Beiträge von polli

    Zuerst habe ich Zuhören, dann Erzählen gelernt. Aber nicht aus Büchern. Routine im Erzählen ist für mich eine notwendige Voraussetzung, um schreiben zu können.


    Wenn ich etwas schreibe, aufschreibe, dann sehe ich die Szene vor mir und höre denjenigen, der diese Geschichte erzählt. Das Lesefutter, das ich bis jetzt verschlungen habe, ist mit Sicherheit eine gute zusätzliche schreibtechnische Grundlage. Aber was ich jeweils von Herrn X oder Frau Y gelernt habe, das weiß ich nicht. In meinem Kopf hat sich eine unübersichtliche Menge Halbwissen angesammelt. Das ist eine Art Fundus für Formulierungen, Ideen, Szenen.
    Und dann habe ich noch eine gedankliche Schublade für schlechten Stil, unmögliche Bücher, grauenhafte Fehler und Ähnliches. Karl Mays mehrseitige Landschaftsbeschreibungen gehören hinein, die Harry-Potter-Bände wegen der Überfrachtung mit Details und fernsehgerechten Zaubergags, diverse Bestseller, lieblos übersetzt ...
    Aber das ist ein anderes Kapitel.


    Lieben Gruß


    polli

    Zitat

    Original von Wolke
    ISBN-Nummer ist zwar doppelt gemoppelt, hört sich aber m.E. immer noch am wenigsten schlimm an :wave


    Die ISBN-Nummer hat eine bekannte Schwester: Die ABM-Maßnahme.
    Okay, beide sind hässlich, aber haben wir hübschere Alternativen?


    Lieben Gruß


    polli

    Solas, danke für die Rezi. Ich lese dieses Buch gerade, weil es demnächst in unserer Literaturgruppe besprochen wird. Zuerst hatte ich etwas Mühe hineinzufinden: Die Protagonistin erzählt in einem etwas kindlich-naiven Plauderstil, aber jetzt habe ich mich daran gewöhnt und entdecke - mit ihren Augen - das Berlin der damaligen Zeit.


    Lieben Gruß


    polli

    Wie sortiert man ein Buch ein, das von einem Zeitgenossen stammt, das als viktorianischer Roman gelten könnte, das eine klassische Liebesgeschichte enthält? Ich habe mich für Belletristik entschieden.


    Der Inhalt ist schnell erzählt:
    Ein Mann zwischen zwei Frauen. Die eine durch viktorianische Konventionen geprägt, die andere am Rande der Gesellschaft stehend. Eine Liebesgeschichte. Das ist alles. Wirklich?


    John Fowles ist ein Autor des 20. Jahrhunderts. Er lässt seine drei Hauptpersonen eine Weile agieren, dann beschließt er, sich in seinen Roman einzumischen, spricht mich an, zieht sich wieder zurück, mischt sich wieder ein ...
    Eine faszinierende Erzähltechnik ist das. Kein bisschen langweilig, überhaupt nicht verstaubt, und ich denke, die Liebhaber klassischer Romane können sich schnell mit Fowles anfreunden. Jedes Kapitel beginnt mit Zitaten englischer Schriftsteller des 19. Jahrhunderts, immer wieder streut er Gedanken über Darwin, über die damaligen gesellschaftlichen Veränderungen ein, und so fühle ich mich nach dem Lesen als Beinahe-Expertin für die spannende Zeit um 1860.


    Ich habe das Buch in der Originalsprache gelesen und weiß deshalb nicht, ob die Übersetzung angenehm zu lesen ist. Das Buch erschien 1969. 2003 - korrigiert mich, wenn die Jahresangabe falsch ist – wurde es verfilmt. Ich kenne den Film nicht, wenn jemand von euch den Film gesehen hat, bitte ich euch, ein paar Zeilen zu ergänzen.


    Ein paar Daten:
    John Fowles wurde 1926 in der Nähe von London geboren und starb im November 2005. Er unterrichtete englische Literatur, u. a. in Frankreich und in Griechenland. Ein Werkverzeichnis und weitere Informationen liefert die englischsprachige Übersicht John Fowles.


    Lieben Gruß


    polli, die dieses Werk zu ihren Lieblingsbüchern zählt

    Das Problem hatte ich neulich auch, aber es war überhaupt keins: Wenn jemand Buchticket einem Freund empfiehlt, erhält derjenige eine Mail (automatisch). Wer über den dort angegebenen Link zu Buchticket findet und sich registriert, veranlasst automatisch ohne jedes Zutun, dass der, der die Empfehlung gegeben hat, ein Tauschticket erhält. Alles voll automatisch.


