Hi Tilia,
Ja, die Studie ist an Katzen durchgeführt worden. Es gibt verhältnismäßig wenige Langzeitstudien zu dem Thema, egal welche Tierart man betrachtet... aber das, was es gibt, ist mehrheitlich an Katzen durchgeführt worden.. ist nunmal nicht nur in Deutschland eins der (bzw das) beliebsteste Haustier.
Viel was man an möglichen Folgen von Kastrationen oder speziell Frühkastrationen annimmt sind pure Spekulation, die sich durch die Studien, die es gibt meist nicht halten lassen.
Wie gesagt, es gibt natürlich gewisse Unterschiede zwischen Kastraten und Nichtkastraten... wobei es aber relativ unerheblich ist, wann kastriert wurde. Gerade das sexuelle Verhalten wird massiv durch entsprechende Sexualhormone bestimmt. Beim Frühkastraten tritt dieses rein hormonell bestimmte Verhalten erst gar nicht auf, nur die anders (intuitiv) verankerten Verhaltensweisen. Der Spätkastrat hat die Chance, dieses hormonell gesteuerte Verhalten zu zeigen...dann wird er kastriert und die Hormone bauen sich zunehmend ab und im gleichen Zuge lässt das entsprechend bestimmte Verhalten nach... nur muss er es quasi erst wieder "verlernen". Aber zB einer rolligen Katze hinterherzusteigen wird nicht erst hormonell induziert und dann grundsätzlich fixiert im Verhaltensreportoir.. sondern dieses Verhalten wird mehr und mehr verschwinden, wenn die entsprechenden Hormone nicht mehr im Körper zirkulieren. Gleiches gilt für erhöhte Aggressivität gegenüber Katern usw..
Ich glaube, am Ende kommen alle Kastraten am gleichen Punkt an, der Weg kann nur leichter oder umständlicher sein...
Ich denke der intuitive Widerwillen gegen Kastrationen und insbesondere Frühkastration beruht nicht zuletzt auf Vermenschlichung, ist aber nachvollziehbar aus der Sicht. Mir würde es auch nicht gefallen kastriert zu werden 
Allerdings kann ich als Mensch meine Sexualität auch in dieser künstlichen Umwelt ausleben.
In der verantwortungsvollen Kaninchenhaltung ist die Frage ob Kastration oder nicht zumindest bei Rammlern eigentlich kein Thema mehr. Der Zeitpunkt schon noch nach wie vor, wobei sich die Frühkastration hier mehr und mehr durchsetzt. Das beruht aber auch auf dem Umstand, weil sonst längere Einzelhaltung und umständliche Vergesellschaftungen sowie potentiell schwerwiegende Verletzungen in Kauf genommen werden müssten.
An Kaninchen gibt es dazu allerding keinerlei Studien, nur Erfahrungswerte. Daher bezieht man bei der Entscheidungsfindung auch die Studien an den Katzen mit ein. Ich denke grundsätzlich ist schon eine Vergleichbarkeit der körperlichen Auswirkungen gegeben.
Unsere Hündin wird bei ihrer Läufigkeit eigentlich nur in der Woche vor den Steherphasen dauerhaft angeleint... dann scheint sie alle Kommandos komplett zu vergessen. Sind diese Tage durch, ist das alles eigentlich recht unproblematisch. Aufs Jahr verteilt gesehen ist der Stress mit einer unkastrierten Hündin eigentlich zu vernachlässigen. Ich stelle mir das aber unter Umständen mit unkastrierten Rüden schon schwieriger vor, wenn er da sehr empfänglich ist und wochenlang läufige Hündinnen durchs Gebiet ziehen.
Das kastrierte Hunde aber kein Interesse mehr an anderen Hunden haben kann ich so auch nicht bestätigen. Auf unseren Gassirunden begegnen wir auch häufig Kastraten, die genauso mit meinem Hund Spielen wie unkastrierte Tiere.
Ein guter Bekannter hat einen kastrierten Spanier, der würde mir jetzt auch nicht als Kastrat besonders auffallen.
Auf der anderen Seite begegnen mir auch oft Hunde, die kein Interesse an anderen Hunden haben, und nicht kastriert sind.
Unserer erste Hündin konnte mit anderen Hunden null anfangen.. sie war nicht aggressiv oder so, sie wollte einfach nichts mit anderen Hunden zu tun haben... unkastriert. Da wurde einfach die Sozialisierungsphase komplett verpasst. Unsere zweite Hündin, ebenfalls unkastriert, mochte nur 2-3 Hunde, die sie kannte...die anderen hat sie auch links liegen gelassen. Bei ihr war das aus einer ängstlichen Grundhaltung heraus. Unsere jetzige Hündin (unkastriert) ist jedermanns Freund.
Ich glaube, man kann bei der Hundererziehung so viel (auch sehr unbewusst) falsch oder richtig machen.. da ist die Kastration als Sündenbock vielleicht bequem, aber nicht unbedingt gerechtfertigt. Wenn man will findet man immer Beispielfälle dafür oder dagegen. Die Unstetigkeit der Aussagen spricht aber eigentlich nicht gerade für einen engen Zusammenhang. Im Prinzip könnte man hier glaubhafte Aussagen tatsächlich nur unter kontrollierten Bedingungen treffen (also bestenfalls immer Geschwistertiere in einer Familie...ein paar kastriert, ein paar nicht, über längere Zeit beobachtet... und genug Fälle um den Zufall ausschließen zu können).
Ich denke aber schon, dass Kastraten sich anders verhalten im Detail... das ein Kastrat vielleicht tatsächlich nicht mehr als konkurrierender Rüde wahrgenommen wird sondern als Weibchen oder Junghund oder Neutrum...aber im Prinzip: so what? Solange die Sozialkontakte trotzdem funktionieren, was zumindest in den meisten Fällen, die ich kenne der Fall ist.
Naja, aber ich bin, was Hunde angeht zu dem Thema auch noch nicht entgültig entschlossen, tendiere aber dazu, dass ich einen eigenen Rüden wohl kastrieren lassen würde.
Ach, jetzt habe ich schon wieder so viel geschrieben... man merkt, dieses Thema beschäftigt mich schon länger. Ist ja auch kein ganz eindeutiges.
liebe Grüße
Aj