Beiträge von agu

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    Original von MagnaMater
    Ich frag mich ja schon länger: die meisten themen in historischen und vampiristischen richtungen sind ja schon ziemlich ausgelutscht. Ich würd's nicht bedauern, wenn SF der neue Buchtrend würde...


    Ja, das wäre mal eine erfrischende Abwechslung.
    Wobei - wenn das passiert, ist es nur eine Frage der Zeit, bis das Liebesroman-Nackenbeißer-Monster auch dieses Genre entert (wie vorher die Vampire und noch vorher die Historienschmöker). Was kommt dabei dann raus? Tausende von Büchern mit Titeln wie 'Wie die Glut der sterbenden Sonnen' oder 'Leidenschaft im Andromeda-Nebel'? :grin


    Aber mal ernsthaft - SciFi streckt ja eh schon so sacht seine Klauen aus, schleicht sich über Dystopien und zarte Steampunk-Anleihen ins Geschehen.
    Jenseits dessen gäbe es auch ein paar andere Genres, die ich mal wieder cool fände als Revival: zum Beispiel Tausend-und-eine-Nacht-Abenteuerromane a la Prince of Persia, das wäre doch mal was!

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    Original von Alexandermerow
    Ich weiß allerdings nicht, wie manche Zuzahlverlage auf Summen von Tausenden von Euro kommen. [...] Wofür?


    Für das warme, heimelige Gefühl nahe dem Herzen des frischgebackenen Autors, das sich einstellt, nachdem er den goldgerahmten Umschlag geöffnet hat, in dem drin steht, dass er jetzt ein gaaaaanz toller Schriftsteller ist, bestimmt in Kürze berühmt und in hundert Jahren in einem Atemzug mit Goethe genannt werden wird (der ja schließlich auch mal selber zahlen musste, muhahaha).


    Buchvertrag 5000 Euro. Werbeanzeigen bei Google 400 Euro. Vermeintliche Schriftsteller-Ruhm und Ehren? Unbezahlbar! :lache

    Herzlichen Glückwunsch, Kerstin!
    Und so ein tolles Cover - hat mich gleich verleitet, in die Leseprobe hineinzulesen, und die hat mir auch gefallen :-). Die Wertung 'hier dürfen Vampire noch zubeißen - auch ohne Romantik' gilt mir dieser Tage ja fast schon als Kaufempfehlung!


    Ich wünsche Dir jedenfalls rauschende Verkaufszahlen und ganz viel Erfolg!!


    Liebe Grüße,
    Andrea

    ----> um diesen Thread mal wieder aus der Versenkung zu holen:
    Also ich schreibe gerade im Arbeitszimmer unter dem Dach in unserer Münchner Wohnung, während draußen ein mörderisches Gewitter tobt und Hagelkörner auf die Dachfenster prasseln.

    ... auf der Sebastina, einem magisch verbesserten Schiff auf der Donau im Eisernen Tor, einer Wildwasserschlucht in den Karpaten, mitten in einem monströsen Sturm. Während Scharen von Rabenkrähen ihn attackieren, zieht Leon, der Kapitän der Sebastina, ein Mädchen aus den Fluten, und kurz darauf einen geheimnisvollen jungen Mann, der behauptet, aus Prag hinter den Nebeln zu kommen.


    Mir gings wie elwe, ich war ganz gefesselt von dem Buch und sprachlos vor Glück, als ich es zugeklappt habe.
    Mir fiel es am Anfang auch schwer, bei der Sache zu bleiben, aber als Nora mal auf dem Schiff in Richtung Afrika war, hat es mich gepackt und nicht mehr losgelassen. Und die Sprache ist wirklich so wunderschön, dass ich ganz grün wurde vor Neid :grin.
    Mich haben zumindest ein paar Fügungen zum Ende hin dann schon überrascht... für mich zählt es aber zu den Büchern, die ich mir vorn ins Bücherregal stelle, weil sie mich so beeindruckt und innerlich berührt haben.


