Hmm... auch wenn ich mich bei der hart arbeitenden Autorenschaft jetzt unbeliebt mache (und ich verstehe euren Standpunkt schon auch irgendwie, denke aber dass er womöglich etwas zu schwarzmalerisch ist), verstehe ich den Terz nicht ganz.
Ich kann mir nicht vorstellen, dass jemand, der Erhardts Texte gerne mag, sich ein Buch von ihm nur deswegen nicht kauft, weil man das ein oder andere Gedicht im Internet findet. Im Gegenteil, könnte ich mir vorstellen, dass der ein oder andere über das Internet überhaupt erst auf Gedichte von ihm aufmerksam wird, und ihn lieben lernt und beschließt, ihn auch in gebundener Form zuhause haben zu wollen.
Das ist mir schon indem dem anderen Thread neulich aufgefallen, wo es um diese Kino.to-Seite ging. Höchstwahrscheinlich bin ich zu naiv bei dem Thema, und vermutlich gehe ich zu stark von mir selbst aus. Das Internet ist für mich ein nie versiegender Inspirationsquell (zwar auch viel Mist, aber auch immer wieder hübsche Perlen). Viele Autoren und auch Musiker habe ich erst kennengelernt, weil Musik oder Texte im Internet zu finden waren. Viele hätte ich nicht unbedingt kennenlernen brauchen. Einige sind ganz gut, liest oder hört man gerne mal, weil man im Internet leicht die Möglichkeit dazu hat, aber man würde sich alternativ kein Produkt dieser Künstler kaufen, wenn diese Möglichkeit nicht bestände... und manche hauen einen um. Von diesen möchte ich dann auch Buch oder CD im Regal stehen haben und das wird dann auch gekauft. Da befriedigt mich eine Geschichte oder Gedichtesammlung in html-Form nicht.
Ich bin nicht der Meinung, dass mein Konsumverhalten sich durch die Möglichkeiten im Internet im Sinne der Markwirtschaft zum negativen gewandelt hat, höchstens ist die Konkurrenz für einzelne Autoren oder Musiker dadurch größer geworden. Früher bin ich einmal die Wochen in den Musikladen, habe mir einen Stapel CDs zusammengesucht wo mich Cover oder Aufmachung angesprochen haben und habe mich durchgehört...die ein oder andere habe ich dann gekauft, wenn sie mich so überzeugt hat, dass ich auch Tage später noch daran denken musste. Natürlich hat man da aber nur eine begrenzte Auswahl, stößt nur auf Dinge, die schon im Musikaden stehen.
Oder ich habe in der Stadtbibliothek Bücher oder CDs ausgeliehen... haben sie mir gefallen, wurden sie gekauft, wenn nicht, dann nicht. So einfach.
Oder ich habe von Freunden CDs und Bücher ausgeliehen. Hat mir die Musik zB nach ein paar Wochen hören gefallen, habe ich mir das Album auch gekauft... wenn nicht, habe ich ein paar Wochen Musik gehört, ohne dass der Künstler auch nur irgendwas davon gehabt hätte. Hätte ich diese Möglichkeit nicht gehabt, hätte ich die Musik vermutlich einfach gar nicht gehört.
Im Endeffekt ist das heute doch genau das gleiche, nur dass die Chance viel größer ist, auch auf Musik und Texte zu treffen, die im eigenen Land vielleicht nicht so bekannt sind.
Die Eintagsfliegen vergesse ich wieder, aber was mich wirklich erreicht, wird auch gekauft.
Ich lese zB auch gerne mal ein Gedicht von Heinz Erhardt, wenn ich darüber stolpere, aber ich würde dafür kein Geld ausgeben, sondern wohl lieber verzichten (oder alternativ mal in einem Gedichtband in der Bibliothek blättern). Ich fänd es schade, wenn seine Texte aus dem Netz verschwinden würden, aber es wäre kein Weltuntergang und würde an meinem Verhalten nicht viel verändern, außer, dass ich ihn vielleicht nach und nach vergessen würde.
Es geht ein bisschen am Thema vorbei, aber interessehalber: Wie steht ihr eigentlich zum Thema Bibliotheken und Flohmärkten usw? Läuft das für die Künstler nicht auf das selbe hinaus, sollte man die auch verbieten aus eurer Sicht? (das interessiert mich wirklich, kann gerade nicht einschätzen wie man wohl dazu stehen mag, wenn einen ein paar Gedichtesammlungen oder Musikvideos auf Youtube im Internet stören).
So, jetzt bekomme ich vermutlich eins auf den Deckel
Aber wie gesagt, es ist nicht böswillig gemeint, ich bin vermutlich schlicht zu naiv für dieses Thema.
liebe Grüße
Aj