Beiträge von agu

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    Original von ottifanta
    Allerdings kommt mir 1500 auch sehr wenig vor, wenn man bedenkt, dass die Hörversion gestern mittag bei audible.co.uk schon über 200 Bewertungen hatten, die aus der Zeit vor der Lüftung des Pseudonyms stammen und Bewertungen nur abgegeben werden können, wenn das HB auch dort gekauft wurde. :gruebel


    Das wäre allerdings seltsam ... auf Amazon gab's im Vergleich für die Printausgabe nämlich nur um die 20 Rezensionen, was wiederum eine realistische Zahl ist... sicher, dass diese vielen Bewertungen nicht in den 2 Tagen seit Pseudonym-Lüftung entstanden sind?
    'Ein plötzlicher Todesfall' - zum Vergleich - ging in der ersten Woche mit irgendwas von 300 - 400.000x über den Ladentisch.

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    Original von beowulf
    Woher will die Zeitung diese Zahlen haben? Früher gaben die Verlage die Auflagenhöhen noch an. Aber wenn eine Buchhandlung acht Bücher bestellt und sechs verkauft hat, woher soll der Verlag das wissen, bevor er die zwei Remittenden wieder hat?


    Vielleicht haben sie ja höflich gefragt ;-)
    Letztlich ist es doch nicht entscheidend, ob es nun 1.500 oder 1.200 oder 2.700 Stück waren - sondern dass es eine sehr kleine Zahl war - also keine 50.000 oder 100.000 Stück. Auch GB wird Organisationen wie die MediaControl haben, die Verkaufszahlen - ungefähr - tracken. Klar handelt es sich dabei auch um Schätzungen und Hochrechnungen, zu hundert Prozent akkurat ist das selten. Aber Fakt ist, dass jeder, der dafür bezahlt, sich zu diesen Daten Zugang verschaffen kann, und dass sie einen Trend anzeigen, eine ungefähre Größenordnung.

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    Original von beowulf
    Witzig, angeblich gibt es kein besser gehütetes Geheimnis als Verkaufszahlen und hier schmeißt jemand eine Zahl in die Menge und alle Glauben 1.500 Bücher. Eigentlich ist so eine Zahl blanker Mist, aber damit beschäftigt sich keiner.


    Ich habe die Zahl von hier, und die haben's von der Sunday Times. Ob sie richtig liegen - keine Ahnung. (PS. Sooo gut gehütet sind Verkaufszahlen in Zeiten von MediaControl & Co. auch nicht mehr. Und unter Autoren, die sich in diversen Foren direkt austauschen, gleich gar nicht mehr.)
    Andere Quellen reden von 1.500 Stk. Auflage, von denen 500 Stk. bis vor Lüftung des Pseudonyms weggegangen sein sollen.
    Egal.
    Kern der Aussage ist, dass das Buch wahrscheinlich als Rohrkrepierer geendet wäre, hätte sich nicht noch schnell der prominente Name geoutet. Was übrigens nichts über die Qualität des Romans aussagt - dass Inhalt und Verkaufszahlen nicht zwingend korrelieren, weiß man ja.
    Bleibt nur der bittere Nachgeschmack, dass Rowlings gut zu lesende Schreibe nichts genützt hätten, ohne das verkaufsfördernde Markenzeichen - weil dann die allermeisten potentiellen Käufer das Buch nicht einmal bemerkt hätten.

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    Original von beowulf
    JETZT wird es bestimmt übersetzt, aber es wäre wirklich interessant gewesen, ob das Buch auch international erfolgreich hätte werden können.


    Unwahrscheinlich, ohne die Lüftung des Pseudonyms.
    Das Buch hat sich seit Erscheinen im April wohl um die 1.500 mal verkauft, was für einen Publikumstitel ein ziemlicher Flop ist - d.h. spätestens jetzt wäre es allmählich aus den Ladenregalen verschwunden, trotz guter Leserkritiken. Bei den Verkaufszahlen hätte auch kein deutscher Verlag das Ding für eine Lizenz mit der Kneifzange angefasst ...


    Aber zum Glück ist ja, gerade rechtzeitig, doch noch durchgerutscht, wer es geschrieben hat :grin

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    Original von xaniaNormalerweise ist in Büchern klar, wer der "Böse" ist, und der Autor verteilt deutliche Sympatiepunkte an der einen Seite und Hasspunkte auf der anderen. Nikola ist zwar ein Auftragskiller, wird aber als Maler in der stillen Klosterlandschaft so sympatisch dargestellt, dass ich als Leser gar nicht richtig will, dass er gefasst wird. Allerdings sind auch die Jäger sympatisch dargestellt.


