Beiträge von T. A. Wegberg

    Ich muss da eine Unterscheidung treffen in beruflich und privat. Aus beruflichen Gründen (Lektor/Übersetzer) muss ich sprichwörtlich alles lesen - jedenfalls so lange, bis ich 6 Richtige im Lotto habe.


    Ich hab aber so das starke Gefühl, dass das kein Schaden ist. Denn wie kann ich mitreden, wenn ich von vornherein bestimmte Genres ausschließe? Und für mein eigenes literarisches Schreiben lerne ich durch das exzessive Lesen auch mieser Literatur eine Menge.


    Meine Erfahrung ist, dass ich aus jedem Buch - und sei es noch so schlecht geschrieben oder fernab meiner persönlichen Präferenzen - irgendeinen Nutzen ziehe. Ich lerne etwas dazu oder gewinne die Sicherheit, dass ich es anders machen könnte ... oder ich bestätige Klischees, was ja auch immer eine nette Sache ist.


    Privat bin ich dafür umso wählerischer und lese praktisch ausschließlich Bücher, die sprachlich, thematisch und stilistisch genau meinen Wünschen entsprechen! Das kann ich mir dann ja auch gönnen! Und es tut enorm gut zu sehen, dass es auch solche Titel durchaus gibt! (Zum Beispiel von Nick Hornby, Jonathan Tropper, Mark Haddon, Christopher Coake ...)

    Also, ich geb ja zu, dass das Thema dieses Threads einen nicht gerade vom Stuhl schmeißt, aber muss man sich deswegen wirklich seitenlang über einen Tippfehler ereifern? Das ist so müßig ... und es bringt uns doch nicht weiter.


    Ich will mal eine seriöse Antwort versuchen:


    Vermutlich empfindet jeder das Bedürfnis, sich in irgendeiner Form mitzuteilen und andere an seinen Gedanken teilhaben zu lassen. Viele schaffen das mühelos über das gesprochene Wort. Andere entscheiden sich für künstlerische Ausdrucksformen. Und der eine oder andere greift zu Gewalt, weil er keine andere Möglichkeit findet!


    Ich denke, die Weichen werden schon zu einem ziemlich frühen Zeitpunkt gestellt. Wer - wie vermutlich die meisten hier - für seine Texte, also für die ersten Aufsätze etc., mehr Anerkennung bekommt als für andere seiner Mitteilungsformen, tja, der entschließt sich dann eben zum Schreiben!


    Banal, oder?

    Speziell zum Thema Exposé kann ich auch die aktuelle Ausgabe des "The Tempest" empfehlen. Kann man kostenlos abonnieren auf autorenforum.de, es ist ein Newsletter, der per E-Mail kommt und eine wahre Fundgrube an Infos für alle Autoren!

    Ja, Verlage drücken sich gern vor Kurzgeschichten, weil die sich einfach nicht so gut verkaufen. Das ist bei "meinem" Verlag Rowohlt natürlich auch nicht anders. Außerdem hab ich eigentlich (noch) gar nicht die Absicht, einen ganzen Band Kurzgeschichten rauszugeben - vielleicht später mal, wenn ich alt bin ;-)


    Deshalb ein dickes Dankeschön an dich, Tom, für deinen goldwerten Tipp! Ich habe gleich zu Dorthe Hodemacher Kontakt aufgenommen, und es sieht so aus, als wenn da Topf und Deckel zueinanderpassen.


    Und ich glaube, dir, Mariangela, kann ich auch weiterhelfen (und das nicht nur, weil meine Mutter ebenfalls Maria Angela hieß ...): Die Obergrenze für den Hosentaschenverlag ist 18.000 Zeichen (ohne Gewähr). Wenn du die Eingabemaske für den Text aufrufst, steht das irgendwo klein obendran.


    Übrigens ist das ein völlig geniales Verlagskonzept, noch dazu enorm professionell aufgezogen, und ich würde Dorthe echt wünschen, dass sie damit richtig viel Erfolg hat!


    Können wir hier nicht irgendwo einen Aufruf starten, dass jeder von uns mal ein bisschen für sie die Werbetrommel rührt? Damit meine ich nicht, dass wir sie mit Geschichten bombardieren, sondern dass wir Verkaufsstellen für ihre Bücher auftreiben, denn damit steht und fällt das Ganze ja. Ich z.B. hab schon zwei befreundete Buchhändler im Visier ...!


