Beiträge von agu

    Hallo in die Runde,



    interessanter Thread (wenn auch teilweise etwas wirr :grin) - ich hab auch noch etwas Senf.


    Um mal zum Ausgangsthema zurückzukommen - wieviel Anteil hat der Lektor an der Qualität eines Buches:


    Ich glaube, darauf läßt sich keine pauschale Antwort geben. So wie es gute oder schlechte Autoren gibt (wobei 'schlecht' natürlich immer relativ zu sehen ist), gibt es auch gute und schlechte Lektoren und dazwischen alle Graustufen. Ein engagierter, sprachlich versierter und feinfühliger Lektor kann ein lieblos und eilig heruntergetipptes Manuskript sicher zu gewissem Glanz schleifen. Oder, völlig überarbeitet, nur rasch drüberfliegen und die offensichtlichsten Gurken anmerken.


    Wirklich schlechte Manuskripte von Anfängern schaffen es in der Regel nicht bis an diesen Punkt, deshalb kann man den Fall 'Lektor schreibt grausiges Machwerk eines unbekannten Autors zu Meisterwerk um' getrost als nicht relevant zur Seite legen. Mir ist in der Tat nur ein einziger Fall aus dem Bekanntenkreis zu Ohren gekommen, bei dem eine Lektorin einmal gezwungen war, das Werk eines Autors zu überarbeiten, der mit einer höheren Instanz im Verlag verwandschaftlich oder sonst irgendwie verbandelt war. Es handelte sich um ein dreistes Herr der Ringe Plagiat mit sexuell sehr ausschweifenden Hobbits (wenn ich das recht verstanden habe). Sie schrieb es im Wesentlichen neu.
    Aber das dürfte WIRKLICH die absolute Ausnahme sein.


    Nicht ganz so unüblich und immer mal wieder überliefert ist die langjährige Zusammenarbeit eines Lektors mit seinem Star-Autor, der aus verschiedensten Gründen seine Manuskripte schlampig ausgearbeitet oder nur fragmentarisch abgibt und diese dann vom Lektor in Schuß gebracht werden. Wobei das aber in erster Linie Textarbeit sein dürfte. Wenn man als Autor zum Synonym für einen Bestseller geworden ist und einen Gutteil des Umsatzes für den Verlag produziert, bei dem man unter Vertrag ist, kann man sich das auch eher mal leisten.
    Es gibt natürlich auch Negativbeispiele, bei denen eigentlich sehr gute Autoren mit wachsendem Erfolg Bücher am Fließband zu produzieren beginnen, bei denen die Qualität aber bitter leidet - und offenbar kein Lektor dieses Defizit auffängt.




    Und nun noch ein Wort zu all diesen unentdeckten, talentierten Autoren da draussen, deren Bücher niemals das Licht der Welt erblicken werden:


    Wie Steffi schon sagt - der Anteil der Schreibenden da draußen, die das Bedürfnis haben, ihr Werk einem Publikum vorzustellen, ist gigantisch. Viele von ihnen, wahrscheinlich die allermeisten, werden aus einem der folgenden Gründe scheitern (die alle schon weit vor der Hürde 'großen Verlag finden' angesiedelt sind):

      Handwerkliche Mängel, weil vielen nicht bewußt ist, dass literarisches Schreiben ein Kunsthandwerk ist, das sich maßgeblich vom Verfassen eines Deutsch-Aufsatzes unterscheidet. So wie nicht jeder Autofahrer für Formel1-Rennen qualifiziert ist, eignet sich auch nicht jeder geschriebene Text zur Veröffentlichung.


      Gleichsetzung der eigenen Interessen mit Publikumsinteressen. Das Publikum da draußen will unterhalten werden, und es folgt ganz bestimmten Trends. Wer sich diesem Diktat nicht unterwirft, wird in den meisten Fällen mit niedrigen Verkaufszahlen bestraft. (Das ist kein Aufruf zum Verfassen von Mainstream, nur eine Feststellung)


