Beiträge von agu

    Gerade bin ich wieder mal über dieses Buch in meinem Regal gestolpert - und habe vergeblich nach weiteren Büchern der Autorin gegoogelt. Scheinbar ist Kayla Fleming ein nur einmal für dieses Buch verwendetes Pseudonym. Lt. offizieller Bio schreibt sie aber auch andere Romane, nur ist nirgendwo herauszufinden, unter welchem Namen.


    Weiß zufällig jemand mehr?


    :wave

    Zitat

    Original von Salonlöwin
    vorweg, ich dachte, dass Eisler sich bei seinem neuesten Roman eines Verlages bedient hätte. Er setzt also nicht völlig auf den Weg des Selfpublishing.


    Ja, der Titel erschien bei Thomas & Mercer, was ein Amazon Imprint auf Verlagsniveau ist sein will. Allerdings mehrt sich in den USA inhaltliche Kritik an den Amazon Publikationen - neben der Tatsache, dass die Verkäufe (aus verschiedenen Gründen) weit hinter den Erwartungen zurückbleiben, wird vor allem auch Dilettantismus beim Handwerk kritisiert - Stoffauswahl, Lektorat, Marketing und Produktion (letzteres kann ich wie gesagt bestätigen - ein Leuchtfeuer der Buchbindekunst ist dieser Titel nicht).


    Zitat

    Mein Reader zeigt jetzt geschätzte 42 Prozent an und glücklich bin ich mit dem aktuellen Roman ebenfalls nicht.


    Ich bin jetzt irgendwie froh, dass es nicht nur mir so geht.


    Zitat

    Ich werde die Geschichte zu Ende lesen und wenn ich dann noch Muße habe, eine abschließende Meinung hier im Forum einstellen.


    Bin sehr gespannt :wave

    Barry Eisler ist eigentlich einer meiner hochverehrten Lieblingsautoren, aber ja, diesmal hat er meiner Meinung nach heftig daneben gegriffen.


    Graveyard of Memories erzählt in einer Art Super-Rückblende die Geschichte des jungen John Rain, der später zum charismatischen Profi-Killer in Eislers Büchern wird.
    Nach hundert Seiten breche ich jetzt ab. Anders als bei seinen sonstigen Büchern kommt dieses hier sehr langatmig rüber, oft aufgesetzt schulmeisterlich, ohne rechte Stimmung und insgesamt sehr spannungsarm. Als hätte der Autor einen schweren Aussetzer gehabt, als er das geschrieben hat.
    Erschwerend kommt hinzu, dass das Paperback-Format sehr unhandlich und unangenehm zu lesen ist. Die Bindung ist zu fest, was das Aufhalten erschwert, die Schrift wahnsinnig klein, das verwendete Papier viel zu schwer, was eine eigentlich handliche Buchgröße in einen schweren Klopper verwandelt.
    Wenn das die neue Qualität der Bücher ist, mit denen Eisler jetzt antritt - der einer der amerikanischen Vorreiter der Selfpublishing-Gemeinde ist und ein Aushängeschild der bei Amazon direkt publizierenden Bestsellerautoren - dann bin ich sehr enttäuscht.

    Beides ist möglich. Manche Krimis / Thriller stützen sich tatsächlich auf echte Geschehnisse, wobei die Details in der Regel dann ausgeschmückt werden. Andere sind komplette Fantasieprodukte.


    Viele Autoren (ich auch) lassen sich von Dingen inspirieren, die sie mal irgendwo gelesen / gesehen / gehört haben und setzen sie dann neu zusammen bzw. fügen Details hinzu, bis die Geschichte entsteht.
    Ein Beispiel: Man liest irgendwo einen kurzen Artikel über einen Typen, der Familie mit der Axt ausrottet. Das reicht meist, um die Fantasie in Gang zu setzen. Viele weitere Details ergeben sich dann auch bei späterer Recherche. Man spinnt einen Plot, d.h. eine Story und beginnt dann Einzelheiten zu recherchieren - infolge derer man wiederum auf andere interessante Bauteile stößt (z.B. in Büchern über Kriminaltechnik / Pathologie ...), die man dann vielleicht einbaut.


