Beiträge von Christine J

    Gus drückte meine Hand. „Das Leben ist schön, Hazel Grace.“ (S. 217)


    Wie soll ich nur zu diesem Buch eine würdige Rezension verfassen? Wie kann ich das in Worte fassen, was John Green in seinem neuen Roman vermittelt?


    Bevor ich das Buch begonnen habe, habe ich nur positive Stimmen dazu gelesen. Normalerweise können dann genau diese Bücher mich nicht vollends überzeugen. Sie bleiben oft hinter ihren Erwartungen zurück. Bei „Das Schicksal ist ein mieser Verräter“ war es anders.


    Ich finde, bei einer Rezension zu einem solchen Buch sollte man nicht anfangen, über die Charaktere, die Geschichte oder den Aufbau zu sprechen. Natürlich ist all das wundervoll konzipiert und gelungen auf’s Papier gebracht. Viel wichtiger finde ich aber die Stimmung, die John Green transportiert, und was er mit seinen Worten beim Leser auslöst.


    Bei mir hat er bewirkt, dass ich die letzten fünfzig Seiten des Buches fast durchgehend geweint habe, unterbrochen von einigen kurzen Lachanfällen, aber auch heftigen Schluchzern. Zwischenzeitlich konnte ich die Buchstaben überhaupt nicht mehr erkennen, weil sie mir vor lauter Tränen vor den Augen verschwommen.


    Bücher, die so was können, sind einfach toll!


    Die Geschichte um Hazel und Augustus ist gleichzeitig todtraurig und wunderschön. Sie hat mich zum seitenlangen Weinen gebracht und ist zur selben Zeit ein Plädoyer für die Liebe und das Leben. Meiner Meinung nach ist „Das Schicksal ist ein mieser Verräter“ bisher mit Abstand Greens bestes Buch: 10 von 10 Sternen.

    Inhalt:


    „In der zweiten Juniwoche wurde ich geklaut. Das war auch gut so!“ (S. 11)


    Die Zehnjährige Vilja wird in den Sommerferien geklaut. Als die Familie Räuberberg das Auto von Viljas Familie überfällt, raubt sie nämlich nicht nur Mamas Lieblingsbikini und Papas Shorts, sondern eben auch Vilja. Zunächst schmiedet diese noch Ausbruchspläne, denn so verhalten sich Entführte nun mal. Doch nicht lange kann sie vor den Räuberbergs verbergen, dass ihr das wilde Räuberleben eigentlich Spaß macht. Denn wo sonst bekommt man so viele Lakritzbonbons, wie man will? Und wo sonst lernt man das Messerwerfen und alle anderen wichtigen Dinge über die Räuberei?


    Meine Meinung:


    Als ich das Cover von „Vilja und die Räuber“ gesehen und mir den Klappentext dazu durchgelesen habe, war ich mir total sicher, dass das Buch einfach toll sein würde. Und so war es auch!


    Ich könnte meine Rezension nur aus Zitaten bestehen lassen, denn beinahe jedes Kapitel, jede Seite und jeder Satz bergen kleine wunderbare Schätze.


    Siri Kolu beschreibt das Räuberleben und vor allem die Mitglieder der Familie Räuberberg mit einer solchen Leichtigkeit und dem liebevollen Auge für das Detail, so dass ich mich am liebsten selbst auf die Straße stellen würde, in der Hoffnung, dass der Räuberbus vorbei fahren und mich rauben würde.


    Erwachsene mögen vieles in dieses Buch hineininterpretieren, aber letztendlich bleibt „Vilja und die Räuber“ einfach ein wunderbar herzerwärmendes Kinderbuch und das ist gut so.


    Ich könnte jetzt noch lange von den vielen tollen Kleinigkeiten der Geschichte schwärmen, aber ich finde, dass jeder dieses Buch einfach selber lesen sollte. „Vilja und die Räuber“ ist so schön, dass es kaum in Worte zu fassen ist: 10 von 10 Sternen!

    Klappentext:


    Viele Jahre ist es her, dass das Land nach einem unseligen Krieg in zwei verfeindete Reiche zerfiel: das düstere Schwarzland und das strahlende Goldawien. Doch eine Prophezeiung besagt, dass nur drei Kinder den Frieden bringen können.


    Ohne von ihrer eigentlichen Bestimmung zu wissen, treffen sie aufeinander: Moana, das Mädchen von der Weißen Insel, deren Herkunft von einem Geheimnis überschattet wird. Und zwei Söhne der beiden Reiche – Tontio und Laskio. Sie sind so verschieden wie Tag und Nacht, dennoch liegt das Schicksal der beiden Völker in ihren Händen. Begleitet von magischen Gefährten, müssen die drei verhindern, dass der schicksalhafte Sternkristall in die falschen Hände gerät und ein neuer Krieg das Land mit Leid überzieht …


    Meine Meinung:


    Der Inhalt an sich klingt wirklich spannend: ein Streit zwischen zwei Brüder, der ein ganzes Land spaltete, und drei junge Menschen, die das Schicksal von Zweiland nur gemeinsam zum Guten wenden können.


    Die Ausführung dieser Idee wirkt auf mich aber leider ein wenig wie ein nur halb gelungenes Debüt. Doch Patricia Schröder ist alles andere als ein Neuling in der Autorenwelt. Schon 1998 veröffentlichte sie ihr erstes Buch.


    „Zweiland“ liest sich zwar leicht und angenehm, trotzdem ist die Schreibe meiner Meinung nach sehr holprig. Die Geschehnisse wirken konstruiert und überhastet miteinander verknüpft; was schade ist, denn die Geschichte an sich hat doch eindeutig ihren Reiz und hat mich durchaus unterhalten.


    Gerade die drei jugendlichen Hauptpersonen hätten das Potenzial dazu gehabt, nicht nur junge Leser zu begeistern. Ich hätte gerne mehr über sie erfahren und mit ihnen erlebt, aber so blieben auch sie wenig tiefgehend.


    In „Zweiland“ gibt es viele gute Ideen, vielleicht sogar ein paar zu viele. Auf mich wirkt die Schreibe der Autorin so, als wollte sie unbedingt so vieles miteinander verknüpfen und hat dabei übersehen, dass ein rundes Ganzes und die notwendige Atmosphäre fehlen. Eine gute Geschichte braucht nun mal auch seine Zeit. Da ich das Buch trotzdem nicht ungern und vor allem in einem Rutsch gelesen habe, vergebe ich 5 von 10 Sternen.

