Hallo Alle,
nachdem ich im April ein bisschen auf die Kacke gehauen habe, kommentiere ich dieses Mal etwas ausführlicher, stellenweise vielleicht etwas hart, aber immer nett gemeint. Meine Top 4, aus denen ich dann meine Punkteränge festgelegt habe, habe ich entsprechend gekennzeichnet.
Möge der Kommentarreigen beginnen
Unsere Bank
Ein Drehbuch mit Jana und Hartmut in Nebenrollen. Nur leider sind einige Rechtschreibfehler drin. Der Drehbuchstil gefällt mir, allerdings hätte den Dialogen mehr Spannung gut getan. Die eingestreuten Verweise auf die Geschichten rund um den abnehmenden Mond fand ich persönlich lustig, könnte mir aber vorstellen, dass die Geschichte sich dadurch selbst disqualifiziert. Die Pointe finde ich gelungen. Stellt sie doch einen völligen Bruch mit der bis dahin aufgebauten Stimmung durch Rex dar.
Offene Grenze
Ebenfalls einige Rechtschreibfehler zu finden. Außerdem wirkt die Geschichte nicht ganz rund. Ich hätte es besser gefunden, wenn die Geschichte mit dem 3. Absatz begonnen hätte. Der erste Absatz ist völlig unnötig, der zweite Absatz hätte in den Dritten eingearbeitet werden können. Dann wäre es auch vom zeitlichen Ablauf für mich logischer gewesen, denn ich bin erst mal davon ausgegangen, die Geschichte spielt in der Gegenwart. Dann war etwas vor 9 Jahren und dann sind wir auf einmal im Jahr 1989. Ich musste die Geschichte zweimal lesen, um zu begreifen, dass mit „vor 9 Jahren“ das Jahr 1980 gemeint war. Ansonsten gefällt mir die Idee sehr und auch die „Moral“, dass Birgit erst richtig frei wird, wenn sie erfährt, was mit Peter ist. Wohin das auch immer führt.
(K)ein Tag wie jeder andere
Sehr starke Geschichte mit einem äußerst geschickten Aufbau. So nah können Freude und Leid beieinander liegen. Es wirkt alles überaus glaubwürdig. Das Einzige, was ich zu kritisieren habe, ist der Titel. Unpassend. Top 4.
Sternenstaub
Sehr bildgewaltige kleine Geschichte, in der eine alte Frau sehr mystisch dargestellt wird, als sie sich erhebt, die Stimme ergreift und sich dann erschöpft zur Ruhe legt. Hat bei mir funktioniert, obwohl ich bei ihrem Monolog mehrfach unsicher war, ob er zwischenzeitlich beendet ist, weil so ja niemand spricht und darüber hinaus der Monolog so klingt, wie der Rahmen, in den er eingebettet ist. Zum Schluss geht mir die Mystik dann auch ein wenig verloren. Es wäre schön gewesen, wenn noch etwas passiert wäre, was die Geschichte unterstrichen hätte. Und wenn nur eine Sternschnuppe vom Himmel gefallen wäre.
Urlaubserlebnis
Zweimal „Lücke“ in den ersten drei Zeilen wirft mich direkt wieder aus der Geschichte raus. Zudem hätte gerade dem Anfang, also der Situationsbeschreibung zur Einführung in die Geschichte mehr „Sinnlichkeit“ gut getan. Der Leser sollte hören, fühlen, sehen und riechen können, wenn die Gruppe durch den Wald läuft. Wenn jemand spricht, sollte das in Anführungszeichen gesetzt werden oder als Indirekte Rede formuliert werden.
Beispiel: „Gleich sind wir da“, rufe ich meinem grimmigen Bruder entgegen. Oder indirekt: Ich rufe meinem grimmigen Bruder entgegen, dass wir gleich da seien.
Insgesamt wirkt alles recht emotionslos, obwohl es ja um große Gefühle geht. Angstbewältigung, Stolz, Zorn.