    LG, Andrea

    David Eggers - The Circle



    Kurzinhalt:
    Mae, jung und ehrgeizig, bekommt dank ihrer Freundin Annie einen Job bei der Online-Firma Circle, dem einflussreichsten und coolsten Unternehmen der Welt - kaum sechs Jahre alt, aber mit ihrem fantastisch glitzernden Campus voller Freizeitaktivitäten in San Francisco für 10.000 Mitarbeiter, kühnen Visionen und praktisch unlimitiert Geld auf dem Weg zur Quasi-Weltherrschaft. The Circle hat TruYou erfunden, eine Online-Authentifizierungsmethode, die nun allgemein akzeptiert ist und Online-Accounts unfälschbar mit den echten Personen dahinter verknüpft. Die Angebote vom Circle haben Google, Twitter, Facebook, Youtube und noch eine Handvoll anderer großer Plattformen überflüssig gemacht und zusammengeführt. Die offizielle Mission des Circle ist Transparenz - immer, um jeden Preis, zu jeder Zeit. Der Circle scheint zuerst der Traum eines Arbeitgebers zu sein, sie nehmen sogar Maes gebrechliche Eltern mit auf ihre Krankenversicherung (etwas, dessen unendlichen Wert man wahrscheinlich nur ermessen kann, wenn man mal in den Staaten gelebt hat). Im Gegenzug wird von Mae erwartet, dass sie sich voll in die sozialen Aktivitäten des Circle integriert und all die Angebote auch wahrnimmt, sich in virtuellen Gruppen engagiert usw. ... neben ihrem eigentlichen Job im Kundensupport ist sie bald mehrere Stunden am Tag damit beschäftigt, tausende Kommentare, 'Smiles' (das Äquivalent zu Likes) und Statusnachrichten abzugeben, um ihr internes Kommunikationsranking nicht absacken zu lassen.
    Währenddessen bringt der Circle the next big thing auf den Markt - winzige, portable, überall leicht anklebbare Kameras, die hochauflösend via WiFi streamen und damit stückchenweise lückenlose Überwachung überall von allen für alle versprechen. Gemäß der These, dass eine Welt ohne Geheimnisse die Menschen darin zwingt, immer gut zu sein. Ein Teil davon ist die 'Go transparent'-Kampagne von Politikern, die so ein Ding 24 Stunden am Tag um den Hals tragen und ihren Wählern totale Transparenz versprechen - und durch überwältigendes Echo der Öffentlichkeit und daraus resultierenden Gruppenzwang diesen Habit zum DeFacto-Standard erheben. Aber mit der totalen Aufhebung der Privatsphäre ist das natürlich so eine Sache...



    Ich bin ungefähr halb durch mit dem Buch und so gefesselt wie von keiner Lektüre, an die ich mich überhaupt erinnern kann. Liegt vielleicht daran, dass ich die Industrie, in der dieses Buch spielt, so gut nachvollziehen kann und es deshalb um so erlebbarer rüberkommt.
    Liest es sonst zufällig noch jemand? Ich würde mich rasend gern dazu austauschen :-)



    LG, Andrea

    Ich bin gar nicht bis zum Testen gekommen ... ich schenke meiner Mutter einen neuen Laptop und wollte ihr eine Office-Lizenz drauf kaufen, und da überraschte mich zu meinem Widerwillen erstmal ein allgegenwärtiger Online-Zwang.
    a) scheint es unmöglich zu sein, Office noch auf einem Datenträger zu kaufen, man muss das Paket (2,7 GB) online herunterladen. Kein Problem, wenn man an einer 50MBit-Datenleitung hängt. Hat man dagegen nur ordinäres DSL, z.B. weil es in ländlichen Gebieten keine höheren Datenraten gibt, kann das schon gewaltig nerven.
    b) versucht mich die vorinstallierte Version auf diesem unsäglichen Windows 8 zum Anlegen eines microsoft-Kontos zu zwingen, was dann dazu führt, dass man als Speicherort immer automatisch eine Online-Cloudlocation auf Microsoft-Servern für seine Dokumente vorgeschlagen bekommt.
    Ich habe mich mal in Foren quergelesen - diese nervige Einstellung kriegt man nur mit viel Mühe wieder abgeschaltet und tiefem Graben im System.
    c) wird einem beim Versuch, Office 2013 zu kaufen, die ganze Zeit das bescheuerte Abo-System vor die Nase gehängt, a la 'zahle monatlich für die Nutzung'. Man muss sehr genau suchen, um die Möglichkeit zu finden, das Programm ganz regulär zu kaufen.


