Beiträge von kamelin

    Das Thema der Geschichte hat mich von Anfang an gefesselt, und ich habe ich riesig auf dieses Hörbuch gefreut:


    Ellen ist die Tochter eines Schmieds und möchte ebenfalls ein Schmied werden. Da dieser Berufszweig den Frauen jedoch verwährt bleibt, muss Ellen sich zunächst mit der Rolle der Zuschauerin abfinden. Als sie ihr Zuhause verlassen muss, nutzt sie die Gelegenheit und verkleidet sich als Mann, um dem Schmiedehandwerk nachgehen zu können. Mit ihrem Talent bringt sie es bald sehr weit und wird eine über die Grenzen Englands bekannte Schwertschmiedin. Auf ihrem Weg muss sie zahlreiche Rückschläge einstecken, berufliche wie persönliche und mehr als einmal muss sie ganz von vorn anfangen.


    Der Stoff hätte eines ausserordentlich aufregende Geschichte werden können - doch irgendwie wurde das nichts. Das lag für mein Empfinden zum einen daran, dass die Figuren in diesem Roman farb- und facettenlos bleiben und kaum Eindruck hinterlassen. Wie Ellen aussieht, habe ich irgendwo in der Mitte des Hörbuchs mitbekommen- dann wurde es allerdings ein Dauerthema, denn (plötzlich) ist sie bildschön. Auch die anderen Persönlichkeiten bleiben blass und nebulös, sodass ich sie kaum greifen konnte.
    Ein anderes Thema sind die plötzlichen Wendungen und Sprünge innerhalb der Charaktere, sie so unvermutet kamen, dass ich als Leserin kaum mitgekommen bin. So ist der Knappe Thibault anfangs ein freundlicher junger Mann, der einen Tag später zum Berserker wird und Ellen mit einer Brutalität nachstellt, die nicht mehr feierlich- und nachvollziehbar ist. Gut, er hat sich in sie verknallt, während sie sich als Junge verkleidet hat; es mag ja unangenehm sein zu denken, dass man schwul ist, aber hätte er da nicht umso erleichterter sein sollen, als sich herausstellte, dass sie eine Frau ist? Statt dessen schlägt er sie halb tot. Dann der Ritter Guillaume: Erst wird er als eine Art klassischer 'Traummann' beschrieben, mit allen Rittertugenden und was dazu gehört. Plötzlich - und ohne Vorwarnung, wird er ein emotionaler Grobklotz, der seinen eigenen Sohn angewidert als Krüppel bezeichnet, nur weil der Junge ein bisschen hinkt. Und dann nutzt er Ellen schamlos aus - als sie schon hochschwanger ist - damit sie sein angeschlagenes Image beim König wieder aufpoliert. Das alles kommt so unerwartet - wie aus heiterem Himmel.
    Was mich aber am meisten gestört hat, war die Tatsache, dass Ellen nahezu immer auf der Flucht ist. Jedesmal, wenn sie ich eine neue Grundlage geschaffen hat, kommt Thibault, der mittlerweile Ritter ist, und füllt die Rolle des klassischen Bösewichts. Auch hier - also in der Handlung - gibt es - wie schon in den Charakteren - kaum Grauzonen, Facetten oder Abstufungen. Er bleibt der mordende Brutalo und macht ihr ständig das Leben zu Hölle, dass ich schon versucht war das Handtuch zu werfen. Denn irgendwann war es so vorhersehbar, was als nächstes geschieht, dass ich ein paarmal wirklich enttäuscht war.


    Anderseits war ich jedesmal ganz begeistert, wenn Ellen ein Schwert geschmiedet hat. Hier geizt die Autorin nicht mehr mit Details und Ausmalungen. Auch dass sie ihren Schwertern Namen gibt fand ich klasse! Es war eine solche Freude, diese Szenen zu verfolgen, wie die Waffe entstand und was alles für Kunstfertigkeiten und Materialien dazu gehören.
    Als Ellens Schwester ihr auf dem Sterbebett das Versprechen abringt, ihren Mann Isaak zu heiraten, war ich kurz davor abzubrechen. Doch dies war dann wirklich einmal eine richtig gelungene Entwicklung, und endlich entstand Tiefe in diesem Roman, die ich bis dahin vermisst hatte. Die Veränderung zwischen Ellen und Isaak war hinreissend schön beschrieben und kam so lebensnah rüber, dass ich mich am Ende in gewisser Weise versöhnt gefühlt habe.


