Beiträge von Titus Müller

    Liebe ScoobyDoo,


    selbstverständlich lese ich noch alles, und ich freue mich über dein Feedback!


    Inspiration für die Charaktere entnehme ich zum einen der Recherche: Als ich las, dass man in der Gestapo schneller aufsteigen konnte als bei der Ordnungspolizei, war mir klar, dass Axel Rottländer aus diesem Grund von der Ordnungspolizei zur Gestapo gewechseln sein musste.


    Anderes ergibt sich aus den Charakteren selbst: Als ich entschieden hatte, dass Georg Lehrer sein sollte, bekam seine Haltung zu den Lagerinsassinnen eine ganz neue Farbe, sie sind für ihn wie Schülerinnen, die er bilden möchte und für die er sich verantwortlich fühlt.


    Und natürlich verwende ich auch selbst Erlebtes oder Sachen, die mir aus meiner Familie bekannt sind. Die Szene, in der Axel Rottländer schimpft, weil im Wohnungsflur Spielzeug herumliegt, kenne ich -- aus der Perspektive der Kinder. :grin Wir haben früher immer unseren Schulranzen fallen lassen, sobald wir die Wohnung betreten hatten, und mein Vater fiel dann drüber, wenn er nach Hause kam ...


    Herzliche Grüße,


    Titus

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    Original von hef
    Titus stellt nicht sein Buch vor, er ist sein Buch. So viel ehrliches Herzblut habe ich bisher noch bei keinem Kollegen erlebt, und das sind im Mekka der Lesungen, Olpe, einige pro Jahr.


    Ich danke dir, Hef, dein Lob freut mich sehr. :kopfdreher


    Herzlich,


    Titus

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    Original von Kytha
    Der Stil ist ein völlig anderer, als in den historischen Romanen der älteren Zeit (Die Brillenmacherin, Die Jesuitin, Der Kalligraph des Bischofs ...) dort war der Stil blumiger, hier und auch in dem vorherigen Roman "Tanz unter Sternen" ist der Stil trockener - was irgendwie auch in die Zeit passt. Bei den beiden Büchern müssen die Umschreibungen nicht so ausführlich sein - weil man durch die vielen Bilder, Filme, Erzählungen der Großeltern und Fotos noch einiges aus der Zeit vor Augen hat.


    Das ist eine gute Erklärung, Kytha. Wenn man die Szene schon aus eigener Erfahrung oder aus Filmen vor Augen hat, muss der Autor nicht so viel beschreiben. Ich hatte mir das gar nicht überlegt, hab's aber wohl instinktiv so gemacht. :-)


    Herzliche Grüße, und danke fürs Feedback!


    Titus

    Wow, ginger ale ... in einer einzigen Nacht? Das haut mich um. :anbet


    Danke für die tolle Nachricht und liebe Grüße an deine Freundin. Und danke auch herzlich für dein großartiges Feedback. Das ist ein kräftiger Motivationsschub für den neuen Roman. :knuddel1


    Titus

    Zitat

    Original von Jupp
    Lieber Titus, dein Engagement und deine Beiträge haben mir gezeigt, dass du mit Leib und Seele bei der Sache bist. So habe ich mir die Autorenbegleitung vorgestellt. Ganz herzlichen Dank dafür! :knuddel


    Dankeschön, Jupp! :knuddel1


    Mir macht's großen Spaß mit euch. Freue mich schon auf weitere Leserunden hier mit späteren Romanen. Aus euren Reaktionen -- auch wenn ich sie nicht immer kommentiert habe, ich lese sie sehr aufmerksam -- habe ich viel über das Erzählen gelernt. Danke an dich, und danke an euch alle! :wave


