Ich fürchte, Woltri, du hast unsere Politik noch immer nicht so ganz durchschaut. Sicher, wer sich hinstellt und mit dem Programm antritt, daß künftig der Gürtel enger geschnallt werden soll, der dürfte massive Probleme haben.
Dummerweise haben aber alle der großen Parteien kein nennenswertes Konzept, wie sie den Mist ihrer Vorgängerregierungen beseitigen können. Gerade die gesellschaftliche Veränderung setzte ja schon Ende der 50er Jahre ein. Kein einziger Politiker dachte damals weiter voraus und diese Kurzsichtigkeit hat sich bis heute erhalten. Wie kurz die Herrschaften denken, mag dir folgende neue Masche darstellen: In unserer Kleinstadt werden sogar Sanierungsarbeiten an öffentlichen Gebäuden international ausgeschrieben. So kommt es, daß jetzt ein rotchinesisches Planungsbüro die Sanierung des Feuerwehrhauses erhalten hat. Und da das kein Einzelfall ist, machen einige Ingenieurbüros dicht und setzen ihre Leute auf die Arbeitslosenliste. Hirnrissiger geht es kaum noch. Glaubst du ernsthaft, solche Leute wären in der Lage, die derzeitige Misere zu lösen?
Beiträge von Demosthenes
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Zitat
Original von Woltri
Irgendwer aus Politik oder Wirtschaft sollte mal erklären, wie alles zusammenpassen soll...
Mal abgesehen davon, daß die beiden Bereiche auch keine Erklärung anzubieten haben, ist das ganze Desaster eine Folge von falschen Wahlentscheidungen der Vergangenheit. Wir haben seit Jahrzehnten immer Politiker gewählt, die zu einer kreativen Voraussicht nicht fähig waren und damit immer nur von heute auf morgen reagierten. In aller Regel wurden in Berlin resp. damals Bonn Entscheidungen gefällt oder verworfen, von denen keiner auch nur entfernt ahnte, wohin das führen wird. Dieses hastig zusammen geschusterte Europa ist ein deutliches Beispiel.
Eine so tiefgreifende Veränderung in der Gesellschaft erfolgt nicht von heute auf morgen. Das ist ein Prozess, der sich über längere Zeit erstreckt und dessen Anzeichen schon früh zu erkennen sind. Diese Entwicklung umzukehren halte ich heute für nahezu unmöglich. Zumal unsere Politik wie immer nur die Symtome und nicht die Ursache kurieren wird. -
Ich hab seit langem 1&1 und bin sehr zufrieden. Ich kann es nur empfehlen.
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Da kann ich dir nicht so uneingeschränkt zustimmen, Alice. Daß Kinder nun einmal "Verzicht" bedeutet, ist seit Menschengedenken so. Was ist daran falsch? Sind wir heute schon so verwöhnt, daß wir nicht mehr die Bereitschaft aufbringen, auf etwas zu verzichten?
Aber ich gebe dir insoweit Recht, daß dieses Problem wohl kaum über finanzielle Anreize zu lösen ist. Unsere Gesellschaft hat sich nach und nach in eine Richtung entwickelt, die sowohl Kinder als auch Alte als Belastung empfindet. Die familiären Bande zerböselten und die Verantwortungsbereitschaft, die früher selbstverständlich war, ging verloren. Diese Verluste kann man auf finanzieller Basis gar nicht ausgleichen, zumal sich immer deutlicher bereits die Unfähigkeit, eine dauerhafte Beziehung einzugehen, abzeichnet. Unsere Gesellschaft scheint sich zunehmend zu "Isolaten" (wenn ich mal bei Asimov klauen darf) zu entwickeln.
Nach meiner Überzeugung fehlt hier die Überzeugungsarbeit, daß der Einzelne wieder Verantwortung für andere übernimmt und daß der Stellenwert der Familie gewaltig angehoben wird. Das wäre allerdings kontraproduktiv zu der derzeitigen Arbeitsmarktpolitik, die ja heute die absolute Flexibilität des Arbeitnehmers fordert - das Arbeitsnomadentum. Ich sehe in absehbarer Zeit jedenfalls keine tiefergreifende Lösung des Problems. -
Kurzbeschreibung
Jesus starb den Tod am Kreuz, Pontius Pilatus wusch seine Hände in Unschuld. Anne Bernet zeichnet das Bild eines Menschen, den die Erinnerung an seine folgenschwere Tat als römischer Gouverneur ein Leben lang verfolgt.
Als junger Mann entrann Pilatus in der Schlacht im Teutoburger Wald knapp dem Tod. In Judäa diente er seinem Herrn Tiberius als treuer Vasall. Die Begegnung mit Jesus wird für Pilatus zum Schlüsselerlebnis. Im Rückblick wird ihm klar, dass er die Chance, die ihm diese Begegnung bot, nicht genutzt hat. Nicht nur, dass er Frau, Tochter und Freund an die neue Religion verlor, Pilatus muss selbst erkennen, dass er niemals dem eigenen Herzen folgte. Stets hatte er nur die Interessen der römischen Machthaber vertreten. Am Ende seines Lebensweges angekommen, wird dem einsamen Menschen klar, dass er immer nur schwach und wankelmütig war. Er hatte sein Leben vertan.Der Roman ist zwar nicht besonders spannend, aber dafür sehr informativ und unterhaltsam. Pilatus stellt im Alter sein Leben nochmals vor sich hin und zieht Bilanz. Gerade die Entscheidungen, die er im Leben traf, nunmehr aus dem Blickwinkel eines reif gewordenen Menschen zu überdenken, ist für den Leser eine interessante Erfahrung. Gar mancher Leser wird sich wohl in diesen Gedanken wiederfinden.
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Ein Versäumnis ist es sicher nicht. Außerdem finde ich immer noch die Anfangsbände bis etwa 400-500 so herum wirklich interessant, danach ist die Serie einfach schon zu abgehoben. Das kann natürlich auch nostalgische Gründe haben.

