Also ich bin jetzt ziemlich sicher, dass wir Leser erst ganz am Ende erfahren, wer wirklich der Täter ist. Das Buch fasziniert mich, nur der besoffene Georg, der ging mir gehörig auf den Keks. Besonderen Kick ziehe ich aus dem Rätselraten, das Tiefenpsychologische ist eher nicht so mein Ding.
Über den Täter selbst erfahren wir, dass er am Ufer der Regnitz sitzt und grübelt. Die Schreie, die er damals hören musste, die machen ihm noch immer zu schaffen – wie auch dem Vater von Katharina. Außerdem erfahren wir, dass es insgesamt 8 Leute werden sollen, an denen er sich rächen will. Noch zwei fehlen. Fakt ist, dass er tagsüber mal eine Zeit lang weg war bzw. ist.
Meine beiden Verdächtigen haben sich natürlich weiter entwickelt. Jeremias würde den Spitzenplatz meiner Hitliste einnehmen. Aber: das Buch ist ein echter Pötzsch, deshalb sind die Unverdächtigen die Täter und nicht die anderen, glaube ich jedenfalls. Und deshalb ist meine Hitliste wie folgt:
1. Markus Salter (weil er so unverdächtig ist)
2. Jeremias (weil viel gegen ihn spricht)
Für Jeremias als Übeltäter spricht viel, und genau deshalb ist er wahrscheinlich nicht der Täter:
- Er hat ein Schwert. „Der hat ein Schwert wie der Onkel, nur kleiner. Und eine Steinschleuder hat er auch.“ sagen die Kleinen.
- Jeremias scheint im Clinch mit den Apothern zu liegen bzw. sich mit ihnen zu beschäftigen. „Sonst sorgen der ehrwürdige Magnus Rinswieser und die anderen Mitglieder der Bamberger Apothekerszunft dafür, dass ich auf meine alten Tage noch im Kerker lande.“ sagt Jeremias zu Georg.
Markus Salter ist auch nicht so ohne, weil er eben so unverdächtig ist:
- Er ist während der Proben weg, auch wenn er das begründen kann. „Bringt mir gefälligst den Salter her!“ ruft Sir Malcolm.
- “Wie so oft sah der junge Mann müde und blass aus.“ denkt Barbara.
Der Täter lässt die arme Adelheid schon lange allein. Das spricht für Salter und Jeremias. Salter kann nicht weg, weil er an der Auführung teilnehmen muss. Jeremias kann nicht weg, weil er die Kinder hüten muss. Leider endet dieser Abschnitt, ohne dass wir genau wissen, ob sich Brutus zu ihr durchgräbt. Und vor allem nicht, was dann passiert: frist er sie, oder befreit er sie. Es bleibt also spannend.
Wir erfahren auch den Namen des Henkers aus der Zeit der Hexenverbrennung: Michael Binder. Tja, der Name passt für mich weder zu Markus Salter noch zu Jeremias.
Besonders gefällt mir ja, dass Oliver Pötzsch auch zeitgenössische Kirchengeschichte einbaut. Also ich musste sofort an den Bau der Bischofsresidenz in Limburg denken, als sich die Flößer beim Einzug des Würzburger Bischofs unterhalten „Damit er endlich seine Residenz oben auf dem Domberg fertigbauen kann. ... wird seinem Kollegen wohl mal ein wieder ein größeres Sümmchen leihen müssen.“
Und auch auf „... die flinke Maus ...“, muss man auch erst mal kommen.
Etwas weniger authentisch für die damalige Zeit fand ich jedoch das „... the show must go on ...“, das Malcolm zu Barbara sagt, als sich diese durch den Anfall vom Weihbischof ablenken lässt. Edit hat mal den google angeworfen und zur Ethymologie das hier gefunden.