Beiträge von Sodom

    Walerian, der nach einem Beruhigungsmittel benannt wurde, wird von seiner Mutter als Einjähriger allein gelassen. Diese taucht erst 10 Jahre später wieder auf, um kurz darauf mit ihm von Polen nach Österreich, genauer nach Wien, auszuwandern. Dort schlägt sich Walerian durch, muss jedoch erfahren, dass es für Immigranten nicht immer leicht ist.


    Angesichts der Kürze des Buches verbietet sich jeder nähere Einstieg in den Plot, um nicht die Geschichte vorwegzunehmen. Nur so viel: Knapp stellt in seinem Buch den Humor in den Vordergrund. Tiefe Brüche im Leben des Hauptcharakters werden nicht näher ausgearbeitet, vielmehr schafft es der Protagonist, mit Humor und Bauernschläue über die Gräben des Lebens hinüberzusteigen. Der Erzählstil von Knapp ist sehr gelungen und fesselt den Leser, ohne dass man sagen kann, woran dies liegt. Gerade darin besteht aber die große Kunst (und vielleicht auch die Stärke).


    Fazit: Ein absolut lesenswertes Buch, das aufgrund seiner Kürze schnell verschlungen werden kann und dazu auch einlädt. Knapp ist hier ein **spitzen**“ Buch gelungen.

    Anne lebt im Saint-Lupin‘s-Institut, einer Einrichtung, in dem Waisenkinder aufgenommen werden. Dies aber nicht aus Menschenliebe, sondern aus Profitgier. Die Waisenkinder werden nämlich ausgebeutet. Verlassen kann man das Institut nur, wenn man adoptiert wird (passiert nie), 13 Jahre alt wird oder für eine Abenteuermission ausgewählt wird. Anne wird morgen 13 Jahre alt und hofft, endlich den Qualen entkommen zu können. Dann erfährt sie jedoch, dass das Schiff ohne sie abfahren soll und sie ein weiteres Jahr gefangen ist. Inmitten dieser dunklen Stunde schenkt ihr eine Frau einen Panzerhandschuh und nimmt Anne in eine Abenteuerakademie auf. Nun kann sie St. Lupin endlich verlassen. Doch als sie den Handschuh im Zimmer der Oberin anzieht, kann sie ihn nicht mehr abnehmen und dann zieht der Handschuh auch noch eine Prophezeiung an, deren Aufgabe Anne lösen muss. Es wird ihr größtes Abenteuer. Doch ist sie dem auch gewachsen?


    Beim ersten Lesen des Klappentexts drängt sich ein Vergleich mit Harry Potter geradezu auf. Ein armes Kind wird aus seiner Lage befreit und kommt an eine magische Schule. Während bei Harry Potter jedoch die Magie in die „normale“ Welt eingebaut wird und das Leben an der Magierschule den Handlungsrahmen bildet, schafft White eine eigene Realität (wobei sich auch hier Anknüpfungen an die „normale“ Welt finden) und schickt seine Protagonisten in eine wilde Abenteuerreise.


    Die Geschichte ist gut, wenn auch teilweise ein wenig verwirrend erzählt. White hat dabei gute Ideen zur Fortführung der Geschichte, wie z.B. das ultimative Handbuch für Abenteurer, ohne diese jedoch überzustrapazieren. Darüber hinaus lebt das Buch von seinen witzigen Einschüben oder von den „offiziellen Zitaten“ am Beginn eines Kapitels aus Werken der Abenteurerwelt (wie z.B. Thoths A-Z der Kerkergestaltung).


    In der Sprache ist das Buch einfach gehalten und richtet sich eher an Kinder. Insofern bleibt abzuwarten, ob White sich hier J.K. Rowlings „Harry Potter“ zum Vorbild nimmt. Denn auch Harry Potter begann eher kindlich und entwickelte sich mit jedem Band mehr zum Jugendbuch. Ähnliches könnte auch White verfolgen, damit seine Geschichten mit seiner Leserschaft mitwächst.


    Fazit: Auch wenn sich der Aufbau und die Umgebung der Geschichte erheblich von Harry Potter unterscheidet (jedenfalls im ersten Buch), so drängt es sich jedoch erheblich auf, einen Vergleich zwischen den beiden Reihen zu ziehen. Auf der einen Seite ist dies für „St.Lupin’s Academy“ sicherlich auch schmeichelhaft, weil es in einem Atemzug mit einer der größten und erfolgreichen Kinder- und Jugendbuchreihe genannt wird. Auf der anderen Seite besteht aber auch die Gefahr, als nicht gleichwertig angesehen zu werden. Insgesamt drängt sich mir der Eindruck auf, dass J.K. Rowling ein durchdachteres Werk geliefert hat. Dies kann aber auch daraus resultieren, dass die Harry Potter-Reihe bereits auserzählt und daher in Gänze bekannt ist. Es bleibt daher abzuwarten, wie sich die Reihe von White um die junge Abenteurerin entwickelt. Isoliert betrachtet ist „St. Lupin’s Academy“ aber ein „**spitzen**“ Buch, das seine Leserschaft finden sollte. Ob die Reihe den Anforderungen auf Dauer genügen kann und sich vor allem auch weiterentwickelt, bleibt abzuwarten.

    Alberto offenbart seinem Enkel, dass er nicht weiß, wann er Geburtstag hat. Eigentlich weiß Alberto nichts mehr aus seiner frühen Kindheit, denn er hat als Kind im spanischen Bürgerkrieg sein Gedächtnis verloren. Sein Enkel überzeugt Alberto, auf die Suche nach seinem Geburtstag zu gehen. So ziehen Großvater und Enkel los zu den Orten der Vergangenheit.