      mangelnde Ausdauer, Kritikunfähigkeit, fehlende Selbstreflexion. Vom ersten Satz an einem Buchmanuskript bis zur Veröffentlichungsreife vergehen leicht mehrere Jahre und tausende Manuskriptseiten für den Papierkorb. Das ist normal. Aber vielen der unentdeckten Talente nicht bewußt. Ein Großteil der bei Verlagen eingehenden MS-Angebote erfüllen nicht mal die Mindeststandards für Deutschaufsätze am Gymnasium, doch kein Verlag wird das so in die Ablehnung schreiben - niemand will schließlich wg. Beleidigung verklagt werden. Deshalb gibt's das geliebte Standardschreiben, das leider überhaupt keinen Aufschluss über den Grund der Ablehnung gibt, und man kann sich dann einreden, der Grund war, dass der Praktikant, der die Stapel sichten sollte, am Freitagnachmittag keinen Bock mehr hatte. (ok, das war gemein ... aber ich darf das sagen, hab mich selber jahrelang damit motiviert :grin)



    Wenn der Autor wirklich Talent hat und gewillt ist, die gleichen Anstrengungen auf sich zu nehmen, die auch eine Karriere in einem beliebigen anderen Beruf erfordert, dann wird er, wie Steffi richtig bemerkt, irgendwann einen Agenten oder einen Verlag finden, der sich seiner annimmt.
    Vorausgesetzt, er ist rührig, pflegt Kontakte, nimmt Ratschläge an usw.
    Zum Start muss es auch nicht gleich ein Großverlag sein. An einem kleinen Verlag gibt es nichts Ehrenrühriges, und einen Achtungserfolg kann der Autor damit allemal produzieren. Der wiederum als Sprungbrett zu einem großen Verlag dienen kann. Wenn er nicht nur gut schreibt, sondern auch noch Themen bedient, die einer breiten Masse verkäuflich sind.



    just my 2 cents,
    Andrea

    Hallo ihr Lieben,


    heute will ich auch einmal etwas in diesem Thread posten, und zwar die Erscheinung meines neuen UrbanFantasy / DarkRomance Romans, den es ab morgen zu kaufen gibt.



    Engelsbrut ist der erste, in sich abgeschlossene Band meiner neuen Serie CITY OF ANGELS.

    Eine Mordserie erschüttert Los Angeles. Jede Nacht sterben zwei Obdachlose in den Straßen von Downtown. Der Mörder geht mit außergewöhnlicher Brutalität zu Werk.
    Die Reporterin Eve Hess kreuzt bei ihren Ermittlungen die Fährte zweier Männer, die beide nicht menschlich zu sein scheinen. Da ist Kain, ein Killer, so schön wie skrupellos, getrieben vom brennenden Wunsch nach Rache. Und Alan, der mehr ist als der erfolgreiche Maler, der Szenen aus den Ghettos von L.A. auf seine Leinwände bannt.
    Der eine hat den Auftrag, sie zu töten, den anderen liebt sie gegen jede Vernunft. Bald muss sie sich fragen, wem sie noch trauen kann. Doch gleich wie die Würfel fallen, dies können sie nicht aufhalten: Die Wiedergeburt eines gefallenen Engels.


    Auf meinen Webseiten gibt es eine Leseprobe und eine kostenlose Prologstory zum Download. Außerdem findet sich seit ein paar Tagen ein Interview auf der Leser-Welt, mit Infos über die Welt von CITY OF ANGELS und Zukunftpläne.



    Allen Interessierten wünsche ich vergnügliche Lesestunden.
    Ganz liebe Grüße,
    Andrea

    Hallo ihr Lieben,


    pünktlich zum Erscheinen von 'Engelsbrut' wurde nun auch die dazugehörige Website angepasst, mit erweiterter Leseprobe und vor allem mit verschiedenen Desktop-Motiven zum freien Download, basierend auf der Cover-Grafik des Buches.


    http://www.andreagunschera.com/content/Engelsbrut_Start.html



    Und damit jemand die schönen Bildchen auch findet, gebe ich das hiermit mal bekannt :-).



    Viel Spaß beim Angucken und Desktop neu gestalten, wer mag!


    Liebe Grüße,
    Andrea

    Zitat

    Original von Anica
    Na, das klingt doch super!
    Sind also selbst ineinander abgeschlossen, wenn ich das richtig deute, ja?


