Beiträge von Tereza

    Ja, frag mal Moni. Sie hat mir die Langnase damals beim Korrekturlesen nicht bemängelt und daher fühle ich mich jetzt einigermaßen sicher. ;-)


    Ich kannte den Begriff aus diversen Romanen, Filmen und sonstigen Texten, die ich im Laufe der Jahre über China gelesen oder gesehen habe, kann jetzt aber kein direktes Zitat nennen. Er war einfach in meinem Kopf präsent.


    Ach ja, kürzlich las ich "Daughters of Shanghai" von Lisa See. Da wurde "Lo Fan", übersetzt "weißer Geist", als ein im Shanghaier Wu-Dialekt verbreiteter Ausdruck für Unsereiner genannt, ungefähr zu der Zeit, da auch mein Roman spielt. In Mandarin soll es der "Weiße Teufel" gewesen sein, aber wie das ausgesprochen wurde, habe ich vergessen.


    Ich glaube, dass es viele Begriffe gab, wenn man bedenkt, wie groß China ist und wie viele Dialekte es da gibt.


    Viele Grüße


    Tereza

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    Original von bonomania


    Einige Sachen haben mich etwas erstaunt, muss gestehen ich bin mit den 20er Jahren nicht so bewandert, dass es damals in Privathaushalten schon Telefon + Radio gab? :staun


    Das Telefon gab es schon im 19. Jahrhundert. Zunächst konnten es sich nur sehr reiche Leute leisten, dann einigermaßen reiche usw. So ab den 50-er Jahren dürfte es endgültig kein Luxus mehr gewesen sein sondern Normalität (wenigstens in Westdeutschland).
    Hier Wikipedia zu Radio: Der öffentliche Rundfunkbetrieb begann in Deutschland 1923. In den Anfangsjahren waren die Empfangsgeräte für einen Großteil der Bevölkerung unerschwinglich. Erst in den frühen 30er-Jahren konnte man dank neuer Fertigungsmethoden Radios deutlich preiswerter anbieten.
    Also beides gab es damals, wenn man es sich leisten konnte.


    Die Gefahr des Rauchens war noch kaum bekannt. Zwar gab es erste Warnungen, denn Ärzten war aufgefallen, dass mit zunehmender Verbreitung des Rauchens die Fälle von Lungenkrebs drastisch gestiegen waren, aber ein Zusammenhang konnte noch nicht 100%-ig bewiesen werden und die meisten taten es als dummes Gerede von Spaßverderbern ab. Kokain konnte man anfangs der 20-er Jahre sogar noch rezeptfrei in der Apotheke kriegen. Auch hier fiel erst allmählich auf, wie gefährlich es war. Hilfsangebote für Süchtige gab es praktisch nicht. Die sollten sich zusammen reißen und fertig.


    Und ja, in China hießen wir zumindest früher Langnasen, was ja nicht schlimmer klingt als "Schlitzauge". Es gab noch den Ausdruck "Weißer Teufel" oder "Weißer Geist". Kultivierte Chinesen hielten Europäer lange für Barbaren. Aber da waren die Europäer als Kolonialherrn auch nicht besser, man war auf beiden Seiten borniert.


    Inwieweit diese politisch unkorrekten Ausdrücke heute noch in Gebrauch sind, kann uns wohl am Besten Harimau verraten.


    Viele Grüße


    Tereza

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    Original von Sigrid2110
    Aber was mich nun in diesem Abschnitt umgehauen hat, ist die Geschichte, wie Mai Ling im Bordell in Shanghai landete und was dort mit ihr geschah. Also damit hätte ich nie und nimmer gerechnet. Ich war ehrlich erschüttert! Und ehrlich verstehe ich nicht, wie Mai Ling, so jedenfalls mein Eindruck, noch so was wie zärtliche Gefühle Baihe gegenüber haben kann.


    Püh, Tereza, heftig, ehrlich.


    Achso: auch Mai Ling scheint die Gefahr durch die Rechten sehr viel ernster zu nehmen als Alexandra das sieht. Sie hält diese Männer nur für ein paar Spinner. Alexandra scheint da doch etwas blauäugig (übertragen gemeint).


