Hallo,
so, jetzt bin ich auch durch. Also Katerina hat ihrem Lenchen ja kein sehr beneidenswertes Schicksal gegönnt. Allerdings zeigt dieser Roman auch, dass eine ziemlich normale Frau, die sich nicht in Männerkleider schwingt und ihren eigenen Weg geht, als Romanheldin durchaus interessant sein kann. Im Gegenteil, man kann Lenchen ja verstehen: sie sieht ein, dass es nicht anders geht, und macht das Beste draus. Auch heute handeln viele Menschen noch so, fügen sich zum Beispiel in eine Arbeit, die ihnen keinen Spaß macht, weil sie eben meinen, auf das Geld angewiesen zu sein.
Ich hatte auch damit gerechnet, dass der Schwiegerpapa noch Ärger macht. Hätte er Lene belästigt, also Contz hätte niemals genug Mumm aufgebracht, sie zu verteidigen. Überhaupt scheint mir diese Figur sehr gelungen: der an Unterdrückung gewöhnte Sohn, der es niemals schafft auszubrechen, indem er eigene Ideen entwickelt. Er tut einem leid. Trotzdem hätte Lene ja auch an einen brutalen Schläger geraten können. So ist das alles keine totale Tragödie, nur alltäglicher Frust.
Das mit der Els war schon gruselig, vor allem, weil das Leben einfach so weiterläuft, während sie gequält wird. Selbst jene, die erkennen wie falsch es ist, sehen keine Chance es zu ändern und nehmen es hin. Für den Verzicht auf brutale Folter-Details war ich sehr dankbar. Das Grauen wird auch so spürbar.
Und jetzt ist Contz weg, geht zur Armee, wo er Befehle bekommen und gehorchen kann. Etwas anderes kennt er ja nicht. Ich glaube trotzdem nicht, dass er ein besonders guter Soldat wird. Aber ich glaube auch, dass sein Verschwinden für Lene schließlich günstige Folgen haben könnte. Jetzt ist sie für die Schusterwerkstatt zuständig. Gute Geschäftsideen hatte sie ja schon.
Clara ist die Glücksmarie. Ein attraktiver Mann, ein kluger Schwiegervater, eine leichte Geburt und ein gesundes Kind. Ich habe das Gefühl, auch das wird nicht so bleiben. Die Polsarisierung der Schicksale der zwei Schwestern lässt einen plötzlichen Umschwung erahnen. Oder führt Katerina uns auch da in die Irre?
Ich bin jedenfalls gespannt, wie es weitergeht.
Viele Grüße
Tereza