    Ja, ganz genau. Es sind ineinander abgeschlossene Romane. Lediglich einige Hintergrund-Figuren mit übergreifender Funktion kommen in allen Büchern vor, bzw. sieht es so aus, als würde einer der wichtigeren Neben-Charaktere in Engelsbrut in Zukunft auch mal seinen eigenen Roman mit seiner eigenen Geschichte kriegen ;).


    LG, Andrea

    Ich hab noch mal drüber nachgedacht - jetzt mit 2 Tagen Abstand würde ich sagen, der Film ist nicht nur gut, sondern richtig klasse.


    Nichts, was man einfach so konsumiert und dann beiseite wischt.

    Ich habe es mir gekauft und war dann überrascht, wie sehr es Jugendbuch ist. Deshalb habe ich es dann leider nach den ersten 60 Seiten weggelegt, schlicht weil ich es mit anderen Erwartungen erworben habe (Erwachsenen-Fantasy) - hätte vielleicht vorher mal hier reinlesen sollen :rolleyes
    Nicht, dass es schlecht geschrieben ist - aber wie gesagt, mir etwas zu sehr Kinderbuch-Stil.


    Schöne Grüße,
    Andrea

    Ich fand die Aktion witzig, und der Spiegel-Artikel verleiht ihr eine breitere Stimme, auch außerhalb der einschlägigen Autorenforen, in denen 90% der User ohnehin wissen, was DKZ ist.
    Auch ich habe schon unzählige Aufklärungsdiskussionen geführt, und deshalb fand ich die ganze Geschichte wirklich extrem unterhaltsam. Ich hab mich schlapp gelacht über 'brot mit butter drauf für die Welt' und die mühsamen Erklärungsversuche der betroffenen Unternehmen waren ein Grund für Schadenfreude.



    Aber natürlich ist klar, dass die Aktion neben den Vanity-Verlagen auch deren Kunden vorführt, zumindest die aus der zweiten Gruppe, die Tom erwähnt - also die Unbelehrbaren. Mich wundert überhaupt nicht, dass viele der Betroffenen ihren Verlag eher verteidigen, als auf sie einzuschlagen.


    Wenn jemand 20.000EUR dafür bezahlt hätte, dass ein Verlag mit klangvollem Namen sein Buch druckt und dazu ein paar Lobesrezensionen schneidert, damit der Kunde sich gut fühlt - dann ist der Schaden schon angerichtet. Und es braucht eine sehr starke Persönlichkeit, um im Nachhinein sich selbst und einer diffusen Öffentlichkeit einzugestehen: Ja, ich habe mich verarschen lassen, bin einer Bauchpinselei auf den Leim gegangen, und nicht nur das - es ist womöglich auch noch ein schlechtes Buch, das ich da veröffentlicht habe. Wer gibt denn freiwillig eine solche Selbstdemontage zu?
    Dann doch lieber darauf beharren, dass sich eine Gemeinde aus mißgünstiger Konkurrenz und geldgierigen Verlegern zusammengeschlossen hat, um die 'Kleinen' aus dem Markt zu drängen und das hoffnungsvolle Samenkorn schon im Keim zu ersticken. Bevor es überhaupt eine Chance erhält, sich zum potentiellen Bestseller zu entwickeln, der es ohne Zweifel geworden hätte, wenn sich nicht die zuvor genannten Elemente dagegen verschworen hätten.
    Das ist ja gerade das Perfide an der Situation: Jemand, der bereits bei DKZ verlegt hat, wird sich nur in den seltensten Fällen bekehren lassen, denn für viele käme dieses Eingeständnis einem massiven Gesichtsverlust gleich.


    Was ich aber sehr wohl glaube, ist, dass die Aktion ein paar Unschlüssige erreichen kann, die sich hoffnungsvoll auf Verlagssuche begeben, aber das DKZ-Geschäftsmodell nicht kennen.



