Ich bin eher zufällig über das Buch gestolpert, fand Titelblatt und Klappentext interessant und fing auch gleich nach dem Kauf an zu lesen.
Nach dem sehr fesselnden ersten Viertel habe ich allerdings eine Lesepause eingelegt und zwei Bücher dazwischen geschoben, weil mir das Buch als abendliche Bettlektüre fast zu gruselig wurde und ich auch ab und an in ein paar Längen steckenblieb.
Zum Glück habe ich es dann wieder aufgenommen und zu Ende gelesen, sonst wäre mir ein ganz hervorragender Roman entgangen.
Meine Empfehlung lautet deshalb: Beißt euch durch, auch wenn es mal etwas langwieriger wird, es lohnt sich.
Leicht oder massentauglich, wie mein Vorredner es empfindet, sehe ich den Roman allerdings überhaupt nicht. Ich fand ihn im Gegenteil sogar streckenweise recht anstrengend zu lesen; zudem gibt er sich nicht gerade gefällig, was ja eigentlich Voraussetzung für Massentauglichkeit ist.
Aber natürlich empfindet das jeder Leser anders.
Hier aber nun die Rezension:
Inhalt:
Nach einer nuklearen Katastrophe haben sich die Überlebenden in Moskau in die weitverzweigte Unterwelt der Metro geflüchtet. Auch dreißig Jahre später ist die Oberfläche noch immer verstrahlt, die Strahlung hat außerdem eine Vielzahl mutierter Arten entstehen lassen - die Ruinen von Moskau werden nun von allerlei raubgierigen und gefährlichen Kreaturen bevölkert. Nur ein paar wenige Mutige unter den Menschen wagen den Aufstieg in die zerstörte Stadt, um dringend benötigte Güter nach unten zu schaffen. Diese Männer sind schwerbewaffnete und kriegsgehärtete Stalker in Strahlenschutzanzügen, die nur im Schutz der Nacht nach oben steigen, denn das jahrzehntelange Leben in notbeleuchteten Tunnels hat Tageslicht unerträglich für menschliche Augen werden lassen.
Jede Metro-Station bildet ein eigenes kleines Reich, und es gibt dort alle möglichen Ideologien, Religionen, Fraktionen und Diktaturen, die Bündnisse eingehen oder einander bekämpfen.
Der junge Wachsoldat Artjom war ein Kleinkind, als die Bomben fielen, und kennt nur das Leben in den Tunnels. Er wuchs auf der Station WNDCh auf, die aus dem Export von Pilztee ein anständiges Auskommen sichert, jedoch ihre Grenzen gegen mutierte Ratten und neuerdings die sogenannten 'Schwarzen' sichern muss - monströse Kreaturen, die gegen Schmerz immun zu sein scheinen, als Menschenfresser gelten und mit ihren telepatischen Fähigkeiten Angst und Verzweiflung in die Herzen der Menschen sähen.
Eines Tages kommt der mysteriöse Hunter auf die WDNCh, ein wortkarger Krieger, mit dem Artjom Freundschaft schließt. Hunter soll die Angriffe auf die Station zu untersuchen, denn die WDNCh ist eine wichtige Bastion gegen Bedrohungen von der Oberfläche: Wenn sie fällt, können die Angreifer ungehindert in die dahinterliegenden wohlhabenden Stationen strömen. Bevor Hunter zu einer Erkundung der Oberfläche aufbricht, nimmt er Artjom das Versprechen ab, eine Botschaft in die Polis zu bringen, eine sagenumwobene Station, in der die Menschen angeblich noch immer in Reichtum und Überfluss leben, wie vor dem Krieg, und die dank ihrer Lage direkt unter der großen Bibliothek noch immer Forschungen betreibt, während der Rest der Menschheit in der Barbarei versinkt. Hunter kehrt nicht zurück, die Bedrohung für die WDNCh verschärft sich und Artjom kommt zum Schluss, dass die einzige Hoffnung auf Rettung darin liegt, dass er sein Versprechen an Hunter erfüllt.
Er macht sich auf eine lange Reise, die ihn tief in die dunkelsten und schrecklichsten Geheimnisse der Metro führen wird, an abgelegene Stationen und Orte, die vor ihm kaum ein Mensch betreten hat und zu Erkenntnissen, die sein Schicksal formen und ihn für immer verändern werden.
Auf seiner Reise trifft er auf schier unüberwindliche Feinde und findet Freunde und Verbündete an den überraschendsten Orten, und er lernt, was Verlust und Aufopferung wirklich bedeuten. Er muss innere und äußere, sichtbare und unsichtbare Dämonen bekämpfen, entdeckt seine eigenen Fähigkeiten und erlebt die Macht des Selbstzweifels ebenso wie des Glauben an sich selbst. Er folgt einer Mission, deren Gestalt sich so oft verändert, dass er am Ende nicht einmal weiß, ob er sich selbst noch glauben kann.
Meine Meinung:
Metro 2033 ist das, was wunderbare russische Erzählkunst für mich ausmacht: Ein episches Meisterwerk, fantasievoll jenseits aller Vorstellungskraft, zutiefst melancholisch, klug und philosophisch, mitunter grauenhaft langatmig, im nächsten Moment aber so fesselnd, dass einem der Atem stockt und man den Roman unmöglich aus der Hand legen kann.
Die phantastische postapokalyptische Untergrund-Welt ist eine interessante Symbiose aus Horror- und Fantasy-Elementen mit vielfältigen philosophischen und ideologischen Konzepten, klug in die Gesamtkonstruktion verwoben und glaubwürdig dargestellt.
Auch die Charaktere sind einfach wunderbar in ihrer verrückten Vielschichtigkeit. Artjom ist ein überzeugender Protagonist, voller Stärken und Schwächen, menschlich, schwankend, überzeugt, verzweifelt, getrieben von Hoffnung, zerschmettert von Enttäuschungen ... jemanden, dem man selbst im tiefsten Abgrund nicht seine Gunst entziehen kann, weil man mit ihm da unten hockt und genau weiß, man selbst hätte in seiner Haut nicht anders handeln können.
Dieser Roman hat Wucht, er hat Eigenständigkeit und Charakter und es ist nicht immer leicht, ihn zu lesen - was nicht an einem Mangel an Spannung liegt. Die ist immer gegeben.
Metro 2033 ist ein großartiges Buch - auch wenn man nach Abschluss der Lektüre erst einmal Erholung braucht. Der Nachfolger steht auf meiner Liste, allerdings werde ich etwas Zeit ins Land gehen lassen, bevor ich mich da dranwage und mich erneut in die düstere Welt der Moskauer postapokalyptischen Metro begebe.
Ich verteile 8 von 10 Punkten (Abzüge für langatmige Momente, die man quer lesen muss) und freue mich sehr auf die Lektüre von Metro 2034 (nach besagter Pause :grin)