    Zusammengefasst - ich finde das alles unglaubliche Zumutung, die mir so in 20 Jahren Computerpraxis noch nicht über den Weg gelaufen ist.


    Ich hoffe von ganzem Herzen, dass eine Menge altgedienter Office-Nutzer das ähnlich sehen und MS ein desaströses Verkaufsergebnis bescheren, in der Hoffnung, dass der eine oder andere Ofenschuss wieder rückgängig gemacht wird.

    Zitat

    Original von ottifanta
    Dem Zitat von Jeff Bezos möchte ich noch eines von Dave Clark hinzufügen, Logistikvorstand von Amazon, zu den Streiks der Gewerkschaft für Einzelhandelslöhne:


    "Warum sollten wir uns von jemand erpressen lassen, der damit droht, das Weihnachtsfest der Kinder zu ruinieren?"


    Was für ein polemisches A***loch.

    Zitat

    Original von Nadja Quint
    Da ich selbst bald zu einem großen Verlag wechsle (nein, nein, nicht zu demselben), frage ich mich natürlich: Hat des Lektorat den m.E. gravierenden handwerklichen Mängeln des Manuskripts zu wenig Beachtung geschenkt? Oder ist das Marketing davon ausgegangen: Dieses Genre läuft so gut, bei der vielen Werbung sind die Mängel unerheblich. Oder eine Mischung von beidem?
    Und was bedeutet dies für den Autor? Meiner Ansicht nach ist er der wirklich Leidtragende, denn er war in vielerlei Hinsicht nicht gut beraten.


    Wie Tom schon richtig bemerkte, folgt kommerzieller Erfolg für ein Buch nicht immer rational erklärbaren Regeln.
    Warum dieses mit viel Werbebudget in den Markt gedrückte Buch floppte, kann viele Gründe haben, und höchstwahrscheinlich waren es nicht handwerkliche Mängel oder ein Lektorat, das selbige übersah. Gerade zu Beginn der Autorenkarriere glaubt man, der Verkaufserfolg eines Buches müsse, bei allem Drumherum, doch mit der Qualität des Inhalts verknüpft sein. Man lernt dann nach einiger Zeit, dass dem nicht so ist.
    Bücher, die handwerklich unter aller Kanone sind, auch oder gerade im Selfpublisher-Bereich, entwickeln sich zu echten Granaten. Titel, bei denen man als Leser glaubt, man habe nie etwas Tolleres gelesen, dümpeln traurig in der Ramschkiste vor sich hin und sind auch bald wieder verschwunden. Achte mal drauf, wie oft englischsprachige Lizenztitel nach dem zweiten Band beim deutschen Verlag nicht weitergeführt werden. Das sind in der Regel Rohrkrepierer, die mit großen Hoffnungen und viel Geld eingekauft wurden, bei denen es den ersten nur im Doppelpack mit dem zweiten Band gab (der dann eben auch noch herausgebracht werden musste), und die man dann stillschweigend sterben lässt.
    Ein Verlag kann beispielsweise noch so viel Geld in die Werbung verpulvern, kann das Buch als Spitzentitel bewerben und was noch alles - wenn der Buchhandel nicht dran glaubt und es einfach nicht einkauft, war's das für das Buch. Dann verkaufen sich ein paar tausend Stück über Online-Quellen und die viereinhalb unabhängigen Buchlädchen, die es sich doch ins Regal stellen und eine fünfstellige Investitionssumme ist verbrannt (der Autor danach recht häufig auch - zumindest bei diesem Verlag).
    Viele Flops entstehen schon, bevor das Buch überhaupt erschienen ist.
    Natürlich gibts dann noch die Möglichkeit, dass der Verlag sich mit einem Gutteil dieser Marketinggelder die Schaufenster-Plätze und die Im-Regal-Gesicht-nach-vorn-Plätze und die Büchertisch-Plätze bei den großen Buchhandelsketten kauft, und dann tatsächlich die Leute nicht zugreifen. Auch wiederum nicht unbedingt wegen des Inhalts, sondern vielleicht, weil Klappentext und Titelbild nicht ansprechen.
    Flop wegen inhaltlicher Mängel kommt erst gaaanz weit hinten in der Kette. Dann müssen es viele Leute schon gekauft haben, um ihren Freunden zu sagen, dass sie die Finger davon lassen sollen.