    Der Plot lässt eine Road-Trip-Story vermuten und tatsächlich geht es auch um die Reise an verschiedene Orte der Vergangenheit. Im Vordergrund steht allerdings in erster Linie Albertos Geschichte. Rosie bedient sich dabei erzählerisch dem Trick, dass die Gegenwarts-Story und die Vergangenheits-Story zeitlich gegenläufig erzählt werden. Während die Gegenwarts-Story vorwärts erzählt wird, läuft die Vergangenheits-Story rückwärts. Das heißt, dass die Geschichte von Albertos Kindheit mit jedem Mal ein Stück weiter zurück in die Vergangenheit führt. Dadurch werden dem Leser die Zusammenhänge der Geschichte Stück für Stück nahegeführt. Interessant ist darüber hinaus, dass Rosie die Erzählzeiten ebenfalls entgegenläufig nutzt. Während die Gegenwart in der Erzählzeit Imperfekt geschrieben ist, wird die Vergangenheit im Präsens erzählt. Dies lässt die Geschichte den kleinen Alberto für den Leser noch wirklicher erscheinen und fesselt den Leser zusätzlich. Dies wird noch dadurch verstärkt, dass die Vergangenheit aus der Ich-Perspektive einer Person in Albertos Vergangenheit erzählt wird. Zu Beginn des Buches nutzt Rosie zudem eine interessante Verknüpfung, indem sie im Gegenwartsteil bestimmte Verhaltensweisen Albertos darstellt und im Vergangenheitsteil erklärt, wie es dazu gekommen ist. Diese Verlinkungen unterlässt Rosie aber relativ schnell wieder, was die Vermutung zulässt, dass es sich um eine Idee der Autorin handelte, die sie leider über das gesamte Buch nicht durchhalten konnte.


    Historischer Hintergrund des Plots ist der Spanische Bürgerkrieg. Eine Thematik, die für deutsche Leser eine eher wenig behandelte Materie darstellt und daher nicht abgegriffen wirkt. Tatsächlich wird dem Leser auch die Situation zu Zeiten des Bürgerkriegs in Spanien dargelegt. Letztlich bleibt es aber dabei, dass es sich lediglich um eine Rahmenhandlung handelt. Der Schwerpunkt liegt darin nicht, was auch der Tatsache geschuldet sein mag, dass nur die Hälfte des Buches in dieser Zeit spielt.


    Fazit: Als Fazit lässt sich festhalten, dass Rosie durchaus ein packendes Buch geschrieben hat, das vielleicht mehr durch die Darstellung der Charaktere als durch die eigentliche Handlung brilliert. Aber auch der Plot wird in interessanter Weise erzählt und lässt einen Abfall des Spannungsbogens nicht erkennen. Alles in allem handelt es sich meiner Meinung nach um ein „spitzen“ Buch, das absolut empfehlenswert ist.

    Es ist sein erster Tag in Deutschland, sein erster Tag in der Stadt! Nuri Hodscha wurde von der türkischen Religionsbehörde als neuer Imam eines örtlichen Moscheevereins in die Stadt geschickt . Doch kaum ist Nuri Hodscha angekommen, sorgt er für Aufsehen. Er fordert nämlich sofort eine repräsentative Großmoschee.


    Darüber ist die Oberbürgermeisterin Piepenkötter in keiner Weise erfreut. Tatsächlich kommt der Vorstoß des Imam äußerst ungelegen. In sechs Wochen steht nämlich die Wahl zum Oberbürgermeister an und Ursula Piepenkötter möchte gerne wiedergewählt werden. Der Vorstoß des Hodschas (der Titel eines Religionsgelehrten) könnte der komfortablen Vorsprung der Amtsinhaberin gefährden.


    Aus diesem Grundproblem ergibt sich ein Schlagabtausch, in dem keine Seite vor etwas zurückschreckt.


    Es ist nicht leicht, dass Buch in ein bestimmtes Genre einzuordnen. Thematisch handelt es sich eindeutig um ein Buch zur Integrationsdebatte, die ein Dauerthema der Gesellschaft zu sein scheint. Dabei wirkt das Buch aber insbesondere zu Beginn, als wolle es sich diesem oft hart geführten Thema von eine witzigen und satirischen Seite nähern. Auch das Cover und die Druckart des Titels erwecken den Eindruck, als hätte man es hier mit einem humoristischen Buch zu tun. Es gehört aber definitiv nicht in die Humorabteilung einer Bücherhandlung. Im Verlauf der Geschichte verwischt der Eindruck einer satirischen Geschichte immer stärker. Die Bandagen, mit denen die Protagonisten kämpfen, sind nämlich so hart, dass selbst die immer wieder auftauchenden satirischen Ansätze in den Hintergrund rücken.


    Verwirrend ist auch die Geschichte selbst. Auf der einen Seite wirkt sie realistisch, da sie immer wieder gehörte Vorurteile über Politiker bzw. Muslime mit anschaulichen Beispielen unterfüttert. Damit mögen zwar zum Teil Stereotype bedient werden. Dennoch handelt es sich um die Punkte der öffentlichen Diskussion. Auf der anderen Seite ist die Geschichte aber zu tiefst unglaubhaft. Das Handeln der Bürgermeisterin und des Hodschas sind teilweise derartig verachtungswürdig, dass es geradezu lächerlich ist, wie die daraus eigentlich entstehenden Probleme bei Seite gewischt werden. So lässt der Hodscha den Sohn der Oberbürgermeisterin zusammenschlagen. Die angebrachte Wut der Oberbürgermeisterin über diese Straftat verraucht aber innerhalb weniger Seiten und lässt die Beziehung zwischen den Hauptpersonen, wie es eigentlich zu erwarten wäre, nicht endgültig scheitern. Man hat vielmehr das Gefühl als würden beide Seite über derartige Punkte geradezu hinweggehen. Auch zahlreiche andere Situation bzw. Reaktionen sind derart unrealistisch, dass sie die Glaubhaftigkeit der Geschichte zerstören. Insgesamt wirkt der Plot daher sehr konstruiert. Dies ist umso bedauerlicher, als das Buch – trotz der eher unsympathischen Hauptpersonen der Oberbürgermeisterin und des Hodschas – lehrreich sein könnte, um auch die andere Position nachzuvollziehen. Die Geschichte ist trotz ihrer Schwächen interessant und kurzweilig.