    :wave andrea

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    Original von Kuckucksheim
    Ich habe noch eine Frage, habt ihr eure Bücher vor der ersten Einsendung professionell lektorieren lassen? Habe mit mal ein Angebot machen lassen. Für 400 Seiten wollte die Dame 2.500 Euro. Ist ja ganz schön üppig, aber wenn es dann wirklich perfekt ist?


    Wer ein externes Lektorat für die erfolgversprechende Bewerbung bei einer Agentur benötigt, ist (noch) nicht gut genug, und sollte vielleicht noch ein oder zwei weitere Manuskripte lang üben, bis er aus eigener Kraft den Standards genügt.


    Its just that simple.

    Zitat

    Original von Themrys


    Jetzt würd mich doch mal interessieren, was ein operettenhaftes Ende ist. :gruebel


    Wenn ich mal einen Tipp abgeben darf: Da schwingt sowas drin wie schwülstig / kitschig / übertrieben-dramatisch-herzbrecherisch


    nur mal so so als Vermutung.
    Dass sie aufgrund dessen abgelehnt haben, wenn sie den Rest gut finden, erstaut mich allerdings ... da muss noch mehr dahintergesteckt haben. Denn wenn's nur der Schluss war - sowas kann man ja leicht ändern.

    Zitat

    Original von Alexandermerow
    Dann lieber die Bücher selbst drucken lassen und sich eine ISBN-Nummer besorgen.


    Eigentlich wollte ich mich aus der leidigen Diskussion raushalten, aber jetzt muss ich doch noch mal meinen Senf dazu geben:
    Die finanzielle Seite ist nicht der einzige problematische Aspekt bei Verlagen, die nicht ausschließlich vom Verkauf ihrer Bücher an unparteiische Dritte (also nicht den Autor und seine Angehörigen) leben müssen. Selbst wenn die mehr oder weniger versteckte Zuzahlung klein ist.


    Das viel größere Problem sehe ich darin, dass der Zwang zur qualitativen Weiterentwicklung der eigenen Schreibe fehlt. Alexander, ich schätze Dich als Forenkollege, deshalb nimm meine Kritik nicht persönlich:
    Aber ich habe in Deine Leseprobe reingelesen und mir gehts wie Tom und Magali: Das ist - rein handwerklich - nicht übel, aber auch noch ein ordentliches Stück weit weg von gutem Romantext. Was nicht daran liegt, dass ich mit SciFi nichts anfangen kann - im Gegenteil. Aber lies mal z.B. Richard Morgan, und dann weißt Du, wo die Messlatte hängt.


    Wenn ich jetzt bedenke, dass das bereits Dein vierter Roman ist (wenn ich richtig gezählt habe), dann sollten sich da einige Kinderkrankheiten allmählich mal abgestellt haben ;-) ... wie z.B. dieser zwar sehr informative, aber auch äußerst langatmig und zäh zu lesende Einstieg, der mich als Buchkäufer sofort dazu bewegen würde, das Ding zurück ins Regal zu stellen. Oder die leichten Unschärfen in der Erzählperspektive weiter hinten bei Princeps, wo Du aus seiner Sicht immer mal wieder in eine oberlehrerhafte auktoriale Perspektive rutscht. Oder die Unmengen überflüssiger Füllwörter und Wiederholungen (wobei sowas normalerweise, wenn's der Autor nicht selbst schon behebt, beim Lektorat / Korrektorat aufgespürt wird).
    Die Idee und das Setting finde ich nämlich gut, nur die Ausführung ist stark verbesserungsfähig.
    Und genau sowas schmiert Dir entweder Dein Lektor auf's Brot, oder Du Dir selber, wenn Du Dich fragst, warum keiner der angeschriebenen Verlage das Script auf eigenes Risiko drucken will.


