Beiträge von Titus Müller

    Hallo Regenfisch,


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    Original von Regenfisch
    Nachdem ich in Leipzig bei der Lesung zu diesem Buch war, hatte ich offen gestanden etwas Angst, dass das Buch zu oberflächlich werden könnte.


    das ist kostbares Feedback für mich. Darf ich kurz nachfragen? (Ich habe noch 22 Lesungen aus "Berlin Feuerland" vor mir dieses Jahr, und wenn ich da irgendwas besser machen kann, will ich das unbedingt tun.) Was hat dir den Eindruck vermittelt, das Buch könnte oberflächlich sein? Habe ich zuviel von der Liebesgeschichte erzählt und zu wenig von den historischen Hintergründen? Oder waren die vorgelesenen Passagen zu amüsant und zu wenig tiefgründig?


    Warst du bei der Lesung auf dem Messegelände oder bei der ausführlicheren Lesung in der Stadt?


    Danke dir vielmals für die Hilfe! Du nützt damit Hunderten künftigen Lesungsbesuchern ... und dem Autor. :)


    Herzlich,


    Titus

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    Original von SiCollier
    E. T. A. Hoffmann ist mir persönlich aufgefallen, weil ich vor kurzem die Hoffmann-Biographie von Rüdiger Safranski gelesen habe. Das kam mir beim Lesen wieder ins Gedächtnis, denn Hoffmann hatte im preußischen Staat ja auch nicht unbedingt einen leichten Stand. Insofern war meine Erwähnung Hoffmanns etwas ungeschickt, wohl mehr ein lautes Nachdenken. (Direkt zuvor habe ich „Das Nest der Zaunkönige“ - Die Ahnen Band 2 - von Gustav Freytag gelesen.)


    Lautes Denken ist immer erlaubt! :) Ich war nur etwas verwirrt, jetzt sehe ich klar. Danke dir!


    Und Eisenbahnfreunde sind mir sofort sympathisch.


    Herzlich,


    Titus

    Hallo SiCollier,


    es ist spannend für mich, deine Gedanken zu erfahren.


    Zitat

    Original von SiCollier
    S. 12: Kennst du jemanden, der noch beim Tischler Möbel bestellt?
    Und so eine Frage 1848?! Beim Sortieren von alten Unterlagen haben wir die Rechnung für die Möbel der Großeltern meiner Frau gefunden (etwa um 1935). Die waren vom Tischler für Möbel, als das Haus gebaut wurde.


    Natürlich gab es das noch, und es gibt ja auch heute noch solche Fälle. Meinen Schreibtisch habe ich mir auch vom Tischler bauen lassen.


    Aber in der Masse sah es anders aus. 1846 konnten 68 % der Berliner Tischlermeister keine Gewerbesteuer mehr zahlen, waren also auf Grundeis gelaufen. Möbelfabriken und die aufkommenden städtischen "Magazine" (Vorläufer der Großkaufhäuser) machten ihnen mit preiswerten Möbeln die Geschäfte kaputt, zwei Drittel der Berliner Tischler waren gezwungen, für die Möbelhändler zu arbeiten, und verdienten dabei so wenig, dass sie vom Staat von der Gewerbesteuer ausgenommen wurden. Sie waren gezwungen, für die Möbelhändler aus leichtem und schlechtem Material jahrein, jahraus ein und dasselbe Möbelstück herzustellen, mancher Lehrling baut während seiner Lehrjahre nur diesen einen Schrank.


    Zitat

    Original von SiCollier
    Auf den Namen Borsig habe ich dann auch nicht lange warten müssen, der mußte ja fallen. 1/3 der Leute entlassen? Aber damals muß Borsig doch stark auf dem aufsteigenden Ast gewesen sein?!


    Borsig expandierte in diesen Jahren, das stimmt. Aber in der ärgsten Krise musste auch er einen Großteil der Belegschaft entlassen. Konnte ich anfangs, wie du, kaum glauben.


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    Original von SiCollier
    E. T. A. Hoffmann wurde auch schon erwähnt, nur daß der zu diesem Zeitpunkt auch schon etliche Jahre tot war.


    Das verstehe ich nicht ganz, darf ich nachfragen? Beziehst du dich hier auf den Roman, den du zuvor gelesen hast?


