ZitatOriginal von beowulf
Bis wann wird den die Fortsetzung reichen?
Sie spielt vor dem Hintergrund des Boxeraufstandes.
Viele Grüsse
Tereza
ZitatOriginal von beowulf
Bis wann wird den die Fortsetzung reichen?
Sie spielt vor dem Hintergrund des Boxeraufstandes.
Viele Grüsse
Tereza
ZitatOriginal von bonomania
Warum ausgerechnet eine Katze? - hättest auch einen Kanarienvogel nehmen können.
Findest du das jetzt nicht ein bisschen gemein gegenüber Kanarienvögeln? Warum sollte ihr Leben weniger wert sein?
Ich hatte ja schon bei der "Dichterin von Aquitanien" Angst, dass Leute mir den toten Papagei zum Vorwurf machen. Aber die Miez ist der Deutschen Lieblingstier (ich mag sie ja auch sehr gern).
Tereza
Hallo allerseits,
ich bin ja überrascht, wie völlig unterschiedlich hier die Reaktionen auf die zwei Teile des Buches ausfallen. Ich selbst mochte beide meiner Heldinnen. Während ich Yazi um ihre Zähigkeit und ihren Mut bewundert habe, war Viktoria mir aber etwas näher. Ich dachte eigentlich, dass Leserinnen sich besser mit ihr identifizieren könnten. Allerdings gewinnt Yazi natürlich sehr viel Sympathie dadurch, dass sie eben keine verwöhnte Göre bist, sondern ein sehr hartes Schicksal hat.
Dass die zwei Teile so unterschiedlich sind, ist mir garnicht aufgefallen. Ich habe den Yazi-Teil auch nicht bewusst in einer anderen Sprache geschrieben. Es kann höchstens sein, dass ich mich meiner Heldin angepasst habe und die Sprache daher weniger maniriert ausfällt. Auch ist Yazi nicht der Typ, der verlegen herum kichert, und deshalb wird deutlich weniger gekichert.
Der Verlag schlug übrigens zunächst vor, den Yazi-Teil zu kürzen, weil das "fast schon zu viel Politik" wäre. Ich habe dann gemeint, dass ich nicht wüsste, wo ich da noch kürzen soll, denn ich hätte es schon so knapp und übersichtlich wie möglich dargestellt. Schließlich ging das Manuskript zu einer anderen Lektorin, und die sagte nichts mehr von Kürzungen.
Mit den Namen der ganzen Könige und Generäle habe ich beim Schreiben übrigens auch gekämpft. Ich musste da immer wieder nachschauen, welcher Name, welcher Himmelsrichtung, es war zum Verzweifeln. Aber ich wüsste nicht, wie ich das Lesern erleichtern soll, denn die hießen nun mal so.
Viele Grüße
Tereza
ZitatOriginal von Lese-rina
Und leider behandelt sie auch Dewei meiner Meinung nach weniger als Sohn, sondern mehr als persönlichen Diener. Ein bißchen mehr "Bitte" und "Danke" statt "Mach dies" und "Mach das" hätten sicher nicht geschadet. Was wäre sie denn ohne ihn? Völlig aufgeschmissen!
Auch hier muss ich ein bisschen widersprechen.
Die meisten Europäer im damaligen China hatten ihren "Boy", also einen chinesischen Jungen, der ein bisschen englisch sprach, für sie übersetzte und ihnen in Alltagsituationen half. Viktoria hätte schnell Ersatz für Dewei gefunden, nur wäre sie da vermutlich mehr abgezockt worden, denn Dewei mag sie ja und bereichert sich deshalb nicht an ihr.
Aber wo wäre Dewei ohne sie? Bei einem prügelnden Menschenhändler. Ich denke, er weiss sehr gut, dass er verfluchtes Glück hatte, bei Viktoria zu landen, und erträgt deshalb auch ihre Launen, denn im Vergleich zu dem, was er vorher erlebte, sind sie harmlos.