Chili Con Carne
Unterhaltsame Geschichte. Aber diese Bilder in meinem Kopf! Arghhh! Wolle NUR mit Freundschaftbändern im RHCP- Stil. Das war die eigentliche Pointe der Geschichte. Dass die Bedienung doch nicht so blöd ist, wie sie mit ihrem Dialekt (gehört jemanden in dritter Person anreden zum Hardcore- Berlinern oder ist das eine besondere Schrulligkeit der Bedienung?) und unbefangenen Auftreten wirkt. Insgesamt wird die Bedienung sehr sympathisch geschildert. Top 4.
Die andere Seite gibt es nicht
Sehr kurz gehalten und doch Gänsehaut erzeugt. Inspiriert durch „The Sixth Sense”? Aber schon erstaunlich: Ich war skeptisch, als ich angefangen habe, die Geschichte zu lesen, alleine weil sie so kurz wirkte und etwas belanglos anfing. Hat aber alles Sinn gemacht, gibt nichts anzufügen und nur wenig wegzulassen. Kurz und Gut.
Ohne Worte
Ah, endlich ein intellektueller Beitrag.
Ein vorsichtiger Versuch der intellektuellen Annäherung an diese Geschichte: Mit dem Titel will uns der Autor verwirren. Denn natürlich kam er nicht „ohne Worte“ aus, auch wenn er es versprochen hatte. Stattdessen schreib er, ich zitiere den gesamten Text: „Dunkel“.
Die Geschichte selbst strotzt vor positiver Energie, weil - zum Thema „Die andere Seite“ passend - diese andere Seite dunkel ist, was gleichermaßen bedeutet, dass es auf dieser Seite hell ist. Eine überaus optimistische Betrachtungsweise, bei gleichzeitiger Akzeptanz des Düsteren in der Welt. Wie Yin und Yang oder Luke Skywalker und Darth Vader.
Gleichzeitig deutet ein fehlendes Satzzeichen auf eine ungewisse Zukunft hin. Ein offenes Ende, welches das Individuum selbst für sich zu schließen hat. Das nimmt der Autor dem Leser nicht ab. Oh nein!
Hinzu kommt der klare cineastische Verweis, wie oben schon angedeutet: In welche Richtung lässt man sich ziehen? Bleibt man auf der hellen Seite oder treibt es einen ins Dunkel, zu seinen inneren Dämonen? Was würde Yoda dazu sagen? Und überhaupt: „Luke! Kchhhh… Kuhhhhh. Ich bin Dein Vater!“ Dieses wohl philosophischste Zitat der Filmhistorie macht deutlich, dass wir alle eine helle und dunkle Seite besitzen. Und beide akzeptieren sollten. Genau darauf will der Autor hinaus: Akzeptiere Deine dunkle Seite, spüre die Möglichkeiten, fühle Dich in die Zukunft und wähle Deinen Weg weise, junger Padawan!
Ich bin begeistert! Aber ich nehme an, dass sich dieser Inhalt der breiten Masse der Leserschaft nicht erschlossen hat und diese hochphilosophische Geschichte daher leider knapp die Punkteränge verfehlt. Schade!
Ich tippe auf VOLTAIRE!
Fernweh
Mit dieser Geschichte werde ich nicht warm, das liegt aber nicht unbedingt an der Geschichte. Vielleicht am Erzählstil, den ich gerade gar nicht so mag. Also rein subjektiv. Sorry! Mir fehlt hier aber auch die Möglichkeit, mich in den Erzähler hineinzufühlen. Ist alles so nüchtern erzählt.