    Wer macht noch mit?

    Hallo, liebe Eulen,


    habt ihr Vorschläge zur Publikation einer einzelnen Erzählung (ca. 8 Seiten oder 14.000 Zeichen)?


    Meine Frage hat folgenden Hintergrund:


    Für die Erzählung "Mit offenen Armen" habe ich letzte Woche zu meiner großen Freude den Brandenburgischen Literaturpreis erhalten. Das erfüllt mich natürlich mit großem Stolz, und es hat auch in den Medien einiges Echo ausgelöst.


    Viele fragen nun nach diesem Text, der aber speziell für die Ausschreibung entstanden und selbstverständlich noch nicht veröffentlicht ist.


    Der Vorjahres-Preisträger hat seinen Siegertext als BoD veröffentlicht, was ich nicht so furchtbar gern möchte. Er hat ihn auch illustrieren lassen, eine gute Idee natürlich, ich habe aber keine Illustrationen zur Hand (und sie würden auch nicht zum Thema passen).


    Publikation bei Bookrix ist mir auch wieder zu banal.


    Habt ihr vielleicht noch ein paar zündende Ideen? Oder sogar Erfahrungen mit der Veröffentlichung einzelner Kurzgeschichten?


    Dann vorab schon mal vielen Dank!

    Ja, ich denke, das ist eine typische Schwäche billig gemachter Bücher/Filme! Allerdings können Bestseller auch echte Namens-Hypes auslösen. Möchte z.B. nicht wissen, wie viele Edwards und Bellas gerade auf die Welt kommen ... ;-)


    Nun bin ich doch froh, dass mein Kind kein Junge geworden ist, weil es nämlich sonst Edward Alyosha hieße und vermutlich in der Schule von allen Mädels angeschmachtet würde!


    Na ja, ich schreibe ja wirklich stark gegenwartsbezogen und werde deshalb wohl nie meine Protagonisten "Heinrich" oder "Mathilde" nennen müssen. Ehrlich gesagt würde mir das auch ein bisschen schwerfallen. Schließlich will man seine Figuren lieben, und da gehört auch ein schöner Name dazu.


    Gebt ihr eigentlich auch euren negativen Charakteren die Namen von Leuten, die ihr nicht leiden könnt? Bei mir sind das manchmal sogar welche aus der Grundschulzeit (es soll ja nicht so offensichtlich sein) ... *grins*

    Ich glaube, das ist ganz normal. Ich wundere mich immer, wenn in Biografien großer Schriftsteller (z.B. Thomas Mann) erzählt wird, dass sie feste Zeiten zum Schreiben hatten. Könnte ich NIE!


    Manche Manuskripte liegen bei mir monatelang still! In der Zwischenzeit schreibe ich an etwas anderem ... oder eben auch gar nichts ... das macht mich mittlerweile aber nicht mehr nervös. Irgendwann kommt der kreative Schub, und dann geht's rund!


    Grundsätzlich sind nahende Abgabetermine schon ein starker Motivator. Oder eben die Aussicht auf einen Verlagsvertrag. Aber das allein genügt nicht - es muss auch aus dir selbst heraus sprudeln!


    claudiatoman : Woar, geil ... Schreiben auf dem Markusplatz ... ja, das könnte ich mir auch vorstellen! Geht mir nämlich genauso: viele Menschen um mich herum regen meine Kreativität an!

    Hm, das mach ich ja sonst nicht, aber hier wäre jetzt wohl wirklich mal die passende Gelegenheit, mein eigenes Buch vorzuschlagen *rotwerd*


    Gerade weil du etwas für ältere Jugendliche suchst - "Memory Error" ist ab 13 empfohlen (von mir persönlich eher ab 14, 15).


    Du findest hier auf der Seite auch eine sehr schöne und toll geschriebene Rezension von Blackie:


    Memory Error - Tanya Wegberg


    Ich würde mich freuen, wenn es auf deiner Liste landet!

    Am meisten finde ich mich in dem Posting von Sophia wieder, weil für mich auch der Protagonist absolut im Mittelpunkt steht. Ich schlüpfe so in ihn hinein, dass ich die Welt mit seinen Augen sehe - und dann schreibt sich vieles einfach ganz von selbst.