Mütter, die zu ihren Kindern "Bitte" und "Danke" sagten, dürften im 19. Jahrhundert eher selten gewesen sein. Trotzdem sehe ich das Verhältnis zwischen Vicky und Dewei eher wie große Schwester und kleiner Bruder. Man nervt sich gegenseitig, hängt aber auch aneinander.
Viele Grüße
Tereza
ZitatOriginal von Lese-rina
Der Unterschied ist mir so krass aufgefallen, da zunächst ihr einziges Kleid betont wird (meiner Meinung nach trotzdem sehr gewagt - es kann ja immer mal ein größeres Malheur passieren und was tut sie dann?) und dann hat sie auf der Reise nach Pekink wieder eine größere Gardarobe.
Also nochmals zur Kleiderfrage: wo wird denn erwähnt, dass sie nur ein Kleid hat? Spielst du auf die Szene an, da sie Angst hat, ihr Kleid durch einen Blutfleck zerstört zu haben und sich so schnell kein neues leisten zu können? Das heisst doch (nach meinem Verständnis) nicht unbedingt, dass sie nur ein Kleid hat, sondern lediglich, dass sie so wenige hat, dass der Verlust eines Kleides ein Problem wäre. (Sie hat, wie gesagt, zu dem Zeitpunkt nur noch zwei Musselinkleider für den Sommer, éin altes und ein neues.)
Später habe ich, soweit ich mich erinnern kann, noch den Erwerb eines Winterkleides zum Neujahrsfest erwähnt. In Peking erwägt Vicky, sich eine Ballrobe zu kaufen, da sie nun auf Botschaftsbälle geht, aber dazu kommt es ja nicht mehr. Das war meines Wissens soweit alle zum Thema Klamotte.
Wieviele Kleider die durchschnittliche Gouvernante im 19. Jahrhundert besaß, dazu habe ich keine klaren Angaben gefunden. Es dürfte immer von diversen Faktoren abhängig gewesen sein. Aber dass eine Frau, die in recht bescheidenen Verhältnissen lebte, nur drei bis vier Kleider besaß, scheint mir absolut realistsich.
Viele Grüße
Tereza
ZitatOriginal von Lese-rina
Was anderes ist mir noch aufgefallen: Das Alter von Chuntian! Sie wird anfangs noch als "jung" geschildert "das Mädchen", doch müsste sie einige Jahre älter als Victoria sein. Wieso diese sie dann so rumscheucht ist mir schleierhaft!
Chuntian ist eine in vieler Hinsicht unerfahrene, etwas linkische Person. Daher wirkt sie auf Viktoria jünger, als sie ist. "Herumscheuchen" - na ja, so hab ich es nicht empfunden. Aber Viktoria hat die energischere Persönlichkeit, daher dominiert sie ein wenig.
Viele Grüße
Tereza
ZitatOriginal von beowulf
Wikipedia behauptet die Rikscha sei erst in den 1870igern in Japan erfunden worden?
Das stimmt auch. Aber von da schaffte sie sehr schnell den Sprung nach Shanghai. 1880 gab es sie dort schon, jedenfalls nach meinen Infos.
Viele Grüße
Tereza
ZitatOriginal von Lese-rina
Das mit den Kleidern habe ich auch nicht ganz verstanden. Die lange Überfahrt mit einem Kleid!? Und auch danach? Finde ich für eine Gesellschafterin in gehobenem Kreis nicht angemessen!
Und dann hat sie plötzlich wieder massig Kleider und kann ihr Geld ohne groß darüber nachzudenken ausgeben?
Also: Viktoria hat zunächst einmal zwei Sommerkleider und ein Winterkleid. Von den Sommerkleidern hat sie eins in Shanghai von ihrem Gehalt gekauft. Sie musste die meisten ihrer Kleider in Hamburg verkaufen und allzuviel Gepäck konnte sie auch nicht mitschleppen. So ein Kleid von anno dazumal hatte einiges an Volumen, mit Unterröcken etc.