    Bei all den Schwächen in der Glaubhaftigkeit der Geschichte schafft es Bingül dennoch durch eine lebhafte Erzählweise eine gewisse Bindung des Lesers zu den Charakteren aufzubauen. Die Dialoge sind der Alltagssprache abgeguckt und lassen daher (wenn schon nicht den Plot so doch) die Charaktere an sich real erscheinen.


    Fazit: Das Buch hat meine Erwartungen an ein humoristisches Buch nicht erfüllt. Das ernste Thema wird nämlich durchaus ernsthaft und wenig humorvoll behandelt. Das Integrationsthema selbst ist jedoch gut erzählt und getroffen. Die Schwächen in der Glaubhaftigkeit der Situationen und Reaktionen, über die ich mich schon fast hätte aufregen können, verhindern nicht, dass immer wieder Verständnis für die jeweils andere Position aufkommen kann. Hinsichtlich der Bewertung wird das Buch schließlich einigermaßen durch die lebendige Erzählweise und Sprache gerettet, da dadurch Langeweile nicht aufkam. Man bleibt an der (unrealistischen) Geschichte interessiert. Insgesamt ist das Buch daher noch als „gut“ zu bewerten.

    Markus ist Schnarcher. Doch ein Problem hat er eigentlich nicht damit. Im Gegenteil bringt es ihm auch kleine Vorteile, die er gerne hervorhebt. So verschwinden die meisten One-Night-Stands schon vor dem Frühstück. Ein Problem entwickelt sich erst, als jemand anderes mit dem Schnarchen nicht klarkommt. Lena! Sie ist die eine, ohne die Markus nicht leben will. Also muss er was gegen sein nächtliches Gesäge tun.


    Die Story dürfte einigen Frauen bekannt vorkommen. Laufend durchwachte Nächte, weil im Schlafzimmer ein ganzes Sägewerk arbeitet. Markus Götting arbeitet in diesem Buch seine Leidensgeschichte (oder doch eher die seiner Frau) auf und greift somit auf einen bekannten aber nicht oft thematisierten Plot zurück.


    Sprachlich lehnt sich das Buch eher an das gesprochene Wort an. Dadurch gewinnt die Geschichte an Realität und lässt Langeweile kaum aufkommen. Auch wenn das Buch eher dem humoristischen Bereich zuzuordnen ist, sind richtige Lacher eher selten.


    Was bemerkenswert ist, ist die Tatsache, dass die gesamte Geschichte keine Längen aufweist. Von der ersten bis zur letzten Seite möchte man mehr über Markus Schnarchprobleme und seine Lösungsansätze erfahren.


    Fazit: Markus Götting ist hier ein lesenswerter Debütroman gelungen. Auch wenn hier sicher kein Meilenstein des Humors vorliegt, so ist die Geschichte doch durchweg witzig und regt zum Dauerschmunzeln an. Was an Lachern fehlt, macht die Story wieder weg. So klar und vorhersehbar sie eigentlich scheint, so unglaublich interessant ist sie doch. Derjenige, der einen Schenkelbrecher nach dem nächsten erwartet, wird vom dem Buch sicher enttäuscht sein. Wer jedoch eine unterhaltsame und damit witzige Geschichte sucht, wird hier mit einem "spitzen" Buch belohnt.

    Paolo Birnbaum ist der Prototyp eines etwas schlampigen Junggesellen. Eine Singlewohnung, Tiefkühlpizza als Lebensgrundlage und einen Kumpel zum Computerspielen. Der Rest seines Lebens ist dagegen fast spießig. So arbeitet er in seinem Lieblingsoutfit (Pullunder) in der Kölner KFZ-Zulassungsstelle und sucht seine große Liebe über eine Kontaktanzeige. Die trifft er mit der verträumten Eli Spatzner an seinem Schalter. Doch wie kann er sie nur für sich gewinnen.


    Thematisch hat Carsten Sebastian Henn hier bei weitem keinen neuen Stoff aufgegriffen. Es handelt sich vielmehr um die klassische "Liebeskomödie", die in Film und Fernsehn sicher noch häufiger vorkommt, doch auch in Buchform nichts neues darstellt. In der Ausführung drängt sich aber nicht unbedingt ein Vergleich mit bekannten Storys auf.


    Der Schreibstil offenbart keine Schwächen und zeugt von solidem Handwerk.


    Interessant und neuartig sind die auf die jeweilige Situation abgestimmten Kontaktanzeigen, die jedes Kapitel einleiten und mit ihrem Witz für Erheiterung sorgen. Auch wenn das Buch darüber hinaus witzig ist, ist es nicht gerade von "Schenkelbrechern" gespickt. Die Story ist insgesamt aber interessant und lässt keine Langeweile aufkommen.


    Als Besonderheit und nette Idee ist noch zu erwähnen, dass am Ende des Buches einige im Buch vorkommende Rezepte aufgelistet sind.


