Beiträge von Tereza

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    Original von Dori


    Die Geschichte von Yazi ist wunderschön und wunderschön traurig. Die Geschichte um Viktoria bildet eindeutig nur die Rahmenhandlung für diese herzzerreißende Liebesgeschichte - ich bin hin und weg.


    Ich bin mal gespannt, wie die Anderen das sehen.


    Viele Grüße


    Tereza

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    Original von Dori
    Ich bin noch längst nicht fertig, wollte aber anmerken, dass ich herzlich gelacht habe bei "James Frazer" und seiner Frau, die Krankenschwester ist... :grin


    (Erinnert mich an meine Bachelor-Arbeit über Diana Gabaldon...)


    Ich gestehe ... ich habe Diana Gabaldon nie gelesen. Deshalb verstehe ich nicht, was da so lustig war. :gruebel


    Tereza

    Liebe Leute,


    ich find es interessant, hier die zahlreichen Eindrücke zu verfolgen - und dabei fest zu stellen, wie widersprüchlich sie ausfallen können. Was der eine Leser gut findet, scheint dem nächsten wieder total unrealistisch. Da fragt man sich als Autor zwar, wie man es denn "richtig" machen soll, aber die Antwort ist wohl, dass man es weiter so machen sollte, wie man es selbst für richtig hält.


    Zu Viktoria und ihrem Anton: das ist meines Erachtens so die typische Jungmädchenschwärmerei für den "obercoolen Typ", der so klasse aussieht, die angesagten Klamotten trägt, auf jeder Party im Mittelpunkt steht und jedes Mädchen haben könnte. Da ist Viktoria einfach wahnsinnig stoz, dass er ausgerechnet sie gewählt hat. Zwar sind sie beide verwöhnte, oberflächliche Egoisten, aber in der Beziehung ist Viktoria die schwächere, da sie emotional stärker engagiert ist. Ihr "moralischer Tabubruch" am Alsterufer war meines Erachtens eine Mischung aus Neugier, Pragmatismus (wir tun es ja eh bald, wenn wir verheiratet sind) - aber auch dem Wunsch, es sich mit Anton nicht zu verderben. Menschen sind nicht unbedingt immer stark, nur weil sie arrogant sind.


    Steffi: über Viktoria kursieren Gerüchte, aber sie wurde mit Anton nicht in flagranti ertappt und ist auch nicht schwanger. Ich denke, in diesem Fall konnte eine Frau noch hoffen, dass ein Mann so angetan von ihr war, darüber hinweg zu sehen. Mama macht ihr ja auch sehr deutlich klar, dass sie es sich nicht mehr leisten kann, wählerisch zu sein.



    Mulle: ich habe ehrlich gesagt den Eindruck, dass die meisten Leser tatsächlich von vornherein perfekte Charaktere wollen. Es ist so, wie Regenfisch sagte: man muss ein etwas kritischerer Vielleser sein, um etwas realistischere Darstellungen zu schätzen. Ich habe allerdings das Problem, dass es mir bei makellosen Figuren ebenso geht wie derweil der guten Jane Austen: "And pictures of perfection, as you know, make me sick and wicked." :grin



    Viele Grüße


    Tereza

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    Original von SteffiB
    Noch 'ne Frage: Da Wei = Großer Irgendwas
    Was denn? Du hast doch bestimmt den Namen mit Bedacht gewählt.


    (Ich habe übrigens schon weiter gelesen. Die Bilder stellen sich ein :-])


    Schau mal hier: http://www.babynames.com/name/DEWEI


    Aber wenn ich ehrlich bin: ich habe diesen Namen einfach irgendwo "geklaut", in der Zeitung oder im Internet, ich weiss nicht mehr. Da hieß ein Chinese so und mir gefiel der Klang seines Namens. Manche der chinesischen Namen in dem Buch habe ich aber bewusst nach ihrer Bedeutung gewählt. In dem Fall wird das aber erwähnt.


