in Zukunft soweit, dass eInk einen noch helleren/weißen Hintergrund hat, in der Darstellung einer "weißen Buchseite"
    - den Buchbestand im Kindle kann man mit "Collections" sortieren, allerdings nur in einer Sortierungsebene, noch mindestens ein bis zwei Unterebenen wären angebracht
    - Verkauf von Papierbuch und eBook als Kombination für einen geringen Aufpreis, wenn man beides haben möchte
    - irgendwann eInk mit Farbdisplay (ist mir aber im Moment nicht wichtig), und irgendwann darf es bei ausgereifterer Technik dann auch noch mal ein Modell mit Touchscreen sein



    Fazit


    Den Komfort des Lesens mit dem Kindle kann ich uneingeschränkt empfehlen! Von Sony gibt es inzwischen ein Nachfolgemodell mit Touchscreen, auf dem es mehr Schriftgrößen zur Auswahl geben soll, wie ich irgendwo gelesen habe. Mit dem Kindle kann man nicht viel falsch machen, beim Abwägen welcher eReader als Alternative infrage kommt, würde ich dazu raten, die eReader wirklich anzusehen und, falls möglich, einige Seiten darauf zu lesen.



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