    Jenseits dessen setzt das Problem aber viel früher ein. Der Grund, auf dem die DKZ-Modelle überhaupt fruchten können, besteht in der weitverbreiteten Annahme, jeder könne schreiben (man hat's ja schließlich in der Schule gelernt). Den wenigsten ist bewußt, dass Schreiben eine Profession ist wie jede andere, und dass das Handwerk gelernt werden muss. Keiner käme schließlich auf die Idee, in einem Formel1-Team mitfahren zu wollen, nur weil er einen Führerschein gemacht hat.
    Nun gibt es aber keine staatlich anerkannte Ausbildung zum Schriftsteller, deshalb füllen zahlreiche private Schreibkurse und -schulen diese Lücke auf: Manche besser, andere weniger gut. Was sie alle gemeinsam haben ist, dass sie auf zahlende Kundschaft angewiesen sind, und das drückt automatisch auf die Kritikfähigkeit.
    Ich kenne dieses Phänomen aus anderen Branchen, in denen die private Bildungsbranche ebenfalls boomt: Computergrafik, Computerspiele-Entwicklung usw. ... viele der jungen Abgänger betreten den Markt mit einem übersteigerten Selbstbewußtsein (das zumindest hat ihnen ihre Schule beigebracht, nicht zuletzt mit Zertifikaten, in denen eine euphorische Bewertung die andere jagt) und sehr eingeschränkten fachlichen Fähigkeiten. Eine fachbezogene Vorselektion findet nicht statt.
    Genauso ist es bei all den Nachwuchsschriftstellern, die - entweder durch Freunde und Familie oder durch ihre Schreibschulen darin bestärkt werden, dass sie ein außergewöhnliches Meisterwerk geschaffen haben. Wenn sie dann auf dem harten Boden der Tatsachen draußen im freien Markt aufprallen, ist schon die DKZ-Branche da, um sie aufzufangen mit einem weichen Kissen und die Schmerzen zu lindern.



    So gesehen kann ich nur sagen: Man kann nicht alle retten. Aber medienwirksame Aufklärung für die, die noch nicht gefallen sind, ist es allemal. Und wenn man sich die seltenen Beiträge über DKZ in den großen Magazinen oder Fernsehsendern anschaut, wird einem klar, wie wenig der nicht-internet-affine Durchschnittsleser und vielleicht Hobbyschriftsteller da draußen über dieses Geschäftsmodell weiß.



    Schöne Grüße,
    Andrea

    Servus,


    hat jemand schon District 9 gehen (bzw. laeuft der in Deutschlands schon)?
    Ich war gestern im Kino, habe den Film gesehen und bin (nachdem ich eine Nacht drüber geschlafen habe) ziemlich begeistert.


    Der Film hinterläßt einen zwiespältigen Geschmack im Mund, aber gerade deshalb bleibt er wohl auch hängen. Der Entwurf des Protagonisten ist mutig (weil es kein Held ist, nicht mal ein Antiheld, sondern einer, der entnervend realistisch reagiert), die Idee mit den Aliens neu und anders umgesetzt und die Location - Johannesburg - ebenfalls stimmungsvoll.
    District 9 beginnt wie eine Dokumentation, und kippt irgendwo im zweiten Drittel um in einen Actionfilm, ein Bruch, der ein bisschen seltsam anmutet (zumal der Protagonist überhaupt nicht dazu passt) - aber der Spannung hat es keinen Abbruch getan (jedenfalls nicht in meinen Augen).
    Ein paar Unlogiken gibt es, um die Handlung voranzutreiben :grin, aber das sei verziehen.


    Achso, die Spezialeffekte sind umwerfend (diese Aliens sind wirklich total glaubwürdig, vor allem in der Dokumentarfilm-Optik) und passend zum Südafrika-Background gibt es einen sehr eindringlichen Soundtrack, die Parallelen zu Blood Diamond sind unübersehbar.
    Und für die, die den Film im Original gucken: Dieses Africaans-Englisch mit wahlweise holländischem oder französischem Einschlag ist wirklich cool, das fand ich schon bei Blood Diamond :grin.


    - andrea

    Das habe ich auch kuerzlich gelesen und war voellig begeistert. Morgan schreibt so gut, dass man vergisst weiterzuatmen, wenn man mal drin ist.
    Danke fuer die schoene Rezi.


    - andrea

    Zitat

    Original von BunteWelt
    Wie reagiert ihr, wenn eine Person aus eurem Roman / Buchprojekt stirbt?


    Ich weiss natuerlich auch von Beginn an, wenn ich jemanden sterben lasse. Trotzdem ist es fuer mich beim Schreiben ein Gaensehaut-Moment, weil etwas, das mir beim Plotten noch abstrakt erschien, ploetzlich greifbare Naehe bekommen hat. Denn jetzt kenne ich die Figur, sie ist mir nahe.