Gesellschaftlerinnen und Erzieherinnen mussten damals nicht elegant aussehen, sondern nur sauber und ordentlich. Zuviel Eleganz wäre in ihrer Stellung sogar unangebracht gewesen. Sie sollten keinesfalls die Hausherrin in den Schatten stellen.
Später bekommt sie Geld von Nathan, damit sie seine Treffen mit Anette deckt.
Sie kauft sich Essen bei chinesischen Straßenhändlern und geht in chinesische Theateraufführungen. Beides war für Europäer sehr billig.
Man hat Kleidung damals nicht so oft gewechselt wie heute, abgesehen von wirklich reichen Leuten. Die Kleider wurden ja nicht von der Stange gekauft, sondern mussten genäht werden. Das war aufwändig und kostspielig, vor allem, weil es noch keine T-Shirts und Jeans gab, sondern lange, gerüschte Gewänder. Die wurden ab und an gewaschen. Nicht jeden Tag.
Viele Grüße
Tereza
ZitatOriginal von Mulle
Man muss sich das mal vorstellen: Sex unter Eheleuten wurde bestraft? Wollten die aussterben? Nur, weil jemand die 10 Gebote falsch übersetzte?? (Tereza, ist das Fiktion oder historisch belegt?)
Das mit dem Übersetzungsfehler war die Theorie eines Taiwanesen, der seine Doktorarbeit über den Taiping-Aufstand schrieb. Man muss vermutlich die Nuancen des Chinesischen kennen, um auf sowas zu kommen. Aber auch im Deutschen könnte man sich ja darüber streiten, was genau unter "Unzucht" fällt.
Tatsache ist, dass am Anfang der Taiping-Bewegung Sexualität wirklich verboten war, auch unter Eheleuten, und hart bestraft wurde. Doch aussterben wollten die nicht, das Verbot sollte aufgehoben werden, sobald das himmlische Königreich geschaffen war, sprich die Taiping gesiegt hatten. Vielleicht war es nur ein Versuch, die Krieger zu motivieren.
Je größer das Taiping-Heer wurde und je mehr ehemalige Banditen sich ihm anschlossen, desto unmöglicher wurde es aber, dieses Sex-Verbot aufrecht zu erhalten, so dass man allmählich immer großzügiger damit umging. Die höchsten Anführer der Taiping legten sich langsam ihren eigenen Harem zu. Der Taiwanese (wegen dem Namen müsste ich nachschauen) wies übrigens auch als Einziger daraúf hin, dass sie mit diesen Kindern keine neuen Nachkommen mehr zeugten. Also doch Enthaltsamkeit und die Frauen als Statussymbol? Das lässt sich schwer sagen. Vielleicht wurden die Neugeborenen auch nirgendwo aufgezeichnet.
Viele Grüße
Tereza
ZitatOriginal von Salonlöwin
"Die Geisha" von Arthur Golden habe ich bisher noch nicht gesehen und auch noch nicht gelesen, auch aus der Befürchtung heraus, dass ich amerikanischen Blödsinn erleben darf. Bei Gelegenheit werde ich mir den Roman näher ansehen :wave.
Ich bin überrascht, wer alles in diese Leserunde reinschaut.
"Die Geisha" habe ich vor etlichen Jahren auch gelesen. Mir schienen die Geishas darin so etwas wie Edelkurtisanen, also gebildete, kultivierte Frauen, die durchaus mit Achtung behandelt wurden, aber dennoch mindestens einen reichen Gönner brauchten, um ihren Lebensstil zu finanzieren. Das war nicht immer so? Interessant, ich werde mir das Buch auch einmal anschauen.
Dass moderne Geishas nicht mehr auf Prostitution angewiesen sind, um sich am Leben zu halten, hielt ich dagegen für selbstverständlich. Moderne Japanerinnen haben ja auch genug andere Berufsmöglichkeiten, warum sollten sie sich eine lange, harte Ausbildung antun, wenn es darauf hinaus läuft.
Viele Grüße
Tereza
Liebe Lady Tudor,
meines Wissens ist es nur eine Legende, die natürlich einen historischen Kern haben kann. Aber vielleicht findest du beim Recherchieren mehr heraus.