    Mai Ling sieht die Sache mit Baihe ja als Enttäuschung. Sie erinnert sich eher an zärtliche Gefühle, die sie am Anfang hatte. Warum? Na ja, sie hat nicht so viel Schönes, an das sie sich erninnern kann. So ziemlich alles in ihrem Leben wurde kaputt gemacht.


    Und übrigens: ich bin immer wieder auf die Info gestoßen, dass man den Vormarsch der Rechten in liberalen Kreisen damals viel zu lange nicht ernst nahm. Sie wurden als lächerlich empfunden und fertig. Für Politik interessierte man sich nicht so wirklich, eher fürs Feiern von wilden Parties.


    Tereza

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    Original von Nachtgedanken
    Apropos nächstes Buch, im August erscheint ja wieder eins von Dir. Der Sprung ins England des 12. Jahrhunderts ist ja ein gewaltiger und von der Libussa zu Mai Ling ist es ja auch ein ganz schöner Weg gewesen. Suchst Du die Abwechslung, oder wie bist Du auf diese so unterschiedlichen themen gekommen?


    Ich bin nicht auf eine Zeit festgelegt, in dem Sinne, dass ich eine Epoche bevorzuge. Mich interessieren einfach bestimmte Themen und Konflikte, die meistens etwas mit den Rechten der Frau und dem Aufeinanderprallen verschiedener Kulturen zu tun haben. So stoße ich recht zufällig auf meine Romanideen. Die Libussa-Sage kannte ich aus meiner Kindheit. In der Dichterin von Aquitanien geht es um Marie de France, deren Liebesgeschichten mir im Studium sehr gefallen haben, obwohl ich sonst kein großer Fan mittelalterlicher Literatur war.


    Längerfristig will ich mich aber doch langsam auf bestimmte Epochen festlegen, einfach, weil das Recherchieren sonst immer ein immenser Arbeitsaufwand ist, wenn man immer wieder bei Null anfängt. Andererseits ist aber wieder wahnsinnig interessant, so neue Welten kennen zu lernen.


    Viele Grüße


    Tereza

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    Original von Sigrid2110
    Also ich hatte vorher auch keinen Schimmer, wer dieser Banker-Junge ist und bin sicher fast genauso geschockt gewesen wie Mai Ling.


    Juchhe! Es hat geklappt! Ich wollte einen Überraschungseffekt, fürchtete aber, dass alle es gleich erahnen.


    Tereza

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    Original von beowulf
    Die Weisheit von Vater Wu hat mir gut gefallen, er hat aber sicherlich schon leicht westliche Sichtweise, wenn er vor der Dame des Hauses die unschönen Dinge verbergen will.


    Na ja, er mag seine Frau halt und will nicht, dass sie sich unnötig aufregt. Das könnte doch auch schon im alten China manchmal so gewesen sein. Selbst arrangierte Ehen können sich eventuell ganz gut entwickeln und mit den Jahren Vertrautheit und Zuneigung wachsen lassen.


    Viele Grüße


    Tereza

    Echt, im chinacoachingcenter? Hast du bei ihr erwähnt, dass du gerade das Buch liest? Ist ja witzig!


    Ich will da demnächst auch nen Kurs machen, genau genommen, sobald ich den Vertrag für's nächste Buch habe, das im China des 19. Jahrhunderts spielt.


    Viele Grüße


    Tereza

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    Original von harimau
    Ich muss zugeben, dass mir die Verbindung Bankerbubi - Vergewaltiger auch erst aufgegangen ist, nachdem sie mir auf dem Silbertablett serviert wurde. :schaem


    Schön, ich dachte mir, es wäre so offensichtlich, dass es jeder gleich merken muss.


    Tereza

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    Original von Nachtgedanken
    Ich hatte ehrlich gesagt Anfangs ein wenig Schwierigkeiten mit dem Namen, weil ich lange Jahre in der Maillingerstraße gearbeitet habe und wir es gerne als Mai Ling veralbert haben ;-)


    Oh, da bin ich garnicht drauf gekommen, obwohl ich ja auch die einschlägige Münchner U-Bahnstrecke benutzte. :lache


    Mai Ling sollte ursprünglich Mailing geschrieben werden. Die Sinologin, die die China-Passagen für mich Korrektur las, meinte, das wäre die korrekte Transskription nach Pinyin. Aber die Lektorin protestierte: das klingt wie eine Postsendung! Schon tückisch, diese chinesischen Namen. :-]


    Tereza

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    Original von beowulf
    Mai Ling geht daraufhin zu ihrem Peiniger zurück, weil sie keine Zukunft mit Alexandra hat- was für eine hat sie den mit Liang? Und sie macht sich keine Gedanken darüber, das Alex sie liebt? Hallo?