    Natürlich habe ich vorher eine grobe Idee vom Ablauf und von der Aussage, aber es ist nicht gesagt, dass ES sich auch daran hält. Ich könnte deshalb auch nie ein Exposé schreiben, ehe das Manuskript fix und fertig ist!


    Für mich ist es beim Schreiben so, dass ich derjenige BIN, um den es geht, und alles, was mir von nun an begegnet, bewerte und registriere ich mit seinem Hintergrund. Wenn es uninteressant ist und die Geschichte nicht voranbringt, muss ich es auch nicht aufschreiben. Ist es aber etwas Spannendes, von dem ich glaube, dass es die Geschichte bereichert, dann wird es zurechtgefeilt und durchformuliert (in Gedanken), und dann kommt es ins Manuskript!


    Trotzdem schreibe ich dabei chronologisch, den das Ganze ist ja ein sich entwickelnder und stetig voranschreitender Prozess.


    Das einzig Schwere daran ist aufzuhören - wenn man plötzlich wieder mit sich selbst allein ist ... :rolleyes


    Dann suche ich mir schnell einen neuen "Wirt", den ich parasitär aussaugen und zu Literatur verwursten kann!

    Hallo Blackie,


    die Idee kam mir, als ich eine Fernsehsendung über dissoziative Störungen gesehen habe. Ich interessiere mich schon seit Ewigkeiten für Psychologie und Psychiatrie (wollte eigentlich auch immer Psychiater werden), aber von dieser Erkrankung hatte ich vorher noch nicht allzu viel gehört.


    Also fing ich an, im Internet und in der Fachliteratur dazu zu recherchieren. Und dabei formte sich dann auch bereits die Idee zu "Memory Error"!


    Das Manuskript war innerhalb von 9,5 Wochen geschrieben, danach machte ich noch ein paar Ergänzungsrecherchen, und dann habe ich Verlage angeschrieben - wovon Rowohlt der erste war, der konkretes Interesse zeigte.


    Nachdem der Vertrag unterschrieben war, dauerte es allerdings fast zwei Jahre, bis das Buch fix und fertig gedruckt auf dem Markt erschien, da der Verlag vorher keine "Lücke" im Programm hatte. Die Zeit erschien mir ewig ... aber nun ist das ja auch vorüber!


    Voraussichtlich nächstes Jahr im Herbst wird bei Rowohlt ein weiterer Roman von mir erscheinen: "Herzbesetzer". Darin erzählt der 24-jährige Julian, der seinen geliebten kleinen Bruder bei einem selbst verschuldeten Autounfall verloren hat, wie seine Eltern ihm plötzlich einen "neuen" Bruder vor die Nase setzen - ein 14-jähriges Pflegekind, das ohne alle Regeln in der Hausbesetzerszene großgeworden ist. Julians anfängliches Entsetzen weicht aber schnell ganz unerwarteten Empfindungen ...


    Übrigens existiert auch ein fertiges Manuskript, das eine Art Fortsetzung zu "Memory Error" bietet - darin wird Jordans Alltag als Student sieben Jahre später geschildert, und der Schwerpunkt liegt hier auf der Borderline-Erkrankung seines besten Freundes und Mitbewohners Robin. Mal sehen, vielleicht möchte Rowohlt dieses Buch dann als Nächstes veröffentlichen!


    Aber zurück zu "Memory Error": Es ist vom Verlag eigentlich ausdrücklich als Schullektüre angedacht, und es sollten sogar Lehrerbegleitmaterialien dazu erstellt werden (weiß gar nicht, ob das der Fall ist). Deshalb wird es auch bewusst zu einem relativ niedrigen Preis verkauft (und ich musste deshalb ganz viel kürzen *grummel*).


    Natürlich komme ich auch gerne zu Lesungen in Schulen. Das habe ich schon mehrfach getan, und dabei kommen immer sehr interessante Diskussionen und Gesprächsrunden in Gang. Eben gerade habe ich einen Termin für eine Schülerlesung in Fehrbellin bekommen.


    Welche Funktion hast du denn im Zusammenhang mit Schulen und Büchern? Unterrichtest du selbst oder bist du im Bildungswesen tätig? Solche Lesungen können auch über den Friedrich-Bödeker-Kreis gefördert werden, wo ich registriert bin.


    Also, wenn du mich brauchst - ich bin hier ... ;-)

    Das ist genau wie in der Musik. Manche Songs kommen einem so vor, als wären sie schon mal da gewesen - aber wenn man sie zwei-, dreimal gehört hat, werden sie ganz individuell und verlieren ihre Ähnlichkeiten zum Bekannten.