    Fazit: Mit "Birne sucht Helene" hat Henn das Rad nicht neu erfunden, auch ist ihm sicherlich kein urkomischer Roman gelungen, der die Lachmuskeln über Gebühr belastet. Die Geschichte versprüht aber schon einen gewissen Witz, lebt letztlich aber doch eher von der überzeugenden Story. Alles in allem ist Henn ein solides Buch gelungen, das kurzweilig aber nicht überragend ist. Im Ergebnis dürfte eine Bewertung als "gutes" Buch gerecht sein, vielleicht ist es sogar ein wenig besser.

    Sie nennen ihn den Hirten, denn er bringt seine Schäfchen nach Hause. Doch so nett dieser Spruch auch klingen mag, so traurig und zermürbend ist Bobby Dees' Job. Als FBI-Agent ist er in einer Spezialeinheit für vermisste Kinder und Jugendliche zuständig. Er ist verdammt gut in seinem Job und so bringt der "Shepherd" seine Kinder stets nach Hause, aber ein Happy-End gibt es für ihn trotzdem nie. Denn selbst wenn er sie lebend findet, sind sie doch auch ein Leben lang gezeichnet. Ein Schäfchen hat er aber noch nicht gefunden, seine eigene Tochter. Seit einem Jahr wird sie nun vermisst und so droht alles in seinem Leben zusammenzubrechen, seine Karriere, seine Ehe und nicht zuletzt er selbst. In diesem Zustand sucht er die 13-jährige Laney. Doch ist sie nur weggelaufen oder steckt mehr dahinter? Bobby hat ein ungutes Gefühl und bald wird klar, dass er mal wieder recht hatte. Richtig verstörend wird es aber, als ein kleiner unbekannter Reporter plötzlich Ölbilder erhält, auf denen vermisste Mädchen abgebildet sind. Tote, misshandelte Mädchen ... Abbildungen der Realität. Ein krankes Hirn muss hinter solchen Gräueltaten stecken. Doch ist es auch das kranke Hirn, das hinter dem Verschwinden von Bobbys Tochter steckt?


    Thematisch hat Jilliane Hoffman hier sicher kein Neuland betreten. Entführte Frauen, die misshandelt werden und hinter deren Entführung ein Phsychopath mit seinem verqueren Weltbild steckt. Doch der Eintritt in die Geschichte ist neu (oder zumindest neuer). Die Autorin nimmt die moderenen Kommunikationsmittel zum Aufhänger und stellt die Gefahren des Internets dar. Dabei kommt sie nicht belehrend daher und zeigt dennoch wie die Anonymität des World Wide Web für gutgläubige, auskunftsfreudige Jugendliche zur großen Gefahr werden kann. Dabei ist gerade die Charakterausgestaltung das große Plus des Buches, egal ob der chattende, ewig von der Familie genervte Teeny oder der ausgebrannte, verzweifelte und doch arbeitswütige FBI-Agent. Hoffman stellt sie so lebensgetreu dar, dass man glaubt, sie zu kennen. Hervorragend gelungen ist insbesondere die Darstellung von Bobby Dees, der in seiner Verzweiflung über den Verlust seiner Tochter und in der Angst um seine Ehe sein Heil in der Arbeit sucht.


    Die Erzähltechnik ist auf einem herausragenden Niveau. Dadurch schafft die Autorin eine Atmosphäre der Spannung, die zu keinem Zeitpunkt Langeweile aufkommen lässt. Beeindruckend ist hierbei, dass trotz den im Buch angedeuteten extremen Gewalttaten, eine übermäßige Gewaltdarstellung vermieden wurde. Sprachlich bedient sie sich dabei treffsicher den unterschiedlichsten Redeweisen, so dass ihr der Umbruch von Chatter-Sprache über Polizeijargon hin zur Alltagssprache stets glaubwürdig gelingt und den Leser so noch tiefer in die Geschichte eindringen lässt.


    So gut der Roman auch aufgebaut und vor allem erzählt ist, so hat er doch leichte Schwächen in der Storyentwicklung. Gerade im Schluss sind inhaltliche Schwächen, so dass sich der Eindruck aufdrängt, dass krampfhaft der Schluss herbeigesehnt wurde. Auch hätte aus dem Plot noch mehr herausgeholt werden können, so dass Hoffman leider das enorme Potential der Geschichte nicht ausschöpft. Interessant ist dabei aber, dass diese kleinen Schwächen fast gänzlich durch die hervorragende Erzählweise verdeckt werden. Erst mit ein wenig Abstand merkt man, welch unglaublich gutes Buch hätte herauskommen können, wenn das gesamte Potential ausgeschöpft worden wäre.


    Fazit: Jilliane Hoffman ist eine unglaublich begabte Schriftstellerin, die so lebendig erzählen kann, wie kaum ein zweiter. Auch mit ihrem neuesten Werk "Mädchenfänger" stellt sie dieses Talent wieder unter Beweis und knüpft an den Erfolg von "Cupido" wieder an. Leider schöpft Hoffman nicht das gesamte Potential des Buches aus, was sie aber wiederrum durch ihren hervorragenden Erzählstil zu verdecken vermag, wobei insbesondere die Charaktere die Geschichte tragen. Eine Bewertung fällt hier unglaublich schwer. Während ich kurz nach Beendigung des Buches auf jeden Fall zur Höchstwertung gegriffen hätte, erscheinen mir die schon zu jenem Zeitpunkt ausgemachten Fehler deutlich erheblicher. Aus diesem Grunde bewerte ich diesen Roman "lediglich" als "spitzen" Buch, das aber in jedem Falle lesenswert und zu empfehlen ist.