Ich muß allerdings gestehen, daß ich damals genau so gerne die Terra und Terra Astra Serien verschlungen habe. Das Angebot auf dem SF-Sektor war in jener Zeit enorm und hat leider, so finde ich, heute viel zu stark nachgelassen. Ich würde mir gerne den einen oder anderen Nachdruck nochmals zulegen. Die Originale von damals sind ja leider den Weg des Irdischen gegangen. Sie kursierten zu oft in unserer Clique, um dieser Belastung standzuhalten.
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Was geht in einem Menschen vor, wenn sein Selbsterhaltungstrieb dem Sterbewunsch weicht? Der Selbsterhaltungstrieb ist naturgemäß das stärkste Gefühl, das ein Mensch entwickelt. Diese Schranke zu durchbrechen ist eigentlich nur möglich, wenn eine Krankheit (tiefe Depression) oder aber ein extreme Verzweiflung vorliegt. In jedem Falle bedarf der Betreffende einer Hilfe von außen, denn er selbst kann seine Handlungen nicht mehr steuern.
Ich finde es schon stark, den Tod solcher Menschen zu vermarkten oder aber so oberflächlich zu beurteilen, wie ich es in einigen Beiträgen gelesen habe. Niemand ist vor einer solchen Phase im Leben gefeit, man kann höchstens dankbar sein, wenn es einen nicht trifft. Allerdings von Einzelfällen, die es immer wieder mal gibt, auf die Gesellschaft zu schließen, halte ich ebenso für falsch. Auch wenn sich die Suizidrate in den letzten Jahren etwas erhöht hat, wie neulich mal irgendwo las. -
Mist, zu spät gekommen.
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Kaum ist man mal nicht anwesend, macht ihr schon wieder Unfug mit dem Würfel.
Vielen Dank für das Buch und die Glückwünsche. 

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Alles Gute zum Burzeltag. :wave:birth

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Auch von mir alles Gute zum Geburtstag. :wave:birth

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Also ich seh das ein wenig anders, Tanzmaus. Gerade die langen Erläuterungen zu den Techniken des Malens haben mich sehr interessiert. Sicher, es ist kein Thriller, aber ein ruhiges Dahinplätschern der Handlung ist auch nicht schlecht. Es hängt halt von eigenen Stimmung ab, ob man einen Einstieg findet oder nicht. So sehe ich das jedenfalls. Auf jeden Fall kann man etwas dazulernen.
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Ich kann mich irren, aber ich glaube mal gelesen zu haben, daß nach einem Schiffbruch alle begangenen im normalen Leben strafbaren Handlungen als straffrei gelten. Soll, so glaube ich mich zu erinnern, im internationalen Seerecht verankert sein.
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Hallo Idgie,
genau so war es in meiner Kindheit. Und wenn die Erntezeit war, sind wir immer mit dabei gewesen. Auf dem Heuwagen mitgefahren, wir haben Kartoffelfeuer angezündet und unsere Kartoffeln am Stock darin geröstet (meist noch mit der Erde dran), Kühe gehütet und jeden Schabernak getrieben, der möglich war. Auf der Straße haben wir Rollschuh-Hockey gespielt (mit Eisenrädern, andere gabs nicht und ausgedienten Schlägern der Canadierflieger). Es wurde auf der Straße ein Netz gespannt und Federball gespielt, denn Autos fuhren ja kaum und wenn, dann langsam. Am Bahndamm haben wir Kohlen geklaut, die in der Kurve vom Tender fielen und wilde Früchte im Gestüpp gesammelt und gegessen. (Durchfall war normal dabei, weil meist noch unreif). Und wenn mal einer sich die Pelle aufgerissen hatte, wurde zu Hause ein Pflaster drüber geleimt und der Spruch aufgesagt: "Bis du heiratest ist das zugewachsen". Kurz, es war ideal und wir lebten mehr oder weniger in Freiheit. Erst später, als wir schon aus dem Kinderstadium raus waren, begannen die Reglementierungen. Und das finde ich schade. -
Alles Gute zum Geburtstag.