    Ansonsten bin ich froh, dass sich die Bilder bei dir jetzt langsam einstellen. :wave


    Tereza

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    Original von Dori


    Was mich allerdings gewundert hat, war die Szene, in der Yingxiong (ich weiß beim besten Willen nicht, wie der wirklich geschrieben wird :grin) Yazi zu den Männern mitnimmt, die sie vergewaltigen. Ich habe den Sinn der Szene nicht ganz verstanden. Oder sollte sie einfach dazu beitragen, Yazis Abneigung gegenüber Männern/Sex zu steigern? Denn von Ying... Ying... seinen Schulden und so weiter war ja vorher nie die Rede gewesen. :gruebel


    Dass ein junger Mann aus wohlhabendem Elternhaus beim Glücksspiel Schulden machte, kam ja auch in Europa vor. Es schien mir daher nicht nötig. es genauer zu erläutern. Wenn das Geld, das Papa ihm zur Verfügung stellte, nicht reichte, sie zu bezahlen, dann hätte er Papa um Hilfe bitten müssen. Und einen Papa wie Yazis Schwiegervater würde ich in einer solchen Lage auch nicht um Hilfe bitten wollen. :grin


    Yazi wird den Männern sozusagen zum Zwecke der Abbezahlung der Schulden überlassen. Es war im alten China durchaus nicht unüblich, dass ein Mann seine Frau als Prostituierte anbot, wenn er in finanziellen Nöten war. Die Gesetzeslage war übrigens so, wie ich es in dem Buch erwähne. Die Männer, die mit der Frau schliefen, machten sich nicht schuldig, selbst wenn sie sie vergewaltigten, denn sie hielten sie ja für eine Prostituierte (die man nach Bezahlung durchaus vergewaltigen durfte). Der Ehemann aber machte sich schuldig, denn auch in China wurde - wenigstens nach außen - zwischen "anständigen" und "nicht anständigen" Frauen getrennt. Wäre der Fall vor Gericht gekommen, hätte Yazi ein Recht gehabt, zu ihrer Familie zurück zu gehen. Nur konnte eine Frau ihren Mann schwer anzeigen.


    Viele Grüße


    Tereza

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    Original von Dori
    Ich bin noch nicht durch mit dem dritten Abschnitt, aber so langsam fehlt mir ein Dramatis Personae. :grin


    Du meinst eine Auflistung der Figuren? Das hatte ich sogar als Plan im Kopf, habe es dann aber vergessen. Ich merke es mir (für den Nachfolger :grin)


    Tereza

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    Original von Mulle
    Ich hatte da tatsächlich angenommen, dass mehr Identifikation mit der weiter unten liegenden Gesellschaft stattfinden könnte; einfach aus der Tatsache heraus, dass Viki - sollte sie ihre Arbeit als Gesellschafterin in China verlieren - wohl auch nur noch eine Anstellung als Dienstmädchen wie Magda bleibt, wenn sie nicht auf den Straßen von Shanghai enden will.


    Eine Viktoria hätte kein Mensch als Dienstmädchen eingestellt, denn sie hatte ja keine Ahnung, wie man putzt und bedient. Entlassene Gouvernanten hatten eigentlich nur die Chance, irgendwo eine ähnliche Stelle zu finden. Oder sie mussten sich einen wohlhabenden Herrn suchen, der "sich ihrer annahm".


    Viele Grüße


    Tereza

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    Original von harimau


    :licht Gut beobachtet! Danke für den Hinweis.


    Und jetzt eine ich mal schnell meiner Romanheldin zu Hilfe. :freundschaft


    Gesellschafterin, Gouvernante oder Lehrerin an einer Schule für höhere Töchter waren damals eigentlich die einzigen standesgemäßen Jobs für verarmte Damen. Von denen hätte sich keine so schnell auf eine Stufe mit einem Dienstmädchen gestellt, es dürfte für die Erhaltung ihres Selbstwertgefühls sogar sehr wichtig gewesen sein, da einen Unterschied zu sehen. In der Tat erfoderten diese Tätigkeiten auch eine gewisse Bildung (in eher unpraktischen Bereichen) und keine körperliche Arbeit. Die - oft nicht gerade erfreuliche - Situation dieser Frauen wird in Romanen der Bronte-Schwestern recht realistisch beschrieben. Von daher liegt Viktoria garnicht falsch, wenn sie ihre Lage mit diesen Büchern vergleicht.


    Parallelen zum Dasein der Dienstmädchen gab es natürlich genug. Beide waren ziemlich rechtlos ihren Arbeitgebern ausgeliefert. Wurden sie ohne gutes Zeugnis entlassen, blieb ihnen oft nur der Weg in die Prostitution. Diesen Aspekt aber blenden auch die Brontes aus. Es wäre meines Erachtens ziemlich anachronistisch gewesen, Viktoria derartige Erkenntnisse haben zu lassen.