    Ich finde solche Konstruktionen manchmal spannender als eine klare Gut-Böse-Verteilung, weil sie irgendwie für die Helden noch bedrohlicher sind - denn irgendwie hat jeder einen absolut guten Grund für das, was er tut. Was dann früher oder später auf ein schwieriges moralisches Dilemma herausläuft (so wie es ja auch in der Realität meistens ist).


    Übrigens, zu dem Thema - erinnert sich noch irgendjemand an den großartigen Film Heat mit Al Pacino als Cop und Robert de Niro als Bankräuber? Das war - fand ich - moralisches Dilemma auch für den Zuschauer auf die absolute Spitze getrieben. Weil man irgendwie beide verstehen konnte und sich so gewünscht hat, dass es seinen Ausweg gäbe -

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    Original von BelleMorteTja ich glaube Andrea sollte bei Herrn Eisler mal Provision fordern, der ist nämlich gerade auch auf meinen Wunschzettel gelandet.


    Ja, sollte ich wohl :grin
    Ich bin über ihn übrigens rein zufällig gestolpert, als ich 2006 auf einer Konferenz in Boston war, und vor dem Rückflug noch ein Buch gesucht habe, und da sprang mich der Titel - 'The last assassin' - direkt an. Im Flugzeug habe ich dann gesehen, dass das Hardcover sogar signiert ist, und bei der Ankunf in Deutschland war ich fast durch und süchtig und musste mir sofort alle anderen Bücher von ihm kaufen.


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    Andrea mal vorab bemerkt, das Buchcover ist mal wieder der Hammer, gerade wenn man es live in der Hand hält. Da kommen einem die großen Formate vom 7-Verlag echt entgegen. Ich freue mich immer Coverarbeiten von dir zu sehen. :wave


    Ich erröte ganz geschmeichelt :-)
    Wobei, dahingehend war 'Kill Order' ja etwas Besonderes - normalerweise mache ich immer nur Cover anderer Autoren, und bei meinen eigenen muss ich hoffen, dass das Coverdesign, das mir dann zur Info geschickt wird, mir kein Entsetzen einjagt - bis jetzt hatte ich da Glück. Bei 'Kill Order' habe ich es dann aber selbst gemacht, weil ich nun mal die Sieben Verlagscover mache ;-)


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    Das hat irgendwo was von Ninja und Samurai und ein wenig erinnert mich das an Lustbader.


    Die Bücher habe ich auch sehr geliebt - aber ist ewig her, dass ich sie gelesen habe. Jetzt schreibt Lustbader ja irgendwie nur noch Bourne-Franchises ...

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    Original von RoshaUnd ich finde es große Klasse, dass du dich von diesen Autoren beeinflussen lässt.


    Danke :knuddel1
    Ich glaube, irgendwie ist man beim Schreiben ja immer von dem beeinflusst, was man begeistert gelesen hat. Wobei Silva und Eisler da schon extreme Einflussgrößen sind - die waren der Grund, dass ich nach fünf Jahren Fantasy-Hobbyschreiberei mich erstmals an einem Thriller versucht habe, und das Ergebnis war 'Das dunkle Fenster', die Erstauflage von Kill Order. (Was dann gleichzeitig mein Debüt-Roman wurde)
    Silva habe ich zeitweise verschlungen, nur bei den letzten Büchern wurden mir die Charaktere dann irgendwann etwas fern, weil Gabriel Allon vom 'aktiven Dienst' immer weiter in eine koordinierende Position rutschte.
    Barry Eisler dagegen - Granate :anbet, genau. Der ist mit jedem Buch besser geworden. John Rain ist einfach der coolste Profikiller des Planeten (ich weiß nicht mehr, welcher Band das war, wo er bis über die Ellenbogen im Blut auf einem Steg hockt und einen Typen in Stücke schneidet, um ihn besser versenken zu können, während er über sich und die Welt sinniert, alles in Frage stellt und sich fragt, wieso zur Hölle er das hier tun muss. (Da fällt mir direkt der Cronenberg-Film Eastern Promises ein, der ist ähnlich großartig).
    Aber jedenfalls, mit Inside Out hat Eisler die Vorgänger noch einmal getoppt, finde ich - während der letzte, 'The Detachment' dann ein wenig zu viel von allem war.

