Beiträge von Lipperin

    Der Inhalt:
    Auf dem Sterbebett bilanziert der 45-jährige erfolgreiche Anwalt Iwan Iljitsch sein äußerlich wohlgeratenes Leben und muss erkennen, dass er sich lebenslang getäuscht hat: Sein Beruf bedeutet ihm nichts, auch die Bindungen zu seiner Familie erscheinen ihm nun herzlos und hohl, Gleichgültigkeit und Eigendünkel beherrschen alles Zwischenmenschliche. Einzig die aufrichtige Sorge des Dieners Gerassim und die ehrliche Trauer seines kleinen Sohnes Wasja versöhnen ihn ein wenig, bis er schließlich stirbt.


    Der Autor:
    Ein Gigant unter den Schriftstellern, ein Leben wie ein Roman hat er geführt, geliebt und gehasst, gefeiert und angegriffen wurde er. Geboren 1828 in Jasnaja Poljana, gestorben 1910 im Bahnhofsgebäude von Astapowo.


    Die Übersetzung besorgte Barbara Heitkam.



    Meine Meinung:
    Elisabeth Kübler-Ross zeichnete vor etlichen Jahren – durchaus nicht unumstritten – die fünf Phasen des Sterbens: Nichtwahrhabenwollen, Aufbegehren und Zorn, Verhandeln, Depression, Einverständnis. Es sind Phasen, die man als einen Sterbenden Begleitender durchaus nachvollziehen kann. Es sind Phasen, die nicht unbedingt linear verlaufen, sondern sich miteinander vermischen, verweben, die sich in innerhalb der Sterbephase keine zeitliche Begrenzung auferlegen lassen.


    Sehr viel früher als Kübler-Ross und sicherlich ohne wissenschaftlichen „Hintergedanken“ zeichnete Leo Tolstoi das Sterben eines Menschen auf und nach, der, so sagt der Dichter, ein Leben geführt habe, das „ganz und gar alltäglich und gewöhnlich und ganz und gar schrecklich“ war. Da stockt des Lesers Auge, bleibt hängen an diesem „ganz und gar schrecklich“, versteht nicht, wie Alltägliches und Gewöhnliches so zu bezeichnen wäre. Nicht, dass das die erste Stelle gewesen wäre, über die der Leser stolpern würde, ganz im Gegenteil: Indem Tolstoi mit fast radikaler Ehrlichkeit die Zustände der damaligen Gesellschaft, der Iwan Iljitsch, seine Familie, seine Kollegen angehörten (die Erzählung schrieb Tolstoi zwischen 1884 und 1886, dem Jahr, in dem sie auch erschien, man darf annehmen, dass die Handlung nicht allzu weit in der Vergangenheit angesiedelt ist), ihr Regelwerk, ihre Rituale in wenigen Sätzen und Szenen beschreibt, scheint die ganze Fragwürdigkeit dieser glänzenden Fassade auf, die emotionale Kälte, die Korruptheit, der Egoismus, die Rücksichtslosigkeit. Das ist oftmals unerfreulich, „ganz und gar schrecklich“, das hat gleichwohl etwas Zeitloses.


    Zeitlos und doch immer wieder neu, immer wieder zu durchleiden, immer wieder erbarmungswürdig, immer wieder ergreifend und sich doch immer wieder jedem Verständnis entziehend: Ein Mensch stirbt. Über Wochen, über Monate. Ein qualvolles Sterben ist es hier, aber es ist nicht nur die körperliche Erkrankung, die Körper, Geist und Seele beutelt. Wie hat er gelebt, wofür hat er gelebt, was war richtig, was war falsch in seinem Leben – diesen Fragen hat sich Iwan Iljitsch zu stellen, sie drängen sich ihm auf. Nicht ohne Grund taucht in diesen Gedanken häufiger das Wort „Rechtfertigung“ auf. Und indem der Todkranke realisiert, dass es eine solche für sein bisheriges Leben nicht gibt, bleibt ihm einzig der Schrei, der des Entsetzens, des Grauens vor der Nichtigkeit, der Vergeblichkeit seines Lebens.


    Der Tod des Iwan Iljitsch gehört für mich zu den eindrücklichsten Erzählungen der Literatur, in dem an Sterbeszenen nicht gerade armen Werk Tolstois ist sie mein ganz persönliches Highlight. Natürlich wird man bemerken, dass Tolstoi seine Moralvorstellungen in dem Werk integriert hat, natürlich kann man als christlich orientierter und geprägter Leser in dem „Licht“, das „an die Stelle des Todes“ getreten war, wie es in einem der letzten Sätze der Erzählung heißt, das Licht der Auferstehung sehen, spürt man in manchem Luthers „sola gratia“ nach. Aber für mich weist Tolstoi in seinem Erzählen und Beschreiben weit über jegliche religiöse Deutung hinaus auf Grundsätzliches, nämlich auf die Erfahrung des – vielleicht nicht nur – menschlichen Leids, auf die ganz kreatürliche Angst, auf das Entsetzung und das Grauen vor dem Endpunkt des eigenen Lebens, dem Tod. Und indem er Iwan Iljitsch in den letzten Stunden vor Todeseintritt doch noch seinen Frieden finden lässt, weist er auf etwas, was selbstverständlich sein sollte, es aber durchaus nicht ist, nämlich dass aus Hass nichts Gutes erwachsen kann, dass die Fähigkeit des Mitleidens keine Schwäche darstellt, dass im Tun für andere ein Reichtum zu finden ist, der mit Geld nicht aufzuwiegen ist. Iwan Iljitsch stirbt erlöst von seiner Angst und seinem Entsetzen; dass er zu diesem Punkt finden konnte, darf man getrost als Gnade bezeichnen.