    Ich stelle überhaupt nicht in Abrede, dass Du zahlreiche Leser für Deinen Beutewelt-Zyklus gewonnen hast, und dafür hast Du meinen Respekt - gerade mit diesem Verlag im Rücken ist das sicher nicht leicht zu bewerkstelligen. Es beweist auch, dass Du grundsätzlich mal auf dem richtigen Pfad bist ... aber eben noch nicht ganz da.
    Die Frage ist nun, ob Du Dich ewig in dieser gemütlichen Mulde ausruhen willst, oder nicht doch etwas weiter ausholen. Denn der Markt öffnet sich gerade wieder für SciFi, insbesondere durch einige Dystopien, die sich sehr gut verkauft haben und das Interesse der Verlage an ähnlichen Stoffen vergrößern würden. Durch die Realismus-Brille hindurch betrachtet würde ich sagen, der Griff nach einem Großverlags-Vertrag könnte vielleicht (noch) zu hoch sein, aber nach einem ernsthaften Kleinverlag könntest Du Dich strecken. Einem, der anständiges Coverdesign, ein gutes Lektorat und ein gewisses Maß an Marketing betreibt.
    Dafür müsstest Du aber noch am Handwerk feilen.


    LG, Andrea

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    Original von Antigone33
    Ohne dich entmutigen zu wollen, aber: Agenturen verlangen durchwegs, dass du ihnen bekannt gibts, wo dein Manuskript schon überall angeboten wurde. Wenn du also die üblichen Verdächtigen Verlage schon abgeklappert hast und eine Ablehnung gekriegt hast, ist das Projekt für eine Agentur nicht länger interessant.


    :wave Das stimmt meistens, aber nicht uneingeschränkt. Du solltest in Deinem Anschreiben auf jeden Fall darauf hinweisen, dass Du das Ding schon Verlagen angeboten hast.
    Nun wäre es aber möglich - falls sie einfach überwältigt sind von Deiner Schreibe und dem Expose - dass sie trotzdem einen Blick darauf werfen wollen. Und im günstigsten Fall Dir anbieten, Dich später noch mal mit einem anderen Projekt bei ihnen vorzustellen. Dann hast Du zumindest mal grundsätzlich eine Vorstellung, wo Du rein handwerklich stehst.


    LG, Andrea

    Viel wurde schon gesagt, hier sind noch meine 2 Cent zum Thema:


    Als ich 2005 begann, mich ernsthaft mit der Möglichkeit einer Veröffentlichung für mein Debüt-Manuskript zu beschäftigen, schrieb ich viele Verlage direkt an und landete viele Absagen. Manche antworteten ach gar nicht. Ein paar andere sagten nach 2 Jahren ab. Einer sagte zu - der wollte Geld. Das kam mir seltsam vor und so lernte ich, was DKZ ist und dass man die Finger davon läßt, weil es die Anti-These zur klassischen Verlagsveröffentlichung darstellt.


    Ich lernte alle möglichen Selbstberuhigungsargumente für angehende erfolglose Autoren kennen:
    - die Verlage kaufen eh nur Auslandslizenzen und investieren nicht in deutsche Neuautoren (Unfug)
    - in der Fülle der Einsendungen geht Deine Perle von MS einfach unter (nicht, wenn es was taugt und Du über Agenturen gehst. Oder Kleinverlage für den Anfang probierst)
    - ohne Beziehungen läuft nichts (mit Beziehungen aber auch nicht, wenn das MS grottenschlecht ist ... außer man hat den Promi-Bonus)


    Ich verbrachte daraufhin weitere 2 Jahre wie wild mit diversen Maßnahmen zur Verbesserung meiner Schreibe und Kritik-Einsammeln in Autorenforen und Fachlektüre und sogar einem Kurs (der besser war, als sein Ruf). Und mit dem Schreiben zweier weiterer Manuskripte und unzähliger Kurzgeschichten.


    2008 fand ich auf eigene Faust einen Kleinverlag (der gleiche wie Mulle), der eins davon veröffentlichte und dann eine neue Serie in Auftrag gab. Genau wie Mulle lernte ich unschätzbar viel Wichtiges über die Abläufe in einem Verlag, Marktrealitäten usw. Ich schrieb zeitgleich ein paar Agenturen an, neuer Versuch, neues Glück. Die Absagen waren motivierend und bewiesen mir, dass ich auf dem richtigen Weg war. Ab diesem Punkt war mir auch klar, dass der Einstieg in die Großverlage über eine Agentur um ein Vielfaches leichter würde, wenn ich denn ein passendes Projekt vorlegen anzubieten hätte, in annehmbarer Qualität.