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    Original von Lumos
    Das habe ich mir schon so oft gedacht. Immer wenn die Nahostfriedensgespräche in eine vielversprechende Phase eintreten, passiert etwas Dramatisches, die Gewalt eskaliert, ein Gegenschlag folgt dem nächsten. Extremisten auf beiden Seiten und/oder die Waffenindustrie sorgen dafür, dass es keinen Frieden geben wird.


    Das habe ich mir auch schon oft gedacht.
    Es ist wirklich tragisch, und es wird jedes Mal schlimmer, weil die Eltern ihren Hass auf die Kinder usw. vererben.


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    Das war jetzt leider mein vorläufig letzter Beitrag in der Leserunde. Ich bedaure es sehr, mich jetzt nicht weiter mit euch austauschen zu können und hoffe, ihr seid in zwei Wochen noch da. Den letzten Abschnitt nehme ich mit in den Urlaub.


    Oh schade!
    Andererseits - einen wunderschönen Urlaub wünsche ich Dir!! Erhol Dich gut! :wave

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    Original von Suzann
    .... Big Brother is watching you. Vor dem Hintergrund der Snowden-Affäre hat das Buch einen aktuellen Bezug bekommen. Gutes Timing, agu. War das Absicht? ;-)


    Absicht nicht - aber das Timing ist jetzt wirklich perfekt :grin

    Einen wunderschönen Abend in die Runde :wave -
    ich wollte mich ja schon heute Mittag melden, aber mitten im Posting verließ mich mein Rechner in einem Bluescreen-Crash (hatte ich ewig nicht mehr), der mich derart frustrierte, dass ich mich erstmal vom Verlust der nicht gespeicherten Sachen erholen musste :grin



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    Original von Suzann
    Mich hat eine Sommergrippe darnieder geworfen. Ich brauchte dringend was zur Aufmunterung und hab mir Kill & Order gleich als es ankam zu Gemüte geführt. Ich bin schon durch damit und fand es toll. Normalerweise sind Thriller nicht so mein Genre, schon gar nicht Politthriller, aber Andrea hat es geschafft mich zu fesseln und mich von meiner Krankheit abzulenken. Danke :anbet


    Freut mich enorm, dass ich Dich auf andere Gedanken bringen konnte :knuddel1
    Sommergrippe ist das Allerletzte - ich wünsch Dir gute Besserung (doppelt hält besser) und dass sie sich schnell verflüchtigt!



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    Original von LumosJa, was für ein unglücklicher Zufall zu seiner Entdeckung führt. Und eigentlich weiß er, dass er sich von den Bildern hätte trennen sollen ...


    Ich glaube ja, dass es 'in echt' auch meistens so ist - die größten Entdeckungen werden durch Zufall gemacht. Oder durch (scheinbar) vernachlässigbar kleine Dinge. Zum Beispiel beim (aus aktuellem Anlass gerade sehr populären) Thema Datenschutz: Da werden gigantische, vielstufige Security-Systeme installiert, um sensible Daten zu schützen. Und wie funktioniert erfolgreiche Industriespionage dann? Indem man einer unterbezahlten Putzfrau vom Drittdienstleister einen Tausi in die Hand drückt, dass sie auf dem Aktenvernichter den Aufsatz durch einen baugleichen mit integriertem Scanner und WiFi austauscht. (So wahrhaftig mal geschehen - damit wurden immer gleich nur die wichtigen Daten an die Industriespione übermittelt :grin )
    Deshalb fand ich es auch realistisch, dass Nikolaj ausgerechnet durch eine Kombination aus kleiner Nachlässigkeit und blödem Zufall auffliegt.



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    Original von Rosha
    Das Buch liest sich wie eine Mischung aus Barry Eisler (Profikiller John Rain) und Daniel Silva (israelischer Geheimdienstagent Gabriel Allon). Also genau mein Ding! :-]


    Was soll ich sagen ... ich fürchte, da war ich beeinflusst. Die beiden genannten gehören zu meinen Top-Lieblingsautoren. Vor allem bei Eisler knabber ich immer schon an den Nägeln in Erwartung auf den nächsten Roman, weil er so göttlich schreibt.