    Verlinkt ist die Ausgabe des Anaconda-Verlages.
    Gelesen habe ich die Erzählung, die in dem Band „Erzählungen“ von Leo Tolstoi, erschienen bei Reclam, erschienen ist.


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    Zitat

    Original von SiCollier


    Das Gefühl eines „Schauspiels“ habe ich eigentlich nicht. Tolstoi beschreibt dermaßen anschaulich, daß ich das Gefühl habe, mitten drin dabei zu sein in einer Geschichte, die sich so zugetragen haben könnte bei einer Familie, die es genau so vielleicht viele Male gegeben hat (gibt?).


    Vielleicht ist Schauspiel das falsche Wort, mir fiel kein besseres ein. Auf mich wirkte es so, das schreibe Tolstoi seine Erzählung nach der Realität, schreibe sozusagen "ab", die immer gleichen Wohnungen, die immer gleichen Rituale, die immer gleichen Handlungen, so gesehen: ein Abbild, ein "Schauspiel" der Realität. Ich glaube, dass er dergleichen in seiner Gesellschaft genau so wahrgenommen hat.

    Kapitel 8
    Wenn es doch nur vorbei wäre und dann wieder: „Alles ist besser als der Tod“. Iwan Iljitsch durchlebt Tage voller Schmerzen an Körper und Seele und klammert sich doch an sein Leben, Aber wohl nicht, so verstehe ich es, weil er es nun so liebt, sondern weil sein Grauen vor dem Tod so groß ist. Wieder wird ein Arzt beschrieben, der mir gänzlich fehl am Platz zu sein scheint. Aber in einer Gesellschaft, die so fixiert auf ihre Rituale war, ist sein Verhalten wohl in gewisser Weise erklärbar. Und wer weiß, vielleicht hat er auch Patienten, die genau dieses Verhalten für gut und richtig befinden, auch wenn sie in einer vergleichbaren Situation wie Iwan Iljitsch sind.


    Das Verhalten von Frau und Tochter macht mich betroffen, ist jedoch nichts, was neu wäre bzw. allein vergangenen Zeiten angehört. Als sie zu ihrem Theaterbesuch aufbrechen, nehmen sie die „Lüge“ mit. Schade, dass sie sie auch wieder mitbringen werden.


    Kapitel 9
    Also doch, nun kommt das, worauf ich eigentlich schon gewartet habe: „Warum hat du mir das alles angetan?“ usw. Natürlich verständlich die Fragen, aber trotzdem habe ich das Gefühl, für Iwan Iljitsch läuft das nicht so, dass sein Sterben „leichter“ würde. Der Akt des Sterbens als persönlicher Affront? Da ist er nicht der Einzige, der das so empfindet.


    Eine leise Stimme spricht zu ihm, spricht in ihm. Erstaunlich angesichts seines vorherigen Verhaltens eigentlich seine Selbsterkenntnis, ja sein Mut zur Selbsterkenntnis. Oder wird sie ihm aufgedrängt, kann er ihr nicht mehr ausweichen? Die letzte Konsequenz allerdings zieht er nicht, den letzten Schritt wagt er nicht zu tun, zu sehr greifen immer noch die Regeln seiner Gesellschaft, ist er immer noch zu sehr verwoben in seinem Wertesystem. Er hat alles getan, was von ihm „verlangt wurde“ - dafür leidet er jetzt? Wenn er die Kraft dazu gehabt hätte, hätte er sich wohl empört.


    Kapitel 10
    Tolstoi beschreibt den fortwährenden Gang der Krankheit auf das Ereignis des Todes hin mit einer unglaublichen Eindringlichkeit und ebensolchen Konsequenz. Er lässt nichts aus. Das hat fast etwas Pathologisches und ist, so schrecklich das klingt, fesselnd.


    Iwan Iljitsch nähert sich einem Gedankengang, den er nicht zulassen will, weil es sein Leben als Erwachsener, als Mensch der Gesellschaft, in Frage stellen würde.