    Titus

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    Original von ginger ale
    Noch ein kleiner Kritikpunkt: Manchmal kam ich mir vor, als ob ich ein Lehrbuch über den Nationalsozialismus lese. Es kamen immer wieder Szenen vor, in denen beispielhafte Gespräche regelrecht vorgeführt wurden: So war das damals, so haben die Menschen gedacht. In Erinnerung habe ich noch, dass z.B. im Kino zwei Frauen, die in der Reihe vor Georg und Eva sitzen, irgendein banales kurzes Gespräch führen, und man fragt sich, wozu das jetzt gut sein soll, weil es mit der Handlung an sich nichts zu tun hat.
    Wenn es um das Leben im Frauen-Lager an der Möhnetalsperre ging, und besonders auch in der Liebesgeschichte von Georg und Nadjeschka, hatte ich das Gefühl, ich lese tatsächlich Texte aus den 40er, 50er oder 60er Jahren.
    Ich würde gern wissen, ob der Roman von dir absichtlich in diesem recht bieder klingenden Stil geschrieben wurde, um die Leser noch mehr in diese Zeit hinein zu versetzen?
    Ich kann mir auch vorstellen, dass das Lesen der vielen Quellentexte dazu führen kann, dass man unbewusst einiges von diesem Schreibstil übernimmt?


    Hallo ginger ale,


    erst einmal: Danke für die gute Antwort zur Entnazifizierung!


    Deine Kritik kann ich gut verstehen. Das passiert so leicht, wenn man einen historischen Stoff behandelt! Man hat irgendetwas Beeindruckendes gelesen und will es unbedingt im Roman wiedergeben, und dann gibt es solche Gespräche wie im Kino ... Das ist dann quasi Steckenpferd-Reiten. :reiter


    Ob ich unbeabsichtigt etwas vom Schreibstil der Quellentexte übernommen habe, kann ich gar nicht sagen. Möglich ist es. Man ist da selber betriebsblind. Ist es jemandem von euch aufgefallen, der andere Romane von mir kennt, schreibe ich hier anders? Denkbar ist es. Wobei ich's nicht schlimm fände.


    Danke dir fürs Mitlesen und das Feedback!


    Herzlich,


    Titus

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    Original von Tremor
    Wie bist Du auf genau dieses Pärchen gestoßen? ( Vielleicht habe ich die Info aber auch überlesen?) Aus einem der Bücher im Anhang?
    Karl Josef Stüppardt und Elena Wolkowa haben in Neheim geheiratet und 6 Kinder bekommen.Lebten sie auch weiterhin in Neheim?
    Im Buch endet die Geschichte im Wald.Mich interessiert jetzt natürlich brennend, wie die beiden es damals geschafft haben,d.h. wieviel im Roman entprach wirklich der Realität.................- und gab es diesen Schwager wirklich?


    Puh, Ihr seht, ich bin noch ziemlich drin im Geschehen......... :-)


    Hallo Tremor,


    zuerst mal: Willkommen hier! :knuddel1


    Freue mich, dass dich die Geschichte berührt hat.


    Auf Karl Josef Stüppardt und Elena Wolkowa bin ich in Helmuth Eulers Buch "Wasserkrieg" gestoßen. Die beiden lebten nach dem Krieg weiterhin in Neheim, und auch heute noch lebt die Familie nahe Neheim. Nach der Lesung in Neheim waren wir zusammen essen ... Die Kinder haben übrigens alle deutsche Namen erhalten, bis auf eine der Töchter, die hat Elena nach ihrer besten Freundin in der Ukraine Tamara genannt.


    Eigentlich hätte Elena nicht zur Zwangsarbeit nach Deutschland gemusst, sondern ihre große Schwester. Die hatte aber zwei Kinder. Also machte sich Elena älter und meldete sich als Ersatz für ihre Schwester. Ihre Mutter hat ihr das nie verziehen (vielleicht, weil sie sie besonders liebte, oder weil sie das Nesthäkchen war). Und Elena hat ihre Mutter nie wiedergesehen, das ist bitter ... Sie traute sich nach dem Krieg nicht in die Ukraine, auch nicht auf Besuch, sonst hätten Stalins Büttel sie geschnappt und nach Sibirien verschleppt. So ist es vielen Zwangsarbeitern ergangen, mit der Begründung, sie hätten für die Deutschen gearbeitet. Stalin war es egal, dass das nicht freiwillig geschehen war.


    Axel Rottländer ist meine Erfindung, und natürlich sind auch Georg und Nadjeschka fiktionalisiert. Dafür gibt es "wahre" Szenen, die nicht im Roman vorkommen und genauso dramatisch und spannend gewesen sein müssen. Georgs/Karls Verwandte schmuggelte Nadjeschka/Elena einmal zum Friseur, noch während des Krieges. Dort gab sie die Ukrainerin als Taubstumme aus, damit sie nicht durch ihren Dialekt auffiel und enttarnt wude. Georg/Karl wurde später allerdings geschnappt und musste bereits sein eigenes Grab schaufeln, erzählte mir seine Tochter. Glücklicherweise ist er entkommen.