Viele Grüße
Tereza
ZitatOriginal von Suzann
Ich habe ein richtig schlechtes Gewissen, weil die Autorin ja monatelang mit viel Liebe zum Detail und zur historischen Genauigkeit diese Geschichte schreibt und ich sie in so kurzer Zeit "konsumiere".
Da mach dir mal keine Sorgen, Autoren freuen sich riesig, wenn man ihre Bücher verschlingt.
In der Fortsetzung gibt's auch keine Rückblenden mehr.
Viele Grüße
Tereza
ZitatOriginal von LadyTudor
Das mit der Auflistung der Personen wäre wirklich ganz hilfreich.
Gleich nochmal: http://taipingrebellion.com/players.htm
Tereza
ZitatOriginal von Suzann
Obwohl es so traurig war, fand ich es irgendwie witzig, dass der chinesische Arzt eine eiternde Wunde mit Akkupunktur "behandelt" und an völlig anderen Körperteilen. Und seltsam fand ich, dass Viktoria so erstaunt war, dass Yazi Fieber hat. Wundbrand war doch damals kein Geheimnis, oder? Niemand hat sich über die eitrige stinkende Wunde ausgelassen, geschweige denn versucht, etwas dagegen zu tun.
Chinesische Ärzte behandelten viele Krankheiten mit Akkupunktur. Ich bin auf das Gerücht gestoßen, dass sie dadurch bei der Behandlung der damals unheilbaren Cholera mehr Erfolg hatten als europäische Ärzte, weiss aber nicht, ob das stimmt. Viktoria hat keine Ahnung von Krankenpflege, sie macht Verbände, mehr fällt ihr nicht ein. Eine Sepsis (Blutvergiftung) war ohne Antibiotika kaum zu behandeln. Ich habe mich nach den Erfahrungen von Leuten gerichtet, die selbst einmal Sepsis hatten (aber natürlich geheilt werden konnten). Die erzählten nichts von eitrigen, stinkenden Wunden, nur von hohem Fieber und Schüttelfrost. Vielleicht verläuft es in jedem Fall anders. Die Wunde hätte gleich desinfiziert werden müssen, aber daran dachte niemand.
Viele Grüße
Tereza
ZitatOriginal von Suzann
Wer kennt "Die Geisha" von Arthur Golden? Darin geht es um das Schicksal eines Mädchens, das in die Prostitution gezwungen wird. Es spielt zwar in einer späteren Zeit, aber ich kann mir vorstellen, dass die Mechanismen zu Shen Akeus Zeiten ähnlich waren.
Die Mechanismen waren früher sogar in Eurpa ähnlich - wenigstens zur Blütezeit der Kurtisanen. Auch in Europa sollen Bordelle häufig im Besitz von Frauen gewesen sein, die früher selbst aktiv im Gewerbe waren.
Viele Grüße
Tereza
ZitatOriginal von Mulle
Ich habe nicht ganz verstanden, wie es kam, dass Chuntian in der Vergangenheit offenbar Kontakt zu ihrem Bruder haben konnte (sie erkannte ihn offenbar gleich) aber seit zwanzig Jahren nicht zu ihrer Mutter. Vielleicht habe ich da auch eine Erklärung übersehen (wurd spät gestern).
Chuntian erhält von ihrer Mutter eine genaue Beschreibung der Stelle, wo sie immer mit Jinzi auftritt. Als sie da mit Vicki hinkommt, ist nur der Bruder da (denn Mama ist krank, das wird ja erklärt). Sie erkennen einander bzw. erahnen, wen sie vor sich haben, weil sie an diesem Ort ja verabredet waren.
Was nun Vicki betrifft, so kümmert sie sich auf dem Heimweg ja durchaus um Chuntian. Dann will Chuntian nicht mit auf das Fest, sondern sich allein ausruhen. Vicki kann schlecht auch absagen, das hätte komisch gewirkt. Und warum soll sie sich den Kopf über ein Problem zerbrechen, das sie noch nicht wirklich kennt? Sie erwartet, am nächsten Tag mehr zu erfahren. So extrem egoistisch fand ich das nun auch nicht.