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Zitat
Original von Doc als Gast
Und das eine Kindheit in Deutschland vor 30 oder 40 Jahren besser war als heutzutage, halte ich schlichtweg für nostalgische Verklärung.
Doc
Das ist mir zu pauschal, Doc. du berücksichtigst m. E. nicht den Unterschied zwischen Stadtkindern und Landkindern. Meine Kindheit war unbeschwerter und abenteuerlicher damals als die Kindheit meiner Tochter. Zu meiner Zeit gab es noch unweit unseres Hauses richtige natürliche Wildnis, in der wir Sommer und Winter spielen konnten, Baumhäuser bauten aus Trümmerteilen zerstörter Häuser und von Vattern geklauten Nägeln. Wir konnten Schilf am Fluss schneiden und uns damit den Fluss hinabtreiben lassen. HInterher gabs zwar Keile, weil das ja nicht ungefährlich war, aber wir habens trotzdem immer wieder getan. Wir hatten Höhlen unter meterdicken Weidenbäumen und dergl. mehr. Über unseren Lärm regte sich keiner auf.
Alle diese Schätze sind heute in Parks verwandelt, mit tausend Verbotsschildern belegt, mit strengen Ordnungshütern bepflastert und vor allem überall mit Hundek.. versehen. Schreien und Toben ist ohnehin nicht mehr möglich, denn sonst steht gleich der Peterwagen auf der Matte. Das erste, was Kinder heute lernen müssen, ist, daß sie von Verboten umgeben sind. Wir konnten noch auf Wiesen tollen, dort Blumen pflücken und niemand verwehrte uns das. An derselben Stelle ist heute ein gepflegter Rasen, den niemand betreten darf.
In der Stadt mag das anders gewesen sein und der Wandel deshalb auch nicht so krass spürbar. Auf dem Land aber merkst du wohl den Unterschied. -
Gute Besserung und ein Quentchen Glück wünsch ich Dir, damit wieder ein Licht am Ende des Tunnels auftaucht.
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Er hat bestimmt einen Waschbrettbauch.

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Kurzbeschreibung:
Otto von Bismarck ist in seiner Jugend als Lebemann für seine wilden Gelage bekannt. Mit der Liebe zu seiner Frau Johanna entdeckt Bismarck jedoch auch die Anziehungskraft politischer Macht. Von da an ist seine Karriere im Preußen des 19. Jahrhunderts nicht mehr aufzuhalten. Preußen Anfang des 19. Jahrhunderts: Der junge Otto von Bismarck rebelliert gegen sein Elternhaus. Er soll Beamter werden, kann diesem Gedanken jedoch nichts abgewinnen. Bald spricht man vom "tollen Bismarck", der wilde Gelage feiert und für seine Eskapaden bekannt ist.
Erst die treue Liebe zu seiner Frau Johanna, die er 1847 heiratet, vermag Bismarck von diesem Lebenswandel zu bekehren. Zunehmend macht Bismarck von nun an in der Politik von sich reden. Für sein taktisch und strategisch meisterhaftes Vorgehen in der Politik geachtet, erlangt er in Preußen immer mehr an Einfluß. Sein Verhandlungsgeschick und sein Machtstreben verhelfen ihm 1871 zum Höhepunkt seiner politischen Karriere: Mit ihm als Reichskanzler wird am 18. Januar des Jahres unter Kaiser Wilhelm I. das Deutsche Kaiserreich gegründet.
Der Roman lehnt sich eng an die Biografie Bismarks an. Allerdings handelt es sich nicht um ein Buch, das man mal eben so runterliest. Auf 704 Seiten behandelt Strobl das Thema in einem antiquierten märkischen Stil, der permanent zum Nachdenken anregt und dem Verständnis des Lesers einiges abverlangt. Bei aller märkischen Schwerfälligkeit, die offenbar gewollt ist, schimmert doch immer wieder ein gehöriger Schuß Humor hindurch. Das Buch ist so, wie der "Eiserne Kanzler" gewesen sein mag - bodenständig, bauernschlau und von Härte gezeichnet. -
Laß den Kopf nicht hängen, es geht immer weiter.
