Das Vorwort habe ich auch. Also schreibe ich jetzt mal weiter.
Sieben Jahre, in denen Stoker alle ihm zugänglichen Quellen studierte - angefangen von geographischen Studien Transsylyaniens bis hin zur Geschichte des Aberglaubens in Osteuropa. Nur durch diese akribische Vorarbeit gelang Stoker die Illusion eines realistischen Handlungsschauplatzes, ohne dass der Schriftsteller jemals selbst dort gewesen war. Um diese Illusion perfekt zu machen, griff Stoker für die Erschaffung seines Vampirs neben medizinischen Untersuchungen exhumierter Körper auch auf historische Ereignisse und Figuren zurück. Besonders der im 15. Jahrhundert in der Walachei sein Unwesen treibende Tyrann Vlad Tepes, in der ungarischen Überlieferung "Dracole" (Teufel) genannt, der seine Feinde besonders grausam behandelt haben soll, hatte es ihm angetan. Doch auch die in den Karparten geborene und später als "Blutgräfin" bekannt gewordene Erszebeth Bathory könnte Bram Stoker in der Gestaltung des untoten Grafen inspiriert haben. Historische Legenden, Reiseberichte und Aberglauben verbindet er so mehr als hundert Jahre nach der gothic novel zu einem klassischen Schauerroman, der bis heute zu den fazinierendsten Texten seines Genres gehört.
Vor allem trägt wohl die von Stoker gewählte, am klassischen Briefroman orientierte Erzählweise zu dem lang anhaltenden Erfolg des Romans bei: Der in Form von Tagebuchaufzeichnungen, Briefen, Zeitungsartikeln und Dokumenten verfasste Text lässt den Eindruck entstehen, man lese nicht einfach einen Roman, sondern erhalte vielmehr einen Einblick in die intimsten Gedanken, Ängste und Hoffnungen von Menschen, die vor hundert Jahren gelebt haben und denen man durch ihre Aufzeichnungen sehr viel näher kommt als anderen literarischen Figuren. Das beginnt bereits mit den allmählich immer panischer werdenden Tagebucheinträgen von Jonathan Harker, der sich weniger als Gast denn als Gefangener im Schloss des Grafn fühlt und nach mehreren schaurigen Beobachtungen nicht weiß, ob er es jemals wieder lebendig verlassen wird...
Darum: Kerzen an, Knoblauch und Kruzifix bereitgelegt und viel Vergnügen beim Eintauchen in die grauenerregende Welt des Grafen Dracula!
So das war das Vorwort.