    Alexandra hat sich ja noch nicht wirklich dahingehend geäußert. Mai Ling ist aufgrund ihrer bisherigen Erfahrungen im Leben nicht gerade eine Optimistin. Kommt alles noch....


    Tereza

    Hallo,


    also ich kam eigentlich nur auf den Namen, weil ich so die Gelegenheit hatte, Alexandra einen dummen Witz über "Kuh" machen zu lassen. Ich schaute nach, ob es diesen Familiennamen in China gibt, und war zufrieden, als ich ihn entdeckte. Über die Bedeutung habe ich mir nicht den Kopf zerbrochen. Wenn ich eine deutsche Figur "Lieschen Müller" nenne, muss die ja nicht unbedingt etwas mit einer Mühle zu tun haben. :-)


    Sonst bin ich sehr froh, dass gerade Harimau Gefallen an dem Buch findet. Ehrlich gesagt war mir ein wenig mulmig, als ich merkte, dass sich da ein China-Experte zur Leserunde angemeldet hat. Ich bin zwar in China gewesen und habe gerade beim Schreiben dieses Romans so viele Bücher wie möglich über chinesische Geschichte, Mentalität etc. verschlungen, aber die Gelegenheit, länger in dem Land zu leben, hatte ich bisher nicht. Ich fürchtete, dass mir gleich ein paar Recherchefehler um die Ohren gehauen werden, wenn der Text einem Fachmann in die Hände fällt. :grin


    Schönen Tag!


    Tereza

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    Original von Larna


    Was mich überrascht hat, war die Freizügigkeit, die Michelle und Alexandra an den Tag legen: Alkohol und Kokain und auch ihre Kleider. Michelles Partykleid hat nur dünne Träger und Alexandras Tanzkleid hat kurze Ärmel und ist nur knie lang. Irgendwie habe ich immer gedacht, die Zeiten damals wären konservativer gewesen. :gruebel Wobei, der Besuch bei Alex Eltern zeigt ja, dass die meisten offenbar doch eher traditionell denken.


    Michelle und Alexandra sind recht typische "Flapper": http://de.wikipedia.org/wiki/Flapper
    Natürlich waren damals nicht alle Mädchen derart wild, einen solchen Lebensstil konnten sich eher verwöhnte Töchter reicher Eltern erlauben. Aber es ging in gewissen Kreisen durchaus wild zu.


    Viele Grüße


    Tereza

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    Original von beowulf
    Das Alexandra sich Vorwürfe macht weil sie getan hat was sie wollte und weil sie ihre Rache für eine tiefe Verletzung genomen hat finde ich fast unglaubwürdig- warum tut sie es denn, wenn es ihr hinterher so leid tut? Schlimmer finde ich, dass ich nicht glaube dass sie überblickt welche Geister sie da rief...


    Na ja, sie wollte ja nicht wirklich Rache nehmen, sich nur die Last von der Seele reden, weil sie todunglücklich war. Sie hatte eben keine Ahnung, welche Folgen das für Sarah haben kann. Das wird im nächsten Teil alles noch klarer.


    Tereza

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    Original von beowulf
    Bisher habe ich an Sexualität noch nichts gelesen, das nicht in jedem anderen Buch vorkommen könnte, warum also in der Ecke erotische Literatur Unrerregal Bücher für Schwule und Lesben?


    Echt, da stand es? :pille Interessant, mir war garnicht bewusst, dass ich einen erotischen Roman geschrieben habe. :lache


    Der Verlag veröffentlicht feministisch orientierte Fachliteratur und Lesbenromane, also Romane, in denen es um eine Liebesbeziehung zwischen zwei Frauen geht. Das können Thriller, Beziehungskomödien oder eben auch historische Romane sein. Besonders viel Sex ist da meist nicht drin, ich glaube, Ulrike Helmer will nicht, dass ihr Verlag den Ruf abkriegt, Erotica zu verkaufen.