    Tobias kehrt nach langer Zeit in sein Heimatdorf zurück. Doch er war nicht auf Reisen oder aus beruflichen Gründen in irgendeiner deutschen Großstadt. Nein! Er war im Gefängnis. 10 Jahre war er weggeschlossen, weil er als Jugendlicher zwei Mädchen aus dem Dorf getötet haben soll, deren Leichen nie gefunden wurden. Doch erinnern kann er sich an nichts. War wirklich Tobias der Täter? Nach seiner Rückkehr will er seinem Vater wieder auf die Beine helfen, weil seine Familie und deren Existenz aufgrund seiner Verurteilung zusammengebrochen sind. Doch das Dorf schneidet ihn, verachtet ihn und macht es ihm und seinem Vater schwer. Doch das ist nichts im Vergleich zu dem, was ihm blüht, als erneut ein Mädchen verschwindet.


    Thematisch hat Nele Neuhaus mit dem Buch "Schneewittchen muss sterben" sicherlich kein Neuland betreten. Da viele Ideen aber nunmal bereits gedacht sind, kommt es auf die Ausführung der Idee an. Die Charakterausgestaltung ist Neuhaus sehr gut gelungen. Egal ob Oliver von Bodenstein, seine Partnerin Pia oder Tobias Sartorius. Ihre Eigenschaften sind gut ausgebildet und bringen sie dem Leser nah.


    Auch technisch ist das Buch auf hohem Niveau geschrieben. Der Erzählstil ist bildlich und lässt die Story vor dem inneren Augen ablaufen. Gleichzeitig kommt nie Langeweile auf. Im Gegenteil ist es Neuhaus gut gelungen, Spannung aufzubauen und vor allem auch zu halten.


    Interessant ist vielleicht auch anzumerken, dass Nele Neuhaus von Hause aus Juristin ist, was man ihren Buch auch entnehmen kann. Hier und da blitzt auf, dass juristische Kenntnisse hinter den Ausführungen stehen. Dabei erzeugt sie aber keinen Eindruck der Besserwisserei oder eines juristischen Lehrbuchs, sondern streut derartige Aussagen nebenbei ein.


    Bei ihrem Buch handelt es sich um einen Roman aus einer Reihe Krimis mit dem Ermittler Oliver von Bodenstein, dennoch merkt man dies nur an ein paar Andeutungen, so dass man zu keiner Zeit das Gefühl, etwas wichtiges für die Geschichte nicht zu kennen. Somit ist dieses Buch auch für Leser geeignet, die die vorherigen Bücher nicht lesen konnten bzw. nicht lesen wollten.


    Einziger Wermutstropfen ist der in Kleinigkeiten nicht ganz logische Schluss. Zwar macht er im Großen und Ganzen Sinn, hat jedoch einen Punkt, der den Leser mit Fragen zurücklässt. Diese sind nicht so erheblich, dass sie das gesamte Buch in Frage stellen, führen aber dazu, dass das Ende ein wenig getrübt erscheint. Leider kann ich aus verständlichen Gründen nicht sagen, um was es sich dabei handelte, hoffe aber, dass ein Leser des Romans wissen wird, was ich meinen könnte.


    Fazit: Nele Neuhaus hat mit "Schneewittchen muss sterben" ein äußert lesenswertes Buch geschaffen. Fesselnd von der ersten bis zur letzten Minute macht es Lust auf mehr, insbesondere auf ihre früheren Werke. Es handelt sich allerdings um einen "klassischen" Krimi, was heißen soll, dass es mit nur wenig Action auskommt. Mich störte dies hier (im Gegensatz zu anderen Büchern) nicht. Einen Mangel an Action kann ich daher nicht beklagen. Fest steht, dass ich hier ein "spitzen" Buch gelesen habe. Für eine bessere (und damit Best-) Wertung reichte es aufgrund der Schlusses nicht. Wie bereits angesprochen, war er nicht fatal, hat bei mir aber dennoch Fragen offengelassen, die das durchweg gute Gefühl etwas eintrübten, wenn auch nur gering. Ich kann es aber ohne Zweifel jedem Krimiliebhaber empfehlen.

    Salvador ist Putzkraft am Flughafen und ein gesprächsfreudiger Zeitgenosse. Laufend kommt er mit Fluggästen in eine Unterhaltung und bietet seine Geschichten an (ob gewollt oder nicht). Dabei erzählt er die verrücktesten Storys. Vom Club der unerhörten Wünsche, dem Fat-Lady-Rodeo und vielen anderen Absonderheiten.


    Die Handlung des Buches ist irgenwie schlicht und irgenwie hoch kompliziert. Letztlich handelt es sich um viele verrückte Einzelgeschichten, die Bladina durch den Putzmann Salvatore verbindet. Dabei haben die einzielnen Story satireartige Züge, so unwirklich kommen sie daher. Dabei schwingt ein typisch suptiler Humor hinter jeder Geschichte. Allerdings gilt hier, wie bei jedem humorvollen Buch. Es ist eine Frage des Geschmacks, was der eine lustig findet, findet der nächste Langweilig. Und umgekehrt.


    Sprachlich ist das Buch gut gelungen. Blandina schafft es erstaunlich gut, die Geschichte allein aus der Sicht Salvatores zu erzählen. Wo man eine Reaktion des Gegenüber braucht, setzt der Autor schlicht eine Frage Salvadores, die die Aussage des Gegenüber ersetzt.