    Inhalt:


    Lange Zeit war es eher ruhig in Hara, doch das soll sich mit dem Angriff der Nekromanten, (Zauberer, die Leichen zum Leben erwecken) auf die Burg der sechs Türme ändern. Doch nicht nur die Nekromanten machen den Bewohnern Haras Sorgen. Zugleich wurde nach langer Zeit auch wieder eine der Verdammten gesichtet, eine mächtige Schwarzmagierin.


    Der Auftragsmörder Ness lebt mit seiner Frau Lahen seit vielen Jahren im Verborgenen, doch nun ist ein Kopfgeld auf ihn ausgesetzt worden, was die beiden zur Flucht zwingt. Dass dann auch noch Lahens mysteriöse magische Begabung entdeckt wird, bringt die beiden nur in noch größere Gefahr, denn die Verdammten möchten sich ihrer Funkes bemächtigen.


    Meine Meinung:

    Schon lange schleiche ich um den Autor Pehov herum. Seine Bücher haben mich immer gereizt, aber irgendwie ist bis vor kurzem noch keines seiner Werke in meinem Regal gelandet.


    Ich kann jetzt schon sagen: Nachdem ich „Wind“ gelesen habe, habe ich mir direkt noch ein weiteres Buch des Autors gekauft, denn „Wind“ bietet alles, was man sich für einen High-Fantasy-Roman wünschen kann:


    Obwohl die Handlung durch die Nekromanten für mich anfangs einen Hauch zu sehr ins Dark-Fantasy-Genre abdriftete, ist „Wind“ der wirklich gelungene Auftakt zu einem großen Fantasy-Epos.
    Natürlich muss auch in dieser Geschichte die Welt vor dem Bösen gerettet werden, trotzdem hatte ich beim Lesen nie das Gefühl, die Geschichte so – nur etwas anders – schon einmal woanders gelesen zu haben. Das mag daran liegen, dass Pehov bekannte Fantasyelemente mit vielen neuen Ideen und Wesen verknüpft. Der Grund könnte aber auch sein, dass den Figuren und Handlungen stets etwas Geheimnisvolles anhaftet. Als Leser kann man die Handlungen zwar stets ein wenig vorausahnen, denn der Leser weiß meist mehr als die Figuren im Buch, kann sich seiner Vermutungen aber nie sicher sein.


    Am meisten haben mich Pehovs Charaktere beeindruckt. Es stellt sich heraus, dass es mehrere Haupthandlungsstränge mit ganz verschiedenen Personen gibt: neben der magiebegabten Lahen und ihrem tapferen, klugen Gefährten Ness hat mich vor allem Ga-Nor, der Krieger aus den Nordlanden, durch seine zuverlässige Art und seinen trocknen Humor überzeugt.


    Einzig und allein dem enormen Cliffhanger am Ende des ersten Bandes dieser Reihe ist es zu verdanken, dass ich für dieses spannende Fantasywerk einen Stern abziehe. Zum Glück erscheint der Folgeband „Blitz“ schon im Oktober: 9 von 10 Sternen!

    Inhalt:


    Der fünfzehnjährige Tom lebt in Berlin gemeinsam mit einigen anderen Jugendlichen bei Pflegeeltern. Doch sein Pflegevater ist alles andere als liebevoll: Tom muss ihm jeden Abend Geld vorlegen, an das er nur durch Diebstahl heran kommt. Mehr als ein Mal wurde Tom dadurch in Situationen gebracht, aus denen er nur mit Hilfe seines älteren „Bruders“ Alex herausgekommen ist.
    Als Tom eines Tages von einem Raben angesprochen wird, meint er erst zu träumen. Doch dann macht er sich auf die Suche nach seinem Schicksal.


    „Erschrocken wirbelte Tom herum. Im Nebel zwischen den Bäumen glaubte er eine Gestalt zu sehen, war sich dessen aber nicht sicher. Bis die Stimme wieder sprach:
    „Tom!“
    „Hallo? Wer… Wer bist du?“, brachte Tom gerade so heraus. Sein Herz raste, und er spürte, wie ihm der Schweiß auf die Stirn trat. Er war allein in diesem Wald, die nächsten Menschen, die ihm helfen könnten, waren vermutlich weit weg, und mit einem Mal wurde ihm ganz mulmig zumute.
    „Ich habe dir unsere Münze gegeben, Tom. Du brauchst noch die eure.“ (S. 82)


    Matani lebt in einer anderen Welt, in einer magischen Welt. Doch ihr Volk wird von den Fremden bedroht, die sie mittels Magie und Streitkräfte immer weiter in die Steppe zurücktreiben, so dass Matanis Volk nichts anderes bleibt als zu fliehen.


    Meine Meinung:


    Wie beschreibe ich ein Buch, das mich von der ersten bis zur letzten Seite absolut begeistert hat? Mir fehlen hier ein wenig die Worte.


    Ich glaube, was mich an diesem Buch an meisten fasziniert, ist der Sog, den die Geschichte und der Schreibstil auf mich ausgeübt haben. Ohne die Gründe näher benennen zu können, haben mich Charaktere und Story auf unvergleichliche Weise in ihren Bann gezogen.


    Mit Tom und Matani hat der Autor interessante und so unterschiedliche Charaktere geschaffen. Und auch Toms Geschwister in Berlin habe ich schnell in mein Herz geschlossen.
    Insbesondere Alex ist eine faszinierende Figur, denn mit seinem guten Herzen, aber auch seiner Selbstüberzeugung und unterschwelligen Aggression ist er nicht gleich eindeutig einzuordnen.


    Ich liebe Bücher, in denen Magie vorkommt. Und so gefällt mir natürlich auch „Smart Magic“ außerordentlich gut. Insbesondere weil sich die Magie, die es in Matanis Welt gibt, dem Leser nicht direkt aufdrängt. Sie ist zunächst nur nebenher als stiller Begleiter der Handlung vorhanden. Erst später offenbart sich dem Leser das wahre Ausmaß.


    Christoph Hardebusch ist es meiner Meinung nach gelungen, eine Lücke in der Jugendliteratur zu schließen. Denn mit „Smart Magic“ hat er einen Jugendfanatsy-Roman verfasst, der – weit entfernt von Vampiren, Werwölfen und Dämonenjäger – eher in die Sparte der epischen Fantasy einzuordnen ist. Das mag vielleicht auch daran liegen, dass Hardebusch unter anderem die bekannte Fantasy-Reihe „Die Trolle“ verfasste, die eindeutig für Erwachsene geschrieben wurde.