    Kapitel 11
    Iwang Iljitsch hat eine große Wut auf Frau und Tochter – und nur auf die? Mir scheint, nicht nur weil er sie in früheren Kapiteln der „Lüge“ und „Heuchelei“ bezichtigt, sondern mehr, weil sie ihn stören beim Hören in seinem Innersten, auf die leise Stimme, weil er auf eine Frage gestoßen ist, die seine ganze Aufmerksamkeit beansprucht. Er ahnt, dass eine „Rechtfertigung“ für sein vergangenes Tun und Lassen nicht nur nicht da ist, sondern dass sie zu konstruieren auch gelinde gesagt nicht förderlich wäre.


    „Du hat verkehrt gelebt“ - was für ein entsetzliches Fazit am Ende eines Lebens.


    Kapitel 12
    Dieses Kapitel habe ich mehrfach lesen müssen. Erstaunt es mich wirklich, dass die Tatsache, die Iwan Iljitsch ans Leben und damit an die Qualen und Schmerzen kettet, seine persönliche „Rechtfertigung“ ist? Was geht in diesem Menschen alles vor, zu welchen Gedanken bringt er doch den Mut auf. „Tod, wo ist dein Stachel?“. Das Ende des Iwan Iljitsch hat für mich etwas überaus Versöhnliches. Er war ein Angepasster, ein Machtmensch, kalt und stets auf seinen Vorteil bedacht, sein Ego scheint mir das gewesen zu sein, was das Wichtigste für ihn war. Er war niemand, den ich hätte kennen mögen. Aber in seinem Sterben wurde für mich der Kern sichtbar, die leidende Kreatur, die sich in Angst und Entsetzen zu verkriechen sucht und doch kein Entrinnen findet.


    „An die Stelle des Todes war das Licht getreten.“ Einer der letzten Sätze der Erzählung, einer auch, den man so oft schon gelesen hat, in sogenannten Nahtodberichten und auch anderswo.


    Eine ganz große Erzählung. Und für mich mehr als verblüffend, wie sehr sich mir immer wieder etwas in die Gedanken drängte, was deutlich jünger ist, deutlich weniger literarisch, nämlich die Bücher von Elisabeth Kübler-Ross über das Sterben.

    Kapitel 5
    Der Blick eines Besuchers auf einen Kranken ist oftmals ernüchterner als jedes ärztliche Gespräch, das ist nicht nur heute so, sondern geschah auch Iwan Iljitsch (wobei dessen Ärzte natürlich … nun ja, vielleicht wussten sie es wirklich nicht besser). Und dann der erste „wirkliche Blick“ auf den sich verändernden Körper, das mühsame Wahrhaben des Ernstes der Situation.


    Memento mori – Iwan Iljitsch kommt dem Fakt immer näher, muss sich bewusst werden, sterblich zu sein. Wut, „schreckliche Furcht“, ganz schlichte kreatürliche Angst vor diesem Moment beginnen ihn zu ergreifen. Verständlich, so meine ich. Wobei ich gerne wissen würde, ob für Iwan Iljitsch Sterben und Tod das Gleiche ist.


    „Wir sterben vom Moment unserer Geburt an“, sagte einst ein kluger Mensch. Und Gian Domenico Borasio legt in seinem Buch „Über das Sterben“ dar, wie das eigentlich vor sich geht, das langsame Sterben der einzelnen Organe, der Zelltod, bemerkt aber auch, dass wir über den Tod des „Gesamtorganismus“ immer noch sehr wenig wissen. Das kommt mir immer wieder in den Sinn beim Lesen dieser Erzählung.


    Was mich interessieren würde, ist noch ein anderes: „Tod, wo ist dein Stachel?“, wer kennt nicht dieses Wort? Es wird immer deutlicher, dass Iwan Iljitsch furchtbare Schmerzen haben muss, dass er sich einem Grenzbereich nähert, wo die Qual jede Sekunde dessen, was er sein Leben nennt, bestimmt und vielleicht sogar in Frage stellt. Wird es einen Punkt geben, an dem er sagen kann: „Es ist genug“? Wird er sich sozusagen mit sich selbst, mit seiner Sterblichkeit versöhnen?


    Bei der „Doktor Schiwago“-Leserunde haben wir auch über die – unsere – Distanz zu den Protagonisten gesprochen. Mir scheint das hier sehr ähnlich: Die Menschen sind mir fremd, mir kommt es vor, als wolle ich schon aus Selbstschutz nicht allzu viel mit ihnen zu tun haben, aber der leidende Mensch, die geschundene Kreatur fordert mein Mitfühlen heraus. Das hat Tolstoi – für mich und auch hier in dieser Erzählung – ganz „besonders“ gelöst. Menschen, die man im Grunde ablehnt, weil man ihr Wertesystem nicht akzeptieren kann und will, so zu zeichnen, dass ich doch noch einen Weg zu ihnen finden kann. Seltsam eigentlich nur, dass es dann fast immer sozusagen um „letzte Dinge“ geht.


    Kapitel 6
    Iwan Iljitsch wird sich, so mein Eindruck, seines „Gegners“ bzw. der Größe seines „Gegners“ bewusster und bewusster.