    Herzliche Nachtgrüße (wenn einen das Neugeborene wach hält, guckt man auch mal nachts ins Forum ...),


    Titus

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    Original von Maharet
    Auch weil bei "Als wir unsterblich waren" von Charlie ein Kutte rumläuft :) Das waren scheinbar doch recht typische Namen bzw. Spitznamen damals...


    Ich habe in einer späten Phase des Manuskripts ernsthaft überlegt, ob ich ihn umbenenne. Gerade weil ich Charlie und ihren Schreibstil so verehre. Aber ich hatte mich derart an Kutte gewöhnt, dass ich nicht mehr zurück konnte.


    Herzlich,


    Titus

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    Original von Büchersally
    Ich fand die Idee (Titus, das hast du dir hoffentlich ausgedacht) mit den Führungen durch das Feuerland klasse. "Da waren ein paar Damen, die sich gruseln wollten."


    Führungen durchs Armenviertel für Wohlhabende waren (leider!) ein typisches Zeitphänomen, nicht nur in Berlin, auch in Paris, London und New York. Man gierte danach, die Sphäre der Abgestürzten und der Kriminellen kennenzulernen und empfand Nervenkitzel und entsetztes Schaudern. (Im Nachwort des Romans erkläre ich es genauer.)


    Herzlich,


    Titus

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    Original von SiCollier
    Als ich von den schlimmen Verhältnissen der Leute las, fragte ich mich wieder (wie so oft), ob das denn wirklich so war oder ob da - krass ausgedrückt - (Wunsch-)Vorstellungen unserer Zeit in die Vergangenheit projiziert werden.


    Ich fürchte, es war so schlimm. Die sogenannten Wülcknitzschen Familienhäuser, die auf den ersten Romanseiten beschrieben werden, gab es wirklich, und das Elend in ihnen ist recht genau überliefert. Auch die Probleme mit Typhus, Suff und Perspektivlosigkeit sind authentisch für diese Zeit, ganz neu kam damals der Begriff Pauperismus auf, Massenarmut. Aber ich will nicht zuviel Vorwegnehmen, die Gründe für die massive Arbeitslosigkeit und die geringen Chancen, aus ihr zu entkommen, werden im Roman noch Thema.


    Liebe Grüße,


    Titus

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    Original von maikaefer
    Auf Seite 53 unten ist in "PfenniNgen" ein Buchstabe zuviel.


    Danke für den schönen Start hier, maikaefer!


    Die Münzen hießen damals tatsächlich Pfenninge. So wollte man sie von den alten Pfennigen unterscheiden, weil man die Umrechnung geändert hatte: Ein Taler war jetzt 360 Pfenninge wert und ein Groschen entsprach 12 Pfenningen. Beim alten Pfennig waren 288 Pfennige ein Taler gewesen.


    Und die Sachsen waren voraus, die hatten schon das heute übliche Zehnersystem. ;)


    Herzlich,


    Titus

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    Original von gealein
    Ich wüßte eigentlich noch gern, ob es sich nun um den Putsch gegen den König oder nur die Lollardenbewegung handelt, aber es gibt doch keine Fortzsetzung - oder??


    Die Handlung der Fortsetzung liegt bei mir seit Jahren fertig ausgeplant in der Schublade, aber es gab noch keine Gelegenheit, den dazugehörigen Roman zu schreiben, die Verlage wollten lieber Neues haben. Da bei Heyne im Herbst und im Frühjahr 2016 zwei ältere Romane von mir überarbeitet neu herauskommen ("Die Todgeweihte" und "Der Kalligraph des Bischofs"), wird es vielleicht auch bei der "Brillenmacherin" einmal klappen, und dann kann ich womöglich die Fortsetzung noch einmal anbieten.


    Herzliche Grüße, und danke fürs Lesen und Mitdiskutieren!


    Titus

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    Original von Lesebiene
    Ich werde wohl das Buch nach 2 Abschnitten weglegen.
    Die Cleffhänger nach jedem Kapitel stören mir doch den Lesefluss. Nach über 200 Seiten bin ich noch nicht richtig drin. :wave


    Das tut mir leid, Lesebiene, aber ich danke dir für den Versuch und die investierte Lesezeit!


    Herzlich,


    Titus

    Ihr Lieben,


    das ist hochspannend für mich. Danke euch für die Leseeindrücke!