    Ich wünschte, es hätte insgesamt mehr Tiefe in diesem Roman gegeben, viel mehr Facetten innerhalb der Charaktere und farbenfrohere Beschreibungen der Personen und ihrer Wesenszüge sowie eine für den Leser nachvollziehbare Entwicklung der Handlung und der Personen. Denn die Geschichte war an sich wirklich lesenswert - doch wegen der fehlenden Tiefe, bleibt insgesamt kein starker Eindruck bei mir zurück, was ich wirklich schade finde, denn das Potential dazu hatte der Roman.

    Zitat

    Original von Leseratte87
    Das kann doch mal passieren.
    Mach dir nichts draus. :kiss


    Ich fand das Buch übrigens auch total klasse. :-]


    Ich war total angetan von der Geschichte und der Entwicklung.
    Jetzt freue ich mich auf "Die Glasmalerin" .o)



    Pelican


    Danke!

    Kurzbeschreibung


    Sie war die Herrin der Sternenkarten: Der außergewöhnliche Lebensweg der Astronomin Elisabeth Hevelius (1647 - 1693).
    Sie entschied sich nicht für die Liebe, sondern für ihre Leidenschaft: 1662 heiratet die junge Elisabeth Koopmann den um einiges älteren, bekannten Danziger Astronom Johannes Hevelius. Nur er kann der in einem freudlosen, protestantischen Elternhaus aufgewachsenen Kaufmannstochter eines garantieren: Die Freiheit, nach Herzenslust das Firmament zu erforschen. Doch zahlt sie einen hohen Preis für ihre Liebe zu den Sternen: Niemals bereit, ihre große Liebe zu Marek ganz aufzugeben, zerstört sie beinahe ihre Familie. Alles scheint verloren, als dann auch noch ein entsetzlicher Feuersturm ihr Observatorium vernichtet. Doch wie Phönix aus der Asche steigt Elisabeth aus den Ruinen: Als Herausgeberin eines der größten Sternenatlas und als Zeichnerin der ersten genauen Mondkarten geht sie in die Geschichte ein!
    Eine faszinierende, widersprüchliche und mutige Frau geht ihren Weg in der Wissenschaft und in der Liebe.




    kamelin meint


    Die Geschichte von Elisabeth ist mir wirklich sehr zu Herzen gegangen. Besonders gut hat mir gefallen, dass der Autor aus ihr nicht die sog. 'klassische Heldin' gemacht hat, sondern eine durchaus streitbare Person.
    Statt ihre grosse Liebe, Marek, zu heiraten, geht sie die Ehe mit dem mehr als 35 Jahre älteren Astronom Johannes Hevelius ein. Mit ihm verbindet sie ihre Leidenschaft, die Astronomie - während sie mit Marec, auch nach ihrer Eheschliessung - eine Liebesbeziehung eingeht.
    Ich muss gestehen, dass mir Johannes Hevelius in der Geschichte immer mehr ans Herz gewachsen ist. Elisabeth bringt sein wohlgeordnetes Leben ganz schön durcheinander und er ‚erträgt‘ es mit der Gefasstheit der Reife seiner Jahre. Und: er verändert sich und entkommt immer mehr seiner anerzogenen Distanz - auch zu seiner Frau, die er immerhin konsequent siezt!
    Zum Schluss zeigt er wahre Grösse, indem er seiner Elisabeth ihre Untreue verzeiht und sie sein Lebenswerk, den Sternenatlas, vollenden lässt.
    Auch von Elisabeths Wandlung war ich sehr angetan. Sie hätte allen Grund zur Bitterkeit gehabt, doch sie gibt nicht auf. Elisabeth entkommt ihrem calvinistisch-puritanischen Elternhaus, sucht sich ihren Ehemann selber aus und geht ihren Weg - trotz aller Hindernisse und Widrigkeiten. Sie erkennt früh ihre Fehler und lernt daraus. Und: Sie bleibt sich immer treu und macht sich nichts vor.


    Ein wirklich sehr gelungener Roman, den ich erstmal ein paar Tage ‚verdauen‘ musste, zumal ich erst im Schlusswort erfahren habe, dass es sich um historische Persönlichkeiten handelt, die tatsächlich gelebt haben.
    Das war bestimmt nicht mein letzter Roman von Eric Walz, und ich freue mich jetzt schon auf 'Die Glasmalerin'!