    Was das für Dich als Autor dann heißt:
    Tja, da scheiden sich die Geister. In der Agenturwelt gibt es Stimmen, die für mittlere und kleine Vorschüsse plädieren, damit die Verlagsinvestition nicht so hoch ist, damit der Autor im Falle eines Flops eben nicht gleich als verbrannt gilt. Dann gibt es die anderen Stimmen, die möglichst hoch zu verkaufen suchen, damit der Verlag aufgrund der hohen Anfangsinvestition in den Vorschuss gezwungen ist, auch viel Geld ins Marketing zu stecken, um die Investition möglichst abzusichern, um damit also die Chancen für einen kommerziellen Erfolg zu steigern.
    Kurzum, wenn es klappt, gut für Dich.
    Wenn nicht, wird der Verlag vielleicht kein Folgebuch mit Dir machen wollen und vielleicht sind auch andere Verlage zögerlich, sollte der finanzielle Verlust hoch genug gewesen sein, dass es sich rum spricht.
    Ein Weg, damit umzugehen ist es, das nächste Buch unter Pseudonym anzubieten. Es gibt Autoren, die haben ein halbes Dutzend und mehr Pseudonyme, von denen etliche dazu dienten, das vorprogrammierte Floprisiko nach einem schlecht verkauften Vorgängerprojekt abzuwenden.


    Es ist also nicht das Ende der Welt, aber zumindest sehr ärgerlich und sehr nervenaufreibend. Jedenfalls wünsche ich Dir, dass Dir sowas nicht widerfährt.


    LG, Andrea

    Ich habe die exzessive Pseudonymitis bis vor einiger Zeit für ausgesprochen blödsinnig gehalten, sowohl aus Autoren- als auch aus Lesersicht.
    Als Leser nervt es mich nämlich ungemein, wenn ein von mir verehrter Autor unter mehreren Pseudonymen schreibt, die ich vielleicht nicht alle kenne - und wenn ich einen Autor sehr gern mag, dann lese ich alles von ihm, gleichgültig welches Genre. Als Autorin, die ich auch mehrere Genres schreibe, habe ich von mir auf andere geschlossen und mir gedacht, die Leser da draußen können ja die Genre-Zuordnung und Klappentext lesen und sehen dann schon, ob das Genre zu ihnen passt.


    Ich habe mich auf die harte Tour eines Besseren belehren lassen.


    Es gibt nicht wenige Leser, die einen Autorennamen tatsächlich fest mit dem Genre verknüpfen, das sie zuerst von ihm gelesen haben. Soll heißen, wenn man z.B. mal ein paar Romantasy-Titel geschrieben hat und dann etwas macht, das mit Liebesroman nicht viel zu tun hat, riskiert man eine Menge enttäuschter Leser und böser Verrisse, weil man eine Erwartungshaltung nicht bedient.
    Aus kommerzieller Sicht ist das Ganze noch dramatischer. Ich habe es auch für ein Gerücht gehalten, dass man als Autor 'verbrannt' sei, wenn man mal einen kommerziellen Flop gelandet hat. Leider stimmt es. Ein Name, der beim Eintippen in diverse Systeme ein Buch mit niedrigen Verkaufszahlen zum Vorschein bringt, wird von den vielen Buchhändlern nicht mehr bestellt. Egal, wie viel Mühe sich der Verlag gibt, das Buch wird dann schon zum Flop, bevor es überhaupt erschienen ist. Ich kenne Autorenkollegen, denen es passiert ist, dass sie für ihre Bücher den Vorschuss bekommen und das MS abgeliefert und das Lektorat durchlaufen haben, und dann wurde das Buch niemals gedruckt, weil die Vorbestellungen aus dem Buchhandel so niedrig ausfielen.
    Um das zu vermeiden, wird man als Autor beraten, nach einem Flop mit neuem Pseudonym weiterzumachen, weil selbst ein Newcomer-Name besser sei als ein 'verbrannter' Name.