    Dieses Kapitel habe ich fast wie ein Kammerspiel empfunden. Zwei nur auf der Bühne – Iwan Iljitsch und der Tod, alle anderen gehören sozusagen zur Bühnendekoration. Tolstoi legt Schicht für Schicht in der Angst, dem sich offensichtlich steigernden Entsetzen offen, mir scheint es, als wenn er immer noch ein Türchen weiter in das Innere Iwan Iljitschs, in seinen Geist und seine Seele, öffnet.


    Kapitel 7
    Tolstoi nimmt schlicht kein Blatt vor den Mund. Natürlich wäre Iwan Iljitsch zu wünschen, dass seine Qualen beendet wären, zumindest erleichtert wären, aber dass er sterben soll, um die anderen „von den Zwang, den ihnen seine Gegenwart auferlegte“, zu befreien … Nun gut, auch das ist nichts Altes und nichts Neues. Sterben auszuhalten, so nah mitzuerleben ist nicht für jeden ein erstrebenswertes Ziel. Spricht man heutzutage nicht auch vom „Abschieben“ der alten und kranken Menschen?


    Iwan Iljitsch tritt ein Engel an die Seite, Gerassim sein Name, ohne Scheu vor Krankheit und der offensichtlichen Todesnähe, ohne Scheu auch vor den Handreichungen, die er zu leisten hat. Ganz allein wollte Tolstoi ihn wohl doch nicht lassen, wobei ich aber das Gefühl habe, in und hinter der ausführlichen Schilderung des „sauberen, frischen Bauernburschen“ steckt noch ein bisschen mehr. Gerassim jedenfalls ist ehrlich, er scheint sich nicht verstellen zu können, macht bei den „Lügen“, der „Heuchelei“, die Iwan Iljitsch so zusetzen, nicht mit. Er handelt freiwillig und auch „gern“, einen besonderen Lohn hat er allein in der Hoffnung, ihm werde, wenn seine Stunde da ist, gleiches geschehen.

    Zitat

    Original von Karthause
    Nein, ich bin nicht wortlos abgesprungen, ich hatte Probleme mit meinem Computer und dem Internet, letztere sind zwar noch immer nicht vollständig behoben, aber immerhin funktioniert alles halbwegs wieder.


    Schön Dich zu lesen!


    Zitat

    Die Verfilmungen werde ich mir, wenn mein Umzug, der jetzt in den nächsten Tagen erfolgt, vorüber ist, auch zu Gemüte führen. Ich kenne bislang auch nur die mit Omar Sharif, werde mir aber zuerst die Neuere ansehen. Habe allerdings ein paar Bedenken, weil ich beim Lesen auch immer Omar Sharifs Gesicht als Schiwago vor Augen hatte.


    Peinlicherweise musste ich erst einmal googeln, wer denn der Herr ist. Ehrlich gesagt, mit "meinem" Schiwago hat er nicht viel gemein.

    Zitat

    Original von SiCollier
    Ich habe ein bißchen Schwierigkeiten, irgendetwas herauszugreifen. Tolstoi entwirft ein Gemälde, baut eine Stimmung auf, in der einfach alles paßt. Ich fühle mich mitten drinnen, als ob ich direkt dabei wäre.



    :write



    Weil ich es gerade parallel lese: Serge Schmemann schreibt in seinem herrlichen Buch „Ein Dorf in Rußland“, dass das Kartenspiel für einen „russischen Ehrenmann“ eine gravierende Rolle spielte. Die Einsätze seien hoch und oft gar dramatisch gewesen. Ob Iwan Iljitsch jedoch den gleichen Einsatz wie ein gewisser Fürst Alexander Nikolajewitsch Golizyn gewagt hätte, nämlich seine Frau?


    Zum Adel findet sich in nämlichen Buch auch einiges Interessante, was auch meine Frage zu Laras adeliger Stellung im „Doktor Schiwago“ beantwortet: Es war – natürlich – Peter I, genannt auch „der Große“, der den („allen“) zivilen und militärischen Beamten, die die höheren Ränge einnahmen, den Adelsrang verlieh, selbstverständlich einen erblichen. Auch die Art und das Tragen von Uniformen wurde geregelt. Wenn ich mir allerdings auch die übrige „Verleihungspraxis“ des Zaren anschaue (so schuf er neue Adelsränge, angepasst an die europäische Praxis), gewinne ich eher den Eindruck einer eher inflationären Einrichtung. Aber es erklärt vieles, was man so in russischen Romanen und Erzählungen, ob nun in vorrevolutionärer Zeit geschrieben oder handelnd, liest.