    In den nächsten Wochen mache ich mich daran, "Die Todgeweihte" für eine Neuausgabe bei Heyne sprachlich zu überarbeiten (erscheint im Herbst). Nach 10 Jahren ... Vielleicht kommt das bei der "Brillenmacherin" auch auf mich zu, dann weiß ich schon mal, worauf ich achten muss. :-)


    Herzliche Grüße in die Runde,


    Titus

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    Original von gealein
    ich komme auch nicht so richtig klar. Ständig neue Personen und die Handlungen der einzelnen Abschnitte werden abrupt beaendet. Na, mal weitersehen.


    Danke für die Offenheit! Bitte macht unbedingt weiter so, das ist die ideale Schule für Autoren. Ich merke mir schon mal: Nicht zuviele Personen auf einmal einführen, und Szenen nicht monoton abrupt beenden, auch mal zu Ende erzählen.


    Das ist wertvolles Feedback für mich.


    Herzlich,


    Titus

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    Original von Zwergin
    Puh ganz schwierige Frage. Bei den meisten Figuren kann ich gar nicht genau sagen, warum ich sie mag oder nicht mag.
    Oft ist es eine durch dämliche missverständnisse unnötig in die Länge gezogene Liebesgeschichte, die mich gegen den weiblichen Charakter aufbringt, die Frau finde ich dann oft schnell zickig.


    Hier bin ich grade an der Stelle, als Catherine von ihrer Tochter getrennt, das berührt einfach mein Mutterherz, da muss ich die Ärmste einfach mögen. :lache


    Ich danke dir, das ist doch schon mal ein Ansatz! :)

    Zitat

    Original von Zwergin
    Alan finde ich als Charakter immer noch ziemlich seltsam, aber seine Schwester gefällt mir umso besser, dabei habe ich meistens mit den weiblichen Hauptpersonen Probleme.


    Das ist für mich als Autor natürlich hochspannend. Was magst du für gewöhnlich an den weiblichen Hauptpersonen nicht? Und was ist hier anders? (Ich würde gern daraus etwas lernen für die weibliche Protagonistin in meinem neuen Roman.)


    Herzlich,


    Titus

    Das ist genau richtig, MissMoneypenny!


    Wenn ich an meine Reise nach Braybrooke zurückdenke, erwacht in mir gleich das Fernweh. Die lieben Leute dort, und die Schafe, die im Morgengrauen Gras rupften und mich mit entspanntem Interesse betrachteten ... Dazu die heute noch sichtbaren Spuren des Mittelalters: Die Fischbecken (heute ohne Wasser), die steinerne Brücke, die Thomas Latimers Großvater mauern ließ, der alte Teil der Kirche, in dem sich auch Thomas Latimer aufgehalten haben muss, mit den mittelalterlichen steinernen Sargdeckeln der Ritter ... Ich würde am liebsten gleich aufbrechen und nochmal dahin reisen.


    Liebe Grüße in die Runde,


    Titus

    Hallo, ihr Lieben!


    Andrea (Wolke) hat mich darauf hingewiesen, was ihr hier Schönes vorhabt. Gern werde ich die Diskussion mitverfolgen und, wenn Bedarf ist, Fragen beantworten – vorausgesetzt, ich weiß die Antworten noch. :-)


    Momentan ist "Die Brillenmacherin" vergriffen, ich hoffe, ihr kommt alle an Exemplare heran. Ich habe leider selbst nur eines. Heyne bringt zwar die älteren historischen Romane neu heraus, aber da sind zuerst "Die Todgeweihte" und "Der Kalligraph des Bischofs" dran.


    Bin gespannt, was ihr so denkt und empfindet beim Lesen! Bestimmt lerne ich wieder was dazu für den nächsten Roman.


    Herzliche Grüße in die Runde,


    Titus


    P.S.: Hab jetzt die Teilnehmerlisten nicht verglichen, aber spannend wäre auch, welchen Eindruck jemand hat, der erst diesen älteren Roman von mir liest und dann anschließend (Leserunde ab 1. April) den neusten, "Berlin Feuerland". Bestimmt habe ich mich in manchen Bereichen weiterentwickelt und in anderen dafür an Jugend und Unverfrorenheit eingebüßt. Bin jetzt 37, als ich "Die Brillenmacherin" schrieb (Sommer 2003 bis Sommer 2004), war ich 26.