    Dabei hat Sprache vermutlich noch mehr Variantenreichtum zu bieten als Musik. Also nicht verrückt machen lassen!


    Manche Themen (das trifft jetzt für beide Sparten zu) regen die Fantasie und Kreativität eben besonders stark an und werden daher häufiger bearbeitet, aber es bleibt immer eine Frage der konkreten Gestaltung, der Zielsetzung (und Zielgruppe), des Schwerpunkts ...


    Wahrscheinlich kann man jede noch so berühmte Geschichte auf zehn verschiedene Weisen neu erzählen, aus verschiedenen Perspektiven, mit unterschiedlichem sozialem Hintergrund, in Jugendsprache, als Comic, als Theaterstück ... Und häufig wird genau das ja auch gemacht, zum Beispiel mit Märchen.

    Natürlich geht nichts über eine gründliche und verantwortungsvolle Recherche, bei der übrigens auch die Quellen noch mal akkurat zu prüfen sind.


    Allerdings wurde hier ein Aspekt noch nicht erwähnt, und das ist das indivduelle Empfinden. Beim Beispiel Drogenrausch funktioniert das ausgezeichnet. Frag zehn Cannabis-Konsumenten, und du kriegst elf Erfahrungsberichte (oder so ähnlich ... :gruebel Egal - Peace, Alter!) Insofern ist es kein Problem, in einem Roman einfach eigene Erfahrungen mit denen anderer zu vermischen und daraus ein neues, individuelles Konglomerat zu schaffen.


    Dasselbe gilt für die Schilderung von Schwangerschaften, Sex, Unfällen, Krankheiten und anderen Erfahrungen, die hier bisher behandelt wurden.


    Was mich jedoch zur Raserei treibt, sind Vorurteile. Sobald ein Roman anfängt, mit Klischees zu hantieren (Tom hat in diesem Thread bereits Beispiele erwähnt), klappe ich das Buch zu und stopfe es in den Altpapiercontainer. Das ist so billig, so primitiv, so ... argh! :bonk


    Und noch was finde ich erwähnenswert. Arno Schmidt soll wohl mal sinngemäß gesagt haben, dass es keine Fiktion gebe - der Autor schreibe sozusagen die Realität.


    Das kann ich nach ersten vorsichtigen Einschätzungen bestätigen. Ich schreibe gelegentlich Passagen, BEVOR ich recherchiere (natürlich im Bewusstsein, dass ich sie ggf. umschreiben muss). Bisher entdeckte ich jedes Mal zu meiner Verblüffung, dass alles so war, wie ich es beschrieben hatte, obwohl ich es gar nicht wissen konnte ...


    In einem Fall habe ich sogar ein Haus an exakt dem Ort vorgefunden, wo ich es "hingedichtet" hatte, und es sah exakt so aus, wie ich es zuvor beschrieben hatte ... das war mir schon unheimlich. (Ich war absolut sicher nie zuvor an diesem Ort gewesen, er ist fast 600 Kilometer von Berlin entfernt.)


    Mich würde mal interessieren, ob andere Autoren ähnliche Erfahrungen gemacht haben - aber das wäre eigentlich ein neuer, eigener Thread!

    verena : Hätte ich mir auch wiederum denken können *gg* Schöne Grüße an Simon und Martin S.! - Dein Buch kommt auf die Leseliste, danke!


    ***


    Ach ja, genau: die Agenturen. Meine Erfahrung damit war: Ja, Interesse ist vorhanden - ach, Sie haben selbst schon Kontakt mit Verlagen aufgenommen? Nun, dann leider nicht ...


    Na gut, das muss ich so hinnehmen. Ich habe mich aber trotzdem gefragt: Welcher hoffnungsvolle Autor verlässt sich denn ausschließlich auf eine Literaturagentur, wenn er ebenso gut auch direkt die (sorgfältig vorausgewählten) Verlage anschreiben kann?


    Im Nachhinein bin ich natürlich froh, dass es so gekommen ist.


    Insgesamt habe ich 14 Verlage angeschrieben, von denen übrigens einige bis heute nicht abgesagt haben. Ich gebe aber ohne Umschweife zu, dass der Rowohlt-Vertrag eine absolute Ausnahme und ein Glücksfall sondergleichen war, und ich gestehe darüber hinaus, dass ich es erst richtig glauben konnte, als ich das erste gedruckte und gebundene Exemplar von "Memory Error" in der Hand hielt.