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    Andrea, warst du zu Recherchezwecken im Libanon oder hast du deine Eindrücke, die du so toll im Buch schilderst aus anderen Quellen?


    Ich wollte, aber dann kam's anders. Eigentlich versuche ich alle meine Romanschauplätze mal mit eigenen Augen gesehen zu haben. Ich hatte schon immer eine gewaltige Faszination für den Nahen Osten, und hatte meine Libanon-Rundreise schon fast gebucht (vor fünf oder sechs Jahren galt das Land ja schon wieder als Touristen-Ziel), als die Hisbollah mal wieder austickte und Israel beschoss, woraufhin die erstmal den Beiruter Flughafen plattwalzten. Seitdem wurde es dort wieder sehr ungemütlich und ich habe mir die Reise geschenkt. Ich war stattdessen in Zypern (landschaftlich und kulturell sehr ähnlich - sind ja auch nur um die 100km Luftlinie) und habe ein paar Ägypten-Städte-Impressionen mit eingestrickt, und den Rest musste ich anderweitig recherchieren. Mit mehr Glück als Verstand bin ich auf eine Webseite gestoßen, die von Flüchtlingen aus dem Gebiet rund um Hawqa betrieben wird, wo ganz viele Infos über den aktuellen Zustand der Gegend gesammelt werden. Ich hatte auch einen Email-Austausch mit einem Geistlichen von einem der Klöster, das tourismus-seitig sehr auf Zack war, und fand dann noch eine deutsche Austauschstudentin, die ein Jahr in Beirut war. Der Rest war sonstige Internet-Recherche (mühsam, weil es damals den Google Translator noch nicht gab, der heute komfortabel in arabisch und hebräisch verfasste Webseiten in halbwegs verständliches Englisch überträgt), Google Earth (wahnsinnig hilfreich!) und ein paar Bücher und Karten.

    Hi Anja,


    nach welcher Art von Fantasy suchst Du denn?


    Klassische HighFantasy mit komplexer Story in fantastischen Welten a la Herr der Ringe - von Autoren wie z.B. Tad Williams oder George R.R.Martin?
    Oder UrbanFantasy - Dämonen, Vampire oder andere übernatürliche Wesen in unserer Welt, oft rasante Actionstories.
    Oder Romantasy a la Nalini Singh, oder J.R.Ward, also Spielarten der UrbanFantasy, nur mit einem starken Anteil Liebesroman?


    Liebe Grüße,
    Andrea

    Hallo Büchergirl,


    zunächst einmal:
    Ich teile Buchdoktors Bedenken - eine große Leserschaft wirst Du mit BoD oder ähnlichen Selbstverlags-Modellen kaum erreichen, im Gegenteil. Zwar hat sich das Ansehen der Selbstveröffentlichung seit Amazon Create Space und den punktuellen Erfolgen einiger weniger Self-Publisher ein wenig verbessert. Es gilt aber trotzdem noch, dass Du Dein Buch in eine gigantische Müllhalde schrottiger Titel wirfst, von denen die meisten ihrem schlechten Ruf voll gerecht werden. Das bedeutet, dass die meisten Käufer die Finger davon lassen.


    Solltest Du also wirklich keinen seriösen Verlag finden, der Dein MS verlegen möchte, dann stehen Deine Chancen besser, wenn Du es als eBook zu einem sehr günstigen Preis veröffentlichst. BoD-Bücher sind aufgrund des Kleinauflage-Herstellungsverfahrens sehr teuer im Endverkaufspreis, was potentielle Käufer dann erst recht abschreckt.
    Veröffentlichst Du Dein MS dagegen über das Amazon KPD Programm als eBook für max. 3,99 EUR (und bietest über deren eigenes System Create Space dazu auch die Print-Ausgabe an), entstehen Dir keine Kosten und die Hoffnung besteht, dass wenigstens ein paar potentielle Leser Dein Buch finden und dann auch kaufen.


    Bevor Du Dich aber ins Abenteuer der Selbstveröffentlichung stürzt, bedenke bitte folgendes:
    Damit überhaupt Käufer darauf aufmerksam werden, benötigst Du ein gutes, professionelles Cover-Design.
    Und damit Dein Buch nicht gleich von den ersten zwei Lesern aufs Fürchterlichste wegen Formatierungs-, Grammatik- und Flüchtigkeitsfehlern verrissen wird (vor denen auch Profis nicht gefeit sind), benötigst Du ein Lektorat und mindestens eine zusätzliche Runde Korrektorat.
    Last but not least muss außerdem jemand den Satzspiegel für eine Printausgabe und/oder die Formatierung für's eBook machen, damit das nicht schrecklich aussieht und gut lesbar ist.