    Ich habe mal irgendwo gelesen, eine wichtige Figur sterben lassen ist auch ein Statement, dass der Autor es ernst meint. Dass die Bedrohungen echt sind und kein Weg hinausfuehrt und dass ein solcher Tod den Leser automatisch noch viel enger an die Ueberlebenden kettet. Denn nun beginnt er wirklich, um sie zu fuerchten.


    Schoene Gruesse,
    Andrea

    Hi DJTraxxter,


    wenn Du ehrliche Kritik willst, kriegst Du welche - bitte nicht persoenlich nehmen, okay? Es ist noch kein Meister vom Himmel gefallen, und irgendwo muss jeder anfangen.


    Ich fange mal mit den positiven Dingen an:
    Den Einstieg mit einer Action-Szene direkt am Anfang finde ich gut.



    Nun zur Kritik:
    Zur Handlung selbst will ich jetzt noch nicht so viel sagen - anhand eines einzigen Kapitels ist das nicht moeglich.
    Bevor man mit dem Schreiben eines Buches beginnt, fertigt man normalerweise ein detailliertes Expose oder Kapitelgeruest an. Fuer Dich selbst dient es dazu, dass Du an der Logik und dem Spannungsbogen der Handlung feilen kannst, bevor Du 400 Seiten niedergeschrieben hast und dann einen heftigen Logikfehler aufspuerst, der dazu fuehrt, dass Du 200 von den 400 Seiten entweder neu schreiben oder wegschmeissen musst.
    Fuer z.B. einen Lektor in einem Verlag, der ein Manuskript auf Tauglichkeit prueft, dient es dazu, die Handlung zu verstehen, ohne 400 Seiten lesen zu muessen.
    Also beschraenke ich mich auf stilistische Anmerkungen, also die Art und Weise, wie Du einen Text gestaltest - und das wiederum kann man anhand eines einzelnen Kapitels recht gut.


    Ohne Dich beleidigen zu wollen, liest man bereits aus den ersten 2 bis 3 Saetzen heraus, dass hier ein Anfaenger am Werk ist. Bitte versteh mich nicht falsch, das ist nicht herabwuerdigend gemeint. Ich will damit nur sagen, dass Dir fundamentale Gesetzmaessigkeiten beim Verfassen belletristischer Texte nicht bewusst sind, was - wie gesagt - kein Beinbruch ist. Das kann man lernen. Wie ich in meinem letzten Posting schon schrieb - leg Dir unbedingt einen Schreibratgeber zu, der sich auch und insbesondere mit stilistischen Fragen beschaeftigt, damit Du weisst, woran Du arbeiten musst.
    Ich gebe Dir ein paar Stichpunkte fuer Probleme, die sich durch den gesamten Text ziehen:
    - richtiger Gebrauch der Zeitformen bei Verben: Du erzaehlst im Praeteritum, springst aber ab und zu ins Praesens - Todsuende ;-)
    - Erzaehlperspektive durchhalten: Du beginnst aus der Sicht von Alice zu erzaehlen, also musst Du auch in ihrem Kopf bleiben. Etwas, das sie nicht sieht, hoert oder fuehlt, kannst Du auch nicht schreiben
    - Wortwahl und Satzbau: Deine Saetze lesen sich oft hoelzern, was vor allem an unpassenden Formulierungen liegt: Mal verwendest Du Umgangssprache, wo es nicht passt, manchmal sehr buerokratisch oder zu fachlich klingende Halbsaetze. Wortwahl und Satzbau in der Belletristik folgt eigenen Regeln, die Du Dir zueigen machen solltest.
    - Show don't tell: Wenn Du Dich eingehender mit dem Schreibhandwerk beschaeftigst, wirst Du frueher oder spaeter auf diese Regel stossen: Etwas zeigen, statt nur darueber zu berichten! Du erzaehlst relativ emotionslos, wie Alice z.B. angefahren wird - handelst das in 2 Saetzen ab. Das klingt so aufregend wie ein Polizeiprotokoll. Der Leser will aber Emotionen, er will die Erleichterung mit Alice fuehlen, wenn sie aus dem Wald tritt und die Lichter sieht, und dann das Entsetzen, als das Auto sie erfasst, den ploetzlichen Schmerz und schliesslich das Hinueberdaemmern in die Bewusstlosigkeit...