Grüße aus der Grauzone
Endlich wird mal gefögelt! Natürlich muss ich auf Fay tippen, komme gar nicht drum herum. Übrigens auch hier ein stiller Verweis auf Star Wars. „Der Dunklen Seite widerstehen Du musst!“
Ist es nicht so, dass sexuelle Phantasien als Phantasien gut funktionieren, weil sie ein Gegenkonzept zum geregelten, gezügelten Leben darstellen? Ich glaube auch, dass es gar nicht so selten ist, dass man Phantasien hat, in denen man dabei die Kontrolle abgibt, wo man sich fallen lassen kann, geführt wird. Sogar Vergewaltigungsphantasien sind wohl nicht selten, wenngleich sicher keine Frau das in Wirklichkeit möchte. Als Realität würde die Phantasie meistens nicht funktionieren. Ich z.B. würde mich mit zwei Frauen im Bett wahrscheinlich hoffnungslos überfordert fühlen. Aber phantasieren ist erlaubt. Liebe Erzählerin: Alles in bester Ordnung!
Sprachlich gute Geschichte. Hat kein Gleitgel gebraucht, um zu flutschen…
Das Geheimnis
„Aus Ralf war Mercedes geworden, wie schon so oft in der Vergangenheit“. Das „wie schon so oft in der Vergangenheit“ ist überflüssig, weil er sich „routiniert“ schminkt.
Den zweiten Absatz finde ich zu lang. Dadurch hat die „Pointe“ an Fahrt verloren. Die Emotionen von der Witwe hätten stärker gezeigt werden können, gerade dass es einen Gegensatz zwischen der Fassade und ihrem Innenleben gibt. Trauer, Verbitterung, Wut, Scham…
Den ersten Absatz finde ich besser, als den Zweiten. Die Idee hat mir gefallen. Mit ein bisschen Feintuning eine gute Geschichte.
Bitte wenden!
Oh! Eine Geschichte mit vielen Wendungen! Alzheimer- Patient bei seiner alltäglichen Beschäftigung, die Hände schon ganz rauh. Neue Beschäftigungstherapie? Wo will der Staat denn noch sparen?
Dieser kleine Gag mit dem beidseitigen „Bitte wenden“ schoss mir übrigens auch direkt in den Kopf, als ich das Thema zum ersten Mal gesehen habe. Aber daraus eine Story basteln? Mutig! Aber für Punkte reicht´s nicht…
Roter Schnee
Atmosphärisch beschrieben. Man kann sich in die grausame Szene gut hineinfühlen. Dieses „sich selbst beobachten“ schreibt man meist einer Krankenhausszene zu, wie man oben in einer Ecke auf seinen Körper hinabschaut. Hier wurde die Szene gut gewählt, man kann sich das alles bildhaft vorstellen. Das Einzige, was zu einem Punkterang fehlt, ist eine „Pointe“ / eine Wendung oder eine bestimmte Erkenntnis zum Schluss. Dass die Frau auf ihren toten Körper hinabschaut, ist spätestens vom zweiten Absatz an klar. Das taugt dann nicht mehr als Schluss.
Arschloch
Einige Schreibfehler am Anfang, die auch die Word- Rechtschreibprüfung schnell erkannt hätte. Positiv ist, dass die Erzählstimme den zum Erzähler passenden Ton trifft. Die Story selbst ist aber zu vorhersehbar. Ein Arschloch bekommt seine Rechnung präsentiert. Von Gott persönlich. Auge um Auge, Brennglas um Brennglas. Vom Arschloch zur Ameise im Brennglas eines Arschloch- Gottes.
Außerdem finde ich den Satz: „Mit dieser Reise habe ich mir einen Traum zu meinen 30. Geburtstag erfüllt“, unpassend. Das Arschloch hat keinen Traum, es will zum 30. Geburtstag mal so richtig auf die Kacke hauen. So jedenfalls ist es ein Stilbruch. Insgesamt unterhaltsam, die Schadenfreude trägt aber nicht bis zum Ende.
Über die Straße
Der dritte Satz klingt merkwürdig… Ansonsten sprachlich recht kindlich gehalten (ich hoffe, das war Absicht. Wenn nicht: SORRY!). Jedenfalls passt der Erzählstil zum Erzähler in der Geschichte, die irgendwie erfrischend wirkt. Mit dem Ende kann ich nichts anfangen. Den Querverweis zu Brokeback Mountain fand ich lustig. Insgesamt ist die Geschichte deutlich besser, als sie in den ersten drei Zeilen zu werden versprach.