    So wird „Smart Magic“ vermutlich sowohl Jugendliche, als auch die älteren Hardebusch-Fans begeistern: ein Fantasy-All-Ager ganz nach meinem Geschmack.


    Das Buch hat nur einen Nachteil: es ist viel zu schnell vorbei. Das Ende schreit förmlich nach einer Fortsetzung, auf die ich sehnsüchtig warte, seit ich das Buch zugeklappt habe.


    „Smart Magic“ ist ein äußerst kurzweiliger Fantasyroman für jugendliche Leser, aber auch für Erwachsene. Hardebusch hält die Spannung von der ersten bis zur letzten Seite unheimlich hoch und hat mich dazu gebracht, das Buch innerhalb kürzester Zeit zu verschlingen. Ich möchte mehr davon! 10 von 10 Sternen! Ein wahres Fantasy-Highlight!

    Inhalt:


    Mohnschnecke, ein junges und hübsches Gebäckstück, wollte eigentlich nur gemeinsam mit Eclair einen schönen Ausflug machen, doch der endet dramatisch: Bei einer Bootstour mit dem arroganten Hörnchen wird das Schiff von den wilden Piroggenpiraten angegriffen und Mohnschnecke gekidnappet.
    Eclair hat ein furchtbar schlechtes Gewissen und macht sich gemeinsam mit seinem neuen Freund, dem Pelmen Otto, auf die Suche nach der verschollenen Mohnschnecke. Auch Hörnchen, von seinem gierigem Vater und der Aussicht auf eine Belohnung getrieben, versucht das zarte Gebäckstück zu retten.
    Was keiner ahnen konnte: Seit Mohnschnecke auf dem Piratenschiff weilt, hat sich das Leben auf der „Speckkugel“ gewaltig geändert…


    Meine Meinung:


    Ein Buch über Gebäckstücke, über Piroggen mit Zwiebelfüllungen, über Blutwürste und Knofikaufleute…


    Wer mich und meinen Lesegeschmack ein wenig kennt, weiß genau, dass mir der Einstieg in so ein Buch eher schwer fällt. Ich brauche immer ein bisschen, bis ich mich an so neue Ideen gewöhnt habe.


    Aber schon nach wenigen Seiten hatte mich die Geschichte um Mohnschnecke, Eclair, Otto und um die Piroggenpiraten komplett in den Bann gezogen. Der lettische Kinderbuchautor steckt so viel Gefühl, so viel Heldenmut und so viel Liebenswertes in seine teigigen Hauptdarsteller, dass sie schnell mein Herz erobert und mich an einigen Stellen sogar zu Tränen gerührt haben.


    Das soll aber nicht heißen, dass das Abenteuer um die wilden Piroggenpiraten eine traurige Geschichte ist: sie ist viel mehr voll von allem, was ein gutes Kinderbuch benötigt: Es gibt wahre Helden, eine wunderbare Freundschaft, eine Liebesgeschichte, Intrigen, Gefahren und vor allem jede Menge Abenteuer.
    Und ganz versteckt geht es in dieser zauberhaften Geschichte um Themen wie Identität, den Wunsch jemand anders zu sein und darum, für das einzustehen, woran man glaubt.


    Nebenbei glänzt „Die wilden Piroggenpiraten“ durch einen wirklich grandiosen Humor und einen Wortwitz, der insbesondere die erwachsenen (Vor)-Leser ansprechen dürfte: so heißt beispielsweise die Hauptstadt von Käsien Tschiesburg und deren Bewohner sind „keinwüchsig, aber allesamt stinkig und stänkerisch“.


    Die letzten Seiten über Mohnschnecke und die wilden Piroggenpiraten habe ich fast ein wenig traurig gelesen. Obwohl das Buch mehr als 600 Seiten umfasst, hätte ich gerne noch mehr Zeit mit meinen Teig-Helden verbracht, hätte gerne länger mit ihnen gelacht und gebangt, hätte mich an der List und Tücke der Piraten erfreut. Aber vor allem hätte ich gerne sehr viel länger meine heimlichen Lieblingsfiguren Eclair und Otto begleitet: zwei Freunde, die man sich besser nicht erträumen kann.


    „Die wilden Piroggenpiraten“ ist ein wirklich bezauberndes Kinderbuch. Aber ich bin mir sicher, dass auch jugendliche und erwachsene Leser an dieser wirklich tollen Idee und der noch besseren Ausführung ihre wahre Freude haben werden. Ich habe auf jeden Fall schon mehrere Personen im Kopf, denen ich dieses Piratenabenteuer empfehlen möchte. 9 von 10 Sternen!

    Als ich den Klappentext zu diesem Buch gelesen habe, war ich mir sicher, dass dies ein Buch exakt für mich ist. Ich bin selber Lehrerin und hoffe, meinen Schülern ein bisschen davon mit auf den Weg zu geben, was auch Miss Hempel in ihren Schülern sieht.


    Nachdem ich den etwas holprigen und abrupten Anfang in die Geschichte überwunden habe, kam ein Abschnitt des Buches, den ich wirklich sehr genossen habe. Ich mag den Umgang von Miss Hempel mit den Jugendlichen, ich mag, welche Gedanken sie sich macht und wie begeisterungsfähig sie ist.
    Ihre Behandlung und Beschreibung des Romans „This Boy’s Life“ hat mich eben diesen auf meine Wunschliste setzen lassen.


    Zitate wie diese hier habe ich geliebt:


    „[Ms Hempel erklärt:] ‚Jeder tut als Kind interessante Dinge.’
    ‚Und schlechte Dinge – wie Toby'
    ‚Und schlechte Dinge. Wie wir alle – auch wenn es nicht alle zugeben.’
    Die Kinder warteten kurz, als müssten sie der Höflichkeit halber so tun, als verdauten sie die Information erst.
    ‚Haben Sie schlechte Dinge getan, Ms Hempel?’
    Das hätte sie kommen sehen müssen.
    ‚Nun. Denkt logisch. <Alle> schließt mich mit ein, oder nicht?’
    Gierig beugten sich die Kinder vor: ‚Welche schlechten Dinge denn?’ Die Hinterbeine ihrer Stühle hoben sich.“
    (S. 50)


    Doch Miss Hempel unterstützt nicht nur die Jugendlichen im Erwachsenwerden, sondern muss sich auch selber noch damit auseinander setzen. Und genauso wie Miss Hempel schwebt auch die Handlung – wenn man denn überhaupt von einer solchen sprechen kann – in der Luft: es war mir oft unklar, in welche Richtung sich die Geschichte entwickeln sollte und würde. Die unterschiedlichsten Themen wurden angesprochen und dies zumindest für mein Dafürhalten zu zusammenhangslos. Einige Themen haben mich kaum bis gar nicht interessiert.


