Ohne das Lehrerhasserbuch zu kennen: Seit der Pisa-Ruck durch unsere Schulen ging, hat der Druck in den Grundschulen erheblich zugenommen: Englisch ab der 3. Klasse als versetzungsrelevantes Fach, mehr Klassenarbeiten, mehr Beurteilungen, mehr schulinterne Vergleichsarbeiten zur Überprüfung des Wissensstandes der jeweiligen Parallelklassen, die Testserie VERA im 4. Schuljahr, die den Kenntnisstand in mehreren Bundesländern überprüft ...
Vor einiger Zeit las ich den klugen Ausspruch in der "Zeit" zum Thema Bildung: "Vom Wiegen wird die Sau nicht fett!"
Stimmt.
In den Grundschulen, die ich kenne (in einer davon arbeite ich nachmittags), habe ich noch keine Kuschelecke entdeckt, dafür eine Menge Vorgaben von "oben" und eine Menge müder Kinder, abgelenkt von TV, Gameboy und PC.
Ich denke, die Schere klafft auseinander: Vorgaben und Kontrollen auf der einen Seite, zunehmend überforderte Kinder auf der anderen Seite, die gar nicht mehr den Kopf frei haben, um Wissen aufnehmen zu können.
Okay, die "Normalen" gibt es auch, aber in der Klasse meines Sohnes sind die Kinder mit TV und anderer Unterhaltungselektronik im Zimmer in der deutlichen Mehrheit.
Und wenn ich nach dem Mittagessen in der Schule erscheine und Unterricht machen will, treffe ich auf schläfrige Kinder ("Ich hab vergessen, heute Nacht meinen Fernseher auszuschalten, Entschuldigung"), überdrehte Kinder ("Voll geil, wie der Spiderman angesaust kam, ich mach dir das mal vor") und einige wenige lernbereite/lernfähige. Den Lernbereiten kann ich alles beibringen, den Müden, Überforderten und Aufgedrehten kann ich beim besten Willen nichts beibringen, und wenn ich den Unterhaltswert von Thomas Gottschalk und die Fähigkeiten von James Bond hätte, es geht nicht. Mit PC-Games kann ich nicht konkurrieren.
Ich vermute, die Erfahrungen der vierfachen Mutter mit dem Schulsystem sind nach dem Pisa-Ruck einfach überholt.
Soweit meine Meinung als Mutter und Lehrkraft, quasi als Zwitter zwischen den Stühlen sitzend.
Lieben Gruß
polli