Beiträge von polli

    Ohne das Lehrerhasserbuch zu kennen: Seit der Pisa-Ruck durch unsere Schulen ging, hat der Druck in den Grundschulen erheblich zugenommen: Englisch ab der 3. Klasse als versetzungsrelevantes Fach, mehr Klassenarbeiten, mehr Beurteilungen, mehr schulinterne Vergleichsarbeiten zur Überprüfung des Wissensstandes der jeweiligen Parallelklassen, die Testserie VERA im 4. Schuljahr, die den Kenntnisstand in mehreren Bundesländern überprüft ...
    Vor einiger Zeit las ich den klugen Ausspruch in der "Zeit" zum Thema Bildung: "Vom Wiegen wird die Sau nicht fett!"
    Stimmt.


    In den Grundschulen, die ich kenne (in einer davon arbeite ich nachmittags), habe ich noch keine Kuschelecke entdeckt, dafür eine Menge Vorgaben von "oben" und eine Menge müder Kinder, abgelenkt von TV, Gameboy und PC.


    Ich denke, die Schere klafft auseinander: Vorgaben und Kontrollen auf der einen Seite, zunehmend überforderte Kinder auf der anderen Seite, die gar nicht mehr den Kopf frei haben, um Wissen aufnehmen zu können.


    Okay, die "Normalen" gibt es auch, aber in der Klasse meines Sohnes sind die Kinder mit TV und anderer Unterhaltungselektronik im Zimmer in der deutlichen Mehrheit.


    Und wenn ich nach dem Mittagessen in der Schule erscheine und Unterricht machen will, treffe ich auf schläfrige Kinder ("Ich hab vergessen, heute Nacht meinen Fernseher auszuschalten, Entschuldigung"), überdrehte Kinder ("Voll geil, wie der Spiderman angesaust kam, ich mach dir das mal vor") und einige wenige lernbereite/lernfähige. Den Lernbereiten kann ich alles beibringen, den Müden, Überforderten und Aufgedrehten kann ich beim besten Willen nichts beibringen, und wenn ich den Unterhaltswert von Thomas Gottschalk und die Fähigkeiten von James Bond hätte, es geht nicht. Mit PC-Games kann ich nicht konkurrieren.


    Ich vermute, die Erfahrungen der vierfachen Mutter mit dem Schulsystem sind nach dem Pisa-Ruck einfach überholt.


    Soweit meine Meinung als Mutter und Lehrkraft, quasi als Zwitter zwischen den Stühlen sitzend.


    Lieben Gruß


    polli

    Originaltitel: A Maggot, 1985 erschienen


    Aus dem Klappentext:
    Am letzten Aprilabend des Jahres 1736 übernachten zwei Adlige in Begleitung ihrer Diener und einer Magd in einem Dorf in Devonshire. Sie geben sich als Onkel und Neffe aus, unterwegs zu einem Treffen mit einer reichen Dame. Der eine Diener ist ein großspuriger Raufbold, der andere ein schwachsinniger Taubstummer von eindrucksvoller Schönheit. Bald nach der Abreise der Gruppe wird dieser Mann erhängt im Wald gefunden, einen Strauß Veilchen im Mund. Die anderen Reisenden sind verschwunden.
    Der Rechtsanwalt Ayscough stellt im Auftrag einer inkognito bleibenden Persönlichkeit aus dem Hochadel Untersuchungen über den mysteriösen Mordfall an. (...)


    Was er im Verlauf der Untersuchungen und zahlreichen Verhöre herausfindet, verrate ich an dieser Stelle nicht.