    Kapitel 2
    Im ersten Kapitel hatte ich viel Mitleid mit Iwan Iljitsch, da zwar um ihn geweint und geschluchzt wurde, aber ich doch meine Zweifel hatte, dass beides wirklich ihm galt. Einzig die Tränen des Sohnes wirkten auf mich echt. Und nun lernen wir ihn kennen, er passt im Grunde perfekt in diese Gesellschaft, die nach ihrem Regelwerk ein Trauerspiel um ihn veranstaltet. Mir kommt er machthungrig vor, vielleicht auch kalt, wohl auch berechnend (oder gar bestechlich?), auf jeden Fall aber stets auf den eigenen Vorteil bedacht. Er scheint mir die Frau geheiratet zu haben, die ihm gemäß war, und zwar in jeder Beziehung. Viel zu schenken scheinen sie sich nicht. Er führte ein Leben, das „angenehm und anständig“ war und man fragt sich wieder, nach welchen Regeln denn „anständig“? Natürlich ist die Frage rein rhetorisch, hin und wieder könnte man aber doch irre werden über derlei Gebaren. Und wie gerne würde man doch anfügen „vergangener Zeiten“.


    Kapitel 3
    Man lebt über die Verhältnisse, das scheint auch so etwas zu sein, was sich schlecht abschaffen lässt. Der Schein muss ja gewahrt werden. Und hat man mehr Geld, hat man auch mehr von der Verwandtschaft. Mehr Freunde und Bekannte hat man auch, man findet sich überall gleich zurecht, schließlich ähneln sich die Wohnungen „wie ein Ei dem anderen“. Das klingt fast ein bisschen spaßig, aber zum Lachen ist mir dennoch nicht zumute. Das ist letztlich alles so … platt, so ausrechenbar, so banal. Und man kann sich sehr gut vorstellen, wie jemand behandelt wird … äh … wurde, der aus diesem Rahmen herausfällt.


    Das Einzige, was für mich heraussticht, weil ich es so nicht erwartet hat, ist die Tatsache, das Iwan Iljitsch die Wohnung komplett allein einrichtet. Und dabei hat er einen kleinen Unfall, weil er, man glaubt es kaum, selbst auf eine Leiter klettert. Da dieser Unfall so ausführlich behandelt wird, wird er wohl noch eine Rolle zu spielen haben.


    Spielen, das ist eigentlich das Stichwort. Ich habe den Eindruck, einem Schauspiel beizuwohnen. Nicht, dass Tolstoi sich eine Inszenierung ausgedacht hat, sondern das er sie „nur“ beschreibt, dem, was er wohl beobachten und erleben konnte und musste, sozusagen abschreibt.


    Kapitel 4
    Iwan Iljitsch verändert sich, seltsamer Geschmack im Mund, Beschwerden in der linken Magenhälfte; die psychischen Veränderungen scheinen (anfangs?) allerdings mehr ins Gewicht zu schlagen.


    Die Schilderung des ärztlichen Gebarens und Verhaltens erscheint mir fast … soll man sagen: boshaft, soll man sagen: satirisch, soll man sagen: … ehrlich? Erschreckend, dass der Mensch hinter der Krankheit so wenig zu gelten scheint, erschreckend, wie „mitfühlend“ Familie und Umgebung auf den Kranken reagieren. Aber in einer Welt, in der das Äußere Geltung vor allem hat, darf man sich da beschweren? Iwan Iljitsch jedenfalls ahnt den Ernst seiner Lage; beeindruckend, wie Tolstoi auch dieses (Teil-)Porträt zeichnet: Nicht nur die Besuche bei den verschiedenen Ärzten, einem Homöopathen, auch das Lauschen auf Berichte über andere Kranke, das Veränderte seines Wesens, das (im Grunde verzweifelte) Festhalten am Gewohnten, der Versuch des Beiseiteschiebens, Nichtwahrhabenwollens – um doch immer wieder zur Krankheit zurückzukehren, gewollt oder ungewollt.

    Ein „inniggeliebter“ Gatte ist verstorben. Seine Beerdigung steht an. Die Kollegen sinnieren, die Witwe seufzt. Doch worüber? Trauern sie? So scheint es keineswegs, man denkt über Umbesetzungen, Beförderungen und darüber nach, wie und woher man am besten und am meisten Geld aus dem Todesfall erlangen kann. Tolstoi ist schon brutal oder besser gesagt brutal ehrlich im Aufzeigen dessen, was in diesen Menschen vorgeht. Ein Trauerfall als gesellschaftliches Ereignis, für das auch bestimmte Regeln gelten, Verhaltensmaßnahmen, die man kennt oder auch nicht wie teilweise im Fall von Pjotr Iwanowitsch.


    Man macht sich ja schon so seine Gedanken, dass man wirkliche Trauer zumindest bisher nicht antrifft – mit einer Einschränkung, nämlich werden die verweinten Augen des Sohnes erwähnt. Wer war dieser Mensch, der da gestorben ist? Wie ist die Beziehung der Personen untereinander, dass es gar so geschäftsmäßig zugeht, so kalt, so … regelkonform?