    Viele Grüsse


    Tereza

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    Original von Mulle
    Ich verstehe unter Love&Landscape eine historische Geschichte in einer bestimmten Zeit spielend (18., 19., 20. Jahrhundert) in dem ein Mensch auswandert oder ein fremdes Land bereist, Abenteuer erlebt und dort neben dem Land auch seine Liebe kennenlernt.


    So sehe ich das eigentlich auch und deshalb hatte ich nie ein Problem mit der Zuordnung zu dem Genre. Aber mal etwas zur Entstehungsgeschichte des Romans. Ich hatte durch meine Agentin mitbekommen, dass es ein zunehmendes Interesse an historischen Romanen gäbe, die im 19. Jahrhundert vor exotischer Kulisse spielen. Damals nannte man das noch ganz banal Kolonialroman. Ich freute mich, dass im historischen Bereich endlich auch andere Epochen als verkäuflich galten und nicht nur das so häufig bemühte Hochmittelalter, und beschloss, es nun auch mit so einer Geschichte zu versuchen. Als Schauplatz wählte ich China, da ich es schon einigermaßen kannte und es mich lange interessiert hatte. Voller Elan machte ich mich ans Schreiben. Die Lektorin meines Großverlages (ich will jetzt mal keine Namen nennen) war von den ersten 100 Seiten auch sehr angetan. Der etwas schwierige Charakter Viktorias störte sie nicht, auch die Beschreibung Chinas gefiel ihr, denn sie war selbst Asienfan. Mit dem Vertrag hielt man mich aber sehr lange hin, fast ein halbes Jahr hing ich in der Luft. Dann hatte die Lektorin plötzlich den Verlag gewechselt und ihre Chefin teilte mir mit, dass "China nicht läuft". Das ist ein Problem, dass Harimau und Steffi bekannt sein dürfte. :wave


    Die Suche nach einem anderen Verlag fiel schwierig aus. Ich hatte mich schon darauf eingestellt, dass der Text bis auf Weiteres in der Schublade bleiben müsste, als der Bookspot-Verlag zusagte. Ich bin jetzt sehr froh, dass es so ausging, denn die Zusammenarbeit verlief klasse.


    Aber das Hauptproblem bei der Vermittlung dieses Romans dürfte der Schauplatz gewesen sein. Ich glaube, dass ich so eine Geschichte dúrchaus bei einem Publikumsverlag unter gebracht hätte, wenn sie in Indien (das läuft komischerweise) oder gar in dem momentan total angesagten Lateinamerika spielen würde.


    Es soll noch eine andere Vorgabe bei L&L geben, gegen die ich bei diesem Roman verstoße. Das wurde bei der Leserunde zu Isabel Betos Buch mal kurz angesprochen, aber wie Charlie richtig meinte, gehört das nicht hierher (und würde auch schon zu viel über den Inhalt des Buches verraten). Ich bin zudem selbst nie mit dieser Vorgabe konfrontiert worden, auch bei einem anderen L&L, an dem ich gerade sitze, nicht. Wer aber neugierig ist und es genauer wissen will, kann mir eine PN schicken. :wave


    Liebe Grüße


    Tereza

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    Original von harimau


    Möglicherweise die hoch-, gerade- und zurückgezogenen Schultern? ;-) Kenne ich von mir selbst nur allzu gut, diese ungewollten Häufungen.


    Ihr habt ja recht. :cry
    Nur finde ich, dass der Spielraum bei der Beschreibung von Körpersprache zum Ausdruck von bestimmten Empfindungen wie etwa Wut eher beschränkt ist. Da wird mit den Augen gefunkelt, mit den Füßen gestampft, die Hände werden zu Fäusten geballt etc. So unterschiedlich verhalten sich Menschen da meines Erachtens nicht, daher finde ich es schwer, etwas wirklich neues zu finden bzw. Wiederholungen zu vermeiden. Aber vielleicht liegt es auch an mir.


    Viele Grüße


    Tereza

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    Original von Lese-rina


    Super! Herzlichen Dank dafür! Wirkt ganz schön groß! Hast du zufällig auch eine von Gesamt-Shanghai um diese Zeit!