    Mein Eindruck:
    Dies ist ein spannendes Buch, 562 Seiten dick, kein Krimi. Fowles, ein Experte für englische Literatur, lässt das 18. Jahrhundert vor unserem geistigen Auge wieder erstehen - mit seinen Überzeugungen, Vorurteilen, seinem begrenzten Kenntnisstand und seiner religiösen Prägung. Wenn er das „einfache Volk“ zu Wort kommen lässt, verwendet er eine dazu passende Sprache (in der ausgezeichneten Übersetzung von Hans Wolf wird dies berücksichtigt).
    Fowles macht in seinem Epilog darauf aufmerksam, dass er keinen historischen Roman geschrieben hat: „Ich wiederhole: Dies ist eine Grille - nicht ein Versuch, (...) Historie faktisch oder sprachlich zu reproduzieren.“


    Mit „Grille“ ist die Laune, der wunderliche Einfall gemeint, nicht das zirpende Krabbeltier. Fowles sagt im Vorwort: „Die folgende erzählerische Grille wurde just aus dem nämlichen Grunde verfaßt wie jene alten Musikstücke, in deren Epoche sie angesiedelt ist: aus Besessenheit von einem Thema.“ Aus diesem Grund habe ich die Rezension unter "Belletristik" einsortiert.


    Die Handlung halte ich für eher nebensächlich, viel passiert nicht. Spannender sind die unterschiedlichen Deutungen des Geschehens, die Erinnerungen, die Redewendungen, das Hin- und Her der zahlreichen Dialoge. Und nicht zuletzt ist die altertümliche Sprache angenehm zu lesen:


    Habt Ihr den Gegenstand ihrer Conversation vernommen?
    Nein, Sir.
    Keine Sylbe?
    (...)
    Begrüßten sie einander wie Fremdlinge? (...)
    Wie Fremdlinge, Sir. Dergleichen thut Mr. Beckford oftmalen.



    Zum Autor: John Fowles, Engländer, Hochschullehrer für englische Literatur, wurde 1926 geboren. Er starb im November 2005. Bekannt wurde er durch das Buch (und den Film) „The French Lieutenant's Woman/Die Geliebte des französischen Leutnants“.
    Eine Rezension zu diesem Buch ist vorhanden.


    polli

    Ich komme noch mal auf die Impf-Diskussion zurück, bei mir schon länger her:


    Wozu gegen Röteln impfen, ist doch harmlos?
    Beim eigenen Kind ja. Aber dein krankes Kind kann die schwangere Nachbarin anstecken und das führt beim ungeborenen Kind zu schweren Schäden (Taubheit, Blindheit). DAS will kein Kinderarzt.
    Mumps?
    Kann, recht häufig sogar, zu Komplikationen wie späterer Unfruchtbarkeit führen. Wenn du ein Mädchen hast, kann es immer noch ein paar Jungs anstecken, und DAS will auch kein Kinderarzt.
    Diphterie?
    Im Kommen. Deutschliand ist zwar offiziell kein Einwanderungsland, aber die Oma aus Kasachstan, die gerade bei der besten Kindergartenfreundin deines Kindes zu Gast ist, kann die Krankheit mitgebracht haben. Ein Teil der Kinder stirbt an dieser Krankheit und DAS will kein Kinderarzt.
    TBC? Hatten wir schon, weiter oben im Thread.
    Masern?
    Soll weltwelt innerhalb der nächsten drei Jahre ausgerottet sein. In Ländern wie dem unseren klappt es nicht, an diesem Ziel zu arbeiten, andere Länder koppeln den Besuch von Gemeinschaftseinrichtungen an vorherige Impfungen. Masern kann zu bösen Komplikationen und Todesfällen führen, und auch wenn nur ein einziges Kind stirbt, weil dein ungeimpftes, robustes Kind ein schwächeres angesteckt hat: DAS will kein Kinderarzt.
    Die Liste lässt sich beliebig fortsetzen: Hirnhautentzündung, Tetanus, Hepatitis, Keuchhusten ...


    Fazit: Beim Impfen geht es keinesfalls ausschließlich ums eigene Kindeswohl, sondern immer auch um den epidemiologischen Blick.