    Vielleicht habe ich das Buch auch nicht in seiner vollen Komplexität verstanden, denn es ist doch mehr „höhere Literatur“ als ich sonst lese.


    Im Großen und Ganzen stehe ich dem Buch nach dem Lesen sehr zwiegespalten gegenüber: In den Passagen, in denen es um die Lehrerin Miss Hempel und ihr Verhältnis zu ihren Schülern ging, habe ich das Buch förmlich in mich aufgesogen, musste schmunzeln und habe einmal fast meine Haltestelle in der Bahn verpasst. Der Rest des Buches konnte mich allerdings so gar nicht begeistern und hat mich streckenweise sogar gelangweilt. Und so vergebe ich 5 von 10 Sternen.

    Inhalt:


    „Sam grinst in sich hinein. Alles fühlt sich wieder leichter an. Wenn Mum von Herzen lacht, reißt eine Schale auf und sie sprüht nur so vor Lebendigkeit!
    Er nimmt sich vor, dafür zu sorgen, dass sie in Zukunft häufiger mal lacht.“
    (S. 23)


    Sam und seine Eltern ziehen von Hamburg nach Sylt. Für den Sechzehnjährigen bricht erstmal eine Welt zusammen, aber da es seiner Mutter dort besser geht, fügt er sich dem Schicksal. Als er Enna kennen lernt, wird alles leichter. Mit ihr kann er stundenlang nur daliegen und reden.
    Trotzdem überschattet die Traurigkeit seiner Mutter das Familienleben. Was hat sie damals in ihrer Heimat Ruanda erlebt? Erst nach und nach kommen Mutter und Sohn ins Gespräch…


    Meine Meinung:


    Hanna Jansen hat sich ein schwieriges Thema ausgesucht: Ich glaube, ich verrate nicht zu viel, wenn ich sage, dass es um den großen Genozid in Ruanda geht.


    Im Nachwort schildert die Autorin, dass sie und ihr Mann gemeinsam mehrere Kriegswaisen, unter anderem auch aus Ruanda, bei sich aufgenommen haben. Umso eindringlicher und authentischer liest sich die Geschichte von Sam und seiner Familie.


    Ganz sensibel, mit vorsichtigen und zarten Worten zeichnet die Autorin das Portrait einer Familie, die durch die Vergangenheit der Mutter beeinträchtigt ist.


    Gerade Sam als Hauptperson eignet sich besonders gut, um dem Leser seine Geschichte und die seiner Mutter näher zu bringen. Dabei gelingt es der Autorin meiner Meinung nach sehr gut, sowohl auf Sams persönliche Belange und seine Freundschaft zu Enna einzugehen, aber auch ihn als Familienmitglied und Sohn einer Kriegsflüchtigen darzustellen und aufzuzeigen, wie sich dadurch das gesamte Familienleben verändern kann.


    Und obwohl „Herzsteine“ ein Buch mit einem traurigen Thema ist, macht es Mut und schürt Hoffnung. Außerdem liest es sich viel leichter und angenehmer, als ich es aufgrund seiner Thematik vermutet hätte.


    „Herzsteine“ ist das zweite Buch von Hanna Jansen, das sich mit Ruanda beschäftigt. „Über tausend Hügel wandere ich mit dir“ wurde sogar ins Englische übersetzt.
    Für mich bleibt die Erkenntnis, dass ich mir die Autorin sicherlich merken werde und „Herzsteine“ bestimmt nicht das letzte Buch von ihr gewesen ist, das ich gelesen habe.


    Für das psychologisch feinfühlige, informative und durchaus auch unterhaltsame Jugendbuch vergebe ich 8 von 10 Sternen.

    „Ich habe mich an ihren Tisch gesetzt, mich den anderen vorstellen lassen. Und wieder haben sie es mir leicht gemacht. Ich musste nur nicken und hin und wieder lächeln.
    „Warum bist du hier?“, fragt Ilka plötzlich, als wir nach den Abendessen durch den Gang gehen. Vor Nummer 13 bleibe ich stehen. […]
    „Mila?“
    Ich schrecke zusammen. Sehe sie an. „Ich habe jemanden umgebracht.“

    (S. 11)


    Mila ist eine ruhige, durchweg sympathische junge Lehrerin. Kaum zu glauben, dass sie jemanden umgebracht haben soll. Polly hingegen ist da schon anders: Sie ist aufbrausend und recht impulsiv. Außerdem umgibt sie etwas Geheimnisvolles. Was verbindet die beiden und warum schrecken so viele Leute vor Polly zurück?


    Antje Wagner nimmt den Leser mit auf eine Reise in die Vergangenheit der beiden jungen Frauen. Immer weiter geht die Erzählung in der Zeit zurück und damit auch in die Tiefe der Charaktere. Die Autorin baut hierbei eine Spannung bis zum Schluss auf und weiß mit ihren Worten den Leser an die Seiten zu binden.


    Doch leider war es ausgerechnet der Schluss, der mich etwas enttäuscht hat. Ich hatte schon früh eine Ahnung, in welche Richtung sich die Geschichte entwickeln könnte und habe während des Lesens auf etwas Bestimmtes gewartet. Doch dann war das Buch einfach zu Ende und ließ mich etwas irritiert zurück.


    Schon bei „Unland“ war es so, dass das Ende die Leser gespalten hat: die einen haben es – so wie ich – geliebt, die anderen konnten damit nicht so viel anfangen. Antje Wagner scheint Bücher zu schreiben, die viel Eigenleben besitzen und auf jeden Leser anders wirken. Dieses Mal hatte ich „Pech“, aber das wird mich nicht davon abhalten, weitere Bücher der Autorin zu lesen.


    „Schattengesicht“ glänzt durch einen fesselnden Schreibstil und die durchdringende Schreibe der sympathischen Autorin. Leider konnte mich das Ende der Geschichte nicht überzeugen, es war für mich ein wenig wie ein Spannungsbogen ohne den entscheidenden Höhepunkt. Trotzdem kann ich guten Gewissens 6 von 10 Sternen für eine interessante Geschichte vergeben.