    Ich will aber nicht zuviel erzählen, das ist ja die private Geschichte einer Familie, die heute noch lebt. "Nachtauge" ist ein Roman, keine Biografie. Natürlich hat es mich besonders gepackt, weil es durch eine wahre Geschichte inspiriert ist.


    Liebe Grüße,


    Titus

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    Original von Tempe
    Mich würde interessieren, wie diese Regimetreuen, die im Krieg eigentlich alles verloren haben, danach weitergemacht haben? :gruebel Als sie nichts mehr hatten, dem sie dienen konnten? Als sie darüber nachdenken mußten, was sie da gelebt hatten?!


    Hallo Tempe,


    ginger ale hat schon sehr gut antwortet. Ich möchte nur noch etwas zum konkreten Fall ergänzen: Nadjeschkas/Elenas Tochter hat mir erzählt, dass ihre Mutter nach dem Krieg noch oft auf der Straße in Neheim den Männern begegnet ist, die vorher beim Werkschutz gearbeitet hatten, die lebten ja weiterhin da, auch ihre Peiniger. Man verspottete sie als "Russenweib" und war nicht gerade freundlich zu ihr.


    Und einmal, als sie an der Hand Nadjeschkas/Elenas durch die Stadt lief, eilte ihre Mutter auf einen wildfremden Mann zu und umarmte ihn. Die Tochter fragte Nadjeschka/Elena erstaunt, wer das gewesen sei, und die Mutter sagte: "Das war einer von den Guten." Er hatte ihr damals heimlich Essen zugesteckt.


    Beide "Welten" lebten also weiter im Ort ...


    Herzlich,


    Titus

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    Original von Regenfisch
    Mir fällt ein Vergleich ein mit diesen Modellen, die es im Museum gibt. Es wird eine Szene dargestellt und man kann verschiedene Knöpfchen drücken. Ein Ausschnitt wird beleuchtet dann beleuchtet und trotzdem erkennt man den Platz des einzelnen im Zusammenhang.
    So kam mir das Zusammenspiel der Personen im Buch vor.


    Das ist ein toller Vergleich, Regenfisch! Freue mich sehr, dass es dir beim Lesen so ging. :-)


    Herzlich,


    Titus

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    Original von LeseBär
    Unvorstellbar, dass unschuldige Menschen einfach so erschossen werden und niemand dafür zur Rechenschaft gezogen wird. Gab es für diese Szenerie eigentlich ein konkretes Vorbild?


    Hallo LeseBär,


    auf Sabotage stand eigentlich Straflager. Man weiß aber von dem für die Region zuständigen Straflager in Soest, dass dort Menschen zu Tode geprügelt und einfach verscharrt wurden, ohne Verfahren, ohne Konsequenzen für die Täter. Und "erschossen auf der Flucht" gab's natürlich auch, was -- zumindest für Hans -- genug Rechtfertigung für den Mord an Katja ist.


    Liebe Grüße,


    Titus

    Vielen, vielen Dank, maikaefer, Jupp, Tanzmaus, Johanna, binchen und JaneDoe,


    eure Antworten sind sehr spannend für mich!


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    Original von JaneDoe
    Hier ging es um die Sicherheit einer ganzen Nation und die Szenen in Deutschland spielten sich im vergleichsweise unbedeutenden Umfeld ab.


    Das ist eine sehr gute Erklärung. Das eine ist weltbewegend, das andere eher privat. Und natürlich packt es einen mehr, wenn es "um etwas geht".


    Zitat

    Original von JaneDoe
    Nachtauge hätte ich gerne mehr in Aktion gesehen, über ihr Innenleben hätte ich dazu nicht unbedingt etwas wissen wollen. Keinesfalls mehr über ihren Hintergrund, das Geheimisvolle macht die Faszination an dieser Figur aus. Und ich gebe Jupp völlig recht, so jemand muss am Ende sterben, dafür gibt es keine andere Lösung. Ich mag es sehr, wenn sogenannte "gefährliche" Figuren nur von außen geschildert werden, ob sie eine schwere Kindheit hatten, will ich gar nicht wissen. Meist sind sie ja auch nicht dazu angelegt, sich mit ihnen zu identifizieren, da dürfen sie mir gerne fremd bleiben.