    Lieben Gruß


    polli


    edit: Ich nehme an, das war jetzt nichts Vertrauliches.

    Schön, dass du hier bist, Testsiegerin! Da werde ich wohl mal in den nächsten Tagen eine Rezi zu deinem Kinderbuch machen, denn das ist immer noch eines der Lieblingsbücher meines Sohnes und meines natürlich auch. :-)


    Lieben Gruß


    polli

    Zur Frage, welche Details nun ausgewählt werden sollten:


    Ich halte das so, dass ich mir vorstelle, was meinen Protagonisten wichtig ist. Wenn ich weiß, dass X eher oberflächlich ist, dann wird er nur ungefähr merken, dass Y eine elegante Erscheinung ist. Ein sorgfältiger, genau reflektierender wird Y genau mustern und die teuren Markenschuhe registrieren.
    Aber: Je kürzer meine Geschichte ist, desto eher verlasse ich mich darauf, dass die Stichworte Fäustlinge und Schlittenhunde ausreichen, um im Kopf des Lesers eine winterliche Ausrüstung meiner Protagonisten entstehen zu lassen.


    Lieben Gruß


    polli

    Ich habe die Bücher vor vielen Jahren im Original gelesen und war begeistert. Die Sprache fand ich faszinierend und natürlich, dass es Tolkien gelang, eine komplette Fantasy-Welt aufzubauen. Andere Bücher aus dem Fantasy-Genre pflege ich an Tolkien zu messen, aber es gibt nur wenige, die mithalten können.
    Jetzt, nachdem es Filme, Fanartikel und Neuauflagen gibt, gefällt mir der Herr der Ringe nicht mehr. Die computergefertigten Film-Kampfszenen schieben sich vor meine Erinnerungen und das mag ich nicht. Vielleicht ist es auch das offensive Vermarkten meiner Lieblingsbücher, das ich nicht mag.


    Lieben Gruß


    polli

    Wenig Zeit, wenig gelesen:


    John Fowles - The French Lieutenant's Woman ++
    Ein moderner Roman mit überraschenden Stilmitteln über einen Mann zwischen zwei Frauen im viktorianischen Zeitalter


    Lyda Adamson - Eine Katze lädt zur Weihnachtsgans +
    Nettes Krimi-Lesefutter für zwischendurch


    Velma Wallis - Zwei alte Frauen +
    Kurz, schlicht, ein Lehrstück über das Leben, wurde mir von mehreren Leuten unabhängig voneinander empfohlen


    Ulrike Piechota - Oh weh, du Tannenbaum - -
    Oh weh, das war mein Dezember-Flop. Weihnachtsgeschichten, von denen nicht eine einzige zum Vorlesen taugte


    Lieben Gruß


    polli

    @ sternenkind:


    Meine Meinung zu den "durchgekauten" Themen:


    Rein statistisch gibt es eine Reihe von durchgekauten Themen. Sie springen mich an, sobald ich in den alten Schreibwettbewerb-Threads blättere. Oder in den Neuerscheinungen der großen Verlage ...
    Aber: Auch ein 08/15-Thema kann reizvoll erzählt werden, du kannst eine ungewöhnliche Perspektive verwenden, Humor einbauen, schnell erzählen, lakonisch berichten, entschleunigen, was auch immer.


    Mich nervt nur, wenn ein durchgekautes Thema mit einfallsloser Erzähltechnik zusammentrifft. Irgendwas sollte mich schließlich zum Lesen anregen.


    Lieben Gruß


    polli

    Experiment IV
    Die originelle Idee gefällt mir und der lakonische Tagebuch-Erzählstil passt haargenau.


    Der moralische Zeigefinger
    Hier passt die Ich-Perspektive nicht, auch habe ich meine Schwierigkeiten mit moralischen Zeigefingern.


    Nur der Wille zählt
    Gefällt mir, der Rausch des Leistungssportlers. Das Ende ist zwar vorhersehbar, aber durch die Pressenotiz lesenswert gestaltet.
    Eine Kleinigkeit habe ich zu mäkeln: Meine müden Augen hätten sich über eine optisch großzügigere Gestaltung mit Absätzen gefreut.


    Bungee Jumping
    Die Idee ist okay, handwerklich würde ich einiges überarbeiten. Beispiel: Sie ist aufgeregt und ihr ist mulmig zumute. Diese Beschreibung fasst die Empfindungen an der Klippe zu salopp zusammen und dadurch geht Spannung verloren. Hier würde ich mit Schwindel, gähnendem Abgrund, der Vorstellung unten zu zerschellen usw. arbeiten und ordentlich übertreiben.
    Noch ein Tipp: Die Perspektive wechselt, was bei 500 Wörtern zu Schwierigkeiten führt. Zu Übungszwecken würde ich die Geschichte einmal konsequent aus ihrer, dann aus seiner Sicht schreiben.