    Insbesondere Coverdesign und Lektorat/Korrektorat kosten Geld und zwar nicht wenig. Du solltest Dich also auch fragen, ob Du glaubst, diese Kosten wieder einspielen zu können - oder ob Dir das schlicht egal ist, weil Du um jeden Preis gelesen werden willst.


    Liebe Grüße,
    Andrea


    //Edit - hat sich grad mit Toms Posting gekreuzt, sorry für eventuelle Dopplungen

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    Original von beisswenger
    Wären wir an Merkels Stelle, wir hätten - trotz unserer Empörung - ebenso reagiert, weil wir angemessen und professionell auf die Situation reagieren müssten. [...] Das ist Politik!


    Ja, genau.
    Das ist es, was mich so ankotzt.
    Man hätte genauso gehandelt, 'for the greater good'. Vernünftig sein, obwohl die Ungerechtigkeit zum Himmel schreit.
    Snowden, dem stinkigen Nestbeschmutzer, der versucht hat, uns unsere weißgewaschenen Illusionen kaputt zu machen, hilft das leider nicht.
    In heiliger Entrüstung draufgehauen wird eben immer nur, wenn man sich eine faire Chance ausrechnen kann, dass der andere nicht zurück haut. Irgendwelchen drittrangigen Stasi-Zuträgern wird heute noch, zwanzig Jahre später, die gerechte kollektive Empörung entgegengeschleudert. Aber das sind ja auch nicht die mächtigen Amerikaner, deren Dollars überall gern genommen werden.
    Und mal ehrlich, gegen das, was andere so mit ihren Dissidenten machen, ist das, was Snowden blüht, doch ein Fliegenschiss, also was regen wir uns auf? Immerhin hat dem Geheimnisverräter noch keiner die Arme und Beine abgehackt und die Zunge rausgetrennt, wie das gewisse islamistische Rebellen in gewissen afrikanischen Schurkenstaaten machen, oder? Vielleicht könnte er im Knast ja ein Buch schreiben, und Random House zahlt ihm ein Vermögen für die Rechte und viele tausend weiblicher Fans schicken ihm Nacktfotos und Teddybären. Ist doch nicht so schlecht.
    Außerdem ist die ganze Aufregung spätestens in drei Wochen wieder vergessen, wenn Kate und William ein Baby kriegen. Oder Apple das iPhoneX präsentiert. Oder mal wieder Fotos von verschütteten Textilarbeitern in Bangladesh um die Welt gehen. Was war da gleich noch mal gewesen ... ?

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    Original von streifi
    Ehrlich gesagt, haben mich Snowdens Enthüllungen nicht wirklich überrascht....


    Überrascht haben sie mich auch nicht, und ja, wer seine Lebensgeschichte auf Facebook veröffentlicht, seinen Beziehungsstatus via Twitter diskutiert und seine sensiblen Daten auf irgendwelchen dubiosen Cloud Services lagert, statt auf der lokalen Festplatte, ist selbst schuld.
    Das ist meines Erachtens aber nicht so sehr der Punkt.


    Viel dramatischer ist die Art und Weise, wie nach der Offenlegung damit umgegangen wird, weil sie leider sehr tief blicken lässt.
    Dass die USA nicht gerade ein Hort rechtsstaatlicher Ideale sind, ist auch kein Geheimnis. Wirklich schlimm finde ich aber, dass für einen Großteil Europas und der Welt die Angst vor den amerikanischen Freunden offenbar schwerer wiegt als die Sorge, das eigene Gesicht zu verlieren und sich als heuchlerischer Erfüllungsgehilfe brandmarken lassen, dessen Ideale beim ersten Windhauch in sich zusammenklappen.

    Hallo zusammen,


    überrascht stelle ich fest, dass ich es hier noch gar keinen Thread zum Thema gibt - ich mache mal einen auf, weil mich interessiert, wie andere darüber denken:
    Edward Snowden hat sich - aus welchen Gründen auch immer - mit den übermächtigen USA angelegt und den größten Datenschnüffelskandal der letzten Zeit öffentlich gemacht. Jetzt will ich weder über seine Motive spekulieren (ob es nun persönliche Eitelkeit war oder tatsächlich edlere Ziele), noch darüber, wie gut oder schlecht er sich auf das zu erwartende persönliche Disaster vorbereitet hat.