    Auch gut auf den Punkt gebracht. Und glücklicherweise seid ihr euch da relativ einig. Als der Lektor mir riet, nicht zu nah an Nachtauge heranzugehen, hat mich das zuerst irritiert, weil ich wichtige Figuren gern tiefer ausleuchte. Aber du hast recht, JaneDoe, man soll sich ja nicht unbedingt mit Nachtauge identifizieren, sie darf ein wenig fremd bleiben.


    Danke euch allen! :wave Ich lerne hier eine Menge.


    Titus

    Hallo binchen,


    ich bin genauso wie du von Günter Merlau begeistert. Habe ihn mir gewünscht, und der Hörbuchverlag hat es möglich gemacht.


    Im Regelfall mag ich gedrucke Bücher lieber. Aber Günter Merlau macht einem das Zuhören wirklich leicht. :)


    Herzlich,


    Titus

    Zitat

    Original von JaneDoe
    Nachtauges Motiv war also gekränkte Eitelkeit, die sich zum Hass gesteigert hat. Von ihr hätte ich persönlich gern mehr erfahren und dafür eine etwas kürzer gefasste Geschichte um Georg und Nadjeschka.


    Dazu gleich von mir eine Frage, gerne auch an die ganze Runde (solche Leserunden sind ja für uns Autoren perfekt, um dazuzulernen): Hättet ihr euch mehr "Innensicht" von Nachtauge gewünscht? Oder nur mehr von der Spionagehandlung und dem Katz-und-Maus-Spiel von MI5 und deutscher Abwehr?


    Bei der Innensicht bin ich nämlich unsicher gewesen. Ich schreibe gerne über die Gedanken und Gefühle der Figuren, fand hier aber, dass Nachtauge geheimnisvoll und ein wenig fremd bleiben sollte. Wie geht es euch, wenn ihr Thriller lest? Mögt ihr gern tief in die "gefährlichen Figuren" eintauchen, oder ist es für euch stimmungsvoller, wenn sie fast nur von außen geschildert werden? Wie habt ihr das bei diesem Roman empfunden?


    Danke für euer Feedback, auch an dich, JaneDoe, das ist sehr wertvoll für mich! :knuddel1


    Titus

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    Original von maikaefer
    Einen Moment kam mir der Gedanke, dass Hans nur immer so tut als ob und dass am Ende er hinter den Streichholztexten steht. Dafür spräche auch, dass er sich von Axel wegversetzen ließ. Aber vermutlich geht da meine Phantasie mit mir durch. :grin :wave


    Finde ich eine tolle Idee! :wave

    Zitat

    Original von imandra777
    Bei Georg musste ich verstärkt daran denken, dass in ihm wohl sehr viel von dir, Titus, selbst steckt. Irgendwie würde ich dich so einschätzen. Vor allem, wenn ich an die Szene auf S. 152

    denke. :-)


    Hm, ich glaube, da ist was dran. War mir gar nicht so bewusst, aber du hast recht! :-)

    Zitat

    Original von maikaefer
    Aber besteht Hoffnung, dass du irgendwann auch wieder einmal weiter in die Vergangenheit zurückgehst... so wie beim Kalligraph oder der Priestertochter? :wave


    O ja! Ich sammle schon Stoff dafür. Hab da ein wunderbares Thema gefunden, ich hoffe, ich kann das Verlagsteam bei Blessing dafür begeistern. :-)

    Hallo Sapperlot,


    viel darf ich nicht verraten, mein Lektor ist da streng mit mir. :-)


    Aber als erste Hinweise: Es wird ein Historischer Roman, er spielt in Deutschland und die Geschichte, die ich erzähle, fand im 19. Jahrhundert statt.


    Vielleicht können wir, wenn der Roman nächstes Jahr im Herbst erscheint, wieder eine Büchereulen-Leserunde machen, das würde mich freuen! Es macht wirklich Spaß mit euch. :knuddel1


    Herzlich,


    Titus