    Das gefällt mir als Autor nicht.
    Aber wie es aussieht, muss ich mich den Marktrealitäten stellen.


    LG Andrea

    Ach herrje, das ist so eine Frage, auf die es keine allgemeingültige Antwort geben kann, sondern nur individuelle Meinungen.


    Ja, vor einem Wertekanon, der Ehrlichkeit mit einschließt und annimmt, dass Kritik zulässig sein muss (denn wie sonst könnte der Kritisierte seine Schwächen erkennen), sollte der Verriss eines Buches unter Kollegen kein Problem sein.
    Sollte, wohlgemerkt.
    Dieser Wertekanon geht aber auch nicht davon aus, dass niedere Beweggründe wie etwas Niedertracht, Bosheit und eigenes Gewinnstreben auf Kosten anderer etwa im Spiel sein könnten. Die Ehrlichkeit und die ehrliche Kritik sind ein Ideal, das zusammen mit anderen Idealen in einem Garten wächst und mit Unkräutern nur bedingt klar kommt.


    Deshalb tut sich zwischen Ideal und Praxis mitunter eine tiefe Kluft auf.
    Da es durchaus (nicht wenige) Autoren und sogar Marketingagenturen im Auftrag von Verlagen gibt, die Verrisse auch unabhängig vom Gefallen schreiben, und zwar aus Beweggründen, die von persönlicher Abneigung gegen die Person bis hin zur (erhofften) Erhöhung des eigenen Produkts in der Wahrnehmung der Kunden reichen, hat die hehre Reinheit der Kollegenkritik ein G'schmäckle bekommen.
    Das schlägt nun natürlich auch auf alle unschuldigen Kritiker durch, die nur ihrem persönlichen Eindruck ein öffentliches Ventil schaffen wollten. Natürlich bleibt ihnen unbenommen, das trotzdem zu tun - dies ist ein freies Land.


    Jenseits dessen, die Frage sollte eigentlich lauten, was will der Kritiker denn mit seiner Kritik erreichen?
    Sich Erleichterung verschaffen, indem er seine Meinung der Öffentlichkeit kund tut? Einen Missstand bekämpfen (indem er darauf hinweist)? Das macht die Öffentlichkeit dann zwingend erforderlich. Dem Kritisierten eine Schwäche vor Augen führen in der Hoffnung, dieser würde sie daraufhin erkennen und sich verbessern? In diesem Fall ist Öffentlichkeit eher kontraproduktiv. Sich einen Ruf als ernst zu nehmender Kritiker aufbauen, der schonungslos seine Meinung kundtut und keine Gefälligkeitsaussagen trifft?



    Ich ganz persönlich halte es so, dass ich mittlerweile komplett auf öffentlich geäußerte Buchkritik verzichte, und zwar weder positiv noch negativ. Außer man fragt mich nach Empfehlungen, dann gebe ich meine Favoriten gern weiter.
    Das liegt nicht daran, dass ich Angst vor Retourkutschen habe (aus der Phase, wo mich jede Negativ-Rezi um den Schlaf gebracht hat, bin ich zum Glück raus - ich versuche die inzwischen sachlich einzuordnen), sondern weil mich das besagte G'schmäckle davon abhält. Ich mag mich nicht dafür rechtfertigen müssen, Kollegen hochzujubeln oder umgekehrt in den Boden zu stampfen, weil ich dafür weder Zeit noch Nerven habe. Vor allem, da ich nicht das Gefühl habe, dadurch signifikant etwas zu bewirken. Weder habe ich einen Vorteil davon, noch kann ich anderen Menschen einen Vorteil verschaffen (let's face it - jedes Buch findet seine Leser, und mag man es selbst noch so unterirdisch schlecht finden), also ist es für mich verschwendete Energie, die auch noch ein Risiko birgt (nämlich dumm angemacht zu werden).


