Zitat
Original von Minerva1978
ich glaube nicht, dass man denen ein schlechtes gewissen machen kann. die psychischen probleme stellen sich irgendwann von ganz allein ein...
Das halte ich offen gesagt für Unsinn. Nicht jede Frau, die abgetrieben hat, hat psychische Probleme. Manche meinen noch Jahre später, dass es die absolut richtige Entscheidung war. Natürlich hängt es damit zusammen, wie sie zu dem Thema Abtreibung stehen. Wer so denkt wie Tom, in dem Embryo also einen Zellklumpen sieht, kann sich mit einer Abtreibung durchaus arrangieren, wenn das Leben sonst einigermaßen zufriedenstellend verläuft.
In diese Diskussion schleicht sich ein Tonfall ein, den ich bedenklich finde. Indem man Frauen, die abgetrieben haben, als Mörderinnen bezeichnet, hilft man niemandem mehr, auch keinem ungeborenen Kind, macht aber Leuten, die für sich selbst eine vielleicht durchaus nicht einfache Entscheidung getroffen haben, das Leben schwer. Natürlich ist es belastend, derart beschimpft zu werden. Und was bringt es?
Ich stimme wie gesagt zu, dass es sich hier um eine ethisch problematische Angelegenheit handelt, bin durchaus für eine Entstigmatisierung der Adoption (obwohl so auch psychische Probleme für Mutter und Kind entstehen können) und für eine Unterstützung lediger Mütter. Und ja, wer wie die katholische Kirche gegen Abtreibung wettert, sollte auch bereit sein, sich um Mütter in schwieriger Lage zu kümmern, damit ich diese Haltung ernst nehmen kann. Sonst bleibt das für mich moralisierendes Gerede älterer Männer, bei denen ungewollte Mutterschaft wie Gottes gerechte Strafe für unzüchtiges Verhalten, sprich Sex vor der Ehe, klingt. Was natürlich in erster Linie die Frauen als böse Töchter Evas trifft.
Ich erinnere mich an die Geschichte einer Krankenschwester, die mit 17 ungewollt schwanger wurde und das Kind behielt, obwohl der Vater sich von ihr abwandte. Als sie sich dann um eine Stelle in einem katholischen Krankenhaus bewarb, wurde sie abgelehnt, weil die katholische Kirche doch keine moralisch verkommenen Gestalten wie etwa ledige Mütter einstellen kann.
Ich musste keinen Katechismus lesen, um aus diesem Verein auszutreten.
Aber einen Mutterschaftskult, bei dem 16-Jährige mit Kind als Heldinnen gepriesen werden, das möge man der Welt doch bitte auch ersparen. Nicht, dass sie sogar irgendwann wieder Verdienstkreuze verliehen bekommen. 
Viele Grüße
Tereza