    Der Geist in der Maschine
    Originelle Rausch-Auslegung. Habe mich prächtig unterhalten beim Lesen. Als Leckerbissen betrachte ich einzelne Wortschöpfungen: apfelmusig, durchfurzfest ... Ich nehme diese Adjektive in meinen Wortschatz auf. Danke, Autor!
    Wann stellst du eigentlich auf die neue Rechtschreibweise um?


    Rauschmord
    Schön ist der Dialekt. Unschön ist die Kürze. Kann ich bitte eine komplette Geschichte haben?


    Mein Prinz
    Diese Art humorvoll zu erzählen ist nicht die, über die ich lachen kann. Ich vermute, es liegt an der Ausführlichkeit der Beschreibungen.


    Die Pilzpfanne
    Jetzt weiß ich, was Rausch ist! Nicht zu übertreffen.


    Geputzt wird morgen
    Ich glaube, die Diskussion über unoriginelle Auslegungen eines Themas müssen wir an dieser Stelle nicht führen. Aber unabhängig davon mag ich persönlich keine Geschichten über alte Säcke und ihre misshandelten Frauen, weder in der Presse noch hier. Einzige Ausnahme: Krimis von Ruth Rendell und ihren Kolleginnen.


    Du stehst im Wald
    Als Idee okay, aber die vielen Du-Anreden wirken wie eine Überdosis, und da ich mir nichts aus Joints mache - ich fahre noch nicht einmal im Raucherabteil - wirkt der Beitrag wenig anregend.


    Folter einmal anders
    Hm, ich finde den Rausch nicht wieder. Die Erzählidee ist zwar prinzipiell okay, aber die Geschichte hat was Unentschlossenes: Erotik oder doch nicht? Humor oder Ärger? Vielleicht ist von jedem etwas drin und dieser Mix nimmt die Spannung.


    Schall und Rausch
    Schade, dass man anhand der Schreibweise einzelner Laute sowie der Art, Gedankengänge gleichermaßen originell wie provozierend zu formulieren, den Verfasser sogleich erkennen kann.
    Zum Inhalt: Ich vermute, es liegt an meiner fehlenden Sachkenntnis, dass ich mich hierzu nicht äußern kann.


    Es ist nie zu spät
    Schade, wieder eine Geschichte, die ich mit dem Aufkleber „unoriginell“ versehe. Ich habe außerdem meine Probleme mit Absätzen, die mir im Zeitraffer Jahre, Jahrzehnte zeigen. Die Begrenzung auf 500 Wörter lässt solche Zusammenfassungen nicht zu, hier würde ich kräftig kürzen oder der Beschreibung einzelner ekliger/unangenehmer Verhaltensweisen ein lakonisches „24 Jahre, 3 Monate und 4 Tage lang“ folgen lassen.


    Dreivierteltakt
    Riskant. Nicht das Thema, denn alles, was mit Musik zu tun hat, ist mir eh sympathisch, aber diese Geschichte ist nicht mit dem üblichen Spannungsaufbau, sondern mit einem systematischen Spannungsabbau konstruiert, und wie das beim Lesen ankommt, ist die Frage.


    Wat haste jemacht
    Ist mir sympathisch, die Geschichte, nicht nur, weil Musik und Showbusiness die Hauptthemen sind. Auch der Dialekt wirkt stimmig. Beinahe aussterbend: Guckt euch mal die prächtigen Verbkonstruktionen grinstest/prostetest an. Das kann nicht jede/r.



    Ich hatte eine Menge Schwierigkeiten mit der Vorgabe "Rausch". Ca. 10 Anfänge landeten im virtuellen Papierkorb: Mal taugte die Idee nichts, mal haderte ich mit meiner Art zu schreiben. Mit meiner jetzigen Geschichte bin ich überwiegend zufrieden und wie ich sehe, ging es euch ähnlich.


    Lieben Gruß


    polli

    John Fowles: The French Lieutenant's Woman. Das eine oder andere Wort muss ich zwar nachschlagen und mit 445 eng bedruckten Seiten ist das Buch nicht gerade dünn, aber ich bin jetzt schon (S. 51) von der Sprache begeistert. Vom Inhalt natürlich auch. Tiefstes 19. Jahrhundert mit gelegentlichen Verweisen auf die heutige Zeit, was mitunter zu einer leicht ironischen Erzählhaltung führt.


    Lieben Gruß


    polli