    Das ist mir alles völlig bewusst, ich danke dafür täglich meinem Schöpfer, und ich möchte auch keine falschen Illusionen wecken.


    Ebenso weiß ich, wie viel unsägliche Manuskripte Woche für Woche auf den Schreibtischen entnervter Lektoren landen und wie stark dennoch der Glaube ihrer Verfasser an das eigene Talent ist! Aber das Problem ist doch: Wer soll ihnen sagen, wie grottenschlecht ihre Texte sind?


    Freunde und Verwandte werden sie schon aus Loyalität bestärken, außerdem können sie es selbst wohl kaum besser und haben keinerlei Kompetenz.


    Und kompetente, aber wildfremde Leute um ein Urteil zu bitten (z.B. Autoren, die bereits bei Publikumsverlagen veröffentlicht haben, oder Herrn Reich-Ranicki) führt in der Regel nicht zum gewünschten Resultat.


    Auch ich hab das übrigens vor der VÖ getan - ich habe einen ehemaligen Uni-Prof und freien Lektor angeschrieben, den ich sehr mochte, und ihm eine Leseprobe von "Memory Error" geschickt. Er hat sie verrissen und in Grund und Boden gestampft ...


    Na ja, eigentlich wollte ich ja auch nur allen Noch-nicht-Autoren ein bisschen Mut machen und ihnen einen praktischen Rat erteilen, damit die Zahl der Absagen sich in überschaubaren Grenzen hält und sie ihre Chancen verbessern.

    verena : So gings mir auch! Ein gedrucktes Buch um jeden Preis? Nee, dann lieber gar nichts ...!


    Was hast du denn geschrieben? Das Thema macht mich neugierig! Und bei welchem Verlag bist du gelandet?


    Ich kenne inzwischen viele Leute, die ihre Bücher selbst verlegt haben (BoD und Ähnliches). Ein paar davon sind immerhin gar nicht übel, aber es bleibt doch dabei: das Ganze wirkt hausbacken und handgestrickt.


    Außerdem verzichtet man so auf ein kompetentes Lektorat, auf eine professionelle Betreuung und - ganz wichtig - auf eine gute Werbe- und PR-Maschinerie - und dann soll man auch noch Geld dafür bezahlen!!!


    Syddy : Ja, ich arbeite immer noch als Lektor (und Übersetzer), davon lebe ich. Mein "Problem" ist bloß, dass ich ausschließlich für Fachverlage arbeite: Wirtschaft, Finanzen, Management, Computer ... alles außer Belletristik! Insofern konnte ich weder Connections nutzen noch auf spezielle Lektoratserfahrungen in puncto Romane zurückgreifen.


    Aber es stimmt natürlich, dass ich mich seit Beginn meines Arbeitslebens sehr viel mit dem Bucherstellungsprozess befasse und zumindest die Abläufe und technischen Grundlagen kenne. Das muss allerdings keine Voraussetzung sein, um als Autor einen Treffer zu landen, denn man lernt es auch "by doing".

    Mir fällt immer wieder auf, dass Neu-Autoren ziemlich ratlos sind, wenn es um die Verlagssuche geht. Ziellos schicken sie ihr Manuskript an zwei, drei, manchmal auch zwanzig Verlage, erhalten Absagen und wenden sich dann in ihrer Verzweiflung an einen Bezahlverlag, um ihr Werk endlich gedruckt zu sehen.


    Ich möchte allen raten, viel zielgerichteter vorzugehen. Dazu gehört eine sehr gute Vorauswahl der in Frage kommenden Verlage: Wo werden ähnliche Texte wie meiner veröffentlicht? In welcher Programmsparte?


    Beim Versenden des Manuskripts an die solchermaßen vorsortierten Verlage (es bleiben da in der Regel gar nicht mehr soooo viele übrig) ist es außerdem sinnvoll, sich deren Webseiten genau durchzulesen. Fast alle geben nämlich genau vor, in welcher Form sie unverlangt eingesandte Manuskripte gern haben möchten: als Datei, in Papierform, nur die ersten 20 Seiten, ein beliebiges Kapitel oder was auch immer.