    Tolstoi beschreibt den Toten unglaublich plastisch, finde ich. Ich sehe ihn förmlich vor mir. Aber auch die anderen Personen bilden sich in meiner Vorstellung recht schnell heraus, obwohl gar nicht so viel über ihr Äußerliches gesagt wird. Sie spielen alle eine, nein: ihre Rolle, so scheint es; besonders die Witwe hat einiges zu bieten, kann sozusagen schlagartig aufhören zu weinen und vermutlich auch ebenso wieder anfangen, ganz nach Bedarf, ganz wie es erwartet wird. „Was habe ich erduldet“, spricht sie und meint das Schreien des Verstorbenen, dem sie ausgesetzt war. Wie viele Gedanken verschwendet sie wohl an die Qualen ihres Mannes, dass er Grund dazu hatte?


    Die Momente des Nachdenkens über die Wirklichkeit des Todes, über die eigene Sterblichkeit scheint es eher nicht bzw. recht wenig zu geben. Von „Grauen“ wird da in Bezug auf Pjotr Iwanowitsch gesprochen, von „Furcht“, die ihn ergreift, weil auch er wohl einmal sterben wird. Aber wie schnell das beiseite geschoben wird.


    Das erste Kapitel ist wie ein Schlaglicht auf einen Trauerfall in gehobenerer Gesellschaft. Mir erscheint es sozusagen recht ergiebig, ein Blick von außen und von heute auf die Personen damals. Man lernt über die menschlichen Eigenheiten, gesellschaftlichen Spielregeln … und darüber, dass man mit „Zahnpulver“ eine „Goldborte“ blank putzt.

    Ab dem 20.11. gibt es eine Mini-Leserunde zu einer Erzählung von Leo Tolstoi, die sich ganz dem Thema Sterben widmet.
    Ich freue mich sehr, dass sich einige Mitleser gefunden haben.
    Wer noch Interesse hat, ist herzlich eingeladen, mitzulesen.


    Die Erzählung ist eine von insgesamt sechs in der unten verlinkten Ausgabe.



    Inhalt:
    Auf dem Sterbebett bilanziert der 45-jährige erfolgreiche Anwalt Iwan Iljitsch sein äußerlich wohlgeratenes Leben und muss erkennen, dass er sich lebenslang getäuscht hat: Sein Beruf bedeutet ihm nichts, auch die Bindungen zu seiner Familie erscheinen ihm nun herzlos und hohl, Gleichgültigkeit und Eigendünkel beherrschen alles Zwischenmenschliche. Einzig die aufrichtige Sorge des Dieners Gerassim und die ehrliche Trauer seines kleinen Sohnes Wasja versöhnen ihn ein wenig, bis er schließlich stirbt.




    Teilnehmer:
    - SiCollier
    - Voltaire als ggf. mitschreibender Zaungast
    - Cith ab 26.11.
    - Lipperin



    Als Einteilung schlage ich vor:
    1. Teil: Kapitel 1
    2. Teil: Kapitel 2 - 4
    3. Teil: Kapitel 5 - 12

    @ Clare und Regenfisch:
    Es ist ja auch ein bisschen unverschämt von mir, so kurzfristig eine LR anzuregen.
    Aber ich würde mich sehr freuen, wenn ihr euch doch noch anschließen würdet, egal wann! :knuddel1



    @ SiCollier:
    Na, dann planen wir doch mit dem 20.


    In dem verlinkten Reclam TB sind übrigens folgende Erzählungen Tolstois:
    - Sewastopol im Dezember
    - Zwei Husaren
    - Familienglück
    - Der Tod des Iwan Iljitsch
    - Herr und Knecht
    - Vater Sergius


    Ein schöne Mischung, wie ich finde; soll einen Überblick über das erzählerische Schaffen Tolstois geben.


    Was ist denn das für ein interessantes Buch mit den interessanten Namen, das Du gewonnen hast? Glückwunsch dazu!

    Zitat

    Original von Clare
    Und ich habe gelesen, dass "Der Leidensweg" eindeutig der sozialistischen Tendenzliteratur zuzurechnen ist.


    Wenn Tendenzliteratur so daherkommt wie „Meine Diamantenkrone“, dann werde ich hin und wieder meine helle Freude haben, allerdings auch mehrfach das starke Bedürfnis verspüren, dem Herrn Autor vors Schienbein zu treten oder ihm einen Eimer eiskalten Wassers über den Kopf zu gießen - Entschuldigung, das musste einfach gesagt werden.