Viele Grüße
Tereza
Liebe Leute,
so, jetzt versuche ich mal, eure Fragen in einem Aufwasch zu beantworten.
Zum Sprachunterricht von Chinesen: könnt ihr euch an den Film "Der letzte Kaiser" erinnern? Da hat eben dieser Kaiser einen englischen Hauslehrer. Seine Frau erzählt in der Hochzeitsnacht etwas von einer Mrs. Wasweißich, die ihr den Quickstep beibrachte. Das hatte ich im Kopf, als ich aus Vicki eine Gouvernante machen wollte. Aber der Film spielt eben schon so um 1920.
Zu Vickis Zeit dürfte eine europäische Hauslehrerin für Töchter eine ziemliche Ausnahme gewesen sein. Söhne wohlhabender Chinesen hingegen bekamen bereits Sprachunterricht und wurden in Ausnahmefällen sogar nach USA zum Studieren geschickt (diese Praxis begann Kaiserin Cixi aber in dem Moment zu missfallen, da sie nicht nur ein Ingenieursdiplom sondern auch demokratische Ideen heim ins Kaiserreich brachten :grin). Was Töchter betrifft, so habe ich nur einen Fall im Kopf: es wird in einer Biographie der Kaiserin Cixi erwähnt, dass sie so um 1900 eine Hofdame namens Derling hatte, die fließend englisch und französisch sprach, da sie bei Missionarinnen zur Schule gegangen war. Schätzt man diese Hofdame mal so auf Anfang 20 (wie alt sie um 1900 genau war, konnte ich nicht heraus finden, aber ein Kind kann sie nicht mehr gewesen sein.), dann hätte sie durchaus Vickis Schülerin gewesen sein können. Daher schien mir die Idee von einem Mandarin, der eine Hauslehrerin für Frauen und Töchter sucht, nicht völlig unmöglich.
Das alles ist vor folgendem politischen Hintergrund zu sehen: China betrieb unter der Qing-Dynastie mehrere Jahrhunderte lang eine Politik der Abschottung. Die Gründe dafür darzulegen, würde jetzt zu weit führen, aber es erwies sich längerfristig als unklug, da die Chinesen so den Anschluss an die moderne Welt verpassten. Als England Handelsbeziehungen vorschlug, erhielt es eine hochnäsige Abfuhr. Das liessen die Briten sich nicht bieten und sie erkämpften sich den Weg nach China mit Gewalt. Es war eine schwere Demütigung für die uralte Kultur, nun militärisch total unterlegen zu sein, da die Briten wesentlich bessere Waffen hatten. Den nächsten Dämpfer erhielt die Kaiserdynastie durch den Taiping-Aufstand, den sie ohne Hilfe der westlichen Mächte nicht hätten niederschlagen können. Da wurde auch der konservativen Cixi klar, dass sich was ändern musste.
Die Devise lautete: "Mit Barbaren gegen Barbaren". Sprich: von den Westlern lernen, um ihnen die Stirn bieten zu können. Aus diesem Grunde gab es Sprachunterricht, Auslandsstudium und Waffeneinkauf. Man wollte sich gerade mit Deutschland gut stellen, denn das war (noch) nicht als aggressive Kolonialmacht aufgetreten. Diese Rechnung ging aber nicht auf. Man sagt heute, dass dieser Modernisierungsversuch daran scheiterte, dass er eben nur sehr oberflächlich ausfallen sollte. Die gesellschaftlichen Strukturen sollten nicht wirklich geändert werden, doch sobald sich das Land geöffnet hatte, kamen auch moderne Ideen herein gestürmt (wie letztendlich der Kommunismus).
Ja, auch bei Bauersfrauen wurden zu der Zeit die Füße eingebunden. Die wenigen Mädchen, bei denen das aus irgendeinem Grund nicht geschah, galten als bedauernswert, da häßlich. Es gab aber ethnische Minderheiten, die das Füßeeinbinden nicht praktizierten. Dazu kommt im nächsten Teil noch mehr.