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    Murdo, der jüngste Sohn eines schottischen Edelmanns, folgt seinem Vater und seinen beiden Brüdern nach Jerusalem, nachdem man ihn und seine Mutter um ihr Hab und Gut gebracht hat, kaum dass der Vater sich auf die Pilgereise begeben hat. Er will den Vater zurückholen, damit er die Dinge wieder in Ordnung bringt und die Familie ihr Land zurück erhält. Murdo ahnt nicht, was er sich aufhalst, denn die Reise ist unsäglich lang. So vergeht ein Jahr, bis er in der heiligen Stadt eintrifft. Dort angekommen wird er Zeuge der grausamen Eroberung der heiligen Stadt durch die sog. 'Pilger'. Die Bilder des entsetzliches Blutbads, das er hilflos mit ansehen muss, wird er niemals vergessen. Als wäre das nicht schlimm genug, findet er seinen sterbenden Vater, mit dessen Tod auch Murdos Hoffnung auf die Rückgabe seiner Güter stirbt.
    Doch der Vater hinterlässt seinem Sohn einen gewaltigen Schatz, sodass der Junge neue Hoffnung schöpft.
    Ausserdem ist Murdo nicht allein. An seiner Seite befinden sich ein paar leicht durchgeknallte 'Priester' eines merkwürdigen Ordens, von dem Murdo noch nie gehört hat, die ihm beistehen und durch die schwere Zeit helfen. Murdo fühlt sich von den Lehren dieser Männer angezogen, obwohl er eine berechtigte Abscheu gegen die Kirche hat, denn schliesslich hat der Bischof seiner Familie übel mitgespielt und sie beraubt.
    Dennoch schliessen die ungleichen Männer eine enge Freundschaft und Murdo erklärt sich bereit vor seiner Heimreise eine Reliquie für den Orden der Männer zu finden, die verloren geglaubt ist, und deretwegen die Priester nach Jerusalem gekommen sind.
    Mehr möchte ich an dieser Stelle nicht verraten, ausser, dass es furchtbar spannend wird ,o)



    Ich bin ehrlich gesagt einigermassen entsetzt über die relativ schlechten Kritiken zu diesem Buch - sowohl hier als auch bei Amazon.
    Hätte ich die vorher gelesen, so hätte ich mir den Roman sicher nicht gekauft, was ausserordentlich schade gewesen wäre, denn das ist ein spannender History-Roman, der mich von Anfang an gefesselt - und mich um meine Nachtruhe gebracht hat.
    In diesem Roman werden drei Geschichten erzählt - zwei davon laufen parallel zur gleichen Zeit ab, die von Murdo, der Sohn des Kreuzfahrers, und die des byzantinischen Kaisers Alexios. Diese beiden Geschichten laufen aufeinander zu, während die Dritte zeitversetzt, Ende des neunzehnten Jahrhunderts, stattfindet. Diese Geschichte ist deswegen gar nicht so uninteressant (wie von einem Amazon Rezensenten kritisiert wurde), weil sie die Konsequenzen bzw. die sog. Früchte von Murdos Handeln darstellt und beschreibt. Ohnehin ist diese dritte Geschichte sehr kurz gehalten - vielleicht 10 Seiten, die alle 200 Seiten eingefügt werden.


    Insgesamt bin ich sehr begeistert von diesem Roman. Inhalt, Story, Aussage, Spannung und Schreibstil - das alles ist rund und passt und war ein wirkliches Lesevergnügen.

    Zitat

    Original von bibihexe76
    Vom gebundenen Buch war ich ja damals schon mehr als angetan, dass diese Begeisterung noch durchs Hörbüch zu toppen war, erstaunt mich...