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    Original von ScoobyDoo
    Ich denke was mir persönlich einfach zu schnell ging, war der Prozess wie Georg zu diesem Punkt kommt. Er ist eindeutig nicht bereit für seine Ideale einzustehen, wenn es ihm gefährlich werden könnte, aber er ist Hals über Kopf dazu bereit alles für eine Gastarbeiterin zu riskieren? Nadjeschka hat nichts zu verlieren, aber Georg eben sehr viel. Mir kam es auch so vor, als wäre dies innerhalb kürzester Zeit geschehen, aber vielleicht haben mich die Daten auch wieder nur verwirrt. Vielleicht oute ich mich auch gerade einfach als furchtbar unromantisch, aber es gehört schon viel dazu, wenn man bereit ist für eine andere Person, die man gerade erst getroffen hat zu sterben. Ich denke ich konnte die Stärke dieser Gefühle vor dem Hintergrund der Tatsache, dass Georg vorher noch so offensichtlich auf seine eigene Sicherheit bedacht war nicht so recht nachvollziehen.


    Hallo ScoobyDoo,


    das ist eine sehr berechtigte Kritik. Georg ändert sein Verhalten, und man versteht nicht recht, warum. Danke, dass du dir die Mühe gemacht hast, noch einmal in dir nachzuforschen und herauszufinden, was dich an ihm gestört hat! Hilft mir sehr.


    Alles, was ich hier lerne, kommt dem neuen Roman zu Gute, an dem ich gerade arbeite. Dankeschön an dich und in die Runde! :knuddel1


    Herzlich,


    Titus

    Vielen, vielen Dank, ScoobyDoo,


    für deine Leseeindrücke! Ich lerne gerne dazu durch solches detailliertes Feedback, es hilft mir wirklich weiter. Danke, dass du dir die Mühe gemacht hast, all das aufzuschreiben. :knuddel1


    Eine Sache ist mir noch unklar. Du schreibst, dass du die Passagen mit Nachtauge schnell und flüssig gelesen hast, die Geschichte um Georg und Nadjeschka für dich aber etwas langatmig war.


    Da denke ich mir gleich: Mehr Action in die Romane! Jawohl!


    Andererseits hast du dir mehr Personenentwicklung gewünscht. Nun habe ich geglaubt, genau das bei Nachtauge weggelassen zu haben (zugunsten der Action) und stattdessen bei Georg und Nadjeschka mehr Zeit dafür aufgewendet zu haben. Georgs Wunsch, wieder als Lehrer zu arbeiten, seine Hadern mit der Ex-Geliebten Eva, Nadjeschkas Sehnsucht nach der Ukraine, der Stein, der sie an zu Hause erinnert, ihr schlechtes Gewissen wegen des Mords an Katja ...


    Habe ich die Personenentwicklung an der falschen Stelle gebracht? Oder waren dir Georg und Nadjeschka nicht sympathisch genug, weshalb du dir dieses Persönliche eher bei Nachtauge gewünscht hättest?


    Ich frage das ganz ohne kritischen Unterton, nur mit Neugier und dem Wunsch, zu verstehen und dazuzulernen. Meine Sorge ist nämlich, sonst das Falsche zu schlussfolgern und am Ende im neuen Roman, den ich gerade schreibe, die langatmigen Stellen noch langatmiger zu machen. :grin


    Danke für jeden Hinweis! (Schreib mir gerne auch, falls du's noch weißt, bei welcher Szene du dich besonders gelangweilt hast. Das hilft mir sehr!)


    Herzliche Grüße und tausend Dank für deine Mühe, :wave


    Titus

    Zitat

    Original von ScoobyDoo
    ich hätte es mit Daten übrigens auch besser gefunden. So fit bin ich in Geschichte dann leider doch nicht, als dass ich das an Kleinigkeiten festmachen könnte... allerdings weiß ich soviel, dass das vermutlich bedeutet, dass zwischen der Geschichte in London und der Geschichte in Neheim nicht nur eine räumliche, sondern auch eine deutliche zeitliche Trennung liegt.


    Oje, ich sehe schon, ich hätte wirklich mehr Daten angeben sollen, und sei es im Erzähltext. London und Neheim liegen nämlich gar nicht auseinander, ich wechsele nur den Ort, nicht die Zeit ...


    Danke für das hilfreiche Feedback! :knuddel1


    Titus