    Ein Impfproblem bleibt: Zum Impfen muss man gesund sein. Bei durchschnittlich zwölf Infekten im Jahr, die 10- 14 Tage dauern, bleiben nicht mehr viele Tage zum Impfen übrig.


    Soweit ein paar Gedanken.


    Lieben Gruß


    polli

    Von morgens bis nachmittags (mir schmeckt Kaffee nicht, nur Schwarztee): Assam oder eine ostfriesische Mischung. Meist habe ich zwei bis drei Sorten, zwischen denen ich wechsle. Darjeeling geht auch, beim Geschmack kommt es aber stärker als beim Assam auf die Teeplantage an. Aroma nur, wenn es aus aus meinem Garten (Minzblätter) oder meinem Gewürzregal (Nelken, Zimtstangen, Vanille) stammt. Diese aromatisierten Tees gefallen mir nicht, vor allem, weil sie schon aufdringlich im Laden durch die Packung hindurch duften. Bin wohl ziemlich empfindlich, was meine Nase und meinen Teegeschmack angeht.


    Lieben Gruß


    polli

    Danke, ihr Lieben, für die Tipps!


    Salonlöwin, dieses Buch habe ich zu Hause. Kann ich nur empfehlen. Aus der Reihe "Gebrauchsanweisung für ..." gibt es einige lesenswerte Bände jenseits der üblichen Reiseführer.


    Die anderen Bücher, die ihr genannt habt, kenne ich (noch) nicht, und dass wir hier eine Elsässer Autorin haben, wusste ich auch nicht.


    Der Grund, warum ich auf der Suche nach Elsässer AutorInnen/Büchern bin: Ich habe es mir zur Gewohnheit gemacht, Länder/Regionen anhand der Literatur ein wenig kennen zu lernen, und da wir unseren Sommerurlaub im Elsass verbringen werden, habe ich gerade eine dazu passende Lese- und Lernphase.


    Lieben Gruß


    polli, stellt gerade eine Liste für den Buchladen ihres Vertrauens zusammen

    Eine Frage an alle Frankreich-Kenner:
    Kennt sich jemand von euch mit AutorInnen aus, die entweder aus dem Elsass stammen oder darüber schreiben?
    Reiseberichte und Touristenführer meine ich nicht, sondern alle anderen literarischen Produkte.


    Bis jetzt ist mir nur Toni Ungerer als bekennender Elsässer eingefallen. Und Goethe hat Friederike im Elsass kennen gelernt und darüber geschrieben.


    Lieben Gruß


    polli, auf der Suche

    Schade, dass deine Gedanken kurz vor der OP nicht länger dauern, davon hätte ich gern noch mehr gelesen, Testsiegerin. Vor allem davon, wie man operationstechnisch die kalten Füße in warme verwandelt, das interessiert mich sehr.


    Lieben Gruß


    polli, mit Wollsocken

    Ich plädiere fürs Tragetuch. Zwar ist mein Jüngster schon neun, aber das Ding nehmen wir zum Sitzen und Liegen mit an den Strand, verdunkeln damit Fensterscheiben, wenn die Kinder in den hellen Nächten nicht schlafen können, wickeln frierende Familienmitglieder darin ein ...
    Ich vermute, ich werde damit auch noch zukünftige Enkelkinder durch die Gegend tragen. Übrigens habe ich in weiser Voraussicht ein dunkel gestreiftes Modell gewählt. Extra lang.


    Einen Tragesack hatte ich auch (geliehen). Meine Kinder waren schnell kugelrund und schwer, ich nicht, und sie belasteten mit ihrem Gewicht meinen Rücken. Mit dem Tuch habe ich mehrere Haltungen auswählen können, das schonte den Rücken.


    Glückwunsch zum Durchschlafen! Es geht aufwärts!


    edit: Ich hab noch 'nen Hebammentipp zum Thema frieren/Kind warm einpacken. Die meisten Leute, die ich kenne, mummeln ihr Kind so dick ein, dass es fürchterlich schwitzt. Und wenn dann ein Windzug kommt, kühlt es gleich aus. Meine Hebamme gab mir den Rat, hinten im Nacken zu fühlen, ob die Haut kühl oder warm ist. Oder nass geschwitzt.
    Was schnell auskühlt, das sind Hände, Füße und Kopf.