So, ich glaube, das war's. Noch eine Hilfestellung für den nächsten Teil, da Dori ein paar Probleme mit den Namen hatte:
http://taipingrebellion.com/players.htm
Viele Grüße
Tereza
Liebe Dori,
vielen Dank für die schöne Rezi. Dass du es warst, die ich damals auf Facebook überredet habe mitzumachen, hatte ich schon völlig vergessen.
Liebe Grüße
Tereza
ZitatOriginal von Lese-rina
Es gibt also die Chinesenstadt in der nur (arme) Chinesen wohnen? Daneben gibts das internationale Viertel, in dem Westliche und Chinesen wohnen und diverse eigene Länderviertel? Sind das dann die Straßen, die nicht als internationales Viertel gekennzeichnet sind? Und wie viele Westliche leben im Vergleich zu den Chinesen in Shanghai?
Zunächst einmal: Shanghai existierte schon lange vor dem Entstehen der internationalen Siedlung als rein chinesische Stadt. Dann ertrotzten sich 1842 die Briten das Recht, neben dieser Stadt eine internationale Siedlung zu gründen, und ihnen folgten bald schon die Franzosen, Amis und schließlich die Japaner. Zudem kamen in kleinerer Menge auch Deutsche und andere westliche Nationen, da der Handel mit China als lukrativ galt. In den ersten Jahren war die Siedlung wirklich weitgehend westlich, dann kam mit dem Taiping-Aufstand der erste große Flüchtlingsstrom und man begann, die Chinesen notgedrungen zu dulden. Es wurden dann langsam immer mehr. Zu dem Zeitpunkt, da der Roman spielt, dürften sie bereits in der Überzahl gewesen sein, aber genaue Zahlen dürften schwer zu finden sein, denn die Chinesen hat damals keiner gezählt.
Die Chinesenstadt bestand weiter, und es lebten auch wohlhabende Leute dort, nur war sie eben traditionell chinesisch, wurde daher von den Europäern als laut und chaotisch empfunden. In Shanghai entstand dann allmählich ein moderneres, eher verwestlichtes China. Viele Chinesen wurden als Kompradores, also Vermittler und Übersetzer für westliche Handelshäuser sehr wohlhabend. Sie empfanden es als schick, in der internationalen Siedlung zu leben. Die Blütezeit Shanghais setzte dann so 1920 ein, es galt als "Paris des Ostens", schillernd und dekadent. Da trugen die reichen Chinesen dort schon westliche Kleidung, fuhren Autos und hatten meist englische Vornamen. Zu dem Zeitpunkt, da der Roman spielt, setzte diese Entwicklung erst so langsam ein. Die Grenzen zwischen Ost und West waren noch sehr streng gezogen, wenigstens in der Oberschicht.
Arme Chinesen gab es überall. Sie schoben in der internationalen Siedlung Rikschas, später schufteten sie in Fabriken und sie wohnten, wo sie günstig unterkamen, im schlimmsten Fall auf der Straße.
Genauer kann man das hier nachlesen:
http://de.wikipedia.org/wiki/Shanghai#Geschichte
Liebe Grüße
Tereza
ZitatOriginal von Mulle
Wenn ihr klar wäre, dass sie finanziell extrem wackelig dasteht, würde sie sich wohl eher ein Polster ansparen, als chinesisches Theater zu besuchen, auswärts zu essen oder ihren Fahrer für Sondertouren zu bezahlen.
Aber auch das finde ich nur konsequent: Sie hat nie lernen können, mit Geld umzugehen oder finanziell vorauschauend zu denken.
Damit hast du ja nicht Unrecht, aber wieder muss ich meine arme Prota ein wenig verteidigen: bei chinesischen Straßenhändlern zu essen war extrem billig. Das Theater auch, wenn sie keinen besonders gúten Platz wollte.
Viele Grüße
Tereza