    Inhalt:


    Die Welt ist in viele einzelne Splitter zersprungen: Nur die Gildemeisterinnen, die über die Gabe der Levitation verfügen, halten die Weltensplitter zusammen und stellen die Verbindung zwischen ihnen her; sowohl räumlich, als auch politisch gesehen.
    Doch als auf einem entfernten Weltensplitter eine Gildemeisterin ermordet wird, ist die Gilde in Aufruhr: Droht das Ende der Welten? Soll die Gilde gestürzt werden?
    Die junge Gildeschülerin Kalliope wird gemeinsam mit ihrer Meisterin zu dem eisigen und düsteren Weltensplitter Jordrak geschickt, um den Mord aufzuklären.


    An einem anderen Ort: Nachdem der Menschensklave Kieron von Croy, einem Pantheriden, gerettet wird, fühlt er sich diesem verbunden. Doch schon bald stellt sich heraus, dass es nicht immer von Vorteil ist, an Croys Seite zu sein, denn schon bald sehen sich die beiden gezwungen, einen genauso gefährlichen wie geheimnisvollen Auftrag anzunehmen, der über Leben und Tod entscheidet.


    Meine Meinung:


    Peinkofer hat für den ersten Band seiner neuen Fantasy-Trilogie eine erfrischend andersartige Welt gewählt – mehrere Welten, um genau zu sein. Die Idee der Weltensplitter, aber auch der Gilde der Levitatinnen waren für mich neu und bilden eine spannendes Setting für eine noch spannendere Handlung.


    Zugegeben: Die ersten Seiten des Buches und die ungewohnte, fremde Handlung haben mich ganz kurz verwirrt, doch dann rollt sich langsam – Seite für Seite – wie eine Landkarte die Geschichte von „Splitterwelten“ auf: Es geht um Geheimnisse, Verrat und Intrigen, um Gildemitglieder, Chimären, Tiermenschen und Drachen.


    Der komplexe und nicht so einfach zu durchschauende Plot bietet eine gelungene Abwechslung zu vielen anderen Neuerscheinungen auf dem Buchmarkt und lässt den Leser stets miträtseln und überlegen, in welchem Zusammenhängen die einzelnen Personen und Ereignisse stehen könnten. Geschickte Andeutungen machen nur noch neugieriger und haben mich dazu gebracht, viele Stunden am Stück zu lesen.


    Doch nicht nur die Handlung, auch die Charaktere sind hervorragend gezeichnet: Viele der Personen sind nicht von Anfang an klar durchschaubar, sie haben teilweise geheimnisvolle Vergangenheiten und wissen oft mehr, als sie dem Leser zu Beginn preisgeben.


    Ich mochte insbesondere Kalliope, Kieron und Croy, wobei ich gestehen muss, dass der coole Pantheride mit seiner Diebesvergangenheit und den über der Brust gekreuzten Dolchen am allermeisten mein Herz erobert hat. Dank der hervorragenden Illustrationen von Iris Compiet bekommt der Leser immer mal wieder einen Eindruck davon, wie die Personen, Landschaften und Orte aussehen.


    „Splitterwelten“ ist Fantasy vom Allerfeinsten. Die neuartige Idee, die facettenreichen Charaktere und die genial konzipierte, komplexe Handlung haben mich das Buch quasi verschlingen lassen. Ich habe das Gefühl, schon im April einen Anwärter auf das Buch des Jahres gefunden zu haben. Falls es noch nicht deutlich genug geworden ist: Dieses Buch ist der mehr als gelungene Auftakt zu einer grandiosen neuen Reihe, es beinhaltet alles, was sich mein Leserherz gewünscht hat! 10 von 10 Sternen; ich würde am liebsten 11 vergeben!

    Klappentext:


    Mara Sturm ist Kriminalkommissarin aus Überzeugung, aber sie steckt in der Krise: Ihr Vorgesetzter teilt der rebellischen Ermittlerin einen überkorrekten Partner zu, privat liegt sie im Streit mit ihrem Bruder, einer bekannten Halbwelt-Größe. Da verschwindet in Köln eine junge Frau. Eine erste Spur führt Mara zu einem groß angelegten Coup der Russenmafia.


    Meine Meinung:


    Nachdem ich lange Zeit keinen richtigen, echten Erwachsenenthriller gelesen habe, hat es mich neulich mal wieder gepackt. Ich stand vor meinem Regal mit den ungelesenen Büchern und hatte plötzlich total Lust auf „Sturms Jagd“.


    Der Griff zu diesem Buch war eine richtig gute Entscheidung von mir, denn obwohl Mara Sturm eine sehr prototypische Ermittlerin ist (wahnsinnig hübsch, wahnsinnig tough, dann doch unerwartet verletztlich und alle Regeln brechend), hat mich die Geschichte doch von der ersten Seite gepackt. Mich stört es meist nicht, wenn in Thrillern gängige Klischees bedient werden.


    Die Geschichte spielt im Dunstkreis des organisierten Verbrechens, ein Thema, was ich schon immer gerne in Thrillern gelesen habe. Das besondere Schmankerl macht für mich die Beziehung von Mara zu ihrem Bruder aus, der im Gegensatz zu seiner Schwester ordentlich Dreck am Stecken hat. „Sturms Jagd“ ist der erste Band der Mara-Sturm-Reihe und ich bin mir sicher, dass diese Beziehung und die Spannungen zwischen den beiden in den kommenden Büchern weiter thematisiert werden.


    Dass die Handlung in meiner derzeitigen Heimatstadt Köln spielt, war beim Lesen schon ein kleines Extrahighlight. Es ist einfach nett, den Handlungsort vor Augen zu haben und sich vorstellen zu können, wie Mara Sturm auf ihrem Motorrad durch die Kölner Straßen braust.


    „Sturms Jagd“ ist ein Thriller, der mich von der ersten Seite an fesseln und mitreißen konnte. Beim Lesen musste ich schon das ein oder andere Mal scharf die Luft einsaugen, im Großen und Ganzen ist dies aber ein Buch, was auch die weniger hart gesottenen Leser begeistern wird. Einzig und allein der Schluss hat mich nicht völlig befriedigt, blieb doch eine meiner Fragen unbeantwortet. Ich vergebe 8 von 10 Sternen und freue mich auf den zweiten Teil.