    Fazit: Dieses Buch ist so sehr Geschmackssache, dass eine persönlich Bewertung (und damit ja Empfehlung oder Nichtempfehlung) sehr schwer fällt. Die Idee und Ausführung der Geschichten finde ich sehr gut gelungen. Andererseits sind die Geschichten teilweise sehr abgedreht. Aus meiner Sicht wurden die besten Geschichten bereits in der Leseprobe dargestellt. Es handelt sich also um das bekannte "Kino-Trailer-Problem". Die besten Szene werden als Lockmittel benutzt, um die Ware an den Mann zu bringen. Zwar hat das Buch durchweg einen relativ hohen Standart und lässt nur selten Langeweile aufkommen, doch hat es mich nicht völlig überzeugt. Aufgrund der guten Idee und der auch teilweise guten Geschichten, habe ich letztlich aber eine gute Meinung von diesem Buch. Leider halte ich eine Bewertung zwischen 3 und 4 Sternen (von 5) für angemessen, so dass ich dies nicht gut darstellen kann. Daher bleibt es (im Text) bei dieser seltsamen (für mich untypischen) Endbewertung. Ich vergebe oben nur 3 Sterne, da das Buch aus meiner Sicht näher an "gut" als an "spitze" ist.

    Mit seinen kohlschwarzen Augen schaut er rauf zu dem kleinen Fenster, hinter dem gerade ein Mann mit seinem Sohn das Essen vorbereitet. Keine Bewegung, keinen Laut gibt er von sich, sondern starrt einfach nur nach oben. Auch als eine Frau fröhlich ins Zimmer tritt, rührt er sich nicht, zeigt keine Regung. Doch heute Abend wird sie das letzte Mal fröhlich sein. Morgen ist sie verschwunden. Die Personen verlassen den Raum, doch von draußen starrt die kleine weiße Figur weiter nach oben. Ein Schneemann!


    Als die Frau verschwunden ist, gibt es keine Anhaltspunkte für den Täter. Natürlich gerät der Ehemann zunächst in Verdacht. Der war aber in einer anderen Stadt und scheidet somit zunächst aus. Mit Harry Hole übernimmt einer der spitzen Ermittler die Untersuchung und deckt nach und nach Hinweise auf. Doch sein Alkoholproblem, sein gestörtes Liebesleben und vor allem der undurchsichtige Fall werfen ihn immer wieder zurück.


    Gerade in seiner Hauptfigur Harry Hole zeigt Jo Nesbo sein ganzes Talent zur Charakterausarbeitung. Natürlich handelt es sich bei "Schneemann" um den siebten Fall Harry Holes, so dass der Charakter ausgepfeilt sein sollte, doch auch in anderen Charakteren wie etwa der neuen Ermittlerin Katherin zeigt sich die hervorragende Rollengestaltung.


    Zwar handelt es sich wie erwähnt bereits um den siebten Fall von Harry Hole, dennoch kann man auch ohne Kenntnis der anderen Bücher die Geschichte gut verfolgen. Nur kleine Andeutungen machen einem deutlich, dass es sich um einen Fortsetzungsroman handelt. Dies stört beim Lesen aber in keiner Weise.


    Die Geschichte ist gut erzählt und nicht vorhersehbar. Die Spannung wird durchweg aufrecht erhalten, so dass Langeweile nie auftaucht.


    Fazit: Dies war mein erstes Buch von Nesbo und es hat mich fasziniert. Gewiss wird es nicht das einzige Buch von ihm sein, das ich lese. Es ist hervorragend erzählt, die Charaktere gut ausgestaltet und die Spannung gleichbleibend hoch. Der Plot ist aber (für die momentane Zeit untypisch) "Action-arm", was manche Leser sicher etwas stören könnte. Mich hat dies zwar nicht direkt gestört, aber ein wenig mehr "Action" wäre schön gewesen. Ich kann deswegen keine Bestbewertung geben und bewerte es als "spitzen" Buch. Dies wird ihm im Endeffekt auch nicht gerecht, da hier einer der wenigen Fälle vorliegt, der wohl irgenwo zwischen "spitze" und "fantastisch" liegt. Empfehlenswert ist "Schneemann" in jedem Fall.

    Piotro Brwna ist Arzt in einem New Yorker Krankenhaus, obwohl man ihn da eigentlich als Dr. Peter Brown kennt. Der Grund ist eigentlich ein einfacher. Piotro ist im Zeugenschutzprogramm, da er als ehemaliger Mafia-Killer gegen seine "Familie" ausgesagt hat. Als ehemaliger "Mobster" rettet er nun Leben. Das ist auch dringend nötig, sollte sein neuester Patient nämlich sterben, wird er verraten und das gilt es nunmal zu verhindern.


    Bazell hat sich hier eines Themas angenommen, dass vielleicht von der Idee her nicht neu sein mag, mir in der Ausführung aber noch nie in die Finger gelangt ist. Mit einer riesigen Portion schwarzen Humors pfeffert er die teils eigentlich humorlosen Geschehnisse auf. Dabei ist es klar, dass keine große Lachattacke den Leser überfällt. Es ist eher die Art von Humor, bei der einem das Lachen im Halse stecken bleibt.


    Sprachlich trifft Bazell dabei immer ins Schwarze. Denn durch den Mix von fachchinesisch und Straßenjargon stellt er den Charakter der Hauptfigur genial dar. Piotro ist ein einskalter Killer und dabei so erschreckend sympathisch, dass man ihn einfach mögen muss.


    Einige Leser werden sich sicherlich am Stil der Fußnoten stören, da sie den Lesefluss bremsen, aber auch nicht ausgelassen werden können, da dort teilweise für das Verständnis bedeutsame Erklärungen geschrieben stehen. Es ist aber auch nicht zu empfehlen die Fußnoten auszulassen, da gerade dort oft der Witz liegt.