Die andere Seite des Spiegels
Eine Hausfrau mit zerbrochenen Träumen entschwindet der Realität, durch einen Spiegel, in dem sie sich nicht erkennt. Sie landet – vermute ich – inmitten von Erinnerungen aus Ihrem Leben, erst als junge Frau am Strand, dann als Kind im Haus ihrer Oma. Doch es gelingt ihr, wieder zurück in die Realität zu kommen. Das kleine Mädchen wird wieder zur Hausfrau mit zerbrochenen Träumen, der Kreis schließt sich. Mit einem Stein in ihrer Brust, der vielleicht irgendwann bewirkt, dass sie den Heimweg nicht findet? Die Geschichte wirkt rätselhaft und vielleicht liege ich auch völlig falsch mit dem, was ich geschrieben habe. Sie ist seltsam verschachtelt und gerade der Sprung von junger Frau am Strand hin zum Mädchen ist schwierig zu erkennen, weil der erste und letzte Sprung durch den Spiegel als Pforte symbolisiert wird. Ansonsten stilistisch wirklich toll. Top 4.
Ich musste unweigerlich an Lost Highway denken. Ein Film, den ich wohl nie begreifen werde.
Eis
Der Tag, an dem der Junge zum Mann heranwuchs, denn kaum hat er seine kindlichen Ängste besiegt und den Tunnel angefangen, nüchtern zu betrachten, nimmt er auch Rolles Schwester wirklich wahr. Nur konsequent, dass er sie später ehelicht. Besonders konsequent, dass er fortan großer Eisfan ist, bei DER Konditionierung. Die Geschichte ist ganz nett zu lesen und gehört definitiv zu den Besseren. Bei mir reicht es aber nicht für Punkte.
Seite 2
2/5/2 2/4/2 4/5/2 2/4/3 2/5/2 4/7/4 4/4/4 4/4/3
Was die Zahlen sollen? Nun, das ist die Anzahl der Silben pro Zeile. Und das Bild, das daraus entsteht, zeigt das Dilemma dieses Gedichtes. Inhaltlich durchaus interessant. Der Mensch hört auf seine innere Stimme und geht ins Wasser, um zu ertrinken. Die innere Stimme jedoch macht einen Rückzieher und bewirkt, dass der Selbstmordversuch scheitert. So jedenfalls habe ich es verstanden.
Familienidyll
Ein Familienidyll welches man so in vielen Familien vermutet, in denen ein heimlicher Trieb- Straftäter lebt. Und im Fernsehen werden dann Nachbarn interviewt, die mit dackeltreuem Blick beteuern, dass der Lukas ein ganz angenehmer Nachbar war, der sich rührend um seine Kinder gekümmert hat. Wie kann ein Mensch eine derartige Idylle aufrechterhalten, während er so schlimme Dinge tut? Die Geschichte wirkt realistisch und schockt genau mit dieser Erkenntnis. Eine Erkenntnis, die aus heiterem Himmel auf die Familie einbricht. Wirklich gut! Top 4
Anna
Das mit dem „du hier, ich hier“ habe ich erst zum Schluss verstanden. Die Geschichte dreht sich allerdings genauso im Kreis, wie der verliebte „Gizmol“. Gizmol: Wie kommt man auf den Namen? Will uns der Autor auf eine Spur lenken? Google ergab nichts Erhellendes. Jedenfalls: Liebe hier, Liebe da. Er dreht sich im Kreis, nur dass er etwas ruhiger und die Liebe etwas wärmer wird. Er ist einfach bemüht, das kleine Bisschen „Beziehung“, das er hat, aufrecht zu erhalten und missbraucht ihre kontaktfreudige Naivität, um diese Nähe zu erhalten, wobei er gleichzeitig zu feige ist, einen Schritt weiter zu gehen. So wird das nie was mit der Chor- Kollegin. Leider auch nicht ganz mit den Punkten.