    Das klingt ja toll, das Audiobuch höre ich am Wochenende *freu*

    Zitat

    Original von Sisi
    Jasper hat mir übrigens von Anfang an am Besten gefallen. ;-) - dieser schweigsame und schlechtgelaunte Charakter - das hatte was.
    Und er war wenigstens seiner Blanche treu, auch wenn er sie nicht heiraten durfte.
    Was mich auf die Forderung von Henry VII. bringt, dass seine unverheirateten Ritter alle heiraten sollten. Irgendwie passte das nicht zu Jasper und Blanche. Richmond hatte deren Glück über die Jahre sehen können und hätte dieses nicht zerstört - hätte es das wirklich gegeben, na ja - ich denke auch nicht, dass Blanche nach ihrer Untat damals mit ihrem Köpfchen auf den Schultern davon gekommen wäre - .
    Aber diese (nötige) Wendung der Jasperschen Familienverhältnisse erforderte eine plausible Erklärung und somit war die freie schriftstellerische Begründung doch ganz annehmbar ;-)


    Ich war zuerst sauer, dass Richmond das von Jasper verlangt hat. Immerhin war er wie ein Vater für ihn und Blache stand Richmond näher als seine eigene Mutter. Sie hat ihm sogar (mehr als einmal) das Leben gerettet, und aus lauter Dankbarkeit verheiratet er Jasper mit der Buckingham Witwe. Tz!


    Aber die historischen Fakten passten eben nicht zu der Wendung, dass die Beiden endlich heiraten. Schade eigentlich. *grummel*

    Die 'Siedler von Catan' haben mir auch sehr gut gefallen, obwohl sich die Meinung der Rebecca Gable Leser hier etwas geteilt hat. Martin May fand ich supergut - eben darum verstehe ich den Sprecherwechsel nicht. Ich mag sowieso nicht, wenn man etwas ändert, das sich bewährt hat.


    Ein positives Beispiel für einen Sprecherwechsel war meiner Ansicht nach Boris Aljinovic, der Dirk Bach (oh Graus) bei den Terry Pratchett Hörbüchern abgelöst hat. Hier hat der Verlag eine wirklich gute Entscheidung getroffen, denn mittlerweile ist Boris Aljinovic mein absoluter Lieblingssprecher geworden.


    Bei dem Audiobuch 'Das Spiel der Könige' stehe ich allerdings vor einem Rätsel.
    Ich hoffe ja auf eine Neuvertonung (bloss nicht gekürzt !!!!!). Aber ich fürchte, das kann man bei der Anzahl der CDs vergessen - vorerst.

    Es ist eine ungekürzte Lesung mit kleinen Musik- bzw. Geräuscheinlagen (wie Schlachtgetümmel etc.).


    Und: du sagste es -> das sind 18 CDs (!)
    Ist es gut gemacht, wäre es ein wahres Hörvergnügen (so wie bei den beiden Vorgängern).
    Das vorliegende Hörbuch habe ich allerdings nach der Hälfte abgebrochen, weil ich mich mit jedem Kapitel mehr geärgert habe.

    Mir ist es sehr schwer gefallen bis zum Ende durchzuhalten, was fast ausschliesslich mit der für mich abstossenden Brutalität der Geschichte zu tun hat. Das sich das auch noch so in die Länge zieht, hatte ich zudem nicht erwartet.
    Durch die ersten 2 CDs habe ich mich extrem gequält und bin wahrlich durch knietiefes Blut, durch Schweiss, Vergewaltigungen, Bösartigkeit, Intrigen und Erniedrigungen gewatet, dass es schon weh tat.
    Als sich endlich ein Silberstreif am Horizont abzeichnete, kamen erneut Massenvergewaltigung und ausgeweidete Frauenkörper ins Spiel, sodass es mir erstmal reichte.
    Das Gute ist, dass die Autorin sich bei den brutalen Szenen (meistens) nicht detailverliebt gibt und zügig mit der Geschichte voranschreitet. Mir persönlich hätte es allerdings vollauf gereicht, wenn Frau Lorentz beschrieben hätte, dass 'Marie' eine schwere Zeit hatte.
    Die letzte CD entschädigt dann allerdings für Vieles, darum hat sich das Dranbleiben schon gelohnt. Verglichen jedoch mit dem Roman 'Die Löwin', musste ich hier viele Abstriche machen - auch was die fehlende Komplexität der Charaktere angeht, das hat mir ein wenig gefehlt.
    Sehr positiv ist mir die Sprecherin, Anne Moll aufgefallen, die das Ganze wirklich toll vorträgt (!)


    Leser mit einem empfindlichen Gemüt, sollten es sich vielleicht zweimal überlegen, bevor sie zugreifen. Für Kinder und Jugendliche ist dieser Roman sicher nichts, für mich persönlich war er grenzwertig.