    Ich werde Dir jetzt nicht Satz fuer Satz eine Detailkritik geben, denn das hilft Dir nicht weiter. Wenn Du auf ein qualitativ hohes Niveau kommen moechtest, das aus einem holprigen Anfaengertext lesbare und spannende Literatur macht, musst Du von jetzt an Zeit damit verbringen, das Handwerk zu lernen (so wie auch jemand, der z.B. Klavier spielen will - mit einem Finger "Alle meine Entchen" klimpern ist schnell geschafft, aber bis zu Bethovens Mondscheinsonate vergehen normalerweise 3-4 Jahre taeglichen hartnaeckigen Uebens ... und das ist dann noch lange nicht die Meisterschaft, sondern nur passables mittleres Niveau).
    Verinnerliche Dir vor allem, dass selbst mit Buechern, Kursen und Austausch mit anderen Nachwuchsautoren Du vor allem eins tun musst: Taeglich schreiben! Nur durch staendiges Praktizieren kannst Du Dich verbessern. Ausserdem solltest Du viel lesen, vor allem das Genre, das Du selbst schreiben willst - also Horrorliteratur. Lies Stephen King und Dean Koontz und wie sie alle heissen, und schau Dir bewusst an, wie sie schreiben, welche Wortwahl sie treffen, wie sie Spannung aufbauen, damit Du von ihnen lernen kannst.
    Noch ein Beispiel aus der Malerei: Alle grossen Meister haben durch Kopieren von ihren Vorbildern gelernt und so funktioniert es noch heute. Man beginnt erstmal zu kopieren, vom Vorbild abzumalen, um zu verstehen, wie Techniken funktionieren.


    In diesem Sinne viel Spass!
    Andrea

    Hallo,


    ein Tipp:
    Du solltest den Anfang (gleich begonnen mit der ersten Zeile) so gestalten, dass der Leser den Stoff sofort enorm spannend findet, dass sich Fragen oder ein Konflikt auftun, auf deren Beantwortung oder Loesung der Leser hindraengt.
    Ob ein laengerer innerer Monolog dafuer der richtige Ansatz ist, weiss ich nicht - vielleicht steigst Du besser direkt mit einem Disput ein, den er mit seiner Schwester hat. Oder etwas aehnlich Spannendes, das auf die kommenden Dramen hinzeigt.


    Zitat

    Original von djtraxxter
    Nur bei dem Thema Musik bin ich mir nicht sicher, ob ich damit nicht einige abschrecken könnte, wenn ich mich einem betimmten Genre hingebe. James mag kein Metal und schon gar nicht Metallica (JAMES Hettfield), sondern er steht auf Techno, Hardstyle und Dance.


    Offen gestanden, ich glaube nicht, dass der Musikstil, den Dein Protagonist hoert, dafuer relevant ist, ob der Leser das Buch mag oder nicht. Du kannst seinen Musikgeschmack natuerlich nutzen, um eine bestimmte Persoenlichkeitsfacette des Jungen zu unterstreichen.



    Ein sehr ernstgemeinter Rat am Schluss:
    Wenn Du Dein Buchvorhaben wirklich durchziehen willst und dabei auch den Anspruch hast, dass am Ende ein gutes Ergebnis herauskommt, solltest Du Dich unbedingt mit Literatur ueber das Schreiben beschaeftigen. Es gibt unzaehlige Dinge zu beachten, die ueber das reine Aneinanderreihen von Worten hinausgehen: Sprachstilistik und Wortwahl, Umgang mit den Zeitformen und Erzaehlperspektiven, Gestalten von dreidimensionalen und lebendigen Charakteren, Aufbau einer spannungsvollen Handlung mit Hoehepunkten usw. - um nur einige grosse Stichwoerter zu nennen. All dies gilt es zu verinnerlichen, um einen guten belletristischen Text zu schreiben.
    Kauf Dir Schreibratgeber, und zwar sowohl solche, die sich mit Dramaturgie und Charaktergestaltung beschaeftigen, als auch Buecher ueber die Grundlagen der Textgestaltung, in denen es dann um stilistische Aspekte geht.
    Das darin Gelernte kannst Du dann gleich in Deinem Romanvorhaben ausprobieren und ueben.