    Das Katajew-Buch habe ich nun endlich durchgelesen. Soweit es Boris Pasternak betrifft, den er „Mulatte“ betitelt, gibt es mehrere Punkte, an denen über ihn berichtet wird. Zum Beispiel, dass Jessenin die Poesie Pasternaks nicht akzeptiert habe - er habe sich gar mit ihm geprügelt (ist das nicht interessant?)-, den Verfasser des „Doktor Schiwago“ gehasst habe. Jessenin trägt in dem Buch den Namen „Königssohn“ und es wird wohl mit dieser Titulierung seine Bewandtnis haben.
    Im Weiteren gibt es einen größeren Abschnitt, der sich mit Pasternak beschäftigt: Man habe ihn einerseits als Kollegen angesehen, andererseits sehr hoch eingeschätzt; seine „völlige Überlegenheit“ (Valentin Katajew, „Meine Diamantenkrone“, Verlag Volk und Welt 1982, dort Seite 248) sei unter den Moskauer Dichtern (ob nun wirklich allen, habe ich nicht recht herausgefunden) anerkannt.
    Man liest sehr viel Anerkennung heraus, nicht nur in Bezug auf Pasternak, sondern sie gilt vielen Dichtern, Bulgakow, Assejew, Babel zum Beispiel. Und trotzdem habe ich manchmal ein Zusammenzucken schwer verhindern können: Es klingt alles so verständnisvoll, so bewundernd, manchmal fast liebevoll … und dann kommt eine kleine, feine Bemerkung, die mir vorkam wie der oft zitierte Tritt auf einem schon am Boden Liegenden, beispielsweise wenn er in Bezug auf Pasternak auf einmal das hässliche Wort „Plagiat“ ins Spiel bringt, wieder abschwächt, zu bedenken gibt, dann wieder für nicht wahrscheinlich erklärt – es bleibt das Wort, es bleibt der Zusammenhang, es bleibt ein schaler Geschmack (der, soweit es mich betrifft, nicht Pasternak, sondern Katajew gilt).
    Seine – Katajews - Linientreue lässt ihn im Übrigen zu manchen Verharmlosungen greifen, die mich ziemlich unangenehm berührt haben.

    Leo Tolstoi muss man nicht vorstellen, er gilt als einer der bedeutendsten Klassiker, für manche als der beste Romancier. Er ist ein Meister nicht nur von Charakterstudien oder Schlachtenszenen, sondern ganz besonders auch von Sterbeszenen. Eine seiner Erzählungen widmet sich ganz diesem Thema:


    Inhalt:
    Auf dem Sterbebett bilanziert der 45-jährige erfolgreiche Anwalt Iwan Iljitsch sein äußerlich wohlgeratenes Leben und muss erkennen, dass er sich lebenslang getäuscht hat: Sein Beruf bedeutet ihm nichts, auch die Bindungen zu seiner Familie erscheinen ihm nun herzlos und hohl, Gleichgültigkeit und Eigendünkel beherrschen alles Zwischenmenschliche. Einzig die aufrichtige Sorge des Dieners Gerassim und die ehrliche Trauer seines kleinen Sohnes Wasja versöhnen ihn ein wenig, bis er schließlich stirbt.




    Aus privaten Gründen habe ich mich der Erzählung in Kürze zu widmen. Besteht eventuell - trotzdem - Interesse an einer Leserunde?
    Die Erzählung erscheint mir kurz - in dem von mir zu lesenden Erzählband (Reclam Taschenbuch) umfasst sie die Seiten 225 bis 309 -, deshalb wage ich, meinen ersten Leserundenvorschlag zu unterbreiten.



    Edit: Verlinkt habe ich "meine" Taschenbuchausgabe; es gibt auch ein "gelbes" Reclamheftchen, das gerade einmal 2,60 Euro kostet.



    Teilnehmer:
    - SiCollier
    - Voltaire als ggf. mitschreibender Zaungast
    - Cith ab 26.11.
    -
    - Lipperin

    Zu diesem Roman gab und gibt es kritische Stimmen, nicht nur Graham Greene konnte das „Gewese“ um ihn nicht verstehen; allein der Kalte Krieg habe, so auch ein Vorwurf, ermöglicht, dass Pasternak für dieses Werk den Nobelpreis für Literatur zuerkannt wurde. So unrichtig diese Behauptung ist, sie hält sich seltsamerweise nach wie vor; im Übrigen liest wohl jeder das, was er zu lesen vermag und zu lesen gewillt ist.


    Im Rahmen einer Leserunde habe ich „Doktor Schiwago“ zum wiederholten Male gelesen; es ist eines dieser Bücher, mit denen ich wohl nie fertig werde. Der russische Romancier Wenjamin Kawerin sagte zu diesem Roman, er sei „eine Beichte, die gebieterisch dazu aufruft, über uns selbst nachzudenken“ (Quelle: Sinn und Form, Ausgabe 2/1988, Seite 269). Zwar schränkt er diese Feststellung ein, indem er die Wörter „für uns“ anfügt, jedoch gilt, soweit es meine Person betrifft, sein Satz uneingeschränkt; es scheint mir die gültigste Aussage zu sein, die man für diesen Roman treffen kann – und damit reiht er sich ein in die Liste der ganz großen Werke wie unter anderem Tolstois „Krieg und Frieden“, wie Camus' „Die Pest“, ja, auch wie Nadas' „Parallelgeschichten“. Man muss nicht in totalitären Systemen leben, nicht unendlichstem Leid ausgesetzt sein, es reicht das eigene, kleine, vielleicht ganz banale bisschen Leben, um sich wiederzufinden in den Geschichten, die die großen Dichter (und Dichterinnen selbstverständlich) ge- und beschrieben haben, auch in denen um Tonja, Lara, Jurij und all den anderen Protagonisten des „Doktor Schiwago“.