    Inhalt:


    Nachdem Mara vom Dienst suspendiert wurde, arbeitet sie jetzt als freie Reporterin. Im Zuge ihrer Arbeit recherchiert die ehemalige Polizistin in Afrika und deckt einen riesigen Skandal auf. Verfolgt von zwei Schlägertypen muss sie fliehen, doch endet die Gefahr noch nicht…
    Auch Bernd befindet sich in Afrika, viel mehr auf dem Rückflug. Kurz bevor alle Passagiere das Flugzeug verlassen wollen, stellt sich heraus, dass die Maschine unter Kontrolle mehrerer afrikanischer Kidnapper ist.


    Meine Meinung:


    Nachdem ich in „Sturms Jagd“ die toughe Ermittlerin Mara Sturm kennenlernen durfte, habe ich mich auf ein Wiedersehen mit ihr sehr gefreut. Gleich die ersten Seiten haben mich daran erinnert, warum ich den ersten Teil dieser Reihe so sehr mochte. Quandts Schreibe weiß einfach zu begeistern und in den Bann zu ziehen: Mehr als ein Mal habe ich mich dabei ertappt doch noch ein Kapitel mehr als geplant zu lesen… und dann noch eins, und noch eins, und noch eins…


    Gekonnt verstrickt der Autor mehrere Zeitebenen und Perspektiven miteinander, so dass man als Leser nach und nach mehrere Puzzleteilchen erhält und erst fast zum Schluss das ganze Bild vor Augen hat.


    Allerdings unterscheidet sich der zweite Teil auch ein wenig von seinem Vorgänger. Für mich las sich dieses Buch sehr viel persönlicher, es wurde noch mehr Wert auf die einzelnen Personen gelegt und der Leser bekommt vermehrt auch die verletzliche Seite von Mara zu Gesicht. Ich mag Krimi- und Thrillerreihen, in denen nicht nur der Fall, sondern auch die Entwicklung der Ermittler eine Rolle spielt, und in denen die Charaktere Ecken, Kanten und eine eigene Geschichte haben. Nicht nur, weil mir dieser Aspekt so gut gefallen hat, hoffe ich, dass noch viele weitere Bücher folgen werden.


    Mein einziger Kritikpunkt ist die Überzufälligkeit der Geschehnisse: Dass die Figuren allesamt so, zu dieser Zeit und in dieser Konstellation aufeinander treffen, passte für meinen Geschmack einfach zu gut zusammen.


    Aber da der Kritikpunkt wirklich nur winzig klein ist, die Geschichte mich von der ersten bis zur letzten Seite gefesselt hat und ich den einnehmenden Schreibstil des Autos wirklich sehr schätze, bekommen Thriller- und Krimileser eine ganz eindeutige Leseempfehlung und das Buch 8 von 10 Sternen.

    Inhalt:


    Auf seiner Suche nach den Amyr und den Chandrian erlebt Kvothe immer neue Abenteuer und begibt sich nicht nur ein Mal in große Gefahr! So trifft er im Feenreich auf die sagenumwobene Felurian oder lernt bei dem Adem den ganz besonderen Kampfstil. Doch die Hinweise auf seine Erzfeinde sind spärlich gesät, traut sich doch kaum jemand, die Namen der Sieben in den Mund zu nehmen…


    Meine Meinung:


    Der Vorgänger dieses Buches endete mit einem Knall, fast wortwörtlich. Irgendwie hatte ich erwartet, dass „Die Furcht des Weisen 2“ ähnlich spektakulär und nervenaufreibend weiter gehen würde. Doch von der fast greifbaren Spannung war leider die ersten hundert Seiten wenig zu spüren. Kvothe betritt das Feenreich und verbringt dort eine unbestimmte Zeit. Im Nachhinein fällt es mir schwer, mich daran zu erinnern, was überhaupt während dieser Zeit nennenswertes passierte. Und so waren die ersten Seiten etwas langatmig und müßig zu lesen.


    Trotzdem: Sobald Kvothe das Feenreich wieder verlassen hatte, hatte mich auch der Schreibstil des Autors komplett mitgerissen und gepackt. Ich habe gemeinsam mit Kvothe neue Kampstile und das Lethani erlernt, habe neue Personen kennen und mögen gelernt und bin mit ihm gemeinsam auf der Suche nach Antworten auf die eine Frage, die Kvothe seit dem Mord an seinen Eltern beschäftigt: Wer sind die Chandrian?


    Und zum ersten Mal innerhalb der Geschichte habe ich eine grobe Idee, in welche Richtung sich die Handlung entwickeln könnte. Ich habe in meiner Rezension zu „Die Furcht des Weisen 1“ kritisiert, dass ich den roten Faden innerhalb der Reihe vermisse. Vielleicht bin ich auch etwas langsam, aber jetzt endlich habe ich ihn für mich gefunden.


    Sehr geschickt hat Rothfuss dieses Mal die Rahmenhandlung mit der eigentlichen Erzählung verknüpft. Der Wirt Kvothe dem Chronisten seine Geschichte und damit seine Vergangenheit, aber auch in der Gegenwart wird es immer spannender. Als Leser möchte man unbedingt auch hier ein paar Fragen beantwortet haben und gerade zum Ende hin saß ich verwundert und mit gerunzelter Stirn vor dem zugeklappten Buch und habe das dringende Bedürfnis, den finalen Teil in den Händen zu halten.


    Aufgrund des etwas schleppenden Anfangs muss ich leider zwei Sterne abziehen, aber natürlich hat mich auch dieser Teil der Königsmörder-Chronik wieder voll und ganz in seinen Bann gezogen, so dass ich gerne 8 von 10 Sternen vergebe.

    Inhalt:


    Um das Land vor einem erneuten Krieg zu bewahren, wurde die Bevölkerung in fünf Fraktionen aufgeteilt: es gibt die Altruan (die Selbstlosen), die Candor (die Freimütigen), die Ken (die Wissenden), die Amite (die Friedfertigen) und die Ferox (die Furchtlosen).


    Beatrice wird in eine Familie der Altruan hineingeboren, aber ihr ist eigentlich klar, dass sie längst nicht so selbstlos ist, wie es von ihr gefordert wird. Als 16-jährige muss Beatrice einen Test machen, der zeigen soll, zu welcher Fraktion sie am besten passt. Das Ergebnis ist so erschreckend, dass Beatrice nicht darüber reden darf: Sie ist eine Unbestimmte!
    Doch für welche Fraktion wird sich Beatrice am Tag der Bestimmung entscheiden? Und wird ihr Leben nach der Entscheidung einfacher?


    „Wenn ich von außen das Leben der Altruan betrachte, finde ich es wunderschön. Wenn ich sehe, welche Harmonie in meiner Familie herrscht. Wenn ich sehe, wie alle, die woanders zum Essen eingeladen sind, ungefragt beim Geschirrspülen helfen. […] Ich könnte mich immer wieder neu in dieses Leben verlieben. Doch wenn ich mich selbst so verhalten soll, gelingt es mir nicht. Ich fühle mich nie so, als käme mein Verhalten von ganzem Herzen.“ (S. 29)


    Meine Meinung:


    Endlich mal wieder ein richtig tolles Buch mit absolutem Suchtfaktor!


    Wow, ich bin nur über die Seiten dieser Dystopie geflogen. Die Geschichte um Beatrice hat mich direkt von der ersten Seite an in den Bann gezogen, was vor allem an der wunderbaren Schreibweise der Autorin, aber auch an den Charakteren und an der Story an sich liegt.


    Ich habe lange Zeit nach „Die Auswahl“ oder „Panem“ Dystopien vermieden, weil es für meinen Geschmack einfach zu viele davon gab. Aber „Die Bestimmung“ gehört zu den Dystopien, in denen es um eine Liebesgeschichte geht, die rein zufällig in einer dystopischen Welt passiert.
    Im Gegenteil: Das Drumherum, die Fraktionen und die politische Situation werden gekonnt für eine überaus spannende und nicht immer ganz gewaltfreie Handlung genutzt, die umso realistischer wirkt.


    Beatrice war mir von Anfang an sympathisch. Ich mag ihre Einstellung zu den Altruan oder zu den Fraktionen allgemein. Als Unbestimmte vereint sie tatsächlich mehrere Eigenschaften: sie ist freundlich, aber nicht selbstlos. Sie ist mutig, aber stellt den Erfolg nicht über alles. Sie ist wissbegierig, aber nicht überheblich.


    Beim Lesen hatte ich die ganze Zeit das Gefühl, dieses Buch mit „Erebos“ vergleichen zu müssen. Zwar hat es eine ganz andere Thematik, aber es hat mich genauso gefesselt und mich bis spät in die Nacht lesen lassen.


    Der einzige, wirklich winzige Kritikpunkt ist, dass mir die Handlung zum Ende hin etwas schnell vorangeht. Die Spannung und die Grundlagen für die gesamte Geschichte werden in aller Ruhe aufgebaut. Warum muss es dann zum Schluss so flott gehen? Vielleicht war ich aber auch einfach nur traurig, dass das Buch an sich dann beendet war. Das Gute: Die Fortsetzung „Insurgent“ soll auf englisch im Mai 2012 erscheinen.


    Für die spannende, mitreißende Jugendbuchdystopie vergebe ich sehr, sehr gerne 9 von 10 Sternen. Lest dieses Buch. Los!

    Nachdem „Holundermond“ von Jutta Wilke ein voller Kinderbucherfolg war, legt sie jetzt im Bereich des Jugendbuchs mit ihrem Jugendthriller „Wie ein Flügelschlag“ nach. Das konnte auch ich mir natürlich nicht entgehen lassen.


    Nach dem Lesen kann ich den Fans von Frau Wilke recht geben: Das Buch ist von der ersten bis zur letzten Seite spannend und fesselnd geschrieben.


    Das Buch beginnt mit dem Tod von Mel, danach wird in einem Zeitsprung kurz die Vorgeschichte erzählt. Der Rest der Geschichte widmet sich dann den Versuchen von Jana, mehr über den Tod ihrer einzigen Freundin am Internat aufzuklären.


    Die Geschichte wird von Jana selbst erzählt, so dass man direkt mittendrin ist. Man hat automatisch die gleichen Ängste und Empfindungen wie sie. Interessant fand ich auch den Grund, den Jana für ihre Leidenschaft Schwimmen angibt. Ihr Drang nach Freiheit und der familiäre Hintergrund überzeugt. Ich hätte mich sogar gefreut, wenn dieser Handlungsstrang noch etwas mehr ausgebaut worden wäre.


    Unterbrochen wird diese Ich-Erzählung durch geheimnisvolle und leicht gruselige kurze Gedanken einer unbekannten männlichen Person. Dem Leser wird sofort klar: Es gibt jemanden, der im Hintergrund die Fäden zieht. Dies erhöht die Spannung und den Drang schnell bis zum Ende weiter zu lesen nur noch mehr.


    Und obwohl ich das Buch wirklich geradezu verschlungen habe, stellt es mich als Thriller-Leserin nicht vollends zufrieden: Die Auflösung ist zwar an sich gut gemacht, allerdings habe ich schon sehr früh in die richtige Richtung gedacht. Außerdem habe ich für mich das Gefühl, dass nicht alle offenen Fragen ausreichend beantwortet werden.


    „Wie ein Flügelschlag“ ist ein spannendes Jugendbuch, das ich an einem Tag durchgelesen habe. Ich glaube, dass es viele jugendliche Leser begeistern wird und auch als All-Ager geeignet ist. Mir als Thriller-Leserin war es an manchen Stellen ein kleines bisschen zu unrund, trotzdem hat das Buch auf jeden Fall 7 von 10 Sternen verdient.

    Klappentext:


    Monsieur Papon, der Bürgermeister von Fogas, ist entsetzt, als er davon hört, dass die Auberge des Deux Vallées von Engländern gekauft wurde, statt, wie geplant, von seinem Schwager. Er sieht nicht nur eine gastronomische Katastrophe heraufziehen, sondern fürchtet auch um seine ureigensten Interessen. Unverzüglich ruft er ein Notstandskomitee zusammen, um Pläne zur Vertreibung der neuen Besitzer zu schmieden. Allerdings stehen nicht alle Dorfbewohner auf seiner Seite. Da ist zum Beispiel die arbeitslose Stephanie, die sich eine Anstellung in der Auberge erhofft, oder Josette, die den einzigen Laden am Ort betreibt und die Engländer sofort ins Herz schließt, oder aber die kauzige Bäuerin Annie, die mit dem Bürgermeister sowieso noch eine alte Rechnung offen hat. Schon bald bricht Chaos im Dorf aus.


    Meine Meinung:


    Wenn ein Buch direkt auf der ersten Seite solch himmlische Sätze bietet, dann hat es zumindest mich schon mal gefesselt:


    "Josette [...] beäugte gespannt die Person, die der Gemeine von Fogas die größte Neuigkeit überbrachte, seit ... nun ja, seit Monsieur Sentenac den Vikar in einer kompromittierenden Situation mit Madame Sentenac erwischt und funkelnden Auges mit einem Gewehr herumgefuchtelt hatte, woraufhin der Vikar sich im Bruchteil einer Sekunde von seiner Geliebten und seiner Missionarstätigkeit gleichermaßen verabschiedete [...]." (S. 7)


    Die beschriebene Szene ist für das Buch gar nicht wichtig, es ging mir viel mehr um den versteckten Wortwitz und den Charme des kleinen Dorfes, der meiner Meinung nach schon aus diesen wenigen Zeilen heraus spricht.


    Der Schreibstil von Julia Stagg ist großartig: sie führt den Leser so durch das Dorf, dass er das Gefühl bekommt, tatsächlich mittendrin zu sein. Durch die vielen Perspektivwechsel, darf man immer wieder einen Blick auf eine andere Szene erhaschen, die sich im Dorf abspielt. Insbesondere am Anfang hatte ich das Gefühl, ich würde einen Film sehen, so bildhaft und atmosphärisch ist die Schreibe der Autorin.


    Es mag sein, dass manch ein Leser die Handlung als etwas zu seicht einstufen mag, mich persönlich hat das aber gar nicht gestört. Ich habe gerne ein paar Wochen in Fogas verbracht, habe die einzelnen Persönlichkeiten näher kennengelernt, habe erfahren, was sie antreibt so zu handeln und durfte miterleben, wie sich letztlich alles zu einem großen Ganzen zusammen gefügt hat.


    „Monsieur Papon oder ein Dorf steht kopf“ ist meiner Meinung nach eine rührende und amüsante Charakterstudie über ein ganzes Dorf. Und ich kann gar nicht sagen, welche der Personen ich am meisten in mein Herz geschlossen habe: das englische Ehepaar, das wirklich alles tut, um sich den Traum eines eigenen kleinen Hotels zu ermöglichen? Josette, die mütterlich, aber auch ein bisschen einsam über das Dorf und seine Bewohner wacht? Die etwas verschrobene Annie, die zwar anpacken kann, aber laut ihrer Tochter keine Ahnung von Mode und Auftreten hat?


    Schlussendlich fühlte sich das Beenden des Buches ein bisschen wie Abschiednehmen von liebgewonnenen Bekannten an. Ich hätte gerne noch ein paar weitere Wochen – äh, Seiten – gemeinsam mit Paul und Lorna, Annie und Véronique oder Stephanie und Cloé verbracht.


    Naja, Thrillerleser lesen ja auch Bücher von Cody McFadyen, Ketchum, Chelsea Cain, Grangé oder so, da finde ich Poznanski jetzt wirklich eher harmlos.
    Zwar sind die Sachen, die passieren nicht unbrutal, das meine ich gar nicht, sondern werden sie nicht in aller Brutalität und Perversität beschrieben.


    Ich finde wirklich, dass es ein eher harmloser Thriller ist.

    Inhalt:


    „Die Stelle, an der sich sein linkes Ohr befunden hatte, pochte im Rhythmus seines Herzschlags. Schnell, panisch. Sein Atem ging in kurzen, lauten Stößen. Wenige Schritte von ihm entfernt, beugte Nora sich über den Tisch, auf dem die Pistole und das Messer lagen. Ihr Gesicht war verzerrt, aber sie weinte nicht mehr.‚Bitte’, flüsterte er heiser. ‚Ich will nicht. Bitte.’“
    (S. 5)


    Auf einer Kuhwiese wird eine weibliche Leiche gefunden. Es ist Nora Papenberg. Auf ihren Fußsohlen sind merkwürdige Zahlenkombinationen eintätowiert – Koordinaten wie sich später herausstellt. Gemeinsam mit ihrem Kollegen Stefan entdecken Beatrice und Florin von der Salzburger Polizei schließlich den Zusammenhang zum Geocaching. Die Koordinaten markieren einen Ort, an dem die Polizei weitere Leichenteile finden. Und ein Rätsel….


    Meine Meinung:


    Das Buch beginnt meiner Meinung nach grandios. Im Prolog, dessen Anfang ich oben wiedergegeben habe, scheint ganz klar Nora Papenberg die Täterin zu sein. Liest man einige Seiten weiter, findet man Nora tot auf einer Kuhwiese. Ist sie Täter und Opfer zugleich?


    Die Geschichte geht genauso spannend und nervenaufreibend weiter. Dies ist der erste Thriller, den ich kenne, der Geocaching zum Thema hat. Ein Unbekannter versteckt in einem Cache Rätselaufgaben, mit Hilfe derer die Polizei immer neue Koordinaten entschlüsseln muss. Was sich dann an diesen Orten befindet, ist schnell klar. Doch das Rätselraten nimmt kein Ende: die einzelnen Opfer scheinen keine erkennbare Verbindung zueinander zu haben.


    Im Verlauf der Ermittlungen erfährt der Leser meist genauso viel wie die Polizei selber und genau das macht dieses Buch so wahnsinnig gut. Ich war sooo gespannt auf die Auflösung und habe sehr gehofft, dass mich das Ende zufrieden stellen würde.
    Und ich kann nur sagen: Der Schluss ist fulminant! Alle Fäden führen zusammen, nichts bleibt mehr offen, alles erscheint mit einem Mal so logisch.


    Ich liebe den Schreibstil von Frau Poznanski. Wie in „Erebos“ konnte sie mich total fesseln, konnte mich dazu bringen, beim Lesen ganz angespannt zu sein, nervös die nächsten Seiten lesen zu wollen und mit der sympathischen Ermittlerin Bea mitzufiebern.


    Ich selber war vor dem Lesen von „Fünf“ schon mal geocachen, aber ich glaube, dass das Buch auch für Neulinge geeignet und verständlich ist. Eine Freundin von mir hat das Buch auch vor ein paar Tagen gelesen und hat – trotz des gruseligen Zusammenhangs im Buch – so sehr Lust auf die Schatzsuche bekommen, dass wir morgen gemeinsam losziehen werden. Zum Glück aber nicht im Salzburger Umland…


    Es gibt nichts, was ich an diesem Buch kritisieren könnte: es ist spannend (und das ohne unnötig brutal und grausam zu werden), gewohnt großartig geschrieben, hat ein tolles, überraschendes Ende und sympathische Ermittler. So muss ein Thriller sein. 10 von 10 Sternen!