    Aber wegen der sexuellen Orientierung der Hauptfiguren landen diese Bücher in Buchhandlungen eben in einschlägigen Regalen. Ich finde es ja auch nicht toll.


    Viele Grüße


    Tereza

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    Original von harimau


    Ich hoffe doch, dass es dir nicht so elend ging wie der armen Alexandra auf den Seiten 78/79. :chen


    Ganz so schlimm war es nicht. Ich habe allerdings auch so einige Partyexzesse hinter mir, aber da war ich noch eher im Alter von Alexandra. :-)


    Ansonsten freut es mich, dass dir das Buch gefällt. Die Sprünge nach China waren für mich beim Schreiben auch erst gewöhnungsbedürftig, denn ich musste mich immer wieder aus einer recht vertrauten in eine exotische Welt begeben. Es schien mir aber sinnvoller, Mai Lings Vorleben etappenweise durch Erinnerungen aufzurollen als sie alles auf einmal in direkter Rede erzählen zu lassen, denn das wäre ein seitenlanger Bericht geworden.


    Was die Äußerlichkeiten der Hauptfiguren betrifft, kommen da noch ein paar Details. Ich hoffe, sie vermitteln dir dann ein etwas klareres Bild. Mai Ling und Alexandra sind beide Anfang zwanzig.


    Viele Grüße


    Tereza

    Hallo,


    also es war so: ich hatte die Grundidee zu dieser Geschichte, als ich über die chinesischen Prostituierten in San Francisco im 19. Jahrhundert las. Aber dieser Schauplatz war mir zu fremd, ich wollte die Geschichte lieber nach Europa verlegen. So suchte ich im Internet, wo und ab wann es auf unserem Kontinent die ersten Chinatowns gab und stieß auf Hamburg. Damit war der Groschen gefallen. Ich bin ein riesiger Fan der 20-er Jahre.


    Es gibt ein sehr gut recherchiertes Sachbuch zu dem Thema, das ich im Nachwort erwähne. Ansonsten habe ich nach alten Postkarten, Reiseführern etc. gesucht und in ebay einen Hamburger Stadtplan von 1930 ersteigert, mit dem ich dann durchs moderne Hamburg irrte. Das war im August 2008, zur absoluten Hitzewelle. Ich lief mir ein paar Tage lang auf den Spuren meiner Protas in Sankt Pauli die Füße wund. Aber ich war angenehm überrascht, denn ich hatte eher mit einem schmuddeligen Rotlichtviertel gerechnet. Man machte hier in München Witze, warum ich da denn allein hinfahre. Doch das Rotlichviertel ist ja nur unten in Hafennähe und ansonsten ist das eine nette Gegend mit vielen Cafés, Keipen und kuriosen Geschäften, ganz mein Geschmack. :-)


    Hier ist übrigens ein Artikel zu dem Chinesenviertel: http://einestages.spiegel.de/s…um_und_pils_vom_fass.html


    Ich habe kein Foto von der Schmuckstraße insgesamt gefunden. Es gibt ein Bild von einem chiesischen Kellerlokal aus der Zeit, aber da sieht man nur Stufen und das Schild. Ich vermute aber auch, dass die kleine Grünanlage damals nicht da war und die Straße auf beiden Seiten bebaut war. Sie wird von Zeitgenossen als eng und dunkel beschrieben.


    Mai Ling ist ein sehr geläufiger chinesischer Frauenname. Ich habe ihn spontan gewählt, weil ich finde, dass es schön klingt. Dass Suzie Wong auch so hieß, wusste ich garnicht.


    Viele Grüße


    Tereza

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    Original von beowulf
    Ich habe doch das mit dem Django gar nicht kritisiert, wollte nur wissen, ob mir da was entgangen ist. Wie Harimau schon schrieb, es macht es einfach sich den Stil der Musik vorzustellen.


    Hallo,


    schon klar, vielleicht war ich da in meinem recht verkaterten Zustand etwas überempfundlich.


    Jetzt, nach warmer Mahlzeit, ein paar Tassen Kaffee, Apirin und einem Spaziergang an der frischen Luft kommen langsam die Lebensgeister wieder. Wie man sieht, können Autoren auch in historischen Romanen ein paar eigene Erfahrungen mit einbauen. :grin