    „Doktor Schiwago“ hat – für mich – einen ganz eigenen Charme: Der Roman kommt nicht allzu perfekt daher, er springt manchmal ein wenig zu arg von Szene zu Szene; es häuft sich vielleicht auch ein wenig zu sehr das, was man gemeinhin als „Zufall“ bezeichnet. Und doch: Was Pasternak seinen Figuren auferlegt an Freude und Leid, was er ihnen an Handlungen, an zu Erduldendem, an Verletzungen zumisst, verlässt bei aller epischen Größe doch nie die menschlich möglichen Spielräume (von gesetzlichen, ethischen, moralischen oder welchen auch immer ist und kann auch keine Rede sein). Er erwartet von seinen Protagonisten keine Heldentaten, die sie nicht zu vollbringen vermögen, er lässt sie in ihrem Lieben, in ihrem Scheitern, in ihren Gedanken und Gefühlen, in ihrem Leben und in ihrem Sterben das bleiben, was sie sind: Menschen, gefangen in ihren gesellschaftlichen und politischen Gegebenheiten, die für alle Freiheiten, die sie sich nehmen – und bei weitem nicht nur die -, bezahlen müssen. Er weiß zu genau um die menschlichen Stärken und besonders die Schwächen, als dass sie sich nicht wiederfinden würden in seinem Werk.


    Bei Lew Kopelew habe ich nachlesen können, dass sich Spuren von Goethes Faust im „Doktor Schiwago“ finden lassen, und da mir die Handlung fast schon ein bisschen zu bekannt war, habe ich verstärkt darauf geachtet. Ja, man findet sie, Faust, Gretchen und natürlich Mephisto. Vielleicht bietet es sich allzu leicht an, in Jurij Schiwago den Faust zu sehen, in Komarovski den Mephisto. Lara als Gretchen, verführt genug ist sie, und das nicht nur in einer Beziehung. Die Rolle des Faust würde ich nicht nur einer Figur, nicht nur Jurij Schiwago zuordnen, sondern zwei, sozusagen Antipoden, Rivalen auch, nämlich Schiwago und Antipov. Und der Mephisto? Nun, so verheerend das Gebaren des Komarovski für seine „Opfer“ ist, ist es doch letztlich sozusagen lokal begrenzt. Es scheint mir nicht nötig zu sein, das „Wesen“ namentlich zu benennen, das in Umkehrung des Wortes, es sei „ein Teil von jener Kraft, die stets das Böse will und stets das Gute schafft“ (J. W. v. Gothe, Faust, 1. Teil, 1. Akt, Studierzimmer) weit größere, fatalere, vernichtendere Wirkung entfaltet hat.

    Zitat

    Original von SiCollier



    So in die Richtung gingen auch meine Gedanken dabei. Ob ich das dann über drei Bücher durchhalte, ist eine andere Frage. Aber versuchen würde ich es auf jeden Fall gerne.
    .


    Gewisse literarische Qualitäten muss der Mann ja gehabt haben und die müssen auch im "Leidensweg" durchscheinen, sonst hätte Lauer die drei Werke ("Der stille Don", "Doktor Schiwago", "Der Leidensweg") nicht ja in eine Reihe gestellt. Meine Neugierde ist jedenfalls mehr als geweckt.



    Das Buch von Katajew ("Meine Diamantenkrone") lese ich übrigens derzeit. Es ist ... ungewöhnlich. Keine durchgehende, einheitliche Erzählung, kein Roman. Erinnerungen würde ich es eher nennen, skizziert. Szenen über Orte, die er bereist hat, Szenen über befreundete Schriftsteller, wobei er die nicht beim Namen nennt, sondern jeden mit einem ... heute würde man sagen "Nickname" bezeichnet hat. Pasternak firmiert unter "Mulatte". Allerdings ist er bisher erst zweimal erwähnt worden, ohne dass großartig über ihn erzählt würde.


    Für die Ehrenburg-Memoiren muss ich dann erst mal einen gewissen Abstand gewinnen. Und was ich über ihn gelesen habe, nimmt mich nicht für ihn ein.

    Zitat

    Original von SiCollier
    Irgendwie erinnerte es mich an F. M. Dostojewskij. Keine Ahnung warum, aber ich mußte unwillkürlich an Stepan Trofimowitsch Werchowenskij und seine letzte Wanderschaft denken. „Es war wie ein stilles Erlöschen eines zu Ende brennenden Lichtes.“ („Die Dämonen“)


    :anbet


    Gar zu gerne hätte ich gewusst, welche Bücher Pasternak in seiner Bibliothek hatte, welche deutliche Gebrauchsspuren aufwiesen. Aber nach seinem Tod und jahrelangen Streitereien wurden seine Bücher, Briefe, wohl auch Manuskripte etc. einfach auf den Hof des Hauses geworfen, was bei den damals herrschenden Witterungsverhältnissen katastrophale Folgen gehabt haben muss.