    Als gute Online-Quelle (neben tausend anderen - wenn Du mal anfaengst zu suchen, findet sich alles moegliche im Netz) kann ich Dir diese Website empfehlen - www.andreaseschbach.de, die Seiten des Schriftstellers Andreas Eschbach, der unter dem Link "ueber das Schreiben" viele nuetzliche Tipps zusammengestellt hat.
    Ich persoenlich finde James N. Frey: Wie man einen verdammt guten Roman schreibt einen sehr guten Einstieg zum Thema Dramaturgie, Gestaltung der Handlung und der Personen. Es ist leicht zu lesen und gibt viele nuetzliche Anregungen, vor allem, wenn Du noch ganz am Anfang Deines schriftstellerischen Schaffens stehst. Ueber Stilistik findet sich dort nicht so viel, da muesstest Du noch mal anderweitig gucken...
    Ansonsten wuerde ich Dir auch empfehlen, Dir ein Forum zum Thema Kreatives Schreiben zu suchen, um Dich mit Gleichgesinnten auszutauschen und insbesondere auch mal Kritik auf Deine ersten Texte einzuholen, denn ohne die gehts nicht. Selbst ist man da meist betriebsblind, das ist normal.


    Schoene Gruesse und viel Erfolg,
    Andrea

    Zitat

    Original von Bernard
    Nachdem ich gelesen hatte, dass Hemingway einen Strich für jede geschriebene Seite an die Tapete gemacht hat, habe ich auch eine Methode gefunden, mich selbst auszutricksen. Im Computerzeitalter habe ich dafür eine Tabellenkalkulation verwendet, in der ich einige Parameter eintragen konnte: Wann soll das Manuskript fertig sein? Wie viele Normseiten soll es haben?


    Ich LIEBE solche statistischen Spielchen. Deine Methode hat mich sogleich dermaßen gefesselt, dass ich mir jetzt sofort eine Excel-Kalkulation nach einem ähnlichen Schema bauen werde ... wie ich mich kenne, werde ich anschließend ca. einen halben Tag darauf verwenden, die grafische Darstellung zu optimieren, mit sich farblich subtil anpassenden Zellen, die anzeigen, wie weit man über oder unter dem kalkulierten Durchschnitt ist!
    Und dann muss ich noch die Farben selber anpassen, und die Rahmenfarben und... das wird lustig :freude! DANKE für diese göttliche Inspiration (und nein, sonst bin ich völlig normal :grin)


    viele Grüße,
    Andrea

    Hi Corinna,


    hm, ich greife da bloss auf Erfahrungswerte zurueck - ich hab auch nen Geekhaushalt ;) und hantiere deshalb staendig mit portablen Laufwerken - die Daten vom Buero auf den Rechner zu Hause und wieder zurueck tragen, auf den grossen oder den kleinen Laptop...
    Ich bin eigentlich auch mit Marken-Sticks unterwegs, habe aber ueber die Jahre immer wieder Verschleiss. Mag sein, dass das z.T. auch an den grossen Daten liegt, mein berufliches Metier ist 3D Computergrafik, vielleicht sind die Dinger da anfaelliger.
    Nach ca. einem Jahr werde ich normalerweise nervoes und fange an, sie gegen neue auszutauschen. Ueber die letzten 4-5 Jahre beobachtet wuerde ich sagen, die Probleme koennen auftauchen, muessen aber nicht. Das Risiko ist m.E. aber da.
    Fuer die Schreiberei hantiere ich auch viel mit den Sticks, um die Daten von A nach B zu tragen, habe aber auf jedem Rechner ein Arbeitsverzeichnis, in das ich den aktuellen Stand dann einfach rueberkopiere. Ausserdem arbeitet sich's auch schneller von der Platte, als vom USB Stick, weil die Lese-/Schreibgeschwindigkeit hoeher ist.
    Aber natuerlich ist es komfortabel, den ganzen Arbeitsordner einfach auf einem Stick mit sich rumzutragen und an den Rechner zu stecken, an dem man gerade sitzt - da hat Dein Mann schon recht :).