    2011, vor 4 Monaten, erschien einer meiner Kleinverlags-Romane in Lizenz bei einem Großverlag.
    Seit einem Monat bin ich bei einer guten Agentur unter Vertrag. Mit neuen Projekten, einige davon mit der Agentin gemeinsam entwickelt. Ich bin optimistisch, was die Großverlags-Perspektiven angeht, das sieht bisher alles vielversprechend aus.



    Fazit (was nun wiederum nichts Neues ist, man aber als Unveröffentlichter nie so recht glauben will):
    Qualität und Markttauglichkeit der eigenen Manuskripte ist das A und O. Wobei Qualität das Wichtigste ist, denn bei guter Schreibe signalisiert einem die Agentur, dass es 'nur' noch am markttauglichen Projekt mangelt. Bei schlechter Schreibe kommt die Absage direkt.
    Langer Atem ist Pflicht. Vier, fünf Jahre sind nichts Besonderes für den Einstieg.
    Wenn die Großverlags-Kirschen zu hoch hängen, kann der Einstieg über einen Kleinverlag (also einen richtigen, ohne versteckte Kostenbeteiligung - der darauf angewiesen ist, vom Verkauf der Bücher an nicht-Autoren-Publikum zu leben) gut und sinnvoll sein und später den Weg ebnen.
    Naja, und seit einigen Jahren gilt auch, dass der Großverlagseinstieg kaum ohne Agentur zu bewältigen ist und - wie Tom schon sagt - einem Lottogewinn gleicht.



    LG, Andrea

    Was der Sinn ist, da läßt sich nur spekulieren, aber ich tippe auf eines der folgenden beiden Szenarios:


    a) Es ist Absicht - das abgelaufene Abo soll in der Tat zum schmerzhaften Verlust der alten Daten führen. Damit der Kunde dann feststellt: Oh verdammt, ich muss sofort mein Abo verlängern, sonst habe ich ja kein Zugriff mehr auf mein Archiv!!
    Marketing- und Vertriebsleute denken so. Die denken nicht: Ich könnte meinen Kunden so fundamental verärgern, dass er nie mehr wiederkommt. Die kommen gar nicht auf die Idee, dass der Kunde sich gegängelt fühlen könnte, weil sie den Wert des eigenen Angebots derartig überschätzen ... der MUSS das doch dringend haben wollen!!


    b) Es ist Unwissen / Dummheit / schlechte Programmierung
    ... passiert öfters, als man denkt.
    Vielleicht haben die Entwickler des DRM-Systems es nicht anständig hingekriegt, dass frühere gekaufte Produkte auf dem System erhalten bleiben. Sondern sie implementieren nur eine einzige, generelle Abfrage, die testet, ob das System online oder das Abo aktiv ist, und falls ja, wird pauschal Zugriff auf die ganze Bibliothek gewährt.
    Falls nichts - alles gesperrt.
    Und dann dauert es Jahre, bis das gefixt ist, denn die Auftraggeber müssen sich ja erstmal längere Zeit mit den Entwicklern streiten, die behaupten, es ginge nicht anders usw. ...

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    Original von Dichterdämon
    Nur hatte ich bei einem DKZ-Verlag sogar sehr gute Erfahrungen gemacht (nach mehreren schlechten Anläufen) und woltle einfach, daß dieses Thema etwas differenzierter betrachtet wird


    Was heißt denn 'gute Erfahrungen' in dem Zusammenhang?
    Waren die einfach nur nett? (leider kein Kriterium für einen erfolgreichen Verlag).
    Oder haben die Dein Buch mehrere tausend Mal verkaufen können? Oder wenigstens ein paar hundert Mal? Wenn dieses Kriterium nicht zutrifft, spielt alles andere leider keine Rolle.