    Das ist Gesamt-Shanghai. Der weiße Kreis ist die Chinesenstadt, und die eingezeichneten Straßen gehören zur internationalen Siedlung. Ich habe auch eine einzige Karte gefunden, auf den die Chinesenstadt genauer aufgezeichnet war, aber die war chinesisch und ist online meines Wissens nicht verfügbar.


    LG


    Tereza

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    Original von Mulle
    Zur Sprache des Romans: Da ist mir die einzige kleine Korinthe aufgefallen: Es finden sich ein paar Umschreibungen, die sich immer wieder wiederholen. Z.B. ist mir aufgefallen, dass Viktoria innerhalb von fünf Seiten dreimal (und auch sonst ziemlich häufig) die Hände zu Fäusten ballt. Es wird auch viel gekichert, und noch etwas anderes ist mir aufge- und wieder ent-fallen. Das finde ich etwas überdosiert, dadurch bekommen diese Sätze etwas Phrasenhaftes.


    Ertappt. :yikes


    Ich versuche, das beim Korrekturlesen immer zu reduzieren, aber offenbar nicht genug.


    Tereza

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    Original von Lese-rina
    Nur eine Karte fehlt mir noch zum absoluten Glück, aber alles kann man halt wirklich nicht haben.


    http://www.earnshaw.com/shanghai-ed-india/tales/t-map.htm


    Das passt zwar zeitlich nicht 100%-ig, doch ist es die beste Darstellung der internationalen Siedlung im 19. Jahrhundert, die ich finden konnte.


    Eigentlich hätte eine Karte in das Buch hinein kommen sollen, aber aus organisatorischen Gründen ging es im allerletzten Moment schief.


    In dem bereits geplanten Nachfolger ist dann sicher eine drin.


    Viele Grüße


    Tereza

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    Original von Dori
    Bei diesen ganzen chinesischen Begriffen im Buch - wie bist du genau auf diese Begriffe bekommen? Hast du ein Wörterbuch benutzt? Einen Muttersprachler dabei gehabt? Die Dialekte unterscheiden sich ja auch, wie im Buch immer wieder betont wird...


    Ich habe ein Wörterbuch benutzt, ich hatte eine Muttersprachlerin zur Hand und ich habe selbst Unterricht in Chinesisch genommen.


    Ja, es ist schwierig, auch die Namen merkt man sich nicht so leicht. Eine kleine Hilfe, was diese Akzente betrifft (die übrigens Töne genannt werden):


    http://de.wikipedia.org/wiki/T%C3%B6ne_des_Hochchinesischen


    Oder gib "Die Töne des Chinesischen" bei youtube ein. Da spricht so eine lieb lächelnde Dame sie dir vor. Nur kann man youtube hier nicht einstellen. :cry


    Bitte nicht verzweifeln. Am Anfang hört sich alles gleich an. :lache


    Tereza

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    Original von beowulf
    Ich bin trotzdem nicht der Ansicht, dass das "verarmte" auf den Buchrücken gehört.


    Ich verstehe, warum du das meinst. Aber wie Harimau schon sagte: es ist im Text ziemlich vorhersehbar, dass da ein Unglück über ihr schwebt. Eine echte Überraschung ist es für die Leser wahrscheinlich nicht mehr, war auch nicht zwingend als solche von mir geplant. Daher dachte sich der Verlag wahrscheinlich, man könnte es auch gleich im Klappentext erwähnen. :-)


    Viele Grüße


    Tereza

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    Original von Suzann


    Fräulein Virchow, Viktoria, empfinde ich als ein intelligentes, verwöhntes, naives Mädchen ihrer Zeit mit einem guten Herzen und guten Charakteranlagen.


    :freude Ja, genauso wollte ich sie darstellen.


    Harimau: dass sie keinerlei Verständnis für ihre Mutter zeigt, die das Sexualleben nur als unangenehme Pflicht kennen lernte, ist natürlich nicht gerade nett von ihr. Aber meines Erachtens lässt es sich - wie Suzann meinte -durch das ziemlich kaputte Verhältnis zwischen beiden erklären, zumal Viktoria durch die Vorwürfe ihrer Mutter tief verletzt wurde. Daher schlägt sie ebenso brutal zurück.


    Das Grundproblem ist ja, dass beide Frauen es nicht schaffen, in dieser schwierigen Lage einen Weg zueinander zu finden, sondern sich gegenseitig fertig machen.


    Viele Gruesse


    Tereza