    An anderen Stellen liegt die Sache anders. Wenn ich das Gefühl habe, mit Kritik etwas Sinnvolles erreichen zu können, setze ich sie ein.
    Es schadet jedoch nicht, sich vorher zu überlegen, was man damit bewirken möchte, denn dann kann man sie auch so anbringen (öffentlich oder nicht öffentlich oder halböffentlich, mit mehr oder weniger Fingerspitzengefühl), dass sie den angedachten Zweck erfüllt.
    Wird allerdings aus dem Affekt kritisiert, also das, was die Amerikaner als 'I had to vent' bezeichnen - Dampf ablassen, der augenblicklichen emotionalen Stimmung ein Ventil geben, spielt das alles natürlich keine Rolle.
    Dann rutscht man schnell ins Niveau des 'Der hat mich mit dem Förmchen gehauen' --> 'Jetzt hab dich nicht so mädchenhaft'. Und dann ist eh Hopfen und Malz verloren ;-)

    Zitat

    Original von JASS
    Ich hoffe, dass Land geht wegen neuer Bücher unter. :wave


    Nicht nur, aber auch ;-)


    Zitat

    Original von JASS
    Ich meine Sätze wie: "aber auf einer tieferen Ebene geht es um die Beziehung zweiter Männer ..." etc.


    Ah okay, das :-)
    Das war ursprünglich ein Essay zum Buch, das ich auf Anregung des Verlags ein paar Wochen vor der Neuveröffentlichung geschrieben hatte und das sie auf ihrem Blog veröffentlicht hatten. Es hat ihnen dann so gut gefallen, dass sie es gern mit in das Buch nehmen wollten ... es war also ursprünglich gar nicht als Nachwort gedacht, sondern als Essay zum Roman und als solches als ein alleinstehender Artikel.


    :wave

    Ich war die letzten Wochen schwer landunter - sorry, Jass, deshalb schreibe ich erst jetzt zurück :wave


    Freut mich sehr, dass Du das Buch mochtest.



    Zitat

    Was hatte es eigentlich mit dem Titel, das dunkle Fenster auf sich? Ist damit das rote Fenster gemeint? War es im Original ein dunkles Fenster?


    Ursprünglich sollte das Buch in der Tat 'Das rote Fenster' heißen. Wir mussten den Titel dann ändern, weil es schon ein anderes rotes Fenster gab, ein Buch über Kindesmißbrauch, wenn ich's recht in Erinnerung habe. So wurde es 'Das dunkle Fenster'.


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    Warum hast du ein fikt. Attentat verwendet? Gab es nichts Passendes?


    Es gab tatsächlich nichts Passendes, ich habe lange gesucht ;-)
    Die meisten Attentate im Nahost-Konflikt passieren vor Ort, und es kommen dabei in der Regel keine hochrangigen Politiker, sondern kleine Leute in Cafés ums Leben, weil das Mittel der Wahl meist Selbstmordbomber sind, die sich dann in der Innenstadt von Jerusalem hochjagen. (Etwas, das die von Scharon errichtete Mauer übrigens eingedämmt hat - auch wenn sie zugleich leider vielen palästinensischen Familien die Lebensgrundlage entzogen hat)


    Zitat

    Wie lange hast du für die Recherche gebraucht?


    Ziemlich lange ... mindestens ein Jahr, würde ich sagen. Und parallel zum Schreiben habe ich sehr viele Details weiter nachrecherchiert. Ich glaube, ich habe vorher und danach für kein Buch jemals soviel Rechercheaufwand betrieben.


    Zitat

    Am Ende fand ich es sehr toll, dass du die historischen und erdachten Anteile aufgeklärt hast. Aber warum die genaue Analyse des Inhalts? Das wirkte für mich ein wenig, als könne der Leser es nicht selbst interpretieren.