    Wer sich an diese Vorgaben hält, beweist schon mal so was wie Kooperativität, was für einen Autor im weiteren Verlauf des Veröffentlichungsprozesses zunehmend an Bedeutung gewinnt! Wenn jemand trotz konkreter Angaben des Verlags dann doch seinen kompletten 500-Seiten-Vampirthriller handgeschrieben und ohne Exposé verschickt, noch dazu vielleicht an einen reinen Kinderbuchverlag, sollte er sich nicht über eine Absage wundern.


    Bei mir hat es jedenfalls mit der oben beschriebenen Methode auf Anhieb geklappt - als totaler Newcomer wurde ich mit meinem Roman "Memory Error" vom Rowohlt Verlag unter Vertrag genommen, und mittlerweile ist dort bereits mein zweiter Roman in Vorbereitung. Und ich glaube, dass auch viele andere es schaffen könnten, wenn sie mehr und bessere Vorarbeit leisten.


    Dafür drück ich auch gern die Daumen!

    Ich lese gerade "Jungs sind auch Mädchen" von Simon Rhys Beck, bin allerdings noch im ersten Drittel, daher kann ich es nicht wirklich beurteilen. Liest sich bis jetzt sehr angenehm!


    Es geht um den 15-jährigen Robin, der sich unsterblich in seinen neuen Mitschüler Yan verliebt hat und nicht weiß, wie er an ihn rankommen soll.


    Hier geht es weniger um ein Coming out (das hat Robin schon hinter sich), sondern um die problematische Anbagger-Frage, da das ja gerade in diesem Alter mächtig nach hinten losgehen kann!

    Spannend! Und ich dachte immer, nur ich bin so auf Namen fixiert ...


    Beim Lektorieren fremder Bücher passiert es mir nämlich immer wieder, dass die Heldin Monika plötzlich mal eben mit ihrer Gegenspielerin Erika vertauscht wird - und dann frage ich mich immer: Hatte der/die Autor/in eigentlich überhaupt irgendein Verhältnis zu seinen/ihren Figuren?!?


    Für mich ist der Name einer erdachten Person von grundlegender Wichtigkeit. Ich lege Namenslisten an, lese mit Begeisterung Filmabspanne, Telefonbücher und Vornamen-Websites und recherchiere manchmal tagelang, wenn ich einen passenden Namen für einen Protagonisten suche (allerdings gilt dies eher für meine Romane, in den Kurzgeschichten nehme ich es weniger genau).


    Also, eins ist jedenfalls klar: Verwechslungen können mir nicht passieren, dafür sind meine Figuren mir viel zu wichtig! Ich sehe sie auch genau vor mir, könnte sie zeichnen und kenne alle ihre Macken, selbst die, von denen ich nicht erzähle!

    Ich habe immer mehrere Projekte gleichzeitig in Arbeit, an denen ich dann je nach Stimmungslage arbeite.


    Derzeit arbeite ich an drei Romanen, die sich in unterschiedlichen Stadien der Fertigstellung befinden.


    Zwischendurch entstehen aber auch noch manchmal Kurzgeschichten oder Erzählungen, teils für Autorenwettbewerbe, teils einfach so.


    Und aufgrund meiner Broterwerbstätigkeit als Übersetzer und Lektor bin ich auch in der übrigen Zeit mit Schreiben beschäftigt ...

    Also, zu Hause vor dem PC finde ich ganz bestimmt nicht die Themen, über die ich schreibe ...


    Ich muss raus unter Menschen, und zwar vorzugsweise mit öffentlichen Verkehrsmitteln - echt, da kommen mir die meisten Ideen. Und außerdem kann man da die krassesten Existenzen in Ruhe beobachten - ich habe extra ein Notizbuch, in das ich meine wundersamen Begegnungen eintrage.


    Ersatzweise tun es aber auch belebte Plätze, Cafés, Schwimmbäder und natürlich Open-Air-Festivals.


    Das hängt aber sicher auch damit zusammen, was einen Autor am meisten interessiert. Für Naturlyrik würde ich mir wohl eher andere Inspirationsquellen suchen, aber meine Themen sind halt Jugend, (schwierige) soziale Beziehungen, Psychologie ... das alles erfordert Anregungen von außen. Ich bin gern als Beobachter unterwegs.


    Am PC wird dann allerdings gründlich recherchiert und alles auf seine Authentizität abgeklopft.