    Jenseits dessen stimme ich mit Tom und Mulle in allen Punkten überein.
    LG, Andrea

    Hi Tom,


    ein gut geschriebener Konflikt bezieht sein Zündpotential nicht aus der äußeren Inszenierung der Ereignisse, sondern daraus, was diese Ereignisse mit den Protagonisten anstellen.


    Um bei Deinem Vater-Sohn-Beispiel zu bleiben:
    Die Frage sollte nicht lauten: Wie kann ich den Konflikt mit 'Verzierungen' aufpeppen, oder sollte ich ihn überhaupt verzieren?
    Sondern: Wie schreibe ich diese Figuren so lebensecht, dass die Auseinandersetzung - egal, wie sie nun inszeniert ist - den Leser gemeinsam mit den beteiligten Protagonisten mitten ins Herz trifft? Und zwar gleichgültig, wie sie im Detail ausgetragen wird?


    Eine gute Auseinandersetzung würde die Streitenden zielsicher den wunden Punkt des jeweils anderen finden lassen - und dann genügt eine einzige Bemerkung, sowie die verletzte Reaktion des anderen, um das Kapitel mit dichter Spannung und dem Gefühl drohenden Verhängnisses enden zu lassen.
    Umgekehrt bringt eine spektakulär inszenierte Austragung überhaupt nichts (außer vielleicht unfreiwillige Lacher), wenn ihr das Herz fehlt, oder wenn sie aufgesetzt wirkt - d.h. den Charakteren nicht angemessen. Weil sie z.B. eher der ruhige, grüblerische Typ sind. Oder weil eine wilde Schlägerei zwischen einem zum Bauchansatz neigenden Postangestellten und dem zu klein und dünn geratenen Teenager von Sohn höchst unglaubwürdig wäre, vor allem, wenn sie beginnen, sich gegenseitig durch die Fenster zu werfen.
    Außer, es handelt sich um eine Parodie.
    Aber die will gut gemacht sein.



    Es kommt IMMER zuerst auf die Ausgestaltung der Personen an - ein guter Konflikt ist so maßgeschneidert auf die Protagonisten, dass er sie zielsicher bei ihrem größten Schwachpunkt erwischt. Am besten noch einen, über den sie sich nicht bewusst sind.



    Und noch ein Wort zur generellen Ausgestaltung von Szenen mit 'pompösen' Elementen:
    Das ist immer eine Gratwanderung. Ein Roman, der sich strikt reale Ereignisse nacherzählt, ohne jeden Kniff, ohne zusätzlichen dramaturgischen Schliff, wird u.U. trocken wie graues Brot. Die Realität hält sich selten an dramatische Vorgaben.
    Das Vollstopfen mit Spezialeffekten hilft aber nicht, denn die Kunst ist es, den Plot, die Charaktere, die Konflikte so zu formen, dass sie Spannung in der richtigen Dosis erzeugen. Das hat wirklich überhaupt nichts damit zu tun, ob bei es der Auseinandersetzung von Vater und Sohn beim Anbrüllen bleibt, oder der Sohn dem Vater mit dem zerschlagenen Sektkelch die Kehle aufschlitzt. Im Zweifel ist weniger mehr, denn wer solche Elemente nicht irrsinnig gut zu handhaben weiß, macht sich schnell lächerlich.
    Die Erwartungen z.B. an einen Thriller entsprechen heutzutage nicht mehr ganz denen vor - sagen wir mal, fünfzig Jahren. Also Ian Flemmings James Bond Romane würden heute wohl wegen mieser Recherche und Oberflächlichkeit zerfetzt werden und es u.U. nicht über den Lektorentisch schaffen. Oder höchstens noch ins Heftchenroman-Ressort.
    Wer heute über Explosionen, Schießereien und wilde Bootsverfolgungsjagden durch die Everglades schreibt, hat besser eine seeehr genaue Vorstellung davon, wie sich eine Waffe abfeuert, ab welcher Entfernung eine Sprengung welchen Schadn anrichtet und wie man genau ein Boot steuert bzw. ab welcher Geschwindigkeit man es nicht mehr steuern kann... und das gilt genauso für exotische Schauplätze. Entweder man probiert das alles selbst aus, oder hat zumindest jemanden, der es einem ganz genau sagen kann.