    Jaaaa, das ist immer so eine Grundsatzfrage. Vor allem im historischen Roman wird es von den meisten Lesern gewünscht, weil es ihnen im Nachhinein noch einmal einen Bezug zur echten Historie gibt. In diesem Sinne ist es auch gemeint.
    Die meisten Leser wissen zumindest grob was mit dem Israel-Palästina-Konflikt anzufangen, aber nur wenige kennen sich en detail aus - mir ging's nicht anders. Ich musste mir wirklich sehr viele Details erst anlesen und z.B. war mir vorher absolut nicht bewusst, was bei den Camp David Sitzungen eigentlich genau verhandelt wurde und wie nahe man einmal einer Lösung gewesen war. Deshalb das Schlusswort.
    Und last but not least - es gibt immer auch Leser, die bei geringfügigen Abweichungen z.B. von historischen Daten sofort vermuten, dass der gesamte Hintergrund erfunden ist und die sich dann nachträglich aufs Glatteis geführt fühlen. Auch deshalb merke ich in meinen Nachworten bei historischen Bezügen an, wo ich mir die Freiheit kleiner Abänderungen tatsächlicher Ereignisse erlaubt habe.


    Zitat

    Hast du das Cover gemalt?


    Gemalt habe ich es nicht, sondern in Photoshop aus verschiedenen Foto-Vorlagen montiert und nachbearbeitet ;-) ... aber ja, ich habe es selbst gestaltet, was normalerweise bei meinen eigenen Büchern nicht der Fall ist. Hier war es anders, weil ich nun mal mittlerweile beim Sieben Verlag die Hauptgrafikerin bin und da mein Buch dort erschien, zwangsläufig auch die Covergestaltung gemacht habe. Im Nachhinein muss ich sagen, dass es sehr schwierig war, weil man als Autor immer sehr voreingenommen ist, was das eigene Buch betrifft - und leicht einen Tunnenblick kriegt.


    Zitat

    Wie viele Szenen und welche beispielsweise sind eigentlich neu? Mir ist es stilistisch oder inhaltlich auf jeden Fall nicht aufgefallen, aber es war auf jeden Fall eine sehr gute Idee, keine Szene wirkte zuviel!


    Ich freue mich, dass Du keine Brüche bemerkt hast :-).
    Es gibt drei komplett neue Szenen: den Prolog, die Liebesszene zwischen Carmen und Nikolaj (die war vorher nicht drin) und im ersten Abschnitt die Unterhaltung mit Sarkis, wo Nik seine Bilder unterbringt.
    Ansonsten habe ich den kompletten Text mit dem feinen Kamm sprachlich überarbeitet - ich glaube es ist fast kein Satz mehr genau so wie in der ersten Fassung. Ich habe sehr viel gestrafft und Füllwörter gestrichen, hier und da die Formulierungen noch geschliffen und einfach insgesamt stilistisch poliert nach dem Motto 'Kleine Änderungen - große Wirkung'. In den 6 Jahren seit der Erstauflage hat sich bei meinem Schreibstil einiges getan und ich habe das Buch entsprechend 'modernisiert'.




    Ansonsten - lieben Dank für die Rechtschreibanmerkungen, die kommen auf den Lektoratszettel :-)



    Ganz liebe Grüße,
    Andrea

    Zitat

    Original von Loeckchen
    Aber dieser Einheitskram nimmt langsam überhand.
    Genau wie viele Covers.


    Da sprichst Du sicher vielen Autoren aus der Seele ... die auch nicht glücklich darüber sind, dass von Verlagsseite gern Einheitsbrei eingefordert wird (man nennt das auch 'Trends zu Tode reiten') und alles, was ein bisschen aus der Norm fällt, nur unter äußersten Anstrengungen den Weg in ein Verlagsprogramm findet ...

    Zitat

    Original von LumosWie ist eigentlich der Titel zu interpretieren?


    Du bist schon sehr nahe dran mit Deiner Interpretation :-)
    Er wirkt in beide Richtungen - Nikolajs Vergangenheit, in der er angewiesen wurde zu töten, und nun die Gegenwart, in dem der Todesbefehl auf seinen Kopf ausgestellt wurde.