    Lieben Gruß


    polli

    Aus dem Klappentext:


    Am Anfang ist der kleine graue Mann ein ungebetener Gast. Am Ende werden Jakob und er ans Meer fahren. Dazwischen gibt es jede Menge Spaß, aber auch Bauchweh und ein paar Tränen.


    Jakob versucht einiges, um den Herrn Stinki loszuwerden. Das Legoschwert, der Ameisenhaufen, nichts klappt. Aber vielleicht findet er ja doch noch einen Trick. Oder sind Tricks gar nicht nötig?


    „Jakob und der gewisse Herr Stinki“ erzählt von großen Schwächen und kleinen Stärken, vom langweiligen Erlaubten und vom spannenden Verboteten: eine Erwachsenengeschichte für Kinder und eine Kindergeschichte für Erwachsene.


    Die Autorin ist die Österreicherin Barbara A. Fallnbügl. Die Illustrationen stammen von Monika Pellkofer-Grieshammer.


    Das Buch ist zum Vorlesen geeignet und spricht mit seiner großen Schrift und den Bildern Grundschulkinder an, die lesen können.


    Soweit eine ganz normale Buchvorstellung. Und jetzt die andere Version:


    Dieses Buch hat mein Sohn zum achten Geburtstag bekommen. Es zählt, fast zwei Jahre später, noch immer zu seinen Lieblingsbüchern und zu meinen auch.


    Jakob ist ein kreatives Kind. Er probiert die neue Bohrmaschine aus und macht auch ganz tolle Löcher. In die Zimmertür. Als sich sein schlechtes Gewissen meldet, das ist nämlich der gewisse Herr Stinki, versucht er die Löcher zu reparieren. Mit rosa Kaugummi ...
    Das wird so glaubhaft und humorvoll erzählt, dass ich sicher bin, den Stinki schon gesehen zu haben. Aber ganz sicher habe ich die Autorin schon gesehen. Hier bei den Büchereulen heißt sie Testsiegerin, und wenn ihr ihre Vorstellung *stolpert zur Tür rein* lest, dann wisst ihr gleich, wie ihr Schreibstil ist.
    Schade, dass ihr das gerollte österreichische „rrr“ nicht hören könnt. Wenn sie aus dem Buch liest, klingt das wirklich musikalisch.


    Auch die Bilder gefallen mir gut. Farbig, kräftige Striche, aber nie quietschbunt und niedlich-süß. Ein Buch zum Verschenken, aber nicht zum Hergeben. Dafür lese ich selbst zu gern darin.


    Lieben Gruß


    polli

    Eine englischsprachige Leserunde würde ich gern mitmachen, allerdings kommt es aufs Buch an.


    Ich habe neulich eine Rezi zu John Fowles - Die Geliebte des französischen Leutnants geschrieben, nachdem ich das Buch in der Originalsprache gelesen hatte. Einen zusätzlichen Nutzen sehe ich nicht darin, z.B. diese Rezi in ein neues Unterforum zu verschieben, denn schließlich geht es um den Inhalt des Buchs, und der erschließt sich sowohl im Original als auch in der Übersetzung. Auch denke ich, dass die meisten, die sich durch eine Rezi zum Lesen anregen lassen, zur deutschen Übersetzung greifen werden.


    Mir würde ein Thread gefallen mit Lese-Tipps zu englischsprachigen Büchern. Hier wären auch Angaben zum ungefähren Schwierigkeitsgrad sinnvoll. Obwohl - da widerspreche ich mir selbst - das, was X als mittel empfindet, kann für Y eine Herausforderung sein, weil die Vokabeln nicht bekannt sind.


    Lieben Gruß


    polli