    Leider etwas anstrengend ist der dauernde Wechsel zwischen Gegenwart und Vergangenheit. Zwar ist sowohl die Geschichte im Heute, als auch die Geschichte wie aus Piotro Brwna eben Dr. Peter Brown wird grundsätzlich interessant, den Lesefluss bremst es aber schon sehr. Dies wird leider dadurch verstärkt, dass gerade in der Vergangenheit auch hier und da Längen in der Story sind.


    Ein solches Buch kommt ohne Gewaltdarstellungen nicht aus, dennoch sind diese meist so fachlich (medizinisch), dass man nicht von übermäßig abscheulicher Darstellung sprechen kann. Etwas übler ist leider eine Darstellung, die am Ende des Buches auftaucht (und deshalb nicht näher erläutert wird). Hier muss man schon hart im Nehmen sein, um sich von den Bildern im eigenen Kopf nicht anwiedern zu lassen.


    Fazit: Bazell ist ein genialer bitterböser schwarzer Thriller gelungen, der aber sicher nicht jedermanns Sache ist. Mich hat er gefesselt. Es ist kein Gute-Laune-Buch für heitere Stunden, vielmehr pakt es den Leser an der dunkelsten Humorseite und lässt nicht mehr los. Ich habe hier ein "spitzen" Buch gelesen, dass für jeden Liebhaber des schwarzen Humors ein absolutes "must have" ist. Eine bessere (und damit Best-) Bewertung scheitert letztlich an der leichten Schwäche in der Erzählkontinuität (s.o.) und an der letzten Gewaltdarstellung, die in ihrer Art zwar nicht abwegig für die Geschichte war, die ich aber als sehr unrealistisch und vor allem unangenehm empfunden habe (und das hat was zu bedeuten). Aufgrund ihrer Stellung im Roman am Ende, lässt sie dadurch den Leser auch mit keinem überaus guten Gefühl aus der Geschichte aussteigen. Aber wie gesagt, bleibt es ein höchst lesenswertes Buch.

    Eine 14-jährige Schülerin verschwindet bei einer Klassenfahrt in einem kleinem Dorf. Was ist mit ihr passiert? Ist sie weggelaufen, entführt worden oder sogar tot? Wenn sie nicht fortgelaufen ist, muss es einen Verantwortlichen geben und davon gibt es genügend. Denn in dem Dorf haben sich gleich drei Pädophile niedergelassen. Doch wurden zur Zeit des Verschwindens auch drei baltische Autos gesehen. Gibt es vielleicht eine Verbindung zur internationalen Sexmafia? Doch um so länger der Fall dauert, um so undurchsichtiger wird er. Ein Skelett, ein verschwundener Ehemann und ein misteriöser Kerl abgetrenntem kleinen Finger. Was ist in dem kleinen schwedischen Ort nur wirklich passiert?


    In seinem Roman "Dunkelziffer" beschäftigt sich Dahl mit einer sehr dunklen Materie. Dem Kindesmissbrauch! Dabei schafft er es in einer beeindruckenden Weise, das Grauen des Missbrauchs aufzuzeigen, ohne dabei die Grenzen des guten Geschmacks zu überschreiten. Übermäßige Gewaltdarstellungen sind nicht vorhanden, so dass niemand sich aufgrund der Thematik vom Lesen abhalten lassen muss.


    Dahl hat einen spannenden Erzählstil, der Langeweile kaum aufkommen lässt. Die Sprache ist bildlich und lässt sich leicht lesen.


    Leider hat der Autor es verpasst, dem Leser gleich zu Anfang einen packenden Einstieg zu bieten. Nach einer kurzen Spannungperiode, die im Zusammenhang mit dem Verschwinden der Schülerin Emily entsteht, wird durch einen etwas langatmigen Teil ein "Nur-noch-eine-Seite-Gefühl" verhindert. Gleichwohl agiert die Geschichte sonst auf einem hohem Spannungsniveau.


    Man merkt dem Buch auch an, dass es Teil einer Reihe ist. Immer wieder werden Anspielungen auf frühere Geschehnisse gemacht, die einem das Gefühl geben, zwar nichts wichtiges verpasst zu haben, aber auch nicht wirklich in der Geschichte zu sein.


    Die Geschichte an sich ist vielschichtig und sehr verworren. Da die einzelnen Teile nach und nach verbunden werden, ist die letztendliche Vereinung aller Erzählstränge nicht überraschend und bietet kein sonderliches Aha-Erlebnis. Allerdings kann man der Geschichte auch nicht den Vorwurf machen, vorhersehbar zu sein, was bei Krimis/Thrillern ein erhebliches Manko darstellen würde.


    Fazit: Arne Dahl hat mit "Dunkelziffer" ein Buch geschaffen, dass lesenswert ist. Ich persönlich würde zwar jedem empfehlen zunächst die ersten Bücher der Reihe zu lesen, da man so besser in die Geschichte eintauchen kann, notwendig ist dies aber nicht. Mich konnte Dahl immer wieder in den Bann ziehen. Ein unbedingtes Lesemuss empfand ich aber nicht, da die Geschichte aufgrund der verschiedenen Erzählstränge immer wieder einen neuen Spannungsbogen schlägt. Ich fand die Geschichte leider teilweise etwas konstruiert. Zum Großteil überzeugt "Dunkelziffer" durch Realismus, ein Erzählstrang ist für mich aber so unrealistisch, dass er die Geschichte leider nach unten zieht. Dies und der langatmige Einstieg sorgen dafür, dass ich das Buch nicht besser als "gut" bewerten kann.

    Bei Kaltduscher geht es, wie der Untertitel schon sagt, um eine Männer-WG. Ziemlich verquere Typen, die eigentlich unterschiedlicher nicht sein könnten und doch irgendwie zusammenpassen.