    Aber was mich wirklich unfassbar wütend macht, ist die allgemeine Reaktion der Weltöffentlichkeit und die Abgründe, die sie offenbart.


    Zunächst mal drängt sich einem das Gefühl auf, dass fast alle Staaten der westlichen Welt (und nicht nur diese) erstaunlich still zum Thema sind. Länder (auch Deutschland), in denen die Google-Streetview-Macher mit brennenden Heugabeln verjagt wurden, weil ja die Privatsphäre auf dem Spiel stünde und in denen es ein Riesengeschrei um Vorratsdatenspeicherung gibt, die gucken einfach betreten zur Seite und hoffen, dass der Kelch irgendwie an ihnen vorübergeht.
    Heute lese ich, dass Frau Merkel den Herrn Obama angerufen hat, um ihn zu diesem unglücklichen kleinen Lapsus zu befragen - und was ist das Highlight der Meldung? Herr Obama "versichert, ihre Bedenken ernst zu nehmen."
    Geil.
    Diese nichtssagende englische Floskel - ja natürlich, ich verstehe deine Sorgen, sei versichert, dass ich sie ernst nehme (übersetzt: und jetzt sei lieb, quengel nicht rum und lass mich mit dem Scheiß in Ruhe) - das ist alles??
    Die Reaktionen der moralisch ach so überlegenen und die demokratischen Grundwerte hochhaltenden westlichen Welt ist ungefähr so, als habe die Schulleitung ihre allerbeste Vorzeige-Schülerin, deren Eltern auch noch alljährlich große Geldbeträge für die Instanthaltung des Schulgebäudes spenden, beim Beklauen ihrer Mitschüler erwischt: Keiner will's wahrhaben und deshalb wird es totgeschwiegen.


    Den Mund reißen nur die auf, die gerade nicht die politische Verantwortung tragen und demzufolge nichts riskieren, sondern nur Sympathiepunkte für den nächsten Wahlkampf gewinnen können.
    Alle anderen benehmen sich, als hätten sie ein geheimes Memo zur Eskalationsvermeidung über Staaten- und Parteigrenzen hinweg bekommen, an das sie sich um den Preis von Leben und Tod zu halten haben. Da stellt man sich doch die Frage: Was führt zu der plötzlichen Einigkeit? Die gemeinsame Furcht, dass eigene Beteiligungen ans Licht kommen könnten? Die kollektive Angst vorm großen Bruder USA?
    Wie ist es möglich, dass nur solche Staaten Hilfe für den armen Typen in Erwägung ziehen, der sich jetzt vermutlich auf einer Flughafentoilette versteckt, die in Beziehungen mit den USA ohnehin nichts mehr zu verlieren haben? (PS. Ich wünsche ihm ja, dass er längst über einen Hinterausgang den Weg zu einer verschwiegenen Datsche am Kaspischen Meer gefunden hat, um den Sturm auszusitzen...)
    Wieso kann die Bolivianische Präsidentenmaschine einfach mal so zwölf Stunden festgesetzt werden, und es interessiert nicht so wirklich jemanden??


    Viel schlimmer als der Datenskandal an sich ist die Perspektive, die diese Geschichte auf das weltweite Machtgefüge offenbart, auf das unfassbare Ausmaß an Heuchelei, auf das Messen mit zweierlei Maß, auf die krasse Abhängigkeit, die sich von einer einzigen Supermacht ergibt.
    Die Welt wird öffentlich düpiert und jeder ignoriert es - als sei hinter den Kulissen klar, dass man ja sowieso nichts machen könne und sich lieber in Schadensbegrenzung üben sollte.
    Ich bin wirklich kein USA-Feind, ich habe jahrelang in dem Land gelebt und ich mag es immer noch sehr, trotz seiner vielen Fragwürdigkeiten.
    Aber nach diesem Vorfall und der Art, wie damit umgegangen wird, wird mir ganz schlecht ob der Diskrepanz, die da zwischen Anspruch und Realität westlicher Rechtsstaatlichkeit aufklafft ...


    Wie seht ihr das?


    Schöne Grüße,
    Andrea