    - Andrea

    Hallihallo,


    negative Kritik am eigenen Werk erfreut sicher niemanden, aber wie hier schon gesagt wurde: Es gehoert eben dazu. Wenn man der Oeffentlichkeit etwas anbietet, steht zu erwarten, dass die Oeffentlichkeit sich dazu aeussert, und Geschmaecker sind bekanntlich verschieden.


    Ich selbst muss sagen, dass ich mit negativer Kritik besser klar komme, seit ich das Schreiben professioneller betreibe, weil mit dem ersten veroeffentlichten Buch auch der Realitaetsschock kam und damit ein Stueck Idealismus verloren gegangen ist. Ich kann mich erinnern, dass ich, als ich meinen ersten (schrecklichen) Schubladenroman fertiggestellt hatte, zutiefst getroffen war von dem Verriss, den mir ein Testleser daraufhin schrieb. Kritik schmerzt umso mehr, je persoenlicher man sie nimmt - und wenn man etwas mit einem hohen Mass an Idealismus betreibt, ist das alles normalerweise sehr persoenlich.
    Heute gucke ich da viel nuechterner drauf. Wenn ich eine nicht so gute Rezension bekomme, die aber konstruktiv ist, aergert mich das zwar erstmal, aber danach bleibt der bemaengelte Fakt meist haengen und ich versuche es beim naechsten Mal im Hinterkopf zu behalten. Daneben gibt es auch noch die Verrisse von Leuten, bei denen sich Erwartungshaltung nicht mit dem Inhalt des Buches gedeckt hat - aber da kann man nicht viel machen. Am Ende des Tages ist ein Buch auch ein Produkt fuer eine Zielgruppe, das man auf einem Markt anbietet, und wie jedes andere Produkt auch wird es Liebhaber ebenso wie Hasser finden.
    Sachlich betracht.


    Was natuerlich nichts daran aendert, dass man sich trotzdem aergert :rolleyes. Da hilft nur eins: ganz schnell in Verkaufszahlenbereiche kommen, bei denen sich binnen zweier Monate 400 Amazonrezensionen ansammeln und dann fallen die Ausreisser nicht mehr so auf :grin.


    Andrea

    Zitat

    Original von CorinnaV
    Syddy, ich arbeite beim Schreiben grundsätzlich gleich vom Stick aus. Gelebentlich ziehe ich eine Kopie auf die Festplatte rüber, aber die neueste Version ist IMMER auf dem Stick. So vergesse ich das Sichern nicht :fetch


    Hi Corinna,


    aua, da waere ich aber vorsichtig.
    USB-Sticks ebenso wie USB Festplatten oder alle anderen portablen Speichermedien sind lange nicht so belastbar wie eine fest eingebaute Festplatte in Deinem Rechner.
    Arbeiten direkt auf dem Medium bedeutet sehr viele Lese- und Schreibzugriffe auf den Speicher, was wiederum ueber kurz oder lang dazu fuehrt, dass das Ding den Geist aufgibt - dafuer sind die nicht wirklich ausgelegt. Das passiert meistens schleichend, also ploetzlich kannst Du Dateien nicht mehr oeffnen usw. Aergerlicherweise bemerkt man das natuerlich nicht sofort, sondern erst, wenn es u.U. zu spaet ist.


    Die sicherere Option ist auf jeden Fall, primaer auf dem Rechner zu arbeiten und dann immer wieder eine Sicherung auf den Stick zu ziehen. Die Chancen, dass Deine Computerfestplatte den Geist aufgibt vs. der Stick beginnt Fehler zu produzieren, duerfte so bei 1:50 liegen...


    Liebe Gruesse,
    Andrea

    Zitat

    Original von Helene
    Und platsch, da saß sie schon im Fettnapf - ich meine mich. :knuddel1
    Herzlichst Helene


    ach quatsch:knuddel1 ... von wegen Fettnapf
    Signierte Exemplare tauschen faende ich schoen! Wie gesagt, avisierter Erscheinungstermin ist bei mir September, aber vielleicht sind wir sogar ein bisschen schneller. Im September bin ich auch eh mal wieder 2 Wochen in Deutschland, dann geht das auch leichter mit dem postalischen Austausch (die Post hier in USA entspricht in Sachen Komfort und Schnelligkeit ungefaehr dem kaiserlichen roemischen Postdienst unter Julius Caesar :grin).


    Liebe Gruesse,
    Andrea