    Im Zweifel ist weniger dann mehr.



    //edit - noch als Ergänzung:
    Natürlich setzen Genre und Persönlichkeitsstruktur der Protagonisten auch die Vorgabe für die Effektlastigkeit von Szenen.
    Der lautstark keifend ausgetragene Streit zwischen zwei Nachbarinnen über den Gartenzaun hinweg, bei dem die Wut der einen darin gipfelt, dass sie einen Apfel aufhebt und nach Nachbars Katze schmeißt, wäre vielleicht unangemessen, wenn es stattdessen um die Auseinandersetzung zwischen Erzengel Gabriel und dem ersten Fürsten der Hölle ginge. Wenn die sich über einen Zaun hinweg mit Äpfeln beschmeißen, käme das ungefähr genauso lächerlich, wie wenn Frau Hilde und Frau Schmidt mit Flammenwerfern aufeinander losgehen und Zauberblitze schießen.
    Das entscheidende Wort lautet ---Verhältnismäßigkeit---



    so long -
    Andrea

    und im "Depot", der Ruine der ehemaligen Michigan Central Station. Aber etwas stimmt nicht, als wir nach draußen treten - die Bäume stehen in vollem Grün, aber es ist Januar. Und als ich mich umdrehe, sehe ich diese mörderischen Kletterpflanzen mit ihren scharlachroten, fleischfressenden Blüten, die die gesamte Fassade des Depots überwuchern.
    Das hier ist nicht das Detroit, wie es sein sollte...


    Zitat

    Original von agu
    [quote]Original von Kalinka
    An Nora Roberts musste ich auch sofort denken! Zum eine, weil sie wie Tilia schon schreibt, in verschiedenen Genres schreibt und zum anderen weil ich schon mehrere Bücher von ihr gelesen habe, und die sich echt heftig voneinander unterschieden haben- einige finde ich sehr gut und unterhaltsam, so dass ich sie sogar mehr als einmal lese, andere sind echt nur platt und schlecht.


    Das ist mir bei ihr auch schon aufgefallen.
    Man könnte tatsächlich zum Schluss kommen, hier schreiben verschiedene Autoren.


    Andererseits spielen auch Faktoren rein wie:
    - dem Autor ging die Zeit aus und er hat es 'hingerotzt', weil er abgeben musste (kommt häufig vor). Oder er schiebt ab und zu ein schnelles, nicht ausgegorenes Projekt dazwischen, frei nach dem Motto *der Name wird's schon verkaufen* - leicht verdientes Geld
    - der Verlagslektor hat ne gänzlich andere Vorstellung davon, wie das Buch aussehen soll, als wie der Autor. Das führt im Extremfall zu langen und kräftezehrenden Zerrereien, in deren Verlauf Bücher so verstümmelt werden, dass man sie nicht wiedererkennt. Da müssen dann auf Verlagswunsch mal eben hundert Seiten rausgekürzt oder wahlweise dazuerfunden werden (und dass das nicht ohne Folgen für die Stringenz der Handlung bleibt, ist ja klar), der Lektor findet diese oder jene Szene blöde und langweilig und sie fliegt raus, oder er findet, ein Charakter sei zu kantig und müsse 'gesmoothed' werden (zu deutsch: so rundgelutscht, dass nur noch Klischee übrig bleibt) ... und auf diese Weise kann aus einem sehr guten ein sehr schlechter Roman gemacht werden.
    Funktioniert natürlich auch umgekehrt. Ein durchschnittlicher Autor mit einem herausragenden Lektor, der aus Sch*** Gold macht, kommt auch oft genug vor.
    Und da auf verschiedenen Romanen mitunter verschiedene Lektoren sitzen, ist das ein nicht zu unterschätzender Modifikator.