    Natürlich ist das Buch vollkommen überdreht. Klischees werden bedient, absolut unglaubwürdige Geschichten zusammengezimmert. Aber wer bei einem solchen Buch Realismus pur erwartet, hat eine Enttäuschung auch verdient. Wie üblich im Comedy-Bereich wird die Wirklichkeit übertrieben und großteils ins Absurde verdreht.


    Das große Problem des Buches ist natürlich der Humor. Denn dieser ist halt bei jedem verschieden. Was der eine zum Schreien findet, ist dem anderen nichtmal einen Schmunzler wert. Ich persönlich musste nie laut auflachen (muss ich bei Büchern aber eh selten, hatte ich bisher nur bei einem), musste aber öfter schmunzeln und fand es insgesamt sehr unterhaltsam. Sehr witzig ist übrigens die Auflösung des Spannungsbogens im letzten Kapitel bzgl. einer Bewerbung an der Schauspielschule, die immer wieder thematisiert wird. Nicht zuletzt das hat bei mir zu einen positiven Abschluss des Buches geführt, so dass ich es schade fand, dass die Geschichte bereits vorbei war.


    "Kaltduscher" ist ein schönes unterhaltsames Buch, dass sich leicht runterlesen lässt. Es ist zwar kein permanenter Schenkelklopfer, aber doch durchweg lustig. Da es aber gegenüber anderen komischen Romanen doch etwas zurückhängt, ist eine bessere Bewertung als "gut" nicht möglich. Ich möchte aber deutlich machen, dass ich eine Fortsetzung in jedem Fall lesen würde.

    Anton Galba ist Leiter der örtlichen Kläranlage, ist verheiratet und hat Kinder. Klingt spießig! Wäre es auch, wenn er nicht eine Affäre mit einer jungen Angestellten hätte. Endgültig verabschiedet er sich aber aus dem Normalbürgerdasein, als der rassistische Mitrarbeiter Mathis versucht ihn damit zu erpressen. Diesen bringt er aus Versehen um. Damit hat sich sein Leben auf einen Schlag geändert. Er lässt die Leiche verschwinden und verwischt seine Spuren. Der zuständige Kommissar Weiß kommt ihm aber sofort auf die Schliche. Doch entgegen aller Erwartung verhaftet Weiß den Täter nicht. Er spannt ihn vielmehr für seine Zwecke ein. Denn Weiß will jemanden aus dem Weg haben. Den Neuen seiner Exfrau! Dafür bedient er sich Galbas oder vielmehr des Häckslers auf dem Gelände der Kläranlage, in dem schon die erste Leiche verschwand. Doch damit hat Weiß noch lange nicht genug, denn er spielt sich auf zum Polizisten, Staatanwalt, Richter und schließlich auch zum Henker. Wie soll Anton Galba das nur mit seinem Gewissen vereinbaren? Und vor allem, wie sollen sie damit nur durchkommen?




    Die Story verspricht einen spannenden, packenden Roman. Das Versprechen kann Christian Mähr aber nicht vollkommen halten,da er sich leider selbst immer wieder daran hindert.


    Problematisch ist der Sprachstil. Zunächst beginnt er mit einer sehr lebhaften Sprache, die sich stark am gesprochenen Wort orientiert. Doch tritt diese immer mehr in den Hintergrund und wird letztlich durch die übertriebene Verwendung der indirekten Rede überstrahlt. Zwar hebt Mähr somit durch die direkte Rede einige Passagen hervor, doch nimmt dieser Stil dem Text jede Lebendigkeit und lässt den Leser nicht in die Geschichte eintauchen.


    Ebenfalls sehr negativ aufgefallen ist der ausschweifende Erzählstil. Gerade damit zerstört der Autor jede aufkommende Spannung. Nicht oft konnte der Roman in mir das dringende Bedürfnis hervorrufen, die nächsten Seiten lesen zu müssen. Doch wenn dies einmal geschah, wechselte Mähr zu irgendeinem Randgeschehen und breitete dies in einer Weise aus, dass das Interesse an der eigentlichen Geschichte wieder erstarb.


    Ein wenig enttäuschend ist auch die Tatsache, dass das Buch absolut vorhersehbar ist. Man weiß direkt, welche "Überraschungen" der Autor als nächstes für den Leser bereithält. Ein wenig lächerlich mutet es daher an, wenn Mähr künstlich versucht Spannung aufzubauen, indem er über den Großteil des Buches die Identität einer Person geheim hält. Bereits nach wenigen Seiten ist dieses "Mysterium" durchschaut. Der Autor baut dies aber zur großen Überraschung aus, die er erst auf den letzten Seiten lüftet.


    Soweit das Buch immer wieder als intelligenter Roman gepriesen wird, wirkt es auf mich vielmehr wie ein Roman, der intelligent sein will. Es ist gerade zu auffällig, wie Mähr über Seiten hinweg Abhandlungen schreibt, die als philosophische Überlegungen der Hauptfigur daherkommen, aber letztlich die Geschichte nicht weiterbringen. Dadurch wird (wie bereits erwähnt) aufkommende Spannung zerstört und beim Leser ein "Nicht-schon-wieder"-Gefühl erzeugt.


    Letztlich wird der Roman aber durch die gute Geschichte teilweise gerettet. Ohne die pseudointellektuellen Abhandlungen hätte man über sonstigen kleinen Schwächen sicher hinwegsehen können. So wäre hier sicher ein gutes Buch herausgekommen. So ist leider ein hohes Potential nicht genutzt worden, so dass ich